Eine neue Zeit bricht an. Eine Zeit, wo noch niemand weiß, ob sie aus Leverkusen wieder den Club machen wird, der irgendwo im oberen Mittelfeld der Liga um die Champions-League mitkämpfen wird oder auch weiterhin Bayern-Jäger Nummer eins sein wird. (Bild: IMAGO / Jan Huebner)
Mit dem Abgang von Xabi Alonso ist nun zumindest klar, dass man keine Spieler mehr holen kann mit dem Argument, sie würden dort von einer der größten spanischen Mittelfeldlegenden trainiert werden. Dies wurde auch schnell den Verantwortlichen rund um Fernando Carro klar, nicht umsonst bemühte man sich in Leverkusen bis zum bitteren Ende um die Verpflichtung von Cesc Fabregas, der mit Xabi Alonso gemeinsam Welt- und Europameister wurde. Leider entschied sich Alonsos ehemaliger Teamkollege dann aber gegen einen Wechsel an den Rhein. Stattdessen holte man den Niederländer Erik ten Hag, der bei Ajax Amsterdam einst einen ähnlichen Breakout hatte wie Alonso, dessen Glanz bei Manchester United dann allerdings ein bisschen abflachte.
Welcome to Bayer 04 Leverkusen, Erik ten Hag! 👊⚫️🔴 pic.twitter.com/Nj2ErK6Wsx
— Bayer 04 Leverkusen (@bayer04_en) May 26, 2025
Inwiefern aber wird das alles Auswirkungen auf die Transferstrategie haben, nun wo mit Jeremie Frimpong, Jonathan Tah und Florian Wirtz drei der wichtigsten Spieler der letzten Jahre den Verein verlassen haben? Gibt es überhaupt eine winzige Hoffnung, dass Leverkusen auch in den nächsten Jahren wieder um die Meisterschaft mitspielen kann? Hier wieder mal ein kleiner Blick in die Glaskugel.
Abschied von einer Legende:
Es war der 14. April 2024, als man in Leverkusen das schier unglaubliche erreichte: Die Meisterschale endlich in die BayArena zu bringen. Und das nicht nur irgendwie, sondern ungeschlagen über eine gesamte Saison und an diesem Abend noch final mit einem 5 : 0 gegen Werder Bremen, inklusive 3 Toren von Superstar Florian Wirtz. Doch das sollte erst der Anfang sein: „Wir wollen mehr“, rief ein von 60.000 bejubelter Xabi Alonso damals in die Menschenmenge und alle Fans spürten – jetzt sind wir da, das frühere „Vizekusen“, nun endlich herausgetreten aus dem Schatten - bereit für Jahre mindestens die zweite Fußballmacht in Deutschland zu sein.
Doch dann kam die verflixte zweite Saison und bereits früh entwickelten sich die Dinge anders. Es waren diese Details, wie das 2:2 gegen Kiel und das 1:1 gegen Bochum, wo schon eine fast übersinnliche Macht auf einmal verschwand, die zuvor noch dafür sorgte, dass die Leverkusener am Ende immer noch dieses eine entscheidende Tor mehr schossen, und sei es in der 8. Minute der Nachspielzeit.
Eigentlich spielte die Mannschaft zunächst gar nicht viel schlechter, das Glück war nur einfach nicht mehr auf ihrer Seite. Und mehr und mehr machte sich schließlich eine gewisse Müdigkeit in der Mannschaft bemerkbar.
FULL-TIME: Bayer 04 Leverkusen 2 - 2 Holstein Kiel
— Match Spoots (@matchspoots) October 5, 2024
⚽️ J. Hofmann 8'
⚽️ V. O. Boniface 4'
⚽️ J. Arp 69' (Pen.)
⚽️ M. Geschwill 45'+5#B04KSV pic.twitter.com/8SJMOsorO1
Erst als es dann hieß „Achtelfinale Champions League. Das Duell: FC Bayern gegen Bayer Leverkusen“ wurden alle wieder wach. Denn jetzt hieß es: Bayern oder Leverkusen! Wer ist aktuell die wahre Nummer eins in Deutschland?
