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Noah

Juve-Inter-Thriller und De-Ketelaere-Show: Die Analyse des dritten Serie-A-Spieltags

Alles rund um den dritten Serie-A-Spieltag: Topspiele, Tor-Spektakel und Überraschungen. (Bild: IMAGO / Gribaudi/ImagePhoto)

Cagliari - Parma (2:0)

Cagliari feierte beim 2:0 gegen Parma einen wichtigen Sieg, der weniger auf spielerischer Dominanz als vielmehr auf Effizienz beruhte. Während die Gastgeber ihre wenigen Chancen eiskalt nutzten, ließen die Gäste gleich mehrere Möglichkeiten liegen.

Die Mannschaft von Pisacane wirkte im Spielaufbau stellenweise noch unsicher, versuchte aber im 3-4-2-1 mit Ball über einen Dreier-Aufbau zu agieren, in dem Folorunsho und Zappa die Breite gaben. Besonders die Startelf zeigte sich durch das Debüt von Belotti verändert: Der klassische Strafraumstürmer ersetzte Deiola und sorgte für eine deutlich offensivere Ausrichtung, auch wenn er selbst noch Anpassungsprobleme hatte. Im Mittelfeld ist Prati mittlerweile gesetzt und gibt Stabilität. Den Führungstreffer erzielte Mina nach einer Ecke, als er einen zweiten Ball problemlos einköpfen konnte. Auffällig war zudem Obert, der einen klaren Entwicklungssprung im Vergleich zur Vorsaison erkennen lässt und zu den besten Spielern zählte. Auch Esposito überzeugte, während Palestra und Zappa verdeutlichten, dass beide aufgrund ihrer Qualität eigentlich kaum verzichtbar in der Startelf sind. Die Effizienz entschied die Partie: Aus lediglich 0,97 xG resultierten zwei Treffer, der zweite durch Joker Felici. Torhüter Caprile erwies sich einmal mehr als starker Rückhalt.

Parma dagegen präsentierte sich mutig, störte früh im Aufbau und lauerte auf Umschaltmomente. Dennoch wirkte die Mannschaft stark wie der Herausforderer - vor allem in der ersten Hälfte hatte man wenig Spielkontrolle. Nach schwachen Auftritten von Valenti durfte Ndiaye als linker Innenverteidiger in der Dreierkette starten, während im Mittelfeld Ordonez und Sörensen neben Bernabe agierten – beide jedoch mit schwachen Leistungen -, weshalb Keita auf die Bank musste. Offensiv setzte man auf das Sturmduo Pellegrino und Cutrone, das grundsätzlich viel Potenzial hat: Einer ließ sich fallen und band Bälle, vor allem Pellegrino glänzte dabei, während beide eine hohe Abschlussqualität mitbringen. Klar erkennbar war auch, dass Bernabe der Spieler mit der größten Klasse im Kader ist. Linksverteidiger Valeri überzeugte zudem im Duell mit Zappa. In der ersten Halbzeit hätten die Gäste in Führung gehen müssen, auch weil sie insgesamt die besseren Chancen hatten. Cutrone hingegen blieb sehr blass. In der Schlussphase erhöhte Parma noch einmal den Druck und brachte mit Almqvist und Oristanio frische Kräfte, doch ein Treffer wollte nicht mehr gelingen.

Juventus - Inter (4:3)

Das Derby d’Italia zwischen Juventus und Inter bot ein sehr unterhaltsames Offensivspektakel, das am Ende mit einem knappen 4:3 für die Bianconeri endete. Während Juve seine individuelle Klasse in den entscheidenden Momenten ausspielte, zeigte Inter zwar den ansehnlicheren Fußball, belohnte sich aber nicht ausreichend.

Die Gastgeber begannen mit Vlahovic anstelle von David im Sturm und McKennie als linkem Wingback, dazu ein Dreiermittelfeld mit Koopmeiners, Locatelli und Thuram. Defensiv agierte die Elf von Tudor gewohnt tief, mit mindestens fünf Spielern in der letzten Kette. Bremer überzeugte, lieferte sogar zwei Assists, unter anderem für Kellys technisch sehenswerten Treffer zum 1:0, zeigte jedoch wie Kelly auch Schwächen im Aufbauspiel (nur einer von 12 langen Bällen kam an). Yildiz sorgte mit einem Traumtor aus der Distanz für das 2:1, war insgesamt der auffälligste Juve-Spieler auf dem Platz und setzte seine starke Frühform fort. Thuram und Locatelli präsentierten sich erneut zuverlässig, während Koopmeiners einen schwachen Tag erwischte. Torhüter Di Gregorio hatte ebenfalls keinen guten Abend und kassierte statistisch 1,82 Treffer zu viel. Dennoch entschied Juve die Partie durch individuelle Qualität: Adzic wurde mit einem herrlichen Distanzschuss zum Matchwinner und unterstrich sein großes Potenzial. In der Offensive zeichnet sich ab, dass nach dem Champions-League-Drama gegen Dortmund Vlahovic und Yildiz gesetzt sind, während sich David, Openda (der sein Serie-A-Debüt feierte), Zhegrova und Conceição um den dritten Platz streiten. Cabal machte nach langer Verletzungspause sein Comeback. Über die Außen – Tudor-typisch mit Wingbacks und Halbraumspielern – lief viel Angriffsspiel, doch insgesamt kreierte Juve wenige klare Chancen. Aus lediglich 0,68 xG machten sie vier Treffer – pure Effizienz. Ein Schwachpunkt blieb allerdings das Mittelfeld, das zu viele erste Bälle an Inter abgab, da Koopmeiners, Kalulu und McKennie in der Luft zu wenig Präsenz hatten.

Inter hingegen wirkte spielerisch überlegen und drückte Juve immer wieder tief in die eigene Hälfte. Neuzugang Akanji gab ein vielversprechendes Debüt, während Sommer im Tor einen schwachen Eindruck hinterließ und gleich 2,77 erwartbare Treffer zu viel kassierte. Dreh- und Angelpunkt war Calhanoglu, der eine herausragende Leistung bot, zwei sehr schöne Tore erzielte und eine beeindruckende Passquote von 96 Prozent vorwies. Barella hingegen konnte kaum Akzente setzen und gewann nur zwei von sieben Zweikämpfen. Trotz der Niederlage zeigte Inter eine bemerkenswerte Effizienz im Abschluss, verwandelte 0,96 xG in drei Tore. Insgesamt hatten die Nerazzurri mehr Spielanteile, kamen häufiger ins letzte Drittel und glänzten mit einer deutlich besseren Quote bei langen Pässen (67 % zu Juves 38 %). Spielerisch war die Leistung solide – das Ergebnis jedoch ernüchternd.

Fiorentina - Napoli (1:3)

Die Partie zwischen der Fiorentina und Napoli endete mit einem 1:3-Auswärtserfolg der Süditaliener. Während Florenz trotz einiger guter Ansätze offensiv zu wenig Durchschlagskraft entwickelte, überzeugte Napoli mit Effizienz und einer starken Achse im Zentrum.

Die Gastgeber starteten mit stabilen Wingbacks: Gosens und Dodô hielten die Außenbahnen weitgehend im Griff. Dennoch geriet die Viola früh ins Hintertreffen, als Comuzzo ein unglückliches Foul an Anguissa beging und De Bruyne den Elfmeter zum 0:1 verwandelte. Offensiv deutete Kean wieder eine bessere Form an, doch das Zusammenspiel mit Džeko im Doppelsturm wirkt noch unausgereift. Zwar gelang Ranieri nach einer Ecke der Anschlusstreffer zum 1:3, weitere Chancen blieben aber ungenutzt. Offensiv ließ man Chancen liegen und die Defensive um Pongračić als auch Comuzzo erwischten einen schwachen Tag. Die Dreierkette offenbarte deutliche Lücken, auf der Torhüter-Position war erneut Verlass auf De Gea, der mit 0,53 verhinderten Gegentreffern einen höheren Rückstand verhinderte.

Napoli hingegen zeigte sich kaltschnäuzig und strukturiert. Neuzugang Højlund markierte bei seinem Debüt ein starkes Tor nach sehenswerter Vorarbeit von Spinazzola und harmonierte auffällig gut mit De Bruyne. Gerade gegen hoch stehende Gegner spielt der schnelle Angreifer seine Stärken voll aus und könnte sich in der Abwesenheit des verletzten Lukaku als klare Nummer eins im Sturm durchsetzen. Buongiorno brachte in der Abwehr neue spielerische Qualität ein, während Innenverteidiger-Partner Beukema das 3:0 erzielte. Kapitän Di Lorenzo gewann 7 von 9 Zweikämpfen und präsentierte sich gewohnt zuverlässig. Im Mittelfeld bildet sich ein Trio um De Bruyne, Anguissa und Lobotka von internationalem Top-Format, das kaum zu kontrollieren ist. Angesichts der klaren Spielkontrolle und der vielen ungenutzten Chancen hätte Napoli das Ergebnis sogar noch höher gestalten können – der Sieg war dennoch völlig verdient.

Roma - Torino (0:1)

Die Partie zwischen der Roma und dem FC Torino endete mit einem knappen 0:1. Während die Hausherren zwar viel vom Spiel hatten, daraus aber kaum Gefahr entwickelten, agierten die Gäste defensiv-stärker und nutzten ihre Umschaltmomente effizienter.

Die Roma begann mit El Aynaoui und Dybala in der Startelf, letzterer allerdings auf einer ungewohnten Position, auf der er kaum Wirkung entfalten konnte. Wesley rückte von der rechten Wingback-Position regelmäßig ins Zentrum, während Soule die Breite hielt. Gleichzeitig schoben die äußeren Innenverteidiger Ndicka und Hermoso im Aufbau nach vorn, um im Mittelfeld Überzahl zu erzeugen – ein Ansatz, der an Gasperinis Atalanta erinnert. Trotz des hohen Ballbesitzes und 163 erfolgreichen Pässen im letzten Drittel kam das Team kaum zu klaren Abschlüssen und wirkte oft ideenlos. Ferguson brachte nach seiner Einwechslung mehr Dynamik, doch auch er konnte keine großen Chancen kreieren. In den direkten Duellen – ob Dribblings, Boden- oder Luftzweikämpfe – war man Torino unterlegen. Immerhin zeigte sich Svilar mit 1,14 verhinderten Gegentoren als sicherer Rückhalt, während Ndicka und Soule zu den wenigen überzeugenden Akteuren gehörten. Die einzige auffällige Qualität blieben die präzisen langen Bälle (25 von 40 angekommen).

