Die letzte Saison hätte eine der erfolgreichsten Spielzeiten in der Geschichte von Inter Mailand werden können. Das Triple winkte und die Euphorie war groß bei den Tifosi der Nerazzurri. Doch am Ende folgte eine Demontage und Trainer Inzaghi nahm seinen Hut. Wie geht’s jetzt weiter beim italienischen Vizemeister? (Bild: IMAGO / Italy Photo Press)
Inter ist mit großen Ambitionen in die Saison 2024/25 gestartet. Wie in jeder der letzten Spielzeiten war es das Ziel, um jeden einzelnen möglichen Titel mitzuspielen. Lange Zeit sah es ganz gut aus für Inzaghis Team, und der Verein war voll auf Kurs. Bis Januar 2025 gab es nur zwei Niederlagen, was für eine Mannschaft, die so viele Spiele bestreiten muss, unglaublich ist.
Das neue Jahr begann mit der Supercoppa Italiana. Inter konnte sich gegen Atalanta durchsetzen, verlor aber leider das Halbfinale gegen den Erzfeind Milan. Damit war die erste Titelchance zu Nichte gemacht worden.
Inter ging die Luft aus
Spätestens Anfang April wurden Fans, Zuschauer und vor allem Fußballexperten auf einige Probleme aufmerksam, mit denen Inter zu kämpfen hat. Einige Probleme mit Verletzungen wurden immer größer.
Gleichzeitig wurden diese Spieler
gebraucht, da die Stammkräfte immer müder wurden. Sie
waren nicht mehr in der Lage, in jedem einzelnen Spiel auf höchstem
Niveau zu spielen und Inzaghi hatte es verpasst den restlichen Kader besser einzubinden, so dass die Spieler von der Bank meistens nicht gut spielten.
Aus diesem Grund waren in den Aprilwochen einige schwächere Leistungen und Ergebnisse zu verzeichnen. Trotz eines Sieges gegen Bayern München in der Champions League verlor das Team das Halbfinale gegen Milan in der Coppa Italia, und auch in der Serie A verlor Inter zwei wichtige Spiele. Letzteres führte dazu, dass man kurz vor Saisonende die Tabellenspitze an Napoli verlor.
Drei Siege in den letzten vier Spielen der Serie A reichten einfach nicht aus, um die Führung zurückzuerobern. Ein enttäuschendes Unentschieden gegen Lazio durch einen zweifelhaften Elfmeter kosteten den Verein den zweiten möglichen Titel in der abgelaufenen Saison.
Champions-League endet mit Debakel
In der Zwischenzeit hatte das Team in der Champions League die ganze Saison auf einem hohen Niveau abgeliefert. Vor allem die Siege gegen Bayern München im Viertelfinale und Barcelona im Halbfinale waren absolut beeindruckend und gleichzeitig auch etwas überraschend.
Die Konsequenz aus all diesen Siegen war das Erreichen des Champions-League-Finales. Nach der unverdienten Niederlage gegen Manchester City im Jahr 2023 erhielt der Verein eine weitere Chance, endlich den Henkelpott zu gewinnen. Leider erwies sich PSG in diesem Finale als ein zu mächtiger Gegner, der einfach mehrere Klassen überlegen war.
Es als enttäuschendes Saisonende zu bezeichnen, ist
eine Untertreibung. Inter's erfolgreicher Manager Simone Inzaghi
verließ den Verein mit sofortiger Wirkung und wechselte zu Al-Hilal.
Ein desaströses und frustrierendes Ende einer vielversprechenden
Saison und einer mehrjährigen Amtszeit.
Simone Inzaghi meets his Al Hilal squad, about a week or so after the UEFA Champions League final loss against PSG. pic.twitter.com/v0sCle6hSO
— EuroFoot (@eurofootcom) June 9, 2025
Inter kein Favorit bei der Klub-WM
In wenigen Tagen beginnt die FIFA Klub-Weltmeisterschaft in den USA. Ein Cup, bei dem Inter normalerweise zu den Favoriten auf den Sieg gehört hätte. In der Tat hat der Verein im Moment einige Probleme, mit Verletzungen, einer Notlösung als Cheftrainer und mit vielen demotivierten Spielern nach einem schmerzhaften Champions-League-Finale und einem schrecklichen Saisonende.
