Laut dem HSV-Sportvorstand Jonas Boldt wird Faride Alidou diesen Sommer zur Eintracht wechseln. In dieser Saison war er bislang in neun Ligaspielen für die Hanseaten im Einsatz, dabei gelangen ihm insgesamt zwei Tore und vier Vorlagen. (Foto: IMAGO / KBS-Picture)
Doch wie hat der deutsche U20-Nationalspieler so die Aufmerksamkeit auf sich gezogen? Wir betrachten seine eigentlichen spielerischen Stärken, gehen aber auch auf die schwächeren Seiten ein.
Schnell und dynamisch
Das erste, was einem bei ihm auffällt, ist jedenfalls seine Fähigkeit in nur wenigen Sekunden den Außenverteidigern mit sowie ohne Ball zu entkommen. Seine hohe Start- und Distanzgeschwindigkeit ermöglichen ihm meist sehr effektive Läufe in die gegnerische Tiefe und machen ihn als Winger äußerst nützlich für das eigene Team.
Schon bevor der Außenverteidiger hier den Ball bekam, setzte sich Alidou (48) in die Bewegung und nutzte somit den Freiraum hinter Schalkes rechtem Schienenspieler.
Eine ähnliche Situation: Obwohl der Außenverteidiger einen deutlichen Vorsprung hatte, übersah er die Passmöglichkeit in seinem Rücken. Alidou sprintete früh genug los und bot so den Pass in die Tiefe an. Ein paar Sekunden später folgte eine seiner Torvorlagen.
Wichtig ist zu verstehen, dass hierbei die entscheidende Rolle nicht seine Startgeschwindigkeit spielt, die jedoch widerspruchslos hervorzuheben ist. Es ist hier eben die spielerische Intelligenz, die man in den Vordergrund stellen sollte. Er sieht, erkennt den sich bietenden Freiraum und bietet sich genau da an, lange bevor seine Gegenspieler überhaupt erst die Möglichkeit bekommen, ihm den Ball abzunehmen oder den Weg zuzustellen.
Dribbling und weitere Ballfertigkeiten
Ebenso effektiv ist er in den 1vs1 Situationen. Diese suchte er förmlich und bindet so für sein Team entsprechend die Gegenspieler, was Mitspielern ebenfalls Räume ermöglicht. In dieser Saison geht er durchschnittlich pro Spiel stolze 4,7 mal in ein Dribbling, mit einer Erfolgsrate von stolzen 66% (Instat). Oft handelt es sich um eine Körper- oder Schritttäuschung, die viele Gegenspieler in diesem Tempo aussteigen lässt.
Er ist gut koordiniert, nimmt die Bälle sicher an sowie mit und seine lobenswerte Ballkontrolle ermöglicht es ihm, seinen Kopf nicht nach unten zu richten um immer wieder verschiedene Passwege zu suchen.
Defensiv gleichermaßen engagiert
Oliver Glasner ist es sehr wichtig, dass auch ohne Ball von den Spielern genug geleistet wird. Pressing ist dabei selbstverständlicherweise unerlässlich.
In diesem Element des Spiels beteiligt sich Alidou fast ausnahmslos fleißig und lässt seine Räume nicht frei. Im Gegenteil, er zeigt auch dabei seine spielerische Intelligenz und erobert teilweise Bälle bereits in der gegnerischen Hälfte.
Selbst wenn es dazu kommen sollte, einen gefährlichen Konter-Angriff zu vernichten, ist er dafür bereit, im tiefen Block auszuhelfen.
Was für einen offensiven Spieler hier relativ typisch wäre - die Verteidigungslinie zu verlassen und aggressiv nach vorne ins Tackling einzugehen. Dies war jedoch nicht der Fall, er ist oftmals nach hinten gelaufen und konnte im richtigen Moment den gegnerischen Pass ablesen und somit den Freiraum hinten nicht nutzen lassen.
Spielraum für Verbesserungen gegeben
Beim Anschauen ist mir direkt aufgefallen, dass er durch seine physische Veranlagungen in Faktoren wie Zweikämpfen und Tacklings eingeschränkt ist. Die Luftduelle lassen auch deutlich nach, unter Druck bekommt er kaum Bälle für seine Mannschaft geregelt.
Auch taktisch gibt es einiges, was mich projiziert auf die Eintracht stört. Seine Flankenquote beträgt durchschnittlich pro Spiel circa 34 Prozent, doch dies wäre mir unwichtig, wenn es von seiner Seite aus mehr Versuche geben würde als die derzeit 2.1 pro Spiel. Es fiel mir jedoch nicht sofort auf, dass er die Flanken fast immer seinen Mitspielern überlässt, öfter mal auch mit dem Pass nach hinten, obwohl diese von ihm eventuell aufgrund seiner anderen Qualitäten überraschender und gefährlicher kommen könnten.
Die Handlungsschnelligkeit ist meiner Meinung nach für einen Bundesliga-Winger ziemlich angemessen. Manchmal kommt es eben vor, dass er ein paar Mal zu viel den Ball berührt und somit das Spieltempo verlangsamt, hält sich jedoch soweit noch in Grenzen und daran wird man entsprechend arbeiten.
Er ist nicht der Spieler, für den der Schuss immer die wichtigste Rolle spielt. Wenn es dazu kommt, schießt er allerdings platziert und ins entgegen liegende Eck. Bei einem xG von 2,8 kam es wie schon gesagt zweimal zu einem Tor.
Zusammenfassend finde ich, dass durch diesen Transfer augenscheinlich beide Seiten gewinnen würden - die SGE bekommt einen äußerst talentierten Spieler mit starken Anlagen und Alidou würde schon früh den nächsten Schritt in seiner Karriere machen, frühzeitig Bundesliga-Erfahrung sammeln. Für mich ist es durchaus vorstellbar, dass Alidou bereits innerhalb kürzester Zeit seinen Marktwert weiter vervielfachen und zu einem wichtigen Baustein der Eintracht werden kann.