In unserem Doppelartikel beleuchten wir die zwei Seiten unseres allseits geliebten Spiels. Wir schauen uns nachträglich die Eroberung der Frankfurter Fans des Camp Nou an und geben unsere Einschätzung zu der Zuschauersituation ab. Julian Nagelsmann und seine Veröffentlichung der Morddrohungen gegen ihn, skizzieren wir im anderen Artikel, der die hässliche Seite des Fußballs zeigt.
Es war einer dieser Tage, die man als Fussballfan nicht vergisst. Ein Flashback zum 19.03.1986. Nach dem Bayer Uerdingen im Hinspiel des Europapokals der Pokalsieger zu Hause gegen Dynamo Dresden 0:2 verloren hatte, lagen sie im Rückspiel mit 1:3 zur Halbzeit zurück. Ein Weiterkommen lag in weiter Ferne, doch Bayer drehte das Spiel zu einem 7:3 an dem Legenden wie Matthias Herget, Wolfgang und Friedhelm Funkel und Cheftrainer Feldkamp beteiligt waren. Ich war 13 Jahre alt und kann mich bis heute daran erinnern.
Nicht wenigen wird es später einmal genauso gehen, wenn sie an das glorreiche Spiel der SGE gestern beim FC Barcelona denken. 79.468 Zuschauer verwandelten das Stadion in einen Hexenkessel, nur zum Leidwesen des Gastgebers auf der falschen Seite. Es wurde von einer „Schande“ gesprochen und das sowas nie wieder passieren darf. Ich bin da vollkommen anderer Meinung. Ein europäischer Spitzenverein, wie es der FC Barcelona immer noch ist, muss sich Gedanken machen, wie sie nicht nur ihren Verein strukturieren wollen, sondern auch wieder „echte“ Fans in ihr Stadion bekommen. In einem Land, wo das Bruttoinlandsprodukt 2018 nur bei etwa 2/3 Drittel im Vergleich zu Deutschland liegt, darf man keine Tickets zum Preis von 59 Euro aufwärts anbieten und das bei einem normalen Ligaspiel, wie zum Beispiel gegen Vallecano. Das schreckt viele ab und ist auch einfach nicht bezahlbar.
Es gibt fast nur noch Eventfans und Touristen, die das Stadion einfach mal sehen wollen. Deshalb gibt es auch kaum Stimmung, da der Großteil der „Fans“ aus diesen und Möchte-Gern-Anhängern besteht. Deshalb werden so viele Karten auch frei für andere. Das geht sogar so weit, dass man vor Ort auf dem Schwarzmarkt Karten bekommen kann, bzw. die Berechtigung erwirbt, ins Stadion zu gelangen. Hat man sich auf einen Preis geeinigt, dann wird einem auf wundersame Art und Weise das Tor durch einen Ordner geöffnet, der vom Schwarzmarkthändler als Dankeschön noch einen geldgefüllten Handschlag bekommt. Zum ersten Mal habe ich dies selbst erlebt, als beruflich in Spanien war und beim Spiel des FC Barcelona gegen den FC Valencia 2003 unter Trainer Louis Van Gaal weilte. Solange solche Vereine so geführt werden, wie sie es werden, wird dies auch nichts ändern. Da helfen auch die angedrohten personalisierten Tickets nichts, wenn man mit Genehmigung der Ordner und des Personals ohne Karte ins Stadion gelangt.
Meine Schlussfolgerung zu der ganzen Thematik bedeutet:
Gebt den Leuten die Tickets, die sie wirklich haben wollen. Raus mit den unnötigen, überzähligen Sponsortickets der UEFA und FIFA Familie. Ein Großteil von denen verkauft die Karten zu horrenden Preisen auf dem Scharzmarkt. Wenn man selbst am Stadion in München zum CL-Endspiel 2012 zu gegen war, weiß man wovon man redet.
Es wäre doch toll, wenn das Stadion in einen aufregenden Hexenkessel verwandelt wird., von Menschen, die das Spiel sehen wollen? Das wäre ja mal etwas neues, oder? Wenn es dafür 30.000 Gästefans braucht, dann ist das eben so. Gerade Spanien und speziell Barcelona leben auch vom Tourismus und von diesem Geld. Zusätzlich sind es wundervolle Erlebnisse für viele Fussball Fans.
In diesem Sinne lasst uns gemeinsam im Kleinen und Großen daran arbeiten, das unser Sport wieder das wird, was er mal war.
Liebe, Leidenschaft und Faszination. Ohne Gewalt, Oligarchen und Menschen, die unseren Sport kaputt machen wollen.
Auf geht’s!!!