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Noah

Überraschungspotenzial! Die zwei großen Gewinner des italienischen Transferfensters

Ein genauer Blick auf die zwei womöglich größten Gewinner des italienischen Transferfensters: Torino und Pisa. Beide Klubs haben nicht nur den Trainer gewechselt, sondern auch einige spannende Spieler verpflichtet. Ein detaillierter Blick auf die beiden Vereine und eine Einschätzung, ob sie in der kommenden Saison realistisch für Überraschungen sorgen könnten. (Bild: IMAGO / Sports Press Photo)

Der FC Turin

Der neue Trainer: Marco Baroni

Nachdem Torino im Sommer letzten Jahres Paolo Vanoli als Cheftrainer verpflichtete, erlebte der Klub einen hervorragenden Saisonstart: Nach dem fünften Spieltag stand man mit elf Punkten an der Tabellenspitze und eine echte Überraschungssaison schien möglich. Doch dieser vielversprechende Verlauf blieb aus. Topstürmer Duván Zapata zog sich eine schwere Verletzung zu und eine deutliche Offensivschwäche sowie mangelnde Kreativität machten sich bemerkbar. Am Ende belegte Torino erneut einen Platz im Tabellenmittelfeld – Rang elf –, wie bereits in den letzten vier Spielzeiten, in denen man zwischen Platz neun und elf rangierte.

Nun trennte sich der Verein von Vanoli und gelangte mit der Verpflichtung von Marco Baroni zu einem echten Coup. Baroni stand in der vergangenen Saison bei Lazio Rom unter Vertrag und führte die Mannschaft zu einem siebten Platz, nur fünf Punkte hinter Rang vier und der Champions-League-Qualifikation. Dennoch verpassten die Biancocelesti das europäische Geschäft, was zur Trennung vom Trainer führte – trotz seiner guten Arbeit, mit der er die Mannschaft weiterentwickelte, neue Spieler integrierte und ein klares Spielkonzept etablierte. Baroni ist bekannt für seine flexible und dynamische Spielweise, bei der seine Spieler mehrere Positionen während des Spiels übernehmen müssen und ein hohes technisches Verständnis gefragt ist, um sein Konzept erfolgreich umzusetzen.

Zuvor war der 61-Jährige bei Hellas Verona, Lecce, Reggina, Cremonese, Frosinone und Benevento tätig. Nach seiner Station bei Lazio übernimmt Baroni nun seinen zweiten großen Klub in Italien. Der siebenfache italienische Meister hofft, mit ihm wieder eine Rolle im Kampf um die europäischen Plätze spielen zu können.

Die Transfers

Mit Samuele Ricci, der für 23 Millionen Euro zum AC Milan wechselte und Vanja Milinković-Savić, der sich Napoli per Leihe mit Kaufpflicht anschloss – Turin erhält für den Torhüter zunächst 15 Millionen Euro und im kommenden Sommer eine weitere Summe von 5 bis 6,5 Millionen Euro – hat der Klub zwar zwei absolute Leistungsträger und Schlüsselspieler verloren, jedoch auch beträchtliche Einnahmen erzielt. Verteidiger Sebastian Walukiewicz verließ den Verein ebenfalls, allerdings auf Leihbasis mit Kaufoption in Richtung Sassuolo. Insgesamt nahm Torino in diesem Transferfenster 39 Millionen Euro ein, von denen bereits ein Teil wieder in den Kader reinvestiert wurde.

So verpflichtete man Zakaria Aboukhlal für acht Millionen Euro für Rechtsaußen. Der 25-jährige kam von Toulouse und erzielte in der letzten Ligue-1-Saison elf Scorerpunkte – ein starkes Geschäft, zumal der Marokkaner einen Marktwert von 12 Millionen Euro besitzt. Für fünf Millionen Euro holte man zudem den Milinković-Savić-Ersatz Franco Israel von Sporting Lissabon, der mit hoher Wahrscheinlichkeit die neue Nummer eins bei den Turinern werden wird. Offensiv wurde ebenfalls kräftig nachgelegt: Cyril Ngonge kommt für eine Saison per Leihe, mit einer Kaufoption von 16 bis 17 Millionen Euro. Giovanni Simeone wurde als Mittelstürmer ebenfalls für eine Saison ausgeliehen, bei bestimmten Bedingungen greift eine Kaufpflicht von etwa sieben Millionen Euro. Beide Spieler kamen von Napoli. Darüber hinaus bediente sich Torino bei Absteiger Empoli und sicherte sich zwei der besten Spieler der vergangenen Saison: Innenverteidiger Ardian Ismajli ablösefrei sowie das Mittelfeldtalent Tino Anjorin auf Leihbasis mit einer Kaufpflicht unter bestimmten Bedingungen in Höhe von fünf Millionen Euro. Top-Deals, die deutlich machen, dass der Klub hohe Ansprüche für die neue Saison hat. Man holte Spieler, die die individuelle Qualität im Kader direkt steigern und sich am Leistungspeak befinden oder diesen bald erreichen dürften.

Was ist drin für Torino 25/26?

