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Leon

Nach 0:6 Klatsche: Wie geht es weiter beim FC Augsburg?

Selten wurde über den FC Augsburg so viel geredet wie in dieser Saison. Der Grund nach wie vor: Sandro Wagner, ein Trainer, der polarisiert, spaltet, dessen taktisches Konzept mittlerweile aber auch zu Recht einige Fragen aufwirft. Die größte Frage von allen, die sich nach der vergangenen 0 : 6 Pleite gegen RB Leipzig auch die Verantwortlichen allmählich stellen müssen: Überfordert Sandro Wagner die Mannschaft mit seinen Ideen? Ist der FC Augsburg, den er sieht und aufbauen will, wirklich der FC Augsburg, den er vor sich hat? Oder passen hier Traineridee und Kader am Ende vielleicht einfach nicht zusammen? (Bild: IMAGO / Sven Simon)

Zitate nach dem Spiel:


Denn weitaus besorgniserregender als das Spiel an sich sind die Aussagen von Sandro Wagner nach dem Spiel. Hier einige Auszüge aus der PK:

„Wir waren nicht am Limit, was Detailthemen angeht.“
"Wir wurden für individuelle Fehler bestraft.“
„Es hat sich komisch angefühlt nach dem 0:1-0:2-0:3., denn das hat das Spiel so nicht hergegeben.“
„Ich werde jetzt nicht auf Einzelne draufgehen, weil es junge Kerle sind, und es zum Prozess dazu gehört, dass sie nicht 34 Spiele alles wegverteidigen.“


Insbesondere letztere Aussage gibt ein wenig zu denken. Denn auch wenn Sandro Wagner keine Spieler einzeln oder gar namentlich nennt, nimmt er hier ganz klar die Schuld von sich und tut das, was er (wie er in dem Satz sagt) eigentlich nicht tun möchte, nämlich einzelne Spieler anzuzählen indirekt irgendwo doch.

Auch schiebt er vieles auf das Alter und die Unerfahrenheit der Spieler, was nach einer 0 : 6 Pleite ausgerechnet gegen RB Leipzig schon ein bisschen lustig ist. Denn mit einem Durchschnittsalter von 25,7 hat der FC Augsburg lediglich den zehntjüngsten Kader der Liga, RB Leipzig mit einem Altersschnitt von 24,3 hingegen steht hier auf Platz zwei und alleine der Sturm aus Romulo (22), Yann Diomandé (18) und Assan Ouédraogo (19) hat größtenteils bis vor ein paar Monaten noch kein Spiel in einer Top-Liga gespielt. Auch dieses Argument hinkt also gewaltig.

Und sicherlich hat er ein Stück weit Recht damit, dass Augsburg gut ins Spiel gestartet ist, wenn aber die Fünferkette so dermaßen hoch steht, dass es nur einen Diagonalball von Ouédraogo & Co. brauch und die gesamte Verteidigung wird sofort komplett überspielt, dann hat das nicht nur nichts mehr mit dem alten FC Augsburg zu tun, sondern hat das schlicht und einfach nichts mehr mit einer funktionierenden Spielanlage zu tun.

Hier sonst für alle Leser noch einmal die komplette PK von Sandro Wagner nach der 0:6 Klatsche gegen RB Leipzig:


Individuelle Fehler?

Auch schob Sandro Wagner nach dem Spiel vieles auf individuelle Fehler, was bei genauer Spielbetrachtung nur Teil der Wahrheit ist. Natürlich gab es Aussetzer, insbesondere von Verteidiger Kristijan Jakic und auch Torwart Finn Dahmen, das eigentliche Problem war aber klar die fehlende Restverteidigung in Verbindung mit Konterabsicherung.

Ein derart offensives Pressing gegen den Ball ist sicherlich für viele Gegner ein gutes Mittel und könnte eventuell auch im anstehenden Pokalspiel gegen den VFL Bochum wieder gut funktionieren, dieses Mittel aber gegen einen Verein auszuprobieren, der die (RB)-Pressing-Schule mehr oder weniger erfunden hat und Jahr für Jahr genau die Spieler dafür scouted (mit zugegeben noch mal anderen finanziellen Mitteln und damit auch logischerweise anderer Qualität an Spielern): da muss man sich dann als Verantwortlicher schon fragen, ob hier die Gegneranalyse des Trainerteams so wirklich gegriffen hat.

Löchrige Defensive:

Das wirkliche Problem beim FC Augsburg ist jedoch mittlerweile ganz klar die Defensive, das, was den Verein über Jahre so stark gemacht hat, dass es schon fast zur Marke wurde: Augsburg, die, die dreckig verteidigen und grade zu Hause dieser unangenehme Gegner sind gegen die du selbst als FC Bayern nach einer stressigen Champions-League-Woche nicht unbedingt spielen möchtest.

Hierzu nur mal zum Vergleich eine Statistik: Unter Wagners Vorgänger Jess Thorup stand der FC Augsburg vergangene Saison in Sachen Expected Points auf Platz 13, in Expected Goals auf Platz 18 und Expected Goals Against auf Platz 10.

Unter Sandro Wagner steht der FC Augsburg aktuell in Expected Points auf Platz 17, in Éxpected Goals auf Platz 18 und in Expected Goals Against ebenfalls auf Platz 16.

Das heißt in allen relevanten Statistiken, die das Thema Glück, Effizienz und Qualität im Abschluss ausschließen, stehen die Fuggerstädter derzeit auf einem Abstiegsplatz. Nicht zuletzt defensiv ist der Saisonstart mit insgesamt 20 Gegentoren in 8 Spielen (2,5 Gegentoren im Schnitt) hinzu der mit Abstand schlechteste Start der Vereinsgeschichte.

Fehlendes In-Game-Coaching:

Des Weiteren wurden Sandro Wagner auf der PK nach dem Spiel gegen Leipzig berechtigterweise auch einige Fragen gestellt, warum er denn das Spielsystem nicht schon in der 22. Minute nach dem 0 : 3 oder spätestens nach der Halbzeit angepasst hat.

Hier war die Reaktion des Trainers nur, dass er wollte, dass grade die jungen Spieler daraus lernen und die Erfahrung mitnehmen, sich trotz des 0 : 4 nach der Halbzeit nicht aufzugeben.

Dass dies nur bedingt funktioniert hat, zeigt das Endergebnis (0 : 6). Hier muss sich die Frage auch stellen, ob man grade junge Spieler so nicht sogar auch ein Stück weit verbrennt, grade als FC Augsburg, der wie viele andere Vereine auch immer auf Verkäufe durch Spielerentwicklung angewiesen sein ist.

Nicht zuletzt verlangten auch die Augsburg-Ultras nach der Mannschaft direkt nach dem Spiel, was bei so einem Ergebnis verständlich ist. Sandro Wagners Versprechen vor einigen Wochen, sich in solchen Situationen immer selber vor die Fankurve zu stellen, um seine Mannschaft zu schützen, verschwand damit auch wie eine Sternschnuppe im dichten Nebel, wodurch auch die Kritik im Netz nun immer lauter wird:

Ist Sandro Wagner doch ein Scheinriese? Und wird wie Effenberg am Ende eher im Dopa sitzen?

Hätte ich so nicht erwartet. Wie viele haben Augsburg gegen Leipzig überhaupt gesehen … #Bundesliga pic.twitter.com/X6FL2pPz1O

— Murtaza Akbar (@Akbar_offiziell) October 25, 2025

Spielidee vers. Kader

Denn eins ist klar: Man kann die beste Spielidee der Welt haben, man muss aber auch die Spieler dafür haben. Und vielleicht wäre das Spiel mit Sandro Wagner an der Seitenlinie als Trainer von RB Leipzig sogar auch 6 : 0 für ihn ausgegangen, beziehungsweise hätte seine Spielidee mit diesem Kader vielleicht sogar perfekt funktioniert.

Die Stärke von einem richtig guten Trainer ist jedoch (und dass Sandro Wagner eines der größten Trainertalente auf dem deutschen Markt ist, bleibt für mich weiter unbestritten), dass er sich und seine Spielidee auch an das jeweilige Team und die jeweilige Aufgabe anpassen kann.

Im Idealfall sollte er sogar immer mehrere Ideen parat haben, je nach dem, was er an Spielermaterial zur Verfügung hat und vor allem je nach Gegner. Man kann gegen RB Leipzig nicht genauso spielen, wie gegen Union Berlin, genauso wenig wie man gegen den VFL Bochum genauso spielen kann wie gegen den FC Bayern. Hier muss man also Stand jetzt auch klar ein Stück weit von einer gewissen Sturheit sprechen.

Programm wird nicht leichter:

Auch gegen eine baldige Kehrtwende unter Sandro Wagner spricht, dass das Spielprogramm bislang eher leicht war. Mit dem FC Bayern am zweiten Spieltag hatte man bislang nur einen einzigen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel, alle anderen Gegner (Köln, Wolfsburg, Mainz, Heidenheim, St. Pauli) waren entweder Aufsteiger oder Teams, die grade selber in der Krise stehen.

