„Wenn morgen nicht endlich wieder die Sonne scheint / wenn heute die verdammte Bahn schon wieder Verspätung hat / wenn diese Regierung nicht endlich abgewählt wird – DANN WANDER ICH AUS“ – Sätze, die man im Alltag immer wieder mal hört – so manches Mal vielleicht sogar von einem selbst. Ob man es dann am Ende wirklich tut: In den meisten Fällen eher nicht, zu viele Gründe gibt es, seinem geliebten ‚Schland dann doch letztendlich doch treu zu bleiben und es dann doch bei den vierzehn Tagen Malle im Jahr zu belassen. (Bild: IMAGO / PPAUK)
Bei einer Reihe deutscher Fußballtrainer war es jedoch anders, denn für sie hieß es tatsächlich eines Tages: Goodbye, Deutschland! Zu verlockend könnte doch die Aussicht sein, zu erkunden, ob nicht am Südpol bei den Pinguinen die abkippende Doppelsechs nicht doch inverser gegen den Ball arbeitet. Und sicherlich mag es es auch für den ein oder anderen Trainer ganz verlockend gewesen sein, als europäischer Weltmann den Greenkeepern im Dschungel von Djibuti zu erklären, dass es auch andere Werkzeuge als eine Heckenschere gibt, um für einen geeigneten Fußballrasen zu sorgen.
Viele deutsche Trainer jedoch wurden im Ausland erst richtig glücklich, man denke an Otto Rehhagel und seinen vielleicht überraschendsten EM-Sieg aller Zeiten 2004 mit Griechenland oder an Jupp Heynckes, der 1998 mit Real Madrid als erster deutscher Trainer in der Geschichte die Champions League gewann.
Welche deutschen Trainer aktuell grade im Ausland aktiv sind und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass wir sie in den nächsten Jahren nochmal in der Bundesliga sehen könnten, wenn nicht sogar irgendwann nochmal als Bundestrainer sehen könnten, dies soll die folgende TOP 15 zeigen:
PLATZ 15: JOSEF ZINNBAUER (55, JS KABYLE - ALGERIEN)
Ins wunderschöne Algerien hat es diesen Trainer mittlerweile verschlagen und das war so seiner Bagpacker-Route zunächst weniger hip war, umso mehr aber die Namen der Vereine, die er trainierte: SK Lauf und Henger FC, also erst laufen und dann abhängen, oder wie? Nicht lange abhängen tat er dann allerdings beim Hamburger SV, was aber seit Thomas Doll im Jahr 2004 auf so ziemlich jeden Trainer zutraf.
Der Hamburger Dino befand sich zu diesem Zeitpunkt mal wieder auf dem letzten Platz und alle Fans waren völlig auf Zinne. Passenderweise konnte Zinnbauer dann aber mit einem 0 : 0 gegen die Bayern die Gemüter zumindest etwas beruhigen, in dem Sinne, dass wenn man schon keine schoss, wenigstens hinten die Null stand. Das Rückspiel ging dann aber 0 : 8 aus und ab da war eigentlich schon klar - das wird nichts mehr mit einer Karriere in Deutschland
Stattdessen ging es dann über St. Gallen zu den Orlando Pirates, um dann 2022 trotz des russischen Angriffskriegs aus den USA weiter nach Russland zu Lokomotive Moskau wandern - nun ja, neue Kulturen kennen lernen eben. Um dann zu merken, dass Wetter in Marokko (Raja Casablanca) und Saudi Arabien (Al-Wahda) dann grade im Winter doch schöner ist. Eine Rückkehr als Bundesliga-Trainer in Deutschland ist für Zinnbauer hingegen so wahrscheinlich, wie eine romantische Liaison zwischen Tino Chrupalla und Heidi Reichinnek. Für eine so kreative Reiseroute hat sich Auswanderer "Zinne" seinen Platz in dieser Top 15 dann aber am Ende doch verdient.
