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Dominik

„Romas Gavi“ - Niccolò Pisilli im Porträt

Vor der Saison hätte wohl niemand damit gerechnet, dass sich aus einem hochkarätigen Mittelfeld, bestehend aus Spielern wie Manu Koné, Enzo Le Fée, Lorenzo Pellegrini und Co. ausgerechnet ein 19-jähriges Eigengewächs in den Vordergrund spielen würde. Doch Niccolò Pisilli schaffte es, in zwei der ersten vier Ligapartien für die Roma in der Startelf zu stehen. Warum also setzte Ex-Trainer Daniele De Rossi auf diesen Rohdiamanten? (Bild: IMAGO / sportphoto24)

„Römer“ - ein Leben lang

Niccolò Pisilli wurde nicht nur in Rom geboren, sondern durchlief seit seinem 8. Lebensjahr sämtliche Jugendabteilungen der AS Roma. Obwohl sein Vater eine enge Verbindung zu Juventus Turin hat, ist der 1,80 Meter große Mittelfeldspieler seit seiner Kindheit ein leidenschaftlicher Roma-Fan. Sein größter Traum: im orange-roten Trikot im Stadio Olimpico aufzulaufen und für seinen Herzensverein Punkte einfahren.

„Ich bin Roma-Fan, seit ich klein war, und in diesem Stadion mit diesem Trikot zu punkten, ist etwas, was ich mir nicht vorstellen kann. Etwas Verrücktes, Roma-Fans sind etwas Besonderes und das weiß jeder.“

Europa- und italienischer Meister

U17- und U19-Meister mit der Roma, U19-Europameister mit der italienischen Nationalmannschaft – die Titelsammlung eines 19-Jährigen könnte wahrlich schlechter aussehen. Seit der Saison 2021/22 absolvierte Niccolò Pisilli insgesamt 60 Spiele für die Primavera der Roma, in denen er beeindruckende 20 Tore und 10 Vorlagen beisteuerte und sich als einer der Führungsspieler etablierte. Seit diesem Jahr gehört der Mittelfeldspieler zudem zum Kader der italienischen U21-Nationalmannschaft, in der er regelmäßig Einsatzzeit erhält. Obwohl man denken könnte, Pisilli habe bis zu dieser Saison auf sein Profidebüt im orange-roten Trikot warten müssen, liegt dieses in Wahrheit schon etwas länger zurück.

Förderer José Mourinho

Neben seinen internationalen Erfolgen hinterlässt José Mourinho bei der AS Roma vor allem durch seine Talentförderung und die Integration junger Spieler aus der eigenen Jugend einen bleibenden Eindruck – so auch bei Niccolò Pisilli. Am 6. Mai 2023 war es für den damals 18-Jährigen soweit: In der Schlussminute des Spiels gegen Inter Mailand feierte er sein Profidebüt. Bis zur aktuellen Saison folgten lediglich zwei weitere Kurzeinsätze für die erste Mannschaft, bei einem davon erzielte er in der Europa League gegen Sheriff Tiraspol sein erstes Tor. Dennoch musste Pisilli immer wieder mit Verletzungen und seinem noch schmalen Körperbau kämpfen, was seinen Durchbruch bislang verzögerte.

Startelfdebüt gegen Juventus Turin

Nachdem Pisilli in den ersten beiden Saisonspielen gegen Cagliari und Empoli ohne Einsatz auf der Bank saß, kam sein Startelfdebüt gegen Juventus Turin doch überraschend. Der U21-Nationalspieler erhielt das Vertrauen von Trainer De Rossi – und überzeugte. Auch im darauffolgenden Spiel gegen Genoa stand Pisilli erneut in der Startaufstellung. In beiden Partien agierte er in De Rossis 3-5-2-System als einer der drei zentralen Mittelfeldspieler, meist in der offensivsten Rolle des Trios.

