In unserer Serie "Das Kickfieber-Interview – Heute mit ..." wollen wir Euch in jeder Ausgabe ein spannendes Interview mit einem Protagonisten aus der Fußballszene präsentieren. Dabei erwarten Euch interessante Einblicke hinter die Kulissen der Welt des Fußballs, die mit Sicherheit den einen oder anderen von Euch zum Nachdenken bringen werden.
In der heutigen Ausgabe ist dieser Protagonist Elton da Costa, ehemaliger Zweitligaprofi und aktueller Trainer beim hessischen Gruppenligisten 1.FCA 04 Darmstadt.
Herr da Costa, Sie haben sich im Sommer 2014 aus dem Profifußball verabschiedet und sind in die Verbandsliga zum 1.FCA Darmstadt gewechselt. Aus welchen Gründen haben Sie sich damals zu diesem Schritt in den Amateurfußball entschlossen?
Ich hatte damals einige Anfragen aus der Regionalliga und aus den USA und habe mich schließlich nach reiflicher Überlegung dazu entschieden, dass es besser sei meine Profikarriere zu beenden und das Leben danach zu starten. Ich wollte weiterhin im Fußball erhalten bleiben und der FCA, damals haben sie in der Verbandsliga gespielt, hat mir die Möglichkeit gegeben als Spieler/Trainer zu fungieren und das war das, was ich machen wollte. Es kam ziemlich plötzlich, aber zum richtigen Zeitpunkt.
Nach Zwischenstationen in Bensheim und Kalbach hat Sie nun Ihr Weg im vergangenen Sommer wieder zurück zum 1.FCA Darmstadt geführt. Jedoch sind Sie nun nicht mehr ausschließlich als Spieler tätig, sondern agieren als Spielertrainer. Wie kam es zu dieser Entscheidung und was reizt Sie speziell an dieser Doppelfunktion?
In dieser Doppelfunktion agiere ich, seitdem ich das erste Mal für den 1.FCA Darmstadt tätig war. In Bensheim war ich zunächst nur als Spieler aktiv, bevor ich dann jedoch für die letzten sechs Spiele in der Verbandsliga (damals) in der Doppelfunktion agierte, nachdem Ronald Borchers zurückgetreten war und ich übernommen hatte. In Kalbach und später anschließend wieder in Bensheim war ich jeweils in der Doppelfunktion tätig. Deshalb wollte ich auch beim 1.FCA Darmstadt in der Doppelfunktion tätig sein und es war genau das, was ich weitermachen machen wollte, bis ich der Meinung bin, dass ich nicht mehr mithalten kann und das mein Körper nicht mehr mitmacht.
Elton da Costa in seiner Spielerfunktion beim FCA Darmstadt. (Foto: IMAGO / HMB-Media)
Natürlich stellt sich dann auch die Frage nach der Zukunft des Trainers Elton da Costa. Was sind Ihre Ziele im Bezug auf Ihre Trainerkarriere und wollen Sie später als Cheftrainer im Profifußball arbeiten?
Ich möchte natürlich als Trainer weitermachen, aber ich schaue nicht so weit nach vorne. Ich versuche mich stets zu verbessern und werde sehen, wohin die Reise gehen wird. Lust habe ich auf jeden Fall, nicht nur als Cheftrainer, sondern auch als Co-Trainer einer Profimannschaft zu arbeiten wäre mein Ziel.
Werfen wir nun aber einen Blick auf Ihre langjährige Spielerkarriere im Profifußball. Im Alter von 19 Jahren wechselten Sie von ihrem Heimatverein Esporte Club Internacional aus Brasilien zum FSV Frankfurt und konnten sich bereits in Ihrer zweiten Saison einen Stammplatz erspielen. Gab es bei diesem Sprung Spieler, die besonders bei Ihrer Integration in die Mannschaft und an das anfangs ungewohnte Umfeld geholfen haben? Und welche Rolle haben Ihre damaligen Trainer gespielt?
Ich darf dich erstmal korrigieren ;), Ich bin tatsächlich mit 17 Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Vertrag beim FSV Frankfurt unterschrieben. Es gab einige Spieler, die mir damals geholfen haben, mich besser zu integrieren. Michael Pereira da Silva ist Portugiese und hat mir enorm geholfen, die anderen waren Emanuele Giuliana, Antonio Castellino, Andreas Rüppel, Mikayil Kabaca und Youssef Mokhtari. Ich hoffe, dass ich keinen vergessen habe, da sie mir alle extrem geholfen haben, um mich hier besser zu fühlen, wofür ich ihnen allen sehr dankbar bin. Mein damaliger Trainer Michael Blättel hat mir auch sehr geholfen. Ich war sehr jung und hatte trotzdem Erfahrung aus der 2.Liga in Brasilien, aber hier war alles anders und neu.
