Der HSV ist endlich zurück
Nach sieben langen Jahren der Zweitklassigkeit ist der ehemalige Bundesliga-Dino wieder zurück im deutschen Oberhaus. Da die Norddeutschen auch längerfristig bleiben wollen, waren sie das erste Team der höchsten deutschen Spielklasse, welches mit der Vorbereitung startete.
Trainer Merlin Polzin (34) hat das Spielkonzept komplett geändert und setzt statt Ballbesitzfußball nun auf Kampf, Intensität, Verteidigung und ein blitzschnelles Umschaltspiel. Das zeigt nicht nur die taktische Flexibilität des Cheftrainers, sondern auch die Fähigkeit einzuschätzen, was es braucht um in der ersten Liga zu überleben.
Der Kader wurde für die 1. Bundesliga ordentlich umgekrempelt, was auch von Nöten war um den Klassenerhalt zu sichern. Zum einen wurde die Qualität erhöht und zum anderen die Erfahrung, indem die Hamburger einige erstligaerfahrene Spieler wie beispielsweise Yussuf Poulsen von RB Leipzig verpflichteten.
Altbewährtes über links
In einem neu angelegten 3-4-2-1 soll der ehemalige Sachse oder Supertalent Ransford Königsdörffer (23) den Sturmführer geben und mit seiner Schnelligkeit und Opferbereitschaft vorausgehen. Im defensiven Mittelfeld hat der HSV mit Nicolai Remberg (25, Holstein Kiel) und Nicolas Capaldo (26, RB Salzburg) zwei aggressive Zweikampfmaschinen installiert, die schlichtweg Bälle erobern sollen, oder per Kopf die lang geschlagenen Bälle verarbeiten sollen.
Über die linke Seite setzt Trainer Polzin weiterhin auf das eingespielte Personal aus der zweiten Liga. Miro Muheim (27) und davor als linke hängende Spitze auf Jean-Luc Dompé (30). Aus gutem Grund. Während Muheim in der Aufstiegssaison 13 Tore vorbereitete und ein Tor selbst erzielt, sorgte der Franzose mit 9 Toren und 14 Vorlagen dafür, dass die Hamburger wieder erstklassig sind.
Guter Auftakt in die Saison
Doch mit der neuen Spielidee tut sich das ganze Team noch etwas schwer, vor allem wenn es darum geht schnell und vertikal in die Spitze zu spielen. Der Ballbesitzfußball steckt noch in den Köpfen der Aufstiegstruppe, was sich auch in den Testspielen der Vorbereitung herauskristallisierte.
Diese gingen gegen alle Erstligisten verloren, vor allem das 0:4 gegen Olympique Lyon offenbarte die meisten Defizite. Zudem muss sich eine neue Team-Hierarchie bilden, da teils durch Abgänge (Schonlau, Selke und Reis) die Führungskräfte der Mannschaft verloren gingen.
Zum Glück konnte sich der Aufsteiger rechtzeitig rehabilitieren. Im DFB-Pokal gewann man gegen den Regionalligisten FK Pirmasens knapp nach Verlängerung mit 2:1. Glanzlos, aber eine Runde weiter. Im Bundesligaauftakt auswärts bei Borussia Mönchengladbach erkämpfte die Polzin-Truppe mit teils guten Phasen und einem Abseitstor ein respektables torloses Remis. Eine Leistung auf die aufgebaut werden kann.
1.FC Köln trotz Transfersperre zurück
Der Effzeh ist als Zweitligameister aufgestiegen und kehrt mit viel Euphorie zurück ins Bundesliga-Oberhaus und das trotz einer Transfersperre die ihnen in den letzten Jahren das Leben besonders schwer machte. Die Erwartungen der Kölner Fans sind trotzdem traditionell hoch, und diese könnten tatsächlich in Liga eins weiter genährt werden.
Lukas Kwasniok (44) ist der neue Trainer, welcher zum FC passt wie die Currywurst zum Kölsch. Der 44-jährige Deutsche sagt was er denkt und passt menschlich zur „kölsche“ Mentalität. Locker, lustig, direkt. Jedoch kann er gleichermaßen gut mit dem Druck der Medien und den Emotionen der Fans umgehen und weiß auch taktisch zu überzeugen, indem er seine Spielidee gerne an den Gegner anpasst, und das mit Erfolg.
Eigentlich stand für ihn ein Sabbatjahr an, doch Aufstiege kommen nicht so oft in der Karriere eines Trainers vor und so hat in die 1. Bundesliga so gereizt, dass dieses kurzerhand verschoben wurde. Das Ziel in Liga eins ist Konstanz, Stabilität und Sicherung des Klassenerhalts, nicht mehr nicht weniger.
Es gibt keine Stammspieler
Der Kader wurde ähnlich wie beim HSV ordentlich umgekrempelt, da die Transfersperre endlich vorbei ist und die Rheinländer den Kader wieder gezielt verstärken können. Die Grundformation wird auch ein 3-4-2-1 sein, nur dass es bei den Kölnern keine Stammspieler geben wird, da Trainer Kwasniok diese wie erwähnt an den Gegner anpassen wird.
Doch es gibt einige potentielle Schlüsselspieler die wir uns genauer anschauen wollen. Cenk Özkacar (24), Leihgabe vom FC Valencia, ist ein 1,90 Meter großer Innenverteidiger und 9-facher türkischer Nationalspieler. Der 24-jährige in Izmir geborene Türke ist ein kopfball- und zweikampfstarker Linksfuß der auch taktisch extrem intelligent agiert und auch am Ball Qualität mitbringt.
Ein neuer kreativer Mittelfeldmotor
Für das zentrale Mittelfeld verpflichtete der Effzeh für 5,5 Mio. Euro mit Isak Johannesson (22) einen wahren Mittelfeldmotor. Der 22-jährige Isländer erzielte letzte Saison für Erzrivale Fortuna Düsseldorf 11 Tore und sechs Vorlagen und bringt neben seiner Abschlussstärke auch eine unfassbare Energie mit. Der 35-fache Nationalspieler avancierte zum laufstärksten Akteur der letzten Zweitliga-Saison und kombiniert dies mit seiner Spielintelligenz, Kreativität und Passstärke.
Darüber hinaus besitzen die Domstädter mit Linksaußen Said El Mala ein Supertalent in ihren Reihen. Der gebürtige Krefelder kehrt nach seiner erfolgreichen Drittliga-Leihe von Viktoria Köln zurück in den Rhein-Energie-Park. 13 Tore und 5 Vorlagen konnte der damals 18-jährige für die Kölner beisteuern und avancierte für die deutsche U19-Nationalmannschaft zum Topscorer (4T/3V) der Europameisterschaft 2025.
Die Abwehr hat das Potenzial auch in der ersten Liga zu funktionieren mit den beiden Aufstiegshelden Joel Schmied (26) und Timo Hübers (29) in ihren Reihen. Es bleibt spannend ob Tom Krauss (Leihe Bochum) oder Özkacar sich neben die beiden in die Abwehr spielen können.
Mit Ragnar Ache (27) wurde ein Mittelstürmer vom 1. FC Kaiserlautern verpflichtet, der insgesamt 18 Tore in der letzten Saison erzielen konnte. Das ist den Kölnern natürlich nicht verborgen geblieben, so dass sie den gebürtigen Frankfurter für 4,5 Mio. Euro loseisen konnten. Ache bringt neben seiner beidfüßigen Abschlussstärke ein gleichermaßen starkes Kopfballspiel mit und könnte nach seiner Knieverletzung ein ebenfalls entscheidender Mann für Kwasniok werden.