Auf der anderen Seite warten auf Sandro Wagner nun Gegner wie Stuttgart, Leverkusen, Hoffenheim und Frankfurt, wo es in der aktuellen Form der Mannschaft nicht ausgeschlossen ist, dass man hier im schlimmsten Fall sogar mit 0 Punkten aus 4 Spielen herausgeht.

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Leon

Das Ende der Ära Virkus. Gladbach mit Schröder im Umbruch

Große Unruhen herrschen derzeit um den Verein vom Niederrhein. Nachdem nach dem 3. Spieltag bereits Trainer Gerardo Seoane entlassen wurde ist wenige Wochen später auch Sportdirektor Roland Virkus zurückgetreten. Nur wo liegen die Ursachen für die Krise? Und vor allem - wo liegen die Lösungen? Das sind die Fragen, die sich der neue Sportdirektor Rouven Schröder nun stellen muss.

(Bild: IMAGO / fohlenfoto)

War der BVB am Ende Schuld am Gladbach-Niedergang?

Mit dieser, natürlich mit einem gehörigen Augenzwinkern gemeinten, Frage kann man sich durchaus mal kurz beschäftigen, wenn man auf die Ursachen des schleichenden Verfalls von Borussia Mönchengladbach zurückblickt. Denn im Grunde begann der Niedergang bereits 2021 als plötzlich verkündet wurde, dass der damalige Erfolgstrainer Marco Rose sich nach dem Ende der Saison der anderen Borussia aus Dortmund anschließen würde.

Dies war für die Fohlen aus Gladbach ein schwerer Schlag, da man mit diesem Trainer erst Wochen zuvor noch sensationell das Champions-League-Achtelfinale erreicht hatte. So wie die Nachricht von Roses Abgang zu Dortmund offiziell wurde, verloren die Gladbacher erstmal sieben Spiele hintereinander und flogen zuzüglich auch noch im DFB-Pokal raus - ausgerechnet gegen den BVB.

Auch nahmen die Fans es nur äußerst missbilligend in Kauf, dass man nicht (wie z.B. jüngst im Fall Ole Werner/Werder Bremen) sofort die Reißleine zog ab dem Moment war klar war, dass Rose Ende der Saison zu Dortmund wechseln würde und sich scheinbar doch nicht so mit dem Verein Borussia Mönchengladbach identifizierte, wie zunächst gedacht. Am Ende der Saison verpasste man sogar noch die Conference-League-Qualifizierung und beendete die Saison auf Platz 8. Was allerdings noch keiner voraussehen konnte, ist dass auch die folgenden Jahre ohne europäische Qualifizierungen bleiben sollten. Der Anfang des Verfalls von Borussia Mönchengladbach zur grauen Maus war geschrieben.

Eberls Rücktritt und die Folgen

Das Chaos erreichte dann schließlich im Januar 2022 seinen Höhepunkt als schließlich auch noch der langjährige Sportdirektor Max Eberl aufgrund von Überlastung und mentalen Problemen in einer hoch dramatischen Pressekonferenz zurück trat: Ein schwerer Schlag für einen so großen Traditionsverein, der mit Max Eberl die mit Abstand erfolgreichste Zeit durchlebt hat seit denen goldenen 70er-Jahren , wo man einst drei mal in Folge deutscher Meister wurde.

Der Aufsichtsrat in dem neben Gladbach-Legende Rainer Bonhoff auch Hans Meyer noch eine Rolle spielte stand somit vor einer der größten Herausforderungen der Vereinsgeschichte. Kurz zuvor hatte man noch den ehemaligen Frankfurt-Trainer Adi Hütter (jetzt AS Monaco) verpflichtet, doch bis auf ein völlig überraschendes 5 : 0 gegen die Nagelsmann-Bayern im DFB-Pokal konnte sich auch hier kein langfristiger Erfolg einstellen.

Umso überraschender kam dann die Entscheidung Daniel Farke als Trainernachfolger von Hütter zu installieren. Denn wohingegen Hütter klar für einen RB-orientierten Pressing-Stil stand, ging es Farke ganz klar darum einen nach spielerischen Lösungen suchenden Ballbesitzfußball zu implementieren. Schon hier sah man, dass mit dem Abgang von Max Eberl weit mehr aus dem Verein verschwunden war als nur die Person: Es verschwand die Kontinuität, so wie jede einheitliche Idee, wie man überhaupt Fußball spielen möchte. Folglich wurde auch Daniel Farke nur ein Jahr später wieder entlassen und durch Gerardo Seoane ersetzt.


Die Causa Virkus

Und wer sollte eigentlich Max Eberl überhaupt ersetzen? Irgendein anderer erfahrener Bundesligafunktionär der Marke Horst Heldt oder Jörg Schmadtke? Oder hätte man, wenn man die Zeichen bezüglich Max Eberls mentalem Zustand vielleicht eher erkannt, nicht vielleicht sogar noch in das Wettbieten rund um den damaligen Leipzig-Sportdirektor Markus Krösche einsteigen können, der noch im selben Jahr zu Eintracht Frankfurt wechselte. Man mag sich kaum vorstellen, wie die Wege der beiden Klubs die letzten Jahre verlaufen wären, wäre Krösche zu Gladbach statt zu Frankfurt gegangen.

Letztendlich entschied man sich aber für die Nummer-Sicher-Variante und installierte einen neuen Sportdirektor aus dem eigenen Stall: Roland Virkus. Dieser war bereits seit 1990 Jugendtrainer der Borussia, ein absolutes Urgestein, der über Jahrzehnte hinweg die Jugendarbeit der Fohlen vorantrieb und dabei auch Riesentalente wie den heutigen DFB-Torwart Marc-André ter Stegen entdeckte.





Die Entscheidung machte daher auf dem ersten Blick Sinn, zumindest wenn es darum ging, schnellstmöglich irgendwie wieder Ruhe in den Verein zu bringen. Auf dem zweiten Blick muss man aber auch festhalten, dass Virkus zuvor noch keine Erfahrung als Sportdirektor hatte und von Max Eberl eine Situation hinterlassen bekommen hatte, die zu den schwierigsten gehörten, die ein Bundesliga-Sportdirektor je schultern musste.

Auslaufende Verträge

Zunächst einmal waren da eine Unmenge an auslaufenden Verträgen von absoluten Top-Spielern, die wie der heutige Inter-Stürmer Marcus Thuram schon damals im Blickfeld von vielen großen europäischen Topclubs standen. Bei den Bayern gab es mal das eine Gesetz, was (zumindest möglicherweise in Uli Hoeneß' Welt) noch über dem Grundgesetz stand: Kein Spieler durfte die Bayern ablösefrei verlassen, Ende der Diskussion. So wie deren Verträge ins letzte Jahr gingen, mussten diese entweder verlängert werden oder die Spieler müssten (!) gewinnbringend verkauft werden.

Bei Gladbach hatte man im Jahr von Virkus' Einstellung als Sportdirektor gleich 5 Fälle, wo weder das eine noch das andere geschah: Yann Sommer, Ramy Bensebaini, Jonas Hofmann, Alasanne Plea und eben jener bereits erwähnte französische Wunderstürmer, der auch noch der Sohn von Weltmeister Lilian Thuram war. Lediglich die Verträge von Hofmann und Plea gelang es Virkus schließlich nach viel Hin und Her doch nochmal zu verlängern, alle anderen Spieler verließen die Borussia ohne dass es dem Verein einen müden Cent einbrachte.

Entsprechend ängstlich agierte man dann auch in den nächsten Jahren, wenn es um Spieler ging, deren Verträge bald ausliefen, wie z.B. im Falle Manu Koné, für den man zwar noch 18 Millionen bekam, dessen eigentlicher Marktwert zwischenzeitlich aber auch schon vor seinem Wechsel mal bei über 30 Millionen stand. So kam es, dass zuzüglich zu den massiven finanziellen Einbrüchen aus der Corona-Krise auch noch die aus den nicht verlängerten Spielerverträgen kamen, Versäumnisse, die man klar auch Max Eberl anlasten muss und für die Virkus am Ende nur bedingt was konnte.

Schwarz Zu Grau

So kam es, dass aus dem schwarz im Borussia-Vereinswappen allmählich ein grau wurde und die erfolgreichsten Gladbach-Spieler heute eben nicht mehr (wie Thuram) zu Top-Clubs wie Inter Mailand wechseln, sondern "nur" noch zu Ajax Amsterdam (Ko Itakura), PSV Eindhoven (Alassane Plea) oder Al-Quadsiah (Julian Weigl). Der Kader wurde einfach sukzessive Jahr für Jahr immer schlechter. Das beweisen auch die Marktwerte. Lag der Kader beispielsweise zu Zeiten von Eberls Abgang 2022 noch bei knapp 240 Millionen Euro, liegt er heute nur noch bei 153,85 Millionen - ein Marktwertverlust von fast 90 (!) Millionen Euro.