Torino setzte dagegen auf ein deutlich pragmatischeres Konzept. Nach anfänglichen Abstimmungsproblemen stellte Baroni auf eine Fünferkette um, brachte Ismajli in die Dreierreihe und nahm dafür Ilic aus dem Mittelfeld. Mit wenig Ballbesitz und Fokus auf Umschalten gelang so mehr defensive Stabilität als noch gegen Inter. Ein schöner Treffer von Simeone nach Vorlage von Ngonge brachte die Führung, die letztlich den Unterschied machte. Asllani erwies sich erneut als große Verstärkung im Mittelfeld mit hoher Passquote und guter Präsenz in den Zweikämpfen. Während Simeone im Sturmzentrum nun gesetzt scheint, bleiben Ngonges Entscheidungsfindung und Vlasics Konstanz weiterhin Schwachpunkte, auch wenn beide ihre technischen Qualitäten zeigen. Die Abwehrreihe um Coco, Maripán und Ismajli wirkte stabil, und Keeper Israel überzeugte auf der Linie, wenngleich er im Spielaufbau noch unsicher ist. Mit 0,65 xG und nur 50% angekommenen Pässen im letzten Drittel offenbart Torino offensiv Nachholbedarf. Dennoch deutet sich an, dass Baroni sein Team auf eine defensiv orientierte Spielweise umstellt, die besser zu den Gegebenheiten passt als der Ansatz, den er zuvor bei Lazio verfolgt hatte.

Atalanta - Lecce (4:1)

Atalanta feierte mit einem klaren 4:1-Sieg gegen Lecce den bislang überzeugendsten Auftritt der Saison. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte zeigte La Dea ihre offensive Klasse und stellte im zweiten Durchgang einen deutlichen Leistungsunterschied her.

Die Gastgeber gingen früh durch ein starkes Kopfballtor von Scalvini nach Zalewski-Ecke in Führung, ehe sich ein offener Schlagabtausch entwickelte. Sulemana fiel auf der linken Halbraum-Position auf, der nach guten Joker-Einsätzen nun von Beginn an ran durfte. Krstovic bekam den Vorzug vor Scamacca und rechtfertigte dies mit einer starken Vorstellung. Der überragende Akteur des Abends war jedoch De Ketelaere, der mit zwei Treffern, einer makellosen Zweikampfquote (11/11) sowie vier erfolgreichen Dribblings, die womöglich beste Einzelleistung der laufenden Serie-A-Saison zeigte. Auch Zalewski überzeugte mit einem sehenswerten Treffer und starken Werten. Insgesamt war es die bislang klar beste Vorstellung Atalantas – offensiv variabel, individuell stark besetzt und deutlich gefährlicher als an den ersten beiden Spieltagen. Defensiv blieb zwar nicht alles fehlerfrei, doch der Klassenunterschied zu Lecce war über weite Strecken deutlich.

Die Gäste aus Lecce hatten dagegen große Schwierigkeiten, insbesondere in der Arbeit gegen den Ball. Mit Stulic und Sottil rückten zwei neue Offensivkräfte in die Startelf, während Pierotti und Camarda zunächst draußen blieben. Hinzu kamen mehrere Umstellungen: Siebert ersetzte Tiago Gabriel, Kouassi kam für Veiga und Sala für Kaba – allesamt eher Schwächungen. Gerade die Ausfälle von Gabriel und Kaba machten sich klar bemerkbar. Defensiv bekam Gallo auf seiner Seite keinen Zugriff gegen Bellanova und auch Torhüter Falcone erwischte keinen guten Tag. Einziger Lichtblick war das schöne Solo-Tor von N’Dri, bei dem Atalanta allerdings zu passiv verteidigte. Sottil, eigentlich der individuell stärkste Angreifer, blieb wirkungslos, während die neuen Kräfte im Zentrum kaum Akzente setzten. Insgesamt war es ein schwacher Auftritt, allerdings auch der zweite in Folge gegen ein Topteam nach dem Duell mit Milan. Trainer Di Francesco weiß, dass die entscheidenden Partien erst noch kommen, in denen Lecce mehr Ballbesitz hat und seine spielerischen Ansätze besser zur Geltung bringen kann.

Pisa - Udinese (0:1)

Die Partie zwischen Pisa und Udinese war über weite Strecken zäh, geprägt von vielen Unterbrechungen und nur wenigen klaren Möglichkeiten. Am Ende setzten sich die Gäste dank individueller Qualität knapp, aber verdient mit 1:0 durch.

Pisa zeigte sich erneut kämpferisch, konnte offensiv jedoch kaum Akzente setzen. Bester Spieler der Hausherren war Neuzugang Akinsanmiro, der in seinem ersten Startelfeinsatz einen starken Eindruck hinterließ. Insgesamt blieb die Angriffslinie um Meister, Tramoni und Moreo jedoch blass, und auch Nzola ist noch nicht in Topform. Die Gefährlichkeit beschränkte sich fast ausschließlich auf Flügelaktionen, im Zentrum gelang kaum Durchschlagskraft. Mit nur 1,72 erwartbaren Toren nach drei Spielen kombiniert steht ein alarmierend schwacher Wert zu Buche – in diesem Tempo ist Abstiegskampf programmiert. Positiv bleibt immerhin, dass Pisa defensiv bislang stabil auftritt und noch nie mehr als ein Gegentor kassierte. Gilardino steht nun mit lediglich einem Punkt aus drei Spielen vor einem schweren Duell gegen Napoli und die Hoffnung ruht vor allem darauf, dass Top-Neuzugang Nzola bald zu alter Stärke findet.

Udinese dagegen bestätigte den Aufwärtstrend und präsentierte sich erneut sehr stabil. Bravo rückte in die Startelf und stellte eine klare Verbesserung gegenüber Bayo dar, während die restliche Formation identisch zum Inter-Sieg blieb. Besonders auffällig waren Karlström mit 93 Prozent Passquote sowie Kamara, der bis zu seiner verletzungsbedingten Auswechslung stark aufspielte. Auch Bertola musste angeschlagen raus, was die defensive Balance jedoch kaum beeinträchtigte, denn die Dreierkette wirkte durchweg gefestigt. Zaniolo erlebte ein schwaches Debüt mit nur einem gewonnenen Zweikampf aus sechs Duellen, während Atta sich immer mehr als kreativer Fixpunkt herauskristallisiert und spielerisch den Unterschied macht. Runjaic unterstreicht damit, dass sein Team sowohl gegen Topmannschaften als auch gegen tiefstehende Gegner bestehen kann – Udinese ist eine der positiven Überraschungen des bisherigen Saisonverlaufs.

Sassuolo - Lazio (1:0)

Sassuolo meldete sich mit einem verdienten 1:0-Heimsieg gegen Lazio eindrucksvoll zurück. In einem Spiel, das vor allem von Defensivstabilität geprägt war, überzeugte Fabio Grossos Mannschaft mit ihrem bislang besten Saisonauftritt und knüpfte an das Image des „Topklub-Schrecks“ an.

Bei den Gastgebern ersetzte Kone Boloca in der Startformation. Entscheidenden Anteil am Erfolg hatten mehrere Einzelakteure: Berardi zeigte sich in Galaform mit 96 Prozent Passgenauigkeit, drei präzisen langen Bällen und vier gewonnenen Zweikämpfen. Walukiewicz überzeugte auf der rechten Seite, während Torhüter Muric gleich 1,05 Gegentore verhinderte und mehrfach stark parierte. Überragend agierte Muharemovic, der nicht nur den Assist zum Siegtor lieferte, sondern auch mit hoher Passsicherheit (88 Prozent) und starker Zweikampfbilanz glänzte. Joker Fadera entschied die Partie mit seinem Treffer und drängt sich damit als Option für die Startelf auf – insbesondere, da Laurienté bislang blass geblieben ist. Offensiv gibt es bei Sassuolo zwar noch Luft nach oben, doch die individuelle Qualität im Kader lässt wenig Sorgen aufkommen.

Lazio hingegen zeigte eine enttäuschende Vorstellung und fand offensiv kaum Mittel. In der Abwehr startete Romagnoli für Provstgaard, eine Entscheidung, die angesichts der bisherigen Form des Dänen fragwürdig wirkte. Gila spielte solide mit starker Passquote (90 Prozent) und ordentlichem Aufbauspiel, während Rovella erneut als verlässlichster Mittelfeldakteur auffiel. Abgesehen davon bot die Offensive wenig: Das Trio aus Cancellieri, Zaccagni und Castellanos blieb wirkungslos, und der eingewechselte Pedro war noch der auffälligste Angreifer. Besonders die erste Hälfte mit einem mageren xG-Wert von 0,11 offenbarte die Harmlosigkeit der Römer. Nach drei Spielen steht Lazio mit nur drei Punkten und Tabellenplatz 12 da – ein denkbar schwacher Start für Maurizio Sarri, der vor dem anstehenden Derby gegen die Roma dringend Antworten finden muss.

Milan - Bologna (1:0)

Das Duell zwischen Milan und Bologna war über weite Strecken arm an Höhepunkten und lebte vor allem von taktischer Disziplin. Am Ende reichte den Rossoneri ein einzelner Treffer zum klassischen Allegri-Ergebnis: 1:0.

Milan präsentierte sich unter Allegri erneut klar defensiv ausgerichtet und hatte insgesamt nur 39 Prozent Ballbesitz. Die Dreierkette mit Tomori, Gabbia und Pavlovic stand sicher, während Rabiot und Loftus-Cheek die Halbräume besetzten. Besonders Modric prägte die Partie mit einer starken Leistung: zwei Schlüsselpässe, ein Tor, starke Quoten bei langen Bällen (3/5) und Zweikämpfen (7/9). Er verdrängt damit Ricci weiterhin auf die Bank. Rabiot feierte ein solides Debüt, während Loftus-Cheek enttäuschte – Pulisic dürfte daher bald wieder in die Startelf rücken. Saelemaekers bestätigte seine Form und sollte gesetzt sein, wohingegen Gimenez abermals blass blieb. Eine Option für die Zukunft könnte Leao im Sturmzentrum sein, sobald er in den Kader zurückkehrt. Insgesamt ein typischer Allegri-Sieg: unspektakulär, nicht völlig überzeugend, aber mit sechs Punkten aus drei Spielen eine solide Bilanz für Milan.

Bologna setzte dagegen auf Ferguson, der Moro in der Startelf ersetzte und eine gute Partie zeigte. Lucumi überzeugte ebenfalls mit starker Passquote (86 %), gelungenen langen Bällen (5/8) und hohem Zweikampferfolg (8/12). Über die rechte Seite mit Zortea und Orsolini ergaben sich ansprechende Ansätze. Dennoch blieb offensiv fast alles Stückwerk – nur 0,17 xG und damit keine echte Durchschlagskraft. Trotz viel Ballbesitz fehlten Ideen im letzten Drittel, was letztlich zur zweiten Niederlage gegen ein Spitzenteam führte. Die Schwächen im Angriffsspiel gegen kompakte Abwehrreihen wurden erneut deutlich, und gegen Genua am kommenden Spieltag ist ein Sieg Pflicht, will Bologna nicht früh in die untere Tabellenhälfte geraten.

Hellas - Cremonese (0:0)

Hellas und Cremonese trennten sich torlos, wobei die Gastgeber zwei Punkte verschenkten. Mit einem Chancenverhältnis von 1,46 zu 0,24 xG war Verona über weite Strecken die aktivere und gefährlichere Mannschaft, konnte sich aber nicht belohnen.

