44% aller Aufsteiger müssen in ihrer ersten Saison wieder den Gang in die zweite Liga antreten. Es ist keine leichte Aufgabe, in der Premier League zu bestehen, insbesondere als Neuling. Die mit Stars gespickte Liga kann erbarmungslos sein und die finanzielle Übermacht der Top-Klubs wirkt oft einschüchternd. Letztes Jahr mussten sich alle drei Aufsteiger direkt wieder aus der Beletage des englischen Fußballs verabschieden. In dieser Saison stellen sich drei neue Vereine der Herausforderung – darunter zwei Rückkehrer. Wie schlagen sich Leicester, Southampton und Ipswich? (Bild: IMAGO / Colorsport)
Um die erste Saison in der Premier League zu überstehen, gilt als Faustregel, dass an die 100 Millionen Euro in den Kader investiert werden müssen, um überhaupt konkurrenzfähig zu sein. Diesem Grundsatz sind alle drei Klubs im Sommer gefolgt. Zudem haben sie allesamt junge, vielversprechende Trainer mit modernen Spielideen an der Seitenlinie. Doch die ersten Wochen haben bereits gezeigt, wie gnadenlos die Premier League sein kann.
8'— Southampton 1-0 Leicester
— CentreGoals. (@centregoals) October 19, 2024
28'— Southampton 2-0 Leicester
64'— Southampton 2-1 Leicester
74'— Southampton 2-2 Leicester
90+8'— Southampton 2-3 Leicester
WHAT. A. COMEBACK!! 🤯 pic.twitter.com/wZ5wZZh93h
Leicester City
Der Meister der vergangenen Championship-Saison startete verhalten unter Neu-Trainer Steve Cooper. Nach nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen sah es nach einer schwierigen Saison aus. Doch mittlerweile zeigt die Mannschaft Kampfgeist: In den letzten fünf Pflichtspielen gab es nur eine Niederlage – und das gegen den Titelaspiranten Arsenal. Das 2:2 hielt bis zur 94. Minute, ehe die Gunners in den Schlussminuten noch zweimal trafen und das Spiel für sich entschieden. Die Siege gegen Bournemouth und Mitaufsteiger Southampton wecken jedoch neue Hoffnung bei den Fans im King Power Stadium. Aktuell steht Leicester auf Platz 14 und hat bereits sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge.
Vereinslegende Jamie Vardy hat auch mit 37 Jahren noch nicht genug. Obwohl viele ihn abgeschrieben hatten, trägt Vardy weiterhin entscheidend zum Erfolg der Foxes bei. Mit drei Saisontoren ist er gemeinsam mit dem wohl aufregendsten Spieler des Kaders, Facundo Buonanotte, Leicesters treffsicherster Akteur. Der argentinische Leihspieler von Brighton & Hove Albion begeistert mit seiner enormen Dribbelstärke und Einsatzfreude die Fans. Drei Tore und zwei Vorlagen in sieben Spielen sind eine beeindruckende Bilanz für einen Offensivspieler eines Teams im unteren Tabellendrittel.
Auch Wilfred Ndidi sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Der eigentlich als Abräumer bekannte Mittelfeldspieler glänzt in dieser Saison als Vorlagengeber. Vier mal konnte er in der Liga bereits ein Tor auflegen, unter anderem schnürte er den Vorlagen-Doppelpack gegen den amtierenden Vizemeister Arsenal.
Leicester City hat sich für die Rückkehr in die höchste englische Spielklasse einen schlagkräftigen Kader zusammengestellt. Mit Wout Faes in der Innenverteidigung und Mads Hermansen im Tor ist die Defensive stabil besetzt. Im Mittelfeld überzeugen die ehemaligen Tottenham-Spieler Oliver Skipp und Harry Winks, während im Angriff Jordan Ayew als clevere Neuverpflichtung seine Klasse unter Beweis stellt.
🇦🇷 Facundo Buonanotte (19) in the Premier League this season:
— Leicester City Xtra. (@XtraLeicester) October 20, 2024
☑️ 5 starts
⚽️ 3 goals
🅰️ 2 assists
🔑 9 chances created
🚀 13 shots
💪 42 duels won pic.twitter.com/FHEVNMYCPM
Ipswich Town
Die "Tractor Boys" sind erstmals seit 22 Jahren wieder in der Premier League vertreten. Kieran McKenna, der Architekt des Erfolgs, hat Ipswich nach zwei düsteren Jahrzehnten – die 2019 ihren Tiefpunkt in der dritten Liga erreichten – zurück ins Rampenlicht des englischen Fußballs geführt.
In der vergangenen Saison gelang ihnen der direkte Durchmarsch in der Championship: Als Aufsteiger aus der League One schlossen sie die Saison auf einem beeindruckenden zweiten Platz ab, nur einen Punkt hinter dem Meister Leicester. Das letzte Team, dem ein solcher Durchmarsch gelang, war Southampton, das daraufhin elf Spielzeiten in der Premier League verweilte. Ein gutes Omen für Ipswich?