Die Kombination aus Trainer und Kader wirkt äußerst vielversprechend – der Klub besitzt definitiv das Potenzial, sich für den europäischen Wettbewerb zu qualifizieren und einen Platz unter den ersten sechs zu erreichen. Dennoch wird das eine große Herausforderung, wenn man die Konkurrenz betrachtet, die ebenfalls nahezu ausnahmslos mit neuen Trainern an der Seitenlinie antritt und auf dem Transfermarkt aktiv war. Torino wird sich, sollte man um die vorderen Plätze mitspielen, vermutlich mit Bologna, Lazio und Atalanta messen müssen – allesamt Kandidaten für die Plätze fünf bis acht. Ein Finish unter den ersten sechs wäre in jedem Fall ein großer Erfolg und eine Überraschung, bedenkt man, dass es der Klub zuletzt 1992 geschafft hat, sich unter den ersten sechs zu platzieren.

Pisa Sporting Club

Der neue Trainer: Alberto Gilardino

Alberto Gilardino heißt der neue Mann an der Seitenlinie in Pisa. Der 43-jährige kehrt damit nach knapp einem Jahr zurück in die Serie A – eine vielversprechende Personalie.
Nach einem hervorragenden Punkteschnitt von 2,69 bei der U19 des CFC Genua beförderte der Klub den 57-fachen italienischen Nationalspieler im Dezember 2022 zum Cheftrainer der ersten Mannschaft, als man Tabellenfünfter in der Serie B, der zweiten Liga Italiens, war. Gilardino führte den Verein auf Platz zwei und sicherte damit den direkten Wiederaufstieg. Auch in der darauffolgenden Saison hielt die Erfolgsserie an: In seiner ersten Serie-A-Saison belegte Gilardino mit dem Aufsteiger einen starken elften Platz. Im November letzten Jahres trennte man sich jedoch von ihm, nachdem man nach zwölf Spielen mit zehn Punkten Rang 17 belegte und damit einen enttäuschenden Saisonstart erlebte.

Trotzdem gilt die Verpflichtung Gilardinos als großer Hoffnungsträger für die Pisa-Fans – nicht zuletzt wegen seiner exzellenten Arbeit zwischen 2022 und 2023 bei Genua. Vor allem zeigte er, wie man mit einem Aufsteiger erfolgreich den Klassenerhalt meistern kann. Doch für welchen Fußball steht Gilardino?

In der erfolgreichen Saison 2023/24, nach dem Aufstieg in die Serie A, zeichnete sich Genua unter Gilardino vor allem durch defensive Stabilität aus. Die Offensive war hingegen Schwachpunkt: Nur Salernitana erzielte einen geringeren xG-Wert als Genua, die mit 35,7 erwarteten Toren statistisch nicht einmal ein Tor pro Spiel schafften. Diesen Wert übertrafen sie jedoch um fast zehn Tore – vor allem dank der individuellen Qualität von Albert Gudmundsson, der maßgeblich zu insgesamt 45 erzielten Treffern beitrug. Ein weiterer zentraler Aspekt bei Genua 2023/24: Kein Team der Liga verzeichnete im Durchschnitt weniger progressivere Läufe eines Spielers pro Spiel, was zeigt, dass Gilardino nicht nur die defensive Grundordnung priorisierte, sondern auch auf direktes Kurzpassspiel setzte. Zudem verstand es Genua hervorragend, sich im letzten Drittel den Gegner zurechtzulegen und mit einer Kombination aus Spielintelligenz und hoher individueller Offensivqualität Tore zu erzielen – obwohl sie selten Abschlüsse wagten. Nur sechs Teams hatten in dieser Saison eine höhere Torquote pro Schuss, und lediglich fünf Teams schossen im Durchschnitt aus kürzerer Distanz. Dazu kam eine gut organisierte Defensive: In der Tabelle der kassierten Gegentore belegte Genua Platz sieben – vor Vereinen wie Milan, Napoli, Florenz und der Roma. Nicht zu vergessen die Standardstärke: Ein Drittel aller Genua-Tore resultierte aus Elfmetern, Freistößen oder Kopfballtreffern.

Die Transfers

Passt das Spielsystem zum Pisa-Kader und welche Transfers wurden bisher getätigt?
Knapp elf Millionen Euro hat der Klub bislang investiert, dabei aber noch keinen einzigen Cent durch Spielerverkäufe eingenommen. Die Neuzugänge sehen jedoch sehr vielversprechend aus: Isak Vural (19) kam für 4,5 Millionen Euro von Frosinone für das zentrale Mittelfeld, Henrik Meister (21) wechselte als neuer Stürmer für vier Millionen Euro von Stade Rennes nach Italien. Außerdem holte man Innenverteidiger-Talent Mateus Lusuardi (21) für 500.000 Euro in den Kader und verpflichtete Simone Scuffet (29) als mutmaßlich neue Nummer eins im Tor für 900.000 Euro von Cagliari. Ebenezer Akinsanmiro (20) stieß per Leihe von Inter Mailand zum Team, wobei Pisa sich offenbar eine Kaufoption sicherte.