Nach den Stationen beim FSV Frankfurt, SV Darmstadt 98 und bei der Spielvereinigung Unterhaching führte Sie Ihr Weg im Jahr 2005 zum FC Augsburg. Sie trugen das Trikot des FCA stolze fünf Jahre lang und waren unter dem damaligen FCA Trainer Jos Luhukay eine Stütze im Mittelfeld der Fuggerstädter. Wenn Sie nun einmal auf Ihre Zeit bei Augsburg zurückblicken, was war das einprägsamste Erlebnis in Augsburg, was Ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird?
Die Fans, das sehr familiäre Umfeld und sicherlich unser Aufstieg in die 2. Bundesliga damals, wonach sich der Verein sehr lange Zeit gesehnt hatte. Es war eine wunderbare Zeit dort, die ich sehr vermisse.
Elton da Costa, Elton da Costa! 🎶🇧🇷
— FC Augsburg (@FCA_World) February 20, 2020
A Fuggerstädter from 2005-2010 featuring more than 120 times 💚 #TBT pic.twitter.com/ZvmDaTFDOK
Auf Ihre Zeit in Augsburg folgten zwei Spielzeiten bei den Offenbacher Kickers, bevor Sie 2012 zum zweiten Mal in Ihrer Karriere zum SV Darmstadt 98 wechselten. Nachdem die Lilien in der Spielzeit 2012/13 den Klassenerhalt in der 3.Liga lediglich durch den Lizenzentzug der Offenbacher Kickers schafften, sollte in der Spielzeit 2013/14 Fußballgeschichte geschrieben werden. Die Lilien spielten eine überragende Saison und konnten am Saisonende den Aufstieg in die 2.Bundesliga feiern, nachdem man sich in der Aufstiegsrelegation gegen Arminia Bielefeld durchgesetzt hatte. Ihnen gelang damals in der Verlängerung des Rückspiels das goldene Tor, welches die Lilien schlussendlich in die 2.Bundesliga beförderte. Kann man bei diesem Tor von dem wichtigsten Tor Ihrer kompletten Karriere sprechen und werden Sie auch 7 Jahre danach noch auf diesen Moment angesprochen?
Das war der mit Abstand schönste Moment in meiner Fußballkarriere. Der Aufstieg, wie wir ihn an dem Abend geschafft haben, war einmalig und sensationell, was man nur sehr schwer in Worten ausdrücken kann.
Jedoch entschlossen sich im Sommer 2014 die Verantwortlichen der Lilien dazu, Ihren auslaufenden Vertrag nicht mehr zu verlängern. Wie enttäuscht waren Sie damals, als Ihnen die Verantwortlichen um Präsident Rüdiger Fritsch diese Entscheidung mitteilten?
Ich war sehr enttäuscht und traurig darüber und habe erstmal einige Zeit gebraucht bis es mir besser ging, weil der Verein mir immer was bedeutet hat und ich diesen Verein lieben gelernt habe. Dann hatte ich keine Möglichkeit in irgendeiner Funktion dort weiterzumachen, was mich damals echt sehr getroffen hat. Ich bin aber niemanden dort böse gewesen, ich musste es akzeptieren. Ich mache bis zum heutigen Tag auch ab und zu was für die Lilien und bin sehr happy darüber, wenn ich danach gefragt werde. Es bleibt aber ein Traum von mir, dort mit den Profis zusammenzuarbeiten.
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Wenn wir gerade schon beim Thema SV Darmstadt 98 sind. Die Lilien sind wohl aktuell das Team der Stunde in der laufenden Spielzeit der 2.Bundesliga und eilen von Sieg zu Sieg. Was macht Ihrer Meinung nach die Mannschaft aktuell so stark und was glauben Sie, können die Lilien in dieser Saison erreichen?
Die absolut gute Transferpolitik in diesem Sommer und die Verpflichtung von Torsten Lieberknecht. Sie spielen absolut überzeugend und selbstbewusst und klar, es ist in dieser Saison vieles möglich, was die ersten drei Plätze angeht. Nachdem was sie bisher geschafft haben, haben sie sich eine sehr gute Ausgangslage erarbeitet, aber erreicht haben sie noch nichts und das wissen sie auch. Es erfordert mehr Konzentration und harte Arbeit als bisher, wenn sie oben weiter bleiben wollen in der mit Abstand besten 2.Bundesliga seit langem.
In der laufenden Spielzeit der 2. Bundesliga spitzt sich die Lage im Aufstiegskampf zu. Gleich mehrere Teams liegen teilweise nur hauchdünn voneinander entfernt und der Traum vom Aufstieg in die Bundesliga dürfte wohl bei vielen existieren. Was glauben Sie, wer wird am Ende der Saison den direkten Aufstieg feiern können? Und wer muss den Gang in die Aufstiegsrelegation antreten?
Es ist echt schwer was zu sagen, da viele Vereine es verdient haben dort oben zu stehen, aber ich bin Lilie durch und durch und möchte den SV Darmstadt 98 als direkten Aufsteiger sehen und die anderen sind mir egal ;).
Vielen Dank für Ihre Zeit für das Interview!