Und schließlich waren es die Bayern, die ein paar Monate zuvor noch im DFB-Pokal gegen Leverkusen raus flogen, die die Dinge wieder grade rückten. Mit 5:0 (Hin- und Rückspiel zusammengerechnet) rollte der bajuwarische Express über die Werkself herüber und zum ersten Mal überhaupt hörte man leicht kritische Stimmen über den Trainer, bei dem man vorher noch das Gefühl hatte, er könne mit dieser Mannschaft übers Wasser laufen.
Not our night. Heads up and fight back in the second leg. 👊
— Bayer 04 Leverkusen (@bayer04_en) March 5, 2025
90+6' | 3-0 | #FCBB04 #UCL pic.twitter.com/g5cRpAlTga
In den folgenden Monaten wurde die Unruhe rund um Xabi Alonso dann nochmal größer, da auch Real Madrid in der CL nicht lieferte. Ausgerechnet der Club, wo Xabi Alonso schon als Spieler eine absolute Legende war und wo er selbst einmal sagte, dass es sein größter Traum wäre, diesen größten Club der Welt eines Tages mal selbst zu trainieren. Die Wolken sammelten sich am Horizont.
Um dann auf der Bielefelder Alm im DFB-Pokal-Halbfinale endgültig zu bersten, als man schließlich die einzige fast sichere Titel-Chance, nämlich den DFB-Pokal, im Halbfinale gegen einen Drittligisten auch noch verspielte. Da hatte man ein gesamtes Jahr nur ein einziges Spiel verloren und dann ausgerechnet das. Selbst die Fans waren frustriert, war doch Bielefeld zu allem Überfluss an diesem Abend sogar tatsächlich die spielerisch beste Mannschaft.
Spätestens hier musste sich gefragt werden: Waren die Spieler vielleicht schon lange mit dem Kopf woanders? Waren sie müde, weil sie dachten, dass sie etwas vergleichbares wie in der letzten Saison sowieso nie wieder erreichen konnten? Und sprach Xabi Alonso vielleicht schon seit Monaten mit Real Madrid und die Spieler wussten bereits, dass ihr Idol am Ende der Saison sowieso gehen würde?
Das sind alles Dinge über die wir Journalisten immer viel spekulieren können, die wir aber niemals genau wissen können. Was macht das mit einer Kabine, wenn plötzlich die Angst da ist, die ganze traumhafte Blase, in der man sich nun fast zwei Jahre lang befand, könnte auf einmal komplett platzen?
An diesem „schwarzen Dienstag“ in Bielefeld schien auf einmal das komplette Kartenhaus in den Köpfen vieler Spieler und Fans zusammenzubrechen, während die Hausherren ausBielefeld völlig ungläubig den Traum ihres Lebens feierten. Die Folge: Nur wenige Wochen später kündigte Xabi Alonso offiziell seinen Wechsel zu Real Madrid an, der Abschied der drei wichtigsten Spieler Jonathan Tah, Jeremie Frimpong und Florian Wirtz folgte.
Bis zum Ende der Saison wirkte das Team ermattet, hoffnungslos und – irgendwie traurig. Von dem Gefühl, dass man grade die zweitbeste Saison der Vereinsgeschichte gespielt hat: Keine Spur. Eher schien es wie ein großes Konzert, wo sich alle noch ein letztes Mal auf der Bühne die Hand reichen, um dann im Licht des Horizonts in alle Himmelsrichtungen zu verschwinden. Und noch immer ist nicht sicher, ob nicht sogar weitere Führungsspieler wie Piero Hincapie, Alejandro Grimaldo, Victor Boniface oder Patrik Schick vielleicht auch noch gehen könnten. Aus dem kurzzeitig erfolgreichsten Verein in der Geschichte der Bundesliga wurde in nicht einmal einem Jahr ein Verein, der auf einmal, was sein Personal anging, vor dem Nichts stand.
Doch dann erschien ein neuer Name auf der Bildfläche: Der des ehemaligen Ajax-Trainers und Diamantenauges Erik ten Hag. Der Startschuss für einen Neuanfang?
Neustart unter dem fliegenden Holländer?
Zunächst einmal muss man sich innerhalb des Vereins klar werden, wo man sich die nächsten Jahre sieht. Möchte man die extrem hohen Summen, die man durch den Verkauf von Superstars wie Wirtz und Frimpong einnimmt, dazu nutzen, um mit aller Macht weiterhin der Bayern-Jäger Nr. 1 zu sein oder gibt man sich eine gewisse Karenzzeit, eine Zeit, wo man sich sagt: „Hey, wir bauen hier etwas neues auf. Da ist es okay, eine Saison vielleicht auch einmal auf Platz sieben zu landen“.
