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Macht Pep ihn zum Roboter? | Farid Alfa-Ruprecht (18) im Porträt

Macht Pep ihn zum Roboter? | Farid Alfa-Ruprecht (18) im Porträt

Am 1. Juli 2023 änderte sich das Leben von Farid Alfa-Ruprecht, als ein Kindheitstraum in Erfüllung ging. Der 18-jährige Flügelspieler unterschrieb seinen ersten Profivertrag bei Manchester City, dem amtierenden Champions-League-Sieger und einem der größten Vereine der Welt. Vier Tore aus den ersten fünf Partien katapultierten ihn umgehend zu Pep Guardiolas Profis, mit denen er die Trainingsluft genießen darf. Wir erzählen euch seine Geschichte.

„Es ist immer noch surreal für mich, als kleiner Junge aus Wilhelmsburg (einem Stadtteil von Hamburg) für den größten Verein der Welt zu spielen“, so Alfa-Ruprecht. Er absolvierte seine erste Trainingseinheit bei Einigkeit Wilhelmsburg, wo der Grundstein für seine Karriere gelegt wurde.

Alfas Mutter wusste damals nicht, welches Equipment ihr Filius benötigt und so wurde die Tante kontaktiert um sich Informationen über die Ausrüstung eines Fußballers zu besorgen. Zum Glück war da der Onkel, der noch gebrauchte Fußballschuhe für seinen jungen Neffen im Schrank hatte.

Im Herzen Straßenfußballer

Alfa-Ruprecht beschreibt sich selbst als Kind, das auf Rasenplätzen aufgewachsen, jedoch im Herzen ein Straßenfußballer ist. Neben den klassischen Stärken wie Ballkontrolle und Schnelligkeit zeichnet sich seine Spielweise durch eine bemerkenswerte Kreativität aus, die sich wiederum in seinen Dribblings und seinem räumlichen Vorstellungsvermögen niederschlägt.

Wenn man die meiste Zeit seiner Freizeit in einem Fußballkäfig oder auf dem Platz verbringt, lerne man grundlegende Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen, Ausdauer und Mut. Es gehe darum, nach einem verlorenen Zweikampf oder einer Niederlage wieder aufzustehen und weiterzumachen, verriet er.

Straßenfußball fördert auch rein technische Fähigkeiten. Man lernt, wie man sich mit Tricks gegen größere und stärkere Spieler auf engem Raum durchsetzen kann, was sich in seiner aktuellen Spielweise auch widerspiegelt.

Durchbruch beim HSV und Vorbild Filip Kostić

Der HSV wurde schnell auf das junge Talent in seiner Stadt aufmerksam und im Alter von 11 Jahren kam Alfa-Ruprecht in die Jugendmannschaft. „Die Zeit beim HSV war wirklich genial“, sagt der junge Stürmer. „Ich konnte so viel lernen, mich als Spieler weiterentwickeln und als Kind gab es für mich nichts Schöneres, als für den größten Verein in Hamburg zu spielen.“

Sein Vorbild war der damalige HSV-Star Filip Kostić, von dem er sich bei einem abschließenden Jugendmannschaftsgrillen ein Autogramm holen konnte. „Wir spielen auf der gleichen Position und sein Fußballstil hat mir sofort gefallen“, erinnert sich der Youngster.

Fünf Jahre lang spielte Alfa-Ruprecht für den deutschen Verein und musste in dieser Zeit auch den ersten Rückschlag seiner jungen Karriere verkraften. Im Jahr 2020 zog der Juniorennationalspieler sich eine Schambeinentzündung zu und fiel fast acht Monate aus.

"Wusste nicht, ob ich jemals wieder Profifußballer werde"

„In dieser Zeit habe ich unglaublich viel Unterstützung vom Verein, meiner Familie und vor allem von den Physiotherapeuten bekommen, aber es war alles andere als einfach. Mit der Zeit wuchsen die Zweifel. Ich wusste nicht, ob ich jemals wieder Profifußballer werden oder auf den Platz zurückkehren könnte.“

Nach seiner Verletzung wurde Alfa-Ruprecht wieder fit und zog unter anderem das Interesse von Borussia Dortmund und Bayern München auf sich. Dennoch entschied er sich im September 2022 für einen Wechsel zu Man City.

„Da mein Vater in England lebt und ich zu ihm gehen wollte, kam für mich nur ein englischer Verein in Frage“, sagte Alfa-Ruprecht. „Als ich das Trainingsgelände von City zum ersten Mal gesehen habe, war ich wirklich beeindruckt und erstaunt. Es war wie ein Aha-Effekt. Für mich ist es ein großes Privileg und eine Ehre zugleich, für Manchester City spielen zu dürfen.“

Alfa-Ruprecht-Schnellstart bei Man City

Das junge Talent gehört seit Sommer 2024 zur U21-Mannschaft der Citizenz und hat sich schnell zu einem wichtigen Führungsspieler entwickelt. In den ersten fünf Ligaspielen traf der deutsche Junioren-Nationalspieler auf Anhieb viermal und in seinem ersten Spiel in der UEFA Youth League erzielte er gar einen Doppelpack gegen niemand geringeres als Inter Mailand. Die Nerazzurri verfügen über die beste Jugendarbeit in Italien. Kein Problem für Farid.