Doch drei Toptransfers stechen besonders hervor: Mittelstürmer M’Bala Nzola (28) kam für eine Leihe von einer Million Euro von Florenz – nach Saisonende kann Pisa den Angolaner für 6,5 Millionen Euro fest verpflichten. In der Saison 2022/23 erzielte Nzola 13 Tore in der Serie A für Spezia – ein hervorragender Wert, den die Verantwortlichen in Pisa ihn sicherlich gerne wiederholen sehen würden. Michel Aebischer (28) wechselte ebenfalls zum Aufsteiger. Der 32-fache Schweizer Nationalspieler wurde bei Bologna aussortiert und kommt zunächst per Leihe, mit anschließender Verpflichtung im Sommer, sofern Pisa den Klassenerhalt schafft. Ein echter Toptransfer und zugleich der wertvollste Spieler im Kader. Zudem gelang es Pisa, Serie-A-Ikone Juan Cuadrado (37) zu verpflichten, der nun bei seinem siebten Serie-A-Klub anheuert. Der Rechtsverteidiger absolvierte in der vergangenen Saison 32 Spiele für Atalanta und verbuchte dabei vier Assists. Cuadrado, einst ein echter Topspieler mit internationalem Format bei Juventus, bringt mit knapp 400 Serie-A- sowie 67 Champions-League-Einsätzen enorm viel Erfahrung mit und wird sportlich sicher einen Mehrwert bieten.

Diese Transfers passen sehr gut zu Gilardinos Spielsystem. Derzeit deutet alles darauf hin, dass Pisa ein 3-4-2-1-System implementieren wird, das besonders für Nzola, Aebischer und Cuadrado wie geschaffen scheint. Auffällig ist jedoch, dass der Pisa-Kader aktuell zu groß ist. Einige Abgänge und Einnahmen werden daher nötig sein, was wohl die Anzahl weiterer großer Neuzugänge begrenzen dürfte.

Was ist drin für Pisa 25/26?

Für Pisa ist der Klassenerhalt drin. Weder Trainer noch Transfers geben Grund zur Sorge – im Gegenteil: Das Transferfenster wirkt rund und vielversprechend, weckt Vorfreude auf die kommende Saison und nährt die Hoffnung, die Klasse in Italiens höchster Spielklasse zu halten. Das wäre ein großer Erfolg, schließlich hat Pisa seit 1991 nicht mehr in der Serie A gespielt.

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Noah

Tragisches Karriereende mit 23 & ein Supertalent für Di Francesco – Lecce vor der neuen Saison

Ein neuer Trainer, die Verpflichtung eines der größten italienischen Toptalente und das tragische Karriereende eines erst 23-jährigen Spielers – beim US Lecce ist in diesem Sommer einiges in Bewegung. Ein genauer Blick auf die Entwicklungen des Klubs aus Apulien. (Bild: IMAGO / IPA Sport)

Das Karriereende von Joan González

Mit 17 Jahren wechselte Joan González in die Jugendabteilung des großen FC Barcelona – La Masia. Dort durchlief der zentrale Mittelfeldspieler die U18- und U19-Teams und genoss eine herausragende fußballerische Ausbildung. Im Jahr 2021 sicherte sich der US Lecce das damals 19-jährige Talent und ließ ihn zunächst eine Saison in der U19 spielen. Nach 31 Einsätzen in der Primavera 1 – der höchsten italienischen Nachwuchsliga für U19/U20-Teams, in der die Jugendmannschaften der Profiklubs gegeneinander antreten – stand González bei acht Toren und drei Assists.

Zur Saison 2022/23 wurde er in die erste Mannschaft hochgezogen – und wurde direkt zum Stammspieler: 35 Serie-A-Partien absolvierte der damals 21-jährige in seiner ersten Profisaison und trug entscheidend zum Klassenerhalt bei. In der darauffolgenden Spielzeit kam González auf 29 Einsätze in Italiens höchster Spielklasse – rund 1.000 Spielminuten weniger als im Vorjahr. Grund dafür waren unter anderem der Trainerwechsel zu Roberto D’Aversa sowie die Verpflichtung weiterer zentraler Mittelfeldspieler, die die Konkurrenzsituation verschärften. Dennoch verbesserte der 1,90 Meter große González sein Spiel deutlich und zählte auf seiner Position in Bereichen wie schusserzeugenden Aktionen, erfolgreichen Dribblings und gewonnenen Kopfballduellen zu den besten der Liga.

In der vergangenen Saison jedoch kam González kein einziges Mal zum Einsatz – der Grund: Herzprobleme. Während der Vorbereitung im Sommer 2024 entdeckte Lecces medizinische Abteilung Unregelmäßigkeiten bei seinen Tests und ordnete weiterführende Untersuchungen an. Das Ergebnis: Ein Jahr Zwangspause, danach sollte entschieden werden, ob eine Rückkehr in den Profifußball möglich sei. Am Ende der abgelaufenen Spielzeit verkündete Klubpräsident Damiani jedoch das Karriereende des Spaniers. Er lobte das medizinische Team ausdrücklich – sie hätten González das Leben gerettet. Hätte man die Herzprobleme nicht erkannt, hätte es tragisch enden können.

González, heute 23 Jahre alt, studiert bereits Wirtschaftswissenschaften und wird laut Damiani „mit Sicherheit ein großartiger Business Manager werden“. Insgesamt bestritt er 66 Profispiele, davon 64 in der Serie A, sowie zwei Einsätze in der Coppa Italia. Dabei erzielte er zwei Tore und bereitete vier weitere vor.

