Die Qualifikation für die WM 2026 ist nun beendet und auch dieses Mal haben sich bis auf Italien (die noch in den Play-Offs im März 2026 ranmüssen) nun alle großen Fußballnationen nun für das Turnier qualifiziert. Doch auch einige neue Außenseiter, wie die Kap Verdischen Inseln, Curacao, Haiti, Usbekistan und Jordanien haben ihr WM-Ticket bereits sicher. (Bild: IMAGO / News Licensing)
Wir wollen daher mal einen Blick darauf werfen: Was sind eigentlich die Länder mit den geringsten Kadermarktwerten? Und bei welchen Ländern scheint dies, aufgrund ihrer Kultur oder ihrer hohen Bevölkerungszahl, besonders verwunderlich?
Länder mit unter 1 Millionen Marktwert:
Hier finden sich vor allem Inselstaaten aus Ozeanien und der Karibik. Mit einem Gesamtkadermarktwert von grade mal 10.000 Euro führt hier die pazifische Inselgruppe Tonga die Liste von unten an. Die grade mal 100.000 Einwohner umfassende Inseln umfassende Inselgruppe ist vor allem als Geheimtipp für Scupa-Diving-Urlauber bekannt, wobei viele der 700 Inseln komplett unbewohnt sind. Die meisten Vereine der Spieler sind lokale Vereine oder unbekannt, lediglich zwei Spieler spielen in Australien und Neuseeland.
Auch das Land ebenfalls im Ozeanischen Verband spielende französische Überseegebiet Neukaledonien mit einem Gesamtmarktwert von 22.000 Euro befindet sich unter den untersten zehn der geringsten Marktwerte. Dies ist insofern erwähnenswert, da das Land seinen festen Startplatz zwar an Neuseeland abgeben musste, sich aber über die interkontinentalen Playoffs noch für die WM 2026 qualifizieren kann. Damit wäre Neukaledonien dann das mit Abstand kleinste Land, was jemals an einer WM teilgenommen hat.
Jamaica has been drawn to face New Caledonia in Path 1 of the FIFA Intercontinental Playoffs. If Jamaica defeats New Caledonia then Jamaica will face Democratic Republic of the Congo in the Final.
— Official J.F.F (@jff_football) November 20, 2025
A victory over DR Congo would secure qualification to the 2026 FIFA World Cup pic.twitter.com/J5vHchMwLe
Das flächenmäßig größte Land mit einem Kadermarktwert von unter 1 Millionen ist hingegen die Mongolei mit einer Gesamtfläche von 1.564.000 Quadratkilometer. Doch auch wenn das Land damit fünf mal so groß ist wie Deutschland ist es jedoch mit 3.5 Millionen Einwohner so dünn besiedelt ist, dass eine nicht allzu große Talentdichte an Fußballern verständlich ist.
Aus Europa sind es einzig San Marino und Liechtenstein, die es nach wie vor nicht schaffen einen Kader von 1 Millionen Gesamtmarktwert. Der im Osten Italiens gelegene Zwergstadt San Marino steht zuzüglich noch auf dem letzten Platz der FIFA-Weltrangliste als die Nationalmannschaft mit den wenigsten Siegen in den letzten Jahren auf der Welt.
Länder mit 1-6 Millionen Marktwert:
Hier wird die Liste an Ländern dann schon etwas prominenter, angeführt von der vielleicht größten Enttäuschung im Weltfußball Indien mit einem Kadermarktwert von nur knapp über 5 Millionen. Denn noch vor China und den USA ist Indien mit 1.451 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt. Von einer WM-Qualifikation ist man dennoch nach wie vor so weit entfernt wie Vladimir Putin von einem Friedensnobelpreis.
Der Grund hierfür ist vor allem die Sportart Kricket, der der alles dominierende Sport in Indien ist.
Virtuelles Sportmuseum
— Michael Wiemer (@MichaWiemer) October 5, 2023
Abteilung Viel zu ehrliche Sportzitate.
„Rund um Kricket ist eine Milliardenindustrie entstanden. Wer sind denn die Berühmtheiten in unserem Land? Filmstars, Politiker und Kricketspieler.“
Ambar Roy (Indien)
Aus Stuttgarter Zeitung am 5.10.2023. pic.twitter.com/THGChG2uze
Vier Weltmeisterschaftstitel, wie auch zwei Finalteilnahmen konnte die indische Nationalmannschaft hier bereits verbuchen und ist damit neben Australien das erfolgreichste Land der Welt in diesem Sport. Doch auch traditionelle indische Sportarten wie Kabaddi oder auch Kampfsportarten wie Pehlwani locken jährlich Millionen von indischen Sportfans vor die Fernsehgeräte, der Fußball bekommt da eher nur eine geringe Aufmerksamkeit.
Dies gilt auch für viele weitere Länder aus dem ostasiatischen Raum, die eigentlich die Kapazitäten und das Potenzial hätten eine weitaus größere Rolle bei Turnieren zu spielen. Auch der Kricket-Weltmeister von 1992 Pakistan kann die 6-Millionen-Grenze nicht erreichen, ebensowenig wie Kambodscha, Vietnam, Afghanistan oder die Philippinen.
Was Europa angeht, wären wir hier immer noch in der Riege Andorra, Gibraltar und Faröer Inseln, was noch einmal mehr beweist, wie sehr der europäische Fußball durch die UEFA Champions League die Konkurrenz auf dem Markt abgehängt hat.