Das Auftaktprogramm war alles andere als gnädig für den Aufsteiger. Nach Niederlagen an den ersten beiden Spieltagen gegen Liverpool und Manchester City folgte eine Serie von vier Unentschieden in Folge – darunter auch gegen formstarke Gegner wie Aston Villa und Brighton. Doch die jüngsten Niederlagen gegen West Ham und Everton waren besonders bitter, da man sich dort durchaus Chancen auf den ersten Saisonsieg ausgerechnet hatte. Dieser lässt noch auf sich warten, doch McKenna hat bereits bewiesen, dass er in der Lage ist, eine schlagkräftige Truppe zu formen.
Mit den Verpflichtungen von Kalvin Phillips, Ben Johnson, Chiedozie Ogbene und Dara O'Shea hat Ipswich reichlich Erstliga-Erfahrung ins Team geholt. Zusammen mit talentierten Spielern aus der Championship wie Liam Delap, Omari Hutchinson, Jacob Greaves und Jack Clarke scheint eine vielversprechende Mischung gefunden worden zu sein.
Ipswichs bisher bester Spieler in dieser noch jungen Saison ist zweifellos Liam Delap. Der junge Mittelstürmer kam im Sommer für 18 Millionen vom Serienmeister Manchester City und überzeugt mit vier Saisontoren. Auch Linksverteidiger Leif Davis sorgt wie schon in den letzten beiden Spielzeiten für viel Offensivdrang, während die Innenverteidigung mit O'Shea und Greaves souverän agiert. In der Offensive hofft man noch darauf, dass die jungen Talente Clarke und Hutchinson endlich zünden. Gelingt dies, haben die "Tractor Boys" gute Chancen, in dieser Saison die Klasse zu halten.
Liam Delap - Start to the season
— Ous 🎥 (@CompsOus) October 6, 2024
2024-2025 pic.twitter.com/IVUsfZA7Xe
Southampton
Der Play-off-Gewinner der letzten Saison. Russell Martins Team beendete die Championship auf dem vierten Platz, sicherte sich aber den Premier-League-Aufstieg durch Siege gegen West Brom und Leeds im Play-off-Turnier.
In der Premier League angekommen, kämpfen die Saints mit Anpassungsschwierigkeiten. Obwohl sie den sechsthöchsten Ballbesitzanteil der Liga haben, gelingt es ihnen nicht, diesen Vorteil in Tore umzumünzen. Sechs Treffer in acht Spielen sind eine enttäuschende Bilanz. Sie führen außerdem die Statistik der Fehler, die zu Gegentoren führen, an. Martin hält unbeirrt an seiner Philosophie fest, von hinten rauszuspielen. Allerdings pressen die Teams in der Premier League besser als in der Championship und auch die Qualität der eigenen Spieler ist im Ligavergleich deutlich schwächer.
Aktuell belegt Southampton den 19. Platz mit nur einem Punkt, den sie gegen Mitaufsteiger Ipswich holen konnten. Im Spiel gegen Leicester führten sie nach einer halben Stunde bereits mit 2:0, mussten sich am Ende jedoch mit 2:3 geschlagen geben – ein bitteres Ergebnis und düstere Vorzeichen für den Traditionsklub aus der Hafenstadt.
Ein Lichtblick in dieser Saison ist der 18-jährige Tyler Dibling. Der talentierte Flügelspieler konnte gegen Ipswich auch schon sein erstes Premier-League-Tor erzielen und ist im rechten Mittelfeld gesetzt. Unterstützt wird er von Yukinari Sugawara. Der Rechtsverteidiger, Neuzugang von AZ Alkmaar, hatte keine Anlaufschwierigkeiten und entpuppte sich für die Ablöse von sieben Millionen Euro als echtes Schnäppchen. Sein Pendant auf der linken Seite Kyle Walker-Peters zeigt auch wie gewohnt gute Leistungen.
Im Mittelfeld stechen Flynn Downes und Mateus Fernandes hervor, die im Sommer von West Ham und Sporting Lissabon verpflichtet wurden. Sorgenkind ist aktuell Aaron Ramsdale, Neuverpflichtung von Arsenal, der immer wieder mit Unsicherheiten auffällt.
TYLER DIBLING SCORES HIS FIRST EVER PREMIER LEAGUE GOAL TO GIVE SOUTHAMPTON THE LEAD 🔥⚽️
— Rising Ballers (@RisingBallers_) September 21, 2024
Had Dalot on ropes when they played United and now bags his first goal... What. A. Player. pic.twitter.com/WqY5YdQUC5
Alle drei Aufsteiger haben sich bisher als konkurrenzfähig präsentiert. Doch am Ende müssen drei Teams den bitteren Gang in die zweite Liga antreten, und vor allem Southampton scheint in dieser Saison ernsthafte Probleme zu haben. Leicester City, sofern sie ihre aktuelle Form halten, dürfte nicht unmittelbar vom Abstieg bedroht sein. Ipswich bleibt eine Wundertüte: Sie verfügen über eine talentierte Mannschaft und einen hochgelobten Trainer, aber das allein garantiert noch keinen Klassenerhalt. Entscheidend wird sein, wie schnell die vielen Neuzugänge zu einem funktionierenden Team zusammenwachsen.
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