De Rossi in einer Pressekonferenz: „Ich kannte Pisilli nicht. Er hat mich beeindruckt. Ihn live zu sehen hat mich verblüfft, ich gebe zu, ich bin schuldig, ihn nicht gekannt zu haben.“

Box-to-Box-Mittelfeldspieler mit ausgeprägtem Torriecher

Niccolò Pisilli gilt als kompletter Mittelfeldspieler, der trotz seines jungen Alters über einen bemerkenswerten Fußball-IQ verfügt. Mit einer Scorerquote von 0,57 Torbeteiligungen pro 90 Minuten in der Primavera unterstreicht er nicht nur seine intelligente Spielweise, sondern auch seine Torgefahr. Technisch versiert löst er brenzlige Situationen hervorragend und hat im letzten Spielfelddrittel oft die entscheidende Idee, um Angriffe in Tore umzumünzen. Seine Offensivstärke geht dabei keineswegs auf Kosten der Defensive – auch hier überzeugt er mit solider Arbeit. Kein Wunder, dass der Box-to-Box-Mittelfeldspieler in Rom bereits als „neuer Gavi“ gehandelt wird.

Was bringt die Zukunft?

Dass Pisilli das Potenzial hat, ein fester Bestandteil der Roma zu werden, ist offensichtlich. Nicht umsonst lehnte Ex-Trainer De Rossi im Sommer alle Leihangebote für den Youngster ab. Dennoch zeigt der talentierte Rechtsfuß noch Schwächen – vor allem in seiner physischen Verfassung und der manchmal zu langen Entscheidungsfindung. Zudem bleibt zu hoffen, dass er verletzungsfrei bleibt. Arbeitet er jedoch an diesen Bereichen und bleibt gesund, bin ich überzeugt, dass Niccolò Pisilli schon bald nicht mehr aus dem Mittelfeld der „Giallorossi“ wegzudenken sein wird.

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Dominik

FC Torino – zurück auf die internationale Bühne?

Die glorreichen Tage des „Il Toro“ liegen weit zurück: Die letzte Meisterschaft gewann der Verein 1976, den Pokal 1993. Seither sind die großen Erfolge ausgeblieben, ein neuer Titel scheint in weiter Ferne. Ein erster Schritt könnte aber schon in dieser Saison gemacht werden. (Bild: IMAGO / Nicolo Campo)

Niemandsland

Die letzten Jahre als Torino-Fan waren ein ständiges Auf und Ab. Nach der Europa-League-Qualifikation dank eines starken siebten Platzes in der Saison 2018/19 folgten zwei Spielzeiten im Abstiegskampf. In den vergangenen drei Jahren hingegen fand sich der Klub im grauen Mittelfeld der Tabelle wieder – ohne Aussicht auf Europa, aber auch fernab akuter Abstiegsgefahr. Abseits des Platzes sorgten häufige Trainerwechsel und immer wiederkehrende Turbulenzen um Vereinspräsident Urbano Cairo für zusätzliche Unruhe. Während die Fans der „Granata“ weiterhin den Rücktritt des umstrittenen Geschäftsmannes fordern, werden Neo-Trainer Vanoli und sein Team nach dem starken Saisonstart begeistert gefeiert - und machen Hoffnung auf mehr.

Königstransfer Vanoli

52 Jahre alt, gelernt von Antonio Conte – richtig, beim Königstransfer vom FC Torino handelt es sich um keinen Spieler, sondern um den Cheftrainer. Stolze 800.000 Euro investierte Präsident Urbano Cairo, um den ehemaligen Coach des Aufsteigers FC Venezia zu verpflichten. Auf den ersten Blick ähnelt der in Varese geborene Italiener seinem Vorgänger Ivan Juric: Beide setzen auf die gleiche Grundformation, ein 3-5-2, beide sind für ihre leidenschaftliche Coaching-Philosophie bekannt – und nicht zuletzt teilen sie sogar eine ähnliche Frisur. Doch taktisch geht Vanoli andere Wege. Während es unter Juric in erster Linie darum ging, das eigene Tor sauber zu halten, verfolgt Vanoli eine deutlich offensivere Philosophie. Er setzt auf eine proaktive Spielweise und will den Gegner so weit wie möglich in dessen Hälfte drücken. Vanoli strebt danach, mit seiner Mannschaft konstant Druck aufzubauen und offensiv Akzente zu setzen – kein Zufall, dass sein Team bei Venezia in der vergangenen Saison die beste Offensive der Serie B stellte.

