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Rote Laterne statt Königsklasse | Die Viola trennt sich von Pioli

Rote Laterne statt Königsklasse | Die Viola trennt sich von Pioli

Nach zehn Ligapartien ohne Sieg setzt die Fiorentina Trainer Stefano Pioli vor die Tür. Unter dem ehemaligen Scudetto-Sieger rutschte die Viola auf den letzten Tabellenrang ab, so dass es keinen Spielraum mehr für den 60-jährigen Italiener gab. Doch was sind die Gründe für diesen gewaltigen Absturz der Toskaner? (Bild: IMAGO / IPA Sport)

Florenz, 4. November 2025 - In den Straßen der Stadt hängen noch immer die Banner der verbitterten Fans: “Pioli raus!” und “Commisso, reagiere endlich!”. Die Viola, einst ein Symbol für leidenschaftlichen, unberechenbaren Fußball, versinkt immer mehr in der Krise. Nach nur vier Monaten in seinem zweiten Kapitel bei der Fiorentina muss Stefano Pioli gehen – eine Entlassung, die niemand so früh erwartet hatte.

Der 60-jährige Trainer aus Parma, der im Juli mit einer frenetischen Rückkehr gefeiert wurde, steht nun überraschend vor dem Aus. Warum es so weit kam, und was hinter den Kulissen brodelt, liest sich wie ein Drama: schlechte Ergebnisse, fanatischer Druck und harte Verhandlungen um eine Abfindung in Millionenhöhe.

Ein hoffnungsvoller Neustart, der im Desaster endet

Stefano Pioli kehrte am 12. Juli 2025 nach Florenz zurück – ein emotionaler Moment für Fans und Verein gleichermaßen. Nach einem turbulenten Jahr in Saudi-Arabien beim Cristiano Ronaldo-Klub Al-Nassr, wo er nur 11 Monate durchhielt, unterschrieb der Ex-Milan-Coach einen Dreijahresvertrag mit einem Netto-Gehalt von über drei Millionen Euro pro Saison. Die Fiorentina, unter Präsident Rocco Commisso, sah in ihm zunächst den Garanten für Stabilität:

Ein Mann mit Erfahrung respektive Scudetto-Sieger der die Mannschaft aus der Mittelmäßigkeit der vergangenen Jahre holen sollte. Pioli, der schon von 2017 bis 2019 die Viola mit mäßigem Erfolg trainierte, versprach, die Jugend zu fördern und den Club wieder in die europäischen Ränge zu katapultieren.

Doch der Saisonstart 2025/26 wurde zum Albtraum. In der Serie A holten die Toskaner in zehn Spielen keinen einzigen Sieg – sechs Niederlagen und vier Unentschieden ließen die Fiorentina bis zur roten Laterne abstürzen. Platz 20 hinter dem FC Genua (18) und Hellas Verona (19). Noch nie sind die Toskaner in ihrer Historie so schlecht in die Saison gestartet. Die Conference League, wo Pioli bisher ungeschlagen blieb, konnte den Tifosi keinen Trost mehr schenken.

Hier ging es um die Existenz des Vereins. Der Tiefpunkt kam am 2. November: Eine 0:1-Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten aus Lecce, das Tor fiel früh durch Medon Berisha, und besiegelte endgültig das Aus von Stefano Pioli. Davor hatte der AC Florenz schon gegen Giganten wie Inter (0:3) und Milan (1:2) verloren, und selbst ein 2:2 gegen ein 10-Mann-Bologna glich eher einem moralischen Trostpreis aus.

Team passt nicht zur Spielphilosophie

Eine zehn Spiele andauernde Liga-Serie ohne Triumph – das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. “Es ist eine Frage von Leben und Tod”, hatte Sportdirektor Roberto Pradè vor dem Lecce-Spiel gewarnt. Die Mannschaft, die mit Stars wie Moise Kean, Robin Gosens und Albert Guðmundsson glänzen sollte, wirkte orientierungslos. Defensivschwächen mit 16 Gegentoren, fehlende Kreativität im Mittelfeld und eine unfassbare Torungefährlichkeit (nur sieben Treffer in zehn Partien) zeichnen das Bild.

