Der FC Bayern war in den letzten Jahren das Maß aller Dinge in der Bundesliga. Seit der Saison 2012/13 gab es neun deutsche Meisterschaften am Stück und es sieht ganz so aus, dass im Sommer 2022 der zehnte Titel folgt. (Foto: IMAGO / Werner Schulze)
Das wäre in den fünf europäischen Top-Ligen ein Novum, doch nicht im deutschen Fußball. Denn der BFC Dynamo Berlin wurde in den 1980er-Jahren zehnmal in Serie DDR-Meister. Von 1979 bis 1988.
Bekannte BFC-Spieler aus dieser Zeit sind zum Beispiel Andreas Thom und Thomas Doll, die nach der Wende in der Bundesliga Karriere machten.
Thomas Doll and Andreas Thom
— Юлиян Динев (@forever96juli) October 23, 2019
(BFC Dynamo Berlin),1986 87!@BFCDynamo pic.twitter.com/6nvAqBxQEL
Doch den Erfolgen der Berliner hing immer irgendwie ein Makel an, denn zum Teil gab es äußerst merkwürdige Schiedsrichterentscheidungen zu Gunsten des DDR-Seriensiegers. Allerdings muss man betonen, dass damals beim BFC Dynamo einige sehr gute Spieler aktiv waren und der Club eben das Maß aller Dinge in der DDR war.
Dafür war der BFC Dynamo allgemein sehr unbeliebt, wohl wegen der vielen Erfolge, aber auch, weil es das Herzensprojekt von Stasi-Chef Erich Mielke war.
Es gab auch eine Rivalität mit Schwarz-Gelben
Größte Widersacher des BFC Dynamo waren Carl Zeiss Jena, Lok Leipzig und Dynamo Dresden, das seinerseits Stars wie Matthias Sammer oder Ulf Kirsten aufbieten konnte. Gerade mit den Sachsen, deren Vereinsfarben schwarz und gelb sind, gab es eine erbitterte Rivalität, die häufig im nationalen Pokal ausgetragen wurde. So konnten die Dresdner unter anderem die Endspiele 1981,1984 und 1985 gegen die Berliner gewinnen.
Dynamo Dresden win the 1984 FDGB Pokal beating perennial foes, BFC Dynamo, 2-1 at Stadion der Weltjugend in East Berlin in front of 48,000 fans; Hans-Jurgen Dorner & Reinhard Hafner (pen) getting the goals for SGD, Rainer Troppa replying late for the Berliners. pic.twitter.com/kD1d5gWv8k
— Fussball Geekz (@philharrison192) August 3, 2021
In der Meisterschaft holte der heutige Zweitligist während der Meisterserie des BFC Dynamo fünf Vize-Titel und Dynamo Dresden war auch das Team, welches die zehn Meistertitel der Berliner einrahmte (DDR-Meister 1976, 1977, 1978, 1989, 1990).
Ähnlich verhält es sich ja gerade in der Bundesliga, da die letzten zwölf Meistertitel ausschließlich von den Bayern und dem BVB geholt wurden. Und die Dortmunder konnten ebenfalls im letzten Jahrzehnt dreimal den DFB-Pokal holen, sozusagen als Trostpflaster für verpasste Meisterschaften.
Schwaches Abschneiden des BFC Dynamo im Europapokal
Als Seriensieger der DDR-Oberliga hatte der BFC Dynamo jedes Jahr ein Ticket für den Europapokal der Landesmeister sicher. Doch im Meistercup gab es oft herbe Enttäuschungen. Die beiden Viertelfinalteilnahmen in den Spielzeiten 1979/80 und 1983/84 waren noch die beste Ausbeute. Dagegen schieden die Berliner gegen Mannschaften wie Banik Ostrava, Bröndby Kopenhagen oder Girondins Bordeaux früh aus.
Dafür ist das Duell gegen Werder Bremen aus dem Jahr 1988 legendär.
Virtuelles Sportmuseum
— Michael Wiemer (@MichaWiemer) September 9, 2021
Abteilung DDR-Oberliga trifft Bundesliga.
6. September 1988. Der BFC Dynamo gewinnt 3:0 gegen Werder Bremen im Europapokal der Landesmeister durch Tore von Doll, Thom und Pastor. Das Rückspiel erlebt mit dem 5:0 der Rehhagel-Elf das Wunder von der Weser. pic.twitter.com/jXgTdZ9drZ
Das Hinspiel konnte der BFC Dynamo 3:0 für sich entscheiden. Es war das fast sichere Weiterkommen, doch dann folgte eine der berühmten Flutlichtabende im Weserstadion. Rehhagels Bremer deklassierten den DDR-Meister 5:0 und zogen in die nächste Runde ein. Auch in der Saison 1982/83 hatten die Berliner gegen den Hamburger SV das Nachsehen (1:1 und 0:2).
Im Herbst 1989 fand dann schließlich gegen Monaco das letzte Europapokalspiel des BFC Dynamo statt.
Heutiger Regionalligist
Der Mauerfall und die politische Wende in der DDR 1989 bildete auch für die Berliner eine Zäsur. Strukturen und Gelder fielen weg und die besten Spieler gingen in den Westen. So wurde in der Saison 1990/91 die Qualifikation für die 1. oder 2. Bundesliga verpasst. Es folgte eine Odyssee durch die Niederungen des deutschen Fußballs, die bis heute andauert. Dafür darf der BFC Dynamo auf seinen Trikots einen Stern tragen, der für zehn gewonnene Meisterschaften steht. Die DFL hatte 2005 interveniert, denn normalerweise ständen den Berlinern für diese Titelanzahl drei Sterne zu.
Die Bayern haben hingegen schon längst fünf Sterne auf ihren Trikots. Diese stehen für 30 Meisterschaften. Doch zehn Titel in Serie wären etwas ganz Besonderes. Zum Vergleich, Borussia Dortmund hat in seiner über 110-jährigen Vereinsgeschichte acht Meistertitel geholt, der 1. FC Nürnberg neun und Schalke 04 sieben. Damit ist der BFC Dynamo in dieser Statistik der zweitbeste Verein.