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Steht er sich selbst im Weg? | BVB’s Paris Brunner (18) im Porträt

Steht er sich selbst im Weg? | BVB’s Paris Brunner (18) im Porträt

In der Jugend unaufhaltsam, wurde sein Aufstieg durch Probleme abseits des Platzes gebremst: Heute ist seine Zukunft noch nicht entschieden. Borussia Dortmunds Paris Brunner ist die größte deutsche Nachwuchshoffnung im Sturm, doch hat immer noch keinen Profivertrag unterschrieben. Wir erzählen euch seine Geschichte und warum der BVB zögert ihn in den Profikader zu integrieren. (Bild: IMAGO / Patrick Ahlborn)

Wenn man die außergewöhnlichen Leistungen von Paris Brunner in der Jugend von Borussia Dortmund analysiert, fragt man sich natürlich, warum er im Alter von achtzehn Jahren noch nicht sein Debüt in der ersten Mannschaft gegeben hat.

Etwas Unglaubliches, vor allem, wenn man bedenkt, dass nur wenige Vereine wie der BVB es verstehen, vielversprechende junge Spieler zu entwickeln, aber auch, wenn man bedenkt, dass der Stürmer in dieser U19-Bundesliga-Saison in 22 Spielen etwa 20 Tore erzielt hat.

So gesehen scheint sein Debüt bei den „Großen“ unmittelbar bevorzustehen, doch wenn man sich näher mit der Materie befasst, stellt man fest, dass es andere Faktoren waren, die Brunners Aufstieg bisher gebremst haben.

Letztes Jahr wurde er auf unbestimmte Zeit suspendiert, so dass seine Zukunft bei Borussia Dortmund auf der Kippe stand, und vor etwas mehr als einem Monat geriet er erneut in Konflikt mit dem Verein, als ihm eine Chance in der ersten Mannschaft geboten wurde.

In Deutschland als „Sorgenkind“ bezeichnet, verfügt er dennoch über außergewöhnliche Fähigkeiten, die er bereits auf internationaler Ebene unter Beweis gestellt hat. Seine Zukunft ist noch offen und es besteht die Gefahr, dass er seinen Ruf ruiniert, bevor er sich überhaupt einen Namen gemacht hat.

Wie alles begann

Der in der Nähe von Dortmund als Sohn einer kongolesischen Mutter und eines deutschen Vaters geborene Brunner spielte zunächst in kleinen lokalen Vereinen, wechselte dann in die Jugendabteilung von Rot-Weiss Essen und später nach Bochum, bevor er 2020 im Alter von 14 Jahren zu Borussia Dortmund transferiert wurde.

Seitdem hat er den Verein nicht mehr gewechselt, und obwohl er eine Menge Tore geschossen hat, ist ihm der große Sprung in den Profifußball noch nicht gelungen. Wie Transfermarkt berichtet, hat Brunner in 81 Spielen 55 Tore erzielt, eine hohe Zahl, die ihm einen Platz in den deutschen Juniorennationalmannschaft, einen Vertrag mit Nike und den Ruf eines potenziellen Superstars eingebracht hat.

Der Wendepunkt

In der Saison 2022/23 begann er, die Aufmerksamkeit vieler auf sich zu ziehen. Im Alter von nur 16 Jahren erzielte er in seinen ersten fünf Einsätzen in der U17-Bundesliga rund 16 Tore. Eine beeindruckende Zahl, die sich unter anderem aus vier Hattricks in vier Spielen und einem Durchschnitt von einem Tor alle 28 Minuten ergibt (sogar besser als Supertalent Youssoufa Moukoko).

Wie zu erwarten war, gelang ihm der Sprung in die U19 praktisch sofort. Im Oktober 2022 wurde er befördert und seither ist sein Aufstieg unaufhaltsam, obwohl er erst im Februar 2024 18 Jahre alt wurde.