Hellas dominierte beide Halbzeiten offensiv deutlich, ohne daraus Zählbares mitzunehmen. Giovane bestätigte seine positiven Ansätze, braucht jedoch dringend einen passenden Sturmpartner. Orban erwischte bei seinem Debüt noch keinen guten Tag. Auf der rechten Seite glänzte Bradaric mit starker Passsicherheit (88 %), zwei erfolgreichen Dribblings und sechs gewonnenen Zweikämpfen. Die Dreierkette zusammen mit Torwart Montipo agierte insgesamt solide, wobei Nunez spielerisch herausragte (86 % Passquote, sieben lange Bälle angekommen), defensiv jedoch noch Unsicherheiten offenbarte. Nelsson und Frese machten ebenfalls einen ordentlichen Eindruck, während auch Bella-Kotchap nach seiner Einwechslung vielversprechend wirkte. Bitter war die frühe Verletzung von Gagliardini, der als klare Verstärkung gegenüber Niasse gestartet war.

Cremonese blieb damit weiter ungeschlagen – wenn auch mit einer Portion Glück. Torhüter Audero sicherte mit mehreren Paraden und 1,37 verhinderten Gegentoren den Auswärtspunkt. Defensiv zeigte sich die Mannschaft erneut sehr stabil, besonders Terracciano stach erneut heraus mit 91 Prozent Passquote, sechs präzisen langen Bällen und einer makellosen Zweikampfbilanz (7/7). Der Doppelsturm aus Bonazzoli und Sanabria blieb hingegen blass, da beide einen ähnlichen Spielstil pflegen und kaum für Variabilität sorgten. Positiv fiel Sarmiento nach seiner Einwechslung auf, er könnte am Wochenende in der Startelf stehen. Star-Neuzugang Vardy blieb bei seinem Debüt noch relativ unauffällig. Sollte die Defensive weiterhin so stabil auftreten, sind die Chancen auf den Klassenerhalt für Cremonese sehr gut.

Como - Genua (1:1)

Das Duell zwischen Como und Genua endete mit einem gerechten 1:1. Die Hausherren gingen zwar durch ein Traumtor in Führung, doch der Gast belohnte sich spät für seine Angriffsbemühungen und nahm verdient einen Punkt mit.

Como erwischte den besseren Start: Paz erzielte mit einem wunderschönen Treffer das 1:0. Im Zentrum überzeugte Caqueret, der für Perrone in die Startelf rückte, mit enormer Präsenz (94 % Passquote, sieben gewonnene Zweikämpfe, zwei erfolgreiche Dribblings). Auch das Innenverteidiger-Duo Kempf und Ramon präsentierte sich stark, gemeinsam entschieden sie 18 ihrer 24 Zweikämpfe für sich und schlugen vier präzise lange Bälle. Dennoch verpasste Como, ein zweites Tor nachzulegen, und musste am Ende froh sein, dass Butez im Tor mit guten Vorstellung weitere Gegentreffer verhinderte. Bitter war zudem die unnötige rote Karte für Ramon kurz vor Beginn der Nachspielzeit. Morata fügte sich spielerisch gut ein, sucht aber noch seinen Torriecher, um sich endgültig als Stürmer Nummer eins zu etablieren.

Genua erarbeitete sich mit 2,34 xG zahlreiche Chancen und erzielte durch Ekuban spät den verdienten Ausgleich. Herausragend war die 1-gegen-1-Qualität der Offensivspieler wie Messias, Carboni und Norton-Cuffy - zusammen kam Genua auf 16 von 21 erfolgreichen Dribblings. Besonders Norton-Cuffy glänzte auf der rechten Seite in einer offensiveren Rolle vor Sabelli (fünf erfolgreiche Dribblings, zehn gewonnene Zweikämpfe). Auch Aaron bestätigte seine Form mit viel Einsatz (zwei erfolgreiche Dribblings, fünf gewonnene Zweikämpfe). Torwart Leali zeigte mehrere wichtige Paraden. Trainer Vieira bewies zudem ein glückliches Händchen: Die Einwechslungen von Messias, Carboni und Ekuban brachten viel Schwung und könnten Startelfoptionen für die nächste Partie sein – gerade, da Colombo enttäuschte.

Meine Top-Elf des 1. Spieltags

Tor:
Emil Audero (Cremonese)

Vertedigung:
Nicola Zalewski (Atalanta)
Yerry Mina (Cagliari)
Guillermo Maripan (Torino)
Tarik Muharemovic (Sassuolo)

Mittelfeld:
Adrian Bernabe (Parma)
Luka Modric (Milan)
Hakan Calhanoglu (Inter)
Charles De Ketelaere (Atalanta)

Angriff:
Kenan Yildiz (Juventus)
Rasmus Hojlund (Napoli)

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Noah

Vor Spieltag drei: Die Analyse des zweiten Serie-A-Spieltags

Ein einordnender Blick auf den zweiten Spieltag der neuen Serie-A-Saison, bevor der dritte beginnen kann. (Bild: IMAGO / Buzzi)

Cremonese - Sassuolo (3:2)

Zweiter Spieltag, zweiter Sieg: Cremonese präsentiert sich als das Überraschungsteam der noch jungen Serie-A-Saison. Auf den Dreier gegen Milan folgte nun ein Sieg über Mitaufsteiger Sassuolo – und damit der Sprung unter die Top drei der Tabelle.

Cremonese rotierte auf einigen Positionen: Bondo rückte für Grassi in die Startelf, Sanabria und Vasquez erhielten den Vorzug vor Bonazzoli und Okereke. Besonders Bondo überzeugte im Zentrum mit starker Zweikampfführung (7/9) und beeindruckender Passsicherheit (96%). Auch Terracciano spielte erneut überragend, während Vandeputte am Ball stets gefährlich blieb. Die Offensivgefahr kam fast ausschließlich über die rechte Seite mit Zerbin und Terracciano. Trotz weniger Ballbesitz erarbeitete sich Cremonese klar bessere Chancen und war vor dem Tor eiskalt – zur Pause stand es bereits 2:0. Schwachstellen blieben Bianchetti und Collocolo in der Defensive. Romano Mussolini setzte nach seiner Einwechslung ein Ausrufezeichen. Mit einem xG-Wert von 3,32 war der Sieg hochverdient, auch wenn sich im Sturm noch die Frage stellt, ob Bonazzoli oder Sanabria langfristig die Neuner-Position einnehmen wird.

Sassuolo stellte nach einem schwachen Auftritt gegen Napoli um: Matic, Muric und Vranckx kamen neu in die Mannschaft. Matic agierte als tiefer Sechser und verschaffte Boloca dadurch mehr Freiheiten nach vorne. Vranckx überzeugte mit und gegen den Ball (10/14 gewonnene Zweikämpfe), während Muharemovic defensiv solide agierte. Muric deutete im Tor an, Turati verdrängen zu können. Defensiv jedoch patzte Sassuolo: Beim 1:0 stimmte die Zuordnung nicht, Doig verschuldete das zweite Gegentor, und Fadera verursachte mit einem unnötigen Foul den entscheidenden Elfmeter. Offensiv sorgte Volpato mit einem starken Assist für den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer, den Pinamonti verwandelte. Insgesamt aber fehlte es an Stabilität, wodurch die Niederlage verdient war.

Lecce - Milan (0:2)

Ein defensiv-starker Auftritt von Lecce reichte nicht aus, um die individuelle Qualität der Mailänder über 90 Minuten zu überschatten.

Lecce begann mit Pierotti anstelle von Banda und Kaba statt Berisha, um im Mittelfeld mehr Physis gegen Loftus-Cheek und Fofana entgegenzusetzen. Die Gastgeber agierten im Ballbesitz in einem 2-3-2-3, wirkten spielerisch ordentlich, doch fehlte der klare Zielspieler vorne – Camarda tat sich sichtbar schwer. Die Innenverteidiger Gaspar und Tiago Gabriel überzeugten mit starken Zweikampf- und Passwerten, Gabriel sogar mit 100% Zweikampfquote. Lecce war in der ersten Hälfte physisch überlegen, war in der ersten Halbzeit insgesamt besser, ließ offensiv aber jegliche Durchschlagskraft vermissen (0,30 xG). Rechtsverteidiger Veiga, der beim Gegentor patzte und einige seiner Zweikämpfe verlor, galt noch als Schwachpunkt der Apulier.

Milan musste weiterhin ohne Leao auskommen und brachte Saelemaekers auf der Pulisic-Position, der für Musah aus der Startelf rotierte, wodurch sich das System in ein 3-4-2-1 verschob. Die erste Halbzeit verlief ereignisarm, die Rossoneri hatten große Probleme, ins letzte Drittel zu gelangen. Modric, der erneut den Vorzug vor Ricci bekam, zeigte seine Klasse am Ball (92% Passquote, 4 angekommene Flanken), offenbarte jedoch Schwächen gegen den Ball. Nach der Pause kam mehr Schwung: Pulisic und Loftus-Cheek sorgten mit ihren Treffern für die Entscheidung. Auffälligster Spieler war Saelemaekers, während Gimenez im Sturmzentrum unglücklich aussah. Trotz des Sieges bleibt ohne die Starspieler Leão und Pulisic sichtbar, dass es Milan noch an Offensivqualität mangelt. Solange jedoch die Null steht, ist der Allegri-Ball meistens erfolgreich.

Bologna - Como (1:0)

Es war eine sehr ausgeglichene Partie zwischen Bologna und Como, die die Rossoblù dank Matchwinner Orsolini für sich entschieden.

Bologna stand defensiv kompakt - und das mit einer fast ausgewechselten Viererkette im Vergleich zum ersten Spieltag: Zortea, Vitik und Heggem rückten für De Silvestri, Casale und Lucumi in die Startelf. Außerdem starteten Moro, Fabbian und Castro anstatt Pobega, Odgaard und Immobile. Freuler überzeugte als Balljäger (10/12 Zweikämpfe gewonnen) und organisierte das Mittelfeld. Heggem gab ein starkes Serie-A-Debüt und deutete klar Startelf-Potenzial an. Orsolini war der Unterschiedspieler: Er erzielte das entscheidende Tor und gewann 6/8 Zweikämpfe.

Como präsentierte sich ohne Aufstellungsveränderungen flexibel, spielte im Aufbau häufig ein 3-3-4 mit Van der Brempt oder Valle in der Kette. Defensiv stand man ordentlich, Van der Brempt und Kempf stachen positiv hervor. Doch durch einen gefälligen Auftritt nach vorne fehlte es im letzten Drittel an nötiger Präzision, sodass Bologna den knappen Sieg über die Zeit brachte.

Parma - Atalanta (1:1)

Ein träges 1:1 zwischen Abstiegskandidat Parma und Flopkandidat Atalanta, die nach den ersten beiden Spieltagen noch sieglos dastehen.

Parma startete mit Sörensen für Ordonez auf der linken Halbraum-Position und zeigte insgesamt eine disziplinierte Leistung: Bernabé überzeugte im Aufbau mit präzisen langen Bällen und guter Zweikampfbilanz, während Circati in der Abwehr als Lichtblick galt. Offensiv blieben Sörensen und Almqvist blass, einzig Neuzugang Cutrone setzte mit seinem Debüt-Tor ein Ausrufezeichen. Viele Flanken (23), aber nur drei erfolgreiche, unterstrichen die mangelnde Durchschlagskraft.

