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Das Kickfieber-Interview – Heute mit Hanno Balitsch

Das Kickfieber-Interview – Heute mit Hanno Balitsch

In unserer neuen Serie "Das Kickfieber-Interview – Heute mit ..." wollen wir Euch in jeder Ausgabe ein spannendes Interview mit einem Protagonisten aus der Fußballszene präsentieren. Dabei erwarten Euch interessante Einblicke hinter die Kulissen der Welt des Fußballs, die mit Sicherheit den einen oder anderen von Euch zum Nachdenken bringen werden.

In der heutigen Ausgabe ist dieser Protagonist Hanno Balitsch, ehemaliger Bundesligaprofi und aktueller Co-Trainer der deutschen U20-Nationalmannschaft.

Herr Balitsch, Sie haben im Sommer 2016 Ihre aktive Karriere als Spieler beendet und direkt als Co-Trainer in der deutschen U19-Nationalmannschaft angefangen. Mittlerweile sind Sie als Co-Trainer in der U20-Nationalmannschaft tätig. Hatten Sie schon immer vor, nach Ihrer aktiven Spielerkarriere als Trainer tätig zu werden? Aus welchen Gründen haben Sie sich für eine Karriere als Trainer entschieden?

Das habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht abschließend. Mein Wunsch ist und war es, mich im Bereich Fußball möglichst breit aufzustellen und Erfahrungen zu sammeln. Ich habe während der aktiven Zeit ein Studium zum Sportmanager erfolgreich abgeschlossen und Stück für Stück meine Trainerlizenzen gemacht. Mit dem Abschluss des aktuellen Fußballlehrerlehrgangs hätte ich dann die UEFA-Pro-Lizenz und den letzten Schritt der Trainerausbildung absolviert. Mir macht das Arbeiten als Trainer auf dem Platz zur Zeit sehr viel Spaß. Ich möchte aber nicht ausschließen, dass ich vielleicht auch mal in einer übergeordneten Position arbeiten werde.

Natürlich stellt sich dann auch die Frage nach der Zukunft des Trainers Hanno Balitsch. Was haben Sie für Ziele bezüglich ihrer Trainerkarriere?

Aktuell steht das Ende der UEFA-Pro-Lizenz im Mittelpunkt und mit dieser geht es dann darum weiter Erfahrungen als Trainer zu sammeln. Ziel ist es, sich als Trainer weiterzuentwickeln und dann spätestens mittelfristig hauptverantwortlich als Cheftrainer zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln.

Sie wurden als Spieler in der Jugend von Waldhof Mannheim ausgebildet und beendeten auch Ihre lange Profikarriere im Sommer 2016 in Mannheim. Könnten Sie sich in der Zukunft vorstellen, als Trainer oder in einer anderen Position erneut zu Waldhof Mannheim zurückzukehren?

Natürlich. Es ist ja kein Geheimnis, dass ich emotional mit dem Verein verbunden bin und nach meiner Karriere auch im Austausch mit Herrn Beetz bezüglich einer Position im Verein war. Ich glaube es geht dann zu einem bestimmten Zeitpunkt immer um die Aufgabe und die Leute, mit denen man tagtäglich zusammenarbeiten würde. Passt die Konstellation, könnte ich mir ein Engagement beim Waldhof natürlich vorstellen.

Wenn wir gerade schon beim Thema Waldhof Mannheim sind. Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Waldhof in den letzten Jahren? Und was für Potenzial besitzt der Traditionsverein? Trauen Sie Ihrem Jugendklub in den nächsten Jahren den Sprung in die 2.Bundesliga zu?

Für den Waldhof war es unglaublich wichtig, im schlussendlich vierten Versuch in den Profifußball zurückzukehren. Man sieht aber diese Saison auch, dass die 3. Liga eine schwierige Liga ist und Corona mit seinen Folgen die Vereine in der Existenz bedroht. So wie ich das beurteilen kann, ist der Waldhof komplett abhängig von seinem Investor Bernd Beetz, dem es aufgrund seines (finanziellen) Engagements überhaupt zu verdanken ist, dass es den Drittliga-Fußball in Mannheim in dieser Saison gibt.

Ohne eine breitere Unterstützung von Seiten der Wirtschaft, was in der jetzigen Zeit extrem schwierig ist, oder zusätzlichem Investorengeld schätze ich einen Aufstieg in die zweite Liga nicht als realistisch ein. Außerdem ist der Verein im infrastrukturellen Bereich (Stadion, Trainingsbedingungen und Jugend am Alsenweg) nicht professionell genug aufgestellt.

Waldhof ist mit Sicherheit einer der Traditionsvereine, die das Potenzial haben über eine längerfristige, auf mehrere Schultern verteilte Entwicklung auch mal wieder ans Tor zur 2.Liga zu klopfen. Kurzfristig halte ich das aber für eher unrealistisch.

Lassen Sie uns jetzt mal einen Blick auf Ihre lange Spielerkarriere zurückwerfen. Sie waren gerade erst einmal 20 Jahre alt, als Sie sich dazu entschlossen, Waldhof Mannheim in Richtung Köln zu verlassen. Nach einer Saison beim 1. FC Köln zog es Sie aber bereits weiter Richtung Leverkusen. Haben Sie sich damals schon für die hohen sportlichen Erwartungen beim Champions League-Klub aus Leverkusen bereit gefühlt?

