Die U21-EM ist zu Ende und um ein Haar hätte die DFB-Elf allen Paroli geboten, die daran gezweifelt haben, dass die deutsche Nachwuchsförderung nicht mit denen der Engländer und Franzosen mithalten kann. Doch selbst wenn es am Ende nicht ganz für den Titel gereicht hat, kann man nicht leugnen, dass die deutsche U21-Elf über weite Strecken mit beeindruckendem Offensivfußball überraschthat . Nick Woltemade, Nelson Weiper, aber auch Spieler, wie Paul Nebel, Rocco Reitz, Nathaniel Brown und nicht zuletzt U-21-Keeper Noah Atubolu sind dabei ganz besonders hervorzuheben und haben spätestens nach diesem Turnier alle Chancen der Welt, in einer DFB-Startelf der Zukunft eine entscheidende Rolle zu spielen. Probleme gibt es allerdings nach wie vor auf der Rechtsverteidigerposition, wo Nnamdi Collins insbesondere im Finale gegen England (2:3) gezeigt hat, dass es für ihn mindestens noch ein weiter Weg ist, auf dieser Position eines Tages mal einen Josua Kimmich zu ersetzen. An allen drei Gegentoren war er beteiligt, wobei es allerdings unfair wäre, ihm die alleinige Schuld dafür zu geben. Auch der Rest der Viererkette, wie auch des defensiven Mittelfelds war hier ähnlich konteranfällig wie die DFB-A-Nationalmannschaft im Nations-League-Halbfinale gegen Portugal (1:2) und zeigte wieder einmal, wo die Probleme liegen. (Bild: Imago Images | ZUMA Press Wire)
Der größte Erfolg, den man aus dieser U21 mitnehmen kann, ist aber sicherlich der, dass das Sturmproblem gelöst ist. Denn wenn man bedenkt, wie verzweifelt man jahrelang nach echten Neunern gesucht hat (so verzweifelt, dass Fans teilweise schon Zweitligastürmer wie Simon Terodde in die Nationalmannschaft reden wollten), ist man hier insbesondere in der Breite wieder hervorragend besetzt.
Neben Nick
Woltemade, dessen Entwicklungssprung so unfassbar war, dass sein Marktwert von geschätzt 10 Millionen Euro in einem halben Jahr auf 60 Millionen Euro aufgestiegen ist, ist hier bei diesem Turnier ganz klar Nelson Weiper hervorzuheben, ein
weiterer 1.91 großer grade mal 20jähriger Stürmer, der grade in
Zusammenspiel mit Woltemade ein Sturmduo bildet, welches man in
Deutschland seit den Klose-Podolski-Zeiten schon lange nicht mehr
gesehen hat.
Damit hat Deutschland endlich wieder zwei vielversprechende Mittelstürmer, zumal mit Keke Topp, Niccolo Tresoldi, Paris Brunner und Max Moerstedt ja sogar noch vier weitere große Talente im Sturmzentrum nachkommen. Dies und mehr gibt Hoffnung, dass es in naher Zukunft vielleicht doch wieder etwas werden könnten mit einem WM-Titel – und wenn nicht nächstes Jahr, dann vielleicht umso mehr bei der WM 2030 in Marokko, Portugal und Spanien.
Ähnlich wie bei meinem Artikel "Startelfs der Zukunft, Teil I", wo ich - gemessen an aktuellen Talenten und jungen Spielern mit Weltklasse-Potenzial - mögliche Startelfs anderer Nationen für eine EM 2032 zusammen gestellt habe - soll daher auch in diesem Artikel der Fokus etwas weiter in die Zukunft gelegt werden und zwar auf besagte WM 2030. Diesmal allerdings möchte ich meinen Blick dabei vor allem auf die außereuropäischen Teams richten, wie auch noch auf die ein oder andere mögliche Überraschungsmannschaft innerhalb Europas.
Sind die beiden südamerikanischen Schwergewichte Argentinien und Brasilien immer noch so stark wie früher oder drohen auch sie von der starken Jugendarbeit der Franzosen und Engländer abgehängt zu werden? Und welche Mannschaften dominieren derzeit den asiatischen und den afrikanischen Kontinent? Ist Mit-Gastgeber USA, der im Frauenfußball schon seit Jahrzehnten alles dominiert, langsam auf dem Weg auch im Herrenfußball zu einer ernstzunehmenden Größe zu werden? Verlieren wir keine Zeit, beziehungsweise: Time to built the future.
