Nach einem enttäuschenden Sommer, in dem ein Transferverbot die Biancocelesti daran hinderte, neue Spieler zu verpflichten, kämpft der zurückgekehrte Cheftrainer Maurizio Sarri nun einen schweren Kampf. (Bild: IMAGO / ABACAPRESS)
Sarri kehrte im Juni, 15 Monate nach seinem Rücktritt vom Verein, in die italienische Hauptstadt zurück, und Lazio kann sich glücklich schätzen, einen so erfolgreichen Trainer an der Spitze zu haben. Präsident Claudio Lotito zieht jedoch weiterhin den Zorn der Lazio-Fans auf sich, da er sich distanziert und unbeteiligt verhält und keine nennenswerten Investitionen in den Verein tätigt.
Letzte Woche sagte der ehemalige Lazio-Spielmacher Luis Alberto, dass sein alter Verein „von Leuten geführt wird, die nichts von Fußball verstehen“, und genau darin liegt das grundlegende Problem im Stadio Olimpico. Der Fisch stinkt vom Kopf.
Quest’uomo qua, ha reso possibile avere la seconda miglior difesa del campionato ai seguenti elementi:
— SS.Lazio supporters (@SSLaziofans1900) August 24, 2024
Marusic, Lazzari, Hysaj, Pellegrini, Casale, Romagnoli e Patric.
Sipario. 🦅#Sarri #Lazio pic.twitter.com/E9yPaXl0zo
Die Niederlage im Derby della Capitale
Lazio traf am Sonntagnachmittag auf den Erzrivalen Roma und musste sich mit 1:0 geschlagen geben. Biancocelesti-Stürmer Boulaye Dia verpasste eine hundertprozentige Gelegenheit zum Ausgleich für seine Mannschaft. Sarris Team erspielte sich mehrere weitere gute Torchancen, ohne jedoch etwas Zählbares zu erzielen.
Die Roma konnte im Sommer Spieler wie Kostas Tsimikas, Evan Ferguson, Neil El Aynaoui und weitere in ihren Kader aufnehmen, während der Rivale nur Leihgeschäfte mit bereits bestehenden Verpflichtungen abschließen konnte. Die Fans waren deswegen genauso wie Trainer Sarri frustriert.
Die Mannschaft des leidenschaftlichen Rauchers zeigte eine gute Leistung, doch die mangelnde Spieltiefe machte sich deutlich bemerkbar, insbesondere angesichts der anhaltenden Verletzungsprobleme bei den Biancocelesti. Fisayo Dele-Bashiru musste gegen die Roma frühzeitig ausgewechselt werden, und der nicht ganz fit Nicolo Rovella stand mangels Alternativen (Vecino fehlte verletzt) in der Startelf.
Das sind die Probleme
Lazio hat in den drei Pflichtspielen der Saison bisher nur einen Sieg erzielt, was auf eine generelle Unsicherheit hinweist. Besonders die Defensive wirkt anfällig, da die Mannschaft noch Probleme hat nach dem Abgang von Ex-Trainer Baroni den Sarri-Ball umzusetzen. Dass Sarri ein Trainer ist, der etwas länger braucht um seine Spielidee zu implementieren, war den Römern schon aus seinem ersten Engagement bekannt.
Darüber hinaus ist das Team mangels Kadertiefe extrem abhängig von Schlüsselspielern. Leistungsträger wie Mattia Zaccagni (10 Tore in der Vorsaison) oder Felipe Anderson müssen einfach mehr leisten. Aufgrund ihrer schwachen Form kommen die „Aquile“ (dt.Adler) nicht in Schwung.
Teilweise spielen sich die Hauptstädter vielversprechende Torchancen heraus, doch sind dann nicht in der Lage diese in Tore umzumünzen. Besonders das Mittelfeld ist mit Spielern wie Rovella (0 Tore in 77 Spielen) und Guendouzi (5 Tore in 98 Spielen) extrem torungefährlich, während in den letzten Jahren Spieler wie Luiz Alberto oder Milinkovic-Savic jederzeit aus dem Mittelfeld Tore erzielen konnten.
Der Transfermarkt-Bilanz von minus 12 Millionen Euro zeigt, dass Lazio kaum investiert hat, um Lücken zu schließen. Verletzungen oder Ausfälle (z. B. in der Abwehr um Romagnoli) könnten die Saison zusätzlich erschweren. Gegen Como zeigte sich bei einem Ausfall von fünf Spielern, Hellas (3), Sassuolo (4) und der Roma (3), dass sich die Mannschaft unheimlich schwer tut diese zu kompensieren.
Der schwache Start ist also eine Mischung aus mangelnder Offensivstärke, taktischer Unsicherheit, fehlender Kadertiefe und nicht vorhandenem Selbstbewusstsein. Wäre eine Entlassung nun die richtige Maßnahme von Lotito? Mit Sicherheit nicht.
❌Nicolò Rovella non si opera. Il centrocampista proseguirà con un percorso riabilitativo.#RadioLaziale#SSLazio pic.twitter.com/0j7KkHnON3
— Radio Laziale (@RadioLaziale) September 24, 2025
Sarri zu behalten ist unerlässlich
Mit Maurizio Sarri hat Lazio jedoch einen Lichtblick in der Dunkelheit. Seine Rückkehr zum Verein kam etwas überraschend, und seine Entscheidung, auch nach Bekanntwerden des Transferverbots zu bleiben, ist umso überraschender. Wir sprechen hier von einem Trainer, der einen Europa-League-Pokal und einen Scudetto vorweisen kann und darüber hinaus eine wichtige Rolle beim Wiederaufstieg von Napoli Mitte bis Ende der 2010er Jahre gespielt hat.
Sarri ist ein echter Fußballphilosoph mit einem bewährten Spielstil, den er während seiner gesamten Trainerkarriere weiterentwickelt hat. Mit Zeit, Geduld und schließlich etwas Unterstützung durch den Vorstand wäre er der perfekte Mann, um Lazio zu führen.
Allerdings sind Geduld und Unterstützung in Rom nicht so leicht zu bekommen. In den letzten fünf Jahren haben sich die Biancocelesti von einem regelmäßigen Champions-League-Teilnehmer mit einigen wirklich herausragenden Spielern und einem kompetenten Trainerteam unter der Leitung von Simone Inzaghi und Igli Tare zu einem Verein entwickelt, der weder international spielt, noch durch SD Mariano Fabiani Transfers tätigt, die aufhorchen lassen.
Fazit:
Lazio und insbesondere Claudio Lotito müssen aus ihren Fehlern lernen und sich auf Beständigkeit und die richtige Unterstützung ihrer Mitarbeiter konzentrieren – sonst riskieren sie, dass Leute wie Sarri dem Projekt erneut den Rücken kehren und dann könnte steil bergab gehen.
Wenn der Trainer geht, ist nicht abzusehen, wie weit der Verein zurückgeworfen werden könnte. Wenn Lotito den Verein jedoch verkauft, sind den Römern in positiven Sinne wirklich keine Grenzen gesetzt.