Ein einordnender Blick auf den zweiten Spieltag der neuen Serie-A-Saison, bevor der dritte beginnen kann. (Bild: IMAGO / Buzzi)
Cremonese - Sassuolo (3:2)
Zweiter Spieltag, zweiter Sieg: Cremonese präsentiert sich als das Überraschungsteam der noch jungen Serie-A-Saison. Auf den Dreier gegen Milan folgte nun ein Sieg über Mitaufsteiger Sassuolo – und damit der Sprung unter die Top drei der Tabelle.
Cremonese rotierte auf einigen Positionen: Bondo rückte für Grassi in die Startelf, Sanabria und Vasquez erhielten den Vorzug vor Bonazzoli und Okereke. Besonders Bondo überzeugte im Zentrum mit starker Zweikampfführung (7/9) und beeindruckender Passsicherheit (96%). Auch Terracciano spielte erneut überragend, während Vandeputte am Ball stets gefährlich blieb. Die Offensivgefahr kam fast ausschließlich über die rechte Seite mit Zerbin und Terracciano. Trotz weniger Ballbesitz erarbeitete sich Cremonese klar bessere Chancen und war vor dem Tor eiskalt – zur Pause stand es bereits 2:0. Schwachstellen blieben Bianchetti und Collocolo in der Defensive. Romano Mussolini setzte nach seiner Einwechslung ein Ausrufezeichen. Mit einem xG-Wert von 3,32 war der Sieg hochverdient, auch wenn sich im Sturm noch die Frage stellt, ob Bonazzoli oder Sanabria langfristig die Neuner-Position einnehmen wird.
Sassuolo stellte nach einem schwachen Auftritt gegen Napoli um: Matic, Muric und Vranckx kamen neu in die Mannschaft. Matic agierte als tiefer Sechser und verschaffte Boloca dadurch mehr Freiheiten nach vorne. Vranckx überzeugte mit und gegen den Ball (10/14 gewonnene Zweikämpfe), während Muharemovic defensiv solide agierte. Muric deutete im Tor an, Turati verdrängen zu können. Defensiv jedoch patzte Sassuolo: Beim 1:0 stimmte die Zuordnung nicht, Doig verschuldete das zweite Gegentor, und Fadera verursachte mit einem unnötigen Foul den entscheidenden Elfmeter. Offensiv sorgte Volpato mit einem starken Assist für den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer, den Pinamonti verwandelte. Insgesamt aber fehlte es an Stabilität, wodurch die Niederlage verdient war.
Lecce - Milan (0:2)
Ein defensiv-starker Auftritt von Lecce reichte nicht aus, um die individuelle Qualität der Mailänder über 90 Minuten zu überschatten.
Lecce begann mit Pierotti anstelle von Banda und Kaba statt Berisha, um im Mittelfeld mehr Physis gegen Loftus-Cheek und Fofana entgegenzusetzen. Die Gastgeber agierten im Ballbesitz in einem 2-3-2-3, wirkten spielerisch ordentlich, doch fehlte der klare Zielspieler vorne – Camarda tat sich sichtbar schwer. Die Innenverteidiger Gaspar und Tiago Gabriel überzeugten mit starken Zweikampf- und Passwerten, Gabriel sogar mit 100% Zweikampfquote. Lecce war in der ersten Hälfte physisch überlegen, war in der ersten Halbzeit insgesamt besser, ließ offensiv aber jegliche Durchschlagskraft vermissen (0,30 xG). Rechtsverteidiger Veiga, der beim Gegentor patzte und einige seiner Zweikämpfe verlor, galt noch als Schwachpunkt der Apulier.
Milan musste weiterhin ohne Leao auskommen und brachte Saelemaekers auf der Pulisic-Position, der für Musah aus der Startelf rotierte, wodurch sich das System in ein 3-4-2-1 verschob. Die erste Halbzeit verlief ereignisarm, die Rossoneri hatten große Probleme, ins letzte Drittel zu gelangen. Modric, der erneut den Vorzug vor Ricci bekam, zeigte seine Klasse am Ball (92% Passquote, 4 angekommene Flanken), offenbarte jedoch Schwächen gegen den Ball. Nach der Pause kam mehr Schwung: Pulisic und Loftus-Cheek sorgten mit ihren Treffern für die Entscheidung. Auffälligster Spieler war Saelemaekers, während Gimenez im Sturmzentrum unglücklich aussah. Trotz des Sieges bleibt ohne die Starspieler Leão und Pulisic sichtbar, dass es Milan noch an Offensivqualität mangelt. Solange jedoch die Null steht, ist der Allegri-Ball meistens erfolgreich.
Bologna - Como (1:0)
Es war eine sehr ausgeglichene Partie zwischen Bologna und Como, die die Rossoblù dank Matchwinner Orsolini für sich entschieden.
Bologna stand defensiv kompakt - und das mit einer fast ausgewechselten Viererkette im Vergleich zum ersten Spieltag: Zortea, Vitik und Heggem rückten für De Silvestri, Casale und Lucumi in die Startelf. Außerdem starteten Moro, Fabbian und Castro anstatt Pobega, Odgaard und Immobile. Freuler überzeugte als Balljäger (10/12 Zweikämpfe gewonnen) und organisierte das Mittelfeld. Heggem gab ein starkes Serie-A-Debüt und deutete klar Startelf-Potenzial an. Orsolini war der Unterschiedspieler: Er erzielte das entscheidende Tor und gewann 6/8 Zweikämpfe.
Como präsentierte sich ohne Aufstellungsveränderungen flexibel, spielte im Aufbau häufig ein 3-3-4 mit Van der Brempt oder Valle in der Kette. Defensiv stand man ordentlich, Van der Brempt und Kempf stachen positiv hervor. Doch durch einen gefälligen Auftritt nach vorne fehlte es im letzten Drittel an nötiger Präzision, sodass Bologna den knappen Sieg über die Zeit brachte.
Parma - Atalanta (1:1)
Ein träges 1:1 zwischen Abstiegskandidat Parma und Flopkandidat Atalanta, die nach den ersten beiden Spieltagen noch sieglos dastehen.
Parma startete mit Sörensen für Ordonez auf der linken Halbraum-Position und zeigte insgesamt eine disziplinierte Leistung: Bernabé überzeugte im Aufbau mit präzisen langen Bällen und guter Zweikampfbilanz, während Circati in der Abwehr als Lichtblick galt. Offensiv blieben Sörensen und Almqvist blass, einzig Neuzugang Cutrone setzte mit seinem Debüt-Tor ein Ausrufezeichen. Viele Flanken (23), aber nur drei erfolgreiche, unterstrichen die mangelnde Durchschlagskraft.
Atalanta wirkte unter Juric erneut pragmatisch, der die gleiche Elf wie gegen Pisa auf das Feld schickte – trotz Favoritenrolle nur 54% Ballbesitz und wenig offensive Gefahr (0,81 xG). Pasalic war der beste Akteur: Torschütze, starke Zweikampfbilanz und 100% Dribblingquote. De Roon war defensiv solide, während Zalewski sich auf der linken Schiene weiter festspielt. Krstovic brachte nach seiner Einwechslung frische Impulse und könnte in den kommenden Wochen eine Doppelspitze mit Scamacca bilden. Insgesamt aber einfach zu wenig für die Ansprüche der Bergamaschi.
Napoli - Cagliari (1:0)
Napoli erzwang einen späten Last-Minute-Sieg gegen ein erneut stark auftretendes Cagliari.
Conte ließ Spinazzola statt Olivera starten - und sein Team tat sich lange schwer gegen Pisacanes Cagliari. McTominay blieb ausnahmsweise sehr blass, Neuzugang Lucca ebenfalls. Politano schlug ganze 18 Flanken und war offensiv der auffälligste Mann, während Anguissa in der Nachspielzeit zum Matchwinner wurde. Rrahmani und Lobotka sicherten defensiv ab, Buongiorno sammelte wieder Minuten und dürfte am kommenden Spieltag wieder starten. Trotz 67% Ballbesitz und vielen langen Bällen fehlte es an kreativen Lösungen im Angriff – von 42 Flanken kamen nur sieben an.
