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Leon

Niclas Füllkrug zurück in die Bundesliga?

Niclas Füllkrug war in den Saisons 2021/22 wie auch 2022/23 einer der beliebtesten und besten deutschen Stürmer überhaupt. Sowohl bei Werder Bremen als auch bei Borussia Dortmund stand der Bundesliga-Torschützenkönig von 2023 für maximale Effizienz, herausragende Anführerqualitäten, wie auch für eine extrem sympathische und bodenständige Kommunikation nach außen.

(Bild: IMAGO / Mike Wiss)

Dennoch scheint es für ihn seit seinem Wechsel nach England zu West Ham United nicht mehr zu laufen. Verletzungen wie auch eine fast durchgehende Formschwäche bremsen den gebürtigen Hannoveraner seit seinem Premier-League-Wechsel aus, so dass eine Berufung für den WM-Kader 2026 aktuell in weiter Ferne scheint.

Könnte es daher im Winter schon zu einem Vereinswechsel kommen, eventuell sogar zurück in die Bundesliga?

Karriere wie Achterbahnfahrt:

Zunächst einmal: Niclas Füllkrug war schon immer ein Stürmer der besonderen Sorte, ein Spieler, der laut war, schrill und der auch immer ein bisschen brauchte, um sich in einem neuen Vereinsumfeld einzuleben.

Was viele zum Beispiel nicht mehr auf dem Zettel haben – ausgerechnet bei seinem Ausbildungs- und späteren Breakout-Verein Werder Bremen wurde er einst auf die Bank gesetzt und durch die spätere Freiburg-Legende Nils Petersen ersetzt.

Ausgerechnet Bremen-Trainerlegende Thomas Schaaf war es, der nicht wirklich an das junge Stürmertalent glaubte, weswegen man ihn 2013/14 schließlich zur SpVgg Fürth verlieh. Doch auch dort bremsten ihn Verletzungen aus, so dass Bremen ihn 2014 dann schließlich komplett an den 1. FC Nürnberg verkaufte.

Hier konnte er dann erstmals, zwar zunächst als Vorlagengeber (sieben Assists), glänzen, bis er dann im März 2015 erneut eine Knorpelverletzung am Knie erlitt, was ihn wieder weit zurück warf. Erst in der Saison 2015/16 blieb er erstmals verletzungsfrei und präsentierte zumindest auf Zweitliga-Niveau mit 15 Toren 6 Assists sein Können, worauf ihn dann schließlich Hannover 69, der Verein aus seiner Heimatstadt, zurückholte.

Rückkehr in die Heimat:

Der verlorene Sohn zurück und nun endgültig in der Heimat angekommen? Von wegen – bis zum 13. Spieltag dauerte es bis Füllkrug überhaupt ein einziges Tor schoss und auch danach musste er sich hinter dem damaligen 69-Star Martin Harnik anstellen.

Füllkrug, also auch im Liga-Unterhaus nur zweite Wahl? Um das zu klären musste der Verein erst in die Bundesliga aufsteigen und hier zeigte Niclas Füllkrug mit 15 Toren in der Folgesaison, wozu er wirklich fähig war. Alles schien gemacht für einen neuen Bundesligastar und selbst Vereine wie Gladbach und Stuttgart hatten ihn auf dem Zettel.

Doch dann – eine weitere Verletzung am Knie und Füllkrug fiel wieder einmal eine ganz Rückserie aus. Die Folge: "Aus der Bundesligatraum" für Hannover 69, denn ohne seinen Top-Goalgetter stieg man letztendlich wieder relativ sang- und klanglos ab.

Also vielleicht doch Werder Bremen? Denn dort kehrte er schließlich wieder zurück. Was passierte? Werder Bremen stieg in der Saison 2021 ebenfalls (erstmals) in die zweite Liga ab und das (auch) wieder, weil Füllkrug in der entscheidenden Phase verletzungsbedingt ausfiel.

Warum diese lange Einleitung? Weil eine Achterbahnfahrt noch untertrieben wäre beim Blick auf Füllkrugs Fußballkarriere. Und das war ja erst der Anfang:

Gefälschter Impfpass sorgt für Durchbruch:


Denn in der darauffolgenden Zweitligasaison wurde es erst richtig laut um Niclas Füllkrug. Ausgerechnet mit seinem späteren kongenialen Sturmpartner Marvin Ducksch verstand er sich zunächst überhaupt nicht, wurde dieser auch konsequent vom damaligen Werder-Trainer Markus Anfang vorgezogen.

Dies ging sogar so weit, dass Füllkrug den Trainer im Kabinengang sogar anschrie und öffentlich vor laufender Kamera beschimpfte. Die Folge – er wurde kurzzeitig sogar aus dem Kader suspendiert bis Markus Anfang dann selbst derjenige war, der aufgrund eines gefälschten Impfpasses die Koffer packen musste.

Und man kann es nicht anders sagen - damit ging die absolute Traumkarriere von Niclas Füllkrug los, in einem Alter von 26 Jahren, eine Karriere, wo man sich rückblickend sogar fragen muss:

Sollte man aus DFB-Sicht für die folgenden Jahre Markus Anfang für das Fälschen seines Impfpasses sogar dankbar sein? (oder Christian Drosten, Karl Lauterbach, beziehungsweise Angela Merkel für ihre damalige Politik;).

Denn so wie Ole Werner als Nachfolger von Markus Anfang, zu Bremen kam, wurde aus dem Duo Füllkrug-Ducksch (von Füllkrug selbst liebevoll „die hässlichen Vögel“ genannt) das absolute Traumduo, Werder Bremen stieg wieder auf und Niclas Füllkrug wurde in der darauffolgenden Saison Bundesliga-Torschützenkönig.


Dies war auch die Zeit, wo man seitens des DFBs auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur WM 2022 beruf, wo er trotz Vorrunden-Aus neben Jamal Musiala der beste deutsche Spieler des Turniers war.

Nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund war es dann aber schließlich die Verpflichtung von Serhou Guirassy, die den selbsternannten „Ugly bird“ ins Nachdenken brachte. "Bin ich hier vielleicht in Dortmund doch nur zweite Wahl? Und wäre der Schritt nach England jetzt vielleicht noch mal meine letzte Chance auf einen großen hochdotierten Vertrag?"

Schritt auf die Insel zu groß?

Leider kamen ausgerechnet da die Verletzungen zurück. Eine Achillessehnen- wie auch eine Oberschenkelverletzung sorgten dafür, dass seine Spielzeit bereits in der ersten Saison stark eingeschränkt war, was sowohl Rhythmus als auch Form beeinträchtigte. Infolgedessen kam er nie dazu, sich auch mal über längere Zeit mit seinen neuen Teamkollegen zusammen zu finden.

Des Weiteren passte auch weder das Spielsystem von David Moyes, noch das von Graham Potter zu Füllkrugs Spielstil, welcher klar auf Flanken ausgerichtet ist und dass er - wenn Doppelspitze - eben diesen eher in den Halbräumen herumwuselnden und Gegenspieler bindenden "Falschen Neuner" wie Marvin Ducksch neben sich hat.

Mit Mohammed Kudus und Jarred Bowen hatte man jedoch schon zwei Stürmer, die zwar schon auf den Flügel ausweichen konnten, jedoch weitaus lieber selbst abschlossen statt sich einem eher statischen Neuner unterzuordnen.

Wenn überhaupt hätte hier Kudus in einer Doppelspitze noch die Ducksch-Rolle ausfüllen können, allerdings befand sich dieser, insbesondere in seinem letzten Jahr bei West Ham, selbst in einer unerklärlichen Formschwäche.

Heimkehr in die Bundesliga?


Es wird also mehr und mehr klar – Niclas Füllkrug wird bei West Ham United kein Land mehr sehen und, sollte er dort bleiben, die WM 2026 höchstwahrscheinlich verpassen. Es sei denn: Er wechselt noch im Winter zu einem anderen Verein.

Welcher Verein aber könnte aktuell zu Niclas Füllkrug passen? So gut, dass er vielleicht doch nochmal eine Chance auf einen WM-Platz hätte?

Hier 5 Bundesliga-Vereine, die ich in Zusammenhang mit Füllkrug gerne mal näher beleuchten würde – mit dem Vermerk, dass wir hier natürlich über eine vorläufige Leihe reden und davon, dass West Ham weiter einen Teil seines Gehalts weiter übernimmt:

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Leon

Ist Paul Simonis Schuld an der Wolfsburg-Krise?

Was macht man, wenn aus einer Achterbahnfahrt auf einmal Abfahrtski wird? Und man bei fortschreitendem Misserfolg sogar droht den letzten Lift zu verpassen, der einen wieder nach oben auf die Bergspitze führt? Dies sind die Fragen, die sich der VFL Wolfsburg, wie auch nicht zuletzt der VW-Konzern, aktuell stellen müssen. Dabei natürlich im Blickpunkt: Trainer Paul Simonis. Allerdings sollte sich insbesondere auch seitens des Konzerns vielleicht auch irgendwann mal die Frage stellen, ob die Probleme bei den Wölfen nicht eigentlich viel viel tiefer gehen. Diesen Problemen, möglichen Lösungen und inwiefern Paul Simonis überhaupt der Hauptschuldige für die Krise ist wollen wir uns nun widmen.

