Vor knapp zehn Jahren begeisterte die spanische Nationalmannschaft mit ihrem damals einzigartigen "Tiki-Taka"-Fußball. Durch gekonntes und oftmals direktes Kurzpassspiel überwand Spanien seine Gegner und holte 2010 den Weltmeistertitel, zwei Jahre später verteidigten die Spanier den Europameistertitel. Auf Klubebene zählte vor allem Barca, bis 2012 noch unter Pep Guardiola, zu den Vorreitern des Tiki-Taka. Beim FC Bayern versuchte Pep diesen Spielstil ebenfalls durchzusetzen, doch in Deutschland stoß er damit zunehmend auf Kritik. An das goldene Jahr 2013, wo die Bayern mit Jupp Heynckes das Triple einfuhren, konnte der Rekordmeister bis heute nicht mehr anknüpfen.
Konterfußball statt Ballbesitz
Der Trend des Kurzpassfußballs ist in den letzten Jahren verpufft. Stattdessen angesagt ist Konterfußball, durch den vor allem vermeintlich schwächere Teams eine Chance wittern. Es geht nicht mehr um Ballbesitz, sondern um schnelle Einzelaktionen in Richtung Tor. Die Kritik am Tiki-Taka ist häufig, dass die vielen kleinen Ballpassagen letztendlich nutzlos sind. Viel effektiver dagegen seien schnelle, direkte Bälle in die Spitze. Ein Beispiel dafür ist die französische Übermacht Paris Saint-Germain. Mit individuell starken und schnellen Spielern wie Kylian Mbappé oder Neymar überrennen sie die meisten ihrer Gegner in der Ligue 1. Auch die individuellen Fähigkeiten der Offensivspielern sind in den letzten Jahren mehr und mehr in den Fokus gerutscht. Dreimal in Folge konnte Ausnahmespieler Cristiano Ronaldo Real Madrid zum Champions League Titel hieven. Zwischen 2016 und 2018 erzielte er insgesamt 43 Treffer in der Königsklasse, wurde dreimal Torschützenkönig. Kaum ist CR7 bei Juventus Turin, ist für Real Madrid im Achtelfinale der Champions League schluss.
Barca hält an Tiki-Taka fest
Der Altmeister des Tiki-Taka-Fußballs, der FC Barcelona, hält jedoch nach wie vor an seiner Spielphilosophie fest. Natürlich lebt Barca auch von individuellen Größen, allen voran Messi. Doch im Jahr 2019 demonstrieren sie wieder, wie man durch geschicktes Zusammenspiel zum Erfolg kommt. Im Viertelfinalhinspiel gegen Manchester United erzielten sie auf eindrucksvolle Art und Weise das 1:0, indem sie sich mit insgesamt 50 Pässen unter Beteiligung aller elf Feldspieler vor das Tor spielten und so den Siegtreffer erzielten:
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Der FC Barcelona will seit 2015 wieder den Henkelpott gewinnen. Die Mannschaft von Ernesto Valverde hat es ins Halbfinale geschafft und wird auch in der spanischen Primera Division aller Voraussicht nach die Meisterschaft einfahren. Die Katalanen und ihr Tiki-Taka sind wieder hoch im Kurs im europäischen Fußballgeschäft.
Junges Ajax überzeugt mit Kurzpassspiel
Die wohl größte Überraschung der laufenden Champions League Saison ist Ajax Amsterdam aus den Niederlanden. Die extrem junge Mannschaft, in der viele Talente schlummern und schon bald den Weg zu anderen europäischen Topklubs einschlagen werden, warf bereits Real Madrid und Juventus Turin aus dem Turnier. Dabei hatten sie in beiden Duellen nach dem Hinspiel im eigenen Stadion gar nicht mal so gute Karten. Doch Ajax verzauberte jeweils in den Spielen in Madrid und Turin seine Zuschauer. Mit schnellem Passspiel, oftmals direkt, behaupten sie in der eigenen Hälfte den Ball und arbeiten sich nach vorne. Selbst im Strafraum des Gegners wird die Kugel noch ein paar mal hin und her geschoben.
Doch Ajax spielt nicht das Tiki-Taka im klassischen Sinne. Während Barcelona in der Champions League im Schnitt 63% Ballbesitz hat, kommt Amsterdam auch mit durchschnittlichen 54% aus. Der Unterschied ist, dass Ajax sich schnell nach vorne kombiniert. Durch teilweises Pressing erobern sie auch schon im vordersten Drittel die Bälle und kommen so zu ihren Torchancen. Im Estadio Santiago Bernabeu reichten Ajax sogar 42% Ballbesitz aus, um Real mit 4:1 nach Hause zu schicken.
Der FC Barcelona und Ajax Amsterdam zeigen auf, dass man nicht nur durch individual-technische Spielweise, sondern auch spielerisch die Abwehr überwinden kann. Damit setzen sie einen Trend, der wieder mehr den Mannschaftsgeist fördert und den Teamgedanken bestärkt.