Ehemaliger Torino-Stürmer Nicola Amoruso über Vanoli: „Aber Vanolis Geheimnis ist tatsächlich das, was alle guten Trainer gemeinsam haben: die Fähigkeit, aus vielen Inspirationsquellen zu schöpfen. Und jetzt schafft er seine eigene Identität.“

Fulminanter Saisonstart

Die Philosophie des neuen Trainers scheint aufzugehen – zumindest in den ersten Spielen. Unabhängig davon, ob es gegen vermeintlich schwächere Teams wie den FC Venezia oder Top-Klubs wie AC Milan und Atalanta Bergamo ging, präsentierte sich Torino stark. Aus den ersten drei Spielen holten die „Granata“ beeindruckende sieben Punkte und stehen punktgleich mit Inter und Juventus Turin an der Tabellenspitze. Mit durchschnittlich 1,7 Toren und 5,3 Torschüssen pro Spiel gehört Torino in dieser Saison zu den offensivstärksten Teams der Serie A – ein deutlicher Kontrast zur letzten Saison. Vanoli verbessert aber nicht nur die Mannschaftsleistung, sondern schafft es auch, einzelne Spieler gezielt zu fördern und auf das nächste Level zu heben.

Plötzlich Leistungsträger in der Squadra Azzurra

Zwei erfolgreiche Nations-League-Spiele hat die italienische Nationalmannschaft in der ersten Länderspielpause der noch jungen Saison absolviert. Mit Siegen gegen Frankreich und Israel grüßt die Squadra Azzurra von der Tabellenspitze - mittendrin statt nur dabei: Torino-Mittelfeldspieler Samuele Ricci. Erstmals stellte Nationaltrainer Spalletti den 23-Jährigen in beiden Spielen direkt in die Startelf. Während Ricci in der Nationalmannschaft als defensiver Mittelfeldregisseur vor der Abwehr agierte, nimmt er bei Torino in dieser Saison eine etwas offensivere Rolle auf einer der beiden Achterpositionen ein. Er gilt als sehr spielintelligent und verfügt über ein ausgezeichnetes Spielverständnis. Seine präzisen Pässe und seine progressive Ballführung zählen ebenfalls zu den Stärken des Rechtsfußes.

Spalletti auf der Pressekonferenz nach dem Sieg über Frankreich: „Bei Torino spielt er weiter vorne, aber er hat die Leitung der Mannschaft übernommen und vor der Abwehr eine wichtige Leistung gezeigt. Wenn er so weitermacht, kann er in dieser Rolle einer der weltbesten Spieler sein.“

Torwächter und Torgarant

Sowohl Vanja Milinkovic-Savic als auch der neue Kapitän Duvan Zapata sind unverzichtbare Säulen im System von Paolo Vanoli. Der serbische Torwart beeindruckt mit einem Wert von 3,1 verhinderten Toren, was ihm den zweiten Platz unter allen Torhütern der fünf großen europäischen Ligen sichert. Seine herausragende Leistung ist entscheidend für die Stabilität der Abwehr, da er immer wieder Großchancen des Gegners vereitelt und somit ein sicherer Rückhalt ist.

