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Augsburg-Fehlstart: Waren Nagelsmann und Sandro Wagner doch das Dreamteam?

Augsburg-Fehlstart: Waren Nagelsmann und Sandro Wagner doch das Dreamteam?

Bis zum Sommer galten Julian Nagelsmann und Sandro Wagner noch als die Helden der Heim-EM 2024. Die Mischung aus Nagelsmanns akribischen Taktikanalysen und Wagners kumpelhaftem Auftreten war es, die Fans, Medien, wie auch Mannschaft gleichzeitig elektrisierte.

(Bild: IMAGO / Eibner)


Trotz des äußerst knappem Ausscheiden im Viertelfinale gegen Spanien waren sich nach der EM alle Fans einig: Die Euphorie rund um die deutsche Nationalmannschaft ist wieder da. Dies geschah natürlich hauptsächlich wegen Julian Nagelsmann, neuen Stars wie Florian Wirtz – allerdings auch wegen ihm, Sandro Wagner, Nagelsmanns Co-Trainer und seit Jahren einer der vielleicht spannendsten und am meisten polarisierenden Persönlichkeiten im modernen Fußball. Seit Sommer 2025 ist er nun neuer Cheftrainer beim FC Augsburg.

Und doch - seitdem Sandro Wagner nun als alleiniger Cheftrainer in der Bundesliga aktiv ist scheint es irgendwie nicht mehr zu laufen. Doch was sind die Gründe für Wagners Fehlstart?

Wagners Traum vom Walkürenritt:


Als Spieler war Sandro Wagner einst eines der größten Enfant terribles der Bundesliga. Ausgebildet in der Jugend vom FC Bayern landete er schließlich über Duisburg, Bremen und Hertha BSC bei Darmstadt 98. Ausgerechnet dort gelang ihm mit dem Bundesliga-Aufsteiger der Durchbruch als Goalgetter - und das obwohl er hier bereits 27 Jahre alt war.

Mit insgesamt 14 Toren in 32 Spielen trug er dennoch maßgeblich zum souveränen Klassenerhalt des zu diesem Zeitpunkt absoluten Bundesliga-Underdogs bei. Gleichzeitig polarisierte er allerdings schon hier mit Aussagen, wie „Fußballer würden seiner Meinung nach viel zu wenig verdienen“ und "Frauen und Fußball passt nicht."

Auch bei der TSG Hoffenheim konnte er mit 12 Toren glänzen und arbeitete währenddessen weiter fleißig daran, sich doch nochmal eines Tages einen Platz in den offiziellen Kickfieber TOP 10 der größten Badboys der Bundesliga zu verdienen. So scherzte er z.B. über so genannte "dritte Halbzeiten" von Hooligans mit Sprüchen wie:

"Alles gut. jeder hat seine Hobbys. Wenn die sich die Köpfe einschlagen wollen, sollen sie es tun. Die mit den kleinen Eiern treffen sich halt vor dem Stadion, die mit den großen Eiern im Wald."

Auch Zitate wie diese gingen in die Geschichte ein:

"Alles gut. Ich fand mich auch immer hochgradig unsympathisch"

im Jahr 2017 wechselte er schließlich zurück zum FC Bayern und verpasste damit die Verpflichtung des späteren Hoffenheim-Erfolgscoach' Julian Nagelsmann unter dem er als aktiver Spieler nie spielte.

Bei den Bayern fungierte er dann viele Jahre lang als der Backup-Stürmer Nr. 1 von Robert Lewandowski und konnte auch hier immerhin 8 Ligatreffer beisteuern. Dennoch muss man rückblickend betrachten war sein Hype als Stürmer nie wieder so groß wie nach seiner Saison bei den Lilien aus Darmstadt. Auch für die WM 2018 wurde er nicht berufen, wohl auch aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw.

„Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“

(Sandro Wagner 2018 zu seinem Rücktritt aus der Nationalmannschaft.)

Blieb Löws Korb Sandro Wagners Antrieb?

Dennoch kehrte er 2020 zum DFB zurück und fungierte dort als Stürmertrainer der Nachwuchsnationalmannschaften, was, so wie seine Spielerkarriere beim DFB zu Ende ging, durchaus erstaunlich war. Vielleicht waren es tatsächliche seine Unstimmigkeiten mit Jogi Löw, die ihm zusätzliche Motivation brachten. Denn schon damals sagte er "Für mich ist klar, dass ich noch ein weitaus besserer Trainer als Spieler werden kann" und trotz einer sehr erfolgreichen Expertenkarriere bei u.a. DAZN war es dieser Traum, der ihn seitdem nicht mehr los ließ.

Der Chef an der Seitenlinie statt einer von Elf, der sich immer einem Team unterordnen muss? Etwas, was doch möglicherweise viel besser zu seinem Charakter passen könnte. So heuerte er zunächst bei der SpVgg Unterhaching an und führte den zu dem Zeitpunkt völlig abgestürzten Ex-Bundesligisten eindrucksvoll aus der Regionalliga in die 3. Liga zurück.