Ja. Das Gefühl, die eigenen sportlichen Grenzen austesten zu wollen, war beim Wechsel nach Köln, wie dann auch nach Leverkusen, damals begründet auf der Leistung der Vorsaison. Ich hatte trotz des Abstiegs mit dem 1.FC Köln sofort in der Liga als Stammspieler Fuß gefasst. Die erste Saison bei Bayer hat mich in dem Gefühl dann ja auch bestätigt.

Nach drei Spielzeiten im Dress von Bayer 04 Leverkusen und einer kurzen Zwischenstation bei Mainz 05 wechselten Sie im Sommer 2005 zu Hannover 96. Dort blieben Sie für fünf Jahre, hatten in dieser Zeit stets Ihren Stammplatz im zentralen Mittelfeld sicher und traten als Mittelfeldmotor sowie Antreiber auf. Wenn Sie nun einmal auf Ihre Zeit bei Hannover zurückblicken, was war das einprägsamste Erlebnis in Hannover, was Ihnen noch lange in Erinnerung bleiben wird?

Die fünf Jahre in Hannover waren mal mehr und mal weniger permanent geprägt durch den Abstiegskampf aber als einprägsamstes Erlebnis wird leider der Suizid meines Mitspielers und Freundes Robert Enke in meinen Erinnerungen bleiben. Der Verlust und die daraus resultierende Saison waren auch der Grund dafür, meinen Vertrag nach fünf Jahren nicht zu verlängern und etwas anderes zu machen.

Im Sommer 2010 entschieden Sie sich für eine Rückkehr zu Bayer 04 Leverkusen. Sie spielten zwei weitere Spielzeiten bei Bayer und entschlossen sich dann in der Winterpause zu einem Vereinswechsel zum 1.FC Nürnberg. Beim Club trafen Sie auf einen alten Bekannten. Sie spielten erneut unter Dieter Hecking, den Sie aus Ihrer Zeit bei Hannover 96 bereits kannten. Hatte der Wechsel nach Nürnberg auch primär etwas mit Hecking zu tun?

Zum einen hatte der damalige Trainer in Leverkusen Robin Dutt nicht mehr mit mir geplant und zum anderen war in Nürnberg mit Dieter Hecking ein Trainer, der mich kannte und den ich kannte. Das passte und deshalb war die Entscheidung pro Nürnberg auch eine Entscheidung pro Hecking.

Nach Ihrer Zeit beim 1.FC Nürnberg und der Zwischenstation beim FSV Frankfurt führte Sie Ihr Weg im Sommer 2016 zurück zu Ihrem Jugendclub Waldhof Mannheim, wo Sie schließlich nach einer weiteren Spielzeit Ihre Fußballschuhe an den Nagel hängten. Hatten Sie schon länger mit dem Gedanken gespielt, Ihre Karriere in Mannheim ausklingen zu lassen, wo schließlich auch Ihre Karriere begann?

Planen ist im Fußball sehr schwierig, weil es am Ende doch alles anders kommt. Ich hatte beim FSV Frankfurt trotz interessanter Angebote aus der 2.Liga aufgehört und einen Vertrag als TV-Experte im ZDF unterschrieben und nach einer Möglichkeit gesucht, neben meinem Job noch ein Jahr auf möglichst professionellem Niveau Fußball zu spielen. Da kam der Kontakt zu meinem ehemaligen Mitspieler Kenan Kocak genau richtig und ich hatte die Möglichkeit, den Kreis zu schließen und meine Karriere dort zu beenden, wo sie angefangen hat. Das Jahr war trotz der verlorenen Relegation am Ende als Meister der Regionalliga erfolgreich und emotional ein toller Abschluss.

Während Ihrer langen Karriere haben Sie viel erlebt. Sie haben jahrelang gegen die besten Spieler auf nationaler sowie auf internationaler Ebene gespielt. Wer war Ihr vermeintlich schwerster Gegenspieler, mit dem Sie es je zu tun hatten? Und was genau machte es so schwierig, gegen ihn zu spielen?

Die Spiele in der Champions League gegen Real Madrid, Barcelona, Manchester United oder Inter Mailand bleiben im Gedächtnis und die Duelle gegen Spieler wie Rivaldo oder Ryan Giggs waren fantastisch. Aber als unglaublich schwer zu bespielen, habe ich Tomas Rosicky während seiner Topzeit bei Borussia Dortmund in Erinnerung. Er war schnell, wendig, technisch brillant und hatte ein tolles Gespür für den freien Raum und die Situation. Selbst mit Härte konnte man ihm nicht beikommen. Er hat sich kurz geschüttelt, ist aufgestanden und hat dich wieder gefordert. Wirklich beeindruckend.

In letzter Zeit gab es immer wieder Kritik an der Jugendarbeit in Deutschland, an der Durchlässigkeit bei den Topklubs und der generellen Entwicklung. Wie beurteilen Sie als aktueller Co-Trainer der U20-Nationalmannschaft die momentane Nachwuchsarbeit in Deutschland und können Sie uns einen Spieler nennen, den man zukünftig besonders auf dem Schirm haben sollte?

Wir dürfen nicht alles so schwarz sehen. Die deutschen NLZs haben immer noch gute Strukturen und einen großen Talentepool. Richtig und auffällig ist aber auch, dass die Ausnahmetalente und Unterschiedsspieler in der Spitze in den kommenden Jahrgängen weniger werden und uns andere Nationen in diesem Bereich überholt haben. Kai Havertz, Florian Wirtz und Youssoufa Moukoko haben aber gezeigt, dass immer mal wieder ein Toptalent durchstößt und das sollte allen Jungen Mut machen weiter an sich zu arbeiten.

Vielen Dank für Ihre Zeit für das Interview!

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