Der neue Cheftrainer sollte eigentlich Cesc Fabregas werden, doch Como-Präsident Mirwan Suwarso schob dem Ganzen einen Riegel vor und betonte das Fabregas fest in das Langzeitprojekt des Vereins eingeplant ist. Daher fiel die Wahl auf den ehemaligen Inter-Akteur und Parma-Coach Christian Chivu, nachdem auch Jose Mourinho Marotta absagte.
Chivu ein großes Experiment
Der mittlerweile 44-jährige Rumäne gewann mit der Primavera 2022 den Scudetto und konnte sich dort als Trainer auszeichnen. Parma rettete er vor dem Abstieg in die Serie B, wenngleich sein Punkteschnitt mit 1,23 nicht der Überzeugendste war, konnte er beachtliche Ergebnisse gegen die großen Klubs der Serie A holen. Mit einem Remis gegen Inter, Florenz, Lazio und Meister Neapel und knappen Siegen gegen die alte Dame und Atalanta demonstrierte Chivu, dass er Talent besitzt.
Marotta waren die Hände gebunden, die
Klub WM steht in weniger als zwei Wochen an und die meisten
Toptrainer sind schon von anderen Vereinen verpflichtet worden. Inter
muss also in der kommenden Saison experimentieren, denn Chivu ist auf
diesem Niveau noch sehr unerfahren.
Marotta betonte zwar, dass seine Wahl von Mut und Courage zeuge, jedoch bleibt Chivu am Ende eine Notlösung bzw. die dritte Wahl. Inters Chef bewies zwar in der Vergangenheit mit seiner Trainerwahl öfters ein gutes Händchen, aber dieses Mal ist es ein großes Experiment und wie diese enden können, haben die beiden Erzrivalen Juve und Milan in der abgelaufenen Saison zu Genüge demonstriert.
Inter have announced club legend Cristian Chivu as their new head coach.
— B/R Football (@brfootball) June 9, 2025
The Romanian won nine trophies as a player with the club ⚫🔵 pic.twitter.com/X8hFyEPaHu
Gruppenphase sollte überstanden werden
Das Erreichen der K.o.-Runde sollte dennoch möglich sein, da Inter auf Monterrey aus Mexiko, Urawa Red Diamonds aus Japan und River Plate aus Argentinien trifft. Die Nerazzurri bleiben der absolute Favorit auf den Sieg der Gruppe. Alles andere wäre eine Katastrophe, aber Inter gilt auch nicht als einer der Favoriten für den Gewinn der Klub-Weltmeisterschaft mit all diesen Baustellen.
Da sich das Team erst an die Spielphilosophie des neuen Cheftrainers gewöhnen muss, werden die Lombarden eher eine Wundertüte sein, und niemand weiß, wie sie nach dieser nervenaufreibenden Saison abschneiden werden und inwiefern sie sich von der demütigenden Niederlage gegen PSG mental erholt haben.
Können sich die Spieler in so kurzer
Zeit für einen neuen Wettbewerb motivieren? Werden sie den eher
unerfahrenen neuen Cheftrainer akzeptieren und ihm bedingungslos
folgen? Wird sich die Mannschaft genug erholen können, da die Klub
WM die Pause verkürzt.
Es sind viele Fragen die wir erst im Laufe beantwortet bekommen werden. Mein Gefühl sagt mir allerdings, dass die Nerazzurri in der kommenden Saison in allen Wettbewerben schlechter abschneiden werden als in der vergangenen Spielzeit.
Es würde mich stark überraschen, wenn dieser große Umbruch keinen Tribut fordern würde. Doch Marotta hat schon oftmals bewiesen, dass er der beste Manager der Liga ist und daher lassen wir uns gerne überraschen was der Maestro so aus seiner Trickkiste zaubert...