Auf der anderen Seite steht Duvan Zapata, der mit einem Expected Goals-Wert von 2,2 Toren in dieser Saison den zweiten Platz in der Serie A einnimmt. Seine Fähigkeit, sich in aussichtsreiche Positionen zu bringen und Chancen zu kreieren, macht ihn zu einem Schlüsselspieler im Angriff. Zapata sorgt nicht nur für Tore, sondern auch für die nötige Präsenz im Strafraum, um die gegnerischen Abwehrreihen unter Druck zu setzen.

Zusammen bilden Milinkovic-Savic und Zapata das Rückgrat sowohl der defensiven als auch der offensiven Strategie von Vanoli, indem sie auf beiden Seiten des Spielfelds maßgeblich zum Erfolg des Teams beitragen.

Wohin geht die Reise?

Wenn der FC Turin diese Form beibehält, die Gegner aus der unteren Tabellenhälfte schlägt und immer wieder Nadelstiche gegen die „Großen“ setzt, ist ein Platz im internationalen Geschäft am Ende der Saison durchaus möglich. Ein zusätzlicher Vorteil ist, dass der Klub nicht mit der Doppelbelastung von internationalen Wettbewerben konfrontiert ist und sich somit voll und ganz auf die Liga konzentrieren kann. Zwar besteht immer die Gefahr, nach einer erfolgreichen Saison die besten, oft jüngeren Spieler zu verlieren, doch dieses Risiko ist bei den „Granata“ aufgrund des Altersdurchschnitts von 26,29 Jahren, der sie zu einem der ältesten Teams der Serie A macht, eher begrenzt.

„Il Toro“ scheint also auf einem vielversprechenden Weg zu sein und könnte in Zukunft durchaus wieder um die vorderen Plätze mitspielen.

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Dominik

Moussa Yeo – Der neue Stern am Salzburger Himmel?

Ob im zentralen Mittelfeld, auf den Flügeln oder als Falsche Neun – Moussa Kounfolo Yeo ist zweifellos die positive Überraschung im Profikader der Roten Bullen in dieser Saison. (Bild: IMAGO / FC Red Bull Salzburg)

Der Salzburger Weg

Wie viele aktuelle Talente des FC Red Bull Salzburg kam Yeo direkt aus Mali vom FC Guidars. Der Verein, der vielleicht nicht jedem ein Begriff ist, gilt als Talentschmiede, aus der sich Salzburg gerne verstärkt. Auch die beiden Spieler Dorgeles Nene und Daouda Guindo wechselten vom westafrikanischen Klub nach Salzburg.

Der im August 2022 gewechselte, damals 18-jährige Offensivspieler sammelte nach seinem Transfer wie in Salzburg üblich zunächst Spielpraxis beim Kooperationsverein dem FC Liefering. In zwei Jahren in der zweiten österreichischen Liga und in der UEFA Youth League zeigte der Malier zwar immer wieder sein Talent, dass er aber schon in dieser Saison eine so wichtige Rolle im Profikader der „Bullen“ spielen würde, damit hatte wohl niemand gerechnet.

Förderer Pepijn Lijnders

Auch in diesem Sommer gab es wie fast jedes Jahr einen Umbruch beim FC Red Bull Salzburg. Ex-Liverpool-Co-Trainer Pep Lijnders übernahm das Traineramt, während Leistungsträger wie Pavlovic und Sucic den Verein verließen. Gleichzeitig wurden mit Rekordeinkäufen wie Bobby Clark und Stefan Bajcetic, die Lijnders bereits aus seiner Zeit bei den „Reds“ kannte, neue Talente ins Team geholt.

Unter den alteingespielten Spielern und den Neuzugängen konnten sich in der Saisonvorbereitung aber auch junge Talente vom FC Liefering auszeichnen, darunter Moussa Kounfolo Yeo. Beim Kooperationsverein meist im zentralen Mittelfeld eingesetzt, testete ihn der niederländische Coach auf dem linken Flügel. Prompt wusste der 1,73m große Rechtsfuß zu überzeugen und sollte wenig später sogar des Öfteren in der Startelf des Vizemeisters aufscheinen.

