Wir schreiben die 58. Minute der Bundesliga-Partie zwischen dem VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim, als der Hoffenheimer Mittelfeldspieler Dennis Geiger sich kurz an den Kopf fasst und dann ohne jeglichen Gegnerkontakt zu Boden geht. Nach einer kurzen Evaluation der Lage von den Teamärzten wurde er dann per Trage vom Platz befördert und ins Krankenhaus gebracht. (Foto: IMAGO / Beautiful Sports)
Was war passiert?
Bereits in der ersten Halbzeit war Geiger von seinem Gegenspieler Omar Marmoush unabsichtlich mit dem Ellenbogen am Kopf getroffen worden, als er versuchte, einen Schussversuch des Stuttgarter Angreifers zu blocken. Nach einer kurzen Behandlungspause ging es für den 23-jährigen Mittelfeldakteur dann jedoch weiter. Ohne, dass einer der Hoffenheimer Teamärzte ernsthaft interveniert hätte. Erst nachdem der Spieler dann in der zweiten Hälfte zusammengebrochen ist und ausdrücklich sagte, dass er „sich nicht mehr in der Lage gefühlt [hat], weiterzuspielen“, wurde er ausgewechselt und durch Sebastian Rudy ersetzt. A
ber kann man einem Spieler in einer solchen Situation überhaupt die Entscheidung überlassen, ob er weiterspielen kann oder nicht?
Gute Besserung, Jungs!
— TSG Hoffenheim (@tsghoffenheim) February 28, 2022
Dennis #Geiger, der nach zwei Zusammenstößen in der ersten und zweiten Hälfte nach einer knappen Stunde vom Platz musste, wird zur Sicherheit noch einige Tage pausieren.
Zudem fällt Sebastian #Rudy mit einem Muskelfaserriss vorerst aus.
Einsatz? Ja! Gesundheitsgefährdung? Nein!
Es spricht für Geigers Einsatzwillen, dass er nach der Aktion in der ersten Halbzeit weiterspielen wollte und sein Team bestmöglich unterstützen wollte. Vermutlich hätte jeder Profisportler und jede Profisportlerin in der Situation ähnlich entschieden. Voller Adrenalin ist man nicht im Stande, eine sachliche, nüchterne Entscheidung zu treffen. Aber wenn die Gesundheit eines Spielers ernsthaft gefährdet und noch dazu das Ausmaß der Verletzung nur schwer einzuschätzen ist, was bei einer Kopfverletzung die Regel ist, muss es eine feste Vorgehensweise geben, um Spieler vor sich selbst zu schützen.
Vorbild NFL
Als Blaupause könnte die National Football League, die amerikanischen Profi-Footballliga, dienen. Dort werden Spieler, die unter Verdacht einer Kopfverletzung stehen, in einem kleinen blauen Zelt, welches direkt am Spielfeldrand steht und so die Ausfallzeit möglichst gering hält, von neutralen Ärztinnen und Ärzten untersucht. Wenn sich nach einer solchen Untersuchung der Verdacht bestätigt wird und die Gesundheit in Gefahr ist, dürfen die Spieler nicht weiterspielen. Unabhängig davon, ob die Spieler sich selbst in der Lage sehen oder nicht.
What is a concussion protocol? It's more than just an NFL buzz word you'll hear mentioned today. https://t.co/bk8b5uJDLa #superbowl #NFL #football #concussionprotocol #concussion #TBI #concussionrecovery #SB56 #SBLVI
— MAC Alliance (@MAC_Alliance) February 13, 2022
Appell an die DFL
Spätestens zur neuen Saison muss die DFL etwas an den Regelungen zum Thema Kopfverletzungen ändern. Denn feststeht: Die akute Gefahr, die von Gehirnerschütterungen und ähnlichen Verletzungen ausgeht, rückt mehr und mehr ins Bewusstsein aller. Schließlich ist es auch im Interesse der DFL, dass ihre Spieler gesund bleiben und lange spielen können.
Gastautor: Jan-Luca Timm