Des Weiteren war es aufgrund der vielen Trainerwechsel unmöglich, ein wirklich zielgerichtetes Scouting zu verfolgen. Denn was für Spieler wollte man denn überhaupt haben? Julian Weigl zum Beispiel galt immer als Spieler der für einen feinen Fuß und hohe Spielintelligenz am Ball galt, somit weder zu dem Spielstil von Adi Hütter passte, noch zu dem von Gerardo Seoane. Andere robustere Spieler wie zum Beispiel der von Union Berlin geholte Marvin Friedrich passte wiederum überhaupt nicht zu einem auf Spielaufbau und eigenen Ballbesitz fokussierten Daniel-Farke-Stil. Auch hier muss man sich fragen, inwieweit Roland Virkus da, was seine "eigenen" Transfers angeht, die volle Schuld trifft, wenn die Scouting-Abteilung gar nicht so richtig weiß, wonach sie überhaupt scouten soll.

Die Virkus-Transfers

Allerdings darf man fairerweise natürlich nicht vergessen, dass Virkus als Sportdirektor am Ende natürlich schon derjenige war, der die Verantwortung über die einzelnen Transfers trug. Hier tat er sich, insbesondere was die teureren "Risiko-Tranfers" angeht, dann zum Teil auch wirklich schwer. Insbesondere der Transfer von Thomas Cvancara wiegt hier schwer, da dieser für 10.5 MIllionen Euro geholte tschechische Stürmer nicht nur nicht der irgendwann mal erhoffte "neue Marcus Thuram" war, sondern als kompletter Totalflop irgendwann aussortiert wurde, beziehungsweise nun notgedrungen für eine Leihgebühr von 750.000 nach Antalyaspor in die Türkei verliehen wurde.

Ähnliches gilt für Jonas Omlin, der mal als Nachfolger der Gladbach-Torwart-Ikone Yann Sommer geholt wurde: Wieder ein Schweizer, wieder ein junges Talent, wurde nur leider nichts. Der Grund waren in dem Fall vor allem Verletzungen, die den für 9 Millionen aus Montpellier verpflichteten Goalkeeper allerdings auch schon vorher geplagt hatten. Auch hier hat die Scouting-Abteilung in Verbindung mit der medizinischen Abteilung nicht gut genug aufgepasst. Die Folge war dann auch hier: Omlin wurde als Nr. 1 aussortiert und von Eigengewächs Moritz Nicolas ersetzt.

Und schließlich war da noch Nathan Ngoumou, der für 8 Millionen aus Toulouse kam. Auch dieser hatte nun bereits viele Verletzungen, wie zuzüglich auch noch Probleme, sich konstant und immer wieder zu Höchstleistungen zu motivieren, wo man dann schon sagen muss: Natürlich sind für so viele Fehltransfers immer mehr als einer Schuld, hier war Roland Virkus aber schon klar der mit der federführenden Hand.

Was man Virkus allerdings zu Gute halten muss, ist dass er zumindest ein Händchen für kleinere Transfers innerhalb der Bundes hatte, sei es die Verpflichtung von Kevin Stöger (VFL Bochum), Philipp Sander (Holstein Kiel) oder nicht zuletzt Tim Kleindienst (1. FC Heidenheim).

Insbesondere Kleindienst kann hier wohl zu Recht als Virkus' mit Abstand bester Transfer bezeichnet werden: Ein Stürmer, der mit ganzen 16 Toren, die Gladbacher letzte Saison beinahe wieder nach Europa brachte und wo man sich zu Recht fragen darf, ob Virkus nicht vielleicht auch heute sogar noch im Amt wäre, hätte Kleindienst sich nicht ausgerechnet in dieser Krisensaison dann auch noch am Knie verletzt.

Rouven Schröder - der neue starke Mann?

Nun aber ist es wie es ist und die Gladbacher stehen nun endgültig vor einem Total-Umbruch. Noch immer ist unklar, ob man nach den Niederlagen gegen Union Berlin und Eintracht Frankfurt mit Interimstrainer Eugen Polanski weiter machen möchte, beziehungsweise welche Alternativen es überhaupt gäbe (näheres dazu in diesem Artikel).

Auch ob der neue Sportdirektor Rouven Schröder den Bock wieder umstoßen kann, muss man noch abwarten. Für ihn spricht auf jeden Fall, dass seine Transferphilosophie weit mehr in Richtung junge Spieler verpflichten geht als die von Roland Virkus. Während Gladbach die letzten Jahre nämlich vor allem dafür bekannt war, mittelmäßige und zum Teil auch ältere Bundesligaspieler a la Shuto Machino auf ihrem Piek zu holen ohne dabei so wirklich darauf zu achten, ob man diese nochmal gewinnbringend verkaufen könnte, stand Rouven Schröder zu seinen besten Zeiten für genau das: Einnahmen durch Talententwicklung generieren. Abdou Diallo, Jean-Philippe Mateta, Jhon Cordoba - all das waren Spieler, die Rouven Schröder einst für kleines Geld aus der französischen Liga nach Mainz geholt hatte und die später für viel Geld zum Teil zu großen Premier League Clubs verkauft wurden.

Auch bei Schalke 04 waren Schröders Transfers durchaus beachtlich, wenn man an Ko Itakura und Rodrigo Zalazar denkt, die vor ihrem Durchbruch bei Schalke vorher kaum jemand auf dem Zettel hatte.

Gegen Rouven Schröder spricht allerdings zu meinen, dass diese starken Jahre nun auch schon eine Weile her sind. Weder bei Leipzig konnte er mit Transfers wie u.a. dem von Eljif Elmas (vielleicht dem größten Flop-Transfer der jüngeren Bundesliga-Geschichte) wirklich überzeugen, noch bei seiner letzten Station RB Salzburg. Zum anderen gab es in der jüngeren Vergangenheit kaum einen Sportdirektor, der ein so schlechtes Händchen bei Trainerentscheidungen hatte. So scheiterte sein ehemaliger Fürth-Kollege Frank Kramer als Trainer auf Schalke ebenso krachend, wie Achim Beierlorzer bei Mainz 05 und auch über die Verpflichtung von Thomas Letsch als Trainer von RB Salzburg ist man bislang alles andere als glücklich.

Die Ernennung eines möglichen Polanski-Nachfolgers (oder das Festhalten an ihm) wird also bereits der erste Prüfstein für Rouven Schröder sein. Denn nicht zuletzt davon wird entscheidend sein, ob Borussia Mönchengladbach wieder in die Spur findet oder ob mit dem Abstieg in die zweite Liga nicht vielleicht sogar der Supergau droht. Wir von Kickfieber wünschen ihm und einem so großartigen Traditionsverein wie Borussia Mönchengladbach jedenfalls alles Gute.



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Leon

Tabellenführung für Königsblau: Könnte S04 tatsächlich aufsteigen?

5 Siege in Folge – nur 1 Gegentor in den letzten 5 Spielen, dazu noch mit insgesamt 5 Saison-Gegentreffern die mit Abstand beste Defensive der Liga: Was muss das aktuell für ein Gefühl sein Schalke-Fan zu sein und dabei die aktuelle Momentaufnahme in der Nordkurve der Veltins-Arena einfach zu genießen?

(Bild: IMAGO / pepphoto)

Wohl kaum einer hätte wohl auch nur im Traum damit gerechnet, dass die Königsblauen nach 10 Spieltagen auf Platz eins stehen würden. Und doch war es vielleicht genau diese Ausgangssituation, die das Team aktuell so stark macht: Keine hohen Ziele vor der Saison, keine wilden Transfers, sondern von Anfang an einfach nur Verein, Team und Fans als eine Einheit.

Eine nicht zuletzt durch Trainer Miron Muslic entstandene Wagenburg, wo jeder Experte Woche für Woche voraussagt: „Passt auf, Jetzt werden sie fallen, an diesem (!) Gegner werden sie zerbrechen, Bielefeld, Hannover, Darmstadt“, jetzt irgendwann wird es passieren.

Doch das Team von Schalke 04 zerbrach auch an diesen Gegnern nicht, sondern im Gegenteil: Wo zu anfangs noch defensiver Anti-Fußball mit gefühlt sieben Bussen vor dem Tor gespielt wurde (ein Fußball, auf welchen man selbst Union-Berlin-Fans hätte neidisch machen können) überzeugt die Mannschaft mittlerweile sogar spielerisch. Mit jedem Sieg kommt mehr Selbstbewusstsein in das Team, welches zwar im Sommer verstärkt wurde, aber dennoch immer noch viele Spieler enthält, die vergangene Saison die schlechteste Saison der gesamten Vereinsgeschichte gespielt haben. Doch schauen wir auf die einzelnen Bausteine dieses für viele so überraschend guten Starts:


Erwartung vor der Saison:


Einfach nur seine Ruhe haben, das war die Erwartung der Fans vor der Saison. Einfach endlich mal wieder eine Saison zu erleben, wo nicht nach drei Spieltagen schon über den Trainer diskutiert wird, gefühlt täglich 10 Bild-Reporter, 10 Sport1-Reporter und noch 8 vom Kicker nach neuen Skandalen suchen (und sei es, dass der Torhüter in der Kabine heimlich eine Torte verputzt). Das Wort mit A wurde dabei diesmal nicht nur aus diplomatischen Gründen vermieden, man dachte nicht einmal daran - nicht nach diesen beiden letzten Saisons, wo zum Teil der Zweitliga-Klassenerhalt und damit die weitere Existenz dieses immer noch drittmitgliederstärksten Vereins in ganz Europa auf dem Spiel stand.