ARGENTINIEN (TITELWAHRSCHEINLICHKEIT 2030: 9/10)
Nach den goldenen Jahren unter Diego Maradona, die mit zwei WM-Finaleinzügen und einem Titel endete (1986 und 1990) befindet sich der aktuelle WM-Titelverteidiger wieder einmal am Ende einer Ära. Die Rede ist natürlich von der Ära unter Lionel Messi, dem vielleicht besten Fußballer, den es jemals auf diesem Planeten gegeben hat. Ähnlich wie nach dem Abgang von Maradona 1990, nach dem man als Argentinien ganze 24 Jahre brauchte, um überhaupt wieder in die Nähe eines WM-Finales zu kommen, muss die argentinische Mannschaft auch diesmal aufpassen nach dem Abgang ihrer Ikone nicht in ein Loch zu fallen und vor allem nicht jeden jungen Spieler als kommenden "Neuen Messi" zu bezeichnen, was argentinische Medien immer wieder ganz gerne tun. Einen noch sehr jungen Spieler gibt es aber in der Tat, dessen Name ebenfalls mit M beginnt und wo grade ganz Argentinien hofft, dass Real Madrid der Club werden könnte, der ihn ab nächster Saison zum neuen argentinischen Superstar Nr. 1 macht: Franco Mastuantono (17, River Plate) heißt das Wunderkind, dessen Dribbelkünste schon mit 15 Jahren so aberwitzig waren, dass die Königlichen ihn noch vor seinem 18. Lebensjahr für ganze 65 Millionen Euro verpflichteten.
Ansonsten darf man aber auch nicht vergessen, dass Lionel Messi die WM 2022 nicht alleine gewonnen hat. Drei Spieler waren hier neben ihm absolut entscheidend und grade in den K.O.-Spielen das magische Dreieck rund um "La Pulga". Mittelfeld-Motor Alexis MacAllister (26, Liverpool), sein offensiverer Partner auf der acht Enzo Fernandez (24, Chelsea), wie auch Messis Sturmpartner Julian Alvarez (25, Atletico Madrid) waren es, die nach dem Turnier 2022 in Katar zu absoluten Weltstars wurden und nicht umsonst mittlerweile zusammen einen Marktwert von über 275 Millionen bilden. Des Weiteren wurde Enzo, wie auf seinem Trikot steht, zum besten Newcomer des Turniers ausgezeichnet. Ein Fragezeichen muss man hingegen noch hinter den Namen Alejandro Garnacho (20, Manchester United) setzen. Der Flügelstürmer gilt zwar als weiteres überragendes argentinisches Talent, gilt aber als extrem (!) selbstbewusst und insbesondere sein damaliger Trainer Erik ten Hag sagte über ihn, "er müsse noch lernen, dass Profifußball ein Teamsport wäre", wobei er insbesondere auf seine provokanten Torjubel und Social-Media-Aktivitäten, wo er u.a. die Hymnen gegnerischer Clubs veralberte, anspielte.
Eine umso bessere Erziehung sollte hingegen Giovanni Simeone (22, Atletico Madrid) genießen. Die argentinische Mittelfeldlegende Diego Simeone ist nämlich nicht nur sein Vater, sondern auch sein Trainer bei Atletico Madrid, wo er seit 2011 im Amt ist. Dass Europas dienstältester Trainer bekannt dafür zu sein in seinem Spielstil "Der Pabst des Defensivfußballs zu sein", ändert aber nichts daran, dass mit seinem Sohn grade ein hochtalentierter torgefährlicher Stürmer heranwächst. Im defensiven Mittelfeld steht zudem Enzo Barrenechea (24, Valencia) ein weiterer Argentinier auf der Einkaufsliste von Atletico Madrid, ein bissiger Sechser, der nicht nur den Rojiblancos, sondern auch der argentinischen Nationalmannschaft extrem gut zu Gesicht stehen könnte. Ein weiteres extrem interessantes Mittelfeldtalent ist zudem Nico Paz (20, Como 1907) der im "Stadion mit Seeblick" von niemand geringerem als dem spanischen Welt- und Europameister Cesc Fabregas trainiert wird und sich dort mehr und mehr in den Fokus der ganz großen Clubs spielt.