Lijnders: „Das ist das, was ich an Salzburg am meisten mag: Das Talent, die Kraft der Jugend. Er (Yeo, Anm. d. Red.) kommt in der Vorsaison aus Liefering, und ich denke mir: Ok, er kann ein paar wirklich coole Sachen mit dem Ball machen, und er kann auch verteidigen."

Dribbelmonster

In den ersten drei Pflichtspielen der Saison 2024/25 noch mit wenigen Einsatzminuten von der Bank kommend, stand Yeo in fünf der nächsten sechs Partien in der Startelf. Dabei wechselte er zwischen dem linken Flügel und der Rolle als falsche Neun im Mittelsturm, was seine Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit unterstreicht.

Seine größte Stärke liegt im Dribbling: Mit 18 erfolgreichen Dribblings führt er die Ligastatistik an und setzt in dieser Kategorie Maßstäbe. Sein tiefer Körperschwerpunkt verleiht ihm eine außergewöhnliche Ballkontrolle, vor allem in engen Situationen, in denen er seine Gegenspieler regelmäßig ausmanövriert.

Trotz seines jungen Alters beeindruckt Yeo mit einem bemerkenswerten Spielverständnis. Er trifft kluge Entscheidungen und zeigt ein feines Gespür dafür, wann er das Tempo anziehen oder drosseln muss, um den Spielfluss zu kontrollieren.

Dass Yeo nicht nur durch seine Eleganz am Ball beeindruckt, sondern auch durch seine Effektivität, belegt folgende Statistik: Neun Spiele, drei Tore und vier Assists in der Bundesliga und der Champions-League-Qualifikation bedeuten 1,38 Scorer pro 90 Minuten, was hinter Oscar Gloukh den Bundesliga Bestwert entspricht.

Wohin führt die Zukunft?

Sollte der 20-jährige Rechtsfuß seine beeindruckenden Leistungen fortsetzen, wird es für den FC Red Bull Salzburg eine große Herausforderung, diese Offensivwaffe langfristig zu halten. Viele Experten ziehen bereits Vergleiche zwischen Yeo und einem jungen Sadio Mané, die Verbindung zu Liverpool ist ja bekanntlich bestehend – die Tür dorthin könnte also schneller aufgehen, als es den Salzburgern lieb ist.

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Dominik

SK Rapid – Das Ende einer Durststrecke?

Nach 16 titellosen Spielzeiten in der österreichischen Bundesliga und im österreichischen Cup strebt der Wiener Rekordmeister in dieser Saison mit attraktiver Spielweise, kluger Kaderplanung und taktischen Neuerungen den lang ersehnten großen Erfolg an. (Bild: IMAGO / GlobalImagens)

2 Finalniederlagen & Niemandsland in der Liga

Selten war die Titelchance für die Mannschaft aus Hütteldorf im letzten Jahrzehnt so greifbar wie in den vergangenen beiden Jahren. In den Spielzeiten 2022/23 und 2023/24 erreichte man jeweils das Endspiel des österreichischen Cups, unterlag jedoch zweimal knapp dem amtierenden Meister Sturm Graz und ließ die Gelegenheiten ungenutzt verstreichen.

In der Liga hingegen dümpelte man im Mittelfeld. Zwar konnte sich der Verein in den letzten Jahren immer für das internationale Geschäft qualifizieren, doch ein fünfter und zwei vierte Plätze sind für den österreichischen Rekordmeister deutlich zu wenig.

Rückkehr der Legenden

17.12.2022 - Eine der größten Rapid-Legenden, kehrt an die Spitze des Vereins zurück und übernimmt die Funktion des Geschäftsführers bei den Grün-Weißen.

