Es war die Überraschung der vergangenen Premier-League-Spielzeit: Nottingham Forest, Fast-Absteiger 2024, qualifiziert sich für Europa. Unter der Führung von Nuno Esprito Santo standen sie lange auf einem Champions-League-Rang, ehe ihnen zu Saisonende die Puste ausging. Nun ist es "nur" die Conference League, aber dennoch ein unglaublicher Erfolg. Allerdings darf man jetzt nicht in Erinnerung schwelgen, denn nach der Saison ist vor der Saison. Die Tricky Trees stehen vor einem wichtigen Transfersommer, um sich in der oberen Tabellenhälfte zu etablieren. (Bild: IMAGO / Action Plus)
Nottingham Forest beendete die Saison auf dem siebten Platz mit 65 Punkten – mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr (32). Ein Ergebnis, mit dem man in den Midlands sehr zufrieden sein kann. Nun geht es aber darum, den Kader für die Doppelbelastung durch die Conference League zu wappnen, sowohl in der Breite als auch in der Spitze.
Nuno Espirito Santos Konterfußball benötigt ganz bestimmte Spielerprofile, die wir uns im Folgenden anschauen werden. Zuerst allerdings ein Überblick über den Kader.
Wer verlässt den Verein?
Man ging mit 24 Spielern in die vergangene Saison und wird sich nun aller Voraussicht nach von einigen verabschieden müssen.
Wayne Hennessey (38, Torwart) wird den Verein in diesem Sommer ablösefrei verlassen, bestritt aber kein einziges Pflichtspiel. Bei den beiden Verteidigern Harry Toffolo (29, Linksverteidiger) und Willy Boly (34, Innenverteidiger) laufen ebenfalls die Verträge aus, aber auch sie kamen jeweils nur sieben- bzw. neunmal zum Einsatz. Das sind allesamt bei Weitem keine Stammspieler, hatten aber dennoch wichtige Rollen als Backups inne.
Neben Toffolo verlässt ein weiterer Linksverteidiger vorerst den Verein: Alex Moreno, der vor allem zu Saisonbeginn viele Minuten sammelte, kehrt nach Leihe zu Aston Villa zurück. Es gibt wohl eine Kaufoption für den Spanier, aber man ist sich bei den Tricky Trees nicht sicher, ob man diese ziehen möchte.
Bei den Leistungsträgern Ola Aina, Neco Williams und Callum Hudson-Odoi laufen die Verträge im Sommer 2026 aus, weshalb dieser Sommer die letzte Chance sein könnte, Geld mit ihnen zu verdienen - falls sie nicht verlängern. Sie gelten daher als mögliche Verkaufskandidaten. Ebenso Morgan Gibbs-White, der in der abgelaufenen Spielzeit mit 15 Scorerpunkten brillierte und von zahlreichen Topklubs umworben wird.
Gibbs fucking White as a MANCHESTER CITY signing. Look at the first goal and those loose touches pic.twitter.com/Nm8na47Jsw https://t.co/UNwQAcwQWK
— 🍄 (@BullsAreAss) May 23, 2025
Auf der Kehrseite der Medaille stehen Spieler, die als Verkaufskandidaten gelten, weil sie bisher nicht überzeugten. Dazu gehören vor allem die beiden Neuzugänge vom letzten Sommer: Morato (23, Innenverteidiger) und Ramon Sosa (25, Flügelspieler). Bei einem passenden Angebot könnte man sich wieder von ihnen trennen, allerdings sind beide noch relativ jung, und gerade hinsichtlich der anstehenden Doppelbelastung brauchbare Alternativen im Kader.
Beim Ex-Unioner Taiwo Awoniyi wird es schwieriger, ihn zu halten. Unter Nunos Vorgänger Steve Cooper war der Nigerianer gesetzt und Schlüsselspieler. Der Portugiese setzt aber auf den Neuseeländer Chris Wood, sodass Awoniyi höchstens von der Bank kommt. Zu wenig für einen Stürmer seines Kalibers, weshalb ein Abgang durchaus wahrscheinlich erscheint. Zumal er auch etwas Geld einbringen könnte.
Was muss getan werden?
Der Kader ist grundsätzlich gut aufgestellt. Man hat vor allem in der Spitze eine qualitativ starke und entwicklungsfähige Mannschaft. Im zentralen Mittelfeld ist man zudem auch in der Breite gut bestückt. Vor allem in der Verteidigung und auf den Außen müssen aber noch Kaderplätze gefüllt werden.
Im Sturm mag es seltsam klingen, den 20-Tore-Mann Chris Wood ersetzen zu wollen, allerdings ist dieser auch schon 33 Jahre alt, und trotz seiner herausragenden Saison gibt es keine Garantie, dass er auch in der nächsten Spielzeit so zuverlässig sein wird. Zudem kann ein Konkurrenzkampf, bei einem Abgang von Taiwo Awoniyi, nur positiv sein.
