Egal ob man sie gut findet oder nicht, Pyrotechnik ist keine Rarität in der Bundesliga. Obwohl das Zünden bengalischer Feuer und Co. in deutschen Stadien streng untersagt ist, gelangen immer wieder Pyros durch die Sicherheitskontrollen. Doch warum sollte man Pyrotechnik überhaupt verbieten - immerhin ist sie auch ein Bestandteil der ausgeprägten Fankultur in Deutschland.
Nichts spricht gegen kontrollierte Pyrotechnik
Der einzige negative Aspekt, den Bengalos an sich haben, ist die Gefährdung anderer Zuschauer, etwa durch die enorme Hitze. Was natürlich ebenfalls ein No-Go ist, ist die Gefährdung außenstehender Fans. Es gibt leider einige Fälle, in denen Feuerwerkskörper in Richtung des Familienblocks oder gar auf den Platz abgeschossen wurden - sowas geht natürlich nicht. Doch genau hier könnte man ansetzen und sagen, anstatt Ultras mit haufenweise Sicherheitskontrollen und Polizisten zu unterdrücken könnte man ihnen ein Stück Freiheit gewähren. Denn noch strengere Auflagen sind auch ziemlich teuer, zudem herrscht sowieso Personalmangel bei den Polizeikräften. Eine Idee wäre, in einem Block oder auf einer Tribüne (z.B. die Stehkurven) Pyrotechnik zuzulassen. Hierzu könnte man auch einen Ausweis für Pyrotechnik im Stadion einführen, ähnlich wie der Fahnenschein. So hätte man die Pyros schonmal an einem Ort gebündelt und jeder der sich in so einen "Pyro-Block" begibt tut dies auf eigene Gefahr. Dies wäre auch ein Zeichen der Deeskalation seitens der Polizei in Richtung der Fans.
Pyro-Sonderregelung in Österreich
In einigen anderen Ländern, mitunter Österreich, gibt es für Stadionbesuche bereits Sondergesetze , welche ein legales Anzünden von Pyrotechnik erlauben. Ein Koordinator von Fanprojekten in Österreich berichtete bei SPIEGEL ONLINE, dass beim Hauptstadtklub Rapid Wien "wilde Pyro-Aktionen" um ein Vielfaches verringert werden konnten seit der Einführung des neuen Gesetzes.
Ob man diese positiven zahlen automatisch auf Deutschland übertragen, ist natürlich nicht sicher. Viele Gruppen neigen zum Hass gegenüber dem DFB und versuchen durch die Böllerei im Stadion auch ihren Unmut gegenüber dem Verband zu äußern.
Kalte Pyros in Dänemark
In Dänemark ist eine ganz spezielle Pyrotechnik ebenfalls legal: Ein gewisser Tommy Corden entwickelte eine Sondertechnik, mit der die Feuer sich nur auf ca. 200 Grad erhitzen. Ein herkömmlicher Bengalo erreicht dagegen locker die Tausend-Grad-Marke. Auch hier fällt die Resonanz positiv aus, obwohl sicherlich zu bezweifeln ist, ob die Ultras diese Kalt-Bengalos als genauso reizvoll empfinden wie die echten heißen Flammen. Hier scheiden sich die Geister. Für manche geht es nur um die Optik, sodass sie diese Lösung vermutlich hinnehmen würden. Doch ein anderes Motiv ist die bewusste Erzeugung von Gefahr und die Gesetzesmissachtung, um gegen jemanden zu protestieren. Bei diesen Fanlagern wird sich das "kalte Feuer" wohl nicht durchsetzen.
Das Verbot von Pyrotechnik ist natürlich nicht sinnfrei, es ist eine Schutzeinrichtung. Doch nun kann man in der Bundesliga leider feststellen, dass es immer wieder zu Pyro-Vorfällen in Fankurven kommt. Es muss sich was ändern. Ewige Unterdrückung und weitere Einschränkung "von oben" sind auf Dauer keine Lösung, sondern gießt nur noch mehr Öl ins Feuer. Um die Auseinandersetzung zwischen Fans und Polizei bzw. DFB/DFL nicht eskalieren zu lassen, sollten vielleicht jene verantwortlichen Instanzen einen Schritt auf die Ultras zugehen. In Zeiten, in denen sich der normale Fußball-Fan durch die Kommerzialisierung des Sports immer mehr betrogen fühlt, wäre das ein starkes Zeichen.