Steffen Hofmann, der 540 Spiele für die Wiener absolvierte und sich Rekordspieler des Vereins nennen darf, war nach seiner Karriere bereits als Talentmanager, Trainer der zweiten Mannschaft, Sportkoordinator und Co-Trainer für den Verein tätig und übernimmt nun diese verantwortungsvolle Aufgabe.

Zu einer seiner ersten Amtshandlungen gehört die Rückkehr eines altbekannten Gesichtes in den Verein: Markus Katzer, der selbst über 250 Spiele in Grün-Weiß bestritten hat, übernimmt ab Januar 2023 die Position des Geschäftsführers Sport. Der mittlerweile 44-jährige war zuvor in der zweiten österreichischen Liga bei der First Vienna unter Vertrag und verzeichnete dort ausgezeichnete Arbeit beim ältesten Fußballverein Österreichs.

Jetzt tragen die beiden, die 2007/08 beim letzten Meistertitel von Rapid noch selbst auf dem Platz standen, die sportliche Verantwortung. Mit ihrer Erfahrung und ihrer tiefen Verbundenheit zum Verein sollen sie die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen und den sportlichen Erfolg zurück nach Hütteldorf bringen.

Neuausrichtung

Saison 2023/24 – 14 Runden sind gespielt, und nach einer enttäuschenden Niederlage in Hartberg steht Rapid nur auf Platz 8 in der Tabelle. Die Konsequenz: Zoran Barisic muss seinen Posten als Rapid-Coach räumen.

Sein Nachfolger passt auf den ersten Blick nicht ins typische Schema der Grün-Weißen: Er hat keine Rapid-Vergangenheit, ist kein Österreicher und kommt aus dem RB-Kosmos.

Robert Klauß wird trotz des Unmuts der Fans als Cheftrainer bei den Hütteldorfern vorgestellt.

Die erste Saison unter dem zuvor in Nürnberg tätigen Trainer verlief allerdings alles andere als perfekt. Erst am letzten Spieltag des Grunddurchgangs gelang knapp die Qualifikation für die Meistergruppe, was die Chancen auf die Teilnahme an internationalen Wettbewerben erheblich verbesserte. Die Mannschaft nutzte diese Gelegenheit und beendete die Saison 2023/24 auf dem vierten Tabellenplatz, der zur Qualifikation für die Europa League berechtigte.

Trotz teilweise schwankender Leistungen waren nach der Verpflichtung von Robert Klauß deutliche Verbesserungen zu erkennen. Unter seiner Leitung stieg die Punktzahl pro Spiel von zuvor 1,29 unter Trainer Barisic auf 1,71. Zudem konnte die Defensive spürbar stabilisiert werden. Taktisch hielt man weiterhin am 4-2-3-1-System fest, da der deutsche Coach keine tiefgreifenden Veränderungen mitten in der Saison vornehmen wollte. Der Fokus lag auf der Stabilisierung der Mannschaft.

Auf in eine neue Ära

Nach den Abgängen von unter anderem Marco Grüll, Leo Querfeld und Fally Mayulu stand Rapid diesen Sommer vor der Herausforderung, wichtige Lücken zu füllen. In den ersten Wochen nach Saisonbeginn haben die Neuzugänge bereits vielversprechende Eindrücke hinterlassen und machen Lust auf mehr.

Mamadou Sangare: Der Malier überzeugte in der vergangenen Saison beim TSV Hartberg, wohin er von RB Salzburg verliehen wurde, als Stammspieler und konnte erstmals in der Liga sein Potenzial zeigen. In diesem Sommer dann der Schritt nach Wien, wo er sich bereits nach wenigen Wochen als Königstransfer etabliert hat. In der laufenden Saison hat er sich hervorragend mit Lukas Grgic auf der Doppel-Sechs eingespielt und kaum Minuten verpasst. Mit durchschnittlich 3,3 erfolgreichen Ballabnahmen und 2,7 abgefangenen Pässen pro Spiel zählt er in diesen Kategorien zu den besten der Liga und zeigt seine starke defensive Präsenz.