„Es hat auf Anhieb geklappt“, erklärte Brunner damals gegenüber den 'Ruhr Nachrichten', „ich habe mich gut in der Mannschaft eingelebt. Ich habe mich entschieden, die nächsten Schritte abzuwarten und zu akzeptieren, was kommt.“

Status Quo

Auf den ersten Blick läuft es gut. Obwohl er sein Debüt in der ersten Mannschaft noch vor sich hat, ist er bereits Stammspieler in der U19-Nationalmannschaft und hat in der Saison 2023/24 in 22 Ligaspielen 20 Tore erzielt und sechs Vorlagen gegeben!

Auf internationaler Ebene ist er jedoch am erfolgreichsten. Im vergangenen Sommer führte er die deutsche U17 zum Europameistertitel und erzielte dabei vier Tore. Einige Monate später wurde er bei der U17-Weltmeisterschaft in Indonesien zum besten Spieler gewählt, nachdem er Deutschland mit fünf Toren zu einem weiteren Triumph geführt hatte.

U17-Nationaltrainer Christian Wück erklärte im Gespräch mit SPOX und GOAL: „Paris ist ein sehr umsichtiger Spieler. Er weiß, wo er hin will und was es braucht, um dorthin zu gelangen. Meiner Meinung nach ist das der Grund, warum er sich im letzten Jahr so stark entwickelt hat.“

Stärken

Er hat den Torriecher eines Mittelstürmers und die Cleverness eines Flügelspielers. Eine Mischung, die es Brunner ermöglicht, im gesamten Offensivbereich zu agieren und für den Gegner verheerend zu sein. Er wird vor allem im Zentrum oder auf der linken Seite eingesetzt und verfügt über eine körperliche Physis, die ihn schon in der Jugend dominieren ließ.

„Paris ist sehr präsent und torgefährlich“, verriet Wück, „er hat eine unglaubliche Power, die er mit seiner Körperlichkeit, seiner großen Athletik und seiner technischen Begabung kombiniert. Er ist jemand, der sehr schnell ein Tor schießt, sobald er den Ball hat. Dazu kommt noch eine gute Grundschnelligkeit, die ihn noch gefährlicher macht“.

Brunner ist auch sehr selbstbewusst, was nicht mit Arroganz zu verwechseln ist: „Er war in allen Kategorien erfolgreich und hat dadurch ein sehr hohes Selbstvertrauen“, so dessen Trainer, „er übernimmt Verantwortung in der Mannschaft, sagt, was er denkt und spornt die Gruppe an.“

„Er war Torschützenkönig bei der Europameisterschaft und wurde bei der Weltmeisterschaft zum besten Spieler gewählt: Er weiß, wo er hin will. Er ist selbstbewusst, aber nicht arrogant, und das zeigt er mit seinen Leistungen.“

Schwächen

Wie bereits erwähnt, gibt es noch Faktoren, die seinen Aufstieg deutlich verlangsamen. Letztes Jahr riskierte er, die U17-Weltmeisterschaft zu verpassen, da er von Borussia Dortmund auf unbestimmte Zeit suspendiert wurde (eine Maßnahme, die noch nie zuvor bei einem Jugendspieler ergriffen wurde), nachdem er an einer Party teilgenommen hatte, bei der es zu schweren Schäden kam.

In der Erklärung von Borussia Dortmund hieß es: „Borussia Dortmund hat Paris Brunner aus disziplinarischen Gründen gesperrt. Der Spieler wird bis auf weiteres keine weiteren Spiele bestreiten“. Zum Glück für Brunner wurde die Sperre rechtzeitig aufgehoben und Wück berief ihn für die Weltmeisterschaft ein.

Es war eine sehr stressige Zeit für ihn", erklärte er gegenüber GOAL, “er wusste, dass die Maßnahme absolut fair war und dass er sich nicht an die Regeln gehalten hatte. Bei einer längeren Sperre hätte er die Weltmeisterschaft verpasst“.

Brunner war bereits in der Vergangenheit wegen häufigen Zuspätkommens bestraft worden und geriet im vergangenen Sommer erneut in Schwierigkeiten, als er während des Sommertrainingslagers mit der ersten Mannschaft in Marbella gegen die von der Borussia festgelegte Ausgangssperre verstieß. Aus disziplinarischen Gründen verpasste er deshalb ein Freundschaftsspiel gegen Standard Lüttich, das eine große Chance für ihn gewesen wäre.