Der Kader nach den Abgängen sieht wie folgt aus:

Auf folgenden Position muss nachgesorgt werden: RV, IV, LV, ZOM, LF, ST
Die Defensive
Das Prunkstück Nottingham Forests. Mit nur 46 Gegentoren stellten sie die viertbeste Abwehr der Liga. Insbesondere das Zentrum um Milenković, Murillo und Mats Sels überzeugte auf ganzer Linie. Daran soll auch nicht gerüttelt werden. Stattdessen benötigt man einen Ersatz auf der linken Innenverteidigerposition, falls einer ausfallen sollte, nach dem Abgang von Willy Boly.
Nuno erwartet von seinen Innenverteidigern, dass sie aggressiv und konsequent in den Zweikämpfen sind. Wenn sie zudem mit dem Ball umgehen können, ist das ein gern gesehener Bonus.
Kevin Lomónaco, IV, 23
Aufgrund Nottingham Forests Neigung, Spieler aus Südamerika zu verpflichten, ist ein Name besonders interessant: Kevin Lomónaco. Der 23-Jährige ist bei Independiente gesetzt und gilt als einer der besten Innenverteidiger Argentiniens. Er überzeugt in seinen defensiven Grundaufgaben, mit Ausnahme des Kopfballspiels, ist aber zudem sehr passsicher und traut sich auch, mit dem Ball zu dribbeln. Er strahlt eine unglaubliche Ruhe am Ball aus und spielt oft die richtigen Pässe. Außerdem ist er auch physisch sehr stark, was die Adaption zur Premier League erleichtert.
Seine Fähigkeiten im Ballbesitz gäben dem Team von Nuno Espirito Santo die Möglichkeit, das Spielgeschehen zu dominieren, insbesondere gegen unterlegene Teams, die sich gerne zurückziehen. Da hatten die Tricky Trees in dieser Saison nämlich Probleme.

Statistisches Profil: Kevin Lomónaco
Transfermarkt datiert seinen Marktwert auf sechs Millionen Euro, was ihn definitiv bezahlbar macht. Zudem könnte er sich vorerst auch mit einer Reservistenrolle zufrieden geben und darauf warten, dass beispielsweise Murillo im nächsten Sommer den nächsten Schritt geht.
Kevin Lomónaco - The Best Centre-Back in South America pic.twitter.com/Kfg38g1jcp
— 🇦🇷 (@BruxoGuimaraesS) May 22, 2025
Alfie Gilchrist, RV, 21
Mit Ola Aina hat man einen der besten Außenverteidiger der vergangenen Saison in den eigenen Reihen. Sein Vertrag läuft aber nur noch bis 2026 und dahinter hat man keinen adäquaten Backup. Diesen kann man in Alfie Gilchrist finden. Der 21-Jährige kehrt nach seiner Leihe beim Fast-Aufsteiger Sheffield United an die Stamford Bridge zurück, steht dort aber vor einer ungewissen Zukunft. Sein Jugendverein hat mit Kapitän Reece James und Malo Gusto bereits zwei starke Rechtsverteidiger und kann ihm daher kaum Spielzeit anbieten.
Gilchrist gab in der Saison 2023/24 unter Mauricio Pochettino sein Chelsea-Debüt und wurde im vergangenen Sommer schließlich zu Sheffield United ausgeliehen, wo er in der Championship zu überzeugen wusste. Sein Vertrag bei den Blues läuft im Sommer 2026 aus, weshalb er relativ günstig zu haben sein dürfte. Laut Transfermarkt ist er acht Millionen Euro wert und aufgrund seiner Vertragssituation dürfte diese Summe auch nicht viel höher ausfallen.
Adam Oxley BBC Radio Sheffield reporter:
— Vince™ (@Blue_Footy) October 31, 2024
🗣️ "What is clear is that Gilchrist absolutely loves defending. He thrives on a tackle, a header, a block and he celebrates a good piece of defending just as much as a striker would celebrate a goal.
Gilchrist's pace, concentration and… pic.twitter.com/rjiG2ibL2Q
Der junge Verteidiger überzeugt vor allem in der Defensive. In den Zweikämpfen, in den geblockten Schüssen oder auch in seinem Stellungsspiel. Sein Passspiel ist außerdem sehr verlässlich und er verliert nur selten den Ball. Seine größte Schwäche ist aber die Offensive. Im Vergleich zu Ola Aina muss man definitiv an Qualitäten im letzten Drittel einbüßen. Seine Flanken und auch sein Dribbling in engen Räumen lassen zu wünschen übrig. Allerdings ist er mit seinen 21 Jahren noch sehr entwicklungsfähig und kann sich auch in diesen Bereichen noch weiterentwickeln.