Serge-Philippe Raux-Yao: Der 1,97 Meter große Innenverteidiger, der ablösefrei aus Frankreich kam, etablierte sich sofort als Stammspieler bei den Hütteldorfern. Neben seiner beeindruckenden defensiven Präsenz überzeugt er auch durch präzises und sicheres Passspiel. Mit einer Passgenauigkeit von 91 % belegt er unter allen Verteidigern in der Liga den siebten Platz.

Dion Beljo: Der 22-jährige Stürmer, der mit großen Vorschusslorbeeren aus der deutschen Bundesliga kam, konnte bisher nicht alle Erwartungen erfüllen. Zwar verzeichnet er mit 3,3 erwarteten Toren in vier Ligaspielen den höchsten Wert in dieser Statistik, doch in der Bundesliga hat er bislang „erst“ zweimal getroffen. Zusammen mit seinen 2,4 Torschüssen pro 90 Minuten zeigt dies jedoch, dass er regelmäßig zu guten Chancen kommt. Wenn es ihm gelingt, sein Visier besser einzustellen, können sich die Rapid-Anhänger auf eine Reihe von Toren des Kroaten freuen.

Mit Louis Schaub und Bendeguz Bolla hat man sich zusätzlich prominent verstärkt. Der 24-jährige ungarische EM-Teilnehmer Bolla konnte sich sofort als Stamm-Rechtsverteidiger etablieren, während Louis Schaub nach einer Verletzung noch um seinen Stammplatz kämpfen muss.

Taktische Umstellung

Nachdem Robert Klauß im Vorjahr noch auf ein 4-2-3-1 setzte, um zu viele Veränderungen zu vermeiden, hat er die taktische Grundformation in der Sommervorbereitung auf ein 4-2-2-2 umgestellt. Das Ziel: eine offensiv attraktive Spielweise, hohe Ballgewinne und Dominanz auf dem Platz.

Dass diese Strategie aufgeht, zeigen die Statistiken der laufenden Saison deutlich:

  • Durchschnittlich 66,5% Ballbesitz = Ligabestwert

  • 15 Großchancen herausgespielt = Ligabestwert

  • 8,9 erwartete Tore = Ligabestwert

  • 149 Ballberührungen im gegnerischen Strafraum = Ligabestwert

Dass nicht alles Gold ist, was glänzt, zeigt die Chancenauswertung: Aus den 8,9 erwarteten Toren wurden lediglich 4 Tore erzielt, und mit 12 vergebenen Großchancen führt man diese Negativstatistik in der Liga deutlich an.

Ausrufezeichen in Europa

Nun Butter bei den Fischen, wo steht der SK Rapid momentan?

Die Hütteldorfer legten einen fulminanten Saisonstart hin und blieben in den ersten acht Spielen wettbewerbsübergreifend ungeschlagen. Besonders die Siege gegen Trabzonspor und den amtierenden Meister Sturm Graz erregten Aufmerksamkeit. In der Bundesliga fast makellos und international voll auf Europa-League-Kurs.

Doch dann folgte eine Woche, die die Grün-Weißen auf den Boden der Tatsachen zurückholte: Zunächst kassierte man im Europa-League-Playoff die erste Saisonniederlage gegen den portugiesischen Vertreter SC Braga, gefolgt von einer 3:0-Klatsche gegen den letztjährigen Aufsteiger Blau-Weiß Linz.

Bereit für einen Titel?

Der SK Rapid präsentiert sich in dieser Saison dank guter Kaderplanung und einer neuen Spielidee deutlich stärker als in den vergangenen Jahren. Dennoch befindet sich die Mannschaft aus Hütteldorf noch am Anfang ihrer Entwicklung. Ob der vergleichsweise dünne Kader der dreifachen Belastung standhalten und tatsächlich um Titel mitspielen kann, wird sich erst in den kommenden Wochen und Monaten zeigen.

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