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Leon

Umbruch bei Mainz 05. Bo Henriksen raus, Urs Fischer übernimmt

Die große Achterbahnfahrt des FSV Mainz 05 beginnt von neuem und befindet sich derzeit (mal wieder) auf einem historischen Tiefpunkt. Und das, wo Fans noch vor wenigen Monaten gedacht haben mit Bo Henriksen (Bild: IMAGO / Hartenfelser) nun endlich einen Mann an der Seitenlinie zu haben, der die Mainzer auch langfristig vom Abstiegskampf fernhalten und zumindest mal ein bisschen Sicherheit in den Verein bringen könnte.

Nun soll Ex-Union-Berlin-Trainer Urs Fischer dem Verein aus der Krise helfen, ein Trainer, der die Eisernen nicht nur aus der zweiten Liga in die Champions League führte, sondern dort viele Jahre wie kaum ein anderer Bundesligatrainer für Konstanz wie auch für defensive Stabilität stand.

Von den Breisgaunern verhauen

Gegen den SC Freiburg hagelte es für die Mainzer bereits das zweite Mal ein Gegentor nach dem anderen. Schon gegen den Hamburger SV wurde man mit 0 : 4 aus dem Hamburger Volksparkstadion geschossen, gegen die Freiburger gab es nun die nächste 0 : 4 Auswärtsklatsche.

Auch ansonsten waren die Ergebnisse diese Saison bislang verheerend. 9 Spiele ohne Bundesliga-Sieg, dazu noch das Aus im DFB-Pokal gegen den VFB Stuttgart und selbst in der Conference League, dem einzigen Wettbewerb, wo man zumindest erfolgreich gestartet war, konnte man zuletzt nicht mehr gewinnen.

Dies sorgte schließlich für die Trennung von Bo Henriksen, eine Trennung, die nicht nur den Verein und die Fans schmerzte, sondern auch Sportvorstand Christian Heidel:


"Bo hat sich in einer Art und Weise verabschiedet, wie wohl noch niemand. Er hat 70 Menschen umarmt, es sind viele Tränen geflossen."

(Christian Heidel gegen über NTV).

Dies verwundert nur wenig, sorgte der Däne mit Platz 6 und der Qualifizierung für Europa letzte Saison nicht nur für eine der erfolgreichsten Saisons der Vereinsgeschichte, sondern brachte sich mit seiner Emotionalität, seiner Authentizität und seiner Nähe zur Mainzer Kurve direkt in die Herzen der Fans.

Dennoch gab es bereits im Vorfeld der Saison Skepsis, ob sich der superintensive immer auf Leidenschaft ausgerichtete Trainingsstil nicht irgendwann auch mal abnutzen könnte, siehe Jürgen Klopp in Liverpool oder Steffen Baumgart in Köln, deren Grundattitüde an der Seitenlinie zumindest in eine ähnliche Richtung gingen.

Hinzu musste man sich die Frage stellen, ob der Kader der Mainzer überhaupt ansatzweise bereit für eine Dreifachbelastung war und ob die sehr auf Motivation und positive Energie ausgerichtete Ansprache von Henriksen auch noch funktionieren würde, wenn den Spielern klar wird, dass der Kader dafür eben genau nicht stark genug besetzt ist.

Hier war insbesondere auffällig, dass die Mainzer selbst die positive Energie der zunächst erfolgreichen Conference League Spiele in keinster Weise in die Bundesliga übertragen konnte. Einem 1 : 0 Sieg gegen Omonia Nikosia folgte beispielsweise das bereits erwähnte 0 : 4 gegen Aufsteiger HSV, auf das 1 : 0 gegen Zrijnski Mostar folgte ein 1 : 2 gegen den VFB Stuttgart und auch nach dem 2 : 1 gegen AC Florenz verlor man nur wenige Tage später mit 0 : 1 gegen die aktuell schlechteste Defensivmannschaft Eintracht Frankfurt.

Viele warfen dem Trainer hier zu viel Rotation vor - bei einem Kader, der in der Breite genau dafür einfach nicht gemacht war. Ob es allerdings der Weisheit letzter Schluss gewesen wäre, die Führungsspieler durchzuspielen (Spieler, die größtenteils noch nie englische Wochen gespielt haben) bleibt allerdings auch fraglich. Viel mehr sollte sich hier die Frage stellen, ob Bo Henriksen hier nicht auch ein Stück weit von den Kaderplanern im Stich gelassen wurde.

Eine genaue Analyse zu der Zeit unter Bo Henriksen und den Gründen zu seiner Entlassung findet ihr auf unserem Youtube-Kanal KICKFIEBER - WER TRIFFT HAT RECHT in diesem Video:

Offensive Gefahr nicht existent

Doch Bo Henriksen hin oder her, wie konnte einer Mannschaft, die noch vor wenigen Monaten auf Platz 6 der Tabelle stand, eine solche Niederlagenserie passieren?

Hier muss man neben der defensiven Stabilität und einer rekordverdächtig hohen Anzahl an roten Karten nicht nur von Bundesliga-Dauerrekordhalter Dominik Kohr, sondern auch von anderen Mainzer Spielern wie Paul Nebel, insbesondere die offensive Harmlosigkeit betonen.

Denn schauen wir auf die aktuellen Stats des Mainz-Sturms sehen wir: Benedict Hollerbach, 9 Spiele, 0 Tore, Nelson Weiper, 10 Spiele, 0 Tore, Arnaud Nordin, 10 Spiele, 0 Tore, beziehungsweise William Boeving - der neue Stürmer, den man extra für 3,5 Millionen Euro von Sturm Graz geholt hatte - 3 Spiele, 0 Tore.

Die einzigen Spieler, die für Mainz 05 diese Saison bislang überhaupt mehr als einmal das Tor getroffen haben, sind bislang Nadiem Amiri (3 Tore) und Armindo Sieb (2 Tore),

Das ist für eine Mannschaft, die letztes Jahr noch um die Champions League mitgespielt hat, schlichtweg desaströs. Nicht einmal ansatzweise ist es den Mainzern hier gelungen, den Abgang von Star-Stürmer Jonathan Burkardt, der vergangenen Sommer für 21 Millionen an Eintracht Frankfurt verkauft wurde, auch nur ansatzweise zu kompensieren.

Denn selbst wenn man sich vielleicht bewusst war, einen solchen Stürmer nicht so einfach ersetzen konnte, scheiterte bislang auch der Versuch diese Aufgabe auf mehrere Schultern zu verteilen vollends, oder um es in Zahlen zu sagen: Aus 18 Toren (dies war es nämlich, die der deutsche Nationalspieler letzte Saison alleine für die Mainzer schoss) wurden sage und schreibe 0 Tore, die seine Nachfolger bislang erzielen konnten.

Doch wie sagte einst Michail Gorbatschow:

Wer zu spät kommt, den bestraft der Nebel

So hieß es zumindest in vielen der vergangenen Saisons, wo man als Abstiegskampf-Konkurrent die Mainzer nach der Hinrunde bereits abgeschrieben hatte, wonach aber mit Spielern wie Paul Nebel dann nach einem Trainerwechsel zumeist eine sensationelle Last-Minute-Aufholjagd in der Rückrunde folgte.

Hier ist Mainz 05 schon seit Jahren eine Ausnahmeerscheinung und hat sich zu Recht seit dem Aufstieg in die Bundesliga 2004/05 wie kaum ein anderer Verein (abgesehen vielleicht noch vom FC Augsburg) so sehr das Prädikat unabsteigbar verdient.

Denn bei anderen Mannschaften wie Fürth, Kiel, Schalke oder Darmstadt hätte wohl jeder nach nur 6 Punkten nach 13 Spieltagen gesagt, dass der Zug in puncto Klassenerhalt eigentlich schon abgefahren ist. Wenn man sich allerdings insbesondere die Debüt-Saison der beiden letzten Mainz-05-Trainer Bo Svensson und Bo Henriksen anschaut sollte man sich hier nicht zu sicher sein.