🚨🇦🇷 Real Madrid’s decision on Nico Páz future, imminent… as all parties involved are expecting a verdict on €8m buy back clause very soon. pic.twitter.com/nTHvB1tVhz
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) June 2, 2025
In der Defensive sieht die Dichte an Stars dann schon überschaubarer aus, wobei dies auch bei der WM 2022 galt, wo ein Großteil der Innenverteidigung bei kleineren spanischen Vereinen spielte, man aber dennoch am Ende Weltmeister wurde. Aktuell haben Cristian Romero (27, Tottenham) und Leonardo Balerdi (26, Olympique Marseille) in der Innenverteidigung die Nase vorne, wären aber beide 2030 dann auch schon über 30. Nachkommen könnten Aaaron Anselmino (20, Chelsea), Neruen Perez (24, Porto) wie auch Julio Soler (20, Bournemouth) auf der Linksverteidigerposition.
Ein ganz großes Problem aber stellt sich derzeit auf der Torwartposition der Albiceleste dar. Zwar war Argentinien noch nie das Land der ganz großen Torhüter, fest steht aber auch, dass Argentinien das Finale gegen Frankreich (3:3 im Elfmeterschießen) bei der WM 2022 niemals (!) ohne ihren Schlussmann Emiliano Martinez gewonnen hätte. Dass aktuell alle drei Torhüter im argentinischen Nationalkader über 33 sind, wirkt dabei schon fast verantwortungslos, da es wirklich niemanden zwischen 20 und 27 gibt, der das Potenzial hat, den Welttorhüter langfristig zu ersetzen, wenn überhaupt vielleicht noch Leandro Brey (22, Boca Juniors) mit einem überschaubaren Marktwert von 1,5 Millionen. Daher sollte die vielleicht etwas abgegriffene Floskel "die Tore schießt die Offensive, die Turniere aber gewinnt die ..." vielleicht ein kleiner Warnschuss an die Albiceleste sein, was ihre Zukunftself angeht.

Argentinien 2030
BRASILIEN (TITELWAHRSCHEINLICHKEIT 2030: 9/10)
Wo aber könnte die Sehnsucht nach dem fünften WM-Titel größer sein als im Land des Sambas und des Capoeiras! Was sehnt man sich seit der 1:7-Schmach 2014 im eigenen Land wieder nach rauschenden Pokalpartys, wie man sie einst in Zeiten von Ronaldo, Rivaldo und Ronaldinho erlebt hat. Und was hat man bei der WM 2022 in der Gruppenphase offensiv begeistert, um dann wieder einzig und allein an sich selbst und seinen zu großen Egos zu zerschellen und damit nach 20 Jahren abermals ohne WM-Trophäe dazustehen. Nun aber soll der Mann kommen, der Egos wie kein anderer zu zähmen weiß: Don Carlo - die mittlerweile 66jährige Trainerlegende Carlo Ancelotti. Schließlich war er es, der selbst in der Post-Cristiano-Ronaldo-Ära die zerrütteten und zerstrittenen Real-Madrid-Stars immer wieder zu beruhigen wusste, was zwischen 2022-2024 für mal eben zwei Champions-League-Trophäen in zwei Jahren sorgte. Doch gelingt ihm das nach seinem Abgang bei den Königlichen auch mit der Selecao - dieser emotional mindestens genauso aufgeladenen Ansammlung an Stars und komplizierten Egos?
🚨🇧🇷 Ancelotti: “I’m gonna coach Brazil from May 26. Like everything in life, things come to an end. I enjoyed my time here”. pic.twitter.com/PoU7lHr6vK
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) May 13, 2025
Mit einigen Egos hat Carlo Ancelotti zumindest schon seine Erfahrungen gemacht, darunter Abwehrchef Eder Militao (27), wie auch das Sturmtrio aus Vinicius Junior (24), Rodrygo (24) und Endrick (20), die alle schon bei Real Madrid unter ihm gespielt haben. Doch auch wenn Vinicius Junior im letzten Jahr nur knapp hinter dem Spanier Rodri auf dem zweiten Platz der Ballon-d'or-Liste gelandet ist, sollten sich die drei Real-Stars ihrer Zukunft in der brasilianischen Nationalmannschaft nicht zu sicher sein. Denn grade im Sturm ist die Konkurrenz hier gigantisch, angefangen auf dem linken Flügel mit Igor Paixao (24, Feyenoord Rotterdam) bishin zu absoluten Top-Kalibern wie Gabriel Martinelli (23, Arsenal) und dem zuletzt unter Hansi Flick überragend aufspielenden Raphinha (28, Barcelona), 2030 dann allerdings auch schon 33.
