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Nach CL-Aus | Juventus geht mit Pirlo All-In

Nach CL-Aus | Juventus geht mit Pirlo All-In

Pirlo zu holen ist die vielleicht mutigste Entscheidung, die die alte Dame je getroffen hat. Bereits letzten Sommer ging man ein gewisses Risiko ein, als man Maurizio Sarri verpflichtete, um die biedere Spielweise der "alten Dame" zu reformieren.

Die Ehe war jedoch von Anfang an dem Untergang geweiht. Die "Bianconeri" versäumten es, ihn mit Spielern auszustatten, die für sein System relevant waren, was mit der taktischen Sturheit des Trainers am Ende nicht mehr zu vereinbaren war.

Superlativen für Pirlo

Während Sportdirektor Fabio Paratici Sarri letzten Sommer lediglich als seine "erste Wahl" deklarierte, fehlte es ihm nicht an Superlativen, um das 41-jährige Greenhorn Andrea Pirlo zu beschreiben.

"Die Entscheidung für Pirlo hat sich sehr natürlich angefühlt, denn er ist jemand, der, wie wir vor etwas mehr als einer Woche bereits betonten, bei uns als Spieler aktiv war, und mit allen hier in Kontakt geblieben ist. Daher fühlt es sich richtig an", erklärte Paratici. "Wir glauben auch, dass er zu Großem bestimmt ist. Das war er als Spieler, und wir sind überzeugt, dass er das auch als Trainer sein wird."

Paratici: "Er möchte eine bestimmte Art von Fussball prägen"

"Andrea hat in seinem Kopf die gleiche Vorstellung wie damals, als er noch aktiver Profi war. Das ist Fussball von grosser Qualität und harter Arbeit. Er möchte eine bestimmte Art von Fussball prägen, einer Art, der europäische Mannschaften im Allgemeinen zu folgen versuchen, und er war in seiner Erklärung uns gegenüber sehr überzeugend", gestand Paratici.

Der größte Kritikpunkt an Pirlos Beförderung ist gewiss sein völliger Mangel an Erfahrung. Er wird die jüngste legendäre Figur, welche die Mannschaft, mit der er als Spieler so viel Erfolg hatte, managt. Er tritt damit in die Fußstapfen von Zinedine Zidane bei Real Madrid und Pep Guardiola in Barcelona. Doch die Mailänder Mittelfeldlegende erhielt ihre UEFA-Pro-Lizenz erst Anfang des Sommers und hat daher im Gegensatz zu ihnen keinerlei Praxis aufzuweisen.

Defizite im Mittelfeld

Pirlo erkannte bereits nach dem Aus gegen Ajax, dass Juves Hauptproblem im Mittelfeld liegt, damals noch im Dienst als Berater für Sky Italia. „Sie wissen nicht wie sie den Ball zu Ronaldo kriegen sollen“, analysierte der Weltmeister richtig, jedoch sind gute Analysten nicht automatisch gute Trainer.

Über Pirlos Spielphilosophie ist derzeit wenig bekannt, da dieser noch keinerlei Fußspuren als Fußballlehrer hinterlassen hat. Jedoch soll er seinem Freund Fabio Cannavaro offenbart haben, dass das 4-3-3 seine Lieblingsformation sei, viel Ballbesitz und ein flexibles Offensivspiel sollen in diesem System integriert werden. Zudem betonte er, dass man als Trainer nicht stur an seiner Spielphilosophie festhalten dürfe (Sarri sollte jetzt genau zuhören), sondern dass man manchmal einfach das Beste aus dem bestehenden Spielermaterial herausholen müsse.

Kabine hinter Pirlo?

"Ich habe eine ganz bestimmte Art zu spielen im Kopf, nämlich mit dem Ball an den Füßen und immer auf den Sieg zielend", sagte er. "Einige Dinge habe ich als Spieler gehasst und möchte sie nie wieder sehen. Es geht nicht um bestimmte Spielformationen, es geht darum, den Raum richtig zu besetzen und mit den Eigenschaften der Spieler zu arbeiten.“

Präsident Andrea Agnelli setzt große Hoffnungen in sein Glücksspiel mit extrem hohen Einsatz, da er einen Zidane-Effekt 2.0 schaffen möchte. Ähnlich wie bei Reals Cheftrainer hätte Pirlo sicherlich sofort den Respekt der Mannschaft, zu der mehrere seiner ehemaligen Teamkollegen gehören, darunter der einflussreiche Gianluigi Buffon, der mit 42 Jahren älter ist, als sein neuer Chef.

Sarri genoss nie das volle Vertrauen

Juve hat die Serie A seit neun Jahren fest im Griff, aber man scheint bereit den Scudetto und die Vorherrschaft in Italiens höchster Spielklasse riskieren zu wollen, wenn dies am Ende mit dem Titel in der Königsklasse belohnt wird.

Doch kann "la vecchia Signora" zu guter Letzt auch ohne alles dastehen, da man einem erfahreneren Trainer wie Sarri nicht die nötige Zeit und Spielermaterial eingestanden hat und nun mit Pirlo ein absolutes Greenhorn als Cheftrainer engagiert, welcher sowohl Segen, als auch Fluch für die Bianconeri darstellen könnte.

Mein persönliches Gefühl sagt mir allerdings, dass Pirlo es gut machen wird und alle Anlagen für eine herausragende Trainerkarriere besitzt. Schon als Spieler sah er Räume und Spielzüge voraus, die selbst Trainer nicht im Ansatz erkannten. Zudem wurde er von seinem Ausbilder für die Trainerlizenz in höchsten Tönen gelobt, dass Pirlo als „Anfänger“ jetzt schon mehr vom Spiel verstehe, als viele seiner erfahrenen Kollegen.

Ein Schritt zurück, zwei nach vorne

Denn Pirlos größte Eigenschaft als Spieler war seine phänomenale Spielintelligenz und diese wird ihm genauso wie Zidane und Guardiola als Trainer unheimlich weiterhelfen. Alle drei Übungsleiter haben sich in ihrer aktiven Zeit als Fußballer durch genau diese Eigenschaft ausgezeichnet, sie waren ihren Kontrahenten stets mental überlegen.

Daher traue ich ihm alles zu, doch das Risiko bleibt. Doch wie sagt man so schön, manchmal muss man einen Schritt zurückgehen um zwei nach vorne zu kommen. Genau dieses Sprichwort scheint die alte Dame gerade zu Leben.

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