Atalanta wirkte unter Juric erneut pragmatisch, der die gleiche Elf wie gegen Pisa auf das Feld schickte – trotz Favoritenrolle nur 54% Ballbesitz und wenig offensive Gefahr (0,81 xG). Pasalic war der beste Akteur: Torschütze, starke Zweikampfbilanz und 100% Dribblingquote. De Roon war defensiv solide, während Zalewski sich auf der linken Schiene weiter festspielt. Krstovic brachte nach seiner Einwechslung frische Impulse und könnte in den kommenden Wochen eine Doppelspitze mit Scamacca bilden. Insgesamt aber einfach zu wenig für die Ansprüche der Bergamaschi.

Napoli - Cagliari (1:0)

Napoli erzwang einen späten Last-Minute-Sieg gegen ein erneut stark auftretendes Cagliari.

Conte ließ Spinazzola statt Olivera starten - und sein Team tat sich lange schwer gegen Pisacanes Cagliari. McTominay blieb ausnahmsweise sehr blass, Neuzugang Lucca ebenfalls. Politano schlug ganze 18 Flanken und war offensiv der auffälligste Mann, während Anguissa in der Nachspielzeit zum Matchwinner wurde. Rrahmani und Lobotka sicherten defensiv ab, Buongiorno sammelte wieder Minuten und dürfte am kommenden Spieltag wieder starten. Trotz 67% Ballbesitz und vielen langen Bällen fehlte es an kreativen Lösungen im Angriff – von 42 Flanken kamen nur sieben an.

Cagliari lieferte eine starke Defensivleistung ab. Pisacane stellte von Viererkette auf Fünferkette um, sodass Rechtsverteidiger Palestra für Stürmer Borrelli in die Startelf rückte. Mina organisierte die Abwehr hervorragend, die Wingbacks Palestra und Obert setzten Akzente über die Außenbahnen, nur offensiv kam wenig - doch das 0:0 schien lange greifbar. Mit 0,53 xG und einer disziplinierten Vorstellung hätten die Sarden durchaus einen Punkt mitnehmen können.

Pisa - Roma (0:1)

Ein ereignisarmes Duell zwischen Aufsteiger Pisa und Gasperinis Roma wurde durch die individuelle Qualität von Matías Soulé entschieden.

Pisa-Trainer Gilardino brachte Lusuardi für Denoon, der die Defensive direkt verstärkte und eine schwer zu bespielende Innenverteidigung zusammen mit Canestrelli und Caracciolo bildete. Toure und Aebischer zeigten Ebenfalls ihre Qualitäten, obwohl man mit nur 31% Ballbesitz und offensiv wenig Ideen (0,56 xG) wenig Angriffe, die fast ausschließlich über rechts liefen, ausspielen konnte.

Die unveränderte Roma tat sich nach einem überzeugenden ersten Spieltag gegen Bologna lange schwer. Ferguson fiel negativ auf, die erste Halbzeit war schwach. Soule hingegen war überragend: Sieben erfolgreiche Dribblings und der Siegtreffer machten ihn zum Spieler des Abends. Ohne ihn wäre offensiv kaum etwas entstanden (nur 0,78 xG). Defensiv jedoch präsentierte sich die Roma stabil, Ndicka, Mancini und Cristante bildeten eine verlässliche Achse. Dybala brachte nach seiner Einwechslung viel Schwung, während die rechte Seite mit Wesley und Soule dominierte.

Genua - Juventus (0:1)

Ein relativ glücklicher Sieg aus Juve-Sicht gegen Vieiras Genua, das sich mehrere gute Möglichkeiten herausspielen konnten.

Genua startete mit Östigard für Marcandalli in der Innenverteidigung und mit Ellertsson für Grönbaek, der eine gute Partie machte. Insgesamt eine solide Vorstellung, offensiv wie defensiv, bis auf die Manndeckung beim Gegentor nach Juve-Ecke. Aaron entschied das Duell auf der linken Seite gegen Kalulu für sich, Torhüter Leali überzeugte (0,35 erwartete Gegentore verhindert). Offensiv fehlte jedoch das Zentrumsspiel, alle Aktionen liefen über außen.

Juventus agierte defensiv stabil und offensiv effizienter (1,03 xG). Vlahovic avancierte nach seiner Einwechslung zum Matchwinner. Yildiz erneut stark, während Conceicao abfiel. Locatelli und Thuram kontrollierten das Zentrum, David deutete im Angriff Qualitäten an. Spannend bleibt die Rollenverteilung auf den Wingbacks: Joao Mario machte ein gutes Spiel, der für Cambiaso auf der linken Schiene auflief und Kostic damit nur zur dritten Option für die Postion macht.

Torino - Fiorentina (0:0)

Ein spannendes, aber letztlich verdientes 0:0 zwischen Torino und der Fiorentina.

Torino spielte ordentlich, war im Mittelfeld mit Asllani, der für Ilkhan startete, Ilic, statt Gineitis in der Startelf, und Coco gut defensiv top aufgestellt. Außerdem rückten Maripan und Pedersen für Masina und Lazaro von Beginn an auf das Feld, nach dem desaströsen ersten Spieltags in Mailand. Simeone deutete an, Option Nummer eins im Sturm zu sein. Keeper Israel rettete mit starken Paraden, während Ngonge und Vlasic auf den Flügeln blass blieben. Insgesamt war es ein solides 1,02-xG-Spiel.

Fiorentina-Coach Pioli entschied sich auf einen Doppelsturm aus Kean, der wieder enttäuschte, und Neuzugang Piccoli zu setzen, der zusammen mit Mandragora in die Startelf rotierte. Florenz war dem Sieg näher (1,74 xG), doch brauchte auch Torhüter De Gea, der mehrfach glänzend rettete. Defensiv überzeugten Ranieri und Dodo mit guten Leistungen. Mandragora war einmal mehr Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld, der bisher der klar beste Spieler im Kader ist. Angesichts der Chancen hätte Florenz mindestens ein Tor erzielen müssen und war näher am Sieg als die Turiner.

Inter - Udinese (1:2)

Inter verlor unglücklich gegen ein effizientes Udinese.

Die Nerazzurri starteten mit Bisseck statt Pavard und Calhanoglu - der eine schwache Partie absolvierte - statt Mkhitaryan in die Partie, die sie weitgehend im Griff hatten, das Team von Cristian Chivu erarbeitete sich fast 2 xG, ließ jedoch zu viele Chancen liegen. Dumfries traf in Torjägermanier und ein schönes Dimarco-Tor wurde aufgrund von Abseits aberkannt. Lautaro und Thuram blieben ohne Durchschlagskraft und letztendlich brachte ein unglücklicher Handelfmeter Udinese ins Spiel. Insgesamt nicht der beste Auftritt der Mailänder, aber eine bittere Niederlage.

Udinese hingegen überzeugte: Davis spielte eines seiner besten Serie-A-Spiele mit Tor und Assist neben Sturmpartner Bayo, der einen schwachen Eindruck machte und sich nun wohl erstmal hinter Bravo anstellen muss. Außerdem startete Piotrowski für Lovric im Mittelfeld. Atta glänzte mit starker Passquote und einem Treffer. Die Innenverteidiger Solet und Kristensen dominierten ihre Duelle, gewannen viele Zweikämpfe und initiierten das Spiel sauber von hinten. Offensiv kamen die Gäste auf 1,21 xG – ein starker Wert im San Siro. Mit Tempo, Athletik und Physis war die Mannschaft für Inter schwer zu kontrollieren.

Lazio - Hellas (4:0)

Hellas kam in Rom unter die Räder – ein Topspiel der Biancocelesti, offensiv wie defensiv.

Lazio begann mit Rovella für Cataldi und Marusic für Lazzari und bot eine Gala-Vorstellung. Mit 4,13 xG und 78% erfolgreichen Pässen im letzten Drittel überrollten sie Hellas. Rovella war überragend – über 100 erfolgreiche Pässe, ein Assist und neun Schlüsselpässe. Auch Castellanos (Tor + zwei Assists), Dia, Zaccagni und Guendouzi trafen. Defensiv ließ Lazio kaum etwas zu, Provedel und die Abwehrreihe hielten stabil.

Hellas startete mit Harroui statt Niasse und war offensiv dennoch chancenlos. Defensiv offen - Ebosse, der für Frese in der Startelf stand, erwischte einen schwachen Tag - offensiv harmlos (keine klare Torchance, über 4 xG zugelassen). Serdar stemmte sich mit guten Zweikampfwerten und präzisen langen Bällen dagegen, doch die Dreierkette und Montipo hatten rabenschwarze Tage. Körperlich und spielerisch war die Mannschaft Lazio deutlich unterlegen.

Meine Top-Elf des 1. Spieltags

Tor:
David De Gea (Fiorentina)

Verteidigung:
Oumar Solet (Udinese)
Tiago Gabriel (Lecce)
Filippo Terracciano (Cremonese)

Mittelfeld:
Arthur Atta (Udinese)
Mario Pasalic (Atalanta)
Nicolo Rovella (Lazio)
Matteo Politano (Napoli)

Angriff:
Matias Soule (Roma)
Valentin Castellanos (Lazio)
Riccardo Orsolini (Bologna)

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Serie A 2025/26 - der erste Spieltag im Überblick

Die Serie A hat begonnen und wir werfen einen Blick auf alle Spiele des ersten Spieltags. (Bild: IMAGO / Insidefoto)

Genua - Lecce (0:0)

Die Saison wurde in Genua eröffnet, wo das Team von Patrick Vieira den US Lecce empfing, der mit Eusebio Di Francesco einen neuen Trainer an der Seitenlinie präsentierte. Insgesamt entwickelte sich die Partie zu einem offensiv eher dürftigen Duell: Beide Mannschaften zusammen erreichten nicht einmal einen xG-Wert von 1, was die fehlende Torgefahr deutlich unterstrich.

Genua setzte zwar noch etwas mehr offensive Akzente als Lecce, das vor allem in der zweiten Halbzeit kaum noch in Tornähe kam, doch auch die Offensivreihe der Gastgeber um Colombo, Stanciu, Gronbaek und Carboni wirkte noch nicht wirklich eingespielt – alle vier sind Neuzugänge und stießen erst in diesem Sommer zum Klub. Deutlich gefestigter zeigte sich hingegen die Doppelsechs mit Frendrup und Masini. Sollte Frendrup, der eine sehr starke Partie spielte, den Verein in den letzten Tagen des Transferfensters nicht mehr verlassen, hätte Genua weiterhin eine echte Waffe im Mittelfeld. Mit Patrizio Masini verfügt Vieira zudem über einen Spieler, der Frendrup den Rücken freihält und ihm ermöglicht, Offensivimpulse zu setzen. In Genuas Angriffssituationen, die sie meist in einem 3-2-5 ausspielen, rückt entweder Linksverteidiger Aaron weit nach vorne oder eben Frendrup, der mit seiner Technik für zusätzliche Kreativität sorgt. Mit Ball formiert sich die Mannschaft in einem 3-4-2-1, in dem Masini, Norton-Cuffy – der einen guten Eindruck hinterließ – oder Aaron die Dreierkette neben Vasquez und Marcandalli bilden. Gegen den Ball stellt sich Genua in einem klaren 4-2-3-1 auf, das jedoch noch konteranfällig wirkt.