Hier folgte einem Platz 17 mit 7 Punkten nach 17 Spieltagen z.B. ein Platz 5 mit 32 Punkten in der Rückrunde unter Bo Svensson, während sein Nachfolger und Namensvetter Bo Henriksen aus einem Platz 16 mit 11 Punkten aus der Hinrunde in der Rückrunde nochmal ganze 24 Punkte holen konnte. Wenn also ein Verein in den letzten Jahren das (!) Stehaufmännchen der Liga war, dann waren es ganz sicher die Mainzer.

Und genau eine solche Aufholjagd soll nun ein weiteres Mal unter Ex-Union-Berlin-Trainer Urs Fischer gelingen.

Der Retter aus Köpenick

Mit ihm haben die Mainzer nun zumindest eines wieder zurück: Defensive Stabilität. Denn auch wenn bislang vor allem die offensive Durchschlagskraft Sorgen bereitete, war auch die Defensive bislang nicht gut.

Mit 24 Gegentoren gibt es aktuell nur drei Mannschaften, die mehr Gegentore kassiert haben, was sich unter dem Schweizer, der mit seinem Unioner Abwehrbollwerk dem Begriff "Berliner Mauer" nochmal eine ganz neue Bedeutung gab, nun definitiv ändern soll.

Doch auch sonst spricht viel dafür, dass der Spielstil von Urs Fischer gut zu Mainz 05 passen könnte. Gewiss, die Mainzer sollten sich trotz alledem überlegen im Winter gerade in der Offensive noch einmal nachzulegen, grundsätzlich passen aber auch konterstarke Stürmer wie Benedict Hollerbach (der diesen Sommer selbst von Union Berlin gekommen war) in das Beuteschema des Schweizers.

Das Allerwichtigste aber wird aktuell sein, der Mannschaft jegliche Panik vor dem Abstieg zu nehmen und wieder Ruhe und Selbstvertrauen in das Team zu bringen.

Und dies kann Urs Fischer zweifellos mit seiner ruhigen bedächtigen Art wie kein anderer. Des weiteren ist er auch bekannt mit älteren defensiv-orientierten Spielern, die weniger über das Tempo, sondern über gute Positionierung kommen, gut zu können, was ebenfalls sehr gut zum Mainzer Kader passt.

Und wer weiß, vielleicht wird unter Urs Fischer selbst Dominik Kohr nochmal ein Innenverteidiger, der seine Gegenspieler höflich mit einer Verbeugung fragt, ob sie ihm bitte den Ball geben können, ehe er seinen Körper einsetzt.

Nun, auch wenn Urs Fischer mit Mainz 05 viel, wenn nicht sogar alles zuzutrauen ist, hier hat dann selbst meine Fantasie zugegeben ihre Grenzen.

Die Fantasie, dass Mainz 05 allerdings unter ihm (wieder mal) einen einstelligen Tabellenplatz in der Rückrunde und damit den sicheren Klassenerhalt schaffen könnte, sollten Fans aber durchaus haben, dann wenn es für alle anderen Abstiegskonkurrenten wieder mal heißt:

Wer zu spät kommt, den bestraft ..... wenn nicht der Nebel, dann vielleicht zumindest eine in der Rückrunde unter Urs Fischer vielleicht am besten gecoachten Viererketten der Liga.

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Leon

WM Quali Slowakei: Wie stark ist Deutschlands Endgegner?

Die 0:2 im Hinspiel gegen die Slowakei galt zu Recht als der absolute Tiefpunkt der DFB-Elf unter Trainer Julian Nagelsmann. So ziemlich sämtliche Experten waren sich einig, dass Deutschland gegen einen solchen Gegner gewinnen muss (!) und zwar im besten Fall deutlich. (Bild: IMAGO / Fussball-News Saarland)

Doch ist die Slowakei, ein Team, was es immerhin ins Achtelfinale der letzten EM geschafft hat und dort sogar um ein Haar den späteren Finalisten England rausgekickt hätte, wirklich so schwach?

Wir von Kickfieber wollen dem mal auf den Grund gehen und Kader und Mannschaft etwas genauer beleuchten.

Geschichte:

Die slowakische Nationalmannschaft ist einer der jüngsten Nationalmannschaften im Weltfußball. Erst 1993, nach der Trennung von Tschechien und der Auflösung der Tschechoslowakei, wurde sie gegründet und blieb bei Qualifikationen für Turniere zunächst einmal erfolglos.

Erst 2010 kam nach langen Jahren harter Arbeit der Durchbruch mit der WM-Qualifikation für das Turnier in Südafrika. Unter Trainer Vladimir Weiss erreichte das Team ein Unentschieden gegen Neuseeland, eine Niederlage gegen Paraguay – wie auch ein historisches 3:2 gegen Italien, den damals amtierenden Weltmeister.



Damit zog die Slowakei sensationell ins Achtelfinale ein, wo sie jedoch den Niederlanden mit 1:2 unterlag.

Auch bei der EM 2016 überstand das Team die Vorrunde, musste dann allerdings abermals im Achtelfinale die Koffer packen. Gegner damals - ausgerechnet Deutschland, dem man als klar spielschwächeres Team mit 0 : 3 unterlag.

Jüngste Entwicklungen:

Seitdem ist aber nun einiges passiert. Mittlerweile ist die Slowakei das Team mit dem weltweit immerhin 43-wertvollsten Kader und steht auch auf der FIFA-Weltrangliste auf einem soliden Platz 46, vor Ländern wie Kamerun, Ghana, Peru oder auch Europameister Griechenland. Dies ist vor allem einem klaren taktischen Plan zu verdanken der auch trainerübergreifend über die Jahre immer mehr verfeinert wurde.

Die slowakische Mannschaft ist hier vor allem bekannt für ihren kompakten, taktisch disziplinierten Spielstil, gepaart mit technischem Können im Mittelfeld. Besonders hervorzuheben sind die manchmal unterschätzte Defensivstärke und die gefährlichen Konterangriffe.

Des Weiteren ist eine gewisse Konstanz in die Mannschaft gekommen, von der frühere osteuropäische Größen wie Rumänien, Bulgarien oder eben auch Griechenland aktuell nur träumen können, eine Konstanz, die in den letzten drei Europameisterschaften immer für eine Qualifikation gereicht hat.

Taktisches Konzept:

Diese zieht sich auch unter dem aktuellen Trainer Francesco Calzona durch, einem Italiener, der in den obersten italienischen Spielklassen als Co-Trainer ganze sieben Vereine durchlaufen hat, um schließlich 2024 mit dem SSC Neapel sogar im Achtelfinale der Champions League zu stehen.

Calzona steht dabei vor allem für eines: Pragmatismus, in einem kompakten 4-2-1-3 hinten gut stehen (gerne auch mal in einer Sechserkette, um dann nach Balleroberung schnell umzuschalten und vor allem die Flügelspieler in Szene zu setzen.

Dies hat vor allem Deutschlands Rechtsverteidiger Nnamdi Collins im Hinspiel zu spüren bekommen, der hier trotz seiner Geschwindigkeit ein ums andere Mal von den slowakischen Flügelspielern Leo Sauer und David Strelec ausgekontert wurde.

Denn auch das gehört zu Calzonas taktischem Konzept: Während hinten großen Wert auf Positionstreue gelegt wird, zeigt er sich vorne erstaunlich offen, wenn es um Seitenverlagerung und Positionswechsel geht - alles mit dem Ziel in den gegnerischen Abwehrreihen für möglichst viel Chaos zu sorgen.

Auch Standards, insbesondere Freistöße, spielen eine große Rolle im taktischen Konzept der Slowaken und werden unter Calzona akribisch trainiert.

Impressive how Francesco Calzona turned Slovakia into a well-drilled, balanced and aggressive team. But yes, luck was also on their side.

Immense performance from Lobotka.

