Titelverteidiger Bayer Leverkusen hat in dieser Saison erst ein einziges Mal in der Liga verloren. Daher fragt man sich, warum der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München vor dem Duell an der Tabellenspitze ganze acht Punkte beträgt? Wir gehen dem Ganzen in diesem Artikel für euch auf den Grund. (Bild: IMAGO / Noah Wedel)
Es mag pedantisch erscheinen, nach Schwächen in einer Mannschaft zu suchen, die seit 19 Ligaspielen ungeschlagen ist, aber das war der unerbittliche Standard, den Bayer Leverkusen unter Xabi Alonso in der Meistersaison 2023/24, in der man ungeschlagen den Titel gewann, setzte. Das jüngste 2:2-Unentschieden bei RB Leipzig - die einzige deutsche Mannschaft, die die Werkself seit mehr als 18 Monaten besiegt hat - hat eine Schwachstelle aufgezeigt.
Nach Toren von Patrik Schick und Aleix García in der ersten Halbzeit lag Leverkusen mit 2:0 in Führung und war auf dem besten Weg, die 3 Punkte zu holen, doch dann kassierte man wieder zwei Tore und konnte nicht mehr gewinnen - und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison.
Stärke der letzten Saison verschwunden
Es war bereits das sechste Mal in der Saison 2024/25, dass die Alonso-Elf in der Bundesliga keine Punkte mit nach Hause nehmen konnte. Die 2:3-Niederlage am 2. Spieltag zu Hause gegen Leipzig war die erste, es folgten ein 1:1-Unentschieden in München am 5. Spieltag, ein 2:2-Unentschieden zu Hause gegen Holstein Kiel am 6. Spieltag, ein 2:2-Unentschieden in Bremen am 8. und ein 1:1-Unentschieden in Bochum am 10. Spieltag.
Auch in der UEFA Champions League gab es bereits zwei Unentschieden. Ein 1:1-Unentschieden gegen Brest am 3. Spieltag und eine 1:2-Niederlage bei Atlético Madrid am 7. Spieltag bedeuten fünf verlorene Punkte aus den europäischen Spielbegegnungen.
Zum Vergleich: In der Saison 2023/24 gab es das überhaupt nicht. Vielleicht wurde dies durch Leverkusens Neigung zu späten Siegen in der letzten Saison überdeckt, als sie nach der 75. Minute insgesamt 22 Tore schossen (darunter fünf in der Nachspielzeit).
In dieser Saison haben sie in den letzten 15 Minuten nur fünf Tore erzielt - eine Zahl, die 11 andere Mannschaften in der Liga übertreffen. In der Tat hat der amtierende Meister in dieser Saison in den letzten 15 Minuten mehr Tore kassiert als Tore geschossen, nämlich acht Gegentore zu fünf erzielten.
Man kann also in diesem Punkt konstatieren, dass es wesentlich einfacher für die Werkself war kurz vor Schluss Spiele zu entscheiden, da der Gegner nicht mehr reagieren kann. Daher wurde dieses Defizit, Vorsprünge zu verwalten, letzte Saison etwas kaschiert.
🤩🔝 Xabi Alonso's Leverkusen are unbeaten in 27 Bundesliga away matches! 🔴⚫️ pic.twitter.com/biKjyMuG1y
— EuroFoot (@eurofootcom) February 12, 2025
Einfach nur Pech?
Der Treffer von Schick in der 96. Minute, der das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Köln nach einem 0:2-Rückstand noch in die Verlängerung brachte, zeigte, dass die Mannschaft immer noch in der Lage ist, spät Spiele zu drehen. Aber davon gab es in dieser Saison noch nicht genug. Da stellt sich die Frage: Hat sich in den letzten Monaten der Saison etwas Grundlegendes geändert, oder hatte Leverkusen einfach nur Pech?
Der Mangel an späten Toren hat sich nicht wesentlich auf die Gesamttorquote von Leverkusen ausgewirkt. Mit 49 Toren aus den ersten 21 Spielen haben die Leverkusener eine Quote von 2,3 Toren pro Spiel erreicht - nicht weit entfernt von der Quote von 2,6 Toren pro Spiel in der Saison 2023/24. Da auch die Anzahl der Schüsse pro Spiel mit 15,5 im Vergleich zu 18,1 in der letzten Saison sehr hoch ist, gibt es keinen offensichtlichen Grund, warum die Tore nicht mehr direkt am Ende der Begegnungen fallen.