Grundsätzlich kann man sagen, dass der Spielstil von Erik ten Hag auf jeden Fall zu Bayer Leverkusen passt. Dies sieht auch die Vereinsführung so. „Unsere Vorstellungen vom Fußball decken sich. Mit technisch anspruchsvollem und dominanten Fußball wollen wir auch künftig im Werkself-Stil agieren und in allen drei Wettbewerben höchste Ziele erreichen“, so Simon Rolfes, der Geschäftsführer Sport der Werkself kurz nach der Verkündung. Nur darf man eines nicht vergessen:
Trotz allen Gemeinsamkeiten mit Xabi Alonso wie zum Beispiel strukturierten Ballbesitzfußball mit klaren Passmustern und blitzschnellen Positionswechseln: Erik ten Hags erfolgreiche Mannschaften waren absolute Pressing-Maschinen (2020/2021 9,02 Passes per defensive actions, 2019/2020 sogar 8.1). Auch stand seine letzte Linie, zumeist in einem 4-2-3-1 oder 4-3-3, zum Teil über 40 Meter vor dem eigenen Strafraum – eine Herangehensweise im Spiel gegen den Ball gegen welches selbst Jürgen Klopp’s Heavy-Metal-Fußball wie Kuschelrock wirkt.
Erik ten Hag on his Football style:
— (fan) 𝗔𝗺𝗼𝗿𝗶𝗺’𝘀 𝗥𝗲𝗱𝘀 ✍🏼🇵🇹 (@AmorimBalll_) February 25, 2025
“It always comes down to the material you’ve got—that determines how attacking you can play and how you can play. My vision stays the same: attacking football, but with the door shut.”
Could you recreate a team like that Ajax one?
“Yeah, I… pic.twitter.com/IoCpocBQV7
Es wird also nicht ausreichen, einfach nur die abgewanderten Stars 1:1 zu ersetzen, eine Aufgabe, die angesichts der Qualitäten von Wirtz & Co. schon schwer genug sein könnte. Für einen gelungenen Umbruch könnte allerdings sprechen, dass Erik ten Hags Arbeit in Sachen Spielerentwicklung, insbesondere in Amsterdam, eine Eins mit Sternchen war. Kobbie Mainoo, Ryan Gravenberch, Alejandro Garnacho, Matijs de Ligt, Jurrien Timber – all dies sind Spieler, die unter Erik ten Hag debütierten. Hinzu war Ten Hag, ebenso wie Alonso, vor seiner Ajax-Station ein komplett unbeschriebenes Blatt auf dem Trainermarkt, schaffte es dann aber innerhalb kürzester Zeit sechs nationale Titel mit dem Club aus der niederländischen Hauptstadt gewinnen.
In diesem Shoppingguide soll es also in erster Linie darum gehen, neue Talente für die Leverkusener zu finden, mit vielleicht dem ein oder anderen Star in der Hinterhand. Welche Transfers aber auch am Ende wirklich getätigt werden, das Wichtigste für alle Leverkusen-Fans wird zuallererst Offenheit sein, Offenheit gegenüber einem neuen Trainer, einem auf vielen Positionen sicherlich komplett neuen Kader, wie auch einer neuen Ära.
Die Defensive
Schon im Tor muss sich gefragt werden, wie lange Lukas Hradecky noch die Nr. 1 der Leverkusener sein kann und ob sein, grade in der vergangenen Saison oft sehr wackliger, Stellvertreter Matei Kovar wirklich auf lange Sicht genug Konstanz hat, ihn als Stammkeeper dauerhaft zu ersetzen.
Der ehemalige Freiburg-TorhüterMark Flekken (31, FC Brentford) wird hier derzeit als spannende Alternative gehandelt. Dessen Vertrag beim Premier-League-Club läuft nämlich, mit einem Marktwert von 10 Millionen Euro, diesen Sommer aus, für die Leverkusener wäre der niederländische Nationalkeeper daher womöglich ein echter Schnapper.
🚨⚫️🔴 Mark #Flekken remains one of the top goalkeeper targets for Bayer 04 Leverkusen as revealed in April.
— Florian Plettenberg (@Plettigoal) May 28, 2025
Recent developments have once again been positive. A lot now depends on how quickly Brentford can find a replacement.
