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Zwei Tage in Köpenick

Zwei Tage in Köpenick

In der vergangenen Woche weilte ich für zwei Tage in Köpenick. Von Mittwochmittag bis Freitagnachmittag. Vor allen Dingen war ich wegen des Union-Spiels gegen Kuopio in der Hauptstadt, aber auch, weil ich finde, dass Köpenick ein sehr schönes Fleckchen ist.

Dabei hatte ich vorgehabt, die zwei Tage in Berlin auch mit meiner Freundin zu verbringen. Sie war von ihrer Cousine, die in der Kaulsdorfer Straße wohnt, für sieben Tage eingeladen worden. Doch leider hatte sich meine Freundin an ihrem zweiten Urlaubstag eine Erkältung zugezogen und hat dementsprechend von Berlin überhaupt nichts gesehen, was schade ist, weil wir als Thüringer nicht oft die Gelegenheit haben, in der Hauptstadt zu sein.

Doch zum Glück für mich hat die Cousine einen Garten in der Verlängerten Hämmerlingstraße, wo ich übernachten konnte. So bin ich der Ansteckungsgefahr entgangen. Aber es hatte auch etwas, nur einen Steinwurf entfernt von der Alten Försterei entfernt nächtigen zu können.

Ein unvergessliches Stadionerlebnis

Natürlich hätte ich es schön gefunden, wenn das Europapokalspiel gegen den finnischen Vertreter in der Alten Försterei stattgefunden hätte, aber in diesem Fall hätte ich wohl keine Karte bekommen.

Ich war jedoch froh, dass von Köpenick aus eine S-Bahn direkt bis zum Olympiastadion fährt. Und auch zurück. Ohne, dass man spätabends noch irgendwo umsteigen muss.

Mit einem Union-Schal am linken Handgelenk machte ich mich schließlich 17.00 Uhr auf den Weg.

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Am Einlass hatte alles geklappt. Anschließend nahm ich das Mottoshirt in Empfang und streifte es mir über. Danach nahm ich meinen Platz im Block 12.1. ein. Die Zeit bis zum Anpfiff verging wie im Flug. Zwei Reihen vor mir saß ein etwa 60-jähriger Mann mit einem Union-Trikot und einem Union-Schal. Sicherlich war dieses Europapokalspiel für ihn ein besonderer Moment. Vor allen Dingen, wenn man die Union-Historie der letzten 45 Jahre betrachtet.

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Links neben mir hatte sich ein junges Pärchen hingesetzt, welches sich bis zum Spielbeginn mit ihren Handys beschäftigte und sich unterhielt. Dann betrat jedoch Christian Arbeit das Spielfeld, um die Mannschaftsaufstellung vorzulesen. Der Mann des Pärchens war auf einmal wie verwandelt. Für die folgenden 90 Minuten. Wie das ganze Stadion supportete er fast die komplette Spielzeit das Team. Mit Sprechchören, mitsingend und anfeuernd. Ich war begeistert und genoss jede Sekunde des Spiels. Rechts neben mir saß ein ca. 55-jähriger Außendienstmitarbeiter aus Kassel, der mir erzählte, dass er durch seinen Job zu Union gekommen sei und am heutigen Tag sich gleich nach der Arbeit auf den Weg zum Olympiastadion gemacht hätte. Wir verfolgten das Spiel sitzend, wie auch der etwa 60-jährige Union-Fan. Um uns herum war jedoch richtig Bambule.

Für die Union-Spieler muss es eine tolle Sache sein, für den 1. FCU zu spielen. Gerade beim Einlaufen zum Warmmachen habe ich mir das gedacht. Da stehen die Fans wirklich wie ein Mann hinter der Mannschaft.

Es gibt wirklich schöne Union-Sprechchöre und Hymnen. Na ja, mein Lieblingslied ist „Dem Morgengrauen entgegen“, welches nach der 80. Minute angestimmt wurde.

