Giannis Konstantelias ist in Griechenland längst kein Geheimtipp mehr. Der offensive Mittelfeldspieler von PAOK Thessaloniki wird in seiner Heimat gerne als „griechischer Messi“ bezeichnet – ein Label, das der Öffentlichkeit schmeichelt, dem Spieler aber kaum gerecht wird. Denn was Konstantelias wirklich auszeichnet, ist nicht sein Dribbling allein, sondern die Verbindung aus Spielfreude, Spielintelligenz und Raumgefühl. Genau deshalb steht er nun im Fokus eines deutschen Bundesligisten, der aktuell vieles richtig macht: dem VfB Stuttgart. (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)
In den vergangenen Wochen wurde das Interesse des VfB konkret. Mehrere deutsche Medien berichten übereinstimmend, dass Stuttgart ein erstes Angebot über rund 14 Millionen Euro abgegeben hat. PAOK fordert jedoch eine Summe jenseits der 20-Millionen-Marke – kein Pappenstiel für den VfB, aber womöglich eine Investition mit Weitblick. Der Deal ist noch nicht durch, aber die Richtung ist klar: Stuttgart will Konstantelias. Und der Spieler? Der soll laut übereinstimmenden Berichten Lust auf einen Wechsel in die Bundesliga haben.
Ein Junge aus Volos – mit großem Schritt nach vorn
Konstantelias stammt aus der Hafenstadt Volos, rund 300 Kilometer nordwestlich von Athen. Mit zehn Jahren wechselte er in die renommierte Jugendakademie von PAOK und wurde dort systematisch aufgebaut. Sein Profidebüt gab er mit 17, ehe er Anfang 2022 für ein halbes Jahr an den belgischen Klub KAS Eupen ausgeliehen wurde. Die Zeit in der Jupiler Pro League war zwar sportlich überschaubar, doch sie diente dem Zweck, sich außerhalb des griechischen Mikrokosmos zu behaupten – eine wertvolle Erfahrung für einen Spieler, der den Sprung in eine größere Liga sucht.
Seit seiner Rückkehr nach Thessaloniki ist Konstantelias aus der Startelf von PAOK kaum wegzudenken. In der abgelaufenen Saison 2024/25 sammelte er in 29 Ligaspielen zwar „nur" sieben Treffer, hatte eine Saison zuvor aber maßgeblichen Anteil am Gewinn der Meisterschaft von PAOK. In der Europa League lieferte er ebenfalls ab: zwei Tore und eine Vorlage in neun Einsätzen. Der 21-Jährige ist also nicht nur ein Talent, sondern längst ein Leistungsträger auf internationalem Niveau, der auch in der griechischen A-Nationalmannschaft eine immer größere Rolle spielt.
Spielstil: Zwischen Zehner und linker Halbraumlenker
Konstantelias ist schwer auf eine Position festzulegen. Am wohlsten fühlt er sich als klassischer Spielmacher auf der Zehn, agiert aber oft auch aus dem linken Halbraum. Was ihn besonders macht, ist seine Fähigkeit, Drucksituationen aufzulösen. Kaum ein Spieler seiner Altersklasse in Griechenland verfügt über so eine enge Ballführung, so viel Übersicht und Spielwitz auf engstem Raum. Er ist keiner, der das Spiel mit langen Pässen dirigiert – sondern einer, der es durchbricht, aufzieht und beschleunigt.
Technisch ist er auf einem sehr hohen Niveau. Seine Ballmitnahme ist ein Genuss, seine Richtungswechsel sind so abrupt wie elegant. Immer wieder sieht man ihn mit einem kleinen Haken zwei Gegenspieler aussteigen lassen, bevor er den tödlichen Pass spielt. Dabei ist er beidfüßig, wenngleich der rechte Fuß dominant bleibt. Wenn er von links einrückt, kann er mit dem rechten Fuß diagonal in den Strafraum ziehen oder die Schnittstelle bespielen.
Doch Konstantelias ist nicht nur ein Ästhet – er ist effektiv. Seine Expected-Assists-Werte lagen in der Super League deutlich über dem Durchschnitt, ebenso seine Bälle ins letzte Drittel. Er ist kein Lautsprecher auf dem Platz, aber ein Taktgeber – einer, der ein Spiel an sich reißen kann, wenn man ihn lässt.
