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Asien-Cup 2024: Darum gehört I.R. Iran erstmalig nicht zu den Favoriten

Asien-Cup 2024: Darum gehört I.R. Iran erstmalig nicht zu den Favoriten

Der Iran trifft im Auftaktspiel auf die Nationalmannschaft von Palästina (Anstoß um 18:30 Uhr MEZ) und geht mit großer Hoffnung ins Turnier. Mit Hongkong und VA Emirate als weitere Gruppengegner ist der Einzug für Iran (als Gruppensieger) in die K.O. Phase Pflicht, doch andere Themen begleiten die iranischen Fußballer. Wie weit kommt das Team Melli? (Bild: IMAGO / ITAR-TASS)

Noch keine Finalteilnahme der I.R. bei Asienmeisterschaften

Mit 3 gewonnenen Asien-Cups (1968, 1972, 1976) gehört Iran zu den stärksten Mannschaften Asiens und damit auch stets zu den Turnierfavoriten. Bereits seit über 6 Jahren belegt Irans Nationalmannschaft außerdem in der FIFA-Weltrangliste (aktuell: 21.) den ersten Platz unter den asiatischen Teams. Für die WM hat man sich zudem unter Cheftrainer Carlos Quieroz dreimal in Folge sehr souverän qualifiziert, und dennoch gelang es den Iranern bei den vergangenen Asien-Cups nicht für den lang ersehnten Titel. Beim letzten Turnier schied man im Halbfinale aus (0:3 gegen Japan), davor war dreimal in Folge jeweils im Viertelfinale Schluss; im Finale stand man seit dem letzten Triumph (und seit Gründung der Islamischen Republik) nie wieder! Denn die letzten Erfolge stammen allesamt aus der Zeit vor der Revolution 1979, wo der Iran unter der Regie des Shah eine Monarchie war und der Sport noch eine große Rolle spielte.

Bei den letzten Turnieren schien es so, als ob es mit einem Finaleinzug einfach nicht sein solle (oder nicht dürfe?). Eigentore, unberechtigte Platzverweise, strittige Elfmeterentscheidungen oder einfach gebrauchte Tage waren die Gründe für das Ausscheiden. Möglicherweise durften die Iraner auch nicht den Titel gewinnen?!

Die Legionäre sind nicht in Form

Die Anzahl an iranischen Legionären in Europa hatte in den letzten Jahren erheblich zugenommen und nicht wenige von ihnen, haben jahrelang konstant auf gutem bis hohem Niveau performt. Aktuell gibt es allerdings wenige Spieler, die viel und gut gespielt haben, was die Aufgabe für den Trainer Amir Ghalenoi wesentlich schwieriger macht, der seit seinem Amtsantritt eine offensivere Herangehensweise für das iranische Team, das in den vergangenen Jahren ihren Erfolg einer verteidigenden Spielweise zu verdanken hatte, implementiert.

Mehdi Taremi ist zweifelsohne der stärkste und wichtigste Spieler der Iraner und war in den letzten Jahren stets Top Scorer beim FC Porto, insbesondere auch in der Champions League. Doch in dieser Saison ist ein wenig die Luft raus beim flexiblen und spielstarken Mittelstürmer, der in 24 Pflichtspielen nur 6 Tore (und 4 Assists) erzielen konnte.

Auch für den von Bayer 04 Leverkusen an AS Rom ausgeliehenen Stürmer Sardar Azmoun läuft es in dieser Saison alles andere als rund. Bei der Roma kommt er, auch aufgrund von Verletzungsproblemen, nur auf 13 Spiele und 1 Tor, wobei er kein einziges Mal von Beginn an starten durfte.

Alireza Jahanbakhsh erlebt in dieser Spielzeit auch eine Saison zum vergessen (13 Spiele, 1 Tor) und spielt beim Feyenoord Rotterdamm kaum eine Rolle. Wirklich läuft es aktuell nur bei Offensivspieler Saman Ghoddos (FC Brentford) in der Premier League, der seit seiner Versetzung auf die Außenverteidigerposition gesetzt ist und aktueller Leistunsträger ist.