Adrien Truffert, LV, 23
Auf den Außenverteidigerpositionen setzt Nuno auf zwei sehr komplette Spieler in Ola Aina und Neco Williams. Sie sind beidfüßig und können sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite agieren. Diese Beidfüßigkeit kann Adrien Truffert nicht bieten, aber auch er kann sowohl die Außenlinie rauf und runter marschieren als auch ins Mittelfeld ziehen, um dort Überzahl zu schaffen.
Seine größte Stärke sind aber seine Flanken und die Chancenkreation. Er zahlreiche Möglichkeiten für seine Offensivspieler und kann den Ball sowohl mit Pässen in die Tiefe als auch mit Dribblings ins letzte Drittel befördern. Seine Defensivwerte sind auch gar nicht so schlecht, jedoch bleibt abzuwarten, wie er sich in der Hinsicht in einer stärkeren Liga schlägt. Dort hat sein Konkurrent Neco Williams noch deutliche Vorteile.

Grundsätzlich hätte man dann auf der Linksverteidigerposition zwei entwicklungsfähige Alternativen, die sich qualitativ auf einem ähnlichen Niveau befinden. Williams ist der etwas komplettere Spieler, während Truffert mit seiner Kreativität überragt.
Der Franzose ist laut Transfermarkt 15 Millionen Euro wert, dürfte aber aufgrund seiner wichtigen Rolle im Team von Stade Rennes noch teurer werden.
Das Mittelfeld
Im defensiven Mittelfeld ist Nottingham Forest sehr gut aufgestellt. Elliot Anderson überzeugt seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer auf ganzer Linie und lässt die 40-Millionen-Ablösesumme fast wie ein Schnäppchen aussehen. Der Schotte ist unter Nuno Espirito Santo gesetzt. Neben ihm stritten sich Kapitän Ryan Yates und Nicolas Dominguez um einen Platz auf der Doppelsechs. Beide erfüllten ihre Aufgaben sehr gut.
Mit Ibrahim Sangaré und Danilo musste man zudem verletzungsbedingt auf zwei qualitativ hochwertige Sechser verzichten. Diese sollten zum Vorbereitungsstart wieder verfügbar sein und werden sicherlich eine prominente Rolle in der Kaderplanung für die kommende Saison einnehmen.
Im zentralen offensiven Mittelfeld fehlt noch ein Backup für Morgan Gibbs-White und auf dem Flügel noch mehr Konkurrenz für Anthony Elanga, Callum Hudson-Odoi & Co.
Mohamed Amoura, LF, 25
Der Ägypter war einer der wenigen Lichtblicke in einer tristen Saison in Wolfsburg. Mit zehn Toren und neun Vorlagen war er mit Abstand der beste Scorer der Wölfe und im ligaweiten Ranking teilt er sich den zehnten Platz mit Andrej Kramaric und Vincenzo Grifo.
Der VfL Wolfsburg zahlt in diesem Sommer die Kaufoption in Höhe von knapp 15 Millionen Euro im Leihvertrag des 25-Jährigen, nachdem dieser sich in seiner Debütsaison prompt zum Leistungsträger entwickelte. In diesem Sommer könnte er aber bereits den nächsten Schritt gehen.
Die Tricky Trees sind mit Callum Hudson-Odoi auf dem linken Flügel bereits gut aufgestellt, doch es mangelt an Alternativen von der Bank. Außerdem fehlt es dem jungen Engländer an Output vor dem Tor. Nur sieben Torbeteiligungen sind trotz seiner guten Leistungen zu wenig für einen Spieler seines Kalibers.

Der Offensivmann passt mit seinem Tempo optimal in den Konterfußball des Tabellensiebten. Außerdem bringt er ein anderes Profil als Hudson-Odoi mit. Amoura überzeugt mit seinem Zug zum Tor als Außenstürmer à la Landsmann Mohamed Salah, während der Engländer eher mit seiner Kreativität überzeugt.
Der Mann vom VfL Wolfsburg wäre aber keinesfalls günstig. Transfermarkt datiert seinen Marktwert auf 32 Millionen Euro, und da sein Vertrag in naher Zukunft nicht ausläuft, dürfte eine mögliche Ablösesumme eher höher als niedriger ausfallen.
If you invert an Amoura comp you can literally see Salah this is ridiculous LMAO pic.twitter.com/HLj7zdkp7B
— Technical Red (@TekkyRed) May 27, 2025
James McAtee, ZOM, 22
Für das zentrale offensive Mittelfeld ist ein Spieler Manchester Citys besonders interessant. Morgan Gibbs-White ist momentan der einzige nominelle Zehner im Kader der Tricky Trees und insbesondere aufgrund der anstehenden Doppelbelastung benötigt man eine weitere Alternative. McAtee ist dabei eine sehr spannende Personalie.