Eine ruhige Saison im Tabellenmittelfeld zu spielen, darum ging es. Und dabei natürlich mit Miron Muslic, den man diesen Sommer vom Champion-Ship-Absteiger Plyrmouth Argyle als neuen Cheftrainer geholt hatte, endlich wieder Konstanz in den Verein zu bringen. Hierbei setzte man auf einen Kader, wo die Spieler keine Highlight-Spieler sein mussten, aber eben bereit sind, sich für den Verein aufzureiben, sich in jeden Zweikampf reinzuwerfen und für das Team alles zu geben.


Und wenn man sich vor der Saison auf Social Media herumtrieb – nicht einmal die eigenen Fans glaubten an diese ruhige Saison. Irgendetwas würde sowieso wieder passieren, was Medien und Umfeld zeitgleich schocken und für neue Schlagzeilen sorgen würde. Nun in letzterem sollten sie (siehe dieser Artikel) Stand jetzt ja sogar Recht gehabt haben.:)


Der perfekte Einstieg:


Dass ausgerechnet der von vielen als Top-Aufstiegs-Favorit Nr. 1 gehandelte ehemalige Big-City-Club Hertha BSC (der Verein dessen Gesamtkadermarktwert rund 10 Millionen über allen anderen Vereinen der 2. Liga steht) als erster Gegner in die Veltins-Arena kam, kam der Einstellung der Schalker vor der Saison grade Recht. Denn den Top-Favoriten bei sich zu Gast zu haben bedeutete erst mal, dass selbst ein Unentschieden erstmal alle Fans zufrieden stellen würde.

Am Ende gewann man das Spiel mit 2 : 1 und schon hier zeigte sich die erstaunliche Qualität der Neuzugänge. Dass 0 : 1 gegen den 1. FC Kaiserslautern verlor man dann zwar aufgrund eines strittigen Elfmeters, zeigte aber auch hier noch einmal mehr ein klares Spielkonzept, das, woran es Schalke 04 den letzten Jahren so sehr gefehlt hatte: Man zeigte ein weiteres Mal, dass man in dieser Saison die Mannschaft sein wollte, wo es für jede andere Mannschaft so maximal unangenehm wie möglich ist, aus dem Spiel ein Tor zu schießen. Ganz nach dem Motto: „Hier habt ihr den Ball. Viel Spaß damit.“

Und an diesem Konzept hielt man unter Miron Muslic gnadenlos fest. Dem 2 : 1 gegen Bundesliga-Absteiger VFL Bochum folgte ein weiterer dreckiger 1 : 0 Auswärtssieg gegen Drittliga-Aufsteiger Dynamo Dresden, einem der wenigen Zweitligamannschaften, die zu Recht von sich behaupten zu können, zu Hause einen ähnlichen Hexenkessel entfachen zu können wie auf Schalke.

Doch das Team von Muslic ließ sich von der Dresdener Auswärtswucht nicht beirren, ebenso wenig von einer unglücklichen 0 : 1 Niederlage gegen Holstein Kiel. Mund abputzen, weitermachen, lautete das Motto: 2 : 0 gegen Magdeburg, 2 : 1 gegen Bielefeld, 1 : 0 gegen Fürth bis dann schließlich die beiden Teams der Stunde hintereinander kamen: Hannover 69 und Darmstadt 98, zwei der zu diesem Zeitpunkt stärksten Teams der Liga.


Doch weil die Mannschaft von S04 ihre Stärken mittlerweile genau kannte, hatte sie keine Angst mehr und schaffte es ein weiteres Mal, defensiv maximal stabil zu stehen und zuzüglich noch im Spiel gegen Hannover mit einem frühen Doppelpack von Moussa Sylla der gesamten zweiten Liga zu zeigen: Wenn wir Bock haben, können wir es auch offensiv. Endstand 3 : 0. Und gegen Darmstadt? Wieder gleiches Spiel, wieder Moussa Sylla in der 9. Minute, wieder dem Gegner danach gesagt: "Hier ist euer Ball, viel Spaß beim Passstafetten üben, aber an uns kommt ihr nicht vorbei". Ergebnis 1 : 0, inklusive Tabellenführung.

Aufstellung und Taktik:

3-4-2-1 und irgendetwas anderes? Nö! Bis auf den 1 : 0 Sieg gegen Fürth, wo man mal kurzzeitig mit einer Doppelspitze aus Sylla und Gomis spielte, hielt Miron Muslic konsequent an seinem Spielsystem fest. Bereits in den ersten Spielen setzte er hier auf eine Fünferkette aus den drei Neuzugängen Nikola Katic, Timo Becker und Hasan Kurucay, gemeinsam mit Vitalie Becker und Adrian Gandenbein auf den Außenverteidigerpositionen. Deren Aufgabe: So klar wie ein Vokabeltest. Den Gegner von innen nach außen pressen und so aus dem eigenen Drittel fernzuhalten.

Dies beweist auch die hohe Diskrepanz zwischen Schalkes Ballbesitzwerten und den Field-Tilt-Werten, eine Statistik, die belegt, wo der Ballbesitz einer jeweiligen Mannschaft stattgefunden hat. So stehen Schalke hier als Mannschaft in Sachen Ballbesitz mit 44 Prozent lediglich auf Platz 17 der Tabelle, wenn man sich jedoch die Field-Tilt-Werte anschaut, wird klar, dass Mannschaften, die gegen Schalke spielen, zwar meistens mehr den Ball haben, jedoch fast nie in den gefährlichen Zonen.

Mentalität und Einstellung:

Des Weiteren ist Schalke das mit Abstand zweikampf- und laufstärkste Team der zweiten Liga: Platz 1 in Sachen Laufdistanz, Platz 1 in Sachen Sprints, Platz 1 in Kopfballduellen, wie auch Platz 2 in gewonnenen Zweikämpfen. Hier sticht eine weitere Stärke von Miron Muslic hervor, die lustigerweise einige Parallelen zu Niko Kovac, dem aktuellen Trainer vom Erzrivalen Borussia Dortmund hervorruft: Er hat die Mannschaft fit gemacht und jedem Spieler eingetrichtert, dass maximaler Kampfwillen und Hingabe für den Verein die Grundvoraussetzung dafür ist unter ihm zu spielen.

Wen kümmert es da, dass man in Sachen Passquote z.B. nur auf Platz 18 ist, solange diese Symbiose stimmt. Eine Mannschaft, die sich für die Fans maximal aufreibt, die es der Mannschaft wiederum mit frenetischem Applaus bei jedem gewonnenen Zweikampf danken.

Der Blick von außen:

Auch ein Punkt, der bei den Königsblauen lange überfällig war: Ein neuer starker Mann, der nicht mit großen Parolen um sich wirft oder mit irgendeinem Schalke-Legende-Eurofighter-Glanz punktet - ein fähiger Sportvorstand, der die Situation auf Schalke mit kühlem und analytischem Blick betrachtet. Dieser trägt seit Sommer 2025 nun den Namen Frank Baumann. Und ob es die Trennung von Ben Manga war, das (trotz zunächst extremer Kritik aufgrund des unbekannten Namen) Festhalten an der Einstellung von Miron Muslic als neuen Cheftrainer – aktuell kann man nur sagen, dass der Mann, der jahrelang für das Wohl von Werder Bremen verantwortlich war, bislang alles richtig gemacht hat.

Des Weiteren ist auch seine Wirkung nach Außen möglicherweise das, was der Verein unbedingt gebraucht hat: Jemand, der mit seiner kühlen norddeutschen Art die Dinge regelt, sich von äußeren medialen Unruhen überhaupt nicht beeinflussen lässt und nebenbei dann auch noch Transfers wie Sofiane El-Faouzi eintütet.

Der Spieler, den man für schlappe 200.000 Euro von Alemannia Aachen geholt hatte, war schon in seiner Drittligasaison der laufstärkste Spieler im deutschen Profifußball, entwickelte sich dann auf Schalke innerhalb kürzester Zeit nochmal so extrem weiter, dass man ihn mittlerweile neben Stürmer Moussa Sylla und Kapitän Kenan Karaman klar zu den wichtigsten Spielern der aktuellen Schalke-Mannschaft zählen muss..




Weitere Top-Transfers:

Hinzu ist auch fast die gesamte diese Saison brillierende Defensive Ergebnis des diesjährigen Sommertransferfensters: Nikola Katic, für 450.000 vom FC Zürich geholt, bewies bereits im ersten Spiel mit seinem 2 : 0 Treffer gegen die Hertha, dass er nicht nur ein Terrier der (für Gegner) unangenehmsten Sorte sein kann, sondern zuzüglich auch noch torgefährlich ist, während sein Innenverteidigerkollege Hasan Kurucay (ablösefrei aus Belgien gekommen) ihm in Sachen Zweikämpfen in nur wenig nachsteht, ebensowenig wie der ebenfalls ablösefrei gekommene Ex-Kiel-Kapitän Timo Becker.

