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Das Märchen des FC Bayern Campus

Das Märchen des FC Bayern Campus

Den negativen Ruf in Sachen eigener Nachwuchsförderung aus der Welt schaffen. Den hohen Transfersummen der Fußballbranche trotzen und den eigenen Talenten wieder eine Perspektive geben. Das waren die einstigen Ziele, welche mit der Errichtung des FC Bayern Campus verfolgt werden sollten. (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Doch was hat sich nach der Errichtung des FC Bayern Campus in Sachen Nachwuchsförderung beim deutschen Rekordmeister geändert? Haben nun mehr Talente aus der eigenen Schmiede den Sprung in die Profimannschaft der Münchner geschafft? Oder konnte das Projekt Campus bisher noch keine positiven Ergebnisse vorweisen?

Große Eröffnung im Jahr 2017

Am 21.08.2017 war es schließlich soweit und der groß angekündigte FC Bayern Campus wurde eröffnet. Der damalige Präsident und jetzige Ehrenpräsident Uli Hoeneß präsentierte mit voller Stolz das abgeschlossene Millionen-Projekt des FC Bayern München.

Die Absichten dieses Projektes waren sehr deutlich wahrzunehmen. Der FC Bayern wollte mit der Errichtung eine Antwort auf die steil steigenden Ablösesummen im Weltfußball geben und wieder mehr auf die eigenen Jugendarbeit setzen.

Es sollte wieder das Ziel sein, dass man die Ausbildung von Toptalenten wieder in die eigene Hand nimmt, um auch in Zukunft Spieler aus der eigenen Jugend in den Reihen der Profimannschaft zu integrieren. Hierbei dürften wohl besonders Thomas Müller und David Alaba als Beispiel gesehen worden sein, welche beide den Sprung aus der Jugend in die Profimannschaft geschafft haben, sich zu Weltstars entwickelten und die so erfolgreiche Vergangenheit des Klubs geprägt haben.

Großteil der Talente schafft Sprung in den Profikader nicht

Doch seit der Eröffnung haben es bisher nur sehr wenige Talente geschafft, sich einen Platz im Kader der Profimannschaft zu ergattern. Natürlich gilt es hierbei jedoch zu erwähnen, dass dies auch kein Zuckerschlecken ist, da man immer noch von einem der besten Vereine der Welt spricht und die Talente sich mit Spielern auf Weltklasse-Niveau messen müssen.

Jedoch entschuldigt oder verschönert die Konkurrenzsituation diese eher enttäuschende Anzahl an Nachwuchsspielern im Profikader nicht. Denn schließlich befinden sich mit Josip Stanisic und Jamal Musiala lediglich zwei Akteure im aktuellen Kader, welche sich in den vergangenen Jahren einen Kaderplatz erarbeiten konnten. Des Weiteren stehen zwar mit Malik Tillman, Paul Wanner und Lucas Copado weitere Nachwuchsakteure im erweiterten Kader, jedoch werden diese hauptsächlich in der Zweitvertretung oder in den Jugendmannschaften eingesetzt werden.

Hierbei gilt es besonders Youngster Jamal Musiala zu erwähnen, welcher sich schon des Öfteren durch gute Leistungen ins Rampenlicht spielen konnte, sodass er sogar bei der letzten Europameisterschaft von dem damaligen Bundestrainer Jogi Löw nominiert wurde. Diese guten Leistungen sollte schließlich auch belohnt werden, indem die Bayern ihn mit einem langfristigen Vertrag belohnten.

Gab es keine vielversprechenden Talente?

Natürlich ist es auch beim FC Bayern München so, dass eben nicht jedes Talent aus dem Nachwuchsbereich am Ende den Sprung in den Profibereich schafft. Jedoch gab es bei den Bayern auch zahlreiche Nachwuchsspieler, welche durchaus das Potenzial gehabt und sich zumindest eine Chance verdient gehabt hätten, um sich in den Profikader zu spielen.

Das beste Beispiel dürfte hierfür wohl die U23-Mannschaft des Rekordmeisters sein, welche in der Saison 2019/20 die Meisterschaft in der 3.Liga feiern konnte. Die Mannschaft mit ihrem damaligen Cheftrainer Sebastian Hoeneß konnte als Aufsteiger direkt die Meisterschaft feiern und begeisterte zudem des Öfteren mit ihrem Fußball.

Wer jetzt jedoch dachte, dass man diese Talente in der Profimannschaft sehen werde, sollte sich getäuscht sehen. Lediglich Josip Stanisic und Jamal Musiala sollten den Sprung schaffen. Die restlichen Talente spielen entweder aktuell immer noch in der Zweitvertretung, sind verliehen an andere Klubs oder haben den FC Bayern aufgrund einer fehlenden Perspektive bereits verlassen.

Personalie Angelo Stiller als Paradebeispiel

Eines dieser vielversprechenden Talente der Meisterschaft von 2019/20 war Mittelfeldspieler Angelo Stiller. Er galt als Spielgestalter und war das Hirn im Mittelfeld der kleinen Bayern. Des Weiteren spielte er in der Junioren-Nationalmannschaft Deutschlands, sodass viele Klubs sein Talent erkannten und Interesse an ihm zeigten.