Der junge Kreativkopf kommt bei den Citizens kaum zum Zug, gilt aber als höchst talentiert. Es gilt als wahrscheinlich, dass er in diesem Sommer den Verein verlassen wird. Der Engländer hat einen Marktwert von 20 Millionen Euro und dürfte aufgrund seines Wechselwunschs auch nicht viel teurer werden.
McAtee überzeugt hauptsächlich mit seiner Technik. Er kann sich dadurch und auch aufgrund seines niedrigen Körperschwerpunkts gut in engen Räumen behaupten. Dribbling, Passspiel, Ballkontrolle - hat er alles im Repertoire, weshalb er in diesem Sommer ein so interessanter Spieler für viele Vereine ist.
Morgan Gibbs-White wird weiterhin aufgrund seiner Dynamik die Nase vorn haben, hätte aber in McAtee einen starken Konkurrenten, der eher die engen Räume präferiert, während der jetzige Vize-Kapitän Nottingham Forests aufgrund seiner Physis vor allem in großen Räumen und Kontersituationen brilliert.
Der Sturm
20-Tore-Mann Chris Wood verlängerte seinen Vertrag in der vergangenen Saison aufgrund seiner herausragenden Leistungen. Unter Nuno avancierte er zum unumstrittenen Leistungsträger und geht als Leader dieser jungen Mannschaft voran.
Er verkörpert alles, was der portugiesische Übungsleiter von seinem Stürmer erwartet. Er hat die nötige Physis, um lange Bälle festzumachen und gezielt auf die Teamkollegen abzulegen. Er ist stark in der Luft, eiskalt vor dem Tor und läuft unermüdlich für die Mannschaft. Es sind gewisse Parallelen zu Raul Jimenez zu erkennen, der unter Nuno in Wolverhampton erfolgreich war.
Chris Wood hits a Premier League milestone. 👏#NFOLEI #BBCFootball pic.twitter.com/YKHBvDlw40
— Match of the Day (@BBCMOTD) May 11, 2025
Lorenzo Lucca, ST, 24
Auf der Suche nach einem jungen Stürmer mit diesem Spielerprofil stößt man auf Lorenzo Lucca von Udinese Calcio (sein Porträt findet ihr hier). Der 2,01m große Italiener gilt als höchsttalentiert und als zukünftiger Stürmer der Azzurri.
Der großgewachsene Stürmer sollte aufgrund seiner Physis keine Probleme haben, sich an die Premier League zu gewöhnen. Er überzeugt mit seiner Lufthoheit und seiner Fähigkeit, Bälle festzumachen und auf nachrückende Mitspieler abzulegen.
Auch im gegnerischen Sechzehner zeigt er seine Qualitäten. Der 23-Jährige kommt zu vielen Abschlüssen und ist oft in der Lage, mit wenigen Kontakten abzuschließen. Vor dem Tor ist er außerdem sehr effektiv. Trotz seines xG-Werts von 7,6 erzielte er zwölf Saisontore in einer Mannschaft, die nur 41 Tore schoss.

Lorenzo Luccas Marktwert liegt bei 22 Millionen Euro, was für Nottingham Forest definitiv bezahlbar wäre. Der neun Jahre ältere Chris Wood würde wahrscheinlich dennoch als erste Wahl in die Saison gehen, aber hätte mit Lucca einen starken Konkurrenten, der die Premier League aufmischen könnte. Perspektivisch könnte er die Position des Neuseeländers einnehmen.
Nottingham Forest 2025/26
Kevin Lomónaco, Alfie Gilchrist, Adrien Truffert, Mohamed Amoura, James McAtee und Lorenzo Lucca sind allesamt junge, entwicklungsfähige Spieler, die in diesem Sommer verfügbar sein könnten und zudem der Mannschaft von Nuno Espirito Santo direkt weiterhelfen. Der Marktwert aller sechs Spieler zusammengerechnet beläuft sich auf 103 Millionen Euro.
Zum Vergleich: Im vergangenen Sommer gab man 105 Millionen Euro für neue Spieler aus und hat nun die zusätzlichen Einnahmen aus der Conference League und der guten Premier-League-Platzierung. Außerdem könnten Verkäufe wie beispielsweise Taiwo Awoniyi (Marktwert: 16 Millionen) oder auch Ramon Sosa (Marktwert: 12 Millionen) nochmal etwas Geld einbringen.
Nach Vollendung unseres Shopping Guides könnte Nottingham Forests Kader nächste Saison wie folgt aussehen:
