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Die Saison 1985/86-Wahnsinn bis zum letzten Spieltag

Die Saison 1985/86-Wahnsinn bis zum letzten Spieltag

In der Bundesligageschichte gibt es einige Spielzeiten, die in besonderer Erinnerung geblieben sind. Da wäre zum Beispiel die Fast-Meisterschaft der Schalker im Jahr 2001, als die Bayern in buchstäblich letzter Sekunde einen Freistoß verwandelten und sich den Titel holten. Legendär ist auch das 12:0 von Borussia Mönchengladbach gegen den BVB am 34. Spieltag der Saison 1977/78, wodurch der 1. FC Köln fast die Meisterschaft verlor. Doch die Saison 1985/86 hielt die Fans in Deutschland wochenlang in Atem. Am Ende sicherten sich die Bayern den Meistertitel aufgrund des besseren Torverhältnisses, auch weil Bremens Michael Kutzop am vorletzten Spieltag in der 89. Minute einen Elfmeter gegen die Münchener verschoss.

Eine aufgeheizte Atmosphäre und eine richtige Männerfeindschaft

Blickt man sich die damaligen Kader der Bayern und der Bremer an, gerät jeder Fußballromantiker in Schwärmen. Beim FCB spielten Größen wie Lothar Matthäus, Sören Lerby oder Klaus Augenthaler. Im Tor stand ein gewisser Jean-Marie Pfaff. Bei Werder waren Spieler wie Rudi Völler, Thomas Schaaf oder Manni Burgsmüller im Aufgebot. Trainiert wurden beide Teams von Udo Lattek und Otto Rehhagel, zwei absolute Meister ihres Fachs.

Uli Hoeneß hatte schon damals bei den Bayern das Sagen. In Bremen stand ein gewisser Willi Lemke, seines Zeichens SPD-Politiker, auf der Kommandobrücke.

Die 1980er-Jahre waren mehr als eine sportliche Rivalität zwischen zwei Vereinen. Es hatte sich irgendwann ein Klassenkampf entwickelt, den der Bremer Manager immer wieder befeuerte. Hier die reichen und arroganten Münchener aus dem CSU-geprägten Bayern und auf der anderen Seite die bescheidenen und hart arbeitenden Bremer.

Die Stimmung wurde noch aufgeheizter, als Klaus Augenthaler mit einem harten Foul Rudi Völler monatelang außer Gefecht setzte. Der Bayern-Kapitän bekam sogar Morddrohungen, auch weil Völlers WM-Teilnahme in Gefahr war.

Sportlich marschierten die Bremer vorne weg. Damals wurde noch mit der Zwei-Punkte-Regelung gespielt und die Bayern hatten lange Zeit Rückstände von vier oder fünf Punkten. Am 33. Spieltag kam es dann zum Showdown im Bremer Weserstadion. Die Hanseaten gingen in dieses Spiel mit zwei Punkten Vorsprung und bei einem Sieg hätte die Deutsche Meisterschaft für das Rehhagel-Team festgestanden. Bis kurz vor Schluss stand es 0:0. Dann wurde Rudi Völler, der sein Comeback gab, eingewechselt. Was danach folgte, ist Bundesligageschichte.

Kutzop und der Pfosten

Mit seiner ersten Ballberührung stürmt Rudi Völler in den Strafraum. Sören Lerby springt der Ball an die Hand und der Schiedsrichter pfeift zur Freude der Bremer Fans Elfmeter. Nach einiger Verzögerung tritt schließlich Michael Kutzop an. Doch der damals 31-Jährige knallt den Ball an den Pfosten. Kurz danach ist die Partie beendet und die Meisterschaftsentscheidung auf den letzten Spieltag vertagt.

Die Bremer hatten immer noch zwei Punkte Vorsprung und brauchten lediglich ein Unentschieden beim VfB Stuttgart. Die Münchener traten im Olympiastadion gegen Borussia Mönchengladbach an und mussten unbedingt gewinnen, um ihre Meisterschaftschancen zu erhalten. Das taten die Bayern auch souverän, in dem die Fohlen 6:0 besiegt wurden. Alles blickte nun gespannt nach Stuttgart, wo der VfB 2:0 in Führung lag. Werder gelang noch einmal der Anschlusstreffer, doch am Ende ging die Partie 1:2 verloren.

Was danach in München abging, beschreiben einige Zeitzeugen als die ausgelassenste Meisterfeier der Bayern aller Zeiten, an der auch der damalige bayerische Ministerpräsident Franz-Josef Strauß teilnahm.

Der Zweikampf zwischen den Münchenern und den Bremern sollte noch eine Weile weitergehen. Otto Rehhagel ärgerte den Kontrahenten aus dem Süden ein ums andere Mal und sicherte den Norddeutschen 1988 und 1993 die Deutsche Meisterschaft, bevor es ihn nach 14 Jahren in Bremen 1995 in die Isarstadt zog. Udo Lattek gewann 1987 mit den Bayern noch einmal den Meistertitel. Danach war er in verschiedenen Positionen tätig, unter anderem als sportlicher Leiter in Köln und als TV-Experte.

Uli Hoeneß und Willi Lembke wurden nie Freunde und der heutige Bayernpräsident gab einmal zu Protokoll, dass er jedem seiner Gegner verzeihen könnte, außer Willi Lembke. Irgendwann sprachen sich beide jedoch aus und pflegen heute ein normales Verhältnis und einen respektvollen Umgang miteinander.

Der Bundesliga ist es zu wünschen, dass solche dramatischen Meisterschaftsentscheidungen wiederkommen. Auch ein sportlicher Zweikampf tut der Liga immer wieder gut.

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