Schon wieder müssen die drei Aufsteiger den direkten Gang in die zweite Liga antreten. Bereits fünf Spieltage vor Schluss stehen die Absteiger (so gut wie) fest, und es sind – wie bereits in der vergangenen Saison – die drei Neulinge. Die 17 restlichen Teams gehen nun in ihre vierte Saison in dieser Konstellation und zeigen, dass der englische Fußball allmählich ein Problem kriegt. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. (Bild: IMAGO / Sportsphoto)
17 englische Vereine kreieren ihre eigene Super League. Ein Blick auf die TV-Einnahmen verrät dabei die Ursache: Der 20. in der Premier League bekommt schon über 100 Millionen Pfund, was ungefähr den TV-Einnahmen aller 24 Championship-Klubs gleicht. Diese Unterschiede sind in einem Jahr, beziehungsweise einem Sommer, für die Aufsteiger kaum aufzuholen.
In diesem Jahr sind Leicester City, Ipswich Town und Southampton an genau diesem Schicksal gescheitert. Die Saints belegen abgeschlagen den letzten Platz und werden als eine der schlechtesten Mannschaften in die Geschichte eingehen. Momentan halten sie mit Derby County aus der Saison 2007/08 den Rekord für die wenigsten Punkte in einer Spielzeit – mit mageren elf Zählern.
Die Foxes treten nun nach der knappen 0:1-Niederlage gegen Tabellenführer Liverpool auch offiziell den Gang in die zweite Liga an, während Ipswich zwar noch nicht offiziell abgestiegen ist, aber 15 Punkte und 18 Tore in der Tordifferenz hinter dem rettenden Ufer steht. Der Klassenerhalt würde einem Wunder gleichen.
Leicester City are RELEGATED from the Premier League 🔽 pic.twitter.com/KE4zxGj8X4
— Sky Sports Premier League (@SkySportsPL) April 20, 2025
Southampton: In Schönheit gestorben
Den Saints gelang in der vergangenen Saison der direkte Wiederaufstieg aus der Championship. Unter Russell Martin spielte man ansehnlichen, ballbesitzorientierten Fußball und machte letztendlich durch die Playoffs den Aufstieg in die englische Beletage klar.
In der Premier League angekommen, rückte der englische Übungsleiter nicht von seiner Philosophie ab. Das Problem: Die Gegner waren schneller, stärker, taktisch besser und schlichtweg einfach überlegen. Southamptons Verteidigung war nicht mehr in der Lage, von hinten heraus durch das Pressing des Gegners zu spielen. Es schlichen sich vermehrt individuelle Fehler ein, die dann teuer bestraft wurden. Auf einem abgeschlagenen letzten Platz entschied man sich schließlich im Dezember, Cheftrainer Russell Martin zu entlassen.
Southampton's draw at West Ham means they will no longer finish behind Derby's record lowest Premier League points total this season.#BBCFootball #WHUSOU pic.twitter.com/if6uaTiI7R
— BBC Sport (@BBCSport) April 19, 2025
Ivan Juric wurde sein Nachfolger, aber auch er konnte die Saints nicht mehr retten. Der Kader war nicht gut genug und auch nicht auf seinen Spielstil, der sich hauptsächlich auf eine solide Defensive konzentrierte, um dann schnell umzuschalten, ausgelegt.
Man hatte im vergangenen Sommer auch nicht gut genug gewirtschaftet. Hohe Summen für eher unerfahrene Spieler wie Cameron Archer, Taylor Harwood-Bellis oder Flynn Downes zahlten sich nicht aus, und man investierte nicht genug in die Defensive. Die Innenverteidigung um Jan Bednarek und Jack Stephens hatte nie das nötige Niveau für die erste Liga.
Der Kroate, der mittlerweile ebenfalls entlassen wurde, hatte die richtigen taktischen Ansätze, um in der Premier League zu bestehen. Eine stabile Defensive sollte Vorrang haben. Allerdings war die Mannschaft einfach nicht gut genug. Hätte man bereits im Sommer nach Jurics Ideen den Kader zusammengestellt, würde man nicht mit elf Punkten auf dem letzten Platz stehen.
🚨 Ivan Jurić leaves Southampton with immediate effect after Premier League relegation confirmed.
— Fabrizio Romano (@FabrizioRomano) April 7, 2025
The Croatian parts ways with Saints FC just after 108 days in charge, using a relegation clause. pic.twitter.com/eJDBArl43b
Leicester City - Ein Trainerwechsel mit katastrophalen Folgen
Die Überschrift könnte auch genauso gut „Zwei Trainerwechsel mit katastrophalen Folgen“ heißen, denn im Sommer verlor man bereits Meistertrainer Enzo Maresca an den FC Chelsea. Der Italiener führte die Foxes zu einer imposanten Zweitligameisterschaft und stellte die Weichen für eine erfolgreiche Spielzeit in der Premier League. Sein Nachfolger wurde Steve Cooper, und der Beginn war vielversprechend.