🚨 𝗢𝗙𝗙𝗜𝗖𝗜𝗔𝗟:
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Former Orlando Pirates and Raja CA coach Josef Zinnbauer has been confirmed as the new head coach of Algerian giants JS Kabylie. https://t.co/GUJyvYOoDK pic.twitter.com/C1WuNGI8w9
PLATZ 14: TOMAS ORAL (52, GRASSHOPPER CLUB ZÜRICH - SCHWEIZ)
Auch bei dem nächsten "Auswanderer" könnte man hier so seine Zweifel haben, auch wenn er für Fans des traditionsträchtigen Clubs RB-Leipzig eigentlich schon fast so etwas sein müsste, wie der Hennes Weisweiler der Energy-Drink-Dosen. Tatsächlich trainierte er die Brausebullen nämlich bereits 2010, als man noch ein armer mittelloser Regionalligist war - am Leben gehalten einzig und allein durch sein vermitteltes Lebensgefühl und die Leidenschaft der Ultra-Fankurve. Durch Zauberhand und göttliche Fügung ging es für die Leipziger dann allerdings steil nach oben, leider eben nur ohne Tomas Oral - dieser war nämlich nach nicht mal einem Jahr schon wieder Geschichte. Umso legendärer war dann schließlich seine Zeit beim FC Ingolstadt, bei denen er nicht nur bei dem Versuch erwischt wurde, dem damaligen Lautern-Trainer Boris Schommers in den Allerwertesten zu treten, sondern auch seine eigenen Spieler mit Worten wie „Mach Quark drauf oder ruf deine Mutter an“ anbrüllte, als diese sich - vor Schmerzen krümmend - auswechseln lassen wollten. Kein Wunder, dass Felix Magath ihn wenig später als Co-Trainer zum FC Fulham mitnahm - irgendjemand musste ja schließlich mal Disziplin in die Bude bringen.
Als Entschädigung für den Aufstieg von RB Leipzig revanchierte er sich zumindest insofern bei allen Zweitligisten-Fans, dass er es schaffte mit grade mal 2 Punkten aus 6 Spielen den SV Sandhausen-Spielern innerhalb von wenigen Wochen jeglichen Spaß am Profifußball zu nehmen. Zur Freude aller Fans von vollen Stadien stürzte der Verein nämlich kurz nach seiner Entlassung erst in die dritte Liga, schließlich sogar in die Regionalliga ab.
Mittlerweile ist Tomas Oral
in der Schweiz bei den Grasshoppers Zürich aktiv. Da auch
hier die Saison am Ende nur über die Relegation gerettet werden
konnte, bleibt auch in seinem Fall eine Rückkehr als Trainer in den beiden höchsten deutschen Ligen eher unwahrscheinlich.
PLATZ 13: THORSTEN FINK (57, KRC GENK - BELGIEN)
Eine Rückkehr dieses Trainerlegende hingegen wäre wohl der größte Alptraum für alle deutschen TV-Journalisten. Von Sprüchen wie „Wenn ich euch schon von weitem sehe, kriege ich schlechte Laune“ bis hin „Ist die Wintersportsaison schon vorbei, oder was hast du hier zu suchen?“ bekamen diese nämlich, wann immer sein damaliger Verein, der Hamburger SV, mit ihm verlor, alles an Sprüchen zu hören, womit man Interviewer auf die Palme bringen kann. Und dies konnte beim HSV zwischen 2011-2013, wo er die Rothosen trainierte, durchaus öfters mal vorkommen, wobei er seine erste Saison immerhin noch auf Platz 15 beenden konnte.
Eine weitaus höhere Platzierung hätte dann aber sicherlich seine anschließende Reiseroute verdient: Über Zypern
(Apoel Nikosia) ging es hier nämlich über Wien, Zürich, Japan,
Lettland, Dubai am Ende nach Belgien zum KRC Genk. Ob die Tatsache, dass er in Japan bei Vissel Kobe noch einmal einen 35-jährigen Andres Iniesta trainieren durfte, aber als alleiniges Argument ausreichen wird, um noch mal einen Bundesligajob zu bekommen? Dann schon eher die Tatsache, dass er in der Tabelle mit dem KRC Genk in der abgelaufenen Saison sogar Meister geworden wäre, diesen Titel dann allerdings aufgrund des Playoff-Systems in der belgischen Liga schließlich doch an Union St. Gilloise abgeben musste. Könnte er also doch nochmal etwas vom spanischen Weltmeister Iniesta gelernt haben, was den ein oder anderen Bundesligisten aus der unteren Tabellenhälfte nochmal neugierig machen könnte?