The funny thing is that we saved Calzona's job, because Slovakia were about to sack him just before their… pic.twitter.com/4jZW9bjveP

— Bosniaco (@Bosniac0) June 17, 2024

Die wichtigsten Spieler:

Gewiss, die Zeiten von Slowakei's wahrscheinlich größten Superstar der Teamgeschichte Marek Hamsik sind vorbei. Von 2007-2019 spielte er für die SSC Neapel und es wird nicht wenige Fans geben, die ihn in einer All-Time-Top-Ten der wichtigsten Spieler nennen werde, die je für die Gli Azzurri gespielt haben.

Doch auch wenn der Mittelfeldstar mittlerweile nicht mehr selbst spielt ist die neapolitanisch-slowakische Beziehung weiterhin vorhanden. Nicht nur Trainer Calzona ist nach wie vor stark mit der SSC verbunden, auch Stanislav Lobotka ist als aktueller Mittelfeldmotor sowohl in Neapel als auch im slowakischischen Nationaldress mittlerweile so etwas wie der Nachfolger Hamsiks.

Zwei Meistertitel und einen Pokalsieg konnte er mit den Gli Azzurri bereits gewinnen, was sogar mehr ist als Hamsik in seiner gesamten Karriere mit der SSC gewonnen hat.

Einer der wichtigsten Spieler bei den Slowaken ist aber nach wie vor Milan Skriniar. Der aktuelle Kapitän und Abwehrchef war von 2017-2023 einer der Führungsspieler im Kader von Inter Mailand bis er schließlich über Paris St. Germain (wo er, auch aufgrund von Verletzungen, aber eher Reservespieler war) 2024 zu Fenerbahce Istanbul wechselte und so den CL-Titel der Pariser leider verpasste.

Player To Watch:

Doch auch weitere interessante Spieler sind in den letzten Jahren nachgerückt und mittlerweile ein fester Bestandteil der Slowaken. Den mittlerweile in Saudi Arabien spielenden Ex-Herthaner Ondrej Duda kennen sicherlich viele noch aus der Bundesliga, ebenso wie seinen Ex-Team-Kollegen Peter Pekarik, der ebenfalls für den Hauptstadtclub aufgelaufen ist.

Auch an die Tore von Ivan Schranz, einem der Torschützenkönige des vergangenen EM-Turniers, können sich sicherlich noch einige erinnern. Hinzu kommt auch noch Innenverteidiger David Hancko von Atletico Madrid, mit einem Marktwert von 30 Millionen der wertvollste Spieler im Kader.

Die aber aktuell wahrscheinlich größten die Talente sind aber klar die beiden Flügelspieler David Strelec (24, FC Middlesbourgh) und vor allem Leo Sauer (19, Feyenoord Rotterdam). Der 19jährige gilt aktuell als eines der heißesten Talente Europas und wird auch bereits von Premier League Clubs wie Brighton und Bournemouth beobachtet.

Grade Leo Sauer gilt es im Rückspiel unbedingt in Schach zu halten, ist es doch vor allem seine Beidfüßigkeit gepaart mit Geschwindigkeit und Explosivität, die auch Top-Teams extrem gefährlich werden kann und den deutschen Außenverteidigern auch im so entscheidenden Rückspiel alles abverlangen wird: Ganz klar "Der Player To Watch" im slowakischen Nationalteam.

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Leon

WM Quali: Wer sind die Nationen mit den niedrigsten Marktwerten?

Die Qualifikation für die WM 2026 ist nun beendet und auch dieses Mal haben sich bis auf Italien (die noch in den Play-Offs im März 2026 ranmüssen) nun alle großen Fußballnationen nun für das Turnier qualifiziert. Doch auch einige neue Außenseiter, wie die Kap Verdischen Inseln, Curacao, Haiti, Usbekistan und Jordanien haben ihr WM-Ticket bereits sicher. (Bild: IMAGO / News Licensing)

Wir wollen daher mal einen Blick darauf werfen: Was sind eigentlich die Länder mit den geringsten Kadermarktwerten? Und bei welchen Ländern scheint dies, aufgrund ihrer Kultur oder ihrer hohen Bevölkerungszahl, besonders verwunderlich?

Länder mit unter 1 Millionen Marktwert:

Hier finden sich vor allem Inselstaaten aus Ozeanien und der Karibik. Mit einem Gesamtkadermarktwert von grade mal 10.000 Euro führt hier die pazifische Inselgruppe Tonga die Liste von unten an. Die grade mal 100.000 Einwohner umfassende Inseln umfassende Inselgruppe ist vor allem als Geheimtipp für Scupa-Diving-Urlauber bekannt, wobei viele der 700 Inseln komplett unbewohnt sind. Die meisten Vereine der Spieler sind lokale Vereine oder unbekannt, lediglich zwei Spieler spielen in Australien und Neuseeland.

Auch das Land ebenfalls im Ozeanischen Verband spielende französische Überseegebiet Neukaledonien mit einem Gesamtmarktwert von 22.000 Euro befindet sich unter den untersten zehn der geringsten Marktwerte. Dies ist insofern erwähnenswert, da das Land seinen festen Startplatz zwar an Neuseeland abgeben musste, sich aber über die interkontinentalen Playoffs noch für die WM 2026 qualifizieren kann. Damit wäre Neukaledonien dann das mit Abstand kleinste Land, was jemals an einer WM teilgenommen hat.

Das flächenmäßig größte Land mit einem Kadermarktwert von unter 1 Millionen ist hingegen die Mongolei mit einer Gesamtfläche von 1.564.000 Quadratkilometer. Doch auch wenn das Land damit fünf mal so groß ist wie Deutschland ist es jedoch mit 3.5 Millionen Einwohner so dünn besiedelt ist, dass eine nicht allzu große Talentdichte an Fußballern verständlich ist.

Aus Europa sind es einzig San Marino und Liechtenstein, die es nach wie vor nicht schaffen einen Kader von 1 Millionen Gesamtmarktwert. Der im Osten Italiens gelegene Zwergstadt San Marino steht zuzüglich noch auf dem letzten Platz der FIFA-Weltrangliste als die Nationalmannschaft mit den wenigsten Siegen in den letzten Jahren auf der Welt.

Länder mit 1-6 Millionen Marktwert:

Hier wird die Liste an Ländern dann schon etwas prominenter, angeführt von der vielleicht größten Enttäuschung im Weltfußball Indien mit einem Kadermarktwert von nur knapp über 5 Millionen. Denn noch vor China und den USA ist Indien mit 1.451 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Welt. Von einer WM-Qualifikation ist man dennoch nach wie vor so weit entfernt wie Vladimir Putin von einem Friedensnobelpreis.

Der Grund hierfür ist vor allem die Sportart Kricket, der der alles dominierende Sport in Indien ist.

Vier Weltmeisterschaftstitel, wie auch zwei Finalteilnahmen konnte die indische Nationalmannschaft hier bereits verbuchen und ist damit neben Australien das erfolgreichste Land der Welt in diesem Sport. Doch auch traditionelle indische Sportarten wie Kabaddi oder auch Kampfsportarten wie Pehlwani locken jährlich Millionen von indischen Sportfans vor die Fernsehgeräte, der Fußball bekommt da eher nur eine geringe Aufmerksamkeit.

Dies gilt auch für viele weitere Länder aus dem ostasiatischen Raum, die eigentlich die Kapazitäten und das Potenzial hätten eine weitaus größere Rolle bei Turnieren zu spielen. Auch der Kricket-Weltmeister von 1992 Pakistan kann die 6-Millionen-Grenze nicht erreichen, ebensowenig wie Kambodscha, Vietnam, Afghanistan oder die Philippinen.

Was Europa angeht, wären wir hier immer noch in der Riege Andorra, Gibraltar und Faröer Inseln, was noch einmal mehr beweist, wie sehr der europäische Fußball durch die UEFA Champions League die Konkurrenz auf dem Markt abgehängt hat.

Länder mit 7-12 Millionen Marktwert:

Auch in dieser drittniedrigsten Gruppe befindet sich ein weiterer Riese, was die Bevölkerungsanzahl angeht: China. Dass China, mit 1.419 Milliarden Einwohner das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt, es bislang noch immer nicht zu wenigstens mal einer WM-Teilnahme geschafft hat, scheint hier fast noch unglaublicher als im Falle Indien.