Es war kein allzu ansehnlicher Fußball, aber der 45-Jährige hielt Leicester von den Abstiegsplätzen fern. Er schien – auch dank seiner Erfahrung bei Nottingham Forest – nicht die gleichen Fehler zu machen wie Southampton. Er konzentrierte sich auf eine stabile Defensive und setzte mit talentierten Offensivspielern wie Facundo Buonanotte oder Bilal El Khannouss immer wieder Nadelstiche. Es war nicht alles perfekt, aber ließ das Ziel des Klassenerhalts zumindest realistisch erscheinen. Im November zogen die Klubbosse jedoch nach fünf sieglosen Partien die Reißleine. Man befand sich zwei Punkte vor den Abstiegsrängen und sah die Gefahr, dort noch hineinzurutschen. Als Nachfolger entschied man sich für Ruud van Nistelrooy, der als Interimstrainer von Manchester United in vier Partien ungeschlagen blieb und unter anderem Leicester zwei Mal besiegte.
Today’s result means our place in the 25/26 Championship has been confirmed. pic.twitter.com/dIooOPVSRa
— Leicester City (@LCFC) April 20, 2025
Unter dem Niederländer ging es dann so richtig bergab. Nach einem Sieg gegen West Ham United bei seinem Debüt und dem darauffolgenden Unentschieden gegen Brighton sammelte man seitdem in den 18 Ligapartien nur vier Punkte und rutschte folgerichtig auf den 19. Platz ab. Van Nistelrooy zeigt sich nicht in der Lage, taktisch mit den anderen Trainern der Premier League mithalten zu können. Seine Mannschaft spielt ohne einen genauen Plan und wirkt sehr leblos. Die Entscheidung, Steve Cooper durch den ehemaligen Weltklassestürmer zu ersetzen, erweist sich als absoluter Fehlgriff. Der Klassenerhalt wäre auch unter dem Engländer nicht gewiss, doch er ließ die Mannschaft immerhin mit einem klaren Plan agieren.
Ipswich Town - Wacker geschlagen, doch es fehlt an Qualität
Die Tractor Boys sind der beste Absteiger dieses Jahr – und das mit nur 21 Punkten. Vor zehn Jahren hatte der Tabellenachtzehnte Hull City noch 35 Punkte und drei Punkte Rückstand zum rettenden Ufer. Ipswich zeigt sich aber unter ihrem Erfolgstrainer Kieran McKenna, der sie zu zwei aufeinanderfolgenden Aufstiegen führte, kämpferisch. Nach einem guten Saisonstart mit nur zwei Niederlagen in den ersten sechs Partien verlor man insbesondere im neuen Jahr den Anschluss zu den anderen Teams. Zehn sieglose Spiele zwischen Januar und März besiegelten fast schon den Abstieg, weil die Konkurrenten im Abstiegskampf wie Wolves und Everton auch deutlich formstärker wurden.
Da der Kader zum großen Teil aus Drittligaspielern bestand, musste investiert werden, um in der Premier League wettbewerbsfähig zu sein. Nach 16 Neuzugängen und über 150 Millionen investierten Euro hat man noch immer nicht die Qualität in der Mannschaft, um mit den meisten Gegnern mitzuhalten. Ähnlich wie Southampton konzentrierte man sich dabei aber hauptsächlich auf die Offensive. Nur 45 Millionen investierte man in Abwehrspieler. Für deutsche Verhältnisse mag das viel sein, aber das reicht im Normalfall nicht für die Premier League. Als echter Glücksgriff erweist sich Stürmer Liam Delap, der vor der Saison für 18 Millionen Euro von Manchester City kam und voll einschlug. Zahlreiche Topklubs sollen ihn wohl bereits auf dem Zettel haben.
⏱️ Full-time.#IPSARS pic.twitter.com/1QkqM7APQK
— Ipswich Town (@IpswichTown) April 20, 2025
Anders als bei Leicester und Southampton gibt es bei Ipswich wenig Konkretes, was man ihnen vorwerfen kann. Man investierte viel in den Kader, hielt auch in schwierigen Phasen am Trainer fest und zeigte sich gewillt, den Spielstil anzupassen. Letztendlich fehlte einfach die Qualität, um die Klasse zu halten. Nachdem man 2023 noch in der dritten Liga spielte, ist die Premier-League-Saison alleine schon ein riesiger Gewinn. Mit den hohen Einnahmen und auch den neuen Spielern, die man im vergangenen Jahr anwerben konnte, erhofft man sich nun auch eine erfolgreiche Championship-Saison 2025/26.