(Bild: IMAGO / Christian Schroedter)

Fehlender Fansupport:

Denn ähnlich wie Borussia Mönchengladbach befindet sich auch der VFL Wolfsburg nun auch schon seit Jahren in einem schleichenden Niedergang - vom ehemaligen deutschen Meister zu einer dieser vielen grauen Mäuse, die Jahr für Jahr irgendwo im Tabellenmittelfeld der Bundesliga vor sich hintappeln.

Hier gibt es allerdings einen entscheidenden Unterschied: Während bei den Fohlen selbst in dieser schwierigen Saison die Fans immer hinter ihrer Mannschaft standen, und sie mit im Schnitt 50.000 Zuschauern anheizten, sind es beim VFL Wolfsburg grade mal 23.000 Zuschauer im Schnitt, die sich die aktuelle Leistung ihrer Mannschaft im eigenen Stadion böse gesagt "antun".

Erst vorige Woche brach man mit unter 10.000 Zuschauern im verlorenen DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel (Endstand 0 : 1) sogar einen neuen Negativrekord.

Dies mag vielleicht, sollte es mal ganz brenzlig werden, sogar ein kleiner Vorteil sein (denn selbst im Fall eines Abstiegs wären Bilder, wo Spieler wie im Falle Schalke von Fans um den Arenaring gejagt werden völlig unvorstellbar).

Allerdings zeigte insbesondere auch die Abstiegssaison von Schalke 04 (wo man aufgrund der Corona-Maßnahmen komplett ohne Zuschauer spielen musste) wie auch der anschließende Wiederaufstieg vor über 60.000 Mann, wie sehr ein ausverkauftes Stadion einer Mannschaft auch helfen kann.

Und das Problem des fehlenden Fansupports und mangelnder Identifikation begleitet den VFL Wolfsburg leider schon seit Jahren, wie auch Beschwerden von Fans über unattraktiven Fußball und schlechte Stimmung im Stadion.


Was aber kann man dagegen tun? Denn natürlich ist Wolfsburg mit rund 130.000 Einwohnern nur eine eher kleine Stadt, zuzüglich hat man in der näheren Umgebung mit Hannover, Braunschweig und Magdeburg auch noch drei absolute Traditionsvereine im näheren Umfeld, hat also aufgrund der Konkurrenzsituation auch nicht die Möglichkeit, die z.B. Kaiserslautern (nur 102.000 Einwohner) hat - ein Verein zu sein, der nicht für eine einzelne Stadt, sondern für eine ganze Region steht.

Und da liegt das Hauptproblem. Wenn nicht durch regionale Verbundenheit, wie schafft man dann Identifikation?

Da gibt es dann eigentlich nur noch vier Möglichkeiten.

Sportlicher Erfolg:

Hier hat der VFL Wolfsburg durchaus eine Historie, die für einen Verein aus so einer kleinen Stadt sogar ziemlich beeindruckend ist. Eine deutsche Meisterschaft (2009), ein DFB-Pokal-Sieg (2015), wie auch sechs deutsche Meisterschaften + 2 Champions-League-Titel, welche die Frauenmannschaft abgreifen konnte.

Nur haben diese Erfolge bei Wolfsburg bei den Männern mehr und mehr "Opa erzählt vom Krieg" Vibes. Seit der Saison 2020/21 unter Oliver Glasner erreichte man nicht ein einziges Mal mehr die Champions League, die darauffolgenden Ergebnisse waren Platz 12, Platz 8, Platz 12, Platz 11 und aktuell wieder Platz 12.

Dies ist bei einem Kader, der rein von seinem Marktwert immer auf einem Europaplatz stand, natürlich viel zu wenig.

Hier muss also auch definitiv in Sachen Transferplanung noch eine Menge passieren, denn aktuell muss man leider sagen: Große schillernde Namen wie Christian Eriksen hin oder her, das Preisleistungsverhältnis stimmt bei vielen Transfers überhaupt nicht.

Hier nur einige Beispiele von Wolfsburg-Transfers der letzten zwei Jahre und wie viel man für sie bezahlt hat:

- Lovro Majer (25 Millionen Euro)
- Andreas Skov Olsen (14 Millionen Euro)
- Joakim Maehle (12.5 Millionen Euro)
- Konstantinos Koulierakis (12.5 Millionen Euro)
- Vinizius Souza (11,75 Millionen Euro)
- Mohamed Amoura (14,75 Millionen Euro)

Und hier liegt das eigentliche Hauptproblem: ALLE diese Spieler sind Teil des aktuellen Kaders, Teil eines Kaders, der - sollte es keine Kehrtwendung geben - sogar in den Abstiegskampf taumeln könnte.

Selbst bei Vereinen mit nochmal weitaus höherem Etat wie Borussia Dortmund wäre bei so vielen Transfers in der Preisklasse längst die Hölle los, sollte davon nicht zumindest einer mal wirklich einschlagen. Und Stand jetzt muss man leider sagen, dass keiner dieser Transfers (mit Abstrichen Amoura und Koulierakis) bislang wirklich eingeschlagen oder die Mannschaft auf konstantem Level bereichert hat.

Und die Riesenfrage, die sich mir stellt: Wo bleibt da das Scouting? Mehr Transfers, wie z.B. der von Aaron Zehnter, den man für nur 4 Millionen Euro diesen Sommer aus Paderborn geholt hat: Junge Spieler, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat und die Wolfsburg zumindest als mögliche Startbahn sehen, sich für die ganz große Bühne zu empfehlen.



Dieses Leipzig-/Hoffenheim-Modell - einfach eine Zwischenstation für aufstrebende junge Talente zu sein - könnte doch auch für Wolfsburg ein absolut lukratives Geschäftsmodell sein.

Identifikationsfiguren:

Dazu brauch aber auch ein Verein wie der VFL Wolfsburg unbedingt Identifikationsfiguren, Spieler, wegen denen man ins Stadion geht - Trainer, auf deren PKs und Interviews man sich freut. Selbst Hoffenheim hat diese Figuren mit Oliver Baumann, Andrej Kramaric und (so polarisierend er auch sein mag) auch Dietmar Hopp und sogar Leipzig hatte sie zumindest jahrelang mit Spielern wie Youssouf Poulsen, Emil Forsberg und Timo Werner, von anderen Vereinen wie Bayern München (Thomas Müller) oder Borussia Dortmund (Marco Reus) ganz zu schweigen.

In Wolfsburg gibt es hier lediglich: Maximilian Arnold - und das war's. Der Kapitän der Mannschaft spielt bereits seit 2009 beim VFL Wolfsburg und blieb trotz vieler lukrativer Angebote seit jeher dem Verein treu.

Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, er wäre neben Christian Günther (SC Freiburg) wahrscheinlich einer der wenigen Kapitäne, die aktuell mit ihrem Verein sogar in die zweite Liga gehen würden.

Warum aber nicht mehr davon? Das Beispiel Maximilian Arnold könnte man doch seitens des Vereins perfekt vermarkten und als Vorbildstory auch für junge Spieler nehmen. Hierbei sollte man vor allem auch mal beleuchten: Was ist, was den Verein für Maxi Arnold so stark macht.

Gibt es vielleicht doch, abgesehen vom Gehalt, viele Gründe, warum sich auch ein Leben in dieser Region lohnt (abgesehen von der Bahnstrecke nach Berlin, wie Julian Draxler einst frech behauptet hat)?

Selbst mir fallen hier auf der Stelle mehrere gute Gründe ein, als junger Spieler zum VFL Wolfsburg zu wechseln: Eine solide Ausbildung für junge Spieler in einem medial eher ruhigen Umfeld, eine gute Zwischenstation für Leihen, die bei ihrem vielleicht noch größeren Club grade keine Spielzeit bekommen (das Elversberg-Modell), wie auch ein bunter und moderner Verein, der nicht zuletzt auch nach wie vor eines der Flaggschiffe in Europa im Frauenfußball ist und hier absolute Legenden wie Almuth Schult und Pernille Harder hervorgebracht hat.


Auf diese Stärken sollte man m.E. bei der Verpflichtung von jungen Talenten setzen statt sich als "Kleinstadtverein ohne echten Fansupport" künstlich selbst klein zu machen.

Und damit kämen wir zum dritten Punkt, wo wir dann auch zwangsläufig die Trainerpersonalie Paul Simonis besprechen müssen. Denn was hat RB Leipzig grade in den Anfangsjahren immer ausgezeichnet und dafür gesorgt, dass der Verein als von vielen mindestens sehr kritisch gesehener absoluter Nicht-Traditionsverein trotzdem sein Stadion vollbekommen hat? Die Antwort ist:

Attraktiver Fußball:

Und hier müsste man sich aus Seiten des VFLs eigentlich nur wieder seinen alten Stärken bewusst werden, war dies doch einst der (!) Grund, warum in der Erfolgszeit unter Felix Magath und Dieter Hecking so viele Leute auch bundesweit auf einmal Wolfsburg-Fan wurden: Großartige Dribbler, spannende Persönlichkeiten und absolute Highlight-Spieler, wie Edin Dzeko, Grafite, Zvezdjan Misimovic oder auch Kevin de Bruyne - Spieler, wegen denen man gerne ins Stadion kam und wo man gespannt darauf war, welchen furiosen Trick diese als nächstes auf dem Rasen auspacken könnten.