🚦Flekken is ready to join Bayer – despite other… pic.twitter.com/BMajZQt10i
Den mit größten Aderlass haben die Leverkusener allerdings in der Verteidigung zu verkraften. Denn sowohl der Abgang von Innenverteidiger Jonathan Tah zum FC Bayern als auch der des blitzschnellen Rechtsverteidigers und Schienenspielers Jeremie Frimpong zum FC Liverpool tut den Leverkusenern extrem weh.
Des Weiteren wird auch Leihspieler Mario Hermoso gehen, ein Verbleib von Piero Hincapie ist ebenso ungewiss und bei Nordi Mukiele möchte man zwar die Kaufoption ziehen, andererseits haben aber u.a. auch seine teils haarsträubenden Fehler im eins gegen eins dafür gesorgt, dass man im Champions-League-Achtelfinale gegen die Bayern so unter die Räder kam.
Zumindest über Linksverteidiger Alejandro Grimaldo gab es bislang noch keine Wechselgerüchte und das obwohl neben Florian Wirtz wohl kein Spieler so sehr der verlängerte Arm von Xabi Alonso war wie er. Auch war er einer der Top-Transfers vor der Meistersaison, wo aber auch klar war: Das Hauptargument nach Leverkusen zu kommen, war für den spanischen Linksverteidiger Xabi Alonso. Es ist also nicht auszuschließen, dass Alonso seinen verlängerten Arm auf dem Feld vielleicht sogar noch diesen Sommer zu Real Madrid mitnehmen könnte.
Was ein Grimaldo-Backup angeht, könnte der Blick aber nach Portugal gehen und zwar zu:
Francisco Moura (25, FC Porto)
Auch wenn Porto als einer der schwierigeren Verhandlungspartner gilt, könnte hier die Gunst der Stunde für Bayer Leverkusen ein Vorteil sein. Denn zwar beläuft sich Mouras Ausstiegsklausel auf circa 60 Millionen Euro, die Tatsache, dass sich der FC Porto in dieser Saison nicht für die Champions League qualifiziert hat, stärkt allerdings die Position der Werkself. Mit einem Marktwert von etwa zehn Millionen Euro ist er einer der typischen Linksverteidiger der portugiesischen Schule, taktisch extrem diszipliniert, aber immer in der Lage, auch mit offensiven Impulsen zu überraschen.
Ob diese schon so ausgereift sind, dass Moura wie Grimaldo, der unter Alonso auch teilweise als Schienenspieler oder im defensiven Mittelfeld fungierte, auch in einer Fünferkette funktionieren könnte, darf durchaus in Frage gestellt werden. Im klassischen Viererketten-System, wie es Ten Hag zumeist spielt, könnte er aber möglicherweise sogar noch besser funktionieren als Grimaldo. Man innere sich hier nur an Spanien bei der letzten EM, wo Trainer Luis de la Fuente sich am Ende zugunsten seines defensiveren Viererketten-Systems gegen Grimaldo und für Marc Cucurella entschied und damit am Ende Europameister wurde.
In der Innenverteidigung hingegen brauch es zuallererst einen klaren neuen Abwehrchef mit viel Erfahrung. Und warum hier nicht mal in Richtung PSG schauen, wo ein früheres absolutes Supertalent in letzter Zeit nicht mehr all zu viel zum Zuge kam nämlich:
Presnel Kimpembe (29, Paris St. Germain)
Für kaum einen Spieler war die letzte Saison so frustrierend, galt er doch in seiner Anfangszeit bei PSG als das (!) große französische Talent auf der Innenverteidigerposition. Insbesondere unter dem aktuellen Trainer Luis Enrique kaum er dann aber kaum noch zum Zuge. Der Grund dafür war ein Achillessehnenriss, der den Halb-Haitianer komplett aus dem Flow brachte und mit dafür sorgte, dass für den Innenverteidiger 2026, auch aufgrund neuer Konkurrenz im Kader, bei PSG definitiv Schluss sein sollte.
