Viele dachten, dass Cagliari von Anfang gnadenlos gegen den Abstieg spielen würde, doch die Sarden demonstrierten bisher, dass sie damit wenig zu tun haben wollen. Einer der Erfolgsgaranten ist neben Trainer Pisacane auch Atalanta-Leihgabe Marco Palestra, der so stark aufspielt, dass viele Tifosi den 20-jährigen Lombarden in der Squadra Azzurra sehen wollen. Wir erzählen euch seine Geschichte.
In einer Liga, die für ihre unerbittliche Härte und taktische Raffinesse bekannt ist, bricht manchmal ein Talent durch, das wie ein frischer Wind wirkt: schnell, frech und unerschrocken. Marco Palestra, der 20-jährige Rechtsverteidiger auf Leihbasis von Atalanta bei Cagliari Calcio, verkörpert genau dies.
Mit seinen 1,86 Metern Körpergröße und einer Spielweise, die an die großen brasilianischen Flügelstürmer der 2000er Jahre erinnert, hat er in dieser Saison die Serie A aufgemischt. Er dribbelt, wo andere passen, und provoziert Fouls, als wäre es sein Job. Doch hinter der Show auf dem Platz steckt eine klassische italienische Erfolgsgeschichte: Disziplin, Anpassungsfähigkeit und ein unstillbarer Hunger nach mehr.
Geboren am 3. März 2005 in Buccinasco, einem Vorort von Mailand, wuchs Palestra in einer Fußballerfamilie auf. Sein Vater, ein passionierter Amateurspieler, schleppte den kleinen Marco schon früh auf den Hartplatz des lokalen Vereins GS Assago. Dort verbrachte er vier prägende Jahre, lernte die Grundlagen und entwickelte eine Vorliebe für den Calcio.
Mit zehn Jahren wagte er den Sprung in die renommierte Jugendakademie von Inter Mailand – ein Jahr, das wie ein Traum begann, aber schnell endete. „Inter war zu groß, ich zu anonym“, erinnerte er sich später in einem seltenen Interview mit der Gazzetta dello Sport. Der Druck der exzellenten Nerazzurri-Jugend war erdrückend; Palestra fühlte sich verloren in der Masse der Talente.
If you haven’t been paying attention to what Marco Palestra has been doing this season at Cagliari, you really should.
— Raffaele (@ltalianoCalco) December 8, 2025
The growth and strides the young Italian has shown this season has been superb.
One to watch for sure.
🇮🇹 ⚽️ 💙 💫 pic.twitter.com/UsHPhgok0Z
Wendpunkt bei Atalanta
Der Wendepunkt kam 2015, als Atalanta zuschlug. Die Bergamaschi, bekannt für ihre effiziente Jugendförderung, holten den 9-Jährigen in ihre Akademie. Unter Trainer wie Massimo Brambilla, der mit Scouting und Disziplin arbeitet, wandelte sich Palestra von einem zentralen Mittelfeldspieler zu einem Flügelstürmer und schließlich zum modernen Rechtsverteidiger.
„Er war ein Rohdiamant, aber athletisch wie ein Sprinter“, beschreibt ein ehemaliger Jugendkoordinator von Atalanta. Die Umstellung auf die Außenbahn war brutal: Palestra musste lernen, defensiv zu arbeiten, ohne seine offensive Ader zu verlieren. Heute ist er ein Hybrid-Spieler – rechtsfüßig, aber beidfüßig sicher, mit einer Passgenauigkeit von 84 Prozent und einer Affinität zu langen Bällen, die Cagliari in der Saison 2025/26 oft aus der Klemme halfen.
Sein Profi-Debüt bei Atalanta fiel unspektakulär aus: Ein Kurzeinsatz in der Coppa Italia 2024, gefolgt von neun weiteren Kurzeinsätzen in der Liga und drei in der Königsklasse. Doch der Sommer 2025 markierte den Durchbruch. Atalanta, die unter Gian Piero Gasperini zu einer Exportmaschine für Talente wurde, lieh Palestra an Cagliari aus – eine kalkulierte Wette auf mehr Spielpraxis in der Serie A.
Bester italienischer Dribbler
Unter Trainer Fabio Pisacane, einem Ex-Profi mit Hang zu jungen und wilden Talenten, explodierte der Lombarde. In 14 Ligaspielen startete er 13 Mal, sammelte 1.175 Minuten und lieferte drei Assists ab. Seine Quote: 24 erfolgreiche Dribblings – damit der beste Italiener in der Liga, insgesamt der Vierte hinter drei Ausländern.