Denn nicht nur, dass bei so vielen Menschen die Auswahl an Talenten eigentlich riesig sein müsste, es wären im Falle China hinzu auch noch alle wirtschaftlichen Voraussetzungen gegeben, Leistungsnachwuchszentren auf absolutem europäischen Top-Niveau aufzubauen.

Dennoch schaffte bislang kaum ein chinesischer Spieler: Wu Lei, der viele Jahre lang bei Espanyol Barcelona gespielt hat, ist hier möglicherweise noch der Bekannteste, denn auch Spieler wie Lie Tie (ehem. Everton) und Sun Jihai (ehem. Manchester City) wagten zwar kurzzeitig den Sprung ins Ausland, konnten sich jedoch in einer europäischen Top-Liga nie durchsetzen.


Ein weiteres Hindernis ist die politische und wirtschaftliche Situation in China. Der chinesische Fußballmarkt ist stark von staatlichen und privaten Investitionen beeinflusst, und oft spielen politische Entscheidungen bei der Preisgestaltung von Spielern eine Rolle. Investitionen aus großen, staatlich unterstützten Unternehmen können dabei zu künstlich hohen Gehältern führen, die jedoch nicht ihrer Leistung und dem realen Marktwert der Spieler entsprechen und so auf den einschlägigen Seiten wie Transfermarkt.com gar nicht erst gelistet werden.

So kommt es, dass die meisten Spieler nur in der CSL (Chinese Super League) spielen, die man zeitweise zwar (ähnlich wie es heute Saudi Arabien tut) versucht hat mit internationalen Stars wie Oscar, Carlos Tevez oder Axel Witsel zu pushen, dies leider auch nur mit mäßigem Erfolg, wozu noch die Ungeduld der Regierung kommt, wenn es darum geht, China irgendwie auf die große Fußballlandkarte zu führen, die oft zu überstürzten Entscheidungen bei Trainern führt.

Auch Länder wie Syrien und Nordkorea befinden sich in dieser Preisklasse und haben zum Teil mit ähnlichen politischen Problemen zu kämpfen. Aus Europa befinden sich Weißrussland, die baltischen Staaten, wie auch Zypern und Malta in der Gruppe, wie auch das erfolgloseste Land aus dem Südamerikanischen Verband Bolivien mit einem Marktwert von 11 Millionen Euro.

Länder mit 13-25 Millionen Marktwert:

In dieser Gruppe befindet sich schließlich der bislang erste sichere WM-Teilnehmer 2026: Jordanien mit einem Gesamtmarktwert von 15 Millionen Euro. Bereits 2014 konnte sich das kleine Land an Ägypten angrenzende Land aus der Vorderasien schon mal beinahe für eine WM qualifizieren, scheiterte dann aber im letzten Playoff-Spiel unglücklich gegen den südamerikanischen Kandidaten Uruguay.

Diesmal wurde der Traum der Jordanier bereits vorzeitig wahr - und das vor allem Dank Starspieler Mousa Tamari.

Der Linksaußen vom französischen Erstligisten Stade Rennes gilt derzeit als eines der größten Talente aus dem arabischen Raum und könnte auch bei der WM insbesondere gemeinsam mit Stürmer Yazan Al-Aimat (Al-Arabi FC) für die ein oder andere Überraschung in der Gruppenphase sorgen.

Dennoch wäre alles andere als ein Aus in der Gruppenphase natürlich eine große Überraschung für das vom Marokkaner Jamal Sellani trainierte Team, was ansonsten vor allem von Mentalität und Kampfstärke lebt.

Länder mit knapp über 25 Millionen Marktwert:

Ähnliches gilt für Kap Verde. Das westafrikanische Inselreich hat zwar einen Kadermarktwert von knapp über 25 Millionen Marktwert, ist jedoch nach Island (405.000 Einwohner) mit 529.000 Einwohnern das zweitkleinste Land, was jemals an einer WM teilgenommen hat.

Allerdings hat die Kap Verdische Nationalmannschaft durchaus einige spannende Legionäre wie Wagner Pina (Trazonspor) und Kevin Leneni (FK Krasnodar) im Kader, Spieler, die man zumindest als FM-Zocker kennt. Vor allem aber Stürmer Dailon Livramento vom Serie A Club Hellas Verona sollte man im Auge behalten. Mit 4 Toren in 8 Spielen war er es unter anderem, der dafür sorgte, dass man in der Afrika-WM-Quali sogar Teams wie Kamerun (Marktwert 249.000 Millionen) hinter sich ließ.

Dennoch, um abschließend nochmal den Vergleich zu ziehen: Sowohl für Jordanien als auch für die Kap Verden ist alleine die Qualifikation für eine WM mit so einem geringen Kadermarktwert eine absolute Sensation, wenn man bedenkt, dass die Marktwerte von Frankreich und England mittlerweile bei über 1 Milliarden (!!!) liegen. Selbst Luxemburgs Kader ist mit 36 Millionen Euro Marktwert schon auf einem ganz anderen Level.

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Leon

Niclas Füllkrug zurück in die Bundesliga?

Niclas Füllkrug war in den Saisons 2021/22 wie auch 2022/23 einer der beliebtesten und besten deutschen Stürmer überhaupt. Sowohl bei Werder Bremen als auch bei Borussia Dortmund stand der Bundesliga-Torschützenkönig von 2023 für maximale Effizienz, herausragende Anführerqualitäten, wie auch für eine extrem sympathische und bodenständige Kommunikation nach außen.

(Bild: IMAGO / Mike Wiss)

Dennoch scheint es für ihn seit seinem Wechsel nach England zu West Ham United nicht mehr zu laufen. Verletzungen wie auch eine fast durchgehende Formschwäche bremsen den gebürtigen Hannoveraner seit seinem Premier-League-Wechsel aus, so dass eine Berufung für den WM-Kader 2026 aktuell in weiter Ferne scheint.

Könnte es daher im Winter schon zu einem Vereinswechsel kommen, eventuell sogar zurück in die Bundesliga?

Karriere wie Achterbahnfahrt:

Zunächst einmal: Niclas Füllkrug war schon immer ein Stürmer der besonderen Sorte, ein Spieler, der laut war, schrill und der auch immer ein bisschen brauchte, um sich in einem neuen Vereinsumfeld einzuleben.

Was viele zum Beispiel nicht mehr auf dem Zettel haben – ausgerechnet bei seinem Ausbildungs- und späteren Breakout-Verein Werder Bremen wurde er einst auf die Bank gesetzt und durch die spätere Freiburg-Legende Nils Petersen ersetzt.

Ausgerechnet Bremen-Trainerlegende Thomas Schaaf war es, der nicht wirklich an das junge Stürmertalent glaubte, weswegen man ihn 2013/14 schließlich zur SpVgg Fürth verlieh. Doch auch dort bremsten ihn Verletzungen aus, so dass Bremen ihn 2014 dann schließlich komplett an den 1. FC Nürnberg verkaufte.

Hier konnte er dann erstmals, zwar zunächst als Vorlagengeber (sieben Assists), glänzen, bis er dann im März 2015 erneut eine Knorpelverletzung am Knie erlitt, was ihn wieder weit zurück warf. Erst in der Saison 2015/16 blieb er erstmals verletzungsfrei und präsentierte zumindest auf Zweitliga-Niveau mit 15 Toren 6 Assists sein Können, worauf ihn dann schließlich Hannover 69, der Verein aus seiner Heimatstadt, zurückholte.

Rückkehr in die Heimat:

Der verlorene Sohn zurück und nun endgültig in der Heimat angekommen? Von wegen – bis zum 13. Spieltag dauerte es bis Füllkrug überhaupt ein einziges Tor schoss und auch danach musste er sich hinter dem damaligen 69-Star Martin Harnik anstellen.

Füllkrug, also auch im Liga-Unterhaus nur zweite Wahl? Um das zu klären musste der Verein erst in die Bundesliga aufsteigen und hier zeigte Niclas Füllkrug mit 15 Toren in der Folgesaison, wozu er wirklich fähig war. Alles schien gemacht für einen neuen Bundesligastar und selbst Vereine wie Gladbach und Stuttgart hatten ihn auf dem Zettel.