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— UEFA Conference League (@Conf_League) March 5, 2025
Wo liegen seine Schwächen?
Natürlich ist Konstantelias kein fertiger Spieler. Besonders in puncto Physis und Defensivarbeit gibt es noch Luft nach oben. In direkten Duellen gegen robuste Sechser – wie sie in der Bundesliga häufiger vorkommen – fehlt ihm manchmal die Resilienz. Auch sein Abschluss ist immer noch ausbaufähig: Zwar kommt er regelmäßig in aussichtsreiche Positionen, doch seine Abschlussqualität schwankt. Er sucht oft die perfekte Lösung, statt frühzeitig abzuziehen.
Defensiv ist er willig, aber nicht konstant mitarbeitend. Im Pressing kann er gut anlaufen, doch gegen den Ball wirkt er mitunter zu verspielt. Seine Körpersprache verrät dann, dass seine Gedanken lieber beim nächsten Offensivmoment sind. Das ist nicht untypisch für kreative Zehner – aber in der intensiven Bundesliga ein Aspekt, der verbessert werden muss.
Was würde er dem VfB geben?
Der VfB Stuttgart hat sich unter Sebastian Hoeneß zu einer der spannendsten Mannschaften der Liga entwickelt. Mit einem aktiven Spielstil, viel Ballbesitz und vertikalen Strukturen hat man nicht nur Ergebnisse geliefert, sondern auch Fußball gespielt, der attraktiv ist. Doch mit dem weiterhin drohenden Abgang von Enzo Millot fehlt womöglich bald eine zentrale Figur: ein Spieler zwischen den Linien, der Verbindung herstellt und das Spiel auf engem Raum belebt. Genau da kommt Konstantelias ins Spiel.
Er wäre kein 1:1-Ersatz für Millot, sondern eine kreative Weiterentwicklung. Während Millot unter anderem durch Dynamik und Läufe in die Tiefe glänzte, käme Konstantelias noch mehr über das Spielerische, über den Moment der Überraschung. Er könnte als Zehner in einem 4-2-3-1 agieren, aber auch im linken Halbraum eines 4-3-3, je nachdem, wie Hoeneß seine Mittelfeldstruktur plant.
In Kombination mit ball- und laufstarken Spielern wie Angelo Stiller oder Atakan Karazor könnte Konstantelias als Freigeist agieren, ohne dass er allein die Last der Spielgestaltung tragen muss. Zudem würde er mit seiner Beidfüßigkeit neue Räume für die Außen öffnen – denn wenn er einrückt, wird Platz für die aufrückenden Außenverteidiger.
📰 VfB Stuttgart is reportedly optimistic about signing Giannis Konstantelias from PAOK within the next 1-2 weeks 🇬🇷🔜✍️🇩🇪❓️#Konstantelias #PAOK #SLGR #Stuttgart #VfB
— Hellas Football (@HellasFooty) July 8, 2025
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Welche Risiken bringt der Transfer?
Die Ablösesumme ist happig. PAOK ruft immerhin knapp 20 Millionen Euro auf – für einen Spieler ohne Erfahrung in den Top-5-Ligen ein durchaus beachtlicher Preis. Der VfB wäre damit an der oberen Grenze seines Transferrahmens. Dazu kommt: Der Schritt von der griechischen Super League in die Bundesliga ist ein großer. Das Tempo ist höher, die Räume kleiner, die Gegenspieler robuster.
Es wäre also ein Transfer mit Ansage. Konstantelias müsste sich anpassen – sportlich, sprachlich, kulturell. Doch der VfB hat gezeigt, dass man ein gutes Umfeld für junge, entwicklungsfähige Spieler bieten kann. Siehe Millot, Stiller, Führich, Leweling oder auch Woltemade. Die Frage ist also nicht, ob Konstantelias grundsätzlich passt – sondern ob man bereit ist, ihm die nötige Zeit und Verantwortung zu geben.
Konstantinos Karetsas (17)
— Football Talent Scout - Jacek Kulig (@FTalentScout) March 25, 2025
Charalampos Kostoulas (17)
Stefanos Tzimas (19)
Konstantinos Koulierakis (21)
Christos Mouzakitis (18)
Giannis Konstantelias (22)
Christos Zafeiris (22)
Konstantinos Tzolakis (22)
Christos Tzolis (23)
Georgios Koutsias (21)
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