Welkom Thorsten 🙌
— KRC Genk (@KRCGenkofficial) June 5, 2024
Thorsten Fink is de nieuwe hoofdcoach van KRC Genk. De 56-jarige Duitser tekent een contract voor onbepaalde duur in de Cegeka Arena.
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PLATZ 12: UWE RÖSLER (56, AARHUS GF - DÄNEMARK)
Beim mittlerweile in Dänemark arbeitenden ehemaligen Fortuna-Düsseldorf-Trainer liegt die letzte Bundesliga-Station (2019/20) bei den Fortunen schon deutlich kürzer zurück. Der ehemalige DDR-Nationalspieler, der es schaffte in nur zwei Jahren sowohl für LOK Leipzig als auch für Chemie Leipzig aufzulaufen ohne danach von den LOK-Fans als Hexe verbrannt zu werden, hat noch dazu eine Reiseroute vorzuweisen, wo insbesondere Skandinavien-Rucksacktouristen vor Neid erblassen könnten.
Erst in Norwegen die Clubs Lillestrom SK, Viking Staganvar und FK Molde trainiert, ging es anschließend über England (Brentford und Leeds u.a.) zum FC Malmö nach Schweden und schließlich nach Dänemark zu Aarhus GF.
Diese gewisse
Zurückgezogenheit eines Mannes, der als Spieler eine absolute
Tormaschine war und sogar (als einziger DDR-Nationalspieler in der Geschichte) in die All-Time-Hall-Of-Fame von Manchester
City aufgenommen wurde, passt auch sonst zum eher kühlen gebürtigen Thüringer. Denn auch in seiner Spielerkarriere war er jemand, der Medienrummel eher scheute und in seinen freien Tagen lieber mal an irgendwelchen einsamen norwegischen Felsenküsten seinem Hobby Angeln nachging, als sich auf irgendwelchen Pariser Fashion-Weeks von Paparazzis ablichten zu lassen. Hier wäre daher die Frage, ob er grade überhaupt Bock auf eine Bundesliga-Rückkehr hätte, steht er mit den Süddänen doch grade auf einem gemütlichen Platz 3 in der Liga. Falls doch, könnte allerdings insbesondere Fortuna Düsseldorf daran interessiert sein, den "verlorenen Sohn" nach Deutschland zurück zu holen, vielleicht ab übernächster Saison dann sogar in der Bundesliga.
PLATZ 11: JÜRGEN KLOPP (58, HEAD OF GLOBAL SOCCER - RED BULL)
Ob dies bei Jürgen Klopp gelingt, darf dann aber umso mehr angezweifelt werden, dennoch muss er natürlich in dieser Liste auftauchen. Denn als mittlerweile Head Of Global Soccer beim Leipzig-Mutterkonzern Red Bull gäbe es zumindest das minimal wahrscheinliche Szenario einer Rückkehr in die Bundesliga als kurzzeitiger Interimstrainer der roten Bullen. Dieses Szenario wäre aber nur dann realistisch, sollte der Club, z.B. am Ende der kommenden Saison, erneut Gefahr laufen, Europa zu verpassen und damit sein generelles Standing als deutscher Top-6-Club zu verlieren.
Ob dies aber tatsächlich eintritt, und Jürgen Klopp zu diesem Schritt (inklusive Auswärtsspielen im Signal Iduna Stadion, wo es in dem Fall mal durchaus den ein oder anderen Plastikbecher mal regnen könnte) bereit wäre, steht allerdings in den Sternen, ebenso wie auch eine mögliche Einstellung als Nationaltrainer, sollte die WM 2026 mit Julian Nagelsmann ein Flop werden. Und eine Rückkehr zu Borussia Dortmund? Nun ja, so manch einer wartet ja auch nach wie vor auf ein neues Guns’n-Roses-Album in Originalbesetzung, einen Wiederaufbau der Berliner Mauer oder ein Re-Hype des Nintendo 64 auf dem deutschen Gaming-Markt. Und ob die BVB-Fans ihn nach seinem sehr polarisierenden Wechsel zu Red Bull überhaupt noch zurück haben möchte? Die Reaktionen einiger BVB-Spielerlegenden auf seinen RB-Wechsel könnten dies zumindest in Frage stellen:
PLATZ 10: DANIEL FARKE (48, LEEDS UNITED - ENGLAND)
Und eine Rückkehr von Daniel Farke zu Borussia Mönchengladbach? Obwohl sein letztes Spiel mit den Fohlen grade mal zwei Jahre her ist, stellt sich hier so mancher Bundesligafan da schon fast die Frage "Wer war das nochmal?", so graumäusig die Borussia unter ihm teilweise spielte. Von den englischen Medien wurde er hingegen liebevoll als The Liftboy betitelt, aufgrund der Tatsache, dass die Clubs, die er trainierte Jahr für Jahr wie ein Fahrstuhl zwischen Liga eins und zwei hin und her wanderten.
Rauf und runter trudelten dort seine Clubs, alleine mit Norwich City schaffte er in 4 Jahren zwei mal den Aufstieg in die Premier League, um beide Male schließlich sang- und klanglos auf dem letzten Platz wieder abzusteigen. Dies hatte zur Folge, dass einige Fans seines aktuellen Clubs Leeds United diesen Sommer schon gefordert hatten, dass man ihn trotz einer sensationellen 100-Punkte-Aufstiegssaison auf Platz eins entlässt, weil mein sich in Augen dieser Fans schon vorstellen konnte, wie die nächste Saison ausgehen könnte.
Die Frage wäre daher momentan eher, für welchen Zweitligisten die Rolle als Fahrstuhlclub schon beinahe ein Segen wäre, man denke hier zum Beispiel an den großen FC Schalke 04 für die ein so erfahrener Trainer wie Daniel Farke in der Tat ein interessanter Kandidat sein könnte, insbesondere nach den vielen Newcomern, die sich die letzten Jahre vergeblich in Gelsenkirchen versucht hatten. Denn fest steht, dass der sonst so ruhig wirkende Trainer durchaus auch mal aus der Haut fahren kann, wenn ihm etwas nicht passt, wie diese legendäre Pressekonferenz unter anderem beweist:
PLATZ 09: RALF RANGNICK (67, NATIONALTRAINER ÖSTERREICH)
Wenn sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München fahren. Wenn sie flotten Fußball sehen wollen, sind sie bei uns in Hoffenheim genau richtig. Für diese und andere Sprüche ist Professor Fußball, wie ihn viele nennen berühmt, so berühmt, dass selbst der FC Bayern nicht zu stolz war, ihn nach der Freistellung von Thomas Tuchel nochmal im Hinblick auf einen Cheftrainer-Job anzufragen. Wie viele andere, sagte Ralf Rangnick den Bayern ab, mit der Begründung, dass er sich derzeit als Trainer der Österreicher so wohl fühle wie einst Beethoven im lauten Straßenverkehr von Wien. Schließlich lebe ich auch mittlerweile in Salzburg und da fühlt man sich ja schon beinahe wie ein - ähm - Österreicher, so er in einem Interview mit dem bayrischen Rundfunk. Oh je, wollte da jemand fast sagen: da fühlt man sich ja schon beinahe wie in Österreich?
🚨 Ralf Rangnick has confirmed he has been contacted by Bayern Munich about potentially becoming their next manager. pic.twitter.com/P7eynkgjnC
— Sky Sports News (@SkySportsNews) April 24, 2024
Wie dem auch sei, ist im Falle Rangnick eine Rückkehr in die Bundesliga eigentlich nur vorstellbar, sollte er sich mit dem österreichischen Verband verkrachen, z.B. bei einer Nicht-Qualifizierung Österreichs für die WM 2026. Auch dann ist für den Mann, der die Taktiktafel (wie auch Plastikclubs wie Leipzig und Hoffenheim) im deutschen Fernsehen salonfähig gemacht, eine Rückkehr als Trainer eher unwahrscheinlich. Wahrscheinlich könnte aber eine Rückkehr als Manager sein, wenn z.B. RB Leipzig an die letzte Horrorsaison anknüpft und man merkt, dass man neben Jürgen Klopp noch eine weitere große Persönlichkeit braucht, um nicht Gefahr zu laufen, trotz der Finanzvorteil so wie Wolfsburg und Hoffenheim im grauen Liga-Mittelfeld zu enden.
Auch das Thema Schalke 04 oder Hertha BSC könnte immer dann zum Thema werden, sollte Rangnick, einst mit Ulm groß geworden, nochmal Lust zu haben, einen Club zu übernehmen, den er neu aufbauen kann und bei dem er völlig freie Hand hat. Hertha hat er nun zunächst einmal abgesagt, welche Mittel Schalke auf einmal wieder haben könnte, um ihm als letzten Retter des Vereins die Schlüssel zu allem überreichen, bleibt abzuwarten. Immerhin hat Rangnick die Königsblauen ja schon einmal trainiert - zugegeben zu einem Zeitpunkt, wo das Saisonziel noch nicht "Klassenerhalt zweite Liga" lautete.
PLATZ 08: KOSTA RUNJAIC (54, UDINESE CALCIO - ITALIEN)
Runajic? Den gibt's noch? Dieses und ähnliches werden sich jetzt manche Bundesligafans wohl denken. Dennoch ist der Aktienkurs des ehemaligen
Lautern- und 1860-München-Trainers nämlich grade so hoch wie nie.
Bis auf Platz 12 brachte er den chronisch abstiegsgefährdeten Club
Udinese Calcio nämlich und der Serie A und begeisterte zuzüglich noch
mit einem grade für die italienische Liga äußerst erfrischenden
Fußballs. Ebenfalls für Runjaic spricht, dass seine
Auslands-Travelerroute karrieretechnisch sehr stringent verlief: Erst
mit Pogon Stettin zwei mal dritter, dann mit Legia Warschau
Vizemeister, landete er nach Jahren harter Arbeit dann schließlich doch in einer der europäischen Top-5-Ligen. Insofern ist es hier durchaus denkbar, dass zumindest ambitionierte Zweitligisten wie Darmstadt, Kaiserslautern, Bochum oder Kiel Interesse an ihm bekommen könnten. Ob es aber am Ende für das Bundesliga-Trainer-Game reicht? Nun ja - um es mit den Worten von Kosta Runjaic zu sagen: Definitiv ein schwieriges Spiel - aber vor allem auch kein einfaches Spiel.
PLATZ 07: SANDRO SCHWARZ (46, NEW YORK RED BULLS - USA)
Und wer erinnert sich noch an Sandro Schwarz? Sicherlich der ein oder andere Hertha-Fan, obgleich der geplante Berliner Weg nach der wilden Zeit unter Windhorst und Klinsmann mit ihm dann letztendlich auch nicht wirklich erfolgreicher wurde. Zu sehr lag das Chaos noch im Club, was nicht zuletzt beweist, dass sein damaliger Sportmanager Fredi Bobic sich nach wie vor im Rechtsstreit um eine Abfindung mit der alten Dame befindet. Dadurch, dass Sandro Schwarz, der zuvor auch Mainz 05 von 2017-19 trainiert hatte, dann wenig später auch entlassen wurde, ist leider auch seine Aktie in der Bundesliga seitdem ein bisschen verbrannt – und das obwohl er wenige Jahre zuvor mal als eines der heißesten Trainertalente Deutschlands gehandelt wurde (in einer Zeit, wo das allerdings auch auf Trainer wie Florian Kohfeldt zutraf).
Mittlerweile ist er übrigens in New York bei Leipzigs
Partnerclub New York Red Bulls aktiv, ein möglicher Wechsel
zu RB Leipzig und eine damit einhergehende Rückkehr nach
Deutschland in naher Zukunft wäre also gar nicht so
unwahrscheinlich, sollte der Neue Leipziger Weg mit Ex-Bremen-Trainer Ole Werner ein vorzeitiges Ende finden. Ob es mit Sandro Schwarz dann allerdings besser laufen wird als unter der Leitung seines Jugendfreunds und Trauzeugens Marco Rose (Vorgänger von Ole Werner) sei mal dahingestellt. Zu wünschen wäre es dem ansonsten extrem bodenständigen und sympathischen Trainer, dem man zu Hertha-Zeiten höchstens mal vorwarf zu nett zu den Spielern zu sein, natürlich in jedem Fall.
PLATZ 06: THOMAS LETSCH (56, RB SALZBURG - ÖSTERREICH)
Und noch ein Trainer, wo man darüber diskutieren könnte, inwiefern man ihn überhaupt als "Auswanderer" bezeichnen kann, lebt er doch derzeit in einem kleinen Dorf an der bayrischen Grenze, von wo aus er den Club RB Salzburg trainiert. All zu weit ist er also mit seinen Auswanderungsgedanken noch nicht gekommen, aber man möchte ja klein anfangen - erst Salzburg, dann Linz, dann Wien - um dann irgendwann mit 99 Jahren mal in Klagenfurt zu landen und sich sagen zu können: Nun habe ich die weite Welt gesehen.
Oder liegt der Nabel der Welt, obgleich keine Weltstadt - wie Grönemeyer sagen würde - dann doch in Bochum? Hier konnte Thomas Letsch zumindest in seinem ersten Jahr sehr überzeugen, das verflixte zweite Jahr war es dann allerdings, was ihn den Trainerjob kostete, obwohl er bereits vorher mit dem stark abstiegsbedrohten Verein Vitesse Arnheim auch in den Niederlanden (Platz 4 und 6) durchaus überzeugen konnten. Dass die Ungeduld der Bochumer den Abstieg ein Jahr später dann allerdings auch nicht verhindern konnte, spräche zumindest für Thomas Letsch als Feuerwehrmann für struggelnde Erstligisten im Abstiegskampf. Und davon gibt es ja bekanntlich jede Saison mindestens drei, dagegen hingegen leider nur "Einen Friedhelm Funkel." Oder eben einen Thomas Letsch, dessen Vita zumindest anmutet, eines Tages eine ähnliche Marktlücke füllen zu können.
OFFIZIELL: Unser neuer Cheftrainer heißt Thomas Letsch!
— FC Red Bull Salzburg (@RedBullSalzburg) December 18, 2024
Der 56-jährige Deutsche unterschreibt einen Vertrag bis 30. Juni 2027 und wird im Zuge des Trainingsauftakts am 03. Jänner offiziell vorgestellt.
Willkommen zurück, Thomas!
PLATZ 05: THOMAS TUCHEL (51, NATIONALTRAINER - ENGLAND)
Bei Thomas Tuchel scheint die Traineraktie gefühlt mehr und mehr zu sinken. Absolut entscheidend für ihn ist daher derzeit seine Arbeit als englischer Nationaltrainer. Sollte es hier allerdings auch an Zerwürfnissen mit englischen Medien, bzw. dem englischen Verband kommen, sollte selbst der letzte Wald- und Wiesenclub in Deutschland merken, dass Tuchel zweifelsohne eine der taktisch besten deutschen Trainer des 21. Jahrhunderts ist, aber eben leider auch ein Trainer mit dem es sehr schwierig ist zu arbeiten.
Was man Tuchel allerdings zu gute halten muss, ist dass er auch immer bei Vereinen gearbeitet hat, wo es für einen Trainer mit eigenem Kopf maximal unangenehm zu arbeiten ist: Der Posten unter Aki Watzke beim BVB als Nachfolger von Jürgen Klopp war hier schon extrem undankbar, die Jobs der Mäzengeführten Vereine Paris und Chelsea dann aber noch einmal um so mehr.
Ebenso kann man darüber diskutieren, ob
für einen Trainer, der so sehr bei Transferentscheidungen mitreden
möchte, ausgerechnet der FC Bayern eine kluge Wahl war und nicht ein Club, wo er - ähnlich wie Ralf Rangnick einst in Hoffenheim und Leipzig - eben keinen Max Eberl oder Uli Hoeness über sich hat. Sollte Tuchels Mission Weltmeisterschaft 2026 - beziehungsweise (denn an nichts anderem wird er in England gemessen) den Weltmeistertitel mit einem der talentiertesten Kader der Welt zu holen - also scheitern, könnte ihn möglicherweise selbst die Erkenntnis ereilen, dass Jobs, wo er weniger Druck und dafür mehr Einfluss hat, vielleicht einfach besser zu ihm passen. Falls das so kommt, könnten tatsächlich noch einmal Clubs der Größenordnung Leipzig oder Leverkusen für ihn interessant werden und damit auch eine Rückkehr in die Bundesliga.
PLATZ 04: MARKUS GISDOL (55, KAYSERISPOR - TÜRKEI)
So wie Tuchel menschlich als eher schwierig gilt, ist Markus Gisdol alias „Die Gisdole“ ist sicherlich einer der Trainer, den Bundesligafans verein-unabhängig am liebsten wieder in der Bundesliga sehen würde. Mit seiner lockeren Art und seine Fannähe zählt der gebürtige Schwabe nämlich nachwievor zu einem der beliebtesten deutschen Trainer. Dennoch verschlug es auch es auch ihn, nachdem seine letzten beiden Stationen HSV und Köln eher so lala funktionierten, ins Ausland, in dem Fall in die türkische Süper League. Samsunspor (kein Marketing-Projekt des Telefonherstellers Samsung) hieß hier seine letzte Station, bevor er diesen Sommer zum Ligakonkurrenten Kayserispor wechselte, den er ab der nächsten Saison übernehmen wird.
Sollte es zu einer Rückkehr
von Gisdol in die Bundesliga kommen, sollte diese allerdings
definitiv bald geschehen denn noch ist Gisdol bei Transfergerüchten
um kommende Trainer zumindest immer noch am Rande im Gespräch.
Allerdings steht für ihn, neben sportlichen Ambitionen, auch die
Lebensqualität in Frage ganz nach seinem Motto „Kein Stress“,
ein Wortlaut, den man von ihm recht häufig in Pressekonferenzen
hörte. Könnte daher vielleicht sogar ein von der Medienlandschaft
eher ruhigerer Verein wie Hoffenheim oder Augsburg interessant sein,
sollten dort z.B. die Experimente mit Christian Ilzer oder
Sandro Wagner schief gehen? Oder bleibt es doch die Türkei - beziehungsweise wird er zum neuen Kaiser von Kayserispor?
PLATZ 03: HANSI FLICK (60, FC BARCELONA - SPANIEN)
Um Vereine brauch man im Falle einer Bundesliga-Rückkehr wohl eher weniger zu spekulieren, denn ebenso wie es wohl keine Rückkehr in den DFB geben wird, wird es wohl auch kein Bundesligist werden, dem sich der Sextuple-Gewinner von 2020 nochmal widmen wird, außer - vielleicht eines Tages doch noch mal Bayern?
Nicht zuletzt standen hier die Anzeichen vor seinem Wechsel zum FC Barcelona im Sommer 2024 schon mal gar nicht schlecht, auch weil die Führungsriege aus Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic, mit denen er sich vor seinem Abgang zerstritten hat, nur zwei Jahre später selbst ihren Hut nehmen musste.
Und brauch der FC Bayern vielleicht doch nochmal irgendwann einen neuen Jupp Heynckes, einen Trainer, vor dem jeder – vom Führungsspieler bis zum Greenkeeper – ob seines unfassbaren Erfolges 2020 maximalen Respekt halt, den man aber möglicherweise sogar im höheren Alter immer wieder mal holen kann, wenn im FC Hollywood wieder mal der Baum brennt.
