Fünf Spiele, ein Tor, fünf Gegentore, drei Punkte und der 18. Tabellenplatz. Das ist die grausame Bilanz der Villains in der noch jungen Premier-League-Saison. Vor wenigen Monaten führte Unai Emery sein Team noch ins europäische Geschäft, doch nun der freie Fall. Aston Villa steckt in einer Krise und das aus einer Vielzahl an Gründen. (Bild: IMAGO / Pro Sports Images)
Ein 0:0-Unentschieden zum Auftakt gegen Newcastle stimmte die Anhänger im Villa Park noch durchaus positiv, doch diese Zuversicht verflog spätestens nach den zwei darauffolgenden Niederlagen gegen Brentford und Crystal Palace. Nach einem weiteren 0:0-Remis gegen Everton dauerte es bis zur 67. Minute des 5. Spieltags, ehe Aston Villa - in Person von Rechtsverteidiger Matty Cash - das erstes Tor dieser Premier-League-Saison erzielte. Gegen ein dezimiertes Sunderland kam man jedoch nicht über ein 1:1 hinaus. Zusammen mit Tabellenschlusslicht Wolverhampton Wanderers bleibt Villa damit eine der wenigen Mannschaften ohne Dreier.
Vor weniger als sechs Monaten empfing man im Villa Park den Champions-League-Sieger Paris Saint-Germain und besiegte ihn sogar mit 3:2. Für den Einzug ins Halbfinale reichte es aufgrund der 3:1-Hinspielniederlage zwar nicht, doch Aston Villa bewies sich auf Europas größter Bühne und zeigte eindrucksvoll, dass mit ihm zu rechnen ist.
Das Aston Villa von heute ist allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst und mit dem Team, das PSG bis an seine Grenzen brachte, kaum noch vergleichbar.
Matty Cash melepaskan tendangan roket spektakuler 🚀 pic.twitter.com/KNJs7jdphB
— Vidio Sports (@VidioSports) September 22, 2025
Problem 1: Die Offensive
Erst ein geschossenes Tor in dieser Saison deutet auf eine äußerst unfruchtbare Offensive hin - vor allem, wenn man bedenkt, dass dieses Tor von einem Rechtsverteidiger erzielt wurde. Ollie Watkins & Co. kommen einfach noch nicht in Fahrt, und das entpuppt sich als großes Problem für die Villains. Mit nur fünf Gegentoren stellen sie immerhin eine solide Defensive.
Ein Blick auf die xG-Statistik (erwartete Tore) zeigt, dass Aston Villa sich schlichtweg nicht genug Chancen herausspielt. Das Team kreierte in den ersten fünf Saisonspielen gerade einmal 3,9 xG, was der schwächste Wert der Liga ist. Hinzu kommt, dass die Villains ihre wenigen Chancen auch nicht nutzen: Der Statistik nach hätten sie eigentlich schon vier Tore erzielen sollen.
Der Ausfall von Tielemans schmerzt in dieser Hinsicht gewaltig. Der Belgier ist für den Großteil der Kreativität im Spiel der Villains zuständig; in der vergangenen Saison steuerte er sieben Vorlagen bei. Auch die erst sehr späten Verpflichtungen der kreativen Offensivspieler Jadon Sancho und Harvey Elliott haben zur Folge, dass sie bislang noch keinen großen Einfluss auf das Spiel von Aston Villa nehmen konnten.
Die schwache Form von Torjäger Ollie Watkins ist ebenfalls ein Grund zur Sorge. Der Engländer steht trotz acht abgegebener Schüsse und einem xG-Wert von über eins noch immer bei null Saisontoren.
Worst xG underperformers in the Premier League this season (4+apps) :
— WhoScored (@WhoScored) September 23, 2025
◉ D. Welbeck (- 1.48)
◉ O. Watkins (-1.32)
◉ A. Diallo (-1.24)
◉ M. Cunha (-0.95)
◉ Beto (-0.90) pic.twitter.com/s14ZgQ0Xu8
Problem 2: Eine unruhige Transferphase
Aston Villa ging bereits mit einer Hypothek in den Sommer: Durch die Squad Cost Rules der UEFA (SCR) musste das Verhältnis von Lohnkosten zu Umsatz des Vereins auf maximal 70 Prozent gesenkt werden - nach zuletzt über 80 Prozent. Gleichzeitig begrenzt die Football Earnings Rule (FER) kumulierte Verluste auf 60 Millionen Euro. Laut The Athletic liegt Villa immer noch oberhalb des Limits und riskiert in dieser Saison erneut eine Strafe. Diese Zwänge haben die Transferaktivitäten stark beeinflusst und das Fenster von vornherein erschwert.
Die finanziellen Restriktionen führten dazu, dass zahlreiche Wunschspieler nicht verpflichtet werden konnten und improvisiert werden musste. Symbolisch dafür stand das Martinez-Drama: Der Torhüter wartete am Deadline Day stundenlang im Trainingszentrum, um einen Wechsel zu Manchester United zu erzwingen, allerdings vergeblich. Aston Villa hatte zu Beginn des Transferfensters schon Gespräche mit Mark Flekken als Ersatz geführt, verlor aber die Zeit und musste zusehen, wie der Keeper zu Bayer Leverkusen ging.
Am Ende blieb der große Umbruch aus. Jacob Ramsey war der einzige prominente Abgang, doch sein Verkauf wurde intern als „notwendig“ bezeichnet, um verschiedene Regularien einzuhalten, und drückte die Stimmung. Auf dem Platz wirkte das Team in den ersten Spielen passiv, die Startelf bestand zu großen Teilen noch aus Spielern vor Emerys Amtszeit. Es fehlten hochwertige Neuzugänge. Trotz 28 Verpflichtungen seit 2023 hat Villa derzeit einen alternden Kader. Es wurde viel Geld ausgegeben, aber es gibt nur wenig greifbaren Fortschritt.
The sale of Jacob Ramsey to Newcastle made waves at Aston Villa.
— 𝐓𝐨𝐭𝐚𝐥 𝐕𝐢𝐥𝐥𝐚 (@Total_Villa) September 2, 2025
He was very popular among team-mates and it’s understood that his preference was to sign a new deal and stay 🟣🔵
✍️ - [@TomCollomosse] #avfc pic.twitter.com/GIYEIdqzGc
Problem 3: Interne Unruhen
Das einst viel gepriesene Duo aus Trainer Unai Emery und Sportdirektor Monchi erlebte in diesem Sommer erstmals Turbulenzen. Die prekäre finanzielle Situation des Vereins und das teils versäumte Transferfenster ließen erstmals Zweifel an der Arbeit der beiden aufkommen. Insbesondere der Sportdirektor Monchi geriet zunehmend in die Schusslinie.
Die Gerüchte, dass der Spanier seinen Posten räumen würde, kursierten daher bereits seit Ende des Transferfensters. Inzwischen ist es offiziell - intern überrascht diese Entscheidung wohl kaum jemanden.
Der Nachfolger kommt ebenfalls aus Spanien und heißt Roberto Olabe. Der 57-Jährige war sieben Jahre lang bei Real Sociedad tätig und unter anderem verantwortlich für die Transfers von Alexander Isak, Martin Ödegaard, Mikel Merino oder Martin Zubimendi. Er soll die Villains nun mit seinem Scharfsinn im Scouting und auf dem Transfermarkt wieder auf die richtige Bahn lenken.