Auf der rechten Seite lauern hingegen Savinho (21, Manchester City), Matheus Cunha (26, grade zu Manchester United gewechselt), wie auch Antony (25, FC Sevilla), wohingegen sich Evanilson (26, Bournemouth) und Joao Pedro (23, Brighton) grade ein gewaltiges Battle um die langfristige Sturmspitze in der Selecao liefern. Die größte Konkurrenz könnte aber auch hier aus Südamerika kommen, wo mit Vitor Roque (20) und Estevao (18) noch zwei weitere Riesentalente nachkommen. Beide spielten sie bei der Club-WM 2025 für ihren Heimatclub Palmeiras in der Startelf und schlossen ihre Gruppe dennoch am Ende mit Platz eins vor dem FC Porto und Inter Miami mit Lionel Messi ab.
Bei Brasilien liest sich allerdings auch die Defensive durchaus stark, wenn auch natürlich nicht ganz so stark wie die Offensive. Heißestes Innenverteidigertalent ist hier sicherlich aktuell Vitor Reis (19, Manchester City), ein Spieler, dem man es durchaus zutrauen könnte eines Tages in die Fußstapfen vom langjährigen Kapitän Marquinhos (30, Paris St. Germain) zu treten. Auch Gabriel (27, Arsenal), der trotz seines 75-Millionen-Preisschilds vielleicht unterbewertetste Innenverteidiger der Welt, wird wohl noch einige gute Jahre haben, desweiteren kommen Spieler wie Linksverteidiger Lucas Beraldo (21, Paris St. Germain), Innenverteidiger Murillo (22, Nottingham), Torhüter Luiz Junior (24, Stammkeeper bei Villareal), wie auch Rechtsverteidiger Wesley (21, Flamengo Rio de Janeiro) nach - eine definitiv sehr vielversprechende und vor allem sehr junge Defensivachse für die Zukunft.
Tatsächlich lässt sich nach abschließender Analyse keine wirkliche Schwäche ausmachen, da auch die Doppelsechs mit Joao Gomes (24, Wolverhampton) und Ederson (25, Bergamo), beziehungsweise Megatalent Andrey Santos (21, Chelsea) sehr vielversprechend besetzt ist - alles Spieler, die zwar noch einen Schritt vor Weltklasse sind, definitiv aber alle das Potenzial zu haben, diese in den nächsten Jahren noch zu erreichen. Brasilien daher schon bald wieder ein WM-Favorit? Aktuell vielleicht noch nicht das (!) völlig angsteinflößende Team, wie es z.B. Spanien derzeit hat, aber mit Sicherheit eines der spannendsten jungen Teams der Welt - ein Team, was auf allen Positionen hervorragend besetzt ist und unter dem richtigen Trainer definitiv auch schon bald wieder Chancen auf einen Weltmeister-Titel hätte.

Brasilien 2030
JAPAN (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 6/10)
Nun aber kommen wir zu den Exoten, den "Außenseiter"-Teams, die natürlich bei keiner WM fehlen dürfen und von denen es einige gibt, die vielleicht schon sehr bald keine "Außenseiter"-Teams mehr sein könnten. Hier ist auf dem asiatischen Kontinent definitiv Japan das Land, was im Fußball derzeit die größten Sprünge in Richtung Weltspitze macht. Nicht umsonst stehen beim FC Bayern, neben dem bereits verpflichteten Innenverteidiger Hiroki Ito mit Takefusa Kubo, Ritsu Doan und Kaoru Mitoma diesen Sommer gleich drei weitere Japaner auf der Einkaufsliste, wenn man den Gerüchten glauben mag. Dass ein Club wie die Bayern hier so stark auf die japanische Mentalität, gepaart mit Disziplin und Perfektionsdrang setzen, sagt schon einiges aus. Und so stark, wie die Japaner schon seit Jahrzehnten andere Bereiche, wie z.B. Architektur und klassische Musik dominieren, war es auch eigentlich nur eine Frage der Zeit bis dieses von den Fans her extrem fußballverrückte Land sich auch im Weltfußball durchsetzt, was nicht zuletzt auch Deutschland bei der WM 2022 schmerzvoll erfahren musste.
