Aktuell beherrscht die Situation rund um das Coronavirus auch die Bundesliga. Vereine fürchten um ihre Existenz und es steht nicht fest, ob die Saison 2019/20 beendet werden kann. In welcher Form der Fußball weiter stattfindet ist ebenso unklar wie die Frage, wann Fußballspiele wieder vor Zuschauern ausgetragen werden können.
Die Lage ist ernst, doch in ihrer fast 57-jährigen Geschichte hat die Bundesliga schon einige Krisen erlebt und sie anschließend überstanden. Dass jedoch ganze Spieltage ausfallen und kein Deutscher Meister gekürt werden kann ist neu.
Der Bundesliga-Skandal 1971
Gleich in den Anfangsjahren erschütterte ein handfester Skandal die Bundesliga. Es ging um verschobene Spiele im Abstiegskampf. Offenbachs damaliger Präsident Horst-Gregorio Canellas hatte einen Tag nach dem Saisonfinale führende DFB-Vertreter und Journalisten zu einer Gartenparty eingeladen. Den verdutzten Anwesenden spielte er Tonbandaufnahmen vor, die belegten, dass Spieler bestochen und Partien manipuliert wurden.
#onthisday: Vor 45 Jahren deckt Horst-Gregorio Canellas den Bundesliga-Skandal auf. Mehr dazu im #fussballmuseum pic.twitter.com/o8aufKy1Iq
— Fußballmuseum (@fussballmuseum) June 6, 2016
Die anschließenden Ermittlungen dauerten fast zwei Jahre und insgesamt 60 Profis und Funktionäre wurden gesperrt. Darunter waren die Schalker Nationalspieler Stan Libuda, Klaus Fichtel und Klaus Fischer. Arminia Bielefeld wurde zudem in die Regionalliga zwangsversetzt.
Der Imageschaden war enorm und die Bundesliga musste lange damit kämpfen, dass sich Zuschauer abwendeten. Die Stadien waren nach dem Skandal merklich leerer und erst die Erfolge des deutschen Fußballs in den 1970er-Jahren konnten die Menschen wieder für das runde Leder begeistern.
Das Bosman-Urteil 1995
Ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes hob 1995 die Fußballwelt aus ihren Angeln. Bis dahin war es üblich, dass Vereine bei Spielerverkäufen eine Ablösesumme kassierten, auch wenn der Vertrag ausgelaufen war. Der Belgier Jean-Marc Bosman klagte gegen diese Praxis und bekam recht. Zuvor hatte sich ein Wechsel in die zweite französische Liga zerschlagen, weil sein Arbeitgeber Standard Lüttich eine zu hohe Ablösesumme verlangte.
In der Folge mussten die Vereine umdenken. Spieler wurden mit langfristigen Verträgen ausgestattet und Ablösesummen konnten nur noch während der Vertragslaufzeit generiert werden. Ablösefreie Spieler kassierten dagegen meist ein Handgeld. Diese Praxis wird bis heute so gehandhabt, doch 1995 bekamen manche Vereine finanzielle Probleme, weil im Etat veranschlagte Ablösesummen wegfielen und eine neue und unerwartete Situation auftrat.
Die Kirch-Pleite 2002
Medienmogul Leo Kirch sorgte 2002 dafür, dass die Bundesliga ernsthaft um ihre Existenz fürchten musste. Der Münchner Unternehmer, dem damals der Pay-TV-Sender Premiere und die ProSiebenSat.1Media-Gruppe gehörten, hatte die Übertragungsrechte der Bundesliga für die Jahre 2000 bis 2004 erstanden. Auch für die Fußballweltmeisterschaft 2002 sicherte sich Leo Kirch die Rechte.
Dessen Imperium ging jedoch 2002 pleite und die Bundesliga bekam dadurch ein ernsthaftes Problem, weil der wichtigste Geldgeber nicht mehr zahlen konnte.
After #DigitalSociety with Manuel Castells: German television history about media tycoon #LeoKirch https://t.co/VkFKqFTNea
— björn buß (@bjoern_buss) December 12, 2017
Leverkusens Ex-Funktionäre Wolfgang Holzhäuser und Reiner Calmund bewerten die momentane Krise rund um das Coronavirus als nicht so ernsthaft und existenzbedrohend wie sie 2002 nach der Kirch-Pleite war.
10 Prozent der Bundesligaprofis verloren damals ihre Anstellung und Vereine mussten finanziell kürzertreten. Die Bundesliga brauchte lange, um sich davon zu erholen und erst neue Fernsehverträge spülten wieder Geld in die Kassen.
Bleibt zu hoffen, dass die Bundesliga den derzeitigen Schicksalsschlag auch überstehen wird.