Darum wird Hoffenheim die Überraschung der Bundesliga-Saison
Noch während dem abstiegsbedrohten letzten Bundesligajahr hat sich die TSG in der Führungsetage mit dem ehemaligen Grazer Andreas Schicker (Geschäftsführer Sport) neu aufgestellt. Dieser hat samt seinem Mitarbeiterstab und Trainer Christian Ilzer inklusiver aller Co-Trainer quasi seine „komplette“ Entourage aus Österreich mitgebracht. Denn unter ihrer Führung hat sich Sturm Graz wieder aufgebaut und dieses harmonisch funktionierende Team soll nun das Hoffenheimer Chaos beseitigen.
Der große Reset hat in der Sommerpause begonnen und die TSG will aus ihren Fehlern gelernt haben. Daher mussten viele verdiente TSG-Akteure ihren Hut nehmen und den Vereinen teils nach jahrelanger Treue verlassen, darunter Spieler wie Anton Stach, Joshua Quarshie oder Pavel Kadebarek. Spieler wie Grillitsch oder Geiger wurden kompromisslos aussortiert und sollen den Verein noch in diesem Transferfenster verlassen.
Mehr als die Hälfte der Startelf am ersten Spieltag beim 2:1-Auswärtssieg gegen Bayer Leverkusen wurde durch Neuzugänge gebildet, ein mehr als radikaler Umbruch, der ein positives Startzeichen setzte. Die neue TSG spielt in einem 4-4-2 mit zwei Zehnern in den Halbräumen und sucht schnell die Vertikale und damit das schnörkellose Spiel in die Spitze, was die Werkself direkt zu spüren bekam.
Leihgeschäfte fruchten
Die Offensive ist mit den beiden Zweitligarückkehrern Fisnik Asllani (23) und Mo Damar (21) spannend besetzt, nachdem sie zusammen mit 32 direkten Torbeteiligungen (Asllani - 18 Tore/ 2 Assists, Damar 9 Tore/3 Assists) die Elversberger fast in die erste Liga katapultiert haben. Die Leihe hat den beiden Youngsters sichtlich gut getan und so darf sich die TSG über einen neuen mitspielenden und abschlussstarken Goalgetter und einem hochveranlagten Zehner erfreuen, der sich mittelfristig in die Stammelf spielen wird.
Doch auch an der Defensive, die größte Baustelle der vergangenen Spielzeit wurde gearbeitet und diese daher neu besetzt. Im defensiven Mittelfeld wurde für die Sechs Leon Avdullahu (21) vom FC Basel verpflichtet, der dort schon als 19-jähriger Stamm spielte und sich im Schweizer Oberhaus kontinuierlich steigerte. Der Allrounder bringt die Opferbereitschaft und Aggressivität mit, die man gegen den Ball benötigt.
Der neue Abwehrchef ist Japaner und heißt Koki Machida (28) den die TSG aus Belgien von Union St. Gilloise für 4,5 Mio. Euro verpflichtete, jedoch bereits im ersten Saisonspiel schwer verletzte und nun lange ausfallen wird. Vladimir Coufal (33, RV, West Ham) und Bernardo (30, LV, Bochum) sollen auf den Außen mit ihrer Erfahrung für mehr Stabilität sorgen. Damit stellt Trainer Christian Ilzer die TSG-Abwehr um den einzigen verbliebenen Hoffenheimer Robin Hranac (25) komplett neu auf.
Starke Vorbereitung
Alle Testspiele, insgesamt waren es acht, wurden teils klar gewonnen. Darunter Erstligisten wie Werder und der FC Metz (8:0!!!), Zweitligisten wie Elversberg und auch unterklassige Gegner wie der FC Homburg. Im DFB-Pokal wurde der Drittligist Hansa Rostock mit einem 4:0-Kantersieg aus dem Wettbewerb geworfen und am ersten Bundesligaspieltag wurde der Vizemeister Leverkusen mit Toren von Asllani und Lemperle in der BayArena besiegt. Das Selbstbewusstsein ist also groß bei den Sinsheimern und der Verein zeigt eine ganz klare Struktur.
Roger Wittman von der Spieleragentur „Rogon“ hat bei den Transfers keine Entscheidungsmacht mehr und somit besteht in dieser Hinsicht auch kein Interessenskonflikt mehr. Denn Wittmann soll viele Spieler seiner Agentur versucht haben bei der TSG unterzubringen – doch hat er da mehr im Interesse seiner Firma gehandelt, oder das Wohl des Vereins berücksichtigt? Das Stadionverbot, ausgesprochen von Dietmar Hopp, könnte einem darauf die indirekte Antwort geben.