Pioli selbst sprach nach dem Lecce-Desaster von “einem Mangel an Intensität”, doch das ist nicht die ganze Wahrheit: Seine taktikarme 4-2-3-1-Formation passt nicht zur dynamischen Viola-DNA der letzten Spielzeit unter Palladino. Dieser setzte auf ein abwartendes Team, das tief steht und blitzschnell umschaltet. Pioli wollte das Gegenteil forcieren – vergebens. Seine Truppe schaffte es nicht die neue Spielweise, offensiver Ballbesitzfußball zu adaptieren.

Fan-Wut und interne Spannungen

Die „Curva“ der Fiorentina ist berüchtigt für ihre Leidenschaft – und ihre Loyalität. Nach der Lecce-Niederlage pfiffen jedoch tausende von Tifosi die Spieler aus dem Stadion, Banner gegen Pioli und die Führungsebene zierten das Stadio Artemio Franchi. “Stefano hat uns verraten”, skandierten Fans; die Stimmung kippte schon nach einer 0:3-Pleite gegen Inter im Oktober.

Commisso, der temperamentvolle US-Unternehmer, der den Club 2019 übernommen hat, stand besonders in der Kritik zu viele Trainer zu „verbrennen“ und die Guten wie Italiano oder Palladino nicht halten zu können. Letzterer verließ den Verein, da er für sich keine Perspektive mehr sah, doch was hinter den Kulissen trotz einem starken sechsten Platz passierte, bleibt weiterhin ein Geheimnis.

Intern brodelte es ebenfalls. Pioli und die Dirigenten – darunter General Manager Alessandro Ferrari und Pradè – stritten wie sein Vorgänger über die Vision: “Unsere Ideen für das Team waren zu unterschiedlich”, offenbarte ein früheres Zitat des Ex-Trainers Simone Palladino, die internen Probleme des italienischen Traditionsvereins.

Pradè übernahm öffentlich Verantwortung: “Der Einzige, der uns hier rausbringt, ist Stefano.” Doch hinter den Kulissen war klar: Der Trainer musste weichen. Die Mannschaft zog sich ins Trainingslager im Viola Park zurück, Pioli’s Stab leitete die Sessions, während der Boss selbst in hitzigen Gesprächen mit der Führung steckte und entlassen wurde.

Ein Kapitel schließt sich – mit offenen Fragen

Das Drama endete in Verhandlungen um Pioli’s Abfindung. Der Club drängte auf seinen Rücktritt, um die Kosten zu minimieren – ein Vertrag bis 2028 verursacht eben eine hohe Abfindung. Pioli, der auf eine Klausel aus seiner Saudi-Zeit pocht (Schutz vor italienischer Steuer auf die letzten sechs Monatsgehälter), fordert rund fünf Millionen Euro, während der Verein ihm nur drei eingestehen möchte. “Er will nicht auf sein Gehalt verzichten”, berichtete Sport Mediaset; Commisso, “sehr wütend” über die Sturheit Piolis, gab schließlich grünes Licht für die 5 Mio. Euro Abfindung.

Mögliche Kandidaten für die Nachfolge: Paolo Vanoli (aktuell bei Verona) führt die Liste an, gefolgt von Roberto D’Aversa oder gar einer Interims-Lösung wie Jugendtrainer Daniele Galloppa. Thiago Motta oder Daniele De Rossi werden gleichermaßen spekuliert. Doch die Mannschaft soll intern auf eine Rückkehr von Ex-Trainer Palladino drängen, der die Vorsaison auf dem sechsten Tabellenplatz abschloss.

Pioli’s Abgang markiert das Ende eines turbulenten Kapitels. Der Mann, der mit Milan 2021/22 den Scudetto holte und die Rossoneri ins Champions-League-Halbfinale führte, scheiterte in Florenz an Erwartungsdruck, einem ungeeigneten Kader und seiner Sturheit. Für die Fiorentina, die unter Commisso zu einem “Krisen-Klub” mutierte, ist es eine Weckruf: Die Suche nach Identität muss endlich gelingen. Bleibt die Frage: Kann ein Neuer die Viola aus dem Abstiegskampf reißen, oder war nicht nur Pioli das Problem?

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