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Das Kickfieber-Interview - Heute mit Pascal Formann

Das Kickfieber-Interview - Heute mit Pascal Formann

In unserer Serie "Das Kickfieber-Interview – Heute mit ..." wollen wir Euch in jeder Ausgabe ein spannendes Interview mit einem Protagonisten aus der Fußballszene präsentieren. Dabei erwarten Euch interessante Einblicke hinter die Kulissen der Welt des Fußballs, die mit Sicherheit den einen oder anderen von Euch zum Nachdenken bringen werden.

In der heutigen Ausgabe ist dieser Protagonist Pascal Formann, aktueller Torwarttrainer des Bundesligisten VfL Wolfsburg.

Herr Formann, Sie haben im Sommer 2012 Ihre aktive Profikarriere im Alter von 29 Jahren beendet und haben sich dem englischen Drittligisten Charlton Athletic als Koordinator im Torwartbereich angeschlossen. Aus welchen Gründen haben Sie sich damals gegen eine Fortsetzung Ihrer Karriere und für das Engagement in England entschieden?

Ich wollte mir etwas langfristiges aufbauen und nicht mehr von Jahr zu Jahr schauen müssen. Außerdem hatte ich schon immer Interesse an diesem Aufgabenbereich. Es war schon immer mein Traum in England zu arbeiten und durch Kontakte aus meiner aktiven Zeit bei Nottingham Forrest kam es dann zu diesem Angebot.

Bei einem genaueren Blick auf Ihre Karriere fällt auf, dass Sie sich bereits während Ihrer aktiven Spielerkarriere darüber im Klaren waren, wie es nach dem Karriereende weitergehen soll. Bereits während Ihrer letzten Profistation beim Regionalligisten KSV Hessen Kassel agierten Sie nicht nur als dritter Torwart im Kader der Nordhessen, sondern parallel bereits als Torwarttrainer. Aus welchen Gründen haben Sie sich für die Karriere als Torwarttrainer entschieden?

Die Zeit bei Hessen Kassel war ein guter Einstieg für mich. Dort konnte ich neben meiner Rolle als Standby-Torwart schon die ersten Schritte im Trainerbereich gehen. Das Interesse daran war bei mir schon sehr früh vorhanden und ich hatte mir über die Jahre schon viel Erfahrung angeeignet und alles um mich herum aufgesaugt. Außerdem war es mir wichtig, so früh wie möglich meine Trainerscheine machen zu können.

Pascal Formann Hessen Kassel

Pascal Formann (rechts) in seiner Zeit beim KSV Hessen Kassel. (Bild: IMAGO / Martin Hoffmann)

Nach einem Jahr bei Charlton Athletic kehrten Sie im Sommer 2013 nach Deutschland zurück und heuerten als Torwartkoordinator im Nachwuchsleistungszentrum des VFL Wolfsburg an. In den darauffolgenden Jahren arbeiteten Sie als Torwarttrainer in verschiedenen Jugendmannschaften der Wölfe, bevor Sie im Jahr 2017 zum Torwarttrainer der Bundesliga- Mannschaft der Niedersachsen befördert wurden. Kam das Angebot für Sie zum damaligen Zeitpunkt überraschend und haben Sie ein wenig Bedenkzeit für Ihre endgültige Entscheidung gebraucht?

Als das Angebot vom VfL Wolfsburg kam, war mir relativ schnell klar, dass ich diesen Schritt gehen möchte. Das Gesamtpaket und die Perspektive des Vereins haben mich absolut überzeugt. Es war immer mein Ziel in der Bundesliga zu arbeiten und so musste ich auch nicht lange überlegen, als es 2017 die Möglichkeit gab, Torwarttrainer der Profimannschaft zu werden.

Sie sind nun bereits seit fünf Jahren bei der Profimannschaft des VfL tätig und haben in dieser Zeit bereits so einiges mit den Wölfen erlebt. Vom Abstiegskampf bis hin zum internationalen Geschäft war alles dabei. Es gilt auch zu erwähnen, dass Sie während Ihrer Zeit in Wolfsburg bereits mit sechs unterschiedlichen Cheftrainern zusammenarbeiten mussten. Hatten diese öfteren Trainerwechsel auch einen stärkeren Einfluss auf Ihre Arbeit als Torwarttrainer?

Am Anfang muss man sich natürlich immer erst gegenseitig kennenlernen. Aber rückblickend kann ich sagen, dass alle Cheftrainer meine Arbeit geschätzt und mir die Verantwortung und Entscheidungen für den Torwartbereich überlassen haben. Ich konnte immer so trainieren, wie ich es für unsere Torhüter am besten empfunden habe.

Wenn man die aktuelle Torhüter-Situation bei den Niedersachsen sieht, könnte man wohl kaum zufriedener sein. Schließlich hat man mit Koen Casteels einen der besten und konstantesten Torhüter der Bundesliga. Der Belgier, welcher früher zwar als Talent galt, jedoch teilweise den ein oder anderen Patzer in seinem Spiel hatte, hat in seiner Zeit in Wolfsburg einen großen Schritt in seiner Entwicklung gemacht und sich wieder in den Kader der belgischen Nationalmannschaft gespielt. Dies dürfte also auch speziell auf Ihre tägliche und intensive Arbeit mit dem Schlussmann zurückzuführen sein. Wo haben Sie gerade zu Beginn Ihrer Zusammenarbeit angesetzt, um die möglichen Schwächen Casteels zu verbessern und was zeichnet den Belgier insgesamt aus?