Doch dann – eine weitere Verletzung am Knie und Füllkrug fiel wieder einmal eine ganz Rückserie aus. Die Folge: "Aus der Bundesligatraum" für Hannover 69, denn ohne seinen Top-Goalgetter stieg man letztendlich wieder relativ sang- und klanglos ab.

Also vielleicht doch Werder Bremen? Denn dort kehrte er schließlich wieder zurück. Was passierte? Werder Bremen stieg in der Saison 2021 ebenfalls (erstmals) in die zweite Liga ab und das (auch) wieder, weil Füllkrug in der entscheidenden Phase verletzungsbedingt ausfiel.

Warum diese lange Einleitung? Weil eine Achterbahnfahrt noch untertrieben wäre beim Blick auf Füllkrugs Fußballkarriere. Und das war ja erst der Anfang:

Gefälschter Impfpass sorgt für Durchbruch:


Denn in der darauffolgenden Zweitligasaison wurde es erst richtig laut um Niclas Füllkrug. Ausgerechnet mit seinem späteren kongenialen Sturmpartner Marvin Ducksch verstand er sich zunächst überhaupt nicht, wurde dieser auch konsequent vom damaligen Werder-Trainer Markus Anfang vorgezogen.

Dies ging sogar so weit, dass Füllkrug den Trainer im Kabinengang sogar anschrie und öffentlich vor laufender Kamera beschimpfte. Die Folge – er wurde kurzzeitig sogar aus dem Kader suspendiert bis Markus Anfang dann selbst derjenige war, der aufgrund eines gefälschten Impfpasses die Koffer packen musste.

Und man kann es nicht anders sagen - damit ging die absolute Traumkarriere von Niclas Füllkrug los, in einem Alter von 26 Jahren, eine Karriere, wo man sich rückblickend sogar fragen muss:

Sollte man aus DFB-Sicht für die folgenden Jahre Markus Anfang für das Fälschen seines Impfpasses sogar dankbar sein? (oder Christian Drosten, Karl Lauterbach, beziehungsweise Angela Merkel für ihre damalige Politik;).

Denn so wie Ole Werner als Nachfolger von Markus Anfang, zu Bremen kam, wurde aus dem Duo Füllkrug-Ducksch (von Füllkrug selbst liebevoll „die hässlichen Vögel“ genannt) das absolute Traumduo, Werder Bremen stieg wieder auf und Niclas Füllkrug wurde in der darauffolgenden Saison Bundesliga-Torschützenkönig.


Dies war auch die Zeit, wo man seitens des DFBs auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur WM 2022 beruf, wo er trotz Vorrunden-Aus neben Jamal Musiala der beste deutsche Spieler des Turniers war.

Nach seinem Wechsel zu Borussia Dortmund war es dann aber schließlich die Verpflichtung von Serhou Guirassy, die den selbsternannten „Ugly bird“ ins Nachdenken brachte. "Bin ich hier vielleicht in Dortmund doch nur zweite Wahl? Und wäre der Schritt nach England jetzt vielleicht noch mal meine letzte Chance auf einen großen hochdotierten Vertrag?"

Schritt auf die Insel zu groß?

Leider kamen ausgerechnet da die Verletzungen zurück. Eine Achillessehnen- wie auch eine Oberschenkelverletzung sorgten dafür, dass seine Spielzeit bereits in der ersten Saison stark eingeschränkt war, was sowohl Rhythmus als auch Form beeinträchtigte. Infolgedessen kam er nie dazu, sich auch mal über längere Zeit mit seinen neuen Teamkollegen zusammen zu finden.

Des Weiteren passte auch weder das Spielsystem von David Moyes, noch das von Graham Potter zu Füllkrugs Spielstil, welcher klar auf Flanken ausgerichtet ist und dass er - wenn Doppelspitze - eben diesen eher in den Halbräumen herumwuselnden und Gegenspieler bindenden "Falschen Neuner" wie Marvin Ducksch neben sich hat.

Mit Mohammed Kudus und Jarred Bowen hatte man jedoch schon zwei Stürmer, die zwar schon auf den Flügel ausweichen konnten, jedoch weitaus lieber selbst abschlossen statt sich einem eher statischen Neuner unterzuordnen.

Wenn überhaupt hätte hier Kudus in einer Doppelspitze noch die Ducksch-Rolle ausfüllen können, allerdings befand sich dieser, insbesondere in seinem letzten Jahr bei West Ham, selbst in einer unerklärlichen Formschwäche.

Heimkehr in die Bundesliga?


Es wird also mehr und mehr klar – Niclas Füllkrug wird bei West Ham United kein Land mehr sehen und, sollte er dort bleiben, die WM 2026 höchstwahrscheinlich verpassen. Es sei denn: Er wechselt noch im Winter zu einem anderen Verein.

Welcher Verein aber könnte aktuell zu Niclas Füllkrug passen? So gut, dass er vielleicht doch nochmal eine Chance auf einen WM-Platz hätte?

Hier 5 Bundesliga-Vereine, die ich in Zusammenhang mit Füllkrug gerne mal näher beleuchten würde – mit dem Vermerk, dass wir hier natürlich über eine vorläufige Leihe reden und davon, dass West Ham weiter einen Teil seines Gehalts weiter übernimmt:

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Leon

Ist Paul Simonis Schuld an der Wolfsburg-Krise?

Was macht man, wenn aus einer Achterbahnfahrt auf einmal Abfahrtski wird? Und man bei fortschreitendem Misserfolg sogar droht den letzten Lift zu verpassen, der einen wieder nach oben auf die Bergspitze führt? Dies sind die Fragen, die sich der VFL Wolfsburg, wie auch nicht zuletzt der VW-Konzern, aktuell stellen müssen. Dabei natürlich im Blickpunkt: Trainer Paul Simonis. Allerdings sollte sich insbesondere auch seitens des Konzerns vielleicht auch irgendwann mal die Frage stellen, ob die Probleme bei den Wölfen nicht eigentlich viel viel tiefer gehen. Diesen Problemen, möglichen Lösungen und inwiefern Paul Simonis überhaupt der Hauptschuldige für die Krise ist wollen wir uns nun widmen.

(Bild: IMAGO / Christian Schroedter)

Fehlender Fansupport:

Denn ähnlich wie Borussia Mönchengladbach befindet sich auch der VFL Wolfsburg nun auch schon seit Jahren in einem schleichenden Niedergang - vom ehemaligen deutschen Meister zu einer dieser vielen grauen Mäuse, die Jahr für Jahr irgendwo im Tabellenmittelfeld der Bundesliga vor sich hintappeln.

Hier gibt es allerdings einen entscheidenden Unterschied: Während bei den Fohlen selbst in dieser schwierigen Saison die Fans immer hinter ihrer Mannschaft standen, und sie mit im Schnitt 50.000 Zuschauern anheizten, sind es beim VFL Wolfsburg grade mal 23.000 Zuschauer im Schnitt, die sich die aktuelle Leistung ihrer Mannschaft im eigenen Stadion böse gesagt "antun".

Erst vorige Woche brach man mit unter 10.000 Zuschauern im verlorenen DFB-Pokalspiel gegen den Zweitligisten Holstein Kiel (Endstand 0 : 1) sogar einen neuen Negativrekord.

Dies mag vielleicht, sollte es mal ganz brenzlig werden, sogar ein kleiner Vorteil sein (denn selbst im Fall eines Abstiegs wären Bilder, wo Spieler wie im Falle Schalke von Fans um den Arenaring gejagt werden völlig unvorstellbar).

Allerdings zeigte insbesondere auch die Abstiegssaison von Schalke 04 (wo man aufgrund der Corona-Maßnahmen komplett ohne Zuschauer spielen musste) wie auch der anschließende Wiederaufstieg vor über 60.000 Mann, wie sehr ein ausverkauftes Stadion einer Mannschaft auch helfen kann.

