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5. Niederlage trotz Martijn Kaars: Was ist los mit St. Pauli?

5. Niederlage trotz Martijn Kaars: Was ist los mit St. Pauli?

Mit Martijn Kaars vom 1. FC Magdeburg hat der FC St. Pauli nun endlich den von den Fans langersehnten Neuner geholt, mit 19 Toren den zweittorgefährlichsten Stürmer der vergangenen Zweitligasaison.

Die Frage sollte nach den ersten beiden Bundesligaspieltagen (4 Punkte in 2 Spielen) daher eigentlich schon zu Recht lauten, ob die Kiezkicker die Nase voll davon haben nur als Defensivmacht der Liga zu gelten, waren sie doch in der zweiten Liga einst als die Mannschaft bekannt, die unter Fabian Hürzeler mit den schönsten und begeisterndsten Offensivfußball gespielt haben, die man seit Jahren in dieser Liga gesehen hat. (Bild: IMAGO / DeFodi Images)

Nach einer eher defensiv starken ersten Bundesligasaison unter seinem Trainernachfolger Alexander Blessin deutete diese Saison zumindest vieles darauf hin, dass man in dem sonst so gefürchteten "verflixten zweiten Bundesliga"-Jahr nun den nächsten Schritt gehen wollte, was offensive Spritzigkeit und Spielfreude angeht.

4 ungeschlagene Spiele in Serie zum Saisonstart (wo man u.a. sogar gegen Niko Kovac's BVB-Defensivbollwerk 3 Tore schoss) deuteten daraufhin, dass dies tatsächlich auch gelingen könnte.

Doch seit 5 Spielen läuft auf einmal alles gegen die Kiezkicker. Warum aber funktioniert der neue Plan auf einmal nicht mehr?

Unglückliche Situationen

Wie sagt man so schön: "Erst hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu". Dies trifft auf jeden Fall auf viele Spielsituationen der St.-Paulianer in den letzten fünf Spielen zu.

Sei es ein frühes Gegentor im 0 : 1 gegen Werder Bremen, ein passives Abseitstor (welches gleichzeitig auch das erste Saisontor für Martijn Kaars hätte werden können) gegen die TSG Hoffenheim, wie auch unglückliche extrem bittere Verletzungen, wie die von James Sands oder Karol Metz.

Es schien, als ob das Schicksal es irgendwie wollte, dass der Verein mit dem niedrigsten Kadermarktwert der gesamten Liga wieder dort eingestuft wird, wo er sich wahrscheinlich auch selbst vor der Saison gesehen hat - natürlich super schade für die Fans und die grade aufgekommene Euphorie.

Unglückliche Chancenverwertung

Dennoch muss man leider auch die Chancenverwertung der Stürmer ansprechen, wenn man über die aktuelle Krise der Hamburger spricht. Als Verein, der in Sachen Torschüssen nach wie vor auf Platz 8 der Ligatabelle steht mit nur einem Tor in 5 Spielen herauszukommen - das ist definitiv zu wenig.

Und das ist sogar nur die halbe Wahrheit: Wenn man sich nämlich die Anzahl der Angriffe in gefährlichen Zonen anschaut, wird klar, dass es häufig sogar nicht mal der letzte Abschluss, sondern oft sogar schon der entscheidende Pass zuvor war, der ins Leere ging.

Im Mittelfeld oft noch extrem pressingstark, dann meist über den nach wie vor starken Joel Chima-Fujita kommend, war es dann nicht selten Andreas Houtondji, wie auch sein Stürmer Mathias Pereira Lage, denen es in den entscheidenden Situationen rapide an Entscheidungsfindung mangelte. "Spiel ich jetzt ab oder probiere ich es selbst? Geh ich ins eins gegen eins oder spiel ich nochmal zurück?" Nicht selten kam dann beim Zuschauer irgendetwas dazwischen heraus, was bekanntlich selten gut geht, wie hier im letzten Spiel gegen Eintracht Frankfurt (0 : 2) unter anderem zu sehen ist:

Unglückliches Passspiel

Obwohl man in Sachen Passquote auf einem passablen Platz 13 liegt, muss man aber auch hier klar differenzieren zwischen Pässen im hinteren und Pässen im vorderen Drittel. Hier zeigte sich der vordere Teil der Mannschaft zwar immer ambitioniert und weit entfernt von der defensiven Harmlosigkeit der Kiezkicker in der letzten Saison, nur wirkte es eben oft noch sehr unausgegoren.

Das typische Aufwärtsraunen eben, wenn das ganze Stadion das Gefühl hat, jetzt kommt es zu einem toll ausgespielten Angriff, gefolgt von dem typischen Abwärtsraunen, wenn der Ball dann doch wieder nur irgendwo im Nirvana landet. Auch die Einbindung von Martijn Kaars funktionierte aufgrund dieser Mängel bislang noch nicht wirklich.

Diese Tendenz hat sich sogar bereits in den ersten Spielen angedeutet, wo man zwar z.B. gegen den BVB ein 1 : 3 noch in der Schlussphase zu einem 3 : 3 ummünzte, dies allerdings auch nur dank eines Elfmeters und eines Fernschusses von Verteidiger Eric Smith.