Der neue Mann an der Seitenlinie: Eusebio Di Francesco

Eusebio Di Francesco ist der neue Mann an der Seitenlinie in Lecce. Der 55-jährige trainierte von 2017 bis 2019 den AS Rom und erreichte in der Saison 2017/18 einen starken dritten Platz – die beste Ligaplatzierung des Hauptstadtklubs in den letzten acht Jahren. Dennoch trennte sich der Verein im März 2019 von Di Francesco, der drei Monate später bei Sampdoria Genua unterschrieb. Der Traditionsklub wollte nach Jahren im Tabellenmittelfeld der Serie A den Sprung in den Europapokal schaffen – Di Francesco sollte dieses Ziel verwirklichen. Doch das Projekt scheiterte krachend: Nach nur sieben Spieltagen und drei Punkten stand Sampdoria auf dem letzten Tabellenplatz – Di Francesco wurde entlassen. Ab diesem Zeitpunkt geriet seine Trainerkarriere ins Stocken.

Zehn Monate später übernahm er Cagliari, wurde jedoch nach 26 Spielen auf dem 18. Rang freigestellt. Auch sein nächstes Engagement bei Hellas Verona endete früh: Bereits nach dem dritten Spieltag der Saison 2021/22 – und drei Niederlagen – wurde er entlassen. Seine Traineraktie erreichte damit einen Tiefpunkt.

Doch die letzten beiden Stationen machten wieder Hoffnung: Im Sommer 2023 übernahm Di Francesco den Aufsteiger Frosinone – den Klub mit dem niedrigsten Kaderwert der Liga. Trotz begrenzter Mittel spielte Frosinone bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt mit und stieg nur knapp ab – ein Punkt fehlte auf Rang 17. Di Francescos Punkteschnitt lag bei 1,05 – der höchste seit seiner Zeit bei der Roma.
Kurioserweise wiederholte sich dieses Szenario in der darauffolgenden Saison: Er übernahm den nächsten Aufsteiger, Venezia, erneut das nominell schwächste Team der Liga, und spielte wieder bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt – wieder ohne Happy End. Trotz zweier Abstiege in Folge zeigte Di Francesco bei beiden Klubs ordentliche Leistungen und übertraf mit seinen Teams die Erwartungen.

Nun ist er in Lecce angekommen – dem Team mit dem fünftniedrigsten Kaderwert der Serie A. Das Ziel ist klar: der erneute Klassenerhalt – idealerweise, ohne bis zum Schluss zittern zu müssen. Seit dem Wiederaufstieg 2022 hat Lecce keine Saison besser als Rang 14 abgeschlossen.

Doch passt Di Francesco überhaupt zum Klub – und kann er die Ziele erreichen? Drei Begriffe beschreiben den Coach wohl am treffendsten: Flexibilität, Jugendförderung und Offensivfußball.
Di Francesco ist kein Dogmatiker, der stur an einer Formation festhält. Vielmehr richtet er sein Spielsystem nach den Stärken seines Kaders aus. Bei der Roma ließ er ein 4-3-3 spielen, bei Frosinone variierte er zwischen 4-2-3-1 und 3-4-2-1, in Venedig setzte er vor allem auf ein 3-5-2.

Als Jugendförderer genießt Di Francesco einen hervorragenden Ruf. Er war einer der wichtigsten Mentoren von Sassuolo-Legende Domenico Berardi. Als Di Francesco im Juni 2012 Sassuolo übernahm, holte er den damals 18-jährigen Berardi in die erste Mannschaft. Heute, mit 31 Jahren, hat Berardi 399 Pflichtspiele, 148 Tore und 108 Assists für Sassuolo vorzuweisen, wurde Europameister 2021 und gilt schon jetzt als die größte Ikone der Vereinsgeschichte.

Weitere Talente förderte Di Francesco bei der Roma:
Alisson Becker
, später Weltklassetorwart in Liverpool, debütierte unter ihm. Lorenzo Pellegrini, heute Kapitän der Roma, spielte mit 22 Jahren eine Schlüsselrolle in Di Francescos Mittelfeld. Auch Patrik Schick bekam früh Vertrauen – mit 21 Jahren war er bereits fester Bestandteil des Kaders und galt als Edin Džekos Backup.

Auch bei kleineren Klubs förderte Di Francesco junge Talente entscheidend:

  • Bei Frosinone wurde Matías Soulé zum Shootingstar mit 14 Scorern – inzwischen wechselte er für über 25 Millionen Euro zur Roma.

  • Enzo Barrenechea, ebenfalls gefördert, spielt heute mit einem Marktwert von 10 Millionen Euro bei Benfica.

  • Auch Marco Brescianini entwickelte sich stark und wurde von Atalanta für 10 Millionen Euro verpflichtet.

Bei Venezia setzte Di Francesco auf junge Spieler wie Daniel Fila (22), Filip Stankovic (22), Mikael Egill Ellertsson (22) und Hans Nicolussi Caviglia (24) – alle wurden zu Leistungsträgern und steigerten ihren Marktwert erheblich.

Taktisch steht Di Francesco für einen offensiv ausgerichteten Fußball mit klarer vertikaler Ausrichtung. Seine Teams suchen den schnellen Weg in Richtung Tor. Frosinone erzielte in der Saison 2023/24 starke 44 Tore – Rang 12 in der Ligawertung, ein beachtlicher Wert für ein Abstiegsteam.

