Der AC Mailand war stolz darauf, vor der Saison 2024/25 das Projekt Milan Futuro ins Leben zu rufen, doch rund ein Jahr später ist das Projekt zu einem Symbol der Inkompetenz geworden und steigt in die Serie D ab. (Bild: IMAGO / IPA Sport)
Der Abstieg in die Serie D ein historisches Ereignis, denn zum ersten Mal im italienischen Fußball steigt eine zweite Mannschaft eines Erstligisten in die Amateurklasse ab. Vor sieben Jahren musste Milan die Schmach des Abstiegs seiner Primavera in die zweite Liga hinnehmen, aber diese Situation wurde sofort behoben und dank Ignazio Abate als Trainer sogar in die Top 4 Europas korrigiert.
Die Niederlage gegen SPAL und der damit verbundene Abstieg in die Serie D ist eine große Schande, das Zeugnis eines systematischen Scheiterns einer Initiative, die von Anfang an unter schlechten Vorzeichen stand. Um zu verstehen, was passiert ist, müssen wir ein Jahr zurückgehen, als Milans Futuro geboren wurde.
Die ersten Risse zeigen sich
Ursprünglich war das Projekt der zweiten Mannschaft Antonio D'Ottavio als Sportdirektor anvertraut worden, der sich aus dem operativen Geschäft an der Seite von Giorgio Furlani und Geoffrey Moncada hätte zurückziehen sollen, um sich zu 100 % Milan Futuro zu widmen.
Die Wahl des Trainers war bereits getroffen worden und fiel eigentlich auf Ignazio Abate, der mit der Primavera exzellente Arbeit geleistet hatte. Er führte die Mannschaft zweimal mindestens ins Halbfinale der UEFA Youth League, wo sie im ersten Jahr ausschied und im darauffolgenden Jahr im Finale gegen Olympiacos verlor.
Abates Profil war perfekt, denn er kannte die Talente der Primavera gut, die dann in die Futuro-Mannschaft aufsteigen würde, und die Spieler würden die Spielidee von Milans ehemaligen Rechtsverteidiger ohne große Adaptionszeit umsetzen.
Stattdessen wurden mit der Ankunft von Zlatan Ibrahimovic, der in das Projekt der Futuro eingriff, die Karten neu gemischt. Abate wurde entlassen, weil er sich schuldig gemacht hatte, Zlatans ältestem Sohn Maximilian nicht mehr Spielzeit in der Primavera zu gewähren. Nach Ignazios Entlassung folgte die seines Vaters Beniamino (der inzwischen Torwarttrainer der ersten Frauenmannschaft geworden war).
Complimenti anche al “progetto” messo in piedi da Zlatan Ibrahimović e dall’amico Jovan Kirovski
— Live Rossonera (@LiveRossonera) May 17, 2025
Milan Futuro lascia il professionismo e va in Serie D (meritatamente)
Una gestione sportiva ridicola e umiliante ad ogni livello
Rappresentate l’AC Milan, Vergognatevi. pic.twitter.com/5N2r4cxXby
Nach Abate folgt D'Ottavios Abgang
Neben der Trennung von Abate hatte Ibrahimovic eine Reihe von Auseinandersetzungen mit D'Ottavio über verschiedene Themen im Zusammenhang mit der Gründung und Verwaltung der Futuro. Diese Meinungsverschiedenheiten war der Beginn einer zunehmend schwierigen Beziehung zwischen den beiden.
D'Ottavio wurde anschließend auf eine reine Bürotätigkeit zurückgestuft. In dieser Zeit tauchte Jovan Kirovski auf, der Vertraute von Ibrahimovic aus seiner Zeit bei LA Galaxy, der mit der Leitung des Projekts Milan Futuro betraut wurde, jedoch keinerlei Erfahrung im italienischen Fußball besaß.
Es war Kirovski, der Ibrahimovic überzeugte. Während dessen Reise nach New York im November mit Furlani und Moncada drängte er Cardinale, D'Ottavio zu entlassen, was dieser dann auch tat. Damit wurde das Projekt in die Hände von jemandem gelegt, der in Bezug auf den Fußball ein absoluter Neuling war.
Missmanagement der Spieler
Zu Beginn der Saison saß Daniele Bonera auf der Bank, der zum ersten Mal als Cheftrainer fungierte. Aber auch hier war die Linie des Vereins zur Entwicklung der Spieler nicht klar. Spieler wie Torriani, Bartesaghi, Zeroli, Jimenez und Camarda wurden regelmäßig abgezogen, um beispielsweise die Bank der ersten Mannschaft zu füllen.
Liberali ist das Paradebeispiel für das Versagen: Der überaus talentierte Spielmacher fand keine feste Position und wurde zwischen der ersten Mannschaft, Milan Futuro und Primavera hin und her geschoben.
Dieses ständige Hin und Her führte dazu, dass der Spieler weder in der Futuro noch in der A-Mannschaft eine kontinuierliche Einsatzzeit fand und daher weder in der dritten noch der ersten Liga viel Spielzeit sammeln konnte.
Es gibt viele Beispiele von Spielern, die am Samstagabend in der ersten Mannschaft auf der Bank saßen und dann gezwungen waren, nachts zu einem 500 bis 600 km entfernten Spiel der Futuro zu reisen, wo sie dann noch müder ankamen. Das Ergebnis ist das, was man in der Tabelle sieht.
🚨 OFFICIAL: MILAN FUTURO WILL PLAY IN SERIE D (4th division) pic.twitter.com/bUK2PGkA7N
— Milan Posts (@MilanPosts) May 17, 2025
Trainerchaos in der Futuro
Dieser ständige Wirbelwind sorgte für Verwirrung innerhalb der Milan Futuro und für die Unmöglichkeit, die Toptalente für die Relegationsspiele zu nominieren. Camarda und Jimenez zum Beispiel konnten im entscheidenden Spiel gegen SPAL nicht eingesetzt werden, da sie zu viele Partien für die A-Mannschaft absolviert hatten.
Dann war da noch der Zeitpunkt des Trainerwechsels. Nachdem Bonera seine Grenzen aufgezeigt bekam, wandte sich der Verein zunächst an den italienischen U19-Trainer Bollini, dann an Guidi aus der Primavera und schließlich an Massimo Oddo, der noch das Beste aus dem hinterlassenen Chaos machte.
Die Kosten des Ganzen
Nun kommen wir zu dem anderen wunden Punkt, nämlich den Kosten, die Milan auf sich genommen hat, um auf dem Spielfeld nichts anderes als einen Abstieg zu erreichen. Die Gründung von Milan Futuro kostete 12 Millionen Euro, die sich nach dem Wintermercato auf über 15 Millionen Euro erhöhten.
Das ist ein Budget, das die meisten anderen Vereine der dritten Liga in den Schatten stellt und einigen Mannschaften sogar den Aufstieg aus der Serie B in die erste Liga ermöglicht hat. Offensichtlich war es verschwendetes Geld.
Wie bei der ersten Mannschaft werden auch hier Köpfe rollen müssen (Kirovski könnte gehen), und auch Milan Futuro wird mit einem Direktor, der weiß, wie der italienische Calcio funktioniert, neu beginnen müssen. Auch hier hat das amerikanische Managementmodell komplett versagt...