Wie hoch sind die
Ambitionen bei Werder Bremen mittlerweile wieder, wenn es um die nächste
Bundesliga-Saison geht? Diese Grundfrage beschäftigt derzeit eine
Menge Fans, wenn es um den Transfersommer rund um die jüngst eher chronisch
klammen Bremer geht, die in der letzten Saison mit Platz 8 Europa nur äußerst knapp und mit nur einem Punkt Abstand auf einen Conference-League-Platz verpasst hatten. Ist man zufrieden mit den Ergebnissen der letzten Jahre unter
Ole Werner, wo man sich zumindest immer im gesicherten Mittelfeld der
Tabelle befand? Oder dient die Verpflichtung vom Elversberger
Erfolgstrainer Horst Steffen dem Ziel langfristig wieder ein
Verein zu werden, der dauerhaft um die Europaplätze mitspielt? (Bild: IMAGO / Nordphoto)
Letzteres wäre
zumindest insofern interessant, da laut eigener Aussage ein Grund für den Abgang von
Ole Werner zu RB Leipzig mangelnde Ambitionen der Vereinsführung war. Insbesondere, was
die Transferphilosophie angeht, kritisierte Werner hier mehrfach,
dass Wunschtransfers von ihm keine Berücksichtigung bekämen und ihm allgemein die Herangehensweise
an neue (teurere?) Transfers von Geschäftsführer Sport Clemens Fritz und Sportdirektor Peter Niemeyer zu risikoarm
wäre. Wir brauchen eine andere Konkurrenzsituation - und zwar möglichst schnell, äußerste sich der 31-Jährige beispielsweise einst im Januar 2024 nach einer 1 : 3 Testspielpleite gegen Eintracht Braunschweig.
Ole Werner kein Talentförderer?
Umgekehrt gab es allerdings
auch seitens der Werder-Fans durchaus Kritik am mittlerweile beim (ausgerechnet!) Talententwickler-Club RB Leipzig angestellten Trainer Ole Werner. Insbesondere die Einbindung von jungen Spielen sei etwas, was immer klar zur Vereinsphilosophie von Werder Bremen gehöre, so Clemens Fritz als Reaktion auf Werners mehrfache Kritik gegenüber der Deichstube, was viele Fans durchaus als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden. Denn grade im Vergleich zu seinem Nachfolger Horst Steffen ist hier schon auffällig, wie wenig Ole Werner in den letzten Jahren auf junge Spieler setzte.
Prominentestes Beispiel ist hier ganz klar Nick Woltemade. Neben weiteren hochveranlagten Spielern wie Fisnik Asllani, Muhammed Damar, Elias Baum und Paul Wanner ist nämlich auch Woltemade ein Spieler der Elversberger Talentschmiede von Horst Steffen. Bei 31 Einsätzen schoss er hier bereits in seiner ersten Saison ganze 10 Tore und half so mit entscheidend beim Aufstieg der Elversberger in die zweite Liga mit.
Unter Ole Werner bekam er in der Saison darauf wiederum grade mal sechs
Startelfeinsätze, so dass man sich in Bremen schließlich dazu entschied, das Kapitel Woltemade zu beenden und ihn schließlich ablösefrei nach Stuttgart ziehen
ließ.
Wie diese Geschichte weiter ging weiß wohl jeder, der in den
letzten Wochen auch nur im geringsten deutschen Fußball verfolgt
hat: Eine Marktwerterhöhung auf 30 Millionen Euro laut
Transfermarkt, wie auch eine Gesamtsumme von mindestens 65 Millionen,
die der VFB derzeit von Clubs wie Bayern München haben möchte: Vielleicht eine der schnellsten Aufstiege eines Bundesligastürmers aller Zeiten und für Werder Bremen, die ohne jegliche Weiterverkaufsbeteiligung bei all dem komplett leer ausgehen, natürlich ein finanzielles Debakel.
Da neben Woltemade auch andere junge Werder-Talente wie Keke Top (hier auch verletzungsbedingt), Isak Hanssen-Aroen und Leon Opitz unter Ole Werner kaum eine Chance bekamen, sollte es daher nicht verwundern, dass sich viele Bremen-Fans mittlerweile fragen: Wie konnte Werner ein solches Talent wie Woltemade eigentlich so verborgen bleiben? Und war der Wechsel zu einem junge Spieler fördernden Trainer nicht vielleicht sogar schon lange überfällig?
Philosophiewechsel
bei den Werderanern?
Mit ein wenig gesundem Zynismus könnte man hier durchaus so gemein sein zu sagen, dass die Grundvoraussetzung für einen
Philosophiewechsel auf dem Transfermarkt die wäre, dass es in den letzten Jahren überhaupt
eine Philosophie bei Werder-Einkäufen gab.
Denn wenn man sich so
einige Transfers der letzten Jahre anschaut – von nach wie vor
großen Fragezeichen wie Alvaro Skelly bishin zu extrem
verletzungsanfälligen Spielern wie Olivier Deman oder Naby
Keita, der quasi schon als Dauerpatient nach Bremen kam - könnte es einem als Fan durchaus hin und wieder schwerfallen hinter all diesen Transfers eine wirkliche Strategie zu sehen.
Auch die 10 Millionen, die Werder Bremen
diesen Sommer bereits an Juventus Turin für die Dienste vom Belgier
Samuel Mbangula überwies, werfen zumindest Fragen auf, hieß es doch seitens der Vereinsführung zunächst, dass man sich lieber auf verschiedenen Positionen zu
weniger höheren Preisen verstärken möchte.
Ganze sechs Spieler wollte
man holen, u.a. auf Positionen wie den beiden Außenverteidigerpositionen,
dem offensiven Mittelfeld und dem Sturm. Dies war zumindest die
Maßgabe der lokalen Investoren, die für 18 Prozent der Anteile am
Verein 38 Millionen Euro beigesteuert hatten - allerdings mit der ganz klaren Bedingung, dass
diese in Transfers fließen sollten, die in einigen Jahren
gewinnbringend wieder verkauft werden könnten.
Ob dies im Fall Mbangula
möglich sein wird ist zumindest ein Gamble. Denn mit Blick auf sein Spielerprofil: 7 Scorer in der vergangenen Saison als linker Flügelspieler unter 34 km/h Endgeschwindigkeit, 1 : 1 Situationen, die von ihm eher
über die Athletik als übers Dribbling gelöst werden, wie auch ein
starker Fokus auf Flanken: Das sind schon alles nicht unbedingt
Attribute, die besonders zum häufig gespielten 4-2-4-Spielstil von Horst Steffen
passen. Dieser zeichnete sich nämlich in Elversberg eher dadurch aus, dass er lange Bälle auf Stürmer und offensive Mittelfeldspieler wie Damar und Asllani schießen ließ, die dann wiederum häufig technisch starke und vor allem schnelle (!) Flügelspieler zur Vollendung eines Angriffs suchen sollten.
Dennoch werden viele Werder-Fans kommende Saison natürlich gespannt auf den (nach Davy Klaassen, 13,5 Millionen) zweitteuersten Transfer der Vereinsgeschichte blicken: