Die Frauen-EM hat begonnen und damit die große Chance für das deutsche Team, das enttäuschende Gruppenphasen-Aus bei der WM 2023 wieder gut zu machen und an die großartige Leistung bei der EM 2022 anzuknüpfen bei der man es am Ende bis ins Finale schaffte. Doch wie hoch stehen diesmal die Chancen für unsere DFB-Frauen, die Gruppenphase zu überstehen und möglicherweise sogar ein zweites Mal in Folge bis ins Finale zu kommen? Schafft man es auch 2025 wieder eine ähnliche Begeisterung bei den Fans zu entfachen wie 2022, wo es gelang - auch dank einer extrem sympathischen und authentischen Mannschaft – dem Frauenfußball in Deutschland eine Aufmerksamkeit zu verschaffen wie noch nie zuvor. (Bild: IMAGO / Bildbyran)
Hier zunächst mal ein Blick auf die drei deutschen Gruppengegner:
Polen
Für die polnische
Nationalmannschaft ist es die erste EM-Teilnahme überhaupt, dennoch
hat sie durchaus das Potenzial, eine der großen Überraschungen des
Turniers werden. Herz der Mannschaft ist natürlich Stürmerin Ewa
Pajor. Ganze neun Jahre (von 2015 bis 2024) ging sie für den VFL
Wolfsburg auf Torejagd und gewann mit den Wölfen fünf
Meisterschaften, wie auch ganze neun mal den DFB-Pokal. 2019 und 2024
war sie zudem Bundesliga-Torschützenkönigin, wie auch 2023
Champions-League-Torschützenkönigin. Seit 2024 ist sie nun
Stürmerin Nr. 1 beim FC Barcelona, der aktuell vielleicht besten
Frauenfußball-Mannschaft der Welt.
Dennoch ist sie nicht der alleinige Star bei unseren östlichen Nachbarn. Auch Spielerinnen wie Sylwia Matysik, Martyna Wiankowska und Adriana Achsinka kennt man aus der Bundesliga, dazu noch Kapitänin Tanja Pawollek, die seit diesem Sommer beim Aufsteiger 1. FC Union Berlin spielt, nachdem sie vorher fünf Jahre lang bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag stand.
Zudem hat Polen die jüngste Trainerin des Turniers: Nina Patalon, grade mal 39 Jahre alt und dennoch schon 2011 Assistenztrainerin in der polnischen Jugendnationalmannschaft, nachdem sie zuvor mit bereits 25 Jahren ihre Profikarriere aufgrund einer langwierigen Verletzung beenden musste.
Die polnische Nationalmannschaft hat zudem nichts zu verlieren - ganz im Gegenteil: Für viele Fans gelten die Polen derzeit als die Vorreiter schlechthin, was den Frauenfußball im Ostblock angeht, wo es der Frauenfußball bis vor wenigen Jahren noch sehr schwer hatte. Für viele weitere aufstrebende Nationen aus Osteuropa wie Tschechien, Serbien und Slowenien gelten die Polen somit als Vorbild und somit bei dieser EM nicht nur auf einer sportlichen, sondern auch ein Stück weit auch auf einer gesellschaftlichen Mission unterwegs.
Am 4. Juli um 21:00 Uhr werden die Polen auf die DFB-Elf treffen, ein Spiel, was für beide Teams schon extrem entscheidend werden könnte, bevor dann mit Dänemark und Schweden die nächsten Gegner warten.
Dänemark
Ein großes Fragezeichen ist derzeit allerdings die dänische Nationalmannschaft. Zwar hat man mit Pernille Harder eine der aktuell besten offensiven Mittelfeldspielerinnen der Welt im Kader, zeitgleich hat man aber auch mit einer Menge Chaos rund um die Trainerposition zu kämpfen. Hier hat nämlich erst kürzlich Andree Jeglertz den Posten des langjährigen dänischen Nationaltrainers Lars Sondergaard übernommen - nur um grade mal vier Wochen vor Turnierbeginn mit Jakob Michelsen schon wieder seinen Nachfolger vor die Nase gesetzt zu bekommen. Warum man hingegen nicht gleich mit Michelsen in die EM startet sondern meint, das Turnier jetzt noch irgendwie mit dem zu Manchester City abwandernden Jeglertz durchziehen zu müssen, verstehen weder Fans noch Mannschaft, so dass die Stimmung im Team aktuell eher unruhig ist.
Andrée Jeglertz will not extend as the Danish National team manager and will become #ManCity's manager, according to @muminovic88.
— MCWFC Xtra (@MCWFCXtra) June 3, 2025
Des Weiteren kritisieren viele den Spielstil von Jeglertz als "sehr eindimensional" und extrem abhängig von den Flankenabnahmen von Pernille Harder oder schnellen Konterläufen von Außenspielerinnen wie Frederikke Thögersen oder Janni Thomsen.
Auch bei der letzten EM 2022 war man mit Deutschland mit einer Gruppe und bekam von der DFB-Elf mit einem 0 : 4 erstmal saftig einen auf die Nase, wohingegen man bei der anschließenden WM 2023 dann aber zumindest das Achtelfinale erreichte. "Player To Watch" könnte allerdings Stine Ballisager werden, die diesen Sommer von der Florentina zum FC Bayern wechseln wird, wie auch Josefine Hasbo, einer extrem vielseitigen Mittelfeldspielerin, die zuzüglich während der letzten Nations League noch ihren Abschluss in Harvard gemacht hat und damit die erste Absolventin der weltbekannten Elite-Uni ist, die bei einer EM dabei ist.
Grundsätzlich wird es bei Dänemark darauf ankommen, wie die Mannschaft ins Turnier findet, wo es zunächst einmal darum geht sich am Erzrivalen Schweden für die erst kürzlich statt gefundene 1 : 6 Klatsche zu revanchieren. Am 8. Juli um 18:00 Uhr wird man dann auf Deutschland treffen und könnte hier dann schon bereits die entscheidenden Weichen für ein Weiterkommen stellen.
Schweden
Mit Schweden kommt am letzten Gruppenspieltag der härteste Gruppengegner auf Deutschland zu. In den letzten drei Turnieren schafften es die Schwedinnen mit ihrer extrem erfahrenen und eingespielten Mannschaft immer bis ins Halbfinale und natürlich ist die Sehnsucht nach mehr bei den Fans riesig. Ganze 41 Jahre ist es nämlich schon her, dass man den letzten großen Titel gewann, seitdem ist man immer wieder und wieder knapp davor gescheitert.
Auch ist der Sturm der Schwedinnen nicht nur auf einen Star zugeschnitten, sondern ist mit Fridolina Rolfö (FC Barcelona), Stina Blackstenius (FC Arsenal) und Johanna Rytting Kaneryd (FC Chelsea) gleich mit dreifacher Weltklasse besetzt. Nicht zuletzt war es Stina Blackstenius, die in der vergangenen Saison das entscheidende Tor im Champions-League-Finale schoss. Auch dahinter ist die schwedische Mannschaft geballt mit Erfahrung, wo ganz besonders auch noch FC-Bayern-Abwehrchefin Magdalena Eriksson der verlängerte Arm von Trainer Peter Gerhardsson ist, der die schwedische Nationalelf bereits seit 2017 betreut.
Als "Player To Watch" sollte man aber ganz besonders bei diesem Turnier auf die erst 20jährige Ellen Wangerheim achten, die das Potenzial hat vielleicht die (!) Überraschung des Turniers zu werden. Für ihren Verein Hammarby IF hatte die junge Flügelspielerin nämlich ganze 16 Torbeteiligungen in 25 Spielen, darunter alleine 12 in den letzten 10 Spielen.
Die DFB-Frauen werden daher am 12. Juli, um 21:00 Uhr definitiv vor einer großen Aufgabe stehen, wenn es gegen die Schwedinnen geht, so dass es gut wäre, das Weiterkommen möglichst schon in den beiden vorherigen deutlich leichteren Spielen klarzumachen.
Denn mit Schweden erwartet die deutsche Mannschaft hier definitiv schon ein Team, was gemeinsam mit Spanien, Frankreich und England zu den großen Turnierfavoriten gehören wird.
Alle Spiele werden sonst im Free TV sowohl in der ARD als auch im ZDF übertragen. Alle weiteren Infos hierzu findet ihr hier: Übertragung der Fußball-EM 2025: Alle Termine und Sendezeiten.
Bis dahin drücken wir der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft natürlich alle Daumen - auf dass es wieder bis ins Finale geht oder es für den Rekord-EM-Sieger (ganze acht EM-Trophäen seit 1989) vielleicht sogar mal wieder zu einem Titel reicht.