Der umstrittene Video Assistent Referee (VAR) machte am 28. Spieltag der Bundesliga seinem zweifelhaftem Ruf alle Ehre. Sowohl in Stuttgart als auch auf Schalke kam es zu Szenen, die die Ausbaufähigkeit des Videobeweises in der Bundesliga aufzeigen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Entscheidungen oft minutenlang dauern und den Spielfluss erheblich stören.
Die Technik versagt beim VFB-Ausgleich
Im brisanten Abstiegsduell zwischen dem VFB Stuttgart und dem 1.FC Nürnberg liegen die Gäste bis zur 75. Minute mit 0:1 in Führung. Eine Viertelstunde vor Schluss schiebt Ozan Kabak die Kugel zum 1:1 über die Linie. Der Schiedsrichter zeigt zunächst Tor an, wird anschließend aber vom Videoschiedsrichter in Köln darauf hingewiesen, sich die Szene nochmal anzuschauen. Der Grund: Nach der Flanke von Kempf verlängert der eingewechselte González per Kopf, Anastasios Donis kommt noch an den Ball, ehe das Leder vor den Füßen von Kabak landet und dieser locker einschieben kann. Die Frage ist nun, ob Donis, welcher aktiv ins Spielgeschehen eingegriffen hat, im Abseits stand. Hierfür wird nun der Videobeweis zurate gezogen - so weit, so gut. Doch die Überprüfung, ob Donis sich nun im Abseits befand oder nicht, dauert zwei Minuten und damit doppelt so lang wie die durchschnittliche Dauer des VAR-Einsatzes in der Bundesliga. Grund dafür ist schlichtweg, dass die Technik versagt. Die Kalibrierung der Abseitslinie auf dem Monitor setzt in diesem Moment einfach aus. So wird am Ende tatsächlich per Augenmaß entschieden - Schiedsrichter Frank Willenborg bleibt bei seiner Entscheidung auf Tor. Durch das 1:1, was auch den Endstand markiert, können die Schwaben den Club weiterhin auf Distanz halten.
Der Trubel um den Videobeweis in der Torszene zum 1:1 war in diesem Fall schlicht unnötig, denn am Ende blieb der Schiedsrichter bei seiner Entscheidung, die er auch vorher ohne Videobeweis getroffen hatte. Der Einsatz der Videotechnik war in diesem Augenblick zwecklos. Durch die fehlende Abseitslinie musste das Schiedsrichtergespann mit dem bloßen Auge urteilen, so wie sie es im echten Spiel auch tun. Weniger die finale Entscheidung auf Tor, sondern der Fauxpas, dass die Technik aussetzt, stellt den Videobeweis in kein gutes Licht.
Video-Ärger auch auf Schalke
In der Partie Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt ist Schalke zum Punkten verdonnert, doch bereits nach 13 Minuten schießt Ante Rebic die Gäste in Führung. Doch nur kurze Zeit später erzielt Suad Serdar den Ausgleich nach einem Standard aus dem Mittelfeld für die Königsblauen. Nach einer halben Stunde kommt es dann zu einer kritischen Szene im Sechzehner der Schalker - Defensivmann Jeffrey Bruma bringt Ante Rebic von hinten zum fallen, der Ball ist nicht in der Reichweite des Abwehrspielers. Zunächst gibt es keinen Pfiff von Schiedsrichter Sascha Stegemann, dann sieht er sich die Aktion nochmal auf dem Bildschirm an. Doch zur Ernüchterung der Eintracht-Fans lässt er weiterspielen. In der Zeitlupe ist zu sehen, wie Bruma mit seinen Knien den Kroaten ins Stolpern bringt. Obwohl Stegemann diese Bilder vorliegen, korrigiert er seine Entscheidung nicht.
Elfmeter nach dem Abpfiff
In der Nachspielzeit überschlagen sich dann die Ereignisse: Zunächst sieht Suad Serdar, der Torschütze zum 1:1, gelb-rot nach einem Foul gegen Kostic. Kurz darauf versucht es Kostic nochmal mit einem Fernschuss aufs Tor, der Schuss wird allerdings von Caligiuris Arm geblockt. Trotz Frankfurter Proteste lässt Stegemann das Spiel zunächst weiterlaufen, die vierminütige Nachspielzeit ist um. Der Abpfiff ertönt, alle gehen von einem Unentschieden aus. Doch dann kommt der Video-Assistent nochmal zum Einsatz und überprüft das Handspiel von Caligiuri. Der Arm ist weit ausgestreckt. Ob Absicht oder nicht, es liegt ein klares Handspiel vor und so zeigt Sascha Stegemann nach einigen Minuten vor dem Bildschirm schließlich auf den Strafstoßpunkt. Daniel Caligiuri sieht die gelbe Karte und auch Guido Burgstaller holt sich fürs Meckern gelb. Zwischen Abpfiff und Ausführung des Elfmeters verstreichen fünf Minuten. In der 99. Minute verwandelt letztendlich Luka Jovic den Elfmeter zum 1:2-Auswärtssieg.
Letzteres Beispiel zeigt, dass der VAR, wenn er richtig angewandt wird, spielentscheidende Fehlentscheidungen berichtigen kann. An der Umsetzung des Videobeweises in der Bundesliga hapert es allerdings noch an vielen Stellen. Insgesamt dauern manche Entscheidungen extrem lang und die endgültige Entscheidung des Schiedsrichters ist trotz Gebrauch von Reviews teilweise umstritten. In den bisherigen zwei Jahren des VAR in der Bundesliga sorgte dieser einerseits für die Rücknahmen zahlreicher Fehlentscheidung, auf der anderen Seite entstanden immer wieder neue Diskussionen. Fazit: Da ist noch Luft nach oben.