Doch bei den Verantwortlichen des FC Bayern sah man dieses Potenzial offenbar nicht. Schließlich holten die Bayern, in Person von Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic, im Sommer 2020 per Leihgeschäft mit Tiago Dantas einen jungen zentralen Mittelfeldspieler. Dieser sollte über Einsätze in der Reserve an die Profimannschaft herangeführt werden. Zudem sicherte sich der Rekordmeister eine Kaufoption für den von Benfica Lissabon ausgeliehenen Dantas.

Die Tür schien also für Angelo Stiller verschlossen worden zu sein, sodass sich der Mittelfeldspieler gegen eine Vertragsverlängerung und für einen ablösefreien Wechsel im vergangenen Sommer zum Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim entschied.

Das Ende vom Lied war, dass Tiago Dantas die Erwartungen nicht mal annähernd erfüllen konnte, der FC Bayern die Kaufoption für den Mittelfeldspieler nicht zog und mit Stiller einen vielversprechenden Spieler aus dem eigenen “Stall” vergrault hatte.

Causa alla Wanner wird es in Zukunft häufiger geben

Die Personalie Paul Wanner dürfte wohl in der jüngsten Vergangenheit für viel Aufmerksamkeit gesorgt haben. Schließlich gilt der gerade einmal 16-jährige offensive Mittelfeldspieler als großes Talent.

Daher waren die Verantwortlichen der Münchner wohl sehr erfreut, als das Talent seinen Vertrag langfristig beim FC Bayern verlängerte. Jedoch war diese Vertragsverlängerung nicht selbstverständlich und sollte sich als hartes Stück Arbeit herausstellen.

Denn die Seite Wanners knüpfte die Vertragsverlängerung an bestimmte Bedingungen, welche der Klub erfüllen musste. Die wohl wichtigste Bedingung war die sportliche Perspektive. Der Verein musste der Spielerseite eine klare sportliche Perspektive bieten, um diesen vom Verbleib überzeugen zu können.

Schlussendlich gelang es den Verantwortlichen um Sport-Vorstand Hasan Salihamidzic den Vertrag mit Wanner zu verlängern. Jedoch könnte es wohl gut sein, dass auch in naher Zukunft weitere Talente eine Vertragsverlängerung nur in Anbetracht einer gegebenen sportlichen Perspektive in Erwägung ziehen. Es könnten wohl noch zahlreiche weitere zähe Vertragsverhandlungen auf den Rekordmeister zukommen.

Vielversprechendes Talent Motika wird einfach abgegeben

In der vor kurzem zu Ende gegangenen Transferperiode gab der FC Bayern mit Offensivspieler Nemanja Motika ein weiteres vielversprechendes Talent ab. Der 18-jährige Flügelspieler wechselt mit sofortiger Wirkung zum serbischen Spitzenklub Roter Stern Belgrad, um den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen.

Dieser Transfer dürfte wohl für einige Fragezeichen sorgen. Denn immerhin war Motika in der laufenden Saison der Top-Scorer der Reserve der Münchner und konnte in 24 Einsätzen 18 Tore erzielen und weitere 8 Treffer vorbereiten.

Man muss hier das Verhalten des Rekordmeisters hinterfragen, denn die Münchner lassen ein weiteres großes Talent einfach ziehen, ohne ihm überhaupt eine Chance für die erste Mannschaft gegeben zu haben. Es wird jedoch in diesem Fall spekuliert, dass sich der Rekordmeister zumindest eine Rückkaufoption gesichert haben soll. Ein möglicher Grund für den Wechsel wird auch hier am Ende wohl die fehlende Perspektive in München gewesen sein.

Fazit

Der FC Bayern Campus ist grundsätzlich der richtige Weg, den die Bayern eingeschlagen haben und auch weiter einschlagen wollen. Schließlich ist die Jugendförderung für jeden Verein eine wichtige Komponente.

Doch aktuell erfüllt der Campus seinen ursprünglichen Zweck noch nicht, wenn man die eigenen Talente nicht in die Profimannschaft integriert beziehungsweise ihnen noch nicht einmal eine Chance gibt. Das Kaufen von vielversprechenden Talente aus dem Ausland dürfte sich ebenfalls erst dann vollkommen lohnen, wenn diese über die Jugendmannschaften den Weg in die Profimannschaft finden.

Hierbei dürfte wohl speziell Julian Nagelsmann in den Vordergrund rücken, welcher bereits in der Vergangenheit intensiv mit Talenten gearbeitet hat und dies nun auch beim FC Bayern tun muss. Wenn sich die Perspektive für Talente beim FC Bayern nicht ändern wird, dürfte sich der FC Bayern Campus auf lange Sicht jedenfalls eher als sportlicher Flop herausstellen und sogar die Ausbildungsstätte werden, von der Talente eher den Weg zu anderen Vereinen suchen.

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