Diese Spieler fehlen dem VFL Wolfsburg jetzt allerdings auch schon seit vielen Jahren. Warum hat Wolfsburg keinen Said El Mala oder Fisnik Asllani, einen Spieler, der auf einmal aus der eigenen Jugend hoch kommt und alle begeistert? Und wenn es schon nicht die eigene Jugend ist, warum scoutet man nicht mal wieder wirklich explizit auch nach solchen Spielern - Spielern, die ein Stück weit auch die Historie vom VFL Wolfsburg ausmachen, die das Publikum begeistern und dadurch endlich mal wieder für ein halbwegs volles Stadion sorgen? Denn die finanziellen Mittel dafür hätte man doch.

Der Grund hierfür ist aber ganz klar:

Spielphilosophie

Denn das Fehlen genau dieser, gepaart mit einer absoluten Trainerinkonstanz, ist nämlich das eigentliche Problem des VFLs. Gefühlt hat man in Wolfsburg aktuell weniger denn je auch nur irgendein langfristiges Konzept, welchen Fußball man spielen möchte und welchen Trainer es dafür brauch.

Angefangen mit Mark van Bommel, den man nach wenigen Monaten schon wieder rauswarf und der eigentlich nur dadurch auffiel, dass er nicht wusste, wie viele Spieler man einwechseln darf, worauf dann mit Florian Kohfeldt ein Trainer verpflichtet wurde, der zumindest bei Werder Bremen für attraktiven Ballbesitzfußball und menschliche Nähe zu den Spielern stand. Auch dieses Kapitel ging schief.

Was kam dann: Ausgerechnet Niko Kovac, ein Schleifer, der selbst aus Borussia Dortmund eine absolute Arbeitertruppe gemacht hat, die lieber ein 1 : 0 über die Zeit bringen als womöglich noch eine 4 : 2 Führung zu verspielen, ob die Fans nun drüber maulen oder nicht. Auch dieses Kapitel ging aber völlig in die Hose.

Wolfsburg are still trusting coach Niko Kovač despite a record of one win in 8 games, and an uninspiring performance against Köln (1-1) yesterday. However, the Hoffenheim game next Sunday will decide about the 52-year-old's fate, report @BILD_Wolfsburg. https://t.co/ipya14NL3A

— Bundesliga Latest (@BL_LatestNews) January 28, 2024

Und was macht man, wenn sowohl Ballbesitzfußball als auch Malocherfußball schief geht: Man holt sich last but not at least Ralph Hasenhüttl in den Verein, einen Trainer aus der RB-Pressing-Schule, der ergo nochmal für eine ganz andere Spielerphilosophie steht - und das wohl gemerkt alles zu einer Zeit, wo man nahezu jährlich weit über (!) 30 Millionen Euro für Transfers ausgab.

Und in dieses Chaos wurde dann schließlich Paul Simonis gesteckt, der fliegende Holländer - oder wie Fans ihn auch nannten - der Gouda-Guardiola. Vorgabe der Vereinsführung höchstwahrscheinlich: Ja, mach uns mal irgendwie wieder erfolgreicher. Wir wissen zwar nicht wie, aber du machst das schon. So zumindest fühlt es sich rückblickend an, wenn man auf die Verpflichtung und die aktuellen Ergebnisse schaut.


Paul Simonis halten oder nicht?

Und damit kämen wir zur Kernfrage des Artikels: Wieviel Schuld an der aktuellen Wolfsburg-Krise trifft überhaupt Paul Simonis?

Beziehungsweise - was willst du als junger Trainer, der bis auf einen Pokalsieg in den Niederlanden mit den GoAheadEagles noch keinen Titel gewonnen hat, machen, wenn du einen Kader vorgesetzt bekommst, der nicht nur überteuert und unausgewogen ist, sondern zum Teil von drei Trainern mit völlig unterschiedlichen Spielphilosophien trainiert wurde. Natürlich versuchst du erst mal von allem ein bisschen in das Spiel der Mannschaft zu implementieren und nicht zu sehr ins Risiko zu gehen.

Und dies zeigt sich leider auch den in den Statistiken, wo der VFL Wolfsburg (im Gegensatz zu Mannschaften wie Union oder Freiburg) leider in keiner Statistik wirklich gut ist, ob defensiv oder offensiv. Hier ein kleiner Überblick:

- Torschüsse: Platz 12 (108)
- Passquote: Platz 12 (82,3 %)
- Ballbesitz: Platz 14 (47 %)
- Gewonnene Zweikämpfe: Platz 12 (806)
- Gewonnene Kopfballduelle: Platz 11 (157)
- Laufdistanz: Platz 8 (1073)

Diese Zahlen beweisen: Es fehlt das Wissen über Fragen wie "Was sind unsere Stärken? Wo haben wir anderen Bundesligisten was voraus? Wo könnte es unangenehm werden gegen uns zu spielen?"

Ein Problem, was Paul Simonis direkt betrifft, ist allerdings ist die Kommunikation nach Außen. Gefühlt gibt es immer noch viele Bundesligafans, die sich fragen: Wer ist der Mann überhaupt? Wofür steht er? Hier ist er ein Stück weit das glatte Gegenteil von Sandro Wagner, wenn man es so will.

Hinzu kommt, dass man unter ihm enge Spiele nicht zieht. Bis auf den mehr oder weniger glücklichen 1 : 0 Sieg den HSV (einer von zwei Siegen in dieser Saison bislang), verlor man bis auf die beiden Pleiten gegen Stuttgart (0 : 3) und Augsburg (1 : 3) jedes weitere Spiel immer mit einem Tor Unterschied, nicht selten aufgrund von späten Gegentreffern.

Der Mannschaft fehlt es aktuell total an Durchhaltevermögen und Glauben an sich selbst, das, was z.B. Dortmund seit dem Amtsantritt von Niko Kovac so stark macht oder auch Leverkusen in der Meistersaison auszeichnete.

Und da liegt für mich die Kernfrage: Glaubt die Mannschaft aktuell wirklich an sich? Und vor allem - glaubt sie an ihren Trainer? Hierfür kann ich euch keine eindeutige Antwort geben, denn dafür müsste ich in der Kabine dabei sein. Was aber klar ist:

Sollte Simonis tatsächlich entlassen werden und danach schon wieder irgendein neues wildes Experiment ohne eine langfristige Strategie verpflichtet werden, müssen auch die Personalien Sebastian Schindschielorz und Peter Christiansen hinterfragt werden, die am Ende für Spieler- und Trainerentscheidungen verantwortlich sind.

Solange bleibt zu hoffen, dass die Wölfe in den nächsten Wochen wieder in die Spur finden und nicht irgendwann sogar der VW-Konzern selbst dazu gezwungen ist aufgrund von mangelnder Erfolgsperspektive den Totalumbruch beim VFL einzuleiten.

Denn dort hat man ja bekanntlich auch grade ganz andere Probleme. :)

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Leon

Nach 0:6 Klatsche: Wie geht es weiter beim FC Augsburg?

Selten wurde über den FC Augsburg so viel geredet wie in dieser Saison. Der Grund nach wie vor: Sandro Wagner, ein Trainer, der polarisiert, spaltet, dessen taktisches Konzept mittlerweile aber auch zu Recht einige Fragen aufwirft. Die größte Frage von allen, die sich nach der vergangenen 0 : 6 Pleite gegen RB Leipzig auch die Verantwortlichen allmählich stellen müssen: Überfordert Sandro Wagner die Mannschaft mit seinen Ideen? Ist der FC Augsburg, den er sieht und aufbauen will, wirklich der FC Augsburg, den er vor sich hat? Oder passen hier Traineridee und Kader am Ende vielleicht einfach nicht zusammen? (Bild: IMAGO / Sven Simon)

Zitate nach dem Spiel:


Denn weitaus besorgniserregender als das Spiel an sich sind die Aussagen von Sandro Wagner nach dem Spiel. Hier einige Auszüge aus der PK:

„Wir waren nicht am Limit, was Detailthemen angeht.“
"Wir wurden für individuelle Fehler bestraft.“
„Es hat sich komisch angefühlt nach dem 0:1-0:2-0:3., denn das hat das Spiel so nicht hergegeben.“
„Ich werde jetzt nicht auf Einzelne draufgehen, weil es junge Kerle sind, und es zum Prozess dazu gehört, dass sie nicht 34 Spiele alles wegverteidigen.“


Insbesondere letztere Aussage gibt ein wenig zu denken. Denn auch wenn Sandro Wagner keine Spieler einzeln oder gar namentlich nennt, nimmt er hier ganz klar die Schuld von sich und tut das, was er (wie er in dem Satz sagt) eigentlich nicht tun möchte, nämlich einzelne Spieler anzuzählen indirekt irgendwo doch.

Auch schiebt er vieles auf das Alter und die Unerfahrenheit der Spieler, was nach einer 0 : 6 Pleite ausgerechnet gegen RB Leipzig schon ein bisschen lustig ist. Denn mit einem Durchschnittsalter von 25,7 hat der FC Augsburg lediglich den zehntjüngsten Kader der Liga, RB Leipzig mit einem Altersschnitt von 24,3 hingegen steht hier auf Platz zwei und alleine der Sturm aus Romulo (22), Yann Diomandé (18) und Assan Ouédraogo (19) hat größtenteils bis vor ein paar Monaten noch kein Spiel in einer Top-Liga gespielt. Auch dieses Argument hinkt also gewaltig.