Und tatsächlich ist es mittlerweile auch nicht mehr so, dass aufstrebende Japaner nur noch bei Mittelklasseclubs wie - bei allem Respekt - dem VFL Bochum spielen. Stürmer Shuto Machino (25, Holstein Kiel) könnte diesen Sommer zum Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg wechseln, wohingegen andere Offensivspieler wie Kaoru Mitoma (28, Brighton), Takehiro Tomiyasu (26, Arsenal) und Daichi Kamada (28, Crystal Palace) alle längst bei Top-Clubs in England spielen. "Player to watch" ist aber ganz klar Torwart Zion Suzki (22, Parma Calcio), einer der talentiertesten jungen Goalkeeper der Welt, wo es nur noch eine Frage der Zeit sein sollte, bis ihn ein europäischer Top-Club signed. Ein absolutes Monster auf der Linie mit überragenden Reflexen:
Ansonsten sollte natürlich weiterhin Takefusa Kubo (24, Real Sociedad) der Führungsspieler der nächsten Jahre in der Nationalmannschaft werden - ein Spieler, der Japan bei den nächsten WMs durchaus auch mal in ein Viertelfinale führen könnte. Und ab da kann dann ja ohnehin alles passieren, siehe der Finaleinzug von Kroatien 2018.

Japan 2030
MAROKKO (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 8/10)
Noch einen Schritt weiter ist allerdings Marokko - von der Kaderqualität mittlerweile definitiv das stärkste Fußballland Afrikas. Hinzu ist der Verband weitaus besser organisiert als der vieler anderer afrikanischen Länder. Auch die Frauenfußball-Nationalmannschaft wird zum Beispiel stark gefördert, die Jugendmannschaften haben einen eigenen hochmodern ausgerichteten Campus und lokale Clubs wie Wydad Casablanca hinzu noch einen enormen Fansupport. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war dabei sicher der sensationelle Einzug ins Halbfinale bei der WM 2022, wo man u.a. Schwergewichte wie Belgien, Portugal und Spanien aus dem Turnier kegelte. Doch war das schon das absolute Maximum, was dieses Team erreichen kann?
Nun, wenn man auf den aktuellen Nachwuchs schaut, ist das Team um Paris-Superstar und Champions-League-Sieger Achraf Hakimi (26, Paris St. Germain) eher noch stärker geworden. Unter anderem hat man hier mit Eliesse Ben Seghir (20, AS Monaco), Brahim Diaz (25, Real Madrid), Amine Adli (25, Bayer Leverkusen), Abde Ezzalzouli (23, Betis Sevilla), Ilias Akhomach (21, FC Villarreal), Maroan Sannadi (24, Athletic Bilbao) und Sofiane Diop (25, OGC Nizza) eine Fülle an Top-Talenten im Sturm und auf den Flügeln, die so riesig ist, dass man gar nicht weiß, wen man da zu erst aufstellen soll.
Auch ein Doppelmittelfeld aus Bilal El Khannouss (21, Leicester City) und Ismael Saibara (24, PSV Eindhoven) hat gemeinsam jetzt schon einen Marktwert von 55 Millionen Euro und könnte sogar mit einem etwas defensiv denkenden Mittelfeldspieler wie Sofyane Amrabat (28, Fenerbahce) noch vervollständigt werden, der schon bei der WM 2022 einer der Spieler des Turniers war. In der Defensive würde natürlich weiterhin 80-Millionen-Mann Achraf Hakimi die Dinge lenken, gemeinsam mit Innenverteidiger Chadi Riad (22, Crystal Palace), Souffian El Karouani (24, FC Utrecht) und nicht zuletzt Ex-Bayern-Linksverteidiger Noussair Mazraoui (27, Manchester United).
Man könnte daher sogar so weit gehen hier rein von den Feldspielern schon bald von der stärksten afrikanischsten Mannschaft aller Zeiten zu reden, einzig und allein auf der Torwartposition gibt es derzeit noch bedarf, da Bono (34, Al-Hilal FC) bei einer WM 2030 eben schon 39 Jahre alt wäre, sich dahinter aber abgesehen von vielleicht noch El Mehdi Benabid (27) vom lokalen Platzhirschen Wydad Casablanca bislang noch niemand gefunden hat. Definitiv könnte aber Marokko für noch weitere Überraschungen sorgen, vielleicht sogar für einen Einzug ins Finale bei einem der kommenden Turniere.

Marokko 2030
Auf alle weiteren Nationen werde ich jetzt nicht mehr ganz so ausführlich eingehen, weil ich ihnen - zumindest, wenn es um einen Halbfinal oder Finaleinzug bei einer WM angeht - dann doch eher zu Außenseitern zähle. Da mich einige Leser darum gebeten haben, habe ich aber dennoch noch ein paar weitere schicke Startelfs der Zukunft zusammengestellt - Mannschaften irgendwo zwischen kompletten Wild Calls und möglichen Überraschungen der nächsten 5-7 Jahre.
