Schon seit längerem ist bekannt, dass Ex-Bundestrainer und Weltmeister Joachim Löw auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist. Nun ist es raus: Jogi Löw wird ab Juni 2025 die Nationalmannschaft von Katar übernehmen. Aber nicht nur das: Wie nun durchgesickert ist, engagiert sich Löw bereits seit langem für eine, nach dem Vorbild der Baller League orientierten, Frauen-Underground-Liga in eben jenem Land. Der Titel dieser Liga: Die One-Love-Super-League. (Bild: IMAGO / Nico Herbertz)
Lange war es ungewiss, wie der weitere Karriereweg von Joachim Löw aussehen würde. Was er, insbesondere gegenüber der BILD-Zeitung, wieder und wieder betonte, war, dass er in jedem Fall keinen Bundesligaclub mehr übernehmen würde. Ihm ging es, so Löw erst kürzlich bei einem Interview auf Welt TV, darum "dass er sich bei einem Projekt wohl fühle und das Gefühl hätte, dort etwas aufbauen zu können. Ob dass der Job als Nationaltrainer für eine große Fußballnation wäre oder die Herausforderung, etwas entwickeln zu können, wäre dabei völlig unerheblich".
Nun ist es also Katar geworden, was viele Fans des schwäbischen Fußballprofessors zunächst einmal verwundert. Dennoch, so Löws Pressesprecher Mark Wannweiler in einem Interview, ging es hier nicht nur um Fußball. Viel mehr wolle er den Weg zu Ende gehen, die die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der WM in Katar schon erfolgreich gegangen ist, nämlich Zeichen für Menschenrechte und Missstände zu setzen. Die "One Love Super League" in Katar wäre dabei genau so ein Zeichen, als Logo natürlich eine vor den Mund gehaltene Hand, die noch einmal mehr symbolisieren soll: Wir als Deutschland werden nach wie vor nicht schweigen, wenn es um Menschenrechte in anderen Ländern geht und mit dieser Liga das vollenden, was während der WM in Katar schon so begeistert aufgenommen wurde.
Fußball-EM in der Ukraine- Jogi Löw befürwortet Debatte um Menschenrechte – FOCUS Online http://t.co/Xm7Eh4Zq
— XUSIE_Nachrichten (@XUSIE_Nachricht) May 7, 2012
Ob die Protagonisten, die in jener Baller League tatsächlich auflaufen, tatsächlich weiblich, männlich oder divers sind, wäre dabei völlig unerheblich, ebenso ob diese aus Katar, aus Deutschland oder den Vereinigten Staaten kämen. "Heutzutage geht es in erster Linie erstmal um Sichtbarkeit", so Wannweiler weiter. "Nur wenn man sichtbar für Solidarität und nachhaltige Veränderung steht, kann auch etwas bewirkt und ein Zeichen dafür gesetzt werden dafür, dass weitere politische Zeichen gesetzt werden. Diese Zeichen sorgen dann wiederum für weitere Zeichen, was in vielen politischen Fragen heutzutage oft weitaus wichtiger ist als tatsächliche Veränderung".
Löws Engagement in Katar wird also weit mehr sein als der reine Posten als Nationaltrainer. Und nicht nur das: Da natürlich auch Jogi Löw als nach wie vor brillanter und leidenschaftlicher Stadionbeobachter nicht entgangen ist, dass die katarische Nationalmannschaft bei der vergangenen WM große Tempodefizite hatte, sollen alle Spieler(innen) folglich nur noch mit einem Lastenfahrrad zum Training kommen auf dem mindestens 20 große schwere Medizinbälle befestigt sind, ganz nach dem Vorbild von Ex-Bayern-Trainer und Medizinballfan Felix "Quälix" Magath: Leiden ist die beste Medizin.
Jungs, holt die Medizinbälle raus!! 🏋🏽 #Magath #Hertha pic.twitter.com/4A2S1lXDCd
— DAZN DE (@DAZN_DE) March 13, 2022
"Magaths For Future", so daher auch der Name der Werbekampagne rund um diese Aktion, mit der die "One Love League" auch international mediales Aufsehen erregen soll. „So steigere man nämlich nicht nur das Leistungsvermögen der Spieler(innen), sondern setze sich zuzüglich auch noch für Klimaneutralität ein. Die Spieler(innen) leiden quasi für das Klima und zeigen damit eine deutliche Vorbildfunktion für alle die, die den Klimawandel nach wie vor auf die leichte Schulter nehmen". Dies sei grade in Zeiten von Donald Trump ein wichtiges Zeichen für die Weltöffentlichkeit, so Wannwieler.
Dass dies in Katar, insbesondere natürlich von Emir Tamin bin Hamad al Thani, begeistert aufgenommen wurde, versteht sich von selbst, ist man doch unter seiner Führung schon lange bestrebt in das Genfer Klimaabkommen einzutreten, sich aus der Abhängigkeit vom Erdöl zu lösen und sich stattdessen alternativen Energien zu widmen.
Auch Gianni Infantino hat sich bereits auf X zur Thematik Löw und Katar geäußert und zwar mit den wie immer rhetorisch brillanten Worten „I am man, I am woman, I am diverse: No! I am bycicle, I am: One love league." Ob diese Formulierung allerdings ernst gemeint oder wieder einmal infantino-typischer Zynismus war, scheiden sich allerdings die Geister.
Wir von Kickfieber wünschen Jogi Löw in diesem Sinne alles Gute für dieses innovative Projekt und natürlich auch für seine künftige Anstellung als katarischer Nationaltrainer. Denn Hand aufs Herz, was wäre es für eine Geschichte, wenn es Löw gelingen sollte, bei der WM sogar bis ins Finale zukommen und dort dann ausgerechnet auf Julian Nagelsmann zu treffen. Ob die deutschen Fans dann noch einmal vier Jahre warten müssten bis sie Weltmeister werden? Bevor das passieren könnte, müsste sich dieser Aprilscherz allerdings zunächst einmal bewahrheiten. In diesem Sinne: April April.