Und sicherlich hat er ein Stück weit Recht damit, dass Augsburg gut ins Spiel gestartet ist, wenn aber die Fünferkette so dermaßen hoch steht, dass es nur einen Diagonalball von Ouédraogo & Co. brauch und die gesamte Verteidigung wird sofort komplett überspielt, dann hat das nicht nur nichts mehr mit dem alten FC Augsburg zu tun, sondern hat das schlicht und einfach nichts mehr mit einer funktionierenden Spielanlage zu tun.

Hier sonst für alle Leser noch einmal die komplette PK von Sandro Wagner nach der 0:6 Klatsche gegen RB Leipzig:


Individuelle Fehler?

Auch schob Sandro Wagner nach dem Spiel vieles auf individuelle Fehler, was bei genauer Spielbetrachtung nur Teil der Wahrheit ist. Natürlich gab es Aussetzer, insbesondere von Verteidiger Kristijan Jakic und auch Torwart Finn Dahmen, das eigentliche Problem war aber klar die fehlende Restverteidigung in Verbindung mit Konterabsicherung.

Ein derart offensives Pressing gegen den Ball ist sicherlich für viele Gegner ein gutes Mittel und könnte eventuell auch im anstehenden Pokalspiel gegen den VFL Bochum wieder gut funktionieren, dieses Mittel aber gegen einen Verein auszuprobieren, der die (RB)-Pressing-Schule mehr oder weniger erfunden hat und Jahr für Jahr genau die Spieler dafür scouted (mit zugegeben noch mal anderen finanziellen Mitteln und damit auch logischerweise anderer Qualität an Spielern): da muss man sich dann als Verantwortlicher schon fragen, ob hier die Gegneranalyse des Trainerteams so wirklich gegriffen hat.

Löchrige Defensive:

Das wirkliche Problem beim FC Augsburg ist jedoch mittlerweile ganz klar die Defensive, das, was den Verein über Jahre so stark gemacht hat, dass es schon fast zur Marke wurde: Augsburg, die, die dreckig verteidigen und grade zu Hause dieser unangenehme Gegner sind gegen die du selbst als FC Bayern nach einer stressigen Champions-League-Woche nicht unbedingt spielen möchtest.

Hierzu nur mal zum Vergleich eine Statistik: Unter Wagners Vorgänger Jess Thorup stand der FC Augsburg vergangene Saison in Sachen Expected Points auf Platz 13, in Expected Goals auf Platz 18 und Expected Goals Against auf Platz 10.

Unter Sandro Wagner steht der FC Augsburg aktuell in Expected Points auf Platz 17, in Éxpected Goals auf Platz 18 und in Expected Goals Against ebenfalls auf Platz 16.

Das heißt in allen relevanten Statistiken, die das Thema Glück, Effizienz und Qualität im Abschluss ausschließen, stehen die Fuggerstädter derzeit auf einem Abstiegsplatz. Nicht zuletzt defensiv ist der Saisonstart mit insgesamt 20 Gegentoren in 8 Spielen (2,5 Gegentoren im Schnitt) hinzu der mit Abstand schlechteste Start der Vereinsgeschichte.

Fehlendes In-Game-Coaching:

Des Weiteren wurden Sandro Wagner auf der PK nach dem Spiel gegen Leipzig berechtigterweise auch einige Fragen gestellt, warum er denn das Spielsystem nicht schon in der 22. Minute nach dem 0 : 3 oder spätestens nach der Halbzeit angepasst hat.

Hier war die Reaktion des Trainers nur, dass er wollte, dass grade die jungen Spieler daraus lernen und die Erfahrung mitnehmen, sich trotz des 0 : 4 nach der Halbzeit nicht aufzugeben.

Dass dies nur bedingt funktioniert hat, zeigt das Endergebnis (0 : 6). Hier muss sich die Frage auch stellen, ob man grade junge Spieler so nicht sogar auch ein Stück weit verbrennt, grade als FC Augsburg, der wie viele andere Vereine auch immer auf Verkäufe durch Spielerentwicklung angewiesen sein ist.

Nicht zuletzt verlangten auch die Augsburg-Ultras nach der Mannschaft direkt nach dem Spiel, was bei so einem Ergebnis verständlich ist. Sandro Wagners Versprechen vor einigen Wochen, sich in solchen Situationen immer selber vor die Fankurve zu stellen, um seine Mannschaft zu schützen, verschwand damit auch wie eine Sternschnuppe im dichten Nebel, wodurch auch die Kritik im Netz nun immer lauter wird:

Ist Sandro Wagner doch ein Scheinriese? Und wird wie Effenberg am Ende eher im Dopa sitzen?

Hätte ich so nicht erwartet. Wie viele haben Augsburg gegen Leipzig überhaupt gesehen … #Bundesliga pic.twitter.com/X6FL2pPz1O

— Murtaza Akbar (@Akbar_offiziell) October 25, 2025

Spielidee vers. Kader

Denn eins ist klar: Man kann die beste Spielidee der Welt haben, man muss aber auch die Spieler dafür haben. Und vielleicht wäre das Spiel mit Sandro Wagner an der Seitenlinie als Trainer von RB Leipzig sogar auch 6 : 0 für ihn ausgegangen, beziehungsweise hätte seine Spielidee mit diesem Kader vielleicht sogar perfekt funktioniert.

Die Stärke von einem richtig guten Trainer ist jedoch (und dass Sandro Wagner eines der größten Trainertalente auf dem deutschen Markt ist, bleibt für mich weiter unbestritten), dass er sich und seine Spielidee auch an das jeweilige Team und die jeweilige Aufgabe anpassen kann.

Im Idealfall sollte er sogar immer mehrere Ideen parat haben, je nach dem, was er an Spielermaterial zur Verfügung hat und vor allem je nach Gegner. Man kann gegen RB Leipzig nicht genauso spielen, wie gegen Union Berlin, genauso wenig wie man gegen den VFL Bochum genauso spielen kann wie gegen den FC Bayern. Hier muss man also Stand jetzt auch klar ein Stück weit von einer gewissen Sturheit sprechen.

Programm wird nicht leichter:

Auch gegen eine baldige Kehrtwende unter Sandro Wagner spricht, dass das Spielprogramm bislang eher leicht war. Mit dem FC Bayern am zweiten Spieltag hatte man bislang nur einen einzigen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel, alle anderen Gegner (Köln, Wolfsburg, Mainz, Heidenheim, St. Pauli) waren entweder Aufsteiger oder Teams, die grade selber in der Krise stehen.

Auf der anderen Seite warten auf Sandro Wagner nun Gegner wie Stuttgart, Leverkusen, Hoffenheim und Frankfurt, wo es in der aktuellen Form der Mannschaft nicht ausgeschlossen ist, dass man hier im schlimmsten Fall sogar mit 0 Punkten aus 4 Spielen herausgeht.

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Leon

Das Ende der Ära Virkus. Gladbach mit Schröder im Umbruch

Große Unruhen herrschen derzeit um den Verein vom Niederrhein. Nachdem nach dem 3. Spieltag bereits Trainer Gerardo Seoane entlassen wurde ist wenige Wochen später auch Sportdirektor Roland Virkus zurückgetreten. Nur wo liegen die Ursachen für die Krise? Und vor allem - wo liegen die Lösungen? Das sind die Fragen, die sich der neue Sportdirektor Rouven Schröder nun stellen muss.

(Bild: IMAGO / fohlenfoto)

War der BVB am Ende Schuld am Gladbach-Niedergang?

Mit dieser, natürlich mit einem gehörigen Augenzwinkern gemeinten, Frage kann man sich durchaus mal kurz beschäftigen, wenn man auf die Ursachen des schleichenden Verfalls von Borussia Mönchengladbach zurückblickt. Denn im Grunde begann der Niedergang bereits 2021 als plötzlich verkündet wurde, dass der damalige Erfolgstrainer Marco Rose sich nach dem Ende der Saison der anderen Borussia aus Dortmund anschließen würde.

Dies war für die Fohlen aus Gladbach ein schwerer Schlag, da man mit diesem Trainer erst Wochen zuvor noch sensationell das Champions-League-Achtelfinale erreicht hatte. So wie die Nachricht von Roses Abgang zu Dortmund offiziell wurde, verloren die Gladbacher erstmal sieben Spiele hintereinander und flogen zuzüglich auch noch im DFB-Pokal raus - ausgerechnet gegen den BVB.

Auch nahmen die Fans es nur äußerst missbilligend in Kauf, dass man nicht (wie z.B. jüngst im Fall Ole Werner/Werder Bremen) sofort die Reißleine zog ab dem Moment war klar war, dass Rose Ende der Saison zu Dortmund wechseln würde und sich scheinbar doch nicht so mit dem Verein Borussia Mönchengladbach identifizierte, wie zunächst gedacht. Am Ende der Saison verpasste man sogar noch die Conference-League-Qualifizierung und beendete die Saison auf Platz 8. Was allerdings noch keiner voraussehen konnte, ist dass auch die folgenden Jahre ohne europäische Qualifizierungen bleiben sollten. Der Anfang des Verfalls von Borussia Mönchengladbach zur grauen Maus war geschrieben.

Eberls Rücktritt und die Folgen

Das Chaos erreichte dann schließlich im Januar 2022 seinen Höhepunkt als schließlich auch noch der langjährige Sportdirektor Max Eberl aufgrund von Überlastung und mentalen Problemen in einer hoch dramatischen Pressekonferenz zurück trat: Ein schwerer Schlag für einen so großen Traditionsverein, der mit Max Eberl die mit Abstand erfolgreichste Zeit durchlebt hat seit denen goldenen 70er-Jahren , wo man einst drei mal in Folge deutscher Meister wurde.