ELFENBEINKÜSTE (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 6/10)
Für den aktuellen Afrika-Cup-Sieger Elfenbeinküste könnten die nächsten Jahre insofern interessant sein, dass insbesondere die Defensive extrem stark besetzt ist, weswegen ich hier auch eine Fünferkette aus den drei Innenverteidigern Wilfried Singo (24, AS Monaco), Ousmane Diamondé (21, Sporting Lissabon) wie den im Leverkusen-Meisterjahr herausragend aufspielenden Odilon Kossounou (24, Atalanta Bergamo) aufgestellt habe. Auch mit Emmanuel Agdabou (28, Wolverhampton) oder dem Ex-Frankfurter Evan Ndicka (25, AS Rom) hätte man hier gehen können. Als Player to watch würde ich hier aber ganz klar Amad Diallo (22, Manchester United) nennen, einem der wenigen Leistungsträger der Red Devils in der vergangenen Saison mit überragenden Anlagen im Dribbling auf dem rechten Flügel, wie auch in den Halbräumen. Auch Simon Adingra (23, Brighton & Hove Albion) und Evan Guessand (23, OGC Nizza) geben der Offensive ein durchaus vielversprechendes Gesicht mit Starpotenzial, einzig und allein das Mittelfeld und die Torwartposition fällt da ein bisschen ab.

Elfenbeinküste 2030
BELGIEN (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 8/10)
Bei Belgien hingegen ist man nach wie vor ein bisschen in Katerstimmung nach den goldenen - aber letztendlich titellosen Jahren - rund um Kevin de Bruyne, Eden Hazard und Romelu Lukaku (Artikel zur goldenen Generation) Dabei sehen die Zeichen mittlerweile gar nicht mehr so schlecht aus, dass zumindest auf lange Sicht auch wieder eine neue Goldene Generation heranwachsen könnte. ich würde sogar so weit gehen, dass meine Startelf der Zukunft von der Breite sogar noch stärker besetzt wäre, als die Belgien-Startelf von 2018. Alleine der Sturm hat mit Lois Openda (25, RB Leipzig) - dessen Bundesliga-Rekord schon jetzt bei 23 Toren liegt - Jeremy Doku (23, Manchester City) und Johan Bakayoko (22, PSV Eindhoven) schon wieder drei potenzielle Topstars zu bieten, dahinter die noch extrem jungen aber umso vielversprechenderen Talente Malick Fofana (20, Olympique Lyon), Lucas Stassin (20, AS St. Etienne) und Mika Godts (20, Ajax Amsterdam) (wer über letztere beiden Spieler mehr erfahren möchte, siehe unsere Shopping-Guides zu Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen).
Auch Amadou Onana (23, Aston Villa) entwickelt sich aktuell zu einem der besten Spieler der Premier League, insbesondere sein Spielverständnis ist für sein junges Alter überragend, wo ihm aber auch sein Arsenal-Kollege Romeo Lavia (21) in wenig nachsteht. Es wächst also wieder etwas heran, was mit den Innenverteidigern Zeno Debast (21, Sporting Lissabon) und Arthur Theate (25, Eintracht Frankfurt) wie auch dem erst 19jährigen Torwarttalent vom FC Chelsea Mike Penders noch einmal komplettiert werden würde.
Natürlich ist dieser Kader noch nicht so ausgereift, wie der Belgien-Kader der Zehnerjahre, könnte aber ab spätestens 2030 wieder so weit sein, als dass man um Titel mitreden kann, vielleicht nicht ganz auf einem Level wie Frankreich, Brasilien oder Spanien, aber auf jeden Fall auf einem Level mit Italien, Deutschland oder Niederlande. Und sollte es bei den Bayern mit Vincent Kompany mal nicht mehr klappen? Nun, dann hätte man als belgische Nationalmannschaft zuzüglich noch einen Trainer, der derzeit nicht nur einer der vielversprechendsten jungen Trainer Europas ist, sondern zuzüglich auch noch der Kapitän und die Identifikationsfigur der goldenen Generation der 10er-Jahre war: Vielleicht das letzte entscheidende Puzzle-Stück, was genau dieser goldenen Generation am Ende zu einem Titel immer gefehlt hat.

Belgien 2030
NORWEGEN (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 4/10)
Auch wenn ich für Norwegen (siehe mein Artikel: Goldene Generationen - Norwegen) bekanntlich einen kleinen Sweet-Spot habe, muss ich hier jedoch in Sachen Titelwahrscheinlichkeit natürlich ein wenig runter gehen, ist doch alleine die letzte Qualifikation für eine WM mittlerweile ganze 27 Jahre her.