Ist die Abwehr das eigentliche Problem?
Auch die anderen Eckdaten des Leverkusener Spiels sind bemerkenswert ähnlich geblieben: Der durchschnittliche Ballbesitz liegt in der laufenden Saison bei 55 Prozent gegenüber 58,4 Prozent in der letzten Spielzeit, und die Gesamtdistanz pro Spiel ist mit 118 km identisch. Bei den Sprints (244,4 zu 235,6) und den gewonnenen Zweikämpfen (52,9 zu 51 Prozent) hat der Double-Gewinner in dieser Saison sogar zugelegt.
Das einzige offensichtliche statistische Problem ist die Abwehr: Leverkusen kassiert in dieser Saison 1,3 Tore pro Spiel - fast doppelt so viele wie in der letzten Saison (0,7). Die Leverkusener haben in dieser Spielzeit bereits mehr Gegentore kassiert (27) als in der gesamten Meistersaison (24).
Alonso sollte sich daher überlegen, wie die Abwehr des Meisters gestärkt werden kann. Er wird die Nullnummer gegen Wolfsburg am vergangenen Wochenende als einen Schritt nach vorne gesehen haben, aber die mangelnde Torausbeute auf der anderen Seite wird erneut Anlass zur Sorge gegeben haben, da man beim 0:0 wieder zwei Punkte liegen ließ.
🚨 Bayer Leverkusen with Xabi Alonso:
— Xabi Alonso Out Of Context (@XabiAlonsoOoc) February 2, 2025
• 122 games
• 82 wins
• 26 draws
• 14 defeats
• 288 goals scored pic.twitter.com/8o1VrpW83a
Remis bei Angstgegner Leipzig als Mutmacher
Wenn man diese Schwäche behebt, gibt es viele Gründe zu glauben, dass Leverkusen das Zeug dazu hat, den Acht-Punkte-Rückstand auf die Bayern aufzuholen. Zurück zum Spiel in Leipzig: Die verlorenen Punkte waren zwar nicht gewollt, aber Bayer hat immerhin einen Punkt gegen die einzige Mannschaft geholt, die sie in den letzten 18 Monaten in der Bundesliga geschlagen hat - eine Serie von 55 Ligaspielen!
Seitdem sind sie in der Liga 19 Mal ungeschlagen - eine Form, die es unmöglich macht, sie aus dem Rennen um den Titel zu nehmen. Hinzu kommt noch der großartige Florian Wirtz, dessen kreative Fähigkeiten in dieser Saison mit neun Toren und neun Assists in seinen ersten 21 Einsätzen scheinbar neue Höhen erreicht haben.
„Es war eine Freude, so schöne Aktionen zu sehen“, sagte Alonso nach der jüngsten Glanzleistung des Spielmachers in Leipzig. „Er ist wirklich etwas ganz Besonderes.“
Schick in Topform
Und dann ist da noch Patrick Schick, der in der vergangenen Saison für einige denkwürdige späte Buden sorgte und jetzt am laufenden Band trifft. Seine 14 Tore in den letzten 11 Bundesligaspielen sind eine bemerkenswerte Ausbeute und besser als die jedes anderen Spielers - selbst die von Top-Torjäger Harry Kane.
Aber sind wir nicht ein bisschen zu streng mit Leverkusen, während wir die Bayern nicht für ihre unheimliche Steigerung loben? Nur drei Mannschaften haben nach 21 Spielen mehr Punkte auf dem Konto als die Mannschaft von Vincent Kompany (54). Eine davon war Bayer 04 in der letzten Saison (55).
Verglichen mit den Maßstäben, die sie in der letzten Saison gesetzt haben, sind sie weit abgeschlagen, während die Bayern nach der Enttäuschung der Saison 2023/24 einen Gang höher geschaltet haben. In der vergangenen Saison betrug der Rückstand zu diesem Zeitpunkt nur fünf Punkte, wobei die Bayern dreimal verloren hatten.
Mit Wirtz, Schick und einer stabileren Abwehr respektive der Fähigkeit Führungen zu verwalten, könnte Leverkusen die Bayern in einem spannenden Titelrennen noch abfangen. Jedoch muss die Partie am Samstag um 18:30 Uhr gegen den deutschen Rekordmeister unbedingt gewonnen werden.