Der Aufsichtsrat in dem neben Gladbach-Legende Rainer Bonhoff auch Hans Meyer noch eine Rolle spielte stand somit vor einer der größten Herausforderungen der Vereinsgeschichte. Kurz zuvor hatte man noch den ehemaligen Frankfurt-Trainer Adi Hütter (jetzt AS Monaco) verpflichtet, doch bis auf ein völlig überraschendes 5 : 0 gegen die Nagelsmann-Bayern im DFB-Pokal konnte sich auch hier kein langfristiger Erfolg einstellen.

Umso überraschender kam dann die Entscheidung Daniel Farke als Trainernachfolger von Hütter zu installieren. Denn wohingegen Hütter klar für einen RB-orientierten Pressing-Stil stand, ging es Farke ganz klar darum einen nach spielerischen Lösungen suchenden Ballbesitzfußball zu implementieren. Schon hier sah man, dass mit dem Abgang von Max Eberl weit mehr aus dem Verein verschwunden war als nur die Person: Es verschwand die Kontinuität, so wie jede einheitliche Idee, wie man überhaupt Fußball spielen möchte. Folglich wurde auch Daniel Farke nur ein Jahr später wieder entlassen und durch Gerardo Seoane ersetzt.


Die Causa Virkus

Und wer sollte eigentlich Max Eberl überhaupt ersetzen? Irgendein anderer erfahrener Bundesligafunktionär der Marke Horst Heldt oder Jörg Schmadtke? Oder hätte man, wenn man die Zeichen bezüglich Max Eberls mentalem Zustand vielleicht eher erkannt, nicht vielleicht sogar noch in das Wettbieten rund um den damaligen Leipzig-Sportdirektor Markus Krösche einsteigen können, der noch im selben Jahr zu Eintracht Frankfurt wechselte. Man mag sich kaum vorstellen, wie die Wege der beiden Klubs die letzten Jahre verlaufen wären, wäre Krösche zu Gladbach statt zu Frankfurt gegangen.

Letztendlich entschied man sich aber für die Nummer-Sicher-Variante und installierte einen neuen Sportdirektor aus dem eigenen Stall: Roland Virkus. Dieser war bereits seit 1990 Jugendtrainer der Borussia, ein absolutes Urgestein, der über Jahrzehnte hinweg die Jugendarbeit der Fohlen vorantrieb und dabei auch Riesentalente wie den heutigen DFB-Torwart Marc-André ter Stegen entdeckte.





Die Entscheidung machte daher auf dem ersten Blick Sinn, zumindest wenn es darum ging, schnellstmöglich irgendwie wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Auf dem zweiten Blick muss man aber auch festhalten, dass Virkus zuvor noch keine Erfahrung als Sportdirektor hatte und von Max Eberl eine Situation hinterlassen bekommen hatte, die zu den schwierigsten gehörten, die ein Bundesliga-Sportdirektor je schultern musste.

Auslaufende Verträge

Zunächst einmal waren da eine Unmenge an auslaufenden Verträgen von absoluten Top-Spielern, die wie der heutige Inter-Stürmer Marcus Thuram schon damals im Blickfeld von vielen großen europäischen Topclubs standen. Bei den Bayern gab es mal das eine Gesetz, was (zumindest möglicherweise in Uli Hoeneß' Welt) noch über dem Grundgesetz stand: Kein Spieler durfte die Bayern ablösefrei verlassen, Ende der Diskussion. So wie deren Verträge ins letzte Jahr gingen, mussten diese entweder verlängert werden oder die Spieler müssten (!) gewinnbringend verkauft werden.

Bei Gladbach hatte man im Jahr von Virkus' Einstellung als Sportdirektor gleich 5 Fälle, wo weder das eine noch das andere geschah: Yann Sommer, Ramy Bensebaini, Jonas Hofmann, Alasanne Plea und eben jener bereits erwähnte französische Wunderstürmer, der auch noch der Sohn von Weltmeister Lilian Thuram war. Lediglich die Verträge von Hofmann und Plea gelang es Virkus schließlich nach viel Hin und Her doch nochmal zu verlängern, alle anderen Spieler verließen die Borussia ohne dass es dem Verein einen müden Cent einbrachte.

Entsprechend ängstlich agierte man dann auch in den nächsten Jahren, wenn es um Spieler ging, deren Verträge bald ausliefen, wie z.B. im Falle Manu Koné, für den man zwar noch 18 Millionen bekam, dessen eigentlicher Marktwert zwischenzeitlich aber auch schon vor seinem Wechsel mal bei über 30 Millionen stand. So kam es, dass zuzüglich zu den massiven finanziellen Einbrüchen aus der Corona-Krise auch noch die aus den nicht verlängerten Spielerverträgen kamen, Versäumnisse, die man klar auch Max Eberl anlasten muss und für die Virkus am Ende nur bedingt was konnte.

Schwarz Zu Grau

So kam es, dass aus dem schwarz im Borussia-Vereinswappen allmählich ein grau wurde und die erfolgreichsten Gladbach-Spieler heute eben nicht mehr (wie Thuram) zu Top-Clubs wie Inter Mailand wechseln, sondern "nur" noch zu Ajax Amsterdam (Ko Itakura), PSV Eindhoven (Alassane Plea) oder Al-Quadsiah (Julian Weigl). Der Kader wurde einfach sukzessive Jahr für Jahr immer schlechter. Das beweisen auch die Marktwerte. Lag der Kader beispielsweise zu Zeiten von Eberls Abgang 2022 noch bei knapp 240 Millionen Euro, liegt er heute nur noch bei 153,85 Millionen - ein Marktwertverlust von fast 90 (!) Millionen Euro.

Des Weiteren war es aufgrund der vielen Trainerwechsel unmöglich, ein wirklich zielgerichtetes Scouting zu verfolgen. Denn was für Spieler wollte man denn überhaupt haben? Julian Weigl zum Beispiel galt immer als Spieler der für einen feinen Fuß und hohe Spielintelligenz am Ball galt, somit weder zu dem Spielstil von Adi Hütter passte, noch zu dem von Gerardo Seoane. Andere robustere Spieler wie zum Beispiel der von Union Berlin geholte Marvin Friedrich passte wiederum überhaupt nicht zu einem auf Spielaufbau und eigenen Ballbesitz fokussierten Daniel-Farke-Stil. Auch hier muss man sich fragen, inwieweit Roland Virkus da, was seine "eigenen" Transfers angeht, die volle Schuld trifft, wenn die Scouting-Abteilung gar nicht so richtig weiß, wonach sie überhaupt scouten soll.

Die Virkus-Transfers

Allerdings darf man fairerweise natürlich nicht vergessen, dass Virkus als Sportdirektor am Ende natürlich schon derjenige war, der die Verantwortung über die einzelnen Transfers trug. Hier tat er sich, insbesondere was die teureren "Risiko-Tranfers" angeht, dann zum Teil auch wirklich schwer. Insbesondere der Transfer von Thomas Cvancara wiegt hier schwer, da dieser für 10.5 MIllionen Euro geholte tschechische Stürmer nicht nur nicht der irgendwann mal erhoffte "neue Marcus Thuram" war, sondern als kompletter Totalflop irgendwann aussortiert wurde, beziehungsweise nun notgedrungen für eine Leihgebühr von 750.000 nach Antalyaspor in die Türkei verliehen wurde.

Ähnliches gilt für Jonas Omlin, der mal als Nachfolger der Gladbach-Torwart-Ikone Yann Sommer geholt wurde: Wieder ein Schweizer, wieder ein junges Talent, wurde nur leider nichts. Der Grund waren in dem Fall vor allem Verletzungen, die den für 9 Millionen aus Montpellier verpflichteten Goalkeeper allerdings auch schon vorher geplagt hatten. Auch hier hat die Scouting-Abteilung in Verbindung mit der medizinischen Abteilung nicht gut genug aufgepasst. Die Folge war dann auch hier: Omlin wurde als Nr. 1 aussortiert und von Eigengewächs Moritz Nicolas ersetzt.

Und schließlich war da noch Nathan Ngoumou, der für 8 Millionen aus Toulouse kam. Auch dieser hatte nun bereits viele Verletzungen, wie zuzüglich auch noch Probleme, sich konstant und immer wieder zu Höchstleistungen zu motivieren, wo man dann schon sagen muss: Natürlich sind für so viele Fehltransfers immer mehr als einer Schuld, hier war Roland Virkus aber schon klar der mit der federführenden Hand.

Was man Virkus allerdings zu Gute halten muss, ist dass er zumindest ein Händchen für kleinere Transfers innerhalb der Bundes hatte, sei es die Verpflichtung von Kevin Stöger (VFL Bochum), Philipp Sander (Holstein Kiel) oder nicht zuletzt Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim).

Insbesondere Kleindienst kann hier wohl zu Recht als Virkus' mit Abstand bester Transfer bezeichnet werden: Ein Stürmer, der mit ganzen 16 Toren, die Gladbacher letzte Saison beinahe wieder nach Europa brachte und wo man sich zu Recht fragen darf, ob Virkus nicht vielleicht auch heute sogar noch im Amt wäre, hätte Kleindienst sich nicht ausgerechnet in dieser Krisensaison dann auch noch am Knie verletzt.