„Wir werden alles zerlegen, bis wir deutscher Meister sind“ ist dabei gar nicht einmal so unrealistisch. Es gab schon Jahre in der Bundesliga, da haben 63 oder 64 Punkte zur deutschen Meisterschaft gereicht. Klar, um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Bayern, und auch einige andere Teams ein schlechtes Jahr haben, aber Kaiserslautern (1998), der VfB Stuttgart (2007) und der VfL Wolfsburg (2009) haben es vorgemacht. Und 2017 oder 2018 hätte wohl keiner an der Alten Försterei gedacht, dass Union wenige Jahre später europäisch spielt.

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Bei solch einem geilen Erlebnis am vergangenen Donnerstag war es auch zu verschmerzen, dass bei der Organisation der Bierwagen etwas schiefgelaufen war. Das Bier wurde nämlich in der Halbzeit knapp. Ich gab irgendwann entnervt auf und war in der 50. Minute wieder an meinem Platz. Ohne Bier. Der Mann des Pärchens kam in der 55. Minute zurück. Der Außendienstmitarbeiter aus Kassel in der 60. Minute. Beide hatten jeweils ein Bier ergattern können. Doch wir drei verpassten die Pyro-Show am Anfang der zweiten Halbzeit.

Dafür hatte ich nach Spielende noch einmal einen großartigen Moment. Ich verließ in der 89. Minute meinen Block, um einer überfüllten S-Bahn zu entgehen.

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Auf dem Weg zur S-Bahnstation hörte ich die Fangesänge. Minutenlang, bis weit nach Abpfiff. Auch als ich an der S-Bahn stand. An diese Gesänge erinnere ich mich bis heute noch und sie werden lange in meinem Gedächtnis bleiben.

Wie auch zahlreiche schöne Erlebnisse in Köpenick. So hatte ich einige nette Begegnungen. Mit Adrian zum Beispiel, der in Alt-Köpenick wohnt und ebenfalls an dem Abend ins Olympiastadion wollte und froh war, dass er für das Gladbach-Spiel Karten bekommen hatte. Mit Adrian saß ich vor dem Brauhaus, der kleinsten Brauerei Deutschlands. In einem Döner in Alt-Köpenick traf ich auf zwei Fußballinteressierte, die zwar kaum Ahnung von Fußball hatten, aber sehr nett und sympathisch waren. Überhaupt bekam ich immer freundlich Auskunft, wenn ich mal nach dem Weg fragen musste oder wegen ÖPNV-Tickets etwas wissen wollte.

Ein Besuch in der Köpenicker Bierstube ist zudem auch immer wieder schön. Insider-Informationen, auch zu den Mieten in Berlin, erhielt ich ebenfalls von der Cousine meiner Freundin, mit der ich mich am Freitagvormittag über anderthalb Stunden in ihrem Garten unterhalten hatte.

Es war nicht mein letzter Besuch in Köpenick, obwohl ich vieles hier in Weimar und Jena auch habe. Hier sieht es zum Beispiel an vielen Orten genauso wie in der Bahnhofsstraße oder in Alt-Köpenick aus. Der Menschenschlag ist auch ähnlich. Aber in Weimar und Jena gibt es die bessere Currywurst. Das liegt an Fritz Mitte, die in Weimar und Jena drei Filialen haben und wo vor allen Dingen junge Leute und Studenten Schlange stehen. Fritz Mitte würde es locker in die Top10 der besten Currywurstbuden Berlins schaffen. Aber der Imbiss „Zur Currywurst“ in der Bahnhofstraße war auch gut. Kurz vor meiner Abreise genehmigte ich mir hier noch eine Currywurst. Und dann hörte ich es wieder. Ein Mann in einem Union-Shirt, der sich zwei Bockwürste und einen Kaffee bestellt hatte, sagte zu jedem in der Lokalität: „Eisern“.

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