Auch mit Christian Gomis hat man vom FC Winterthur einen weiteren Stürmer geholt, der zwar noch nicht ganz an das Niveau von Moussa Sylla herankommt, der aber ähnlich wie Kenan Karaman extrem gut darin ist, die Räume um ihn herum zu belaufen und Gegner zu binden.


Das Comeback der Knappenschmiede?

Dazu kommen noch zahlreiche Spieler aus der Knappenschmiede, Schalkes Nachwuchsakademie, die mit Spielern wie Manuel Neuer, Benedikt Höwedes und Leroy Sané zu Recht mal als die Beste des Landes galt, trotz der herausragenden Arbeit von Norbert Elgert aber die letzten Jahre ein bisschen an Glanz verloren hatte. Das sieht dieses Jahr mit Spielern wie Mertcan Ayhan, wie auch Außenverteidiger Vitalie Becker und Stürmer Peter Remmert schon wieder ganz anders aus. Alle drei Spieler könnten sich, sollten sie nicht von zu vielen Verletzungen geplagt werden, zu absoluten Schlüsselspielern der Schalker Mannschaft entwickeln, etwas, was es so in der Ballung auch schon lange nicht mehr gab.


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Leon

Always Maggi. SV Elversberg bald doch Bundesligist?

Und sie tu’n es schon wieder, trotz der in der Nachspielzeit verlorenen Relegation und dem damit in letzter Sekunde verpassten Bundesliga-Aufstieg letzte Saison. Und trotz des Abgangs ihres Erfolgstrainers Horst Steffen, ihres Top-Stürmers Fisnik Asllani und ihres genialen Spielmachers Muhammed Damar wie auch sieben weiteren Stammspielern. Doch woran liegt es, dass ausgerechnet dieser kleine saarländische Dorfverein so unstoppable ist.

(Bild: IMAGO / Fussball-News Saarland)

Ist die Luft nördlich von Saarbrücken wirklich so viel besser als im Rest von Deutschland? Oder gibt es da irgendwo eine Bergquelle aus der die Spieler trinken und auf einmal wird aus jedem Viertligaspieler plötzlich der neue Nick Woltemade? Großartig anders kann man den stetigen Erfolg der Saarländer eigentlich mittlerweile kaum noch erklären, wir von Kickfieber versuchen es aber natürlich trotzdem:)

Der Saisonstart:

Noch ein wenig knarzig legte das neue Elversberg am ersten Spieltag los, wo man in einem zugegeben grauenhaften Spiel Miroslav Klose’s kriselnde Nürnberger dank eines Tors in der 90. Minute von Verteidiger Maximilian Rohr besiegte, ein Spiel was man zwar gewann, wo man aber spielerisch das bestätigte, was nahezu alle Experten vor der Saison sagten: Ein Team, was diesen Transfersommer so zerrupft wurde, dass selbst Leverkusen-Fans neidisch geworden wären, kann (!) nicht nochmal um den Aufstieg kämpfen. Die anschließende 0 : 2 Niederlage gegen den VFL Bochum, wo man zwar in der ersten Hälfte gut mithielt, in der zweiten Hälfte dann aber auch defensiv stark schwächelte, bestätigte dies und auch in der 1. Runde des DFB-Pokals gewann man nur sehr knapp gegen Drittligisten SSV Ulm.


Doch diese Unbekümmertheit, dieses „Was wollt ihr tun? Wir sind nun mal mit dem Teufel im Bunde“ Gefühl zeigte sich dann schon im nächsten Spiel, wo man zu Hause gegen den 1. FC Kaiserslautern eigentlich die schlechtere Mannschaft war, aber auch dieses Spiel wieder dank eines Tors in der Nachspielzeit gewann. Die perfekte Voraussetzung, um in das von der Zuschauerkapazität ganze sieben (!) mal so große Olympiastadion nach Berlin zu fahren und seinem Lieblingsgegner Hertha BSC auswärts mal wieder so richtig schön zur Weißglut zu bringen: Spieler des Spiels dabei ganz klar: Stürmerneuzugang Younes Ebnoutalib, mit zwei Toren der Gamechanger mit der ersten Message an die Fans: Hier habt ihr euren neuen Fisnik Asllani.


Dieses Spiel brachte dann endgültig den Knoten zum Platzen. Die Folge: 4 Siege hintereinander, darunter ein 4 : 1 gegen Eintracht Braunschweig, ein 4 : 0 gegen den 1. FC Magdeburg, wie auch ein 6 : 0 gegen die SpVgg Fürth, ein Spiel bei dem Ebnoutalib gleich nochmal eben mit drei weiteren Toren nachlegte. Die zuvor trotz Schütteln noch ein bisschen vor sich hintröpfelnde Maggi-Flasche floss also wieder in vollen Strömen und alle Saarländer konnten (abgesehen vielleicht von den Saarbrücken-Fans) dementsprechend feiern und sich fragen: "Wie kann das schon wieder sein?"

Der Manager:

Doch wie kann das eigentlich sein? Wie kann man als SV Elversberg, ein Verein, dessen Stadion insgesamt nur so groß ist wie die Bremer Haupttribüne, trotz so eines gewaltigen Aderlasses schon wieder einen so erfolgreichen und vor allem auch so offensiv begeisternden Fußball spielen? Denn es waren ja nicht nur die drei Königsleihen Elias Baum, Muhammed Damar und Fisnik Asllani, die den Verein diesen Sommer verließen. Auch das komplette Mittelfeld aus Robin Fellhauer, Maurice Neubauer und Semih Sahin musste man ziehen lassen, zum Teil sogar zu Liga-Konkurrenten wie Hannover oder Kaiserslautern.

Und natürlich – man hatte sich als vielleicht der (!) perfekte Leihclub für junge Talente nicht zuletzt dank des 90.000-Millionen-Wechseln von Nick Woltemade, (der als Bremen-Leihgabe ebenfalls in Elversberg zum ersten Mal so richtig auf sich aufmerksam machte) mit den Jahren einen gewissen Ruf erarbeitet – allerdings hing dieser auch immer mit dem Namen Horst Steffen zusammen.

Ganze sieben Jahre war Steffen Trainer der Elversberger und hatte sie dabei nicht nur aus der 4. Liga fast in die Bundesliga geführt, sondern galt zuzüglich noch als Trainer, der wie kaum ein anderer in Deutschland gut darin war, junge Talente zu künftigen Stars zu formen, siehe Fisnik Asllani, der bislang bei Hoffenheim nahtlos an seine Leistung letzte Saison bei Elversberg anknüpft und mit 5 Treffern in 8 Spielen schon jetzt klar zu den besten Stürmern der Bundesliga gezählt werden muss.

Und doch gibt es da noch jemanden, der vielleicht der eigentliche Strippenzieher hinter dem Erfolg des Vereins steht, in dessen Dorf man nicht einmal mit der Regionalbahn kommt: Nils-Ole Book. Der ehemalige Kapitän vom SV Wehen Wiesbaden arbeitet seit 2017 in Elversberg, zunächst als Nachwuchsscout, ein Jahr später dann als Sportdirektor. Seinem unglaublichen Auge für junge Talente und gute Leihen ist es zu verdanken, dass Elversberg auch dieses Jahr trotz der vielen Abgänge schon wieder einen hochinteressanten und vor allem auch qualitativ hochwertigen Kader hat.

Da ist es natürlich auch nicht verwunderlich, dass zahlreiche Bundesligisten darunter Borussia Mönchengladbach Book unbedingt verpflichten wollten. Doch im Gegensatz zu Horst Steffen blieb Nils-Ole Book den Saarländern treu mit der klaren Ansage: "Dieses Projekt ist noch nicht beendet. Wir wollen mehr."


Der Kader:

Der neue Shooting-Star in Elversberg ist natürlich völlig klar: Younes Ebnoutalib, 22 Jahre alt, bereits im Winter geholt, vorher nur in der 4. Liga beim FC Gießen gespielt und mit mittlerweile 9 Toren in 10 Spielen alleiniger Torschützenkönig der 2. Liga: Ein unfassbares Talent, wo jetzt möglicherweise so mancher Scout neidisch werden könnte, den nicht auf dem Zettel gehabt zu haben. Denn zuzüglich gilt er auch noch ein super bodenständiger sympathischer Typ, wie auch Interview-Aussagen wie diese belegen:

Ich freue mich für die Mannschaft. Ohne die schönen Flanken und Pässe von meinen Mitspielern hätte ich die ganzen Tore ja nicht gemacht."

(Ebnoutalib nach seinem Dreierpack gegen Fürth, Quelle: Kicker)


Hinzu kommen (wieder mal) unglaublich clevere Leihen, wie die von HSV-Sturmtalent Otto Stange (18), Jarzinho Malanga (18) vom VFB-Stuttgart, wie auch mit Spielmacher Bambasé Conté (19) schon wieder der nächste Muhammed Damar, sprich das nächste Mittelfeld-Megatalent aus der Hoffenheim-Jugend.