Sein Debüt als Co-Trainer der DFB-A-Nationalmannschaft gab er schließlich kurz nach der Entlassung von Hansi Flick, damals noch neben Rudi Völler, der damals übergangsweise das eine Spiel gegen Frankreich (2 : 0) als Cheftrainer übernahm. Als Wagner dann schließlich nach Einstellung von Julian Nagelsmann offiziell sein Co-Trainer wurde, war dies für ihn schon ein gewaltiger Karrieresprung, die perfekte Abkürzung zu seinem Traum vom Cheftrainer eines Bundesligisten.

Hinzu kam, dass er und Nagelsmann sich auch privat gut verstanden und Wagner zudem extrem wichtig als Sprachrohr in die Kabine für Julian Nagelsmann war, der sich im Gegenzug so weit mehr auf die Taktik konzentrieren konnte. Der Gegenentwurf eines Trainer-/Co-Trainer-Duos von Jürgen Klinsmann und Jogi Löw, wenn man es so sehen will und definitiv bislang Sandro Wagners erfolgreichste Zeit auf der Trainerbank.

Und doch - wie es zu Wagners Charakter passt - wählte er für sich den unbequemeren herausfordernderen Weg und das, obwohl es bis zu Wagners Abgang aus dem Nationalmannschafts-Trainerteam beim DFB sehr gut lief (seit dem EM-Aus 2024 war Deutschland über fast ein ganzes Jahr lang ungeschlagen).

Dennoch entschloss er sich für den FC Augsburg, einem Verein, der zuvor eigentlich alles nicht hatte, was Sandro Wagner stets auszeichnete: Strahlkraft, Skandale, wie auch die Lust am Tore schießen.

Aus graue Maus wird bunte Maus:

Nur passte dies richtig zusammen? Nun, betrachten wir das Ganze doch mal aus Sandro Wagners Perspektive. Fakt ist, er wollte schon immer Bundesliga-Trainer werden, schon zu seiner Spielerkarriere, und zwar als Chef und nicht als Co-Trainer. Allerdings waren auch Vereine wie Bayer Leverkusen, TSG Hoffenheim und RB Leipzig an ihm interessiert, warum also ausgerechnet Augsburg?

Vielleicht weil ihm, insbesondere bei Leipzig und Leverkusen, eins ganz genau klar war: Ein Platz im Tabellenmittelfeld oder gar drunter hätte für ihn, Trainer-Rookie hin oder her, ein sehr zeitnahes Aus bedeutet, womit sein Ruf als junges Trainertalent zunächst einmal beschädigt wäre.

Der Unterschied beim FC Augsburg hingegen war, dass für den FC Augsburg jeder Tabellenplatz, abgesehen von einem direkten Abstiegsplatz, in den letzten Jahren immer noch als okay galt. Niemand würde von ihm erwarten, dass er mit Augsburg in seiner ersten Saison auf einmal Champions League spielte und selbst bei einem 15. Platz würde die Chefetage in Augsburg sich höchstwahrscheinlich sagen: "Okay, das war jetzt noch nicht das Ziel, wir haben hier aber ein junges Trainertalent mit dem wir langfristig etwas aufbauen wollen."


Die Kommunikation:

Nun haben wir allerdings das Problem, dass Sandro Wagners sowieso schon immer sehr offene und polarisierende Art und Weise der Kommunikation sich durch diesen neuen Karrieresprung nicht geändert hat. Im Gegenteil, gleich nach dem 2. Spieltag äußerte er öffentlich, der Kader des FC Augsburg wäre auf keiner Position schlechter besetzt als der des FC Bayern. Und Hand aufs Herz, das ist natürlich Quatsch. Kein Fußballverein der Welt würde im direkten Vergleich für einen Mert Kömür mehr Geld ausgeben als für einen Michael Olise, für einen Philipp Tietz mehr Geld ausgeben als für einen Harry Kane oder für einen Keven Schlotterbeck mehr als für einen Dayot Upamecano.

Natürlich tun Kampfansagen (insbesondere gegen die Bayern) der Bundesliga gut, wenn aber z.B. Sebastian Kehl auf einmal verkünden würde die Zeit der Bayern als Meister wäre vorbei und das Ziel der Dortmunder wäre in den nächsten zehn Jahren durchgängig die Bayern von der Tabellenspitze zu verdrängen, würden auch alle lachen, insbesondere dann, wenn man als BVB dann doch mal ein Spiel verliert.

Diese Aussage fällt Sandro Wagner daher bereits jetzt vor die Füße. Hinzu kommt auch seine nicht selten doch sehr gönnerhaft wirkende Attitüde, wie "er würde bei einer Niederlage niemals zulassen, dass seine Mannschaft von den Fans ausgepfiffen würde, sondern sich in dem Fall immer selbst vor die Kurve stellen."

Auch das mag auf dem ersten Blick sehr ritterlich klingen, ist aber genauso Quatsch, da an einer Niederlage letztendlich immer Trainer und Mannschaft Schuld sind und er damit seine Spieler eher unmündig macht.