Dennoch bleibe ich dabei zu sagen: Wenn, dann in den nächsten Jahren - zumindest wenn es darum geht, bei einem Turnier vielleicht die (!) große Überraschung zu werden, wie es z.B. 2022 Marokko war.
Insbesondere in der Premier-League tummeln sich nämlich mittlerweile neben den unbestrittenen Topstars Erling Haaland (24, Manchester City) und Martin Odegaard (26, FC Arsenal) auch einige andere hochinteressante Spieler, darunter Innenverteidiger Kristoffer Ajer (27, FC Brentford), wie auch Rechtsverteidiger Oscar Bobb (21, Manchester City), den ich in meiner Aufstellung und der Tatsache, dass er in seinem jungen Alter sicherlich noch formbar ist, jetzt mal auf die rechte Innenverteidigerposition gesetzt habe, um noch Platz für Dortmunds Julian Ryerson zu haben. Dazu hat man mit Antonio Nusa (20, RB Leipzig), Alexander Sorloth (29, Atletico Madrid), Osame Sahraoui (22, OSC Lille) und Megatalent Andreas Schjelderup (21, Sporting Lissabon), der bei der Klub-WM u.a. das Siegtor gegen Bayern schoss, sogar richtige Breite im Kader, was die Offensive angeht - ist also längst nicht mehr nur von dem Goal-Output von Haaland abhängig.
Diese Breite wird dann aber in der Defensive deutlich dünner und was die Torwartposition angeht, hat man eigentlich gar keinen, der auch nur ansatzweise internationale Klasse hat. Hier sehe ich auch nach wie vor den Grund, warum Norwegen sich auch mit Stars wie Haaland, Sorloth und Odegaard nach wie vor als Nationalmannschaft so extrem schwer tut. Erfolgreiche Turnieraußenseiter wie Wales (2016), Griechenland (2004) oder auch Marokko (2022) lebten halt alle insbesondere von ihrer starken Arbeit gegen den Ball und einer maximal unangenehm zu bespielenden Defensive und genau die fehlt Norwegen leider nach wie vor, ebenso wie ein wirklich im internationalen Spitzenfußball erfahrener Trainer der Marke Ole-Gunnar Solskjaer (Besiktas, Ex-Manchester-United), um noch einen weiteren Norweger ins Spiel zu bringen, den man vielleicht mal anfragen könnte.

Norwegen 2030
DÄNEMARK (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 6/10)
Weitaus ausgeglichener ist da schon der Kader der Dänen. Insbesondere ist man hier derzeit europaweit ganz oben, wenn es um junge vielversprechende Stürmer geht: Conrad Harder (20, Sporting Lissabon) sollte bei seinem Verein nach einem möglichen Abgang von Viktor Gyökeres definitiv Stürmer Nr. 1 werden, Mika Biereth (22, AS Monaco) sammelte derweile in der Ligue 1 seine Tore (insgesamt 13 2024/25) und Rasmus Hojlund (22, Manchester United) befindet sich zwar derzeit in einem Formtief, steht aber momentan vor einem Wechsel, respektive Neuanfang (siehe Artikel zu Rasmus Hojlunds Zukunft). Hinzu kommen noch Talente wie Gustav Isaksen (24, Lazio Rom), Matias Kvistgaarden (23, Brondby IF) wie auch der Ex-Frankfurter Jesper Lindström (25, FC Everton).
Ganz besonders herausstechend ist jedoch das Mittelfeld, wo man sich nicht mal ansatzweise Sorgen um einen Nachfolger für Christian Eriksen machen muss. Ganz vorne ist hier natürlich 50-Millionen-Mann Morten Hjulmand (25, Sporting Lissabon) zu nennen, aber auch daneben ist man mit Mikkel Damsgaard (24), Fabio Carvalho (22, beide Brentford), Patrick Dorgu (20, Manchester United), Matt O'Riley (22, Brighton), Morten Frendrup (24, CFC Genua) unglaublich breit besetzt, was die Zukunft angeht. Und hier ist mein Player To Watch noch nicht einmal dabei, nämlich Victor Froholdt (19, FC Kopenhagen): ein echter potenzieller "Neuer Christiansen Eriksen", der wie kaum ein anderer junger SpielerSpielverständnis mit Offensivgefahr verknüpft und derzeit eines der heißesten Talente der dänischen Liga ist:
Nur in der Defensive hinkt man aktuell trotz vielversprechenden Talenten wie Victor Kristiansen (22, Leicester City) und Rasmus Kristensen (27, Eintracht Frankfurt) noch ein bisschen der absoluten Weltspitze hinterher, zu rechnen sollte mit Dänemark als Überraschungsteam (zuletzt Halbfinalist bei der EM 2021) aber nachwievor, nicht zuletzt aufgrund des überragenden Mittelfelds.