Bei Lecce avancierte Torhüter Wladimiro Falcone zum klaren Matchwinner, der statistisch 0,7 erwartbare Gegentore verhinderte. Auch Neuzugang Tiago Gabriel überzeugte in der Innenverteidigung, wo er acht seiner zwölf Zweikämpfe gewann. Lecce agierte in einem für Di Francesco typischen, offensiv ausgerichteten 4-1-2-3 gegen den Ball, mit Medon Berisha als Absicherung vor der Abwehrkette. Im eigenen Ballbesitz setzt der Klub sichtbar auf Umschaltmomente: Linksverteidiger Antonino Gallo schiebt in die letzte Linie, um seine Flankenstärke einzubringen, wodurch ein 3-3-4 entsteht. Die Offensive um Toptalent und Neuzugang Francesco Camarda funktionierte allerdings überhaupt nicht und stellt derzeit die größte Schwachstelle im Team dar.

Sassuolo - Napoli (0:2)

Zeitgleich absolvierte Titelverteidiger Napoli seinen Saisonauftakt beim Aufsteiger Sassuolo, der unter Fabio Grosso klare Ambitionen hat, die Klasse zu halten.

Gegen die SSC war jedoch noch nichts zu holen: Napoli spielte stark auf und gewann hochverdient. Scott McTominay, der genau dort weitermacht, wo er vergangene Saison aufgehört hat - nämlich Weltklasse-Fußball zu spielen -, erzielte per Kopf den Führungstreffer, während Kevin De Bruyne bei seinem Serie-A-Debüt ebenfalls ein Tor beisteuerte. Ansonsten sah man bei Napoli ein Spiel, das dem der letzten Saison sehr ähnelt – mit einer entscheidenden Anpassung: De Bruyne übernimmt die Spinazzola/Raspadori-Rolle, wodurch er früh ins Spiel eingebunden wird. Häufig war er sogar die erste Anspielstation der Verteidiger. Zudem ersetzte Lorenzo Lucca den verletzten Lukaku auf der Neun. Bei überzeugenden Leistungen könnte er durchaus dauerhaft in die Startelf rücken. Mit Ball agierte Napoli in einem 3-2-4-1 beziehungsweise 3-1-3-3, wobei Lobotka in die Dreierkette neben Rrahmani, der ein sehr gutes Spiel machte, und Juan Jesus abkippte. Letzterer dürfte jedoch bald für Buongiorno weichen. Das System zeigte sich weiterhin enorm flexibel – möglich durch die hohe individuelle Klasse einzelner Spieler: So übernahm Di Lorenzo in der Schlussphase die Sechser-Position, während Anguissa nach Luccas Auswechslung als Mittelstürmer auflief.

Sassuolo hingegen agierte mit Ball in einem 3-3-4: Laurienté zog ins Zentrum, während Linksverteidiger Doig, der beste Sassuolo-Spieler auf dem Platz, ihn hinterlief. Im Aufbau ließen sich Daniel Boloca oder Luca Lipani in die Dreierkette fallen. Gegen den Ball setzte Grosso auf ein intensives Mann-gegen-Mann-Pressing im 4-3-3, das gegen schwächere Gegner durchaus gefährlich werden könnte. Offensiv kam Sassuolo allerdings kaum zur Entfaltung, Lipani und Torhüter Turati wirkten unsicher und Ismael Koné schwächte sein Team zusätzlich mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte in der 79. Minute. Die Verpflichtung von Nemanja Matić dürfte Sassuolos Mittelfeld dringend benötigte Stabilität verleihen.

Milan - Cremonese (1:2)

Die größte Überraschung des Spieltags erlebte man wohl in Mailand, wo Aufsteiger Cremonese der Coup im San Siro gelang.

Innenverteidiger Federico Baschirotto krönte eine überragende Partie mit einem Tor, während Federico Bonazzoli traumhaft und entscheidend zum 2:1 per Seitfallzieher traf. Ein starkes, aber vor allem effizientes Cremonese überzeugte defensiv mit einem tiefen 5-3-2-Block und offensiv mit einem flexiblen 3-3-4-System mit aufrückenden Wingbacks und/oder Jari Vandeputte in letzter Kette als Kreativspieler, der die Stürmer in Szene setzte. Trainer Nicola überraschte mit einem hohen technischen Niveau seines Teams, das sehr variabel agierte. Zudem stach die rechte Seite mit Alessio Zerbin und Filippo Terracciano besonders hervor.

Milan musste zum Auftakt ohne Leão auskommen und kam dennoch auf knapp 2,0 xG – am Ende wäre mehr drin gewesen. Mit Ball agierte das Team in einem 3-2-4-1/3-1-5-1, wobei sich Pulisic immer wieder zurückfallen ließ. Loftus-Cheek interpretierte seine Rolle klar offensiv und lief häufig in der vordersten Kette an. Estupiñán zeigte auf links eine deutlich offensivere Rolle als noch in Brighton und brachte viel Dynamik ins Spiel. Modrić lenkte das Geschehen als Spielgestalter, bediente Giménez mit einem starken Ball, dessen Treffer jedoch wegen Abseits aberkannt wurde. Defensiv überzeugte Pavlović, während Saelemaekers auf der rechten Seite ebenfalls auf sich aufmerksam machte.

Roma - Bologna (1:0)

In Rom wurde zwischen Italiano und Gasperini taktisch gefeilscht – ein Duell, das die Roma für sich entschied - und das absolut verdient. Bei Bologna hingegen gibt es Anlass zur Sorge.

Die Roma präsentierte sich gegen Bologna solide. Mit Ball agierte sie in einem 3-4-2-1, das sich häufig zu einem 3-3-4/3-2-5 verschob, wodurch im letzten Drittel viele Anspielstationen geschaffen wurden. Vor allem offensiv war das Team klar überlegen. Besonders das Innenverteidiger-Duo Ndicka und Mancini überzeugte und ließ nur 0,58 xG für Bologna zu. Insgesamt war es ein Auftritt, der zeigt, dass sich die Roma taktisch stabilisiert und als vielversprechendes Projekt gilt.

Bologna blieb dagegen offensiv viel zu harmlos. Zwar stellte Trainer Vincenzo Italiano mit Ball häufig auf ein 3-3-4 bzw. 2-3-5 um, doch der Durchschlag nach vorne fehlte. Zu selten fanden die Pässe ihre Stürmer in guten Positionen, die Aktionen im letzten Drittel blieben ungenau. Defensiv stand Bologna zwar kompakt, doch das Offensivspiel war zu schwach, um die Roma ernsthaft in Gefahr zu bringen. Top-Offensivspieler der letzten Saison, Riccardo Orsolini und Santiago Castro, erwischten einen schwarzen Tag. Hinzu kommt die Verletzung von Ciro Immobile, der den Rossoblù wohl mindestens zwei Monate fehlen wird. Es ist durchaus möglich, dass Bologna auf dem Transfermarkt noch einmal nachlegen wird, um die Offensive zu stärken.

Cagliari - Fiorentina (1:1)

In Sardinien traf ein sehr schwaches Florenz auf ein überraschend starkes Cagliari – ein glückliches Unentschieden für die Fiorentina.

Nach einer ereignisarmen ersten Hälfte überraschte Cagliari nach dem Seitenwechsel mit einer mutigen und spielstarken Leistung. Mit Ball formierte sich das Team in einem 3-4-3, das situativ zu einem 3-3-4 überging. Folorunsho agierte auf der linken Seite, Esposito auf der rechten, während Zappa oder Prati in die Dreierkette zurückfiel. Deiola rückte im Angriff in die letzte Linie vor, und Obert schob auf links nach vorne. Offensiv überzeugten vor allem Gaetano, Luvumbo und Folorunsho, die mit Tempo und Kreativität für Gefahr sorgten. Hinzu kam die defensive Stabilität des Innenverteidiger-Duos Luperto und Mina.

Die Fiorentina erwischte dagegen einen schwachen Tag. Zwar fiel das 1:0 nach einer schönen Halbfeldflanke von Gudmundsson, die Mandragora verwandelte, doch über weite Strecken fehlten klare Ideen im Angriff. Mit Ball agierte das Team in einer Mischung aus 3-3-4 und 3-4-2-1, wobei entweder Dodo oder Gosens weit aufrückten und die letzte Linie besetzten. Gegen den Ball stand die Mannschaft in einem 5-3-2, jedoch ohne die nötige Kompaktheit. Mit Nicolo Fagioli ragte ein einzelner Spieler hervor, der eine starke Leistung im Mittelfeld zeigte und auch die Kombination Sohm/Fagioli als Doppelacht funktionierte gut. Negativ fiel hingegen Moise Kean auf, der kaum Bindung zum Spiel fand und vorne keine Impulse setzte. Insgesamt ein enttäuschender Auftritt der Viola.

Como - Lazio (2:0)

Como überzeugte mit einem technisch hervorragenden Auftritt gegen Lazio und machte deutlich, dass der Aufsteiger in seiner zweiten Saison diesmal eher um die Top six als um die Bottom six spielt.

Schon in der Anfangsphase war Como die bessere Mannschaft und hätte eigentlich in Führung gehen müssen. Mit Ball agierte das Team in einem 3-1-3-3, das sich häufig zu einem 3-3-4 entwickelte. Besonders stark präsentierten sich Ramon und Perrone – letzterer als Sechser mit Ruhe und klugem Passspiel. Paz krönte die starke Mannschaftsleistung mit einem Traumtor und einem Assist und zeigte einmal mehr, dass er das Potenzial zu einem Weltklasse-Spieler besitzt. Como überzeugte mit Ballsicherheit, hoher Passqualität und viel Spielfreude – ein sehr reifer Auftritt für den Aufsteiger in seiner zweiten Saison.

Lazio tat sich lange schwer, fand im Laufe des Spiels aber etwas besser ins Spiel. Mit Ball spielten die Römer in einem 2-3-4-1, gegen den Ball in einem 4-4-2. Besonders auffällig war die Intensität in den Zweikämpfen – Lazio versuchte, physisch dagegenzuhalten. Castellanos erzielte ein schönes Tor, das jedoch wegen Abseits zurückgenommen wurde. Dele-Bashiru brachte offensive Ansätze, während Innenverteidiger-Talent Provstgaard defensiv stark agierte. Die Einwechslung von Rovella brachte sofort mehr Stabilität im Mittelfeld und verdeutlichte den Unterschied zu Cataldi, der als Sechser eher blass blieb. Torwart Provedel verhinderte mit starken Paraden eine noch höhere Niederlage. Mit nur 37 % Ballbesitz und 0,25 xG kann Trainer Sarri keinesfalls zufrieden sein – insgesamt eine schwache Partie der Römer.

Atalanta - Pisa (1:1)

Aufsteiger Pisa gelang es, in Bergamo zu punkten – und das gar nicht so unverdient.

