Von allen Transfers am Deadline-Day war die Leihe von Bayer Leverkusens Stürmer Victor Boniface (24) zu Werder Bremen wohl der überraschendste. Zuvor wurde der Nigerianer vor allem mit dem AC Mailand in Verbindung gebracht, doch am Ende ging es dann doch an die Weser. Doch passt der bullige Mittelstürmer überhaupt zu den Norddeutschen?
Auf den ersten Blick ist die Verpflichtung von Viktor Boniface ein großer Coup für Werder, das Anfang des Sommers mit Marvin Ducksch (9 Tore/10 Vorlagen) seinen Topscorer an die englische Championship respektive Birmingham City verloren hat.
Die Bilanz des Nigerianers mit 32 Toren in 61 Pflichtspielen für Leverkusen – darunter 21 in der bemerkenswerten Saison 2023/24, in der die Werkself unter Xabi Alonso das Double gewann – liest sich erst einmal mehr als positiv. Der einzige Zweifel an Bonifaces Eignung als zuverlässiger Stammstürmer ist ohne Zweifel seine Verletzungsanfälligkeit.
Boniface hat während seiner Zeit in der BayArena 37 Spiele aufgrund von Verletzungen verpasst und erlitt vor seinem Wechsel nach Leverkusen zwei Kreuzbandrisse, den ersten in der Saison 2018/19 (179 Tage Ausfallzeit), den zweiten 2020/21 mit 358 Tagen Ausfallzeit.
Victor Boniface in his first training session with new club Werder Bremen 🔰⚽️ pic.twitter.com/aLxwTzY1Dg
— Cleverly 💐 (@Cleverlydey4u) September 3, 2025
Boniface dachte ans Aufhören
Aus Sicht von Peter Niemeyer, dem Leiter des Profifußballs in Bremen, überwiegen jedoch die Vorteile des Wechsels bei weitem die Nachteile:
„Victor hat in der Bundesliga brillante Leistungen gezeigt und seine Qualitäten unter Beweis gestellt“, sagte Niemeyer. „Wir sind sicher, dass er hier bei uns darauf aufbauen kann.“
Angesichts der Tatsache, dass der italienische Spitzenklub AC Mailand diesen Sommer versucht hatte, den Stürmer zu verpflichten, ist Niemeyers Optimismus durchaus verständlich. Allerdings scheiterte Bonifaces geplanter Wechsel ins San Siro, nachdem die Rossoneri Bedenken hinsichtlich seines rechten Knies geäußert hatten.
Boniface sprach kürzlich offen über seine Verletzungsprobleme und gab zu, dass er sogar darüber nachgedacht hatte, den Fußball ganz aufzugeben:
„An einem Punkt hatte ich aufgegeben“, sagte er. „Ich hatte zwei Verletzungen am rechten Knie und das Problem hielt lange Zeit an. Während andere Fußball spielten, arbeitete ich nur daran, wieder spielen zu können.“
Keine Bedenken wegen des Knies
Laut Clemens Fritz, dem Geschäftsführer für Fußball bei Werder Bremen, reiste kürzlich eine Delegation des Vereins nach Leverkusen, um eine „umfassende“ Hintergrundüberprüfung von Boniface und seiner Verletzungsgeschichte durchzuführen.
Das medizinische Team gab ohne Bedenken grünes Licht für den Transfer, und nun liegt es an Boniface, zu seiner alten Form zurückzufinden, die ihm den Ruf als einer der gefährlichsten Stürmer der Bundesliga eingebracht hat.
Werder-Cheftrainer Horst Steffen hat volles Vertrauen in den ehemaligen Stürmer von Bodø/Glimt und Union Saint-Gilloise und sagt:
„Victor ist körperlich unglaublich stark, ein sehr guter Torjäger und hat ein gutes Tempo. Ich bin mir sicher, dass er in dieser Saison eine große Bereicherung für unsere Mannschaft sein wird.“
Boniface selbst kann es kaum erwarten, sein nächstes Tor vor den begeisterten Bremer Fans zu feiern und freue sich sehr über die Unterstützung, die er vom gesamten Verein bekomme. Er möchte diese Begeisterung nutzen, und auf dem Platz etwas zurückgeben.
Victor Boniface was asked about his fitness during Werder Bremen’s press conference 😟 pic.twitter.com/oNcSREh30x
— ESPN FC (@ESPNFC) September 3, 2025
Ist er fit oder nicht?
Eigentlich sollte der Nigerianer zum AC Mailand wechseln, aber die Rossoneri nahmen nach der obligatorischen medizinischen Untersuchungen Abstand zum Transfer und entschieden sich am Ende dagegen. Man hielt den brachialen Stürmer für zu verletzungsanfällig und war nicht bereit dieses Risiko einzugehen und verpflichtete mit Christopher Nkunku einen ganz anderen Spielertyp.
„Das liegt nicht an mir. Sie haben sich entschieden, es nicht weiterzuverfolgen. Ich habe eine starke Mentalität und sehe das Leben so: Wenn so etwas passiert, dann sollte es so sein. Für mich ist das kein Problem, ich mache einfach weiter“, gab sich Boniface darauf angesprochen am Mittwoch kämpferisch. "Wäre ich nicht 100 Prozent fit, wäre ich nicht hier sondern im Krankenhaus!"
Werder geht natürlich mit der geringen Leihgebühr und der Teilzahlung des Gehalts ein sehr überschaubares Risiko ein. Milan dagegen hätte das volle Gehalt selbst zahlen müssen, plus einer stattlichen Ablöse von 30 Millionen Euro. Daher kann man als neutraler Beobachter verstehen, warum die Bremer den Transfer vollzogen haben und die Lombarden nicht. Wäre die Leverkusener Leihgabe nicht fit, hätte Werder den Transfer sicherlich nicht durchgezogen.
Vergleich mit Duksch
Während Marvin Duksch eher der spielende Stürmer war und vor allem durch das Vorbereiten von Toren glänzte, kommt mit Viktor Boniface ein richtiger Brecher ins Weserstadion. Der Nigerianer bietet den Bremern eine Kombination aus Schnelligkeit, Physis, Dribbel- und Abschlussstärke.
Darüber hinaus kann er die Bälle dank seiner 91 Kg und seinen technischen Fähigkeiten sehr gut festmachen, während der Rest des Teams aufrückt. Zudem ist er in der Luft mit seinen 190 cm wesentlich kopfballstärker als Duksch und daher der komplettere Mittelstürmer.
Während sein deutscher Vorgänger oftmals negativ durch seine Körpersprache und ständiges Lamentieren aufgefallen ist, provoziert der Nigerianer gerne durch provokante Jubelszenen, wie beispielsweise das Runterziehen seiner Hose. Überdies weigert sich Boniface seit Jahren die deutsche Sprache zu erlernen, was eine Integration in den Kader von Trainer Horst Steffen erschweren könnte.
🚨🟢⚪️ Victor Boniface has signed his Werder Bremen contract until June 2026, loan with part of the salary covered.
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) September 1, 2025
Medical completed as revealed. 🇳🇬 pic.twitter.com/THxmPXhb9m
Fazit:
Für Bremen ist der Transfer von Viktor Boniface nach den Abgängen von Marvin Duksch und Oliver Burke ein absoluter Glücksfall, erst recht durch die überragenden finanziellen Konditionen und der immensen Qualität die er mitbringt. Sollte der Sturmtank die meiste Zeit gesund bleiben, dann wird er das ganze Team auf ein höheres Level heben, denn von seiner Qualität wird die ganze Mannschaft profitieren.