Und doch setzte man diesen Sommer im Vergleich zu den letzten Jahren nochmal auf ein anderes Pferd, ein Pferd, auf welches auch Union Berlin unter Urs Fischer lange gesetzt hat. Man verpflichtete Spieler, die vielleicht schon ein bisschen über ihrem Piek und darum günstig zu haben waren, von ihrer Spielanlage aber perfekt in das Elversberg-System reinpassten. Lasse Günther, Linksverteidiger vom FC Augsburg, ein Spieler, der kurzzeitig sogar mal bei Liverpool im Gespräch war, ist hier das prominenteste Beispiel.

Doch auch Luca Pfeiffer muss man hier nennen, ein Stürmer, der (im Duo mit dem jetzigen Augsburg-Stürmer Philipp Tietz) vor ein paar Jahren bei Darmstadt 98 mal die komplette zweite Liga in Grund und Boden und den Verein damit furios in die Bundesliga schoss, beim VFB Stuttgart dann aber kaum Spielzeit bekam: Perfekt für Elversberg, beziehungsweise Nils-Ole Book.

Doch auch weitere günstige, zum Teil ablösefreie Transfers, haben sich bereits jetzt zu absoluten Säulen des „neuen“ Elversbergs entwickelt, darunter Felix Keidel, vom FC Ingolstadt gekommen, Lukasz Poreba, eine weitere Leihgabe des HSVs, wie auch der Ex-Magdeburg Kapitän Amara Condé, die allesamt bislang nicht die geringsten Probleme haben, die durch die Fellhauer-Sahin-Damar-Abgänge entstandenen Lücken im Mittelfeld zu stopfen.

Der Trainer:

Und schließlich wäre da noch der Trainer. Vincent wer? Nein, Vincent Kompany ist es nicht, wobei bis vor ein paar Tagen beide Trainer zumindest die Tatsache vereinte, dass sie beide mit ihrem Team auf Platz eins ihrer Ligatabelle standen.

Vincent Wagner ist es jedoch, der nach dem Abgang von Horst Steffen zu Werder Bremen dessen Erbe übernahm.

Dieser spielte ganze sieben Jahre lang für den Traditionsverein Rotweiß Essen, wo er nach zwei kurzen Abstechern als U19-Trainer in Bochum und Duisburg auch als Jugendtrainer landete. Zur Saison 2022/23 wechselte er dann schließlich zur TSG Hoffenheim, wo er ganze drei Jahre lang die U23 trainierte und dort auch die beiden Elversberger Fast-Aufstiegshelden Asllani und Damar zu Top-Talenten schliff. Des Weiteren gewann er mit der U23 in der vergangenen Saison souverän die Meisterschaft und führte so die 2. Hoffenheim-Mannschaft in die 3. Liga.

Vincent Wagner lässt zumeist in einem 4-2-3-1 spielen und setzt dabei ähnlich wie schon Horst Steffen auf spritzigen Offensivfußball. Allerdings mit einem Unterschied: Während das Motto bei Horst Steffen immer hieß „besser 5 : 4 gewinnen als 0 : 0 zu spielen“ ist Vincent Wagner auch die defensive Absicherung sehr wichtig. Dies sorgt dafür, dass die Statistiken von Elversberg sowohl offensiv als auch defensiv sehr gut sind, Platz 1 bei Toren und Torschüssen, aber eben auch Platz 6 bei gewonnenen Zweikämpfen und intensiven Läufen, Statistiken, die eigentlich aktuell eher defensiv-orientierte Mannschaften wie Schalke 04 stark machen.

Vom Aufstieg möchte der neue Chefcoach allerdings dennoch bislang nichts hören:

„Wir bleiben gerne in der Underdogrolle. Aber den Favoritenstatus erarbeiten wir uns nun mal. Dennoch bleibt die 2. Liga brutal. Lass sich mal ein bis zwei Spieler verletzen und dann sieht das alles schon wieder ganz anders aus.“

(Vincent Wagner gegen über dem Kicker)

Ein Zitat, wo man schon ein bisschen grinsen muss, wenn man bedenkt, dass die Mannschaft von der er redet, vor ein paar Monaten nicht etwa ein bis zwei, sondern ganze ganze neun (!) Stammspieler verloren hat und trotzdem bis vor wenigen Tagen noch Tabellenführer der zweiten Liga war. Always Maggi eben - nicht gleich alles auf einmal, sondern die Sauce schön verteilen über den Schwenkbraten, beziehungsweise die positive einzigartige Elversberg-Magie über die ganze Saison.

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Leon

Augsburg-Fehlstart: Waren Nagelsmann und Sandro Wagner doch das Dreamteam?

Bis zum Sommer galten Julian Nagelsmann und Sandro Wagner noch als die Helden der Heim-EM 2024. Die Mischung aus Nagelsmanns akribischen Taktikanalysen und Wagners kumpelhaftem Auftreten war es, die Fans, Medien, wie auch Mannschaft gleichzeitig elektrisierte.

(Bild: IMAGO / Eibner)


Trotz des äußerst knappem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Spanien waren sich nach der EM alle Fans einig: Die Euphorie rund um die deutsche Nationalmannschaft ist wieder da. Dies geschah natürlich hauptsächlich wegen Julian Nagelsmann, neuen Stars wie Florian Wirtz – allerdings auch wegen ihm, Sandro Wagner, Nagelsmanns Co-Trainer und seit Jahren einer der vielleicht spannendsten und am meisten polarisierenden Persönlichkeiten im modernen Fußball. Seit Sommer 2025 ist er nun neuer Cheftrainer beim FC Augsburg.

Und doch - seitdem Sandro Wagner nun als alleiniger Cheftrainer in der Bundesliga aktiv ist scheint es irgendwie nicht mehr zu laufen. Doch was sind die Gründe für Wagners Fehlstart?

Wagners Traum vom Walkürenritt:


Als Spieler war Sandro Wagner einst eines der größten Enfant terribles der Bundesliga. Ausgebildet in der Jugend vom FC Bayern landete er schließlich über Duisburg, Bremen und Hertha BSC bei Darmstadt 98. Ausgerechnet dort gelang ihm mit dem Bundesliga-Aufsteiger der Durchbruch als Goalgetter - und das obwohl er hier bereits 27 Jahre alt war.

Mit insgesamt 14 Toren in 32 Spielen trug er dennoch maßgeblich zum souveränen Klassenerhalt des zu diesem Zeitpunkt absoluten Bundesliga-Underdogs bei. Gleichzeitig polarisierte er allerdings schon hier mit Aussagen, wie „Fußballer würden seiner Meinung nach viel zu wenig verdienen“ und "Frauen und Fußball passt nicht."

Auch bei der TSG Hoffenheim konnte er mit 12 Toren glänzen und arbeitete währenddessen weiter fleißig daran, sich doch nochmal eines Tages einen Platz in den offiziellen Kickfieber TOP 10 der größten Badboys der Bundesliga zu verdienen. So scherzte er z.B. über so genannte "dritte Halbzeiten" von Hooligans mit Sprüchen wie:

"Alles gut. jeder hat seine Hobbys. Wenn die sich die Köpfe einschlagen wollen, sollen sie es tun. Die mit den kleinen Eiern treffen sich halt vor dem Stadion, die mit den großen Eiern im Wald."

Auch Zitate wie diese gingen in die Geschichte ein:

"Alles gut. Ich fand mich auch immer hochgradig unsympathisch"

im Jahr 2017 wechselte er schließlich zurück zum FC Bayern und verpasste damit die Verpflichtung des späteren Hoffenheim-Erfolgscoach' Julian Nagelsmann unter dem er als aktiver Spieler nie spielte.

Bei den Bayern fungierte er dann viele Jahre lang als der Backup-Stürmer Nr. 1 von Robert Lewandowski und konnte auch hier immerhin 8 Ligatreffer beisteuern. Dennoch muss man rückblickend betrachten war sein Hype als Stürmer nie wieder so groß wie nach seiner Saison bei den Lilien aus Darmstadt. Auch für die WM 2018 wurde er nicht berufen, wohl auch aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw.

„Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“

(Sandro Wagner 2018 zu seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft.)

Blieb Löws Korb Sandro Wagners Antrieb?

Dennoch kehrte er 2020 zum DFB zurück und fungierte dort als Stürmertrainer der Nachwuchsnationalmannschaften, was, so wie seine Spielerkarriere beim DFB zu Ende ging, durchaus erstaunlich war. Vielleicht waren es tatsächliche seine Unstimmigkeiten mit Jogi Löw, die ihm zusätzliche Motivation brachten. Denn schon damals sagte er "Für mich ist klar, dass ich noch ein weitaus besserer Trainer als Spieler werden kann" und trotz einer sehr erfolgreichen Expertenkarriere bei u.a. DAZN war es dieser Traum, der ihn seitdem nicht mehr los ließ.

Der Chef an der Seitenlinie statt einer von Elf, der sich immer einem Team unterordnen muss? Etwas, was doch möglicherweise viel besser zu seinem Charakter passen könnte. So heuerte er zunächst bei der SpVgg Unterhaching an und führte den zu dem Zeitpunkt völlig abgestürzten Ex-Bundesligisten eindrucksvoll aus der Regionalliga in die 3. Liga zurück.