Unter ihm dürfte Lecce zudem deutlich höher pressen: Vorgänger Giampaolo war ein Vertreter der klassischen italienischen Defensivschule, dessen Team extrem tief stand. Di Francesco hingegen will den Ball früh zurückgewinnen, mit Kurzpässen schnell nach vorne tragen und konsequent abschließen.

Das könnte gut zum aktuellen Kader passen: Lecce ist defensiv stabil und unangenehm zu bespielen – gelingt es Di Francesco, diese Qualität zu erhalten und die Offensive zu beleben, könnte die Kombination aus Klub und Trainer sehr gut funktionieren.

Der Kader: Wer ging, wer kam bereits und weitere Baustellen?

Auf der Abgangsseite verzeichnet der Klub zunächst die Leih-Enden von Kevin Bonifazi, Marco Sala und Jesper Karlsson. Sowohl der Vertrag von Ante Rebić als auch der von Nicola Sansone wurde nicht verlängert – beide Spieler gehören somit nicht mehr dem Verein an. Daniel Samek wurde für 300.000 Euro an Artis Brünn verkauft, Pablo Rodríguez wechselte für 1,2 Millionen Euro zu Lech Posen, und Kapitän Federico Baschirotto schloss sich für drei Millionen Euro Aufsteiger Cremonese an.

Ausgegeben hat der Klub bislang nur Geld für drei Spieler – allesamt Verteidiger: Christ-Owen Kouassi (22 Jahre, Ablöse: 1 Million Euro), Corrie Ndaba (25 Jahre, 930.000 Euro) und Matías Pérez (20 Jahre, 525.000 Euro). Hinzu kommt ein echter Coup: Milan-Sturmtalent Francesco Camarda kommt für eine Saison ohne Kaufoption auf Leihbasis – ein überragender Deal. Vier Transfers, die bestens zu Di Francesco und seinem guten Draht zu jungen Spielern passen – insbesondere Camarda, der als eines der größten Talente Italiens gilt, könnte unter dem neuen Trainer aufblühen.

Außerdem kehren Youssef Maleh (nach Leihe bei Empoli) und Rémi Oudin (nach Leihe bei Sampdoria) in den Kader zurück.

Aktuell hat der Verein ein Transferplus von über zwei Millionen Euro erwirtschaftet und wird voraussichtlich noch auf dem Transfermarkt aktiv werden. Doch wo bestehen noch Baustellen im Kader?

Sollte Di Francesco auf eine Dreierkette setzen, würde es mindestens noch einen zusätzlichen Innenverteidiger benötigen – auch wenn ein solches System derzeit eher unwahrscheinlich erscheint. Dennoch täte dem Kader ein weiterer erfahrener Innenverteidiger gut, da der Altersdurchschnitt der aktuell vier vorhandenen Innenverteidiger bei nur 23 Jahren liegt – also sehr jung ist.

Zudem fehlt es an einem offensiven Mittelfeldspieler. Die wichtigste Personalie im Kader der Apulier bleibt jedoch Nikola Krstović – der Star des Teams. Mit elf Toren und fünf Assists in der vergangenen Saison hat sich der 25-jährige Montenegriner in den Fokus einiger größerer Vereine gespielt. Sollte Krstović den Klub noch verlassen, würde das Lecce wohl eine satte Ablösesumme einbringen – sein aktueller Marktwert liegt bei rund 15 Millionen Euro. Im Falle eines Abgangs müsste Lecce natürlich Ersatz finden und hätte gleichzeitig zusätzliches Budget, um den Kader weiter zu verstärken.

Saison-Ausblick: Was ist drin für Lecce 25/26?

Lecce hat definitiv das Potenzial, in der kommenden Saison die Klasse zu halten. Mit Eusebio Di Francesco hat man einen Trainer gefunden, der sehr gut zum jungen Kader passt und insbesondere Spieler wie Francesco Camarda weiterentwickeln kann. Auch wenn Kapitän Baschirotto den Verein verlassen hat, konnte man auf dem Transfermarkt bereits aktiv werden und sich in der Defensive verstärken. Zudem könnte ein möglicher Verkauf von Stürmer Krstović für eine zweistellige Millionensumme dem Klub finanziell enorm zugutekommen.

Mit einer guten Harmonie zwischen Trainer und Mannschaft sowie einem spannenden Transferfenster, in dem man noch investieren könnte – nicht zu vergessen der Rekordverkauf von Patrick Dorgu im vergangenen Winter für 30 Millionen Euro an Manchester United – stehen die Zeichen vorsichtig auf Optimismus. Zwar plant der Verein zunächst, Schulden abzubauen und in die Infrastruktur des Vereinsgeländes zu investieren, doch mit potenziellen Krstović-Millionen wären auch Transfers im mittleren einstelligen Millionenbereich realistisch.

Sollte das gelingen, ist es durchaus vorstellbar, dass Lecce in der kommenden Saison mit dem Abstiegskampf wenig zu tun haben wird. Es bleibt also spannend, was sich auf dem Transfermarkt noch tut – denn davon hängt das endgültige Saisonziel maßgeblich ab.

