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Wie frauenfeindlich ist der Fußball wirklich?

Wie frauenfeindlich ist der Fußball wirklich?

Der Fußball arbeitet seit Jahren intensiv an seiner Außendarstellung zu Themen wie Akzeptanz und Inklusion von Frauen im Männerfußball, ebenso wie der Förderung des Frauenfußballs. Allerdings hat der Sport in der Hinsicht noch einen weiten Weg zu gehen wie die jüngsten Ereignisse aufzeigten. (Bild: IMAGO / Every Second Media)

Ein solches Thema ist sehr komplex und den richtigen Einstieg zu finden kann sich oftmals schwierig gestalten, also fangen wir direkt mit dem Absurdesten an. Joey Barton, ehemaliger englischer Fußballspieler, der unter anderem für Manchester City oder Newcastle tätig war, äußerte sich bezüglich weiblichen Moderatoren und Experten im Fernsehen auf X (ehemals Twitter). "Frauen sollten nicht über Männerfußball reden" schrieb der frühere Mittelfeldspieler. Es sei "fantastisch zu sehen", dass sich der Frauenfußball weiterentwickelt, aber "es ist ein völlig anderes Spiel" und er könne "nicht eine Sache ernst nehmen, die sie ernsthaft in einer Männerarena sagen."

Eine Aussage, die sehr schnell sehr viel Kritik mit sich brachte. Joey Barton zeigte aber keine Reue und bekräftigte seine Aussage nochmal. "Ich stehe zu dem, was ich über Frauen als Kommentatoren und Co-Kommentatoren im Männerfußball gesagt habe." Schließlich rede er "auch nicht übers Stricken." Als Mann sollte man sich dagegen wehren, schließlich wäre dies "Unsinn" und alle Männer, die ihm nicht zustimmen seinen "fart parcels". Die Übersetzung dafür lassen wir mal frei.

In einem späteren Beitrag ergänzte er nochmal, dass Männer, die dies anders sehen "Eunuchen" seien (kastrierte Männer, die früher in vielen Kulturen als Haremswächter eingesetzt wurden). Sie hätten sich verkauft und sollten sich am Kopf testen lassen.

Emma Hayes, Trainerin der Frauenmannschaft des FC Chelsea und ab kommenden Sommer Nationaltrainerin der USA, reagierte verständlicherweise sehr entsetzt auf die Äußerungen Joey Bartons. Sie gilt als einer der besten Fußballtrainerinnen aller Zeiten und ist in England regelmäßig als TV-Expertin im Fernsehen zu sehen. Für Hayes kommt eine solche Aussage nicht überraschend. "Die Realität ist, dass das männliche Privileg schon immer im Mittelpunkt des Fußballs in diesem Land stand. Frauen war es bis in die siebziger Jahre verboten, Fußball zu spielen - ich erwarte nicht, dass irgendeine (männliche) Person oder Persönlichkeit ihr Privileg versteht."

Frauenfeindlichkeit in den sozialen Medien

Hayes kritisierte auch die Social Media Kultur scharf. Hasskommentare sind dort für viele Frauen zum Alltag geworden. Es fällt vielen sehr schwer zu verstehen "wie schädlich einige dieser Kommentare sind", vor allem wenn man nicht wie viele der Fußballerinnen "systematische Frauenfeindlichkeit erlebt hat."

"Man weiß, dass alles, was man sagt, nur dazu führt, dass man angegriffen wird, besonders in den sozialen Medien. Für viele Fußballfans ist das ganz normal."

Die Aussagen Emma Hayes zeigen erschreckendes Bild bezüglich weiblicher Persönlichkeiten im Männerfußball auf. Joey Barton ist ein sehr prominentes Beispiel aber scheint auf keinen Fall eine Ausnahme zu sein. Viele TV-Expertinnen berichten von der offenen und teils sehr extremen Frauenfeindlichkeit, jenseits aller konstruktiven Kritik, die sie ertragen müssen.

Eine Kampagne von Heineken namens "The Social Swap" setzte dies auf die Probe. Gary Neville, der mit Manchester United fast jeden möglichen Titel gewinnen konnte, und Jill Scott, die mit England 2022 Europameister wurde, nahmen daran teil und tauschten ihre X Accounts für fünf Tage. Sie posteten weiterhin ihre Meinungen zu diversen Fußballthemen aber unter dem Namen des jeweils anderen. Neville berichtete, dass er viele misogyne und ignorante Antworten erhielt. Sätze wie "Geh zurück in die Küche", "Du solltest dich lieber auf die Mädchenliga konzentrieren" oder "Lass den Fußball lieber den Männern" waren wohl keine Seltenheit. Die Tweets von Scott auf dem Account von Gary Neville erhielten hingegen größtenteils Zuspruch.

Auch Deutschland mit viel Luft nach oben

Die aktuellen Ereignisse in England machen noch einmal deutlich wie schwer es Frauen im Männerfußball haben. Dabei spielt es fast keine Rolle, ob als TV-Expertin, Kommentatorin oder lediglich als Fußballinteressiert in den sozialen Medien. Momentan ist das Thema, vor allem in England laut geworden. Die Situation in Deutschland darf hierbei nicht vergessen werden, denn auch hier haben es Frauen, vor allem in der medialen Berichterstattung, schwer, wenn sie über Herrenfußball berichten.

Kommentatoren wie Claudia Neumann kriegen eine unverhältnismäßige Anzahl an Hasskommentaren oder Spott auf den sozialen Medien. Es werden ihre Fehler zusammengeschnitten und man muss nur ihren Namen in die X Suchleiste eingeben, um unzählige beleidigende Kommentare zu finden. Natürlich wünscht man sich von Kommentatoren inhaltliche Präzision und eine möglichst professionelle Aufbereitung des Geschehens, weshalb Fehler wie sie Claudia Neumann passieren lästig sein können. Allerdings, muss man dort hinterfragen, ob die männlichen Kommentatoren in manchen Belangen wirklich besser sind oder nur aufgrund ihres Geschlechtes den Hasskommentaren verschont bleiben.

Fazit

Der Skandal um Joey Barton zeigt deutlich auf, wie schwer man es Frauen macht im Fußball zu arbeiten.. Barton hat sehr viel Kritik für seinen Tweet bekommen aber, dass ein solcher Tweet überhaupt ausformuliert wird, zeigt, dass es dennoch Menschen gibt, die so denken. Anhand der Kampagne von Heineken konnte man sehen, dass solche Kommentare keine Seltenheit sind.

Es sind oftmals Einzelfälle, die die Meinung schnell beeinflussen können. Die Aussagen von weiblichen TV-Experten oder Kommentatoren werden häufig schärfer hinterfragt und man achtet mehr auf die Fehler, als es vielleicht bei den männlichen Kollegen der Fall ist. Die wirklich guten weiblichen Experten werden nur selten hervorgehoben und den neuen wird nur selten eine faire Chance gegeben.

Man muss durchaus festhalten, dass sich der Fußball hinsichtlich der Inklusion von Frauen in den letzten Jahren verbessert hat. Der Frauenfußball, insbesondere die Nationalmannschaft, gerät immer mehr in den Fokus und auch in der medialen Berichterstattung ist der Frauenanteil gestiegen. Allerdings, ist es auch klar, dass es damit noch nicht abgeschlossen ist. Es muss sich noch immer etwas ändern

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