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Neuanfang in Mailand: Wie Milan unter Allegri den Neustart angeht

Neuanfang in Mailand: Wie Milan unter Allegri den Neustart angeht

Der dritte Trainerwechsel innerhalb eines Jahres, ein neuer Sportdirektor, der Abgang von Schlüsselspielern und eine veränderte taktische Ausrichtung – in Mailand stehen alle Zeichen auf Neuanfang. Von zahlreichen Kaderbaustellen bis hin zu einer neuen Spielphilosophie unter dem neuen Trainer Massimiliano Allegri. Vieles deutet darauf hin, dass Milan vor einem grundlegenden Wandel steht. Faktoren, die den Klub aktuell zu einem der spannendsten Projekte unter Europas Topteams machen. Hier ein genauer Blick auf die zentralen Entwicklungen. (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)

Die Vereinsführung

Nach der Saison 2022/23 – ein Jahr nach dem ersten Scudetto seit elf Jahren – trennte sich der Klub sowohl von Sportdirektor Frederic Massara als auch von Paolo Maldini, der als technischer Direktor gemeinsam mit Massara und Trainer Stefano Pioli seit 2019 eine prägende Rolle beim Verein gespielt hatte. Das Trio führte Milan zu vier erfolgreichen Spielzeiten – mit der Meisterschaft 2022 als Krönung.

Zwei Jahre später folgte der nächste große Schnitt: 2024 beendete Milan auch die Zusammenarbeit mit Meistertrainer Stefano Pioli. Eine Entscheidung, die für zusätzliche Unruhe sorgte – zumal es dem Verein nicht gelang, adäquaten Ersatz für Massara und Maldini zu finden.

Chefscout Geoffrey Moncada wurde zum technischen Direktor befördert und sollte sich – gemeinsam mit Zlatan Ibrahimović in beratender Funktion – vor allem um Transfers und die Nachwuchsarbeit kümmern. Im Sommer desselben Jahres übernahm Antonio D'Ottavio interimsmäßig das Amt des Sportdirektors. Der ehemalige Chefscout der Jugendabteilung musste seinen Posten jedoch bereits fünf Monate später wieder räumen – ohne dass ein Nachfolger bereitstand.

Nun scheint Milan auf dieser Position Klarheit gefunden zu haben: Igli Tare wurde als neuer Sportdirektor verpflichtet und unterschrieb einen Vertrag bis 2027. Der 52-Jährige ist ein bekanntes Gesicht in der Serie A – von 2008 bis 2023 war er Sportdirektor bei Lazio Rom. In seiner Zeit in der Hauptstadt bewies Tare ein gutes Händchen für Transfers und verpflichtete unter anderem Ciro Immobile (9,5 Millionen Euro), Sergej Milinković-Savić (12 Millionen Euro) und Stefan de Vrij (7 Millionen Euro).

Mit Tare erhofft sich Milan eine bessere Trefferquote bei Toptransfers und mehr Stabilität abseits des Rasens.

Der Kader

Im aktuellen Transferfenster hat der Klub bereits vier Neuzugänge verpflichtet: Für 23 Millionen Euro kam Italiens Mittelfeldtalent Samuele Ricci vom FC Turin. Zudem wurde Pervis Estupiñán von Brighton als Verstärkung für die linke Abwehrseite geholt. Pietro Terracciano kam ablösefrei als Ersatztorwart, ebenso wie Real-Ikone Luka Modrić, der mit seiner Erfahrung den Kader bereichern soll.

Gleichzeitig musste Milan einige schmerzhafte Abgänge verkraften: Theo Hernández wechselte für 25 Millionen Euro zu Al-Hilal nach Saudi-Arabien, Tijjani Reijnders, der wohl beste Spieler der vergangenen Saison, wurde für 55 Millionen Euro an Manchester City verkauft. Darüber hinaus verließen auch Pierre Kalulu (Juventus), Emerson Royal (Flamengo), Marco Pellegrino (Boca Juniors), Marco Sportiello (Atalanta), sowie Davide Calabria, Luka Jović und Alessandro Florenzi (alle vertragslos) den Verein.

Vor allem die Abgänge von Hernández und Reijnders wiegen schwer, was die individuelle Qualität im Team betrifft. Zwar bringt Luka Modrić enorme Erfahrung mit, doch im Alter von 39 Jahren wird er sportlich voraussichtlich keine tragende Rolle mehr spielen. Allein auf ihn will man sich in Mailand verständlicherweise nicht verlassen. Seine Führungsstärke könnte jedoch helfen, die entstandene Lücke in der Kabine zu füllen.

Auch auf dem Platz gibt es klare Veränderungen: Mike Maignan wurde zum neuen Kapitän ernannt – ein Zeichen für eine neue Rollenverteilung innerhalb der Mannschaft.

Der Kader der Rossoneri wirkt derzeit noch auffallend dünn: Nur vier Innenverteidiger stehen zur Verfügung und als klassische Außenverteidiger hat man nur Davide Bartesaghi und Filippo Terracciano hinter Pervis Estupiñán und Alex Jiménez als junge Backups mit kaum Erfahrung auf Topniveau im Kader. Im Sturmzentrum ist mit Santiago Giménez aktuell nur ein nomineller Mittelstürmer im Kader.

Zudem gibt es anhaltende Wechselgerüchte um Noah Okafor, Ismaël Bennacer und Malick Thiaw – sollte einer oder mehrere von ihnen gehen, müsste Milan auf dem Transfermarkt nochmals deutlich nachlegen.

Ein Neuzugang, der nahezu fix scheint, ist der Transfer von Ardon Jashari. Der 22-Jährige defensive Mittelfeldspieler spielte eine überragende Saison bei Club Brügge und soll für knapp 40 Millionen Euro inklusive Bonuszahlungen nach Mailand wechseln. Innerhalb der letzten Spielzeit verfünffachte er seinen Marktwert.

Auffällig ist auch die Zusammensetzung des Kaders: Mit Matteo Gabbia und Samuele Ricci stehen aktuell nur zwei italienische Spieler im Aufgebot, die realistisch Startelf-Chancen haben – eine so geringe „Italiener-Quote“ hat es beim Traditionsklub wohl noch nie gegeben.

Massimiliano Allegri als neuer Trainer

Nach dem Allegri-Aus bei Juventus im Mai 2024 hagelte es scharfe Kritik am Spielstil des Italieners. Der „Allegri-Fußball“ wurde vielerorts als taktisch veraltet und als „Anti-Fußball“ bezeichnet. Doch wie sieht der sogenannte „Allegri Ball“ überhaupt aus?

Massimiliano Allegri gilt als klarer Befürworter des Relationism – einer Spielphilosophie, bei der nicht starre Positionen, sondern die Beziehungen zwischen den Spielern auf dem Platz im Mittelpunkt stehen. Spieler sollen sich nicht in festgelegten Zonen bewegen, sondern ihre Position dynamisch an Mitspieler, Gegner und Spielsituationen anpassen. Das bietet mehr individuelle Freiheit, verlangt den Spielern aber gleichzeitig ein hohes Maß an Spielintelligenz und Raumgefühl ab. Weitere Trainer, die diesen Ansatz verfolgen, sind etwa Carlo Ancelotti, Thiago Motta oder Claudio Ranieri.

Im Vergleich zu Vorgänger Sérgio Conceição steht Allegri für eine grundverschiedene Spielphilosophie: Während Conceição auf Dynamik, Umschaltmomente und hohe Intensität setzte, verfolgt Allegri einen Ansatz, der in erster Linie auf defensive Stabilität, Ballbesitz und lange Bälle setzt.

Allegri, der bereits von 2010 bis Anfang 2014 an der Seitenlinie des AC Milan stand und in seiner Debütsaison 2010/11 direkt die Meisterschaft gewann, kehrt nun zurück nach Mailand. Klar ist: Er wird das Spiel der Rossoneri grundlegend umkrempeln.

Sein klassisches System aus den letzten Jahren basiert auf einer Dreierkette, einem kompakten Dreiermittelfeld sowie einem klassischen, physisch starken Mittelstürmer, der Flanken verwerten und Bälle festmachen kann. Allerdings passt das derzeitige Spielermaterial in Mailand nur bedingt zu diesem System. In der Innenverteidigung mangelt es an Tiefe, und ein klassischer „Neuner“ mit dem gewünschten Profil fehlt ebenfalls. Aufgrund der vielen Flügel- und Halbraumspieler ist es auch denkbar, dass Allegri auf ein 3-4-2-1 umstellt oder mit einer Viererkette im 4-2-3-1 oder 4-4-2 startet.

Was Allegri-Teams – insbesondere zuletzt Juventus – stets auszeichnete, war die Anpassungsfähigkeit an den Gegner. Mit einem gut einstudierten relationistischen System ist man pressingresistenter und kann sich den Gegner besser zurechtlegen. In Kombination mit einer stabilen Defensive ergibt sich eine belastbare Grundlage, um Spiele oft knapp, aber effektiv für sich zu entscheiden. Juve gewann unter Allegri auffällig häufig mit 1:0, meist durch ein Zusammenspiel aus individueller Qualität, defensiver Kompaktheit und geduldigem Offensivspiel. Umso wichtiger ist es nun, dass Allegri seinem neuen Team diese Abläufe in der Saisonvorbereitung vermittelt – und punktuell passende Spieler hinzuholt.

Ein zentrales Merkmal seiner Teams: Sie stehen eng und kompakt im Zentrum. Das bevorzugte 5-3-2 zwingt Gegner häufig dazu, über die Flügel zu spielen, da das Zentrum mit zwei Dreierblocks nahezu undurchdringbar ist. Flanken sind in diesem Fall meist einfach zu verteidigen, da drei Innenverteidiger bereitstehen. Problematisch ist dabei allerdings die Torgefahr – ein Aspekt, mit dem Allegri-Teams regelmäßig zu kämpfen hatten. Schon in der abgelaufenen Saison war Milans Offensive nicht überragend und Allegri ist nicht unbedingt der Trainer, der für offensive Explosionen bekannt ist. Ein neuer Stürmer wird daher zur Schlüsselpersonalie. Mit Santiago Gimenez hat Milan zwar ein spannendes Profil im Kader, doch braucht es einen zusätzlichen, robusten Zielspieler – nicht umsonst wird Dusan Vlahovic von Juventus als Kandidat gehandelt.

Systembedingt könnten sich unter Allegri im Milan-Kader vor allem Spieler wie Strahinja Pavlović, Samuele Ricci, Ruben Loftus-Cheek und Alexis Saelemaekers als Gewinner herausstellen – sie passen gut in die Idee des Trainers. Als mögliche Verlierer gelten hingegen Youssouf Fofana, Samuel Chukwueze und Santiago Gimenez, deren Profile nicht optimal mit dem bevorzugten Allegri-Stil harmonieren.

Die Jugendarbeit und Talentförderung

Wie ist die aktuelle Lage in der Nachwuchsarbeit der Rossoneri – und gilt Massimiliano Allegri überhaupt als Förderer junger Spieler?

Mit Davide Bartesaghi, Alex Jimenez und Warren Bondo stehen aktuell drei vielversprechende U21-Talente im Kader, die in der kommenden Saison sicherlich auf Einsatzzeiten hoffen dürfen. Zudem wurde mit Francesco Camarda eines der größten italienischen Nachwuchstalente an Lecce verliehen. Dennoch entspricht das weder in Menge noch in Qualität dem Talentpool, den man einst mit Milan verband.

Unter Paolo Maldini verfügte der Klub zeitweise über einige der spannendsten Jungspieler Europas – besonders in der Saison 2020/21, als Gianluigi Donnarumma, Fikayo Tomori, Pierre Kalulu, Theo Hernandez, Diogo Dalot, Ismael Bennacer, Sandro Tonali, Rafael Leão und Brahim Díaz allesamt unter 23 Jahre alt waren. Von dieser Talentdichte ist Milan derzeit weit entfernt.

Ein Grund dafür liegt nicht nur in den strukturellen Umbrüchen neben dem Platz (Abgänge von Maldini, Massara und Pioli), sondern auch in der veränderten Transferstrategie des Vereins in den letzten drei Jahren: Der Fokus lag zunehmend auf gestandenen Spielern mit internationaler Erfahrung oder solchen, die sich bereits nahe ihres Leistungshöhepunkts befanden. Für Profis wie Christian Pulisic, Santiago Giménez oder Samuel Chukwueze investierte Milan teils hohe zweistellige Millionensummen – mit dem Ziel, kurzfristig wieder ganz oben anzugreifen. Der sportliche Erfolg blieb jedoch überschaubar, während die Nachwuchsarbeit dabei ein Stück weit vernachlässigt wurde.

Inzwischen soll dieser Aspekt wieder stärker in den Mittelpunkt rücken: Der Klub hat zwei neue Scouts verpflichtet, die zuvor bereits mit Allegri bei Juventus zusammenarbeiteten. Allegri selbst gilt nicht unbedingt als klassischer Talentförderer – jedoch auch nicht als jemand, der jungen Spielern grundsätzlich keine Chancen einräumt. Er setzt auf Reife und betonte bereits, dass ein 20-Jähriger niemals die Erfahrung eines 28-Jährigen mitbringen könne.

Trotzdem war es ihm bei Juventus wichtig, dass jedes Jahr mindestens drei Nachwuchsspieler aus der eigenen Jugend in den Profikader aufrücken. Beispiele dafür sind Moise Kean, Paulo Dybala und Kenan Yıldız, die alle unter Allegri ihr Debüt im Profifußball feierten.

Ausblick auf die kommende Saison

Im Vergleich zur Konkurrenz – gemeint sind Italiens Topteams Inter, Florenz, Juventus, Napoli, Atalanta, Roma und Lazio – zieht Milan gegenüber Juve, Inter und Napoli in puncto Kaderqualität klar den Kürzeren. Inzwischen muss sich der Traditionsklub eher mit Atalanta vergleichen, was die individuelle Qualität des Kaders betrifft.

Zwar dürfte das Saisonziel weiterhin die Top vier und damit die Qualifikation für die Champions League sein, doch realistisch betrachtet wäre auch ein Platz unter den besten sechs Teams ein akzeptables Ergebnis. Denn die Konkurrenz ist nicht nur teilweise deutlich besser aufgestellt, sondern arbeitet seit Jahren ruhiger und konstanter – exemplarisch etwa Atalanta Bergamo. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die übrigen Topklubs mit den Veränderungen auf der Trainerbank umgehen. Auch Inter, Atalanta, Florenz, Roma und Lazio gehen mit neuem Cheftrainer in die Saison – ein Umstand, der Anpassungszeit erfordert und nicht bei jedem Verein zu einem direkt positiven Effekt führen dürfte. Genau davon könnte Milan profitieren – vorausgesetzt, Massimiliano Allegri und die Mannschaft finden schnell zueinander und starten stark in die neue Spielzeit.

Ein weiterer Vorteil für die Rossoneri: Da man sich in der vergangenen Saison nicht für den europäischen Wettbewerb qualifizieren konnte, entfällt die Dreifachbelastung. Milan kann sich voll auf den Ligabetrieb konzentrieren – ein nicht zu unterschätzender Aspekt in einem engen Rennen um die internationalen Plätze. Kurz gesagt: Eine Champions-League-Qualifikation wäre bereits ein großer Erfolg. Doch auch mit einem fünften oder sechsten Platz ließe sich in Mailand gut leben. Alles unter Rang sechs hingegen müsste als Enttäuschung gewertet werden – und könnte den Trainerstuhl Allegris ins Wanken bringen.

Zuletzt setzte Milan in der Vorbereitung ein Ausrufezeichen: Mit 4:2 schlug man den FC Liverpool – im Allegri-typischen 3-5-2-System. Die Rossoneri präsentierten sich dabei stark, überzeugten gegen den Premier-League-Giganten auf ganzer Linie – ein verheißungsvoller Auftakt, der die Vorfreude der Fans auf eine erfolgreiche Saison wachsen lässt.

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