Und das Problem des fehlenden Fansupports und mangelnder Identifikation begleitet den VFL Wolfsburg leider schon seit Jahren, wie auch Beschwerden von Fans über unattraktiven Fußball und schlechte Stimmung im Stadion.


Was aber kann man dagegen tun? Denn natürlich ist Wolfsburg mit rund 130.000 Einwohnern nur eine eher kleine Stadt, zuzüglich hat man in der näheren Umgebung mit Hannover, Braunschweig und Magdeburg auch noch drei absolute Traditionsvereine im näheren Umfeld, hat also aufgrund der Konkurrenzsituation auch nicht die Möglichkeit, die z.B. Kaiserslautern (nur 102.000 Einwohner) hat - ein Verein zu sein, der nicht für eine einzelne Stadt, sondern für eine ganze Region steht.

Und da liegt das Hauptproblem. Wenn nicht durch regionale Verbundenheit, wie schafft man dann Identifikation?

Da gibt es dann eigentlich nur noch vier Möglichkeiten.

Sportlicher Erfolg:

Hier hat der VFL Wolfsburg durchaus eine Historie, die für einen Verein aus so einer kleinen Stadt sogar ziemlich beeindruckend ist. Eine deutsche Meisterschaft (2009), ein DFB-Pokal-Sieg (2015), wie auch sechs deutsche Meisterschaften + 2 Champions-League-Titel, welche die Frauenmannschaft abgreifen konnte.

Nur haben diese Erfolge bei Wolfsburg bei den Männern mehr und mehr "Opa erzählt vom Krieg" Vibes. Seit der Saison 2020/21 unter Oliver Glasner erreichte man nicht ein einziges Mal mehr die Champions League, die darauffolgenden Ergebnisse waren Platz 12, Platz 8, Platz 12, Platz 11 und aktuell wieder Platz 12.

Dies ist bei einem Kader, der rein von seinem Marktwert immer auf einem Europaplatz stand, natürlich viel zu wenig.

Hier muss also auch definitiv in Sachen Transferplanung noch eine Menge passieren, denn aktuell muss man leider sagen: Große schillernde Namen wie Christian Eriksen hin oder her, das Preisleistungsverhältnis stimmt bei vielen Transfers überhaupt nicht.

Hier nur einige Beispiele von Wolfsburg-Transfers der letzten zwei Jahre und wie viel man für sie bezahlt hat:

- Lovro Majer (25 Millionen Euro)
- Andreas Skov Olsen (14 Millionen Euro)
- Joakim Maehle (12.5 Millionen Euro)
- Konstantinos Koulierakis (12.5 Millionen Euro)
- Vinizius Souza (11,75 Millionen Euro)
- Mohamed Amoura (14,75 Millionen Euro)

Und hier liegt das eigentliche Hauptproblem: ALLE diese Spieler sind Teil des aktuellen Kaders, Teil eines Kaders, der - sollte es keine Kehrtwendung geben - sogar in den Abstiegskampf taumeln könnte.

Selbst bei Vereinen mit nochmal weitaus höherem Etat wie Borussia Dortmund wäre bei so vielen Transfers in der Preisklasse längst die Hölle los, sollte davon nicht zumindest einer mal wirklich einschlagen. Und Stand jetzt muss man leider sagen, dass keiner dieser Transfers (mit Abstrichen Amoura und Koulierakis) bislang wirklich eingeschlagen oder die Mannschaft auf konstantem Level bereichert hat.

Und die Riesenfrage, die sich mir stellt: Wo bleibt da das Scouting? Mehr Transfers, wie z.B. der von Aaron Zehnter, den man für nur 4 Millionen Euro diesen Sommer aus Paderborn geholt hat: Junge Spieler, die noch nicht jeder auf dem Schirm hat und die Wolfsburg zumindest als mögliche Startbahn sehen, sich für die ganz große Bühne zu empfehlen.



Dieses Leipzig-/Hoffenheim-Modell - einfach eine Zwischenstation für aufstrebende junge Talente zu sein - könnte doch auch für Wolfsburg ein absolut lukratives Geschäftsmodell sein.

Identifikationsfiguren:

Dazu brauch aber auch ein Verein wie der VFL Wolfsburg unbedingt Identifikationsfiguren, Spieler, wegen denen man ins Stadion geht - Trainer, auf deren PKs und Interviews man sich freut. Selbst Hoffenheim hat diese Figuren mit Oliver Baumann, Andrej Kramaric und (so polarisierend er auch sein mag) auch Dietmar Hopp und sogar Leipzig hatte sie zumindest jahrelang mit Spielern wie Youssouf Poulsen, Emil Forsberg und Timo Werner, von anderen Vereinen wie Bayern München (Thomas Müller) oder Borussia Dortmund (Marco Reus) ganz zu schweigen.

In Wolfsburg gibt es hier lediglich: Maximilian Arnold - und das war's. Der Kapitän der Mannschaft spielt bereits seit 2009 beim VFL Wolfsburg und blieb trotz vieler lukrativer Angebote seit jeher dem Verein treu.

Man könnte sogar so weit gehen zu sagen, er wäre neben Christian Günther (SC Freiburg) wahrscheinlich einer der wenigen Kapitäne, die aktuell mit ihrem Verein sogar in die zweite Liga gehen würden.

Warum aber nicht mehr davon? Das Beispiel Maximilian Arnold könnte man doch seitens des Vereins perfekt vermarkten und als Vorbildstory auch für junge Spieler nehmen. Hierbei sollte man vor allem auch mal beleuchten: Was ist, was den Verein für Maxi Arnold so stark macht.

Gibt es vielleicht doch, abgesehen vom Gehalt, viele Gründe, warum sich auch ein Leben in dieser Region lohnt (abgesehen von der Bahnstrecke nach Berlin, wie Julian Draxler einst frech behauptet hat)?

Selbst mir fallen hier auf der Stelle mehrere gute Gründe ein, als junger Spieler zum VFL Wolfsburg zu wechseln: Eine solide Ausbildung für junge Spieler in einem medial eher ruhigen Umfeld, eine gute Zwischenstation für Leihen, die bei ihrem vielleicht noch größeren Club grade keine Spielzeit bekommen (das Elversberg-Modell), wie auch ein bunter und moderner Verein, der nicht zuletzt auch nach wie vor eines der Flaggschiffe in Europa im Frauenfußball ist und hier absolute Legenden wie Almuth Schult und Pernille Harder hervorgebracht hat.


Auf diese Stärken sollte man m.E. bei der Verpflichtung von jungen Talenten setzen statt sich als "Kleinstadtverein ohne echten Fansupport" künstlich selbst klein zu machen.

Und damit kämen wir zum dritten Punkt, wo wir dann auch zwangsläufig die Trainerpersonalie Paul Simonis besprechen müssen. Denn was hat RB Leipzig grade in den Anfangsjahren immer ausgezeichnet und dafür gesorgt, dass der Verein als von vielen mindestens sehr kritisch gesehener absoluter Nicht-Traditionsverein trotzdem sein Stadion vollbekommen hat? Die Antwort ist:

Attraktiver Fußball:

Und hier müsste man sich aus Seiten des VFLs eigentlich nur wieder seinen alten Stärken bewusst werden, war dies doch einst der (!) Grund, warum in der Erfolgszeit unter Felix Magath und Dieter Hecking so viele Leute auch bundesweit auf einmal Wolfsburg-Fan wurden: Großartige Dribbler, spannende Persönlichkeiten und absolute Highlight-Spieler, wie Edin Dzeko, Grafite, Zvezdjan Misimovic oder auch Kevin de Bruyne - Spieler, wegen denen man gerne ins Stadion kam und wo man gespannt darauf war, welchen furiosen Trick diese als nächstes auf dem Rasen auspacken könnten.