Rouven Schröder - der neue starke Mann?

Nun aber ist es wie es ist und die Gladbacher stehen nun endgültig vor einem Total-Umbruch. Noch immer ist unklar, ob man nach den Niederlagen gegen Union Berlin und Eintracht Frankfurt mit Interimstrainer Eugen Polanski weiter machen möchte, beziehungsweise welche Alternativen es überhaupt gäbe (näheres dazu in diesem Artikel).

Auch ob der neue Sportdirektor Rouven Schröder den Bock wieder umstoßen kann, muss man noch abwarten. Für ihn spricht auf jeden Fall, dass seine Transferphilosophie weit mehr in Richtung junge Spieler verpflichten geht als die von Roland Virkus. Während Gladbach die letzten Jahre nämlich vor allem dafür bekannt war, mittelmäßige und zum Teil auch ältere Bundesligaspieler a la Shuto Machino auf ihrem Piek zu holen ohne dabei so wirklich darauf zu achten, ob man diese nochmal gewinnbringend verkaufen könnte, stand Rouven Schröder zu seinen besten Zeiten für genau das: Einnahmen durch Talententwicklung generieren. Abdou Diallo, Jean-Philippe Mateta, Jhon Cordoba - all das waren Spieler, die Rouven Schröder einst für kleines Geld aus der französischen Liga nach Mainz geholt hatte und die später für viel Geld zum Teil zu großen Premier League Clubs verkauft wurden.

Auch bei Schalke 04 waren Schröders Transfers durchaus beachtlich, wenn man an Ko Itakura und Rodrigo Zalazar denkt, die vor ihrem Durchbruch bei Schalke vorher kaum jemand auf dem Zettel hatte.

Gegen Rouven Schröder spricht allerdings zu meinen, dass diese starken Jahre nun auch schon eine Weile her sind. Weder bei Leipzig konnte er mit Transfers wie u.a. dem von Eljif Elmas (vielleicht dem größten Flop-Transfer der jüngeren Bundesliga-Geschichte) wirklich überzeugen, noch bei seiner letzten Station RB Salzburg. Zum anderen gab es in der jüngeren Vergangenheit kaum einen Sportdirektor, der ein so schlechtes Händchen bei Trainerentscheidungen hatte. So scheiterte sein ehemaliger Fürth-Kollege Frank Kramer als Trainer auf Schalke ebenso krachend, wie Achim Beierlorzer bei Mainz 05 und auch über die Verpflichtung von Thomas Letsch als Trainer von RB Salzburg ist man bislang alles andere als glücklich.

Die Ernennung eines möglichen Polanski-Nachfolgers (oder das Festhalten an ihm) wird also bereits der erste Prüfstein für Rouven Schröder sein. Denn nicht zuletzt davon wird entscheidend sein, ob Borussia Mönchengladbach wieder in die Spur findet oder ob mit dem Abstieg in die zweite Liga nicht vielleicht sogar der Supergau droht. Wir von Kickfieber wünschen ihm und einem so großartigen Traditionsverein wie Borussia Mönchengladbach jedenfalls alles Gute.



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Leon

Tabellenführung für Königsblau: Könnte S04 tatsächlich aufsteigen?

5 Siege in Folge – nur 1 Gegentor in den letzten 5 Spielen, dazu noch mit insgesamt 5 Saison-Gegentreffern die mit Abstand beste Defensive der Liga: Was muss das aktuell für ein Gefühl sein Schalke-Fan zu sein und dabei die aktuelle Momentaufnahme in der Nordkurve der Veltins-Arena einfach zu genießen?

(Bild: IMAGO / pepphoto)

Wohl kaum einer hätte wohl auch nur im Traum damit gerechnet, dass die Königsblauen nach 10 Spieltagen auf Platz eins stehen würden. Und doch war es vielleicht genau diese Ausgangssituation, die das Team aktuell so stark macht: Keine hohen Ziele vor der Saison, keine wilden Transfers, sondern von Anfang an einfach nur Verein, Team und Fans als eine Einheit.

Eine nicht zuletzt durch Trainer Miron Muslic entstandene Wagenburg, wo jeder Experte Woche für Woche voraussagt: „Passt auf, Jetzt werden sie fallen, an diesem (!) Gegner werden sie zerbrechen, Bielefeld, Hannover, Darmstadt“, jetzt irgendwann wird es passieren.

Doch das Team von Schalke 04 zerbrach auch an diesen Gegnern nicht, sondern im Gegenteil: Wo zu anfangs noch defensiver Anti-Fußball mit gefühlt sieben Bussen vor dem Tor gespielt wurde (ein Fußball, auf welchen man selbst Union-Berlin-Fans hätte neidisch machen können) überzeugt die Mannschaft mittlerweile sogar spielerisch. Mit jedem Sieg kommt mehr Selbstbewusstsein in das Team, welches zwar im Sommer verstärkt wurde, aber dennoch immer noch viele Spieler enthält, die vergangene Saison die schlechteste Saison der gesamten Vereinsgeschichte gespielt haben. Doch schauen wir auf die einzelnen Bausteine dieses für viele so überraschend guten Starts:


Erwartung vor der Saison:


Einfach nur seine Ruhe haben, das war die Erwartung der Fans vor der Saison. Einfach endlich mal wieder eine Saison zu erleben, wo nicht nach drei Spieltagen schon über den Trainer diskutiert wird, gefühlt täglich 10 Bild-Reporter, 10 Sport1-Reporter und noch 8 vom Kicker nach neuen Skandalen suchen (und sei es, dass der Torhüter in der Kabine heimlich eine Torte verputzt). Das Wort mit A wurde dabei diesmal nicht nur aus diplomatischen Gründen vermieden, man dachte nicht einmal daran - nicht nach diesen beiden letzten Saisons, wo zum Teil der Zweitliga-Klassenerhalt und damit die weitere Existenz dieses immer noch drittmitgliederstärksten Vereins in ganz Europa auf dem Spiel stand.

Eine ruhige Saison im Tabellenmittelfeld zu spielen, darum ging es. Und dabei natürlich mit Miron Muslic, den man diesen Sommer vom Champion-Ship-Absteiger Plyrmouth Argyle als neuen Cheftrainer geholt hatte, endlich wieder Konstanz in den Verein zu bringen. Hierbei setzte man auf einen Kader, wo die Spieler keine Highlight-Spieler sein mussten, aber eben bereit sind, sich für den Verein aufzureiben, sich in jeden Zweikampf reinzuwerfen und für das Team alles zu geben.


Und wenn man sich vor der Saison auf Social Media herumtrieb – nicht einmal die eigenen Fans glaubten an diese ruhige Saison. Irgendetwas würde sowieso wieder passieren, was Medien und Umfeld zeitgleich schocken und für neue Schlagzeilen sorgen würde. Nun in letzterem sollten sie (siehe dieser Artikel) Stand jetzt ja sogar Recht gehabt haben.:)


Der perfekte Einstieg:


Dass ausgerechnet der von vielen als Top-Aufstiegs-Favorit Nr. 1 gehandelte ehemalige Big-City-Club Hertha BSC (der Verein dessen Gesamtkadermarktwert rund 10 Millionen über allen anderen Vereinen der 2. Liga steht) als erster Gegner in die Veltins-Arena kam, kam der Einstellung der Schalker vor der Saison grade Recht. Denn den Top-Favoriten bei sich zu Gast zu haben bedeutete erst mal, dass selbst ein Unentschieden erstmal alle Fans zufrieden stellen würde.

Am Ende gewann man das Spiel mit 2 : 1 und schon hier zeigte sich die erstaunliche Qualität der Neuzugänge. Dass 0 : 1 gegen den 1. FC Kaiserslautern verlor man dann zwar aufgrund eines strittigen Elfmeters, zeigte aber auch hier noch einmal mehr ein klares Spielkonzept, das, woran es Schalke 04 den letzten Jahren so sehr gefehlt hatte: Man zeigte ein weiteres Mal, dass man in dieser Saison die Mannschaft sein wollte, wo es für jede andere Mannschaft so maximal unangenehm wie möglich ist, aus dem Spiel ein Tor zu schießen. Ganz nach dem Motto: „Hier habt ihr den Ball. Viel Spaß damit.“

Und an diesem Konzept hielt man unter Miron Muslic gnadenlos fest. Dem 2 : 1 gegen Bundesliga-Absteiger VFL Bochum folgte ein weiterer dreckiger 1 : 0 Auswärtssieg gegen Drittliga-Aufsteiger Dynamo Dresden, einem der wenigen Zweitligamannschaften, die zu Recht von sich behaupten zu können, zu Hause einen ähnlichen Hexenkessel entfachen zu können wie auf Schalke.

Doch das Team von Muslic ließ sich von der Dresdener Auswärtswucht nicht beirren, ebenso wenig von einer unglücklichen 0 : 1 Niederlage gegen Holstein Kiel. Mund abputzen, weitermachen, lautete das Motto: 2 : 0 gegen Magdeburg, 2 : 1 gegen Bielefeld, 1 : 0 gegen Fürth bis dann schließlich die beiden Teams der Stunde hintereinander kamen: Hannover 69 und Darmstadt 98, zwei der zu diesem Zeitpunkt stärksten Teams der Liga.