Koen ist ein herausragender Fußballer. Er hat eine exzellente Raumverteidigung und auch sein Spielverständnis ist nah am Maximum. Deswegen ist er mittlerweile auch die klare Nummer Zwei der belgischen Nationalmannschaft, hinter Thibaut Courtois. Ich habe einen anderen Trainingsansatz als meine Vorgänger und habe das Training noch mehr an den Wettkampf angepasst. Wir trainieren intensiver und schärfer, dadurch hat Koen in den Bereichen Sicherheit und Automatismen einen riesigen Schritt nach vorne gemacht. Meine Philosophie ist ganz klar: Trainiere so wie du spielst – intensiv, zielstrebig und zielgerecht.

Kommen wir nun einmal auf den VfL Wolfsburg zurück. Der VfL spielt aktuell eine eher enttäuschende Saison in der Bundesliga. Statt den Blick Richtung internationales Geschäft zu richten, müssen sich die Wölfe mit dem Abstiegskampf beschäftigen. Im Winter sorgte man für großes mediales Aufsehen, als man Stürmer Max Kruse vom Ligarivalen Union Berlin loseisen konnte. Seitdem wirkt es in der Öffentlichkeit so, dass ein anderer Wind in den Reihen der Wölfe weht. Hat die Verpflichtung von Max Kruse tatsächlich eine Art Aufbruchstimmung in Wolfsburg erzeugt und was denken Sie kann VfL in der laufenden Bundesliga-Saison noch erreichen?

Max Kruse bringt auf jeden Fall große Qualitäten mit und hilft uns damit als Mannschaft. Unser Ziel muss es jetzt sein, zeitnah den Klassenerhalt zu sichern. Mit anderen Dingen beschäftigen wir uns derzeit nicht.

Es wird immer wieder des Öfteren darüber gesprochen, wie sehr sich die Rolle des Torhüters im Laufe der Zeit verändert hat. Hierbei wird oftmals Manuel Neuer genannt, der das Torwartspiel revolutioniert mit seinen Ausflügen als Libero oder als Anspielstation bei eigenem Ballbesitz habe. Wenn Sie nun generell einmal einen Blick auf die Entwicklung der Rolle des Torhüters werfen, inwiefern hat sich das Spiel des Torhüters im Laufe der Zeit verändert? Und welche Anforderungen muss ein Torhüter in der jetzigen Zeit erfüllen, um im Profigeschäft erfolgreich sein zu können?

Grundsätzlich war und ist es immer noch so, dass ein Torhüter in erster Linie sein Tor verteidigen muss. Aber natürlich ist die Position auch athletischer und dynamischer geworden, weshalb die Torhüter auch fußballerische Fähigkeiten mitbringen müssen. Oftmals ist der Torwart mittlerweile der elfte Feldspieler, ohne dass er dabei seine eigentliche Position vernachlässigen darf. Es ist außerdem sehr wichtig, mentale Stärke mitzubringen, um sich im Geschäft Profifußball behaupten zu können.

In vielen Vereinen lässt sich das Problem erkennen, dass ein hoch talentiertes Torhüter-Talent chancenlos auf der Bank sitzen muss, da es nicht am unangefochtenen Stammtorhüter vorbeikommt. Welche Empfehlungen haben Sie als Torwarttrainer in solchen Situationen? Sollten junge Torhüter im Verein bleiben und vom Stammtorwart im alltäglichen Training lernen? Oder wäre ein Wechsel zu einem vielleicht kleineren Verein, jedoch um mehr Spielpraxis zu erhalten, besser für die Entwicklung?

Spielpraxis ist in jungen Jahren das allerwichtigste. Natürlich kann man durch gutes Training und eine entsprechende Infrastruktur auch Zeiten ohne Spielpraxis gut überbrücken. Man muss dabei aber auch immer die eigene Situation realistisch beurteilen. Viele junge Torhüter denken, dass sie beispielsweise in der 3. Liga problemlos spielen könnten, dabei ist das Niveau dort höher als manche denken. Generell lässt sich aber sagen, dass kein Training Spiele ersetzen kann.

Die Frage nach dem weltbesten Torhüter dürfte wohl sehr häufig ein großes Streitthema unter den Fußballfans sein. Der eine sagt Manuel Neuer, der andere sagt Alisson und der nächste Gianluigi Donnarumma. Wer ist für Sie derzeit der beste Torhüter der Welt und was genau spricht für ihn?

Natürlich gibt es eine Reihe von Weltklassetorhütern wie Manuel Neuer, Alisson, Jan Oblak, Thibaut Courtois oder eben Gianluigi Donnarumma. Deshalb kann man diese Frage meiner Meinung nach nicht pauschal beantworten. Das kommt auch ganz darauf an, welchen Spielstil man an einem Torwart bevorzugt. Entscheidend ist, über viele Jahre konstant auf hohem Niveau zu spielen und Erfolg zu haben. Ich zum Beispiel mag ruhige Torhüter, die schwere Aktionen einfach aussehen lassen.

Wenn Sie nun zum Abschluss den Blick auf Ihre Zukunft richten. Welche Ziele haben Sie sich gesteckt und wo sehen Sie sich selbst in 5 Jahren?

Das ist im Fußballgeschäft schwer zu sagen. Ich möchte jedenfalls noch lange auf allerhöchstem Niveau arbeiten und mithelfen, Torhüter zu entwickeln und auf Topniveau zu festigen.

Vielen Dank für Ihre Zeit für das Interview!

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