Und klar - man darf hier nicht unerwähnt lassen, dass fast die gesamte Offensive aus Fujita, Kaars, Hountondji, und Pereira Lage aus Neuzugängen besteht: Neuzugänge, die vielleicht einfach noch Zeit brauchen, um sich einzuspielen und einzeln sicherlich alle unbestritten ihre Qualität haben:

Defensive Probleme

Allerdings hat auch die Defensive diese Saison so seine Probleme - und das obwohl man diese überraschenderweise mit Eric Smith, Hauke Wahl, Karol Mets und Adam Dzwigala diesen Sommer fast vollständig halten konnte, beziehungsweise mit den beiden Außenverteidigern Arkadiusz Pyrka und Bielefeld-Pokalhelden Louis Oppie sogar noch verstärken konnte. Innenverteidiger Hauke Wahl brachte dies schon nach dem 3 : 3 am 1. Spieltag in einem Interview auf den Punkt:

"Ich bin froh über die Aufholjagd und dass wir drei Tore geschossen haben. Aber defensiv können und müssen wir besser arbeiten, uns fehlt aktuell die Konzentration hinten."

Dies zeigt auch der Blick auf die Statistik: War St. Pauli letzte Saison noch das (!) Team der Extreme (Platz 1 in Sachen wenigste Tore, aber gleichzeitig auch Platz 1 in Sachen wenigste Gegentore in der gesamten Liga) sieht das diese Saison schon etwas anders aus.

Denn hier steht man in Sachen Offensive mit 8 Ligatoren zwar immer noch nicht toll da, zumindest aber aktuell vor Mönchengladbach (6), Heidenheim (7) und auch dem Stadtrivalen HSV (7). Dafür ist man aber mit insgesamt 13 Gegentreffern in Sachen gute Defensivarbeit aktuell nur noch Elfter.

Erleben wir hier möglicherweise ein ähnliches Problem wie aktuell beim FC Augsburg, der als ein Verein, der ebenfalls immer Defensive First dachte, aktuell unter Sandro Wagner mit 20 Gegentreffern sogar die schlechteste Defensive der Liga stellt? Das Problem, dass Teams mit geringerem Kadermarktwert in dem Moment, wo sie versuchen schöneren und offensiveren Fußball zu spielen von den Teams mit teureren Kadern einfach aufgefressen werden?

Die Tendenzen sind hier vielleicht noch nicht so dramatisch wie beim FCA, aber auch St. Pauli muss, was das angeht, in der Bundesliga aufpassen.

Spielplan bringt Hoffnung

Der Spielplan könnte dann aber wiederum wieder Grund zur Hoffnung geben. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass die vergangenen Gegner Hoffenheim, Frankfurt, Leverkusen und Dortmund schon alles ziemliche Brocken waren, Teams mit extrem starken Offensiven, wo man sehr schnell mal Tore fressen kann, wenn man nicht höllisch aufpasst.

Der kommende Spielplan meinst es dann schon wieder besser mit den Kiezkickern: Auf zwei Heimspiele gegen die TSG Hoffenheim (DFB-Pokal) und Tabellenschlusslicht Borussia Mönchengladbach folgt ein Auswärtsspiel gegen den SC Freiburg. Letzteres mag sich erstmal gar nicht so leicht anhören, aber Kenner werden sich an die vielleicht lustigste Statistik der letzten Saison:

So wie der FC St. Pauli badenwürttembergischen Boden betraten, gewannen sie ihre Spiele allesamt, ganz egal, ob die Gegner Hoffenheim, Stuttgart, Freiburg oder Heidenheim hießen.

Ganz entscheidend werden dann aber die Spiele danach, wo mit Union, Köln, Heidenheim und Mainz genau die Gegner kommen gegen die man unbedingt Punkte holen muss, um dramatischere Abstiegssorgen zu verhindern.

Und wer weiß, vielleicht bekommt in diesen Spielen dann auch Martijn Kaars nochmal einen ähnlichen Lauf wie in der vergangenen Saison beim 1. FC Magdeburg. Zu wünschen wäre es dem Niederländer, der in der vergangenen Saison in Sachen Tempo, Einsatzwillen, Ausdauer und Abschlusstärke definitiv einer der komplettesten Stürmer der beiden deutschen Top-Ligen war, allemal.

Fazit: Ruhe bewahren und weiter machen
Leon Buche

Leon Buche

5 Niederlagen und nur 1 Tor in 5 Spielen sind ein Brett. Dennoch sehe ich die Krise bei St. Pauli noch nicht so dramatisch, wie bei Vereinen wie Augsburg, Gladbach oder auch Mainz. Denn im Gegensatz zu diesen Vereinen waren bei St. Pauli Verein und Fans immer und schon vor der Saison auf den Abstiegskampf auch im 2. BuLi-Jahr vorbereitet.

Die größere Überraschung als die aktuelle Formkrise war eigentlich eher der überraschend gute Saisonstart, wo man vier Spiele hintereinander ungeschlagen blieb und auch fußballerisch wirklich überzeugt hat.

Ruhe bewahren und weiter machen, sollte daher das Kredo lauten - und wenn man sich damit abfinden muss, dabei doch wieder das St. Pauli der letzten Saison zu werden - ein Team, was einfach defensiv gut steht, nicht immer die Sterne vom Himmel spielt, aber am Ende eben die Punkte holt, die für den Klassenerhalt ausreichen.

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