Die Bergamaschi drängten Pisa vor allem in der zweiten Halbzeit stark zurück und hätten eigentlich einen Treffer mehr erzielen müssen. Das Team von Ivan Juric lief im für Bergamo typischen 3-4-2-1 auf, das offensiv zu einem 3-2-5 mit hochschiebenden Wingbacks wurde – viel Präsenz in der letzten Linie. Scamacca überzeugte mit guter Präsenz im Strafraum, Zalewski mit Dynamik und Sulemana brachte nach seiner Einwechslung enorm viel Energie. Allerdings enttäuschten Hien, Ederson und Scalvini defensiv, wodurch Atalanta Schwächen offenbarte. Spielerisch war es dennoch ein solider Auftritt mit klarer Überlegenheit im letzten Drittel.

Pisa verteidigte aufopferungsvoll und brachte Atalanta mit seiner Intensität immer wieder in Schwierigkeiten. Torhüter Semper hielt herausragend und verhinderte die Niederlage. Überzeugend waren auch die Wingbacks: Toure verteidigte stark, Angori brachte gefährliche Flanken, das Team wirkte gut organisiert, zeigte Athletik und Kopfballstärke. Offensiv war Pisa allerdings noch zu harmlos. Die Neuzugänge Meister, der im Laufe des Spiels von Nzola ersetzt wurde, der es besser machte, und Aebischer blieben blass. Im Angriff spielte Pisa häufig ein 3-2-5, um die Kopfballstärke von Toure einzubinden, der mit nach vorne rückte. Defensiv arbeitete das Team im 5-3-2 diszipliniert und brachte das 1:1 erfolgreich über die Zeit.

Juventus - Parma (2:0)

Juve holte die ersten drei Punkte der Saison gegen ein schwaches Parma.

Die Alte Dame dominierte das Spiel von Beginn an. Mit Ball formierte sich Juve in einem 3-2-5 bzw. 3-3-4, wobei Locatelli die zentrale Figur im Aufbau war: Er ließ sich immer wieder in die Dreierkette zurückfallen, um das Spiel von hinten zu eröffnen. Pierre Kalulu übernahm die rechte Wingback-Position und erledigte seine Aufgabe solide. Kenan Yildiz überzeugte auf ganzer Linie und brachte kreative Momente sowie Durchschlagskraft, ehe Neuzugang David das längst überfällige 1:0 nach Yildiz-Assist erzielte. Ein souveräner, wenn auch nicht spektakulärer Auftritt von Juve, das zum Schluss mit 2:0 gewann – verdient, aber nicht spektakulär – nach einem Treffer von Vlahovic, ebenfalls nach Vorlage von Yildiz.

Parma beschränkte sich fast ausschließlich aufs Verteidigen. In tiefen 5-3-2- bzw. 5-4-1-Staffelungen zogen sie sich zurück und versuchten, die Räume eng zu machen. Mit Ball formierten sie sich in einem 3-5-2, doch ihre Angriffe blieben hektisch und ungenau. Besonders negativ fiel Valenti auf, der viele unsaubere Pässe spielte. Offensiv gelang Parma in der ersten Halbzeit überhaupt nichts. Erst spät wagten sie vereinzelte Entlastungsangriffe, die jedoch ebenfalls ungefährlich blieben.

Udinese - Hellas Verona (1:1)

Udinese präsentierte sich physisch wie technisch klar überlegen. Mit Ball formierte sich das Team in einem 3-3-2-2 oder 3-1-2-4, wobei die Wingbacks sehr hoch standen. Atta rückte häufig in die vorletzte oder letzte Kette auf, wodurch Udinese im Angriff ein 3-3-4 oder 3-2-5 spielte. Kristensen und Lovric machten ein starkes Spiel, während Atta mit Ball hervorragend agierte, defensiv jedoch noch Schwächen zeigte. Das Doppelsturm-Duo Davis/Bravo enttäuschte, sodass Udinese trotz Überlegenheit nicht mehr Tore erzielte. Torwart Sava glänzte mit starken Paraden und Kamara erwies sich links Außen als deutliche Verbesserung gegenüber Zemura.

Verona blieb insgesamt zu passiv. Im 5-3-2 gegen den Ball ließ das Team Udinese viel Raum und offensiv kam Hellas kaum zur Geltung. Neuzugang Giovane machte einen starken Eindruck, doch es fehlte an Präsenz im letzten Drittel und allgemein hatte man gerade einmal 37% Ballbesitz - ein sehr geringer Wert, dafür dass der Gegner Udinese hieß. Vor den Wechseln spielten sie mit Ball in einem 3-1-4-2, nach den Einwechslungen stellten sie auf ein 3-4-2-1 um, im Angriff teilweise sogar auf ein 3-2-5 mit hochschiebenden Wingbacks. Ein Standard brachte immerhin den 1:1-Ausgleich. Nach dem Wechsel von Ebosse zu Serdar stellte Trainer Zanetti auf eine Viererkette und ein 4-4-2 um – defensiver, aber ohne echte Offensivgefahr. Die Devise war klar: den Punkt sichern und kein Risiko eingehen.

Inter - Torino (5:0)

Inter zeigte eine bärenstarke Vorstellung und knüpfte an die Flexibilität der Inzaghi-Ära an. Mit Ball wechselte das Team zwischen 2-3-5 und 3-4-3, wobei Dimarco häufig in der letzten Linie agierte und Barella eine sehr defensive Position einnahm – so sah man den Mittelfeld-Taktgeber meist auf der rechten Innenverteidiger-Position im Spielaufbau. Bastoni agierte teils als linker Außenverteidiger, wodurch Dimarco weit aufrücken konnte. Das aggressive Mann-gegen-Mann-Pressing funktionierte hervorragend und nahm Torino früh die Luft. Neuzugang Sucic überzeugte im Mittelfeld mit Ruhe und Übersicht, Thuram traf doppelt und auch Neuzugang Bonny traf. Zudem erwiesen sich Flanken und lange Bälle als echte Waffe – Inter wirkte reif und dominant. Ein herausragender Start in die Serie-A-Ära von Chivu bei Inter.

Torino versuchte mitzuhalten und spielte offensiv flexibel in einem 2-3-5, teilweise auch in einem 3-1-3-3. Gineitis lief viel über links, Biraghi unterstützte mal im Aufbau, mal im Mittelfeld. Ilkhan spielte eine ähnliche Rolle wie Rovella bei Lazio unter Baroni, häufig als Sechser oder sogar in der Innenverteidigung. Gegen den Ball stand Torino in einem 5-4-1, machte jedoch einige individuelle Fehler und die gesamte Turiner Viererkette wirkte anfällig. Zwar zeigten die Spieler gute 1-gegen-1-Qualitäten, insgesamt fehlte es aber an Klarheit im Angriffsspiel. Kein gelungener Start für Baroni als Torino-Coach, auch wenn phasenweise dessen flexibler Spielstil sichtbar wurde.

Meine Top-Elf des 1. Spieltags

Tor:
Adrian Semper (Pisa)

Verteidigung:
Alessandro Bastoni (Inter)
Gianluca Mancini (Roma)
Federico Baschirotto (Cremonese)
Thomas Kristensen (Udinese)

Mittelfeld:
Scott McTominay (Napoli)
Nicolo Barella (Inter)
Nicolo Fagioli (Fiorentina)
Nico Paz (Como)

Angriff:
Kenan Yildiz (Juventus)
Marcus Thuram (Inter)

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Serie A 2025/26 - die große Saisonvorschau

Ein genauer Blick auf alle Vereine der neuen Serie-A-Saison: Welche Klubs befinden sich im Umbruch, wer hat spannende Transfers getätigt oder neue Trainer verpflichtet – und bei welchen Vereinen sind noch deutliche Kaderschwächen erkennbar? (Bild: IMAGO / LaPresse)

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Überraschungspotenzial! Die zwei großen Gewinner des italienischen Transferfensters

Ein genauer Blick auf die zwei womöglich größten Gewinner des italienischen Transferfensters: Torino und Pisa. Beide Klubs haben nicht nur den Trainer gewechselt, sondern auch einige spannende Spieler verpflichtet. Ein detaillierter Blick auf die beiden Vereine und eine Einschätzung, ob sie in der kommenden Saison realistisch für Überraschungen sorgen könnten. (Bild: IMAGO / Sports Press Photo)

Der FC Turin

Der neue Trainer: Marco Baroni

Nachdem Torino im Sommer letzten Jahres Paolo Vanoli als Cheftrainer verpflichtete, erlebte der Klub einen hervorragenden Saisonstart: Nach dem fünften Spieltag stand man mit elf Punkten an der Tabellenspitze und eine echte Überraschungssaison schien möglich. Doch dieser vielversprechende Verlauf blieb aus. Topstürmer Duván Zapata zog sich eine schwere Verletzung zu und eine deutliche Offensivschwäche sowie mangelnde Kreativität machten sich bemerkbar. Am Ende belegte Torino erneut einen Platz im Tabellenmittelfeld – Rang elf –, wie bereits in den letzten vier Spielzeiten, in denen man zwischen Platz neun und elf rangierte.

Nun trennte sich der Verein von Vanoli und gelangte mit der Verpflichtung von Marco Baroni zu einem echten Coup. Baroni stand in der vergangenen Saison bei Lazio Rom unter Vertrag und führte die Mannschaft zu einem siebten Platz, nur fünf Punkte hinter Rang vier und der Champions-League-Qualifikation. Dennoch verpassten die Biancocelesti das europäische Geschäft, was zur Trennung vom Trainer führte – trotz seiner guten Arbeit, mit der er die Mannschaft weiterentwickelte, neue Spieler integrierte und ein klares Spielkonzept etablierte. Baroni ist bekannt für seine flexible und dynamische Spielweise, bei der seine Spieler mehrere Positionen während des Spiels übernehmen müssen und ein hohes technisches Verständnis gefragt ist, um sein Konzept erfolgreich umzusetzen.

Zuvor war der 61-Jährige bei Hellas Verona, Lecce, Reggina, Cremonese, Frosinone und Benevento tätig. Nach seiner Station bei Lazio übernimmt Baroni nun seinen zweiten großen Klub in Italien. Der siebenfache italienische Meister hofft, mit ihm wieder eine Rolle im Kampf um die europäischen Plätze spielen zu können.

Die Transfers

Mit Samuele Ricci, der für 23 Millionen Euro zum AC Milan wechselte und Vanja Milinković-Savić, der sich Napoli per Leihe mit Kaufpflicht anschloss – Turin erhält für den Torhüter zunächst 15 Millionen Euro und im kommenden Sommer eine weitere Summe von 5 bis 6,5 Millionen Euro – hat der Klub zwar zwei absolute Leistungsträger und Schlüsselspieler verloren, jedoch auch beträchtliche Einnahmen erzielt. Verteidiger Sebastian Walukiewicz verließ den Verein ebenfalls, allerdings auf Leihbasis mit Kaufoption in Richtung Sassuolo. Insgesamt nahm Torino in diesem Transferfenster 39 Millionen Euro ein, von denen bereits ein Teil wieder in den Kader reinvestiert wurde.