Doch weil die Mannschaft von S04 ihre Stärken mittlerweile genau kannte, hatte sie keine Angst mehr und schaffte es ein weiteres Mal, defensiv maximal stabil zu stehen und zuzüglich noch im Spiel gegen Hannover mit einem frühen Doppelpack von Moussa Sylla der gesamten zweiten Liga zu zeigen: Wenn wir Bock haben, können wir es auch offensiv. Endstand 3 : 0. Und gegen Darmstadt? Wieder gleiches Spiel, wieder Moussa Sylla in der 9. Minute, wieder dem Gegner danach gesagt: "Hier ist euer Ball, viel Spaß beim Passstafetten üben, aber an uns kommt ihr nicht vorbei". Ergebnis 1 : 0, inklusive Tabellenführung.

Aufstellung und Taktik:

3-4-2-1 und irgendetwas anderes? Nö! Bis auf den 1 : 0 Sieg gegen Fürth, wo man mal kurzzeitig mit einer Doppelspitze aus Sylla und Gomis spielte, hielt Miron Muslic konsequent an seinem Spielsystem fest. Bereits in den ersten Spielen setzte er hier auf eine Fünferkette aus den drei Neuzugängen Nikola Katic, Timo Becker und Hasan Kurucay, gemeinsam mit Vitalie Becker und Adrian Gandenbein auf den Außenverteidigerpositionen. Deren Aufgabe: So klar wie ein Vokabeltest. Den Gegner von innen nach außen pressen und so aus dem eigenen Drittel fernzuhalten.

Dies beweist auch die hohe Diskrepanz zwischen Schalkes Ballbesitzwerten und den Field-Tilt-Werten, eine Statistik, die belegt, wo der Ballbesitz einer jeweiligen Mannschaft stattgefunden hat. So stehen Schalke hier als Mannschaft in Sachen Ballbesitz mit 44 Prozent lediglich auf Platz 17 der Tabelle, wenn man sich jedoch die Field-Tilt-Werte anschaut, wird klar, dass Mannschaften, die gegen Schalke spielen, zwar meistens mehr den Ball haben, jedoch fast nie in den gefährlichen Zonen.

Mentalität und Einstellung:

Des Weiteren ist Schalke das mit Abstand zweikampf- und laufstärkste Team der zweiten Liga: Platz 1 in Sachen Laufdistanz, Platz 1 in Sachen Sprints, Platz 1 in Kopfballduellen, wie auch Platz 2 in gewonnenen Zweikämpfen. Hier sticht eine weitere Stärke von Miron Muslic hervor, die lustigerweise einige Parallelen zu Niko Kovac, dem aktuellen Trainer vom Erzrivalen Borussia Dortmund hervorruft: Er hat die Mannschaft fit gemacht und jedem Spieler eingetrichtert, dass maximaler Kampfwillen und Hingabe für den Verein die Grundvoraussetzung dafür ist unter ihm zu spielen.

Wen kümmert es da, dass man in Sachen Passquote z.B. nur auf Platz 18 ist, solange diese Symbiose stimmt. Eine Mannschaft, die sich für die Fans maximal aufreibt, die es der Mannschaft wiederum mit frenetischem Applaus bei jedem gewonnenen Zweikampf danken.

Der Blick von außen:

Auch ein Punkt, der bei den Königsblauen lange überfällig war: Ein neuer starker Mann, der nicht mit großen Parolen um sich wirft oder mit irgendeinem Schalke-Legende-Eurofighter-Glanz punktet - ein fähiger Sportvorstand, der die Situation auf Schalke mit kühlem und analytischem Blick betrachtet. Dieser trägt seit Sommer 2025 nun den Namen Frank Baumann. Und ob es die Trennung von Ben Manga war, das (trotz zunächst extremer Kritik aufgrund des unbekannten Namen) Festhalten an der Einstellung von Miron Muslic als neuen Cheftrainer – aktuell kann man nur sagen, dass der Mann, der jahrelang für das Wohl von Werder Bremen verantwortlich war, bislang alles richtig gemacht hat.

Des Weiteren ist auch seine Wirkung nach Außen möglicherweise das, was der Verein unbedingt gebraucht hat: Jemand, der mit seiner kühlen norddeutschen Art die Dinge regelt, sich von äußeren medialen Unruhen überhaupt nicht beeinflussen lässt und nebenbei dann auch noch Transfers wie Sofiane El-Faouzi eintütet.

Der Spieler, den man für schlappe 200.000 Euro von Alemannia Aachen geholt hatte, war schon in seiner Drittligasaison der laufstärkste Spieler im deutschen Profifußball, entwickelte sich dann auf Schalke innerhalb kürzester Zeit nochmal so extrem weiter, dass man ihn mittlerweile neben Stürmer Moussa Sylla und Kapitän Kenan Karaman klar zu den wichtigsten Spielern der aktuellen Schalke-Mannschaft zählen muss..




Weitere Top-Transfers:

Hinzu ist auch fast die gesamte diese Saison brillierende Defensive Ergebnis des diesjährigen Sommertransferfensters: Nikola Katic, für 450.000 vom FC Zürich geholt, bewies bereits im ersten Spiel mit seinem 2 : 0 Treffer gegen die Hertha, dass er nicht nur ein Terrier der (für Gegner) unangenehmsten Sorte sein kann, sondern zuzüglich auch noch torgefährlich ist, während sein Innenverteidigerkollege Hasan Kurucay (ablösefrei aus Belgien gekommen) ihm in Sachen Zweikämpfen in nur wenig nachsteht, ebensowenig wie der ebenfalls ablösefrei gekommene Ex-Kiel-Kapitän Timo Becker.

Auch mit Christian Gomis hat man vom FC Winterthur einen weiteren Stürmer geholt, der zwar noch nicht ganz an das Niveau von Moussa Sylla herankommt, der aber ähnlich wie Kenan Karaman extrem gut darin ist, die Räume um ihn herum zu belaufen und Gegner zu binden.


Das Comeback der Knappenschmiede?

Dazu kommen noch zahlreiche Spieler aus der Knappenschmiede, Schalkes Nachwuchsakademie, die mit Spielern wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Leroy Sané zu Recht mal als die Beste des Landes galt, trotz der herausragenden Arbeit von Norbert Elgert aber die letzten Jahre ein bisschen an Glanz verloren hatte. Das sieht dieses Jahr mit Spielern wie Mertcan Ayhan, wie auch Außenverteidiger Vitalie Becker und Stürmer Peter Remmert schon wieder ganz anders aus. Alle drei Spieler könnten sich, sollten sie nicht von zu vielen Verletzungen geplagt werden, zu absoluten Schlüsselspielern der Schalker Mannschaft entwickeln, etwas, was es so in der Ballung auch schon lange nicht mehr gab.


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Leon

Always Maggi. SV Elversberg bald doch Bundesligist?

Und sie tu’n es schon wieder, trotz der in der Nachspielzeit verlorenen Relegation und dem damit in letzter Sekunde verpassten Bundesliga-Aufstieg letzte Saison. Und trotz des Abgangs ihres Erfolgstrainers Horst Steffen, ihres Top-Stürmers Fisnik Asllani und ihres genialen Spielmachers Muhammed Damar wie auch sieben weiteren Stammspielern. Doch woran liegt es, dass ausgerechnet dieser kleine saarländische Dorfverein so unstoppable ist.

(Bild: IMAGO / Fussball-News Saarland)

Ist die Luft nördlich von Saarbrücken wirklich so viel besser als im Rest von Deutschland? Oder gibt es da irgendwo eine Bergquelle aus der die Spieler trinken und auf einmal wird aus jedem Viertligaspieler plötzlich der neue Nick Woltemade? Großartig anders kann man den stetigen Erfolg der Saarländer eigentlich mittlerweile kaum noch erklären, wir von Kickfieber versuchen es aber natürlich trotzdem:)

Der Saisonstart:

Noch ein wenig knarzig legte das neue Elversberg am ersten Spieltag los, wo man in einem zugegeben grauenhaften Spiel Miroslav Klose’s kriselnde Nürnberger dank eines Tors in der 90. Minute von Verteidiger Maximilian Rohr besiegte, ein Spiel was man zwar gewann, wo man aber spielerisch das bestätigte, was nahezu alle Experten vor der Saison sagten: Ein Team, was diesen Transfersommer so zerrupft wurde, dass selbst Leverkusen-Fans neidisch geworden wären, kann (!) nicht nochmal um den Aufstieg kämpfen. Die anschließende 0 : 2 Niederlage gegen den VFL Bochum, wo man zwar in der ersten Hälfte gut mithielt, in der zweiten Hälfte dann aber auch defensiv stark schwächelte, bestätigte dies und auch in der 1. Runde des DFB-Pokals gewann man nur sehr knapp gegen Drittligisten SSV Ulm.


Doch diese Unbekümmertheit, dieses „Was wollt ihr tun? Wir sind nun mal mit dem Teufel im Bunde“ Gefühl zeigte sich dann schon im nächsten Spiel, wo man zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern eigentlich die schlechtere Mannschaft war, aber auch dieses Spiel wieder dank eines Tors in der Nachspielzeit gewann. Die perfekte Voraussetzung, um in das von der Zuschauerkapazität ganze sieben (!) mal so große Olympiastadion nach Berlin zu fahren und seinem Lieblingsgegner Hertha BSC auswärts mal wieder so richtig schön zur Weißglut zu bringen: Spieler des Spiels dabei ganz klar: Stürmerneuzugang Younes Ebnoutalib, mit zwei Toren der Gamechanger mit der ersten Message an die Fans: Hier habt ihr euren neuen Fisnik Asllani.