Die „Bild“-Zeitung veröffentlichte daraufhin einen Artikel mit der Überschrift „Wie blöd kann man sein?“. Diese Dinge trugen dazu bei, dass Brunner als „Sorgenkind“ bezeichnet wurde.

Der nächste Darwin Nunez?

Was seine Vielseitigkeit und Beweglichkeit angeht, könnte man Brunner mit Lukas Podolski vergleichen. Wenn man ihn jedoch in die heutige Zeit versetzt, kann man sagen, dass er Liverpools Darwin Nunez ähnelt, auch wenn seine Beinarbeit und seine Dribbelkünste deutlich ausgefeilter sind.

Wie der uruguayische Stürmer kann er als Mittelstürmer agieren, aber auch auf der linken Seite spielen und besitzt exzellente Ballschlepperqualitäten. Zudem ist das Ausnahmetalent unberechenbar und verfügt über eine große Körperlichkeit.

Wie sieht seine Zukunft aus?

Disziplinäre Probleme drohen die Geduld von Borussia Dortmund enorm zu strapazieren. Ursprünglich war geplant, ihn schrittweise in die erste Mannschaft zu integrieren, aber bis heute ist seine Zukunft noch nicht geklärt.

Er hat immer noch keinen Profivertrag unterschrieben, und sein aktueller Kontrakt mit dem Verein läuft in zwölf Monaten aus. Gerüchten zufolge soll sein Vater, der auch als sein Agent fungiert, bereits mit mehreren Vereinen aus der Serie A gesprochen haben, was er jedoch bisher dementiert.

Die Geschichte, dass ich in Italien war, um über einen Transfer zu sprechen, entbehrt jeglicher Grundlage", erklärte er gegenüber ‚Sport1‘, “da ist absolut nichts dran. Die Verhandlungen mit Borussia Dortmund laufen, aber es ist noch nichts entschieden. Alles wird von den sportlichen Perspektiven abhängen und nicht von wirtschaftlichen Gesprächen.“

Sicher scheint im Moment nur, dass, wenn es Brunner gelingt, an seiner Disziplin zu arbeiten, die europäischen Topvereine eines Tages um ein Talent seines Kalibers konkurrieren könnten und die deutsche Nationalmannschaft nach Miroslav Klose endlich wieder einen Mittlestürmer auf Weltklasseniveau bekommen könnte.

Brunner scheint ein Typ mit Ecken und Kanten zu sein, jemand der sagt was er denkt, einfach authentisch ist und eine Mannschaft führen kann. Solche Spieler sind dem deutschen Fußball seit Jahren verloren gegangen, da fast nur Stereotypen entwickelt werden die sich nicht trauen authentisch zu sein bzw. wie es Oliver Kahn einst so schön formulierte „keine Eier haben“.

Zu drakonischer Umgang?

Der BVB und der deutsche Fußball sollten vielleicht lernen schwierige Typen mit etwas mehr Fingerspitzengefühl und Toleranz zu behandeln, damit solche Talente wie Brunner nicht verloren gehen. Der Junge ist noch ein Teenager und macht Fehler, welche man nun Mal in diesem Alter macht. Mit drakonischen Strafen wird man da nicht wirklich weiterkommen.

Mario Basler, Ronaldinho oder auch ein Maradona hatten ihre Skandale und waren nicht gerade pflegeleicht, aber wenn man sie an der langen Leine ließ, haben sie auf den Platz ihre Leistung erbracht und das ist doch am Ende das, worum es geht. Daher hoffe ich, dass die Borussia, oder ein anderer Verein, einen weniger drakonischen Weg findet das unglaubliche Talent von Paris Brunner weiterzuentwickeln. Denn dieser Junge hat alles um bei gleichbleibender Entwicklung ein absoluter Ausnahmekicker zu werden…

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