So verpflichtete man Zakaria Aboukhlal für acht Millionen Euro für Rechtsaußen. Der 25-jährige kam von Toulouse und erzielte in der letzten Ligue-1-Saison elf Scorerpunkte – ein starkes Geschäft, zumal der Marokkaner einen Marktwert von 12 Millionen Euro besitzt. Für fünf Millionen Euro holte man zudem den Milinković-Savić-Ersatz Franco Israel von Sporting Lissabon, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die neue Nummer eins bei den Turinern werden wird. Offensiv wurde ebenfalls kräftig nachgelegt: Cyril Ngonge kommt für eine Saison per Leihe, mit einer Kaufoption von 16 bis 17 Millionen Euro. Giovanni Simeone wurde als Mittelstürmer ebenfalls für eine Saison ausgeliehen, bei bestimmten Bedingungen greift eine Kaufpflicht von etwa sieben Millionen Euro. Beide Spieler kamen von Napoli. Darüber hinaus bediente sich Torino bei Absteiger Empoli und sicherte sich zwei der besten Spieler der vergangenen Saison: Innenverteidiger Ardian Ismajli ablösefrei sowie das Mittelfeldtalent Tino Anjorin auf Leihbasis mit einer Kaufpflicht unter bestimmten Bedingungen in Höhe von fünf Millionen Euro. Top-Deals, die deutlich machen, dass der Klub hohe Ansprüche für die neue Saison hat. Man holte Spieler, die die individuelle Qualität im Kader direkt steigern und sich am Leistungspeak befinden oder diesen bald erreichen dürften.

Was ist drin für Torino 25/26?

Die Kombination aus Trainer und Kader wirkt äußerst vielversprechend – der Klub besitzt definitiv das Potenzial, sich für den europäischen Wettbewerb zu qualifizieren und einen Platz unter den ersten sechs zu erreichen. Dennoch wird das eine große Herausforderung, wenn man die Konkurrenz betrachtet, die ebenfalls nahezu ausnahmslos mit neuen Trainern an der Seitenlinie antritt und auf dem Transfermarkt aktiv war. Torino wird sich, sollte man um die vorderen Plätze mitspielen, vermutlich mit Bologna, Lazio und Atalanta messen müssen – allesamt Kandidaten für die Plätze fünf bis acht. Ein Finish unter den ersten sechs wäre in jedem Fall ein großer Erfolg und eine Überraschung, bedenkt man, dass es der Klub zuletzt 1992 geschafft hat, sich unter den ersten sechs zu platzieren.

Pisa Sporting Club

Der neue Trainer: Alberto Gilardino

Alberto Gilardino heißt der neue Mann an der Seitenlinie in Pisa. Der 43-jährige kehrt damit nach knapp einem Jahr zurück in die Serie A – eine vielversprechende Personalie.
Nach einem hervorragenden Punkteschnitt von 2,69 bei der U19 des CFC Genua beförderte der Klub den 57-fachen italienischen Nationalspieler im Dezember 2022 zum Cheftrainer der ersten Mannschaft, als man Tabellenfünfter in der Serie B, der zweiten Liga Italiens, war. Gilardino führte den Verein auf Platz zwei und sicherte damit den direkten Wiederaufstieg. Auch in der darauffolgenden Saison hielt die Erfolgsserie an: In seiner ersten Serie-A-Saison belegte Gilardino mit dem Aufsteiger einen starken elften Platz. Im November letzten Jahres trennte man sich jedoch von ihm, nachdem man nach zwölf Spielen mit zehn Punkten Rang 17 belegte und damit einen enttäuschenden Saisonstart erlebte.

Trotzdem gilt die Verpflichtung Gilardinos als großer Hoffnungsträger für die Pisa-Fans – nicht zuletzt wegen seiner exzellenten Arbeit zwischen 2022 und 2023 bei Genua. Vor allem zeigte er, wie man mit einem Aufsteiger erfolgreich den Klassenerhalt meistern kann. Doch für welchen Fußball steht Gilardino?

In der erfolgreichen Saison 2023/24, nach dem Aufstieg in die Serie A, zeichnete sich Genua unter Gilardino vor allem durch defensive Stabilität aus. Die Offensive war hingegen Schwachpunkt: Nur Salernitana erzielte einen geringeren xG-Wert als Genua, die mit 35,7 erwarteten Toren statistisch nicht einmal ein Tor pro Spiel schafften. Diesen Wert übertrafen sie jedoch um fast zehn Tore – vor allem dank der individuellen Qualität von Albert Gudmundsson, der maßgeblich zu insgesamt 45 erzielten Treffern beitrug. Ein weiterer zentraler Aspekt bei Genua 2023/24: Kein Team der Liga verzeichnete im Durchschnitt weniger progressivere Läufe eines Spielers pro Spiel, was zeigt, dass Gilardino nicht nur die defensive Grundordnung priorisierte, sondern auch auf direktes Kurzpassspiel setzte. Zudem verstand es Genua hervorragend, sich im letzten Drittel den Gegner zurechtzulegen und mit einer Kombination aus Spielintelligenz und hoher individueller Offensivqualität Tore zu erzielen – obwohl sie selten Abschlüsse wagten. Nur sechs Teams hatten in dieser Saison eine höhere Torquote pro Schuss, und lediglich fünf Teams schossen im Durchschnitt aus kürzerer Distanz. Dazu kam eine gut organisierte Defensive: In der Tabelle der kassierten Gegentore belegte Genua Platz sieben – vor Vereinen wie Milan, Napoli, Florenz und der Roma. Nicht zu vergessen die Standardstärke: Ein Drittel aller Genua-Tore resultierte aus Elfmetern, Freistößen oder Kopfballtreffern.

Die Transfers

Passt das Spielsystem zum Pisa-Kader und welche Transfers wurden bisher getätigt?
Knapp elf Millionen Euro hat der Klub bislang investiert, dabei aber noch keinen einzigen Cent durch Spielerverkäufe eingenommen. Die Neuzugänge sehen jedoch sehr vielversprechend aus: Isak Vural (19) kam für 4,5 Millionen Euro von Frosinone für das zentrale Mittelfeld, Henrik Meister (21) wechselte als neuer Stürmer für vier Millionen Euro von Stade Rennes nach Italien. Außerdem holte man Innenverteidiger-Talent Mateus Lusuardi (21) für 500.000 Euro in den Kader und verpflichtete Simone Scuffet (29) als mutmaßlich neue Nummer eins im Tor für 900.000 Euro von Cagliari. Ebenezer Akinsanmiro (20) stieß per Leihe von Inter Mailand zum Team, wobei Pisa sich offenbar eine Kaufoption sicherte.

Doch drei Toptransfers stechen besonders hervor: Mittelstürmer M’Bala Nzola (28) kam für eine Leihe von einer Million Euro von Florenz – nach Saisonende kann Pisa den Angolaner für 6,5 Millionen Euro fest verpflichten. In der Saison 2022/23 erzielte Nzola 13 Tore in der Serie A für Spezia – ein hervorragender Wert, den die Verantwortlichen in Pisa ihn sicherlich gerne wiederholen sehen würden. Michel Aebischer (28) wechselte ebenfalls zum Aufsteiger. Der 32-fache Schweizer Nationalspieler wurde bei Bologna aussortiert und kommt zunächst per Leihe, mit anschließender Verpflichtung im Sommer, sofern Pisa den Klassenerhalt schafft. Ein echter Toptransfer und zugleich der wertvollste Spieler im Kader. Zudem gelang es Pisa, Serie-A-Ikone Juan Cuadrado (37) zu verpflichten, der nun bei seinem siebten Serie-A-Klub anheuert. Der Rechtsverteidiger absolvierte in der vergangenen Saison 32 Spiele für Atalanta und verbuchte dabei vier Assists. Cuadrado, einst ein echter Topspieler mit internationalem Format bei Juventus, bringt mit knapp 400 Serie-A- sowie 67 Champions-League-Einsätzen enorm viel Erfahrung mit und wird sportlich sicher einen Mehrwert bieten.

Diese Transfers passen sehr gut zu Gilardinos Spielsystem. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Pisa ein 3-4-2-1-System implementieren wird, das besonders für Nzola, Aebischer und Cuadrado wie geschaffen scheint. Auffällig ist jedoch, dass der Pisa-Kader aktuell zu groß ist. Einige Abgänge und Einnahmen werden daher nötig sein, was wohl die Anzahl weiterer großer Neuzugänge begrenzen dürfte.

Was ist drin für Pisa 25/26?

Für Pisa ist der Klassenerhalt drin. Weder Trainer noch Transfers geben Grund zur Sorge – im Gegenteil: Das Transferfenster wirkt rund und vielversprechend, weckt Vorfreude auf die kommende Saison und nährt die Hoffnung, die Klasse in Italiens höchster Spielklasse zu halten. Das wäre ein großer Erfolg, schließlich hat Pisa seit 1991 nicht mehr in der Serie A gespielt.

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Tragisches Karriereende mit 23 & ein Supertalent für Di Francesco – Lecce vor der neuen Saison

Ein neuer Trainer, die Verpflichtung eines der größten italienischen Toptalente und das tragische Karriereende eines erst 23-jährigen Spielers – beim US Lecce ist in diesem Sommer einiges in Bewegung. Ein genauer Blick auf die Entwicklungen des Klubs aus Apulien. (Bild: IMAGO / IPA Sport)

Das Karriereende von Joan González

Mit 17 Jahren wechselte Joan González in die Jugendabteilung des großen FC Barcelona – La Masia. Dort durchlief der zentrale Mittelfeldspieler die U18- und U19-Teams und genoss eine herausragende fußballerische Ausbildung. Im Jahr 2021 sicherte sich der US Lecce das damals 19-jährige Talent und ließ ihn zunächst eine Saison in der U19 spielen. Nach 31 Einsätzen in der Primavera 1 – der höchsten italienischen Nachwuchsliga für U19/U20-Teams, in der die Jugendmannschaften der Profiklubs gegeneinander antreten – stand González bei acht Toren und drei Assists.

Zur Saison 2022/23 wurde er in die erste Mannschaft hochgezogen – und wurde direkt zum Stammspieler: 35 Serie-A-Partien absolvierte der damals 21-jährige in seiner ersten Profisaison und trug entscheidend zum Klassenerhalt bei. In der darauffolgenden Spielzeit kam González auf 29 Einsätze in Italiens höchster Spielklasse – rund 1.000 Spielminuten weniger als im Vorjahr. Grund dafür waren unter anderem der Trainerwechsel zu Roberto D’Aversa sowie die Verpflichtung weiterer zentraler Mittelfeldspieler, die die Konkurrenzsituation verschärften. Dennoch verbesserte der 1,90 Meter große González sein Spiel deutlich und zählte auf seiner Position in Bereichen wie schusserzeugenden Aktionen, erfolgreichen Dribblings und gewonnenen Kopfballduellen zu den besten der Liga.