Dieses Spiel brachte dann endgültig den Knoten zum Platzen. Die Folge: 4 Siege hintereinander, darunter ein 4 : 1 gegen Eintracht Braunschweig, ein 4 : 0 gegen den 1. FC Magdeburg, wie auch ein 6 : 0 gegen die SpVgg Fürth, ein Spiel bei dem Ebnoutalib gleich nochmal eben mit drei weiteren Toren nachlegte. Die zuvor trotz Schütteln noch ein bisschen vor sich hintröpfelnde Maggi-Flasche floss also wieder in vollen Strömen und alle Saarländer konnten (abgesehen vielleicht von den Saarbrücken-Fans) dementsprechend feiern und sich fragen: "Wie kann das schon wieder sein?"

Der Manager:

Doch wie kann das eigentlich sein? Wie kann man als SV Elversberg, ein Verein, dessen Stadion insgesamt nur so groß ist wie die Bremer Haupttribüne, trotz so eines gewaltigen Aderlasses schon wieder einen so erfolgreichen und vor allem auch so offensiv begeisternden Fußball spielen? Denn es waren ja nicht nur die drei Königsleihen Elias Baum, Muhammed Damar und Fisnik Asllani, die den Verein diesen Sommer verließen. Auch das komplette Mittelfeld aus Robin Fellhauer, Maurice Neubauer und Semih Sahin musste man ziehen lassen, zum Teil sogar zu Liga-Konkurrenten wie Hannover oder Kaiserslautern.

Und natürlich – man hatte sich als vielleicht der (!) perfekte Leihclub für junge Talente nicht zuletzt dank des 90.000-Millionen-Wechseln von Nick Woltemade, (der als Bremen-Leihgabe ebenfalls in Elversberg zum ersten Mal so richtig auf sich aufmerksam machte) mit den Jahren einen gewissen Ruf erarbeitet – allerdings hing dieser auch immer mit dem Namen Horst Steffen zusammen.

Ganze sieben Jahre war Steffen Trainer der Elversberger und hatte sie dabei nicht nur aus der 4. Liga fast in die Bundesliga geführt, sondern galt zuzüglich noch als Trainer, der wie kaum ein anderer in Deutschland gut darin war, junge Talente zu künftigen Stars zu formen, siehe Fisnik Asllani, der bislang bei Hoffenheim nahtlos an seine Leistung letzte Saison bei Elversberg anknüpft und mit 5 Treffern in 8 Spielen schon jetzt klar zu den besten Stürmern der Bundesliga gezählt werden muss.

Und doch gibt es da noch jemanden, der vielleicht der eigentliche Strippenzieher hinter dem Erfolg des Vereins steht, in dessen Dorf man nicht einmal mit der Regionalbahn kommt: Nils-Ole Book. Der ehemalige Kapitän vom SV Wehen Wiesbaden arbeitet seit 2017 in Elversberg, zunächst als Nachwuchsscout, ein Jahr später dann als Sportdirektor. Seinem unglaublichen Auge für junge Talente und gute Leihen ist es zu verdanken, dass Elversberg auch dieses Jahr trotz der vielen Abgänge schon wieder einen hochinteressanten und vor allem auch qualitativ hochwertigen Kader hat.

Da ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Bundesligisten darunter Borussia Mönchengladbach Book unbedingt verpflichten wollten. Doch im Gegensatz zu Horst Steffen blieb Nils-Ole Book den Saarländern treu mit der klaren Ansage: "Dieses Projekt ist noch nicht beendet. Wir wollen mehr."


Der Kader:

Der neue Shooting-Star in Elversberg ist natürlich völlig klar: Younes Ebnoutalib, 22 Jahre alt, bereits im Winter geholt, vorher nur in der 4. Liga beim FC Gießen gespielt und mit mittlerweile 9 Toren in 10 Spielen alleiniger Torschützenkönig der 2. Liga: Ein unfassbares Talent, wo jetzt möglicherweise so mancher Scout neidisch werden könnte, den nicht auf dem Zettel gehabt zu haben. Denn zuzüglich gilt er auch noch ein super bodenständiger sympathischer Typ, wie auch Interview-Aussagen wie diese belegen:

Ich freue mich für die Mannschaft. Ohne die schönen Flanken und Pässe von meinen Mitspielern hätte ich die ganzen Tore ja nicht gemacht."

(Ebnoutalib nach seinem Dreierpack gegen Fürth, Quelle: Kicker)


Hinzu kommen (wieder mal) unglaublich clevere Leihen, wie die von HSV-Sturmtalent Otto Stange (18), Jarzinho Malanga (18) vom VFB-Stuttgart, wie auch mit Spielmacher Bambasé Conté (19) schon wieder der nächste Muhammed Damar, sprich das nächste Mittelfeld-Megatalent aus der Hoffenheim-Jugend.

Und doch setzte man diesen Sommer im Vergleich zu den letzten Jahren nochmal auf ein anderes Pferd, ein Pferd, auf welches auch Union Berlin unter Urs Fischer lange gesetzt hat. Man verpflichtete Spieler, die vielleicht schon ein bisschen über ihrem Piek und darum günstig zu haben waren, von ihrer Spielanlage aber perfekt in das Elversberg-System reinpassten. Lasse Günther, Linksverteidiger vom FC Augsburg, ein Spieler, der kurzzeitig sogar mal bei Liverpool im Gespräch war, ist hier das prominenteste Beispiel.

Doch auch Luca Pfeiffer muss man hier nennen, ein Stürmer, der (im Duo mit dem jetzigen Augsburg-Stürmer Philipp Tietz) vor ein paar Jahren bei Darmstadt 98 mal die komplette zweite Liga in Grund und Boden und den Verein damit furios in die Bundesliga schoss, beim VFB Stuttgart dann aber kaum Spielzeit bekam: Perfekt für Elversberg, beziehungsweise Nils-Ole Book.

Doch auch weitere günstige, zum Teil ablösefreie Transfers, haben sich bereits jetzt zu absoluten Säulen des „neuen“ Elversbergs entwickelt, darunter Felix Keidel, vom FC Ingolstadt gekommen, Lukasz Poreba, eine weitere Leihgabe des HSVs, wie auch der Ex-Magdeburg Kapitän Amara Condé, die allesamt bislang nicht die geringsten Probleme haben, die durch die Fellhauer-Sahin-Damar-Abgänge entstandenen Lücken im Mittelfeld zu stopfen.

Der Trainer:

Und schließlich wäre da noch der Trainer. Vincent wer? Nein, Vincent Kompany ist es nicht, wobei bis vor ein paar Tagen beide Trainer zumindest die Tatsache vereinte, dass sie beide mit ihrem Team auf Platz eins ihrer Ligatabelle standen.

Vincent Wagner ist es jedoch, der nach dem Abgang von Horst Steffen zu Werder Bremen dessen Erbe übernahm.

Dieser spielte ganze sieben Jahre lang für den Traditionsverein Rotweiß Essen, wo er nach zwei kurzen Abstechern als U19-Trainer in Bochum und Duisburg auch als Jugendtrainer landete. Zur Saison 2022/23 wechselte er dann schließlich zur TSG Hoffenheim, wo er ganze drei Jahre lang die U23 trainierte und dort auch die beiden Elversberger Fast-Aufstiegshelden Asllani und Damar zu Top-Talenten schliff. Des Weiteren gewann er mit der U23 in der vergangenen Saison souverän die Meisterschaft und führte so die 2. Hoffenheim-Mannschaft in die 3. Liga.

Vincent Wagner lässt zumeist in einem 4-2-3-1 spielen und setzt dabei ähnlich wie schon Horst Steffen auf spritzigen Offensivfußball. Allerdings mit einem Unterschied: Während das Motto bei Horst Steffen immer hieß „besser 5 : 4 gewinnen als 0 : 0 zu spielen“ ist Vincent Wagner auch die defensive Absicherung sehr wichtig. Dies sorgt dafür, dass die Statistiken von Elversberg sowohl offensiv als auch defensiv sehr gut sind, Platz 1 bei Toren und Torschüssen, aber eben auch Platz 6 bei gewonnenen Zweikämpfen und intensiven Läufen, Statistiken, die eigentlich aktuell eher defensiv-orientierte Mannschaften wie Schalke 04 stark machen.

Vom Aufstieg möchte der neue Chefcoach allerdings dennoch bislang nichts hören:

„Wir bleiben gerne in der Underdogrolle. Aber den Favoritenstatus erarbeiten wir uns nun mal. Dennoch bleibt die 2. Liga brutal. Lass sich mal ein bis zwei Spieler verletzen und dann sieht das alles schon wieder ganz anders aus.“

(Vincent Wagner gegen über dem Kicker)

Ein Zitat, wo man schon ein bisschen grinsen muss, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft von der er redet, vor ein paar Monaten nicht etwa ein bis zwei, sondern ganze ganze neun (!) Stammspieler verloren hat und trotzdem bis vor wenigen Tagen noch Tabellenführer der zweiten Liga war. Always Maggi eben - nicht gleich alles auf einmal, sondern die Sauce schön verteilen über den Schwenkbraten, beziehungsweise die positive einzigartige Elversberg-Magie über die ganze Saison.

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