Von den Abgründen in Brasilien, über zahlreiche Verletzungen, bis hin zu seiner Wiedergeburt in Österreich. Unser Protagonist avanciert mit 35 zum unangefochtenen Leader von Blau-Weiss Linz und erobert Österreichs höchste Spielklasse mit sechs Toren aus sieben Partien. Wir erzählen euch die Geschichte von Ronivaldo 'Val Ceará', einem brasilianischen Stürmer der sich im Herbst seiner Karriere seinen Traum erfüllt. (Bild: IMAGO / GEPA pictures)
Wie lange ist ein Mensch bereit zu warten, bis er erwachsen ist? Es wird oft gesagt, dass man mit dem Überschreiten der Schwelle von 18 Jahren „in die Welt der Erwachsenen eintritt“. Aber das ist nicht immer der Fall. Dies ist die Geschichte von Ronivaldo 'Val Ceará', einem brasilianischen Stürmer von Blau-Weiss Linz, der in Österreich aufgewachsen ist. Und das weit über sein 18. Lebensjahr hinaus.
Von den Schwierigkeiten zum Aufstieg. Und jetzt, mit 35 Jahren, ist er der unangefochtene Leader und Torschützenführender seiner Mannschaft und der österreichischen Bundesliga. Wir erzählen euch seine Geschichte.
🇧🇷 Can we just take a second to appreciate Ronivaldo?
— The Other Bundesliga (@OtherBundesliga) September 21, 2024
⚽ He's got 6 goals in his last 5 games at @BlauWeissLinz. What a phenomenal addition to the league he has been 🙌 #ALTBWL pic.twitter.com/pXVjCLiVD1
Spitzname „Val Ceará“
Stellen Sie sich vor, Sie werden in Brasilien geboren, in einer der ärmsten Gegenden des Landes. Man hat Mühe zu überleben, geschweige denn zu studieren. Ronivaldo musste ab seinem 8. Lebensjahr für seine Familie arbeiten und verließ die Schule bereits mit 15. Die Jahre verbrachte er mit Brot - wenn es welches gab - und Fußball.
Aber nicht im Stadion, sondern auf der Straße. Er träumte jedoch davon, in den vier Wänden eines kleinen Zimmers auf den Feldern zu spielen, die weiter entfernt lagen. Und vielleicht begann Ronivaldo 'Val Ceará' hier, erwachsen zu werden. Aber was bedeutet „Val Ceará“ eigentlich?
Es ist einfach eine Abkürzung seines Namens (Roni-Val) mit dem Zusatz des Bundesstaates, in dem seine Heimatstadt liegt. Ceará, um genau zu sein. Ein Spitzname, den ihm seine Mannschaftskameraden während seiner Jugendzeit bei Palmeiras gaben, einer der vielen brasilianischen Mannschaften, in denen Ronivaldo spielte, bevor er nach Österreich kam. Damals reichte eine Reise aus, um das Leben des jungen Stürmers aus Greenoro zu verändern.
Als er in den Reihen von Arapongas stand, einer Mannschaft, die 2012 in der Paranense-Meisterschaft spielte, hatte er ein Höhentrainingslager in Österreich absolviert, wo die Scouts vom SV Kapfenberg, einem österreichischen Zweitliga-Verein, auf ihn aufmerksam wurden. Im Januar 2013 wurde ein Probetraining für ihn organisiert, das später zur Unterzeichnung eines Vertrags mit dem Zweitligisten führte.
Ronivaldo Fußballgott pic.twitter.com/okWBLKG2Mz
— ras (@voestla1) September 23, 2024
Kein Warten mehr
Um dorthin zu gelangen, wo er jetzt ist, hat „Val Ceará“ einen langen Weg zurückgelegt. Und zwar nicht nur die fast 10 Tausend Kilometer, die Brasilien von Österreich trennen. Nach der Ankunft in seinem neuen Land dauerte es lange, bis Ronivaldo erwachsen wurde. Ja, das Alter...
Aber das hat sicher nichts mit den berühmten 18 Jahren zu tun, mit denen man erwachsen wird. Eine ständige Reihe von Verletzungen und unglücklichen Ereignissen haben den Brasilianer und sein Debüt in der österreichischen ersten Liga (angesichts seiner sichtbaren Qualitäten) tatsächlich immer wieder behindert. Bereits in der Saison 2013/2014, obwohl die 9 Tore in 15 2.Liga-Partien im Trikot von Kapfenberg anderes vermuten ließen, begann er unter körperlichen Beschwerden zu leiden, die über Jahre hinweg andauern sollten.
Erst Probleme mit der Ferse, dann eine schlimme Schambeinentzündung, die seine Präsenz auf dem Spielfeld in den folgenden Jahren stark einschränkten. Zu viele Jahre. Zwischen Toren (viele), Auftritten und Schmerzen gab es Hoffnung. Bei Austria Wien, Lustenau und Wacker Innsbruck. Bis der Anruf von Blau-Weiss Linz kam. Der Ruf der „Großen“.
zeigt mir euren Ronivaldo pic.twitter.com/0W3vbe3KmX
— Pauli (@Pauli_Austria) May 24, 2024
Durchbruch mit 34 Jahren
Am 1. Juli 2022 wechselte er zu Blau-Weiss Linz in die 2. Liga, nachdem Wacker Inssbruck aufgrund finanzieller Probleme in die vierte Spielklasse abgestiegen war. Für Ronivaldo war also die Zeit gekommen, Blau-Weiß zu verlassen. Oder vielleicht von Blau-Weiss.
Nach einer Saison - der 2022/2023 - als absoluter Protagonist in der 2.Liga, schaffte er mit seinem Verein einen historischen Erstaufstieg in die Bundesliga, besonders stark mit dem Titel des Torschützenkönigs in Österreichs zweiter Liga.
Doch dann kam die Zeit des Erwachsenwerdens. Für „Val Ceará“ war die lang ersehnte Reife endlich da. Der 29. Juli 2023, und dieses Datum wird mit Sicherheit auf der linken Seite seiner Brust eintätowiert sein. Auf sein Herz tätowiert. Sein Debüt bei den Großen, mit 34 Jahren, in der Bundesliga: in dem Land, das ihn aufgenommen, aufgezogen und groß gemacht hat. Ein Mann zu werden. Und das erste Tor kam nur eine Woche später: Emotionen von jemandem, der nicht aufgehört hat zu glauben und seinen Traum seit Jahren verfolgt.
Ronivaldo: „Das ist mein Moment!“
Jeder hat seinen Moment, und das ist jetzt meiner“, sagte er vor nicht allzu langer Zeit gegenüber LAOLA1 (österreichisches Fernsehen). Und heute hat Ronivaldo mehr denn je keine Lust, mit dem Wachsen aufzuhören. Er ist mit Blau-Weiss Linz aufgewachsen und verfolgt nun die großen Ziele, die für jene typisch sind, die den Horizont zum Greifen nahe sehen.
Momentan liegen die Linzer auf dem dritten Tabellenplatz, nach Siegen gegen Größen wie Lask und Rapid Wien. Und Ronivaldo ist mit sechs Toren in sieben Ligaspielen der beste Torschütze des Wettbewerbs. Im Alter von 35 Jahren feiert Ronivaldo 'Val Ceará' in Weiß-Blau seinen endgültigen Durchbruch in seiner Wahlheimat und demonstriert, dass man niemals zu alt ist um seine Träume zu erreichen…