Kein Wunder, dass Alfa-Ruprecht einen engen Kontakt zu dem deutschen Jugendleiter Thomas Krücken pflegt. Er stehe in sehr engem Kontakt mit Krücken. Nach jedem Spiel sprechen sie über die Situationen, die gut und die, die schlecht gelaufen sind. Ein Spitznamen hat er von seinem Jugendleiter auch schon bekommen:

„Er nennt mich 'Hase', weil ich so schnell bin. Es macht mich unheimlich stolz, dass ich einen absoluten Fachmann hinter mir habe, der an mich und meine Fähigkeiten glaubt“, sagt Alfa-Ruprecht.

Videoanalysten & Ernährungsberater

Obwohl der 18-Jährige bereits seit drei Jahren für City spielt, ist er immer noch beeindruckt vom Trainingskomplex der Sky Blues: „Am Anfang war ich tatsächlich ein wenig überwältigt. Alles ist bis ins kleinste Detail durchgetaktet. Nichts wird dem Zufall überlassen. Wenn eine Trainingseinheit 60 Minuten dauern soll, dann dauert sie auch genau 60 Minuten.

Selbst als junger Spieler hat man Videoanalysten oder Ernährungsberater an seiner Seite. Die Bedingungen hier sind ein echter Luxus. Ich muss allerdings zugeben, dass ich manchmal eine Packung Toffifee oder Knoppers am Abend vermisse. Aber darauf verzichte ich gerne für den Traum vom Profifußball“, erklärt das junge deutsche Talent.

Passt er zu Guardiolas Fußball?

Der Deutsche wird im Verein für seine kreative Spielweise geschätzt und als großes Talent gefeiert. „Ich denke, man sieht an meinen Aktionen, dass ich mit absoluter Leidenschaft Fußball spiele“, betont der 18-Jährige. „Es gibt für mich nichts Schöneres, als auf dem Platz zu stehen und einfach zu spielen. Ich brauche meine Freiheit auf dem Platz, ich will kein Roboter sein, der stur alles nach Schema F macht. Ich hole mir so viel Inspiration von außen wie möglich"

Ob er von Pep Guardiola diese Freiheit bekommen wird, darf allerdings bezweifelt werden, denn beim Spanier läuft alles nach einem Schema. Individualisten wie Ronaldinho oder Ibrahimovic, die ebenfalls Freiheit in ihrem Spiel benötigten, scheiterten beim ehemaligen Barca-Trainer. Daher könnte der Hamburger Junge nicht mit Pep harmonieren, wenn er seine Einstellung nicht ändern sollte.

Luca Toni und Patrice Evra machten den City-Coach für den „Tod der großen Individualisten“ verantwortlich, ohne ihm dabei seine Kompetenz abzusprechen. Jedoch seien die Spieler wegen ihm zu Robotern mutiert – und genau das will der junge Norddeutsche eben nicht sein – Konfrontation vorprogrammiert?

Training mit den Profis

"Ich schaue mir gerne Videos auf YouTube über die großen Stars an und versuche dann, mir die Tricks einzuprägen, sie zu visualisieren und sie dann auf dem Spielfeld anzuwenden.“ Seine guten Leistungen in der U21 führten auch dazu, dass er mit den Profis trainieren durfte.

Was ihn vom ersten Tag an inspiriert habe, war die Siegermentalität, die auf dem Spielfeld vorherrscht. Das habe jeder Profi gelernt und das sehe man auch. Es mache einfach unheimlich viel Spaß, mit den besten Spielern der Welt zu trainieren und gegen sie zu spielen. Pep Guardiola sei ein unglaublicher Trainer. Er sehe die kleinsten Details. Details, an die man gar nicht denken würde.

Generell hat sich der englische Fußball in vielerlei Hinsicht positiv auf Alfa-Ruprecht ausgewirkt, da er sich dadurch besser konzentrieren könne. Zusätzliche Trainingseinheiten haben bisher dafür gesorgt, dass er sich vor allem in vielen Bereichen verbessern konnte.

„Für mich ist es ganz selbstverständlich, meine Freizeit effektiv und sinnvoll zu nutzen. Natürlich spiele ich auch ab und zu Videospiele, aber generell ist es mir wichtiger, die Zeit zu nutzen, um meine Fähigkeiten zu entwickeln. Ich möchte für den Gegner im Spiel unberechenbarer werden, und das kann ich nur, wenn ich mehr tue und die Extrameile gehe“, so der junge City-Star, der hofft, bald den nächsten Schritt machen zu können und zum ersten Mal in der Premier League zu spielen.

Fazit:

Farid Alfa-Ruprecht ist ein Flügelspieler mit Spielmacherqualitäten, stark im Dribbling und auf beiden offensiven Außenbahnen einsetzbar. Seine Spielintelligenz, Mentalität und Torjägerqualitäten lassen ihn jetzt schon aus Citys Juniorenteams herausstechen – allerdings bleibt die Frage bestehen, wenngleich er bei den Profis mit trainieren darf, ob Pep für ihn zum Hindernis oder Förderer wird.

Trainer wie Stefano Pioli oder Carlo Ancelotti wären prädestiniert gewesen um dem jungen Hamburger Individualität und Freiheit auf dem Spielfeld zu lassen. Es bleibt also spannend wie es mit dem 18-jährigen Juwel unter Pep Guardiola weitergeht.

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