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Noah

Neuanfang in Mailand: Wie Milan unter Allegri den Neustart angeht

Der dritte Trainerwechsel innerhalb eines Jahres, ein neuer Sportdirektor, der Abgang von Schlüsselspielern und eine veränderte taktische Ausrichtung – in Mailand stehen alle Zeichen auf Neuanfang. Von zahlreichen Kaderbaustellen bis hin zu einer neuen Spielphilosophie unter dem neuen Trainer Massimiliano Allegri. Vieles deutet darauf hin, dass Milan vor einem grundlegenden Wandel steht. Faktoren, die den Klub aktuell zu einem der spannendsten Projekte unter Europas Topteams machen. Hier ein genauer Blick auf die zentralen Entwicklungen. (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Die Vereinsführung

Nach der Saison 2022/23 – ein Jahr nach dem ersten Scudetto seit elf Jahren – trennte sich der Klub sowohl von Sportdirektor Frederic Massara als auch von Paolo Maldini, der als technischer Direktor gemeinsam mit Massara und Trainer Stefano Pioli seit 2019 eine prägende Rolle beim Verein gespielt hatte. Das Trio führte Milan zu vier erfolgreichen Spielzeiten – mit der Meisterschaft 2022 als Krönung.

Zwei Jahre später folgte der nächste große Schnitt: 2024 beendete Milan auch die Zusammenarbeit mit Meistertrainer Stefano Pioli. Eine Entscheidung, die für zusätzliche Unruhe sorgte – zumal es dem Verein nicht gelang, adäquaten Ersatz für Massara und Maldini zu finden.

Chefscout Geoffrey Moncada wurde zum technischen Direktor befördert und sollte sich – gemeinsam mit Zlatan Ibrahimović in beratender Funktion – vor allem um Transfers und die Nachwuchsarbeit kümmern. Im Sommer desselben Jahres übernahm Antonio D'Ottavio interimsmäßig das Amt des Sportdirektors. Der ehemalige Chefscout der Jugendabteilung musste seinen Posten jedoch bereits fünf Monate später wieder räumen – ohne dass ein Nachfolger bereitstand.

Nun scheint Milan auf dieser Position Klarheit gefunden zu haben: Igli Tare wurde als neuer Sportdirektor verpflichtet und unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Der 52-Jährige ist ein bekanntes Gesicht in der Serie A – von 2008 bis 2023 war er Sportdirektor bei Lazio Rom. In seiner Zeit in der Hauptstadt bewies Tare ein gutes Händchen für Transfers und verpflichtete unter anderem Ciro Immobile (9,5 Millionen Euro), Sergej Milinković-Savić (12 Millionen Euro) und Stefan de Vrij (7 Millionen Euro).

Mit Tare erhofft sich Milan eine bessere Trefferquote bei Toptransfers und mehr Stabilität abseits des Rasens.

Der Kader

Im aktuellen Transferfenster hat der Klub bereits vier Neuzugänge verpflichtet: Für 23 Millionen Euro kam Italiens Mittelfeldtalent Samuele Ricci vom FC Turin. Zudem wurde Pervis Estupiñán von Brighton als Verstärkung für die linke Abwehrseite geholt. Pietro Terracciano kam ablösefrei als Ersatztorwart, ebenso wie Real-Ikone Luka Modrić, der mit seiner Erfahrung den Kader bereichern soll.

Gleichzeitig musste Milan einige schmerzhafte Abgänge verkraften: Theo Hernández wechselte für 25 Millionen Euro zu Al-Hilal nach Saudi-Arabien, Tijjani Reijnders, der wohl beste Spieler der vergangenen Saison, wurde für 55 Millionen Euro an Manchester City verkauft. Darüber hinaus verließen auch Pierre Kalulu (Juventus), Emerson Royal (Flamengo), Marco Pellegrino (Boca Juniors), Marco Sportiello (Atalanta), sowie Davide Calabria, Luka Jović und Alessandro Florenzi (alle vertragslos) den Verein.

Vor allem die Abgänge von Hernández und Reijnders wiegen schwer, was die individuelle Qualität im Team betrifft. Zwar bringt Luka Modrić enorme Erfahrung mit, doch im Alter von 39 Jahren wird er sportlich voraussichtlich keine tragende Rolle mehr spielen. Allein auf ihn will man sich in Mailand verständlicherweise nicht verlassen. Seine Führungsstärke könnte jedoch helfen, die entstandene Lücke in der Kabine zu füllen.

Auch auf dem Platz gibt es klare Veränderungen: Mike Maignan wurde zum neuen Kapitän ernannt – ein Zeichen für eine neue Rollenverteilung innerhalb der Mannschaft.

Der Kader der Rossoneri wirkt derzeit noch auffallend dünn: Nur vier Innenverteidiger stehen zur Verfügung und als klassische Außenverteidiger hat man nur Davide Bartesaghi und Filippo Terracciano hinter Pervis Estupiñán und Alex Jiménez als junge Backups mit kaum Erfahrung auf Topniveau im Kader. Im Sturmzentrum ist mit Santiago Giménez aktuell nur ein nomineller Mittelstürmer im Kader.

Zudem gibt es anhaltende Wechselgerüchte um Noah Okafor, Ismaël Bennacer und Malick Thiaw – sollte einer oder mehrere von ihnen gehen, müsste Milan auf dem Transfermarkt nochmals deutlich nachlegen.