Team Melli oder "Team Mullah"? Fußball wird im Iran mal wieder zum Politikum

Ob Sport und Politik vermischt werden darf ist eine heiß kontrovers diskutierte Frage, wo es auf beiden Seiten nachvollziehbare Argumente gibt und nicht eindeutig mit "ja" oder "nein" beantwortet werden kann. Und es gibt (aktuell) kein Land, bei dem die Politik die Sportler und insbesondere die Fußballer so sehr begleitet, als im Iran. Das geht sogar so weit, dass seit Beginn der Mahsa-Amini-Protestbewegungen (oder gar Revolution), viele Iraner:innen die iranische Nationalmannschaft als „Team Mullah“ bezeichnen. Wieso?

Es begann alles im Vorfeld der WM 2022 in Katar. Bei einem Vorbereitungsspiel verzichteten die Nationalspieler auf das mitsingen der Hymne und zogen eine schwarze Jacke über das Trikot als Zeichen der Trauer über die unzähligen Hinrichtungen und Festnahmen und als Zeichen der Solidarität. Auch die Basketballer, Volleyballer und viele andere Sportler schwiegen bei der Nationalhymne der Islamischen Republik. Das iranische Volk fühlt sich von dieser Regierung, und damit auch nicht von der offiziellen Flagge und Nationalhymne präsentiert. Und so forderten viele von der iranischen Fußballern sogar, dass sie als Zeichen der Solidarität zum Volk nicht bei der WM antreten. Beim ersten Gruppenspiel gegen England sang niemand die Hymne mit, doch trotzdem feierten im Iran die Menschen die 2:5 Niederlage.

Und jetzt? Die Fußballverrückten Iraner:innen scheinen sich überhaupt nicht für das Turnier interessieren. Weder die Qualifikation wurde im Land gefeiert noch erkennt man die eigentlich übliche Euphorie aller Iraner:innen weltweit auf social media. Natürlich werden sich viele Iraner:innen das Spiel im Stadion live anschauen, doch wir werden mit Sicherheit politische Zeichen, wie z.B. Iran Flaggen mit Mahsa-Amini-Schriftzug oder woman-life-freedom Aufkleber sehen, Pfiffe gegen die Spieler insbesondere beim Abspielen der Nationalhymne dürften ebenfalls zu hören sein. Gerade für Fußballer ist der Support ihrer Fans, insbesondere denen im Stadion unglaublich wichtig, sind sie doch der 12. Mann der Spieler. Und deshalb wird es für die iranischen Fußballer nicht einfach, den Fokus aufs Spiel zu legen.

Politischer kann das erste Spiel nicht sein

Ausgerechnet gegen Palästina könnte die Schlagzeile der ersten Partie sein. Im Nahost-Konflikt zwischen Israel und Palästina gilt die Islamische Republik als zentrale Schlüsselfigur. Sie sind der Finanzierer und Unterstützer der Hamas sowie der Huthi-Rebellen im Yemen und des Hizbollah im Libanon. Mit ihren schiitischen Milizen in diesen Ländern und im Irak und in Syrien haben die Mullahs die "Achse des Widerstands" gebildet und bedrohen damit das Land Israel. Deshalb gilt die Islamische Republik auch als Auslöser und Ursache der aktuell bedrohlichen politischen, aber auch humanitären Situation in dieser Region.

Dass die Mullahs pro Palästina sind, ist hinlängst bekannt. Seit dem 7. Oktober 2023 mussten die iranischen Nationalspieler stets bei Länderspielen einen Palästinenserschal um den Hals tragen und mit schwarzem Trauerflor am Trikotärmel spielen. Politik ist im iranischen Fußball schlicht untrennbar. Es ist sogar nicht ausgeschlossen, dass die Mullahs den Spielern befehlen, nur knapp zu gewinnen oder sogar die Partie Unentschieden zu bestreiten und den Palästinensern einen Punkt zu schenken, da man gegen die beiden anderen Gegner problemlos gewinnen dürfte.

Fazit

Fußballerisch müssen die Iraner mindestens ins Halbfinale kommen, da man zusammen mit Japan, Südkorea und Australien zu den 4 Top Teams in Asien gehört. Doch aufgrund der Formschwäche ihrer Leistungsträger sowie dem psychischen Druck, der aus diversen Gründen auf den Spielern lastet, wird es kein einfaches Turnier werden und womöglich wird man sich das Finale höchstens anschauen können. Doch vielleicht klappt es dieses Mal tatsächlich mit dem Titel? Wenn sie denn dürfen...

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