Besonders sein Auftritt gegen Juventus Ende November war ein Statement: Palestra hielt die Flanke gegen die Bianconeri, gewann 10 von 16 Zweikämpfen und provozierte 31 Fouls in der Saison – mehr als jeder andere Verteidiger. „Er spielt, als gäbe es kein Morgen“, lobte Pisacane nach dem 1:1-Unentschieden. Und gegen die AS Roma am Wochenende? Ein Meisterwerk: 48 Ballkontakte, acht erfolgreiche Dribblings und zwei Schlüsselpässe – Cagliari siegte 2:1, Palestra war herausragend!
Statistisch ist unser Protagonist ein Phänomen. Laut Transfermarkt.de schätzen Experten seinen Marktwert auf 8,5 Millionen Euro, doch Atalanta fordert 30 bis 35 Millionen für einen Permanenttransfer. Inter Mailand, Juventus, AS Rom, Napoli – die Interessentenliste liest sich wie ein Who-is-Who der Serie A. Selbst ausländische Clubs wie der FC Arsenal sollen sondieren. Atalanta lehnte im Sommer Angebote ab, darunter von Juventus, um ihren Schützling weiter zu formen.
🚨🆕 #InterMilan
— Ekrem KONUR (@Ekremkonur) December 13, 2025
Inter are monitoring Atalanta’s young right-back Marco Palestra!
📌 Born in 2005, on loan at Cagliari – 13 Serie A games | 3 assists this season.
👀 Juventus have also been linked with him. pic.twitter.com/yaXJoKg7Fe
Petition für Palestra
„Wir wollen ihn zurück, stärker“, betonte Ex-Trainer Juric im Sommer. Doch Palestra selbst? „Ich bin dankbar für Cagliari, aber Atalanta ist mein Zuhause“, meinte er kürzlich auf X, wo Fans ihn mit Aufrufen zur Nationalmannschaft bombardierten.
Und die Azzurri? Palestra ist seit September 2023 U21-Nationalspieler, doch der Sprung in die A-Nationalmannschaft rückt nun in greifbare Nähe. Mit dem neuen CT Gennaro Gattuso, der auf frisches Blut setzt, wird der Rechte Außenverteidiger als Alternative zu Giovanni Di Lorenzo gehandelt – dessen Formkurve nachlässt.
„Petition für Palestra in der Starting Eleven“, twitterte ein Fan nach dem Rom-Spiel, und Tausende stimmten zu. In den Play-offs zur WM 2026 könnte er starten – neben Andrea Bellanova links, mit Federico Di Marco auf der anderen Seite. „Er hat Persönlichkeit, ist beidfüßig und gewinnt Zweikämpfe im Angriff“, analysiert WhoScored.
Privat bleibt Palestra ein Mysterium. Der Junge aus Buccinasco, der in seiner Freizeit Skateboard fährt und italienischen Rap hört, meidet das Rampenlicht. „Fußball ist mein Leben, aber Familie kommt zuerst“, sagte er einmal. Seine Eltern, stolze Lombarden, pendeln zu jedem Heimspiel nach Sardinien. Keine Skandale, keine Partys – nur Fokus. In Cagliari, wo er mit Mitspielern wie Sebastiano Esposito (ebenfalls Inter-Leihgabe) und Gennaro Borrelli ein enges Band geknüpft hat, fühlt er sich wohl. „Die Insel gibt mir Freiheit“, gestand er.
Marco Palestra - 25/26 So Far pic.twitter.com/TivJlEB9HS
— * (@jaraaxz_) October 3, 2025
Fazit:
Marco Palestra ist mehr als ein Talent: Er ist der Prototyp des modernen italienischen Verteidigers – defensiv solide, offensiv explosiv. In einer Saison, die Cagliari im Tabellenmittelfeld hält, trägt er maßgeblich dazu bei. Wenn Atalanta ihn im Sommer 2026 zurückholt, wird er sicherlich zu Palladinos Führungskraft. Oder endet er bei Juventus, oder bei Inter, seinem Jugendtraumverein? Eines ist sicher: Der Junge mit den frechen Dribbling hat die Serie A geweckt und die Tifosi wollen mehr davon sehen, vor allem in der Nationalmannschaft!