Dennoch ist seine Verletzung nun auch schon zwei Jahre her, der Spieler wäre also wieder fit und bereit, laut eigener Aussage, 2026 bei der WM wieder für Frankreich aufzulaufen, mit denen er bereits 2018 Weltmeister wurde. Hierfür brauch er allerdings Spielzeit, die man ihm in Paris trotz Genesung kaum geben wird. Viel mehr trachtet man danach, den Verteidiger im Sommer möglichst günstig loszuwerden. Warum ihn also nicht an Bayer Leverkusen verkaufen? Versuchen könnte man es seitens der Werkself in jedem Fall mal und um zu überprüfen, ob Kimpembes Verletzung ihn wirklich langfristig immer wieder außer Gefecht setzen könnte, gibt es ja schließlich den Medizincheck.
🚨 PSG will listen to offers for Presnel Kimpembe this summer. The club is open to his departure. 👋🇫🇷
— Transfer News Live (@DeadlineDayLive) June 4, 2024
(Source: @Santi_J_FM) pic.twitter.com/novijLu8pM
Ryan Flamingo (22, PSV Eindhoven)
Dieser spielte zuletzt in der vergangenen Champions-League-Saison eine herausragende Rolle und zwar als er als absoluter Anführer der Viererkette den Sturm des früheren italienischen Serienmeisters Juventus Turin über zwei Spiele hinweg nahezu komplett ausschaltete und aus den Champions-League-Playoffs warf. Insbesondere seine Tacklings und Interceptions sind dabei enorm stark (74 und 70, zum Vergleich. Die von Jonathan Tah vergangene Saison waren 29 und 50). Hinzu ist der 1,86 große Niederländer extrem kopfballstark und ein absolutes Pressingmonster, ergo wie gemacht für den Spielstil von Erik ten Hag mit dem ihm zuzüglich noch die Muttersprache vereint.
Und nachdem die Bayern jahrelang nach jedem Tor ihres Superstars Arjen Robben Schmähgesänge a la „Robben in den Zoo!“ ertragen mussten, warum sollen Gesänge dieser Art nicht auch mal den Leverkusenern blühen? Der Name würde es auf jeden Fall hergeben. Weitere interessante Namen für die Innenverteidigung könnten ansonsten noch Natan (24, Betis Sevilla), Igor Zubeldia (28, Real Sociedad) und mit ein wenig Glück vielleicht sogar der derzeit auf dem Transfermarkt heiß gehandelte Mohamed Salisu (26, AS Monaco) sein.
Auf der Rechtsverteidigerposition hingegen wäre Vanderson (23, ebenfalls Monaco) ein ebenfalls interessanter Name für eine defensiv ausgerichtete Viererkette. Und warum kein 1:1 Frimpong-Ersatz? Ganz einfach weil das, im Gegensatz zur unter Alonso gewohnten Fünferkette, in einem Viererkette-orientierten System von Erik ten Hag nicht allzuviel Sinn machen würde. Eher sollte hier auf Stabilität und Pressingintensität gesetzt, beziehungsweise Platz gelassen werden für einen weiteren Offensivspieler auf der rechten Außenbahn. Aber dazu kommen wir noch.
Das Mittelfeld
Nirgendwo könnte sich ein Abgang eines Spielers für einen Verein diesen Sommer so bitter auszahlen wie der von Florian Wirtz zum FC Liverpool. Der einzige Trost für die Werkself ist, dass mit Granit Xhaka, Robert Andrich und mit ein bisschen Glück auch Federico Palacios zumindest der Rest des Mittelfelds stehen bleibt und man vom amtierenden Premier-League-Meister mit einer Ablöse von 100-150 Millionen Euro zumindest auch finanziell entschädigt wird. Man könnte aber auch anders an die Sache herangehen und sich denken „Well, da ist ein Verein, der grade mit haushohem Abstand die Premier League gewonnen hat und uns mit Frimpong und Wirtz grade die beiden besten Spieler wegschnappt. Warum schauen wir uns nicht mal ein bisschen in derem Kader um“.
Harvey Elliot (22, FC Liverpool)
Dieser war (bis ihn 2022 Ethan Nwaneri ablöste) einst mit 15 Jahren und 174 Tagen der jüngste Spieler, der jemals in der Premier League auflief: Ein absolutes Supertalent und mehrmals Anwärter auf den Golden Boy Award. Dass nun mit Florian Wirtz das vielleicht noch größere Talent nach Liverpool kommt, könnte für Leverkusen somit gleichzeitig eine Chance sein, hier zumindest mal eine Leihe mit Kaufoption zu ziehen.