Dänemark 2030
SENEGAL (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 6/10)
Und zuletzt noch ein drittes spannendes afrikanisches Team: Der Senegal rund um ihren absoluten Starspieler Nicholas Jackson (23, FC Chelsea) - mit einem Marktwert von 50 Millionen und einer überragenden Physis schon jetzt der (!) Nachfolger von Sadio Mané und damit vielleicht schon bald einer der größten Fußballstars Afrikas. Doch auch um ihn herum sind Spieler auf absolutem Top-Level im Kommen: Flügelflitzer Assane Diao (19, Como) und Iliman Ndiaye (25, Everton), wie auch Innenverteidiger Bafodé Diakité (24, Lille) und Mamadou Sarr (19, Chelsea). Generell könnte die Silbe "Sarr! Sarr! Sarr!" zu dem Stadion-Schlachtruf der Senegalesen bei den kommenden Turnieren werden, denn auch im Mittelfeld könnten mit Ismaila Sarr (27, Crystal Palace) und Pape Mata Sarr (22, Tottenham) noch zwei weitere "Sarrs" schon bald für die senegalesische Nationalmannschaft auflaufen - alles Spieler mit einem Marktwert von mindestens 20 Millionen Euro - Senegal = Das Ensemble der Supersarrs, wenn man es so will. Generell gibt es wenige Positionen, abgesehen vielleicht von der Rechtsverteidigerposition, wo der Senegal keine Spieler hat, die in internationalen Top-Clubs spielen, daher sollte auch diesem westafrikanischen Land bei kommenden Turnieren einiges zuzutrauen sein.

Senegal 2030
USA (Titelwahrscheinlichkeit 2030: 5/10)
Und Gastgeber USA? Hier sieht man leider bei der diesjährigen ebenfalls dort stattfindenden Klub WM, dass trotz aller Bemühungen der Fußball im Land der großen Träume nicht wirklich mit anderen Sportarten wie Basketball oder American Football mithalten kann. Trotz Lionel Messi wurde Beckham-Club Inter Miami mit 4 : 0 von Paris St. Germain vermöbelt, andere amerikanische Clubs wie Los Angeles FC waren sogar bereits in der Vorrunde chancenlos.
Des Weiteren sind die Stadien, trotz Studenten-Dumping-Angeboten, weitesgehend leer, beziehungsweise hätten wahrscheinlich fast Corona-Geisterspiel-Atmosphäre, wenn da nicht die südamerikanischen und asiatischen Fans wären, die zumindest noch ein bisschen für Stimmung sorgen und Gianni Infantinos' Lieblingsbaby von der Aufmerksamkeit her von einem Totalflop retten.
Und ob die Nationalmannschaft der vereinigten Staaten dies nächstes Jahr bei der Heim-WM ändern kann? Zumindest hat man sich bei der WM in Katar 2022 schon einmal (u.a. mit einem 0 : 0 gegen England) ganz gut präsentiert, grade Mittelfeldspieler wie Weston McKennie (26, Juventus Turin) und Yunus Musah (22, AC Mailand) fielen hier positiv auf. Was den Amerikanern aber nach wie vor total fehlt ist ein echter Goalgetter, ein Mittelstürmer der Marke Harry Kane. Dass ich hier nach langem Suchen schließlich bei Augsburgs größter Geldverbrennung der Vereinsgeschichte Ricardo Pepi landete, sagt dann schon einiges aus. Zu seiner Verteidigung muss man aber auch sagen, dass er es bei der PSV Eindhoven in der letzten Saison (11 Tore) in der holländischen Liga auch ganz gut gemacht hat.

USA 2030
Dass die USA aber in den nächsten fünf Jahren schon so weit ist, ernsthaft um einen WM-Titel mitspielen zu können, halte ich für unwahrscheinlich. Hier sind für mich die Gewinner dieses zweiten Startelfs der Zukunft Teils ganz klar Brasilien, Argentinien und nicht zuletzt Marokko, denen ich aufgrund ihres Mix's aus maximaler Fußballeuphorie, riesiger über Jahrzehnte gewachsene Fankultur, Heimvorteil (die WM 2030 findet u.a. in Marokko statt) und einem Top-Kader an jungen Talenten bei diesem Turnier alles zutraue - vielleicht sogar den WM-Titel.