Ein Neuzugang, der nahezu fix scheint, ist der Transfer von Ardon Jashari. Der 22-Jährige defensive Mittelfeldspieler spielte eine überragende Saison bei Club Brügge und soll für knapp 40 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen nach Mailand wechseln. Innerhalb der letzten Spielzeit verfünffachte er seinen Marktwert.

Auffällig ist auch die Zusammensetzung des Kaders: Mit Matteo Gabbia und Samuele Ricci stehen aktuell nur zwei italienische Spieler im Aufgebot, die realistisch Startelf-Chancen haben – eine so geringe „Italiener-Quote“ hat es beim Traditionsklub wohl noch nie gegeben.

Massimiliano Allegri als neuer Trainer

Nach dem Allegri-Aus bei Juventus im Mai 2024 hagelte es scharfe Kritik am Spielstil des Italieners. Der „Allegri-Fußball“ wurde vielerorts als taktisch veraltet und als „Anti-Fußball“ bezeichnet. Doch wie sieht der sogenannte „Allegri Ball“ überhaupt aus?

Massimiliano Allegri gilt als klarer Befürworter des Relationism – einer Spielphilosophie, bei der nicht starre Positionen, sondern die Beziehungen zwischen den Spielern auf dem Platz im Mittelpunkt stehen. Spieler sollen sich nicht in festgelegten Zonen bewegen, sondern ihre Position dynamisch an Mitspieler, Gegner und Spielsituationen anpassen. Das bietet mehr individuelle Freiheit, verlangt den Spielern aber gleichzeitig ein hohes Maß an Spielintelligenz und Raumgefühl ab. Weitere Trainer, die diesen Ansatz verfolgen, sind etwa Carlo Ancelotti, Thiago Motta oder Claudio Ranieri.

Im Vergleich zu Vorgänger Sérgio Conceição steht Allegri für eine grundverschiedene Spielphilosophie: Während Conceição auf Dynamik, Umschaltmomente und hohe Intensität setzte, verfolgt Allegri einen Ansatz, der in erster Linie auf defensive Stabilität, Ballbesitz und lange Bälle setzt.

Allegri, der bereits von 2010 bis Anfang 2014 an der Seitenlinie des AC Milan stand und in seiner Debütsaison 2010/11 direkt die Meisterschaft gewann, kehrt nun zurück nach Mailand. Klar ist: Er wird das Spiel der Rossoneri grundlegend umkrempeln.

Sein klassisches System aus den letzten Jahren basiert auf einer Dreierkette, einem kompakten Dreiermittelfeld sowie einem klassischen, physisch starken Mittelstürmer, der Flanken verwerten und Bälle festmachen kann. Allerdings passt das derzeitige Spielermaterial in Mailand nur bedingt zu diesem System. In der Innenverteidigung mangelt es an Tiefe, und ein klassischer „Neuner“ mit dem gewünschten Profil fehlt ebenfalls. Aufgrund der vielen Flügel- und Halbraumspieler ist es auch denkbar, dass Allegri auf ein 3-4-2-1 umstellt oder mit einer Viererkette im 4-2-3-1 oder 4-4-2 startet.

Was Allegri-Teams – insbesondere zuletzt Juventus – stets auszeichnete, war die Anpassungsfähigkeit an den Gegner. Mit einem gut einstudierten relationistischen System ist man pressingresistenter und kann sich den Gegner besser zurechtlegen. In Kombination mit einer stabilen Defensive ergibt sich eine belastbare Grundlage, um Spiele oft knapp, aber effektiv für sich zu entscheiden. Juve gewann unter Allegri auffällig häufig mit 1:0, meist durch ein Zusammenspiel aus individueller Qualität, defensiver Kompaktheit und geduldigem Offensivspiel. Umso wichtiger ist es nun, dass Allegri seinem neuen Team diese Abläufe in der Saisonvorbereitung vermittelt – und punktuell passende Spieler hinzuholt.

Ein zentrales Merkmal seiner Teams: Sie stehen eng und kompakt im Zentrum. Das bevorzugte 5-3-2 zwingt Gegner häufig dazu, über die Flügel zu spielen, da das Zentrum mit zwei Dreierblocks nahezu undurchdringbar ist. Flanken sind in diesem Fall meist einfach zu verteidigen, da drei Innenverteidiger bereitstehen. Problematisch ist dabei allerdings die Torgefahr – ein Aspekt, mit dem Allegri-Teams regelmäßig zu kämpfen hatten. Schon in der abgelaufenen Saison war Milans Offensive nicht überragend und Allegri ist nicht unbedingt der Trainer, der für offensive Explosionen bekannt ist. Ein neuer Stürmer wird daher zur Schlüsselpersonalie. Mit Santiago Gimenez hat Milan zwar ein spannendes Profil im Kader, doch braucht es einen zusätzlichen, robusten Zielspieler – nicht umsonst wird Dusan Vlahovic von Juventus als Kandidat gehandelt.

Systembedingt könnten sich unter Allegri im Milan-Kader vor allem Spieler wie Strahinja Pavlović, Samuele Ricci, Ruben Loftus-Cheek und Alexis Saelemaekers als Gewinner herausstellen – sie passen gut in die Idee des Trainers. Als mögliche Verlierer gelten hingegen Youssouf Fofana, Samuel Chukwueze und Santiago Gimenez, deren Profile nicht optimal mit dem bevorzugten Allegri-Stil harmonieren.