Sein Debüt als Co-Trainer der DFB-A-Nationalmannschaft gab er schließlich kurz nach der Entlassung von Hansi Flick, damals noch neben Rudi Völler, der damals übergangsweise das eine Spiel gegen Frankreich (2 : 0) als Cheftrainer übernahm. Als Wagner dann schließlich nach Einstellung von Julian Nagelsmann offiziell sein Co-Trainer wurde, war dies für ihn schon ein gewaltiger Karrieresprung, die perfekte Abkürzung zu seinem Traum vom Cheftrainer eines Bundesligisten.

Hinzu kam, dass er und Nagelsmann sich auch privat gut verstanden und Wagner zudem extrem wichtig als Sprachrohr in die Kabine für Julian Nagelsmann war, der sich im Gegenzug so weit mehr auf die Taktik konzentrieren konnte. Der Gegenentwurf eines Trainer-/Co-Trainer-Duos von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw, wenn man es so sehen will und definitiv bislang Sandro Wagners erfolgreichste Zeit auf der Trainerbank.

Und doch - wie es zu Wagners Charakter passt - wählte er für sich den unbequemeren herausfordernderen Weg und das, obwohl es bis zu Wagners Abgang aus dem Nationalmannschafts-Trainerteam beim DFB sehr gut lief (seit dem EM-Aus 2024 war Deutschland über fast ein ganzes Jahr lang ungeschlagen).

Dennoch entschloss er sich für den FC Augsburg, einem Verein, der zuvor eigentlich alles nicht hatte, was Sandro Wagner stets auszeichnete: Strahlkraft, Skandale, wie auch die Lust am Tore schießen.

Aus graue Maus wird bunte Maus:

Nur passte dies richtig zusammen? Nun, betrachten wir das Ganze doch mal aus Sandro Wagners Perspektive. Fakt ist, er wollte schon immer Bundesliga-Trainer werden, schon zu seiner Spielerkarriere, und zwar als Chef und nicht als Co-Trainer. Allerdings waren auch Vereine wie Bayer Leverkusen, TSG Hoffenheim und RB Leipzig an ihm interessiert, warum also ausgerechnet Augsburg?

Vielleicht weil ihm, insbesondere bei Leipzig und Leverkusen, eins ganz genau klar war: Ein Platz im Tabellenmittelfeld oder gar drunter hätte für ihn, Trainer-Rookie hin oder her, ein sehr zeitnahes Aus bedeutet, womit sein Ruf als junges Trainertalent zunächst einmal beschädigt wäre.

Der Unterschied beim FC Augsburg hingegen war, dass für den FC Augsburg jeder Tabellenplatz, abgesehen von einem direkten Abstiegsplatz, in den letzten Jahren immer noch als okay galt. Niemand würde von ihm erwarten, dass er mit Augsburg in seiner ersten Saison auf einmal Champions League spielte und selbst bei einem 15. Platz würde die Chefetage in Augsburg sich höchstwahrscheinlich sagen: "Okay, das war jetzt noch nicht das Ziel, wir haben hier aber ein junges Trainertalent mit dem wir langfristig etwas aufbauen wollen."


Die Kommunikation:

Nun haben wir allerdings das Problem, dass Sandro Wagners sowieso schon immer sehr offene und polarisierende Art und Weise der Kommunikation sich durch diesen neuen Karrieresprung nicht geändert hat. Im Gegenteil, gleich nach dem 2. Spieltag äußerte er öffentlich, der Kader des FC Augsburg wäre auf keiner Position schlechter besetzt als der des FC Bayern. Und Hand aufs Herz, das ist natürlich Quatsch. Kein Fußballverein der Welt würde im direkten Vergleich für einen Mert Kömür mehr Geld ausgeben als für einen Michael Olise, für einen Philipp Tietz mehr Geld ausgeben als für einen Harry Kane oder für einen Keven Schlotterbeck mehr als für einen Dayot Upamecano.

Natürlich tun Kampfansagen (insbesondere gegen die Bayern) der Bundesliga gut, wenn aber z.B. Sebastian Kehl auf einmal verkünden würde die Zeit der Bayern als Meister wäre vorbei und das Ziel der Dortmunder wäre in den nächsten zehn Jahren durchgängig die Bayern von der Tabellenspitze zu verdrängen, würden auch alle lachen, insbesondere dann, wenn man als BVB dann doch mal ein Spiel verliert.

Diese Aussage fällt Sandro Wagner daher bereits jetzt vor die Füße. Hinzu kommt auch seine nicht selten doch sehr gönnerhaft wirkende Attitüde, wie "er würde bei einer Niederlage niemals zulassen, dass seine Mannschaft von den Fans ausgepfiffen würde, sondern sich in dem Fall immer selbst vor die Kurve stellen."

Auch das mag auf dem ersten Blick sehr ritterlich klingen, ist aber genauso Quatsch, da an einer Niederlage letztendlich immer Trainer und Mannschaft Schuld sind und er damit seine Spieler eher unmündig macht.

Hier muss Sandro Wagner möglicherweise noch lernen, dass flapsige Sprüche als Bundesliga-Trainer doch mehr mit Vorsicht zu genießen sind als Spieler oder TV-Experte.

Spielplan und Spielstil:


Auch der Spielplan machte es Sandro Wagner bislang nicht grade einfach, insbesondere das erste Spiel gegen den SC Freiburg. Natürlich, man kann jetzt sagen, grade dieses Spiel hat man doch mit 3 : 1 gewonnen, wenn man sich aber den genauen Spielverlauf anschaut, sieht man schon, dass hier auch eine Menge Glück dabei war, man somit diesen Sieg ein bisschen falsch eingeordnet hat.

Von der vertanen hundertprozentigen Torchance vom Freiburger Neuzugang Yuito Suzuki gleich zum Start der ersten Hälfte bis zu den beiden Standards, die der FC Augsburg mit viel Glück und ohne sonstige großartige Torchancen versenkte, in diesem Spiel lief einfach von Anfang an alles für die Fuggerstädter. Das 3 : 0 war dann schließlich nochmal ein eklatanter Fehler der Freiburger, wo nach einer missglückten Ecke Rechtsverteidiger Marius Wolf völlig frei über das gesamte Spielfeld hoppeln konnte und am Ende die Kugel nur noch am mutterseelenallein stehenden Torwart vorbei schieben musste.



Dementsprechend wurde auch die 2:3-Niederlage gegen die Bayern überschätzt, bei der man sich zum Ende hin zwar gut kämpferisch zeigte, man aber andererseits auch bereits nach 47 Minuten mit 0 : 3 hinten lag. Hinzu kamen zwei Riesenchancen der Bayern bereits in den ersten Minuten, die so hundertprozentige Torchancen waren, dass sie in 99 von 100 Fällen reingegangen wären.

Hätte beispielsweise Luis Diaz hier bereits in den ersten Minuten nicht scheinbar mit verbundenen Augen gespielt, hätte es hier auch nach 50 Minuten locker schon 5 oder 6 : 0 stehen können.

So wurde leider gekonnt ignoriert, dass insbesondere der von Wagner so groß angekündigte spielerische Ansatz größtenteils noch komplett fehlte, wie dann spätestens am 3. Spieltag nach der 1 : 2 Niederlage gegen den FC St. Pauli klar wurde.

Der Tiefpunkt kam dann schließlich am 4. Spieltag gegen Mainz 05, die zuvor noch tief in der unteren Tabellenhälfte feststeckten, den Augsburgern dann aber schließlich gleich 4 Buden einschenkten. Spätestens hier musste man sich dann doch mal fragen, ob an dem etwas zynischen Zitat eines Augsburg-Fans und Twitter-User nicht doch was dran war:

Bislang war es nur den Bayern gelungen, die sonst so sattelfeste und gefürchtete Defensive der Augsburger zur zerstören. Nun aber ist Sandro Wagner der nächste, dem das innerhalb von 4 Spielen gelungen ist.“

Nach einer weiteren 1 : 2 Niederlage gegen ausgerechnet Tabellenschlusslicht 1. FC Heidenheim muss man daher Stand jetzt leider ganz klar sagen: Der Schuss Sandro Wagner und FC Augsburg ist bislang nach hinten losgegangen.

Nichts mit "mehr offensiver Power", sondern stattdessen einzig und allein "weniger defensive Power", beziehungsweise ein Team, was seitdem taktisch komplett zwischen den Stühlen steht und dringend zusehen muss in den nächsten Spielen (wo die Gegner mit u.a. Wolfsburg, Leipzig und Stuttgart nicht leichter werden) wieder irgendwie in die Spur zu kommen. Sonst könnte es auch für Sandro Wagner langsam eng werden und die Wagner-Festspiele in Augsburg doch schneller als erwartet vor einem jähen Ende stehen.

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Leon

Konrad Laimer einbürgern? Oder bleibt ER weiter Deutschlands Rechtsverteidiger Nr. 1?