Was passiert z.B., sollte Noch-Trainer-Neuling Vincent Kompany in seiner zweiten Saison überraschend einbrechen und abermals Ziele wie den DFB-Pokal oder die Champions League früh verspielen? Wie jeder weiß, ist konstanter Erfolg bei den Bayern absolute Pflicht, und dafür, wie auch für eine beispiellos-gute Menschenführung, steht der aktuelle spanische Meister und Pokalsieger sicherlich wie kaum ein anderer Bayern-Trainer der letzten 10 Jahre.
🚨 𝗢𝗙𝗙𝗜𝗖𝗜𝗔𝗟: BARCELONA HAVE WON LA LIGA TITLE! 🏆
— Football Tweet ⚽ (@Football__Tweet) May 15, 2025
🏆 Spanish Super Cup ✅
🏆 Copa del Rey ✅
🏆 La Liga ✅
Hansi Flick has won the domestic treble in his first season with the club. ✅ pic.twitter.com/0crqXG0Ilm
PLATZ 02: THOMAS REIS (51, SAMSONSPOR, TÜRKEI)
Dieser zweite Platz im Ranking mag vielleicht etwas überraschend sein, noch überraschender war allerdings, was er mit dem – von Markus Gisdol übernommenen – türkischen Cub Samsunspor geschafft hat. Denn wo Gisdol den Verein aus der efeuumrankten Küstenstadt noch mit Mühe in der Liga gehalten hat, schaffte Thomas Reis hier in der abgelaufenen Saison einen sensationellen dritten Platz – vor Platzhirschen wie Basaksehir und Besiktas.
Auch seine Leistung bei Bochum war beeindruckend, führte er den Verein von der dritten bis in die ersten Liga – und sind wir ehrlich – seine Entlassung dort hat sich für den Verein letztendlich nicht bezahlt gemacht, was schließlich nach zahlreichen weiteren erfolglosen Trainerwechseln letztlich zum Abstieg führte. Der einzige kleine Dämpfer in Reis’ Karriere war dann höchstens seine kurze Amtszeit beim FC Schalke 04.
Da diesen Dämpfer dort allerdings in den letzten 10 Jahren auch gefühlt 50 andere Trainer erlebt haben, sollte dies seinem Standing nicht all zu sehr geschadet haben, weswegen eine baldige erfolgreiche Rückkehr in die Bundesliga mehr als wahrscheinlich ist. Insbesondere Clubs der Größenordnung HSV, Köln, Union Berlin oder St. Pauli könnten hier passen.
PLATZ 01: FABIAN HÜRZELER (32, BRIGHTON & HOVE ALBION, ENGLAND)
Bei keinem anderen Trainer ist es jedoch so wahrscheinlich, dass dieser in naher Zukunft einen Bundesligisten, wenn nicht sogar einen Champions-League-Verein in Deutschland trainieren wird, wie bei diesem mit Abstand jüngstem Trainer in dieser Liste. Nicht nur, dass er mit grade mal 32 Jahren den FC St. Pauli mit einen taktisch hochinnovativen Spielstil in die Bundesliga führte, er setzte zudem genau diesen Spielstil in der Premier League nahtlos fort, mit dem er mit Platz 8 nur knapp das europäische Geschäft verpasste und Vereine wie Manchester United und Tottenham weit hinter sich ließ.
Hinzu ist sein an Roberto de Zerbis
4-4-2-Pressing, bei dem die Stürmer auch defensive Aufgaben, wie
z.B. die Außenverteidiger herauszufordern, haben, derzeit maximal im
Trend, somit für alle Vereine interessant, die nicht final über
Einzelspieler, sondern übers taktische kommen, aber dennoch
Ambitionen haben, auch spielerische Lösungen zu finden. Die Liste an
möglichen Vereinen für Hürzeler ist daher lang, Leverkusen,
Dortmund, Wolfsburg, Leipzig, Bremen, Hoffenheim, Stuttgart – all
das könnten Vereine sein, wo der Name Hürzeler auf jeden Fall in
den nächsten Jahren als Name auftauchen könnte.