Cagliari lieferte eine starke Defensivleistung ab. Pisacane stellte von Viererkette auf Fünferkette um, sodass Rechtsverteidiger Palestra für Stürmer Borrelli in die Startelf rückte. Mina organisierte die Abwehr hervorragend, die Wingbacks Palestra und Obert setzten Akzente über die Außenbahnen, nur offensiv kam wenig - doch das 0:0 schien lange greifbar. Mit 0,53 xG und einer disziplinierten Vorstellung hätten die Sarden durchaus einen Punkt mitnehmen können.
Pisa - Roma (0:1)
Ein ereignisarmes Duell zwischen Aufsteiger Pisa und Gasperinis Roma wurde durch die individuelle Qualität von Matías Soulé entschieden.
Pisa-Trainer Gilardino brachte Lusuardi für Denoon, der die Defensive direkt verstärkte und eine schwer zu bespielende Innenverteidigung zusammen mit Canestrelli und Caracciolo bildete. Toure und Aebischer zeigten Ebenfalls ihre Qualitäten, obwohl man mit nur 31% Ballbesitz und offensiv wenig Ideen (0,56 xG) wenig Angriffe, die fast ausschließlich über rechts liefen, ausspielen konnte.
Die unveränderte Roma tat sich nach einem überzeugenden ersten Spieltag gegen Bologna lange schwer. Ferguson fiel negativ auf, die erste Halbzeit war schwach. Soule hingegen war überragend: Sieben erfolgreiche Dribblings und der Siegtreffer machten ihn zum Spieler des Abends. Ohne ihn wäre offensiv kaum etwas entstanden (nur 0,78 xG). Defensiv jedoch präsentierte sich die Roma stabil, Ndicka, Mancini und Cristante bildeten eine verlässliche Achse. Dybala brachte nach seiner Einwechslung viel Schwung, während die rechte Seite mit Wesley und Soule dominierte.
Genua - Juventus (0:1)
Ein relativ glücklicher Sieg aus Juve-Sicht gegen Vieiras Genua, das sich mehrere gute Möglichkeiten herausspielen konnten.
Genua startete mit Östigard für Marcandalli in der Innenverteidigung und mit Ellertsson für Grönbaek, der eine gute Partie machte. Insgesamt eine solide Vorstellung, offensiv wie defensiv, bis auf die Manndeckung beim Gegentor nach Juve-Ecke. Aaron entschied das Duell auf der linken Seite gegen Kalulu für sich, Torhüter Leali überzeugte (0,35 erwartete Gegentore verhindert). Offensiv fehlte jedoch das Zentrumsspiel, alle Aktionen liefen über außen.
Juventus agierte defensiv stabil und offensiv effizienter (1,03 xG). Vlahovic avancierte nach seiner Einwechslung zum Matchwinner. Yildiz erneut stark, während Conceicao abfiel. Locatelli und Thuram kontrollierten das Zentrum, David deutete im Angriff Qualitäten an. Spannend bleibt die Rollenverteilung auf den Wingbacks: Joao Mario machte ein gutes Spiel, der für Cambiaso auf der linken Schiene auflief und Kostic damit nur zur dritten Option für die Postion macht.
Torino - Fiorentina (0:0)
Ein spannendes, aber letztlich verdientes 0:0 zwischen Torino und der Fiorentina.
Torino spielte ordentlich, war im Mittelfeld mit Asllani, der für Ilkhan startete, Ilic, statt Gineitis in der Startelf, und Coco gut defensiv top aufgestellt. Außerdem rückten Maripan und Pedersen für Masina und Lazaro von Beginn an auf das Feld, nach dem desaströsen ersten Spieltags in Mailand. Simeone deutete an, Option Nummer eins im Sturm zu sein. Keeper Israel rettete mit starken Paraden, während Ngonge und Vlasic auf den Flügeln blass blieben. Insgesamt war es ein solides 1,02-xG-Spiel.
Fiorentina-Coach Pioli entschied sich auf einen Doppelsturm aus Kean, der wieder enttäuschte, und Neuzugang Piccoli zu setzen, der zusammen mit Mandragora in die Startelf rotierte. Florenz war dem Sieg näher (1,74 xG), doch brauchte auch Torhüter De Gea, der mehrfach glänzend rettete. Defensiv überzeugten Ranieri und Dodo mit guten Leistungen. Mandragora war einmal mehr Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld, der bisher der klar beste Spieler im Kader ist. Angesichts der Chancen hätte Florenz mindestens ein Tor erzielen müssen und war näher am Sieg als die Turiner.
Inter - Udinese (1:2)
Inter verlor unglücklich gegen ein effizientes Udinese.
Die Nerazzurri starteten mit Bisseck statt Pavard und Calhanoglu - der eine schwache Partie absolvierte - statt Mkhitaryan in die Partie, die sie weitgehend im Griff hatten, das Team von Cristian Chivu erarbeitete sich fast 2 xG, ließ jedoch zu viele Chancen liegen. Dumfries traf in Torjägermanier und ein schönes Dimarco-Tor wurde aufgrund von Abseits aberkannt. Lautaro und Thuram blieben ohne Durchschlagskraft und letztendlich brachte ein unglücklicher Handelfmeter Udinese ins Spiel. Insgesamt nicht der beste Auftritt der Mailänder, aber eine bittere Niederlage.
Udinese hingegen überzeugte: Davis spielte eines seiner besten Serie-A-Spiele mit Tor und Assist neben Sturmpartner Bayo, der einen schwachen Eindruck machte und sich nun wohl erstmal hinter Bravo anstellen muss. Außerdem startete Piotrowski für Lovric im Mittelfeld. Atta glänzte mit starker Passquote und einem Treffer. Die Innenverteidiger Solet und Kristensen dominierten ihre Duelle, gewannen viele Zweikämpfe und initiierten das Spiel sauber von hinten. Offensiv kamen die Gäste auf 1,21 xG – ein starker Wert im San Siro. Mit Tempo, Athletik und Physis war die Mannschaft für Inter schwer zu kontrollieren.
Lazio - Hellas (4:0)
Hellas kam in Rom unter die Räder – ein Topspiel der Biancocelesti, offensiv wie defensiv.
Lazio begann mit Rovella für Cataldi und Marusic für Lazzari und bot eine Gala-Vorstellung. Mit 4,13 xG und 78% erfolgreichen Pässen im letzten Drittel überrollten sie Hellas. Rovella war überragend – über 100 erfolgreiche Pässe, ein Assist und neun Schlüsselpässe. Auch Castellanos (Tor + zwei Assists), Dia, Zaccagni und Guendouzi trafen. Defensiv ließ Lazio kaum etwas zu, Provedel und die Abwehrreihe hielten stabil.
Hellas startete mit Harroui statt Niasse und war offensiv dennoch chancenlos. Defensiv offen - Ebosse, der für Frese in der Startelf stand, erwischte einen schwachen Tag - offensiv harmlos (keine klare Torchance, über 4 xG zugelassen). Serdar stemmte sich mit guten Zweikampfwerten und präzisen langen Bällen dagegen, doch die Dreierkette und Montipo hatten rabenschwarze Tage. Körperlich und spielerisch war die Mannschaft Lazio deutlich unterlegen.
Meine Top-Elf des 1. Spieltags
Tor:
David De Gea (Fiorentina)
Verteidigung:
Oumar Solet (Udinese)
Tiago Gabriel (Lecce)
Filippo Terracciano (Cremonese)
Mittelfeld:
Arthur Atta (Udinese)
Mario Pasalic (Atalanta)
Nicolo Rovella (Lazio)
Matteo Politano (Napoli)
Angriff:
Matias Soule (Roma)
Valentin Castellanos (Lazio)
Riccardo Orsolini (Bologna)