Die Jugendarbeit und Talentförderung

Wie ist die aktuelle Lage in der Nachwuchsarbeit der Rossoneri – und gilt Massimiliano Allegri überhaupt als Förderer junger Spieler?

Mit Davide Bartesaghi, Alex Jimenez und Warren Bondo stehen aktuell drei vielversprechende U21-Talente im Kader, die in der kommenden Saison sicherlich auf Einsatzzeiten hoffen dürfen. Zudem wurde mit Francesco Camarda eines der größten italienischen Nachwuchstalente an Lecce verliehen. Dennoch entspricht das weder in Menge noch in Qualität dem Talentpool, den man einst mit Milan verband.

Unter Paolo Maldini verfügte der Klub zeitweise über einige der spannendsten Jungspieler Europas – besonders in der Saison 2020/21, als Gianluigi Donnarumma, Fikayo Tomori, Pierre Kalulu, Theo Hernandez, Diogo Dalot, Ismael Bennacer, Sandro Tonali, Rafael Leão und Brahim Díaz allesamt unter 23 Jahre alt waren. Von dieser Talentdichte ist Milan derzeit weit entfernt.

Ein Grund dafür liegt nicht nur in den strukturellen Umbrüchen neben dem Platz (Abgänge von Maldini, Massara und Pioli), sondern auch in der veränderten Transferstrategie des Vereins in den letzten drei Jahren: Der Fokus lag zunehmend auf gestandenen Spielern mit internationaler Erfahrung oder solchen, die sich bereits nahe ihres Leistungshöhepunkts befanden. Für Profis wie Christian Pulisic, Santiago Giménez oder Samuel Chukwueze investierte Milan teils hohe zweistellige Millionensummen – mit dem Ziel, kurzfristig wieder ganz oben anzugreifen. Der sportliche Erfolg blieb jedoch überschaubar, während die Nachwuchsarbeit dabei ein Stück weit vernachlässigt wurde.

Inzwischen soll dieser Aspekt wieder stärker in den Mittelpunkt rücken: Der Klub hat zwei neue Scouts verpflichtet, die zuvor bereits mit Allegri bei Juventus zusammenarbeiteten. Allegri selbst gilt nicht unbedingt als klassischer Talentförderer – jedoch auch nicht als jemand, der jungen Spielern grundsätzlich keine Chancen einräumt. Er setzt auf Reife und betonte bereits, dass ein 20-Jähriger niemals die Erfahrung eines 28-Jährigen mitbringen könne.

Trotzdem war es ihm bei Juventus wichtig, dass jedes Jahr mindestens drei Nachwuchsspieler aus der eigenen Jugend in den Profikader aufrücken. Beispiele dafür sind Moise Kean, Paulo Dybala und Kenan Yıldız, die alle unter Allegri ihr Debüt im Profifußball feierten.

Ausblick auf die kommende Saison

Im Vergleich zur Konkurrenz – gemeint sind Italiens Topteams Inter, Florenz, Juventus, Napoli, Atalanta, Roma und Lazio – zieht Milan gegenüber Juve, Inter und Napoli in puncto Kaderqualität klar den Kürzeren. Inzwischen muss sich der Traditionsklub eher mit Atalanta vergleichen, was die individuelle Qualität des Kaders betrifft.

Zwar dürfte das Saisonziel weiterhin die Top vier und damit die Qualifikation für die Champions League sein, doch realistisch betrachtet wäre auch ein Platz unter den besten sechs Teams ein akzeptables Ergebnis. Denn die Konkurrenz ist nicht nur teilweise deutlich besser aufgestellt, sondern arbeitet seit Jahren ruhiger und konstanter – exemplarisch etwa Atalanta Bergamo. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die übrigen Topklubs mit den Veränderungen auf der Trainerbank umgehen. Auch Inter, Atalanta, Florenz, Roma und Lazio gehen mit neuem Cheftrainer in die Saison – ein Umstand, der Anpassungszeit erfordert und nicht bei jedem Verein zu einem direkt positiven Effekt führen dürfte. Genau davon könnte Milan profitieren – vorausgesetzt, Massimiliano Allegri und die Mannschaft finden schnell zueinander und starten stark in die neue Spielzeit.

Ein weiterer Vorteil für die Rossoneri: Da man sich in der vergangenen Saison nicht für den europäischen Wettbewerb qualifizieren konnte, entfällt die Dreifachbelastung. Milan kann sich voll auf den Ligabetrieb konzentrieren – ein nicht zu unterschätzender Aspekt in einem engen Rennen um die internationalen Plätze. Kurz gesagt: Eine Champions-League-Qualifikation wäre bereits ein großer Erfolg. Doch auch mit einem fünften oder sechsten Platz ließe sich in Mailand gut leben. Alles unter Rang sechs hingegen müsste als Enttäuschung gewertet werden – und könnte den Trainerstuhl Allegris ins Wanken bringen.

Zuletzt setzte Milan in der Vorbereitung ein Ausrufezeichen: Mit 4:2 schlug man den FC Liverpool – im Allegri-typischen 3-5-2-System. Die Rossoneri präsentierten sich dabei stark, überzeugten gegen den Premier-League-Giganten auf ganzer Linie – ein verheißungsvoller Auftakt, der die Vorfreude der Fans auf eine erfolgreiche Saison wachsen lässt.

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