Diese Spieler fehlen dem VFL Wolfsburg jetzt allerdings auch schon seit vielen Jahren. Warum hat Wolfsburg keinen Said El Mala oder Fisnik Asllani, einen Spieler, der auf einmal aus der eigenen Jugend hoch kommt und alle begeistert? Und wenn es schon nicht die eigene Jugend ist, warum scoutet man nicht mal wieder wirklich explizit auch nach solchen Spielern - Spielern, die ein Stück weit auch die Historie vom VFL Wolfsburg ausmachen, die das Publikum begeistern und dadurch endlich mal wieder für ein halbwegs volles Stadion sorgen? Denn die finanziellen Mittel dafür hätte man doch.

Der Grund hierfür ist aber ganz klar:

Spielphilosophie

Denn das Fehlen genau dieser, gepaart mit einer absoluten Trainerinkonstanz, ist nämlich das eigentliche Problem des VFLs. Gefühlt hat man in Wolfsburg aktuell weniger denn je auch nur irgendein langfristiges Konzept, welchen Fußball man spielen möchte und welchen Trainer es dafür brauch.

Angefangen mit Mark van Bommel, den man nach wenigen Monaten schon wieder rauswarf und der eigentlich nur dadurch auffiel, dass er nicht wusste, wie viele Spieler man einwechseln darf, worauf dann mit Florian Kohfeldt ein Trainer verpflichtet wurde, der zumindest bei Werder Bremen für attraktiven Ballbesitzfußball und menschliche Nähe zu den Spielern stand. Auch dieses Kapitel ging schief.

Was kam dann: Ausgerechnet Niko Kovac, ein Schleifer, der selbst aus Borussia Dortmund eine absolute Arbeitertruppe gemacht hat, die lieber ein 1 : 0 über die Zeit bringen als womöglich noch eine 4 : 2 Führung zu verspielen, ob die Fans nun drüber maulen oder nicht. Auch dieses Kapitel ging aber völlig in die Hose.

Wolfsburg are still trusting coach Niko Kovač despite a record of one win in 8 games, and an uninspiring performance against Köln (1-1) yesterday. However, the Hoffenheim game next Sunday will decide about the 52-year-old's fate, report @BILD_Wolfsburg. https://t.co/ipya14NL3A

— Bundesliga Latest (@BL_LatestNews) January 28, 2024

Und was macht man, wenn sowohl Ballbesitzfußball als auch Malocherfußball schief geht: Man holt sich last but not at least Ralph Hasenhüttl in den Verein, einen Trainer aus der RB-Pressing-Schule, der ergo nochmal für eine ganz andere Spielerphilosophie steht - und das wohl gemerkt alles zu einer Zeit, wo man nahezu jährlich weit über (!) 30 Millionen Euro für Transfers ausgab.

Und in dieses Chaos wurde dann schließlich Paul Simonis gesteckt, der fliegende Holländer - oder wie Fans ihn auch nannten - der Gouda-Guardiola. Vorgabe der Vereinsführung höchstwahrscheinlich: Ja, mach uns mal irgendwie wieder erfolgreicher. Wir wissen zwar nicht wie, aber du machst das schon. So zumindest fühlt es sich rückblickend an, wenn man auf die Verpflichtung und die aktuellen Ergebnisse schaut.


Paul Simonis halten oder nicht?

Und damit kämen wir zur Kernfrage des Artikels: Wieviel Schuld an der aktuellen Wolfsburg-Krise trifft überhaupt Paul Simonis?

Beziehungsweise - was willst du als junger Trainer, der bis auf einen Pokalsieg in den Niederlanden mit den GoAheadEagles noch keinen Titel gewonnen hat, machen, wenn du einen Kader vorgesetzt bekommst, der nicht nur überteuert und unausgewogen ist, sondern zum Teil von drei Trainern mit völlig unterschiedlichen Spielphilosophien trainiert wurde. Natürlich versuchst du erst mal von allem ein bisschen in das Spiel der Mannschaft zu implementieren und nicht zu sehr ins Risiko zu gehen.

Und dies zeigt sich leider auch den in den Statistiken, wo der VFL Wolfsburg (im Gegensatz zu Mannschaften wie Union oder Freiburg) leider in keiner Statistik wirklich gut ist, ob defensiv oder offensiv. Hier ein kleiner Überblick:

- Torschüsse: Platz 12 (108)
- Passquote: Platz 12 (82,3 %)
- Ballbesitz: Platz 14 (47 %)
- Gewonnene Zweikämpfe: Platz 12 (806)
- Gewonnene Kopfballduelle: Platz 11 (157)
- Laufdistanz: Platz 8 (1073)

Diese Zahlen beweisen: Es fehlt das Wissen über Fragen wie "Was sind unsere Stärken? Wo haben wir anderen Bundesligisten was voraus? Wo könnte es unangenehm werden gegen uns zu spielen?"

Ein Problem, was Paul Simonis direkt betrifft, ist allerdings ist die Kommunikation nach Außen. Gefühlt gibt es immer noch viele Bundesligafans, die sich fragen: Wer ist der Mann überhaupt? Wofür steht er? Hier ist er ein Stück weit das glatte Gegenteil von Sandro Wagner, wenn man es so will.

Hinzu kommt, dass man unter ihm enge Spiele nicht zieht. Bis auf den mehr oder weniger glücklichen 1 : 0 Sieg den HSV (einer von zwei Siegen in dieser Saison bislang), verlor man bis auf die beiden Pleiten gegen Stuttgart (0 : 3) und Augsburg (1 : 3) jedes weitere Spiel immer mit einem Tor Unterschied, nicht selten aufgrund von späten Gegentreffern.

Der Mannschaft fehlt es aktuell total an Durchhaltevermögen und Glauben an sich selbst, das, was z.B. Dortmund seit dem Amtsantritt von Niko Kovac so stark macht oder auch Leverkusen in der Meistersaison auszeichnete.

Und da liegt für mich die Kernfrage: Glaubt die Mannschaft aktuell wirklich an sich? Und vor allem - glaubt sie an ihren Trainer? Hierfür kann ich euch keine eindeutige Antwort geben, denn dafür müsste ich in der Kabine dabei sein. Was aber klar ist:

Sollte Simonis tatsächlich entlassen werden und danach schon wieder irgendein neues wildes Experiment ohne eine langfristige Strategie verpflichtet werden, müssen auch die Personalien Sebastian Schindschielorz und Peter Christiansen hinterfragt werden, die am Ende für Spieler- und Trainerentscheidungen verantwortlich sind.

Solange bleibt zu hoffen, dass die Wölfe in den nächsten Wochen wieder in die Spur finden und nicht irgendwann sogar der VW-Konzern selbst dazu gezwungen ist aufgrund von mangelnder Erfolgsperspektive den Totalumbruch beim VFL einzuleiten.

Denn dort hat man ja bekanntlich auch grade ganz andere Probleme. :)

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Leon

Nach 0:6 Klatsche: Wie geht es weiter beim FC Augsburg?

Selten wurde über den FC Augsburg so viel geredet wie in dieser Saison. Der Grund nach wie vor: Sandro Wagner, ein Trainer, der polarisiert, spaltet, dessen taktisches Konzept mittlerweile aber auch zu Recht einige Fragen aufwirft. Die größte Frage von allen, die sich nach der vergangenen 0 : 6 Pleite gegen RB Leipzig auch die Verantwortlichen allmählich stellen müssen: Überfordert Sandro Wagner die Mannschaft mit seinen Ideen? Ist der FC Augsburg, den er sieht und aufbauen will, wirklich der FC Augsburg, den er vor sich hat? Oder passen hier Traineridee und Kader am Ende vielleicht einfach nicht zusammen? (Bild: IMAGO / Sven Simon)

Zitate nach dem Spiel:


Denn weitaus besorgniserregender als das Spiel an sich sind die Aussagen von Sandro Wagner nach dem Spiel. Hier einige Auszüge aus der PK:

„Wir waren nicht am Limit, was Detailthemen angeht.“
"Wir wurden für individuelle Fehler bestraft.“
„Es hat sich komisch angefühlt nach dem 0:1-0:2-0:3., denn das hat das Spiel so nicht hergegeben.“
„Ich werde jetzt nicht auf Einzelne draufgehen, weil es junge Kerle sind, und es zum Prozess dazu gehört, dass sie nicht 34 Spiele alles wegverteidigen.“


Insbesondere letztere Aussage gibt ein wenig zu denken. Denn auch wenn Sandro Wagner keine Spieler einzeln oder gar namentlich nennt, nimmt er hier ganz klar die Schuld von sich und tut das, was er (wie er in dem Satz sagt) eigentlich nicht tun möchte, nämlich einzelne Spieler anzuzählen indirekt irgendwo doch.