Länder mit 7-12 Millionen Marktwert:
Auch in dieser drittniedrigsten Gruppe befindet sich ein weiterer Riese, was die Bevölkerungsanzahl angeht: China. Dass China, mit 1.419 Milliarden Einwohner das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt, es bislang noch immer nicht zu wenigstens mal einer WM-Teilnahme geschafft hat, scheint hier fast noch unglaublicher als im Falle Indien.
Denn nicht nur, dass bei so vielen Menschen die Auswahl an Talenten eigentlich riesig sein müsste, es wären im Falle China hinzu auch noch alle wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben, Leistungsnachwuchszentren auf absolutem europäischen Top-Niveau aufzubauen.
Dennoch schaffte bislang kaum ein chinesischer Spieler: Wu Lei, der viele Jahre lang bei Espanyol Barcelona gespielt hat, ist hier möglicherweise noch der Bekannteste, denn auch Spieler wie Lie Tie (ehem. Everton) und Sun Jihai (ehem. Manchester City) wagten zwar kurzzeitig den Sprung ins Ausland, konnten sich jedoch in einer europäischen Top-Liga nie durchsetzen.
Ein weiteres Hindernis ist die politische und wirtschaftliche Situation in China. Der chinesische Fußballmarkt ist stark von staatlichen und privaten Investitionen beeinflusst, und oft spielen politische Entscheidungen bei der Preisgestaltung von Spielern eine Rolle. Investitionen aus großen, staatlich unterstützten Unternehmen können dabei zu künstlich hohen Gehältern führen, die jedoch nicht ihrer Leistung und dem realen Marktwert der Spieler entsprechen und so auf den einschlägigen Seiten wie Transfermarkt.com gar nicht erst gelistet werden.
So kommt es, dass die meisten Spieler nur in der CSL (Chinese Super League) spielen, die man zeitweise zwar (ähnlich wie es heute Saudi Arabien tut) versucht hat mit internationalen Stars wie Oscar, Carlos Tevez oder Axel Witsel zu pushen, dies leider auch nur mit mäßigem Erfolg, wozu noch die Ungeduld der Regierung kommt, wenn es darum geht, China irgendwie auf die große Fußballlandkarte zu führen, die oft zu überstürzten Entscheidungen bei Trainern führt.
It's official: Axel Witsel is heading to China, thank you for all you did for the club Axel! https://t.co/ELxZh1MpBT pic.twitter.com/3rMdkn8SjK
— FC Zenit in English✨ (@fczenit_en) January 3, 2017
Auch Länder wie Syrien und Nordkorea befinden sich in dieser Preisklasse und haben zum Teil mit ähnlichen politischen Problemen zu kämpfen. Aus Europa befinden sich Weißrussland, die baltischen Staaten, wie auch Zypern und Malta in der Gruppe, wie auch das erfolgloseste Land aus dem Südamerikanischen Verband Bolivien mit einem Marktwert von 11 Millionen Euro.
Länder mit 13-25 Millionen Marktwert:
In dieser Gruppe befindet sich schließlich der bislang erste sichere WM-Teilnehmer 2026: Jordanien mit einem Gesamtmarktwert von 15 Millionen Euro. Bereits 2014 konnte sich das kleine Land an Ägypten angrenzende Land aus der Vorderasien schon mal beinahe für eine WM qualifizieren, scheiterte dann aber im letzten Playoff-Spiel unglücklich gegen den südamerikanischen Kandidaten Uruguay.
Diesmal wurde der Traum der Jordanier bereits vorzeitig wahr - und das vor allem Dank Starspieler Mousa Tamari.
Der Linksaußen vom französischen Erstligisten Stade Rennes gilt derzeit als eines der größten Talente aus dem arabischen Raum und könnte auch bei der WM insbesondere gemeinsam mit Stürmer Yazan Al-Aimat (Al-Arabi FC) für die ein oder andere Überraschung in der Gruppenphase sorgen.
Dennoch wäre alles andere als ein Aus in der Gruppenphase natürlich eine große Überraschung für das vom Marokkaner Jamal Sellani trainierte Team, was ansonsten vor allem von Mentalität und Kampfstärke lebt.
Länder mit knapp über 25 Millionen Marktwert:
Ähnliches gilt für Kap Verde. Das westafrikanische Inselreich hat zwar einen Kadermarktwert von knapp über 25 Millionen Marktwert, ist jedoch nach Island (405.000 Einwohner) mit 529.000 Einwohnern das zweitkleinste Land, was jemals an einer WM teilgenommen hat.
Allerdings hat die Kap Verdische Nationalmannschaft durchaus einige spannende Legionäre wie Wagner Pina (Trazonspor) und Kevin Leneni (FK Krasnodar) im Kader, Spieler, die man zumindest als FM-Zocker kennt. Vor allem aber Stürmer Dailon Livramento vom Serie A Club Hellas Verona sollte man im Auge behalten. Mit 4 Toren in 8 Spielen war er es unter anderem, der dafür sorgte, dass man in der Afrika-WM-Quali sogar Teams wie Kamerun (Marktwert 249.000 Millionen) hinter sich ließ.
Dennoch, um abschließend nochmal den Vergleich zu ziehen: Sowohl für Jordanien als auch für die Kap Verden ist alleine die Qualifikation für eine WM mit so einem geringen Kadermarktwert eine absolute Sensation, wenn man bedenkt, dass die Marktwerte von Frankreich und England mittlerweile bei über 1 Milliarden (!!!) liegen. Selbst Luxemburgs Kader ist mit 36 Millionen Euro Marktwert schon auf einem ganz anderen Level.