Denn Fakt ist, dass die Reds natürlich nach wie vor auf ihn setzen, Fakt ist aber auch, dass der englische U21-Nationalspieler in jüngster Zeit nicht mehr gesetzt war. Auch ein Kauf zu einem Preis von etwa 35-40 Millionen Euro steht daher in der Schwebe, welcher sich ja easy mit dem Kaufpreis von Wirtz verrechnen ließ. Natürlich ist Florian Wirtz der von seiner Gesamtentwicklung noch „weitere“ Spieler, Harvey Elliott könnte allerdings der noch weitaus „hungrigere“ Spieler sein, hungrig auf die Nationalmannschaft, auf Titel mit England und eben auf die ganz große Karriere, die viele bei ihm schon mit 16 vorausgesehen haben. Und: Einer, der mehr als anderen an ihn geglaubt hat, war Jürgen Klopp, der Erfinder des Heavy-Metal-Pressing-Fußballs schlechthin, welchen dann wiederum Erik ten Hag von der Intensität nochmal auf eine neue Stufe gehoben hat.
Eine Alternative könnte sein, man legt sich ein bisschen mit Borussia Dortmund an. Deren Transferziel Nummer eins heißt nämlich schon seit längerem Rayan Cherki von Olympique Lyon. Auch Manchester United war hier noch lange im Rennen, ob dies allerdings nach einer Saison, bei der man auf Platz 16 der Premier League abschmierte und am Ende zu allem Überfluss noch das Europa-League-Finale verlor, immer noch der Fall ist, darf zu Recht in Frage gestellt werden. Leverkusen könnte sich also selbst zum Konkurrenten Nr. 1 für die Dortmunder nennen, mit aktuell vielleicht noch dem ein oder anderen Euro mehr in der Hand. Weitere spannende Alternativen für das Mittelfeld wären Nico Paz (20, FC Como), Yannick Engelhardt (22, ebenfalls Como), Jakub Moder (26, Feyenoord), Arsen Zhakarian (21, San Sebastian), Kenneth Taylor (23, Ajax Amsterdam), wie auch – als Investition in die Zukunft – der deutsche U19-Weltmeisterkapitän Noah Darwich (19, FC Barcelona).
🔄 Barça open to selling 18-year-old Noah Darvich 🇩🇪
— SleeperFootballNews (@SleeperFootNews) May 22, 2025
The German talent, a regular for Barça Atlètic, has interest from Bayer Leverkusen & Stuttgart.
Despite his high potential, the club is considering a sale if the terms suit all parties. 🧠💰
[Source: Diario Sport ] pic.twitter.com/yfIdvQ5pJb
Der Sturm
Nun käme da aber noch der Angriff, das derzeit größte Fragezeichen für die kommende Saison. Weder ist sicher, dass der Goalgetter und Vize-Torschützenkönig Patrik Schick noch ein weiteres Jahr in Leverkusen bleibt, noch dass der schon im Winter wechselwillige Victor Boniface bleiben wird. Wohingegen man allerdings bei Boniface eher einen Abgang in Kauf nehmen sollte, sollte man bei Schick hingegen alles versuchen, um die tschechische Tormaschine irgendwie noch wenigstens ein weiteres Jahr zu halten.
Denn wie schwer es ist, hochwertige echte Neuner auf dem Markt zu bekommen, davon konnten in der jüngeren Vergangenheit schon die Bayern ein Lied singen. So oder so müssen aber sowohl im Sturmzentrum als auch auf der rechten Flügelposition unbedingt Spieler geholt werden, einzig und allein auf dem linken Flügel ist man mit Amine Adli und Martin Terrier noch relativ gut besetzt.
Der logischste Transfer für diesen Sommer wäre dabei ganz sicher der des Mainzer Stürmers und deutschen Nationalspielers:
Jonathan Burkardt (25, Mainz 05)
Dieser war in allen großen europäischen Ligen mit 18 Toren der erfolgreichste deutsche Stürmer 2024/25. Kein Kai Havertz, kein Niclas Füllkrug und kein Tim Kleindienst kam an ihn heran, wo man sich schon mal fragt: Warum spielt eine solche Tormaschine immer noch „nur“ bei Mainz 05? Der Grund waren zum einen Verletzungsprobleme, wie auch zum anderen der extreme Aufschwung der Mainzer unter Bo Henriksen, welcher mit Platz 6 und der Europa Conference League endete. Dennoch ist eigentlich schon längst klar: Wenn dieser Spieler verletzungsfrei bleibt, und das blieb er diese Saison nahezu ausnahmslos, muss (!) er Champions League spielen und zwar bei einem Top-Verein.