Vor einigen Wochen verkündete Julian Nagelsmann auf einer Trainer-Konferenz in Leipzig, dass Nationalmannschafts-Kapitän Joshua Kimmich künftig endgültig wieder im zentralen Mittelfeld und nicht als Rechtsverteidiger eingeplant sei. Die Begründung war, dass Spieler dort eingesetzt werden sollen, wo sie auch im Verein spielen. Beim FC Bayern wäre das im Falle Kimmich natürlich klar das Zentrum, beziehungsweise die Sechserposition.

Das klingt auf dem Papier erstmal logisch, die große Frage, die sich Fans aber zu Recht stellen: Was wird denn dann aus der Rechtsverteidigerposition? Hat Deutschland hier aktuell überhaupt eine Alternative? (Bild: IMAGO / Laci Perenyi)

Schwierige Wochen für den DFB

Denn eines ist klar: So wie in den letzten Spielen gegen Slowakei und Nordirland darf das künftig nicht mehr aussehen, wenn Deutschland bei der WM irgendeine Chance haben, beziehungsweise nicht sogar Gefahr laufen möchte, sich am Ende nicht einmal für das Turnier zu qualifizieren.

Denn solche großen Tempodefizite, wie auch grobe Fehler im Stellungsspiel gegen solche dann bei allem Respekt doch eher unterklassige Gegner: Auch wenn Angst nie ein guter Ratgeber ist, da sollte man es als Julian Nagelsmann es dann aber doch mal mit der Angst zu tun bekommen, wie das aussehen soll, wenn es zum Beispiel gegen Frankreich und Spanien, beziehungsweise direkte Gegner wie Kylian Mbappé oder Nico Williams auf dieser Position gehen sollte.

Hat sich der Bundestrainer daher mit der Entscheidung ein bisschen zu weit aus dem Fenster gelehnt, Kimmich so klar und endgültig wieder auf die Sechs zu befördern, beziehungsweise sogar "vercoacht?"

Deutschland und die Rechtsverteidiger: Das alte Lied

Was einem zumindest ein bisschen Trost geben sollte. Das Thema Rechtsverteidiger war schon bei der WM 2014 das (!) eine große Thema. Auch damals ging es um den Kapitän des späteren Weltmeisters Philipp Lahm, den man im Verlaufe der Vorbereitung auch am liebsten geklont und anschließend sowohl im Mittelfeld als auch auf der Rechtsverteidiger-Position eingesetzt hätte. Der damalige Bundestrainer Joachim Löw löste das Problem dann zunächst allerdings ziemlich galant in dem er einfach vier Innenverteidiger aufstellte, ganz nach dem alten Motto Defensive First.

Im Verlaufe des Turniers sah dann allerdings auch Jogi Löw irgendwann ein, dass er im Mittelfeld dann doch auf zu viele Weltklasse-Alternativen wie Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger oder Toni Kroos zurückgreifen konnte, beziehungsweise auf seinen mit Philipp Lahm einfach wichtigsten Spieler auf der Rechtsverteidigerposition dann im Kampf um den WM-Titel dann doch nicht verzichten konnte.

Ein neues Anforderungsprofil bildet sich

Der Hauptgrund hierfür ist aus heutiger Sicht, dass sich bei diesem Turnier zum ersten Mal ein klarer Trend abzeichnete: Nicht mehr kantige Mittelstürmer der Marke Ruud van Nistelrooy, sondern blitzschnelle Flügelspieler, respektive falsche Neuner waren es häufig, die nicht nur Fans begeisterten, sondern in der Offensive die wichtigsten Spiele entschieden, allen voran natürlich Lionel Messi oder zu seiner Anfangszeit auch Cristiano Ronaldo.

Mit dem Durchbruch dieser beiden Jahrhundertspieler, wie auch noch vielen weiteren Weltklassespielern, die daraufhin nachkamen, veränderte sich folgerichtig auch das Anforderungsprofil an Außenverteidiger.

Die Zeit, wo man noch mit eher langsamen und defensiv denkenden Außenverteidigern der Marke Thomas Linke oder Guido Buchwald Turniere gewinnen konnte schien damit endgültig vorbei, zu fatal waren die Folgen, wenn man (wie z.B. auch in Deutschlands WM-Spiel 2018 gegen Mexiko) im Mittelfeld überspielt wurde und der Gegner dann auf einer Schiene plötzlich Raum zum Kontern bekam.

Ein Außenverteidiger, der hier lediglich mit Körperlichkeit und Stellungsspiel etwas entgegen zu setzen wusste, reichte hier schlicht und einfach schon alleine von der Geschwindigkeit nicht mehr aus, was bei der WM 2018 für Deutschland schließlich mit dem Vorrunden-Aus endete, nachdem man auf diese Weise von den Mexikanern einmal komplett überrumpelt wurde:

Heute, elf Jahre später, hat sich das Anforderungsprofil an Außenverteidiger noch einmal verändert. Nicht nur, dass einige Weltklasse-Flügelspieler wie Kylian Mbappé nochmal weitaus schneller geworden sind als die Generation Messi & Co., ein Außenverteidiger muss heutzutage dazu noch in der Lage sein bei erfolgreichem Ballgewinn Gegenangriffe mit einzuleiten und Flanken zu schlagen.

Einige Außenverteidiger wie Bayern-Linksverteidiger Alphonso Davies oder auch der langjährige ManCity-Rechtsverteidiger Kyle Walker perfektionierten diese Skills dann noch einmal mehr, in dem sie nicht nur in Sachen Geschwindigkeit komplett neue Weltrekorde für Verteidiger aufstellten, sondern häufig selbst fast schon als Flügelspieler agierten, wenn sie einmal Wiese vor sich hatten und die Chance bekamen einen schnellen Gegenangriff einzuleiten.

Außenverteidiger im Jahr 2025

Auf seine ganz eigene Art und Weise hat dann schließlich der Marokkaner und Paris St. Germain-Außenverteidiger Achraf Hakimi das Rechtsverteidigerspiel noch einmal revolutioniert, ein Spieler, dem man zu seiner Zeit bei Borussia Dortmund zunächst defensive Schwächen unterstellte. Was man damals aber noch nicht erkannt hat: Für Hakimi war es schon immer die gesamte Schiene, die er als sein Aufgabengebiet definierte. Damit war er einer der ersten Außenverteidiger, die in Sachen Raumverständnis nicht mehr vertikal sondern horizontal dachte.

Oder um es mit einfacheren Worten zu erklären: Viele Außenverteidiger neigen dazu auch gerne mal ins defensive Mittelfeld oder in die Innenverteidigung abzukippen, weil sie ihren Raum immer noch als ein bestimmten Abschnitt in der eigenen Hälfte definieren, der in der Regel da endet, wo die nächste Kette das Spiel übernimmt.

Bei Hakimi und anderen modernen Außenverteidigern hingegen ist es schon immer vielmehr ein bestimmter Abschnitt neben der Seitenlinie gewesen, den der Spieler klar als seinen Aufgabenbereich definiert hat, ob im Angriff oder als Verteidiger.

Nicht zuletzt war es damit auch Hakimi's Rolle, die das Spiel der Pariser unter Luis Enrique in der vergangenen Saison für Gegner so unausrechenbar machte und am Ende mit einem Champions-League-Titel und einem Top-6-Platz unter den Ballon-d'or-Siegern 2025 belohnt wurde.

Auch Rechtsverteidiger, wie die beiden Niederländer Jeremie Frimpong und Denzel Dumfries sind weitere Beispiele dafür, inwieweit sich die Rolle des Außenverteidigers auch in der taktischen Denkweise in den letzten Jahren nochmal verändert hat.

Deutschlands Optionen auf der RV-Position

Was aber kann man aus Seiten des DFBs tun, um auch auf dieser Position für das kommende WM-Turnier irgendwie gerüstet zu sein? Den Österreichischen Rechtsverteidiger Konrad Laimer kann man (aus deutscher Sicht leider:) schlecht einbürgern. Dennoch ist auch er ein weiterer Prototyp für das moderne Anforderungsprofil an Rechtsverteidiger. Denn ist er ursprünglich mal als gelernter Mittelfeldspieler von RB Leipzig zu den Bayern gewechselt, sagt er mittlerweile von sich selbst, dass er mittlerweile so viele Spiele als Rechtsverteidiger bestritten hat, dass er sich nun klar auch selbst als gelernter Rechtsverteidiger sieht.

Aktuell ist er auf dieser Position einer der wichtigsten und besten Spieler im Kader des FC Bayern. Man sieht also auch hier, die Rolle des Rechtsverteidigers ist mittlerweile weit aus mehr als die eines Verteidigers und oft sind es grade diese spielerischen Skills eines defensiven Mittelfeldspielers, die auch auf dieser Position in brenzligen Situationen entscheidend sind.

Fassen wir also zusammen: Deutschland brauchte auf dieser Position eigentlich einen Spieler, der spielstark ist, flexibel ist, anführen kann, aber auch genug Erfahrung hat um Spielszenen lesen zu können, um dann bei Bedarf auch mal die Position zu halten.

Die naheliegendsten Möglichkeiten wären hier aktuell:

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