Hier muss Sandro Wagner möglicherweise noch lernen, dass flapsige Sprüche als Bundesliga-Trainer doch mehr mit Vorsicht zu genießen sind als Spieler oder TV-Experte.

Spielplan und Spielstil:


Auch der Spielplan machte es Sandro Wagner bislang nicht grade einfach, insbesondere das erste Spiel gegen den SC Freiburg. Natürlich, man kann jetzt sagen, grade dieses Spiel hat man doch mit 3 : 1 gewonnen, wenn man sich aber den genauen Spielverlauf anschaut, sieht man schon, dass hier auch eine Menge Glück dabei war, man somit diesen Sieg ein bisschen falsch eingeordnet hat.

Von der vertanen hundertprozentigen Torchance vom Freiburger Neuzugang Yuito Suzuki gleich zum Start der ersten Hälfte bis zu den beiden Standards, die der FC Augsburg mit viel Glück und ohne sonstige großartige Torchancen versenkte, in diesem Spiel lief einfach von Anfang an alles für die Fuggerstädter. Das 3 : 0 war dann schließlich nochmal ein eklatanter Fehler der Freiburger, wo nach einer missglückten Ecke Rechtsverteidiger Marius Wolf völlig frei über das gesamte Spielfeld hoppeln konnte und am Ende die Kugel nur noch am mutterseelenallein stehenden Torwart vorbei schieben musste.



Dementsprechend wurde auch die 2:3-Niederlage gegen die Bayern überschätzt, bei der man sich zum Ende hin zwar gut kämpferisch zeigte, man aber andererseits auch bereits nach 47 Minuten mit 0 : 3 hinten lag. Hinzu kamen zwei Riesenchancen der Bayern bereits in den ersten Minuten, die so hundertprozentige Torchancen waren, dass sie in 99 von 100 Fällen reingegangen wären.

Hätte beispielsweise Luis Diaz hier bereits in den ersten Minuten nicht scheinbar mit verbundenen Augen gespielt, hätte es hier auch nach 50 Minuten locker schon 5 oder 6 : 0 stehen können.

So wurde leider gekonnt ignoriert, dass insbesondere der von Wagner so groß angekündigte spielerische Ansatz größtenteils noch komplett fehlte, wie dann spätestens am 3. Spieltag nach der 1 : 2 Niederlage gegen den FC St. Pauli klar wurde.

Der Tiefpunkt kam dann schließlich am 4. Spieltag gegen Mainz 05, die zuvor noch tief in der unteren Tabellenhälfte feststeckten, den Augsburgern dann aber schließlich gleich 4 Buden einschenkten. Spätestens hier musste man sich dann doch mal fragen, ob an dem etwas zynischen Zitat eines Augsburg-Fans und Twitter-User nicht doch was dran war:

Bislang war es nur den Bayern gelungen, die sonst so sattelfeste und gefürchtete Defensive der Augsburger zur zerstören. Nun aber ist Sandro Wagner der nächste, dem das innerhalb von 4 Spielen gelungen ist.“

Nach einer weiteren 1 : 2 Niederlage gegen ausgerechnet Tabellenschlusslicht 1. FC Heidenheim muss man daher Stand jetzt leider ganz klar sagen: Der Schuss Sandro Wagner und FC Augsburg ist bislang nach hinten losgegangen.

Nichts mit "mehr offensiver Power", sondern stattdessen einzig und allein "weniger defensive Power", beziehungsweise ein Team, was seitdem taktisch komplett zwischen den Stühlen steht und dringend zusehen muss in den nächsten Spielen (wo die Gegner mit u.a. Wolfsburg, Leipzig und Stuttgart nicht leichter werden) wieder irgendwie in die Spur zu kommen. Sonst könnte es auch für Sandro Wagner langsam eng werden und die Wagner-Festspiele in Augsburg doch schneller als erwartet vor einem jähen Ende stehen.

Fazit: Die nächsten Wochen müssen sitzen
Leon Buche

Leon Buche


Die gute Nachricht ist: Es sind erst fünf Spieltage vorbei. Und dank des glücklichen Siegs am 1. Spieltag steht man auch zum Glück nicht mit 0 Punkten da. Insofern sollte auch noch genug Zeit für Sandro Wagner da sein, Dinge wieder zu reparieren und als Trainer so richtig in der Bundesliga anzukommen. Des Weiteren können solche Tiefschläge jemanden wie Sandro Wagner auch dabei helfen, als Bundesliga-Trainer zu reifen und in den nächsten Wochen umso stärker wieder zurückzukommen. Ich persönlich hoffe, dass ihm das gelingen wird und er dann auch die nötige Zeit vom Verein bekommt. Denn bei aller Kritik halte ich ihn nach wie vor für einen hochintelligenten und extrem selbstreflektierten Trainer und Fußballexperten. Und sei'n wir mal ehrlich: Irgendwo wünschen wir uns Typen wie ihn doch alle in der Bundesliga.


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