Und welcher Verein wäre da besser geeignet als Bayer Leverkusen – gemeinsam mit einem jungen deutschen Stürmer, der nicht nur die Bayern ärgern könnte, sondern auch deren Top-Stürmer Harry Kane. Hinzu könnte Burkardt als weitaus inverserer Stürmer, der auch mal entspannt auf den Flügel oder auf die 10 ausweichen kann, unter Ten Hag sogar ein Doppelpack mit Patrik Schick bilden, ein System, welches unter Alonso unvorstellbar gewesen wäre, unter Ten Hag, der bei Manchester United zum Teil sogar mit drei Angreifern auflief, aber durchaus vorstellbar wäre.
Ein weiterer Name wäre:
Mainz striker Jonathan Burkardt is among the options on Bayer Leverkusen's list of possible offensive reinforcements this summer. The club's interest in Lyon's Rayan Cherki also remains.
— WerkselfXtra (@bayer04Xtra) March 19, 2025
Meanwhile, Hertha's Ibrahim Maza is especially highly rated - the 19-year-old attacking… pic.twitter.com/Qgw75qyhOu
Andreas Schjelderup (20, Benfica Lissabon)
Der Norweger galt vor zwei Jahren vom reinen Talent her noch als Erling Haaland 2.0., kam dann allerdings nach dem Abgang von Roger Schmidt bei Benfica Lissabon immer weniger zum Zuge. Dies lag aber vor allem daran, dass seine Position für viele Trainer nachwievor schwer zu greifen ist. Einerseits explosiv im Dribbling, andererseits mit einem eiskalten Abschluss gesegnet, war er dann aber andererseits wieder ein Spieler, der auch gerne mal aus dem Halbraum heraus ein Spiel liest.
Sein Problem bei Benfica Lissabon war hier daher ein bisschen das eines Bewerbers um einen Job, dessen Lebenslauf einfach zu viel enthält, weswegen sich der Arbeitgeber schließlich fragt: Wo sollen wir jemanden einsetzen, der in der Offensive gefühlt „alles“ kann? Wenn aber Erik ten Hag insbesondere bei Ajax Amsterdam immer für eines bekannt war, dann war es neben Jugendförderung vor allem Positionsflexiblität. Solange ein Spieler gegen den Ball arbeitet, war er für Ten Hag stets gesetzt, egal ob er dabei auch mal seine Position verlässt, oder – ganz nach alter Johann-Cruyff-Schule – mit einem anderen Spieler tauscht. Diese Ausrichtung könnte für Schjelderup extrem von Vorteil sein und für Leverkusen vielleicht der spannendste Transfer dieses Sommers.
Mika Godts (19, Ajax Amsterdam)
Was haben Thibaut Cortois, Kevin de Bruyne und Leandro Trossard alle gemeinsam? Richtig, sie wurden alle zu absoluten Topstars und den Anführern der belgischen „Goldenen Generation“, sie alle wurden auch bei einem Verein ausgebildet: dem KAA Gent. Dieser belgische Erstligist gilt schon seit vielen Jahren als herausragende Talentschmiede und schon seit längerem kann man auf Youtube ein neues belgisches Supertalent bewundern, vielleicht dem einzig wahren Nachfolger von Eden Hazard:
Dieses Video zeigt nur ein Bruchteil der absoluten Ausnahmeklasse des 19jährigen, der nun für Ten Hags Ex-Club Ajax Amsterdam wirbelt, ein absolut nicht vom Ball zu trennender Dribbler auf dem linken Flügel, gefährlich im Torabschluss und mit genau der Spielfreude gesegnet, für die Bayer Leverkusen selbst in weniger erfolgreichen Zeiten immer stand. Lieber ein 5 : 4 als ein 0 : 0, genau dafür steht Mika Godts. Und natürlich ist er ein Spieler, den ein Club wie Ajax Amsterdam sicherlich langfristig aufbauen möchte, genauso natürlich ist aber auch, dass er dem Club eigentlich schon lange entwachsen ist. Und wer konnte das, insbesondere im Fall Ajax, in der Vergangenheit besser einschätzen als Erik ten Hag?