In der vergangenen Saison jedoch kam González kein einziges Mal zum Einsatz – der Grund: Herzprobleme. Während der Vorbereitung im Sommer 2024 entdeckte Lecces medizinische Abteilung Unregelmäßigkeiten bei seinen Tests und ordnete weiterführende Untersuchungen an. Das Ergebnis: Ein Jahr Zwangspause, danach sollte entschieden werden, ob eine Rückkehr in den Profifußball möglich sei. Am Ende der abgelaufenen Spielzeit verkündete Klubpräsident Damiani jedoch das Karriereende des Spaniers. Er lobte das medizinische Team ausdrücklich – sie hätten González das Leben gerettet. Hätte man die Herzprobleme nicht erkannt, hätte es tragisch enden können.

González, heute 23 Jahre alt, studiert bereits Wirtschaftswissenschaften und wird laut Damiani „mit Sicherheit ein großartiger Business Manager werden“. Insgesamt bestritt er 66 Profispiele, davon 64 in der Serie A, sowie zwei Einsätze in der Coppa Italia. Dabei erzielte er zwei Tore und bereitete vier weitere vor.

Der neue Mann an der Seitenlinie: Eusebio Di Francesco

Eusebio Di Francesco ist der neue Mann an der Seitenlinie in Lecce. Der 55-jährige trainierte von 2017 bis 2019 den AS Rom und erreichte in der Saison 2017/18 einen starken dritten Platz – die beste Ligaplatzierung des Hauptstadtklubs in den letzten acht Jahren. Dennoch trennte sich der Verein im März 2019 von Di Francesco, der drei Monate später bei Sampdoria Genua unterschrieb. Der Traditionsklub wollte nach Jahren im Tabellenmittelfeld der Serie A den Sprung in den Europapokal schaffen – Di Francesco sollte dieses Ziel verwirklichen. Doch das Projekt scheiterte krachend: Nach nur sieben Spieltagen und drei Punkten stand Sampdoria auf dem letzten Tabellenplatz – Di Francesco wurde entlassen. Ab diesem Zeitpunkt geriet seine Trainerkarriere ins Stocken.

Zehn Monate später übernahm er Cagliari, wurde jedoch nach 26 Spielen auf dem 18. Rang freigestellt. Auch sein nächstes Engagement bei Hellas Verona endete früh: Bereits nach dem dritten Spieltag der Saison 2021/22 – und drei Niederlagen – wurde er entlassen. Seine Traineraktie erreichte damit einen Tiefpunkt.

Doch die letzten beiden Stationen machten wieder Hoffnung: Im Sommer 2023 übernahm Di Francesco den Aufsteiger Frosinone – den Klub mit dem niedrigsten Kaderwert der Liga. Trotz begrenzter Mittel spielte Frosinone bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt mit und stieg nur knapp ab – ein Punkt fehlte auf Rang 17. Di Francescos Punkteschnitt lag bei 1,05 – der höchste seit seiner Zeit bei der Roma.
Kurioserweise wiederholte sich dieses Szenario in der darauffolgenden Saison: Er übernahm den nächsten Aufsteiger, Venezia, erneut das nominell schwächste Team der Liga, und spielte wieder bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt – wieder ohne Happy End. Trotz zweier Abstiege in Folge zeigte Di Francesco bei beiden Klubs ordentliche Leistungen und übertraf mit seinen Teams die Erwartungen.

Nun ist er in Lecce angekommen – dem Team mit dem fünftniedrigsten Kaderwert der Serie A. Das Ziel ist klar: der erneute Klassenerhalt – idealerweise, ohne bis zum Schluss zittern zu müssen. Seit dem Wiederaufstieg 2022 hat Lecce keine Saison besser als Rang 14 abgeschlossen.

Doch passt Di Francesco überhaupt zum Klub – und kann er die Ziele erreichen? Drei Begriffe beschreiben den Coach wohl am treffendsten: Flexibilität, Jugendförderung und Offensivfußball.
Di Francesco ist kein Dogmatiker, der stur an einer Formation festhält. Vielmehr richtet er sein Spielsystem nach den Stärken seines Kaders aus. Bei der Roma ließ er ein 4-3-3 spielen, bei Frosinone variierte er zwischen 4-2-3-1 und 3-4-2-1, in Venedig setzte er vor allem auf ein 3-5-2.

Als Jugendförderer genießt Di Francesco einen hervorragenden Ruf. Er war einer der wichtigsten Mentoren von Sassuolo-Legende Domenico Berardi. Als Di Francesco im Juni 2012 Sassuolo übernahm, holte er den damals 18-jährigen Berardi in die erste Mannschaft. Heute, mit 31 Jahren, hat Berardi 399 Pflichtspiele, 148 Tore und 108 Assists für Sassuolo vorzuweisen, wurde Europameister 2021 und gilt schon jetzt als die größte Ikone der Vereinsgeschichte.

Weitere Talente förderte Di Francesco bei der Roma:
Alisson Becker
, später Weltklassetorwart in Liverpool, debütierte unter ihm. Lorenzo Pellegrini, heute Kapitän der Roma, spielte mit 22 Jahren eine Schlüsselrolle in Di Francescos Mittelfeld. Auch Patrik Schick bekam früh Vertrauen – mit 21 Jahren war er bereits fester Bestandteil des Kaders und galt als Edin Džekos Backup.

Auch bei kleineren Klubs förderte Di Francesco junge Talente entscheidend:

  • Bei Frosinone wurde Matías Soulé zum Shootingstar mit 14 Scorern – inzwischen wechselte er für über 25 Millionen Euro zur Roma.

  • Enzo Barrenechea, ebenfalls gefördert, spielt heute mit einem Marktwert von 10 Millionen Euro bei Benfica.

  • Auch Marco Brescianini entwickelte sich stark und wurde von Atalanta für 10 Millionen Euro verpflichtet.

Bei Venezia setzte Di Francesco auf junge Spieler wie Daniel Fila (22), Filip Stankovic (22), Mikael Egill Ellertsson (22) und Hans Nicolussi Caviglia (24) – alle wurden zu Leistungsträgern und steigerten ihren Marktwert erheblich.

Taktisch steht Di Francesco für einen offensiv ausgerichteten Fußball mit klarer vertikaler Ausrichtung. Seine Teams suchen den schnellen Weg in Richtung Tor. Frosinone erzielte in der Saison 2023/24 starke 44 Tore – Rang 12 in der Ligawertung, ein beachtlicher Wert für ein Abstiegsteam.

Unter ihm dürfte Lecce zudem deutlich höher pressen: Vorgänger Giampaolo war ein Vertreter der klassischen italienischen Defensivschule, dessen Team extrem tief stand. Di Francesco hingegen will den Ball früh zurückgewinnen, mit Kurzpässen schnell nach vorne tragen und konsequent abschließen.

Das könnte gut zum aktuellen Kader passen: Lecce ist defensiv stabil und unangenehm zu bespielen – gelingt es Di Francesco, diese Qualität zu erhalten und die Offensive zu beleben, könnte die Kombination aus Klub und Trainer sehr gut funktionieren.

Der Kader: Wer ging, wer kam bereits und weitere Baustellen?

Auf der Abgangsseite verzeichnet der Klub zunächst die Leih-Enden von Kevin Bonifazi, Marco Sala und Jesper Karlsson. Sowohl der Vertrag von Ante Rebić als auch der von Nicola Sansone wurde nicht verlängert – beide Spieler gehören somit nicht mehr dem Verein an. Daniel Samek wurde für 300.000 Euro an Artis Brünn verkauft, Pablo Rodríguez wechselte für 1,2 Millionen Euro zu Lech Posen, und Kapitän Federico Baschirotto schloss sich für drei Millionen Euro Aufsteiger Cremonese an.

Ausgegeben hat der Klub bislang nur Geld für drei Spieler – allesamt Verteidiger: Christ-Owen Kouassi (22 Jahre, Ablöse: 1 Million Euro), Corrie Ndaba (25 Jahre, 930.000 Euro) und Matías Pérez (20 Jahre, 525.000 Euro). Hinzu kommt ein echter Coup: Milan-Sturmtalent Francesco Camarda kommt für eine Saison ohne Kaufoption auf Leihbasis – ein überragender Deal. Vier Transfers, die bestens zu Di Francesco und seinem guten Draht zu jungen Spielern passen – insbesondere Camarda, der als eines der größten Talente Italiens gilt, könnte unter dem neuen Trainer aufblühen.

Außerdem kehren Youssef Maleh (nach Leihe bei Empoli) und Rémi Oudin (nach Leihe bei Sampdoria) in den Kader zurück.

Aktuell hat der Verein ein Transferplus von über zwei Millionen Euro erwirtschaftet und wird voraussichtlich noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. Doch wo bestehen noch Baustellen im Kader?

Sollte Di Francesco auf eine Dreierkette setzen, würde es mindestens noch einen zusätzlichen Innenverteidiger benötigen – auch wenn ein solches System derzeit eher unwahrscheinlich erscheint. Dennoch täte dem Kader ein weiterer erfahrener Innenverteidiger gut, da der Altersdurchschnitt der aktuell vier vorhandenen Innenverteidiger bei nur 23 Jahren liegt – also sehr jung ist.

Zudem fehlt es an einem offensiven Mittelfeldspieler. Die wichtigste Personalie im Kader der Apulier bleibt jedoch Nikola Krstović – der Star des Teams. Mit elf Toren und fünf Assists in der vergangenen Saison hat sich der 25-jährige Montenegriner in den Fokus einiger größerer Vereine gespielt. Sollte Krstović den Klub noch verlassen, würde das Lecce wohl eine satte Ablösesumme einbringen – sein aktueller Marktwert liegt bei rund 15 Millionen Euro. Im Falle eines Abgangs müsste Lecce natürlich Ersatz finden und hätte gleichzeitig zusätzliches Budget, um den Kader weiter zu verstärken.

Saison-Ausblick: Was ist drin für Lecce 25/26?

Lecce hat definitiv das Potenzial, in der kommenden Saison die Klasse zu halten. Mit Eusebio Di Francesco hat man einen Trainer gefunden, der sehr gut zum jungen Kader passt und insbesondere Spieler wie Francesco Camarda weiterentwickeln kann. Auch wenn Kapitän Baschirotto den Verein verlassen hat, konnte man auf dem Transfermarkt bereits aktiv werden und sich in der Defensive verstärken. Zudem könnte ein möglicher Verkauf von Stürmer Krstović für eine zweistellige Millionensumme dem Klub finanziell enorm zugutekommen.

Mit einer guten Harmonie zwischen Trainer und Mannschaft sowie einem spannenden Transferfenster, in dem man noch investieren könnte – nicht zu vergessen der Rekordverkauf von Patrick Dorgu im vergangenen Winter für 30 Millionen Euro an Manchester United – stehen die Zeichen vorsichtig auf Optimismus. Zwar plant der Verein zunächst, Schulden abzubauen und in die Infrastruktur des Vereinsgeländes zu investieren, doch mit potenziellen Krstović-Millionen wären auch Transfers im mittleren einstelligen Millionenbereich realistisch.

Sollte das gelingen, ist es durchaus vorstellbar, dass Lecce in der kommenden Saison mit dem Abstiegskampf wenig zu tun haben wird. Es bleibt also spannend, was sich auf dem Transfermarkt noch tut – denn davon hängt das endgültige Saisonziel maßgeblich ab.

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