Auch schiebt er vieles auf das Alter und die Unerfahrenheit der Spieler, was nach einer 0 : 6 Pleite ausgerechnet gegen RB Leipzig schon ein bisschen lustig ist. Denn mit einem Durchschnittsalter von 25,7 hat der FC Augsburg lediglich den zehntjüngsten Kader der Liga, RB Leipzig mit einem Altersschnitt von 24,3 hingegen steht hier auf Platz zwei und alleine der Sturm aus Romulo (22), Yann Diomandé (18) und Assan Ouédraogo (19) hat größtenteils bis vor ein paar Monaten noch kein Spiel in einer Top-Liga gespielt. Auch dieses Argument hinkt also gewaltig.

Und sicherlich hat er ein Stück weit Recht damit, dass Augsburg gut ins Spiel gestartet ist, wenn aber die Fünferkette so dermaßen hoch steht, dass es nur einen Diagonalball von Ouédraogo & Co. brauch und die gesamte Verteidigung wird sofort komplett überspielt, dann hat das nicht nur nichts mehr mit dem alten FC Augsburg zu tun, sondern hat das schlicht und einfach nichts mehr mit einer funktionierenden Spielanlage zu tun.

Hier sonst für alle Leser noch einmal die komplette PK von Sandro Wagner nach der 0:6 Klatsche gegen RB Leipzig:


Individuelle Fehler?

Auch schob Sandro Wagner nach dem Spiel vieles auf individuelle Fehler, was bei genauer Spielbetrachtung nur Teil der Wahrheit ist. Natürlich gab es Aussetzer, insbesondere von Verteidiger Kristijan Jakic und auch Torwart Finn Dahmen, das eigentliche Problem war aber klar die fehlende Restverteidigung in Verbindung mit Konterabsicherung.

Ein derart offensives Pressing gegen den Ball ist sicherlich für viele Gegner ein gutes Mittel und könnte eventuell auch im anstehenden Pokalspiel gegen den VFL Bochum wieder gut funktionieren, dieses Mittel aber gegen einen Verein auszuprobieren, der die (RB)-Pressing-Schule mehr oder weniger erfunden hat und Jahr für Jahr genau die Spieler dafür scouted (mit zugegeben noch mal anderen finanziellen Mitteln und damit auch logischerweise anderer Qualität an Spielern): da muss man sich dann als Verantwortlicher schon fragen, ob hier die Gegneranalyse des Trainerteams so wirklich gegriffen hat.

Löchrige Defensive:

Das wirkliche Problem beim FC Augsburg ist jedoch mittlerweile ganz klar die Defensive, das, was den Verein über Jahre so stark gemacht hat, dass es schon fast zur Marke wurde: Augsburg, die, die dreckig verteidigen und grade zu Hause dieser unangenehme Gegner sind gegen die du selbst als FC Bayern nach einer stressigen Champions-League-Woche nicht unbedingt spielen möchtest.

Hierzu nur mal zum Vergleich eine Statistik: Unter Wagners Vorgänger Jess Thorup stand der FC Augsburg vergangene Saison in Sachen Expected Points auf Platz 13, in Expected Goals auf Platz 18 und Expected Goals Against auf Platz 10.

Unter Sandro Wagner steht der FC Augsburg aktuell in Expected Points auf Platz 17, in Éxpected Goals auf Platz 18 und in Expected Goals Against ebenfalls auf Platz 16.

Das heißt in allen relevanten Statistiken, die das Thema Glück, Effizienz und Qualität im Abschluss ausschließen, stehen die Fuggerstädter derzeit auf einem Abstiegsplatz. Nicht zuletzt defensiv ist der Saisonstart mit insgesamt 20 Gegentoren in 8 Spielen (2,5 Gegentoren im Schnitt) hinzu der mit Abstand schlechteste Start der Vereinsgeschichte.

Fehlendes In-Game-Coaching:

Des Weiteren wurden Sandro Wagner auf der PK nach dem Spiel gegen Leipzig berechtigterweise auch einige Fragen gestellt, warum er denn das Spielsystem nicht schon in der 22. Minute nach dem 0 : 3 oder spätestens nach der Halbzeit angepasst hat.

Hier war die Reaktion des Trainers nur, dass er wollte, dass grade die jungen Spieler daraus lernen und die Erfahrung mitnehmen, sich trotz des 0 : 4 nach der Halbzeit nicht aufzugeben.

Dass dies nur bedingt funktioniert hat, zeigt das Endergebnis (0 : 6). Hier muss sich die Frage auch stellen, ob man grade junge Spieler so nicht sogar auch ein Stück weit verbrennt, grade als FC Augsburg, der wie viele andere Vereine auch immer auf Verkäufe durch Spielerentwicklung angewiesen sein ist.

Nicht zuletzt verlangten auch die Augsburg-Ultras nach der Mannschaft direkt nach dem Spiel, was bei so einem Ergebnis verständlich ist. Sandro Wagners Versprechen vor einigen Wochen, sich in solchen Situationen immer selber vor die Fankurve zu stellen, um seine Mannschaft zu schützen, verschwand damit auch wie eine Sternschnuppe im dichten Nebel, wodurch auch die Kritik im Netz nun immer lauter wird:

Ist Sandro Wagner doch ein Scheinriese? Und wird wie Effenberg am Ende eher im Dopa sitzen?

Hätte ich so nicht erwartet. Wie viele haben Augsburg gegen Leipzig überhaupt gesehen … #Bundesliga pic.twitter.com/X6FL2pPz1O

— Murtaza Akbar (@Akbar_offiziell) October 25, 2025

Spielidee vers. Kader

Denn eins ist klar: Man kann die beste Spielidee der Welt haben, man muss aber auch die Spieler dafür haben. Und vielleicht wäre das Spiel mit Sandro Wagner an der Seitenlinie als Trainer von RB Leipzig sogar auch 6 : 0 für ihn ausgegangen, beziehungsweise hätte seine Spielidee mit diesem Kader vielleicht sogar perfekt funktioniert.

Die Stärke von einem richtig guten Trainer ist jedoch (und dass Sandro Wagner eines der größten Trainertalente auf dem deutschen Markt ist, bleibt für mich weiter unbestritten), dass er sich und seine Spielidee auch an das jeweilige Team und die jeweilige Aufgabe anpassen kann.

Im Idealfall sollte er sogar immer mehrere Ideen parat haben, je nach dem, was er an Spielermaterial zur Verfügung hat und vor allem je nach Gegner. Man kann gegen RB Leipzig nicht genauso spielen, wie gegen Union Berlin, genauso wenig wie man gegen den VFL Bochum genauso spielen kann wie gegen den FC Bayern. Hier muss man also Stand jetzt auch klar ein Stück weit von einer gewissen Sturheit sprechen.

Programm wird nicht leichter:

Auch gegen eine baldige Kehrtwende unter Sandro Wagner spricht, dass das Spielprogramm bislang eher leicht war. Mit dem FC Bayern am zweiten Spieltag hatte man bislang nur einen einzigen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel, alle anderen Gegner (Köln, Wolfsburg, Mainz, Heidenheim, St. Pauli) waren entweder Aufsteiger oder Teams, die grade selber in der Krise stehen.

Auf der anderen Seite warten auf Sandro Wagner nun Gegner wie Stuttgart, Leverkusen, Hoffenheim und Frankfurt, wo es in der aktuellen Form der Mannschaft nicht ausgeschlossen ist, dass man hier im schlimmsten Fall sogar mit 0 Punkten aus 4 Spielen herausgeht.

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