Sich als Aufsteiger in der Premier League zu etablieren, ist so schwierig wie nie zuvor. In den vergangenen beiden Saisons mussten alle sechs Neuankömmlinge den direkten Gang in die Championship antreten. In diesem Jahr stellen sich Leeds United, Burnley und Sunderland der Herausforderung. (Bild: IMAGO / Sportsphoto)
Die Schere zwischen der Premier League und der Championship wird Jahr für Jahr größer. Jede Saison mit Erstligaeinnahmen vergrößert dabei den Vorsprung auf die Zweitligaklubs. Die restlichen 17 Vereine gehören nun seit mindestens drei Jahren zum Kern der Beletage und auch die Teams aus der unteren Tabellenhälfte sind für die Aufsteiger finanziell kaum aufzuholen.
All three promoted sides in the Premier League already got a league win before Manchester United this season 😳
— ESPN FC (@ESPNFC) August 25, 2025
Sunderland ✅
Burnley ✅
Leeds United ✅ pic.twitter.com/y7m9TJwdzs
Auch dieses Jahr haben Leeds und Sunderland jeweils über 100 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben. Summen, die notwendig sind, um in der Premier League zu bestehen. Denn ein Kader, der für den Aufstieg aus der Championship ausreicht, kann nicht mehr in der ersten Liga mithalten. Dieser Zwang, viel Geld in Neuzugänge zu stecken, um die Qualitätsunterschiede aufzuholen, zerbricht die Aufstiegsmannschaft und somit auch das Mannschaftsgefüge. Dort die richtige Balance zu finden, fällt vielen Aufsteigern enorm schwer.
Burnley
Die Clarets sind wie auch schon vor zwei Jahren unter Vincent Kompany nach nur einem Jahr in der Championship direkt wieder aufgestiegen. Allerdings ist man auch diesmal nicht unbedingt besser für die unruhigen Gewässer in der Premier League gewappnet.
Mit Scott Parker steht ein Trainer an der Seitenlinie, der bereits mit Fulham und Bournemouth nach einem geglückten Aufstieg in der Premier League scheiterte. Er ist gerade einmal 44 Jahre alt, was für einen Fußballtrainer noch relativ jung ist, und hat in den letzten Jahren weiter Erfahrungen sammeln können. Nichtsdestotrotz spricht seine Bilanz gegen ihn. In der vergangenen Saison überzeugte Burnley vor allem mit ihrer brillanten Defensive. Dort haben sie aber nun ein elementares Puzzlestück in James Trafford verloren, der zu Manchester City zurückkehrte. Gegen bessere Gegner ist eine ähnliche Defensivstärke auch nicht zu erwarten.
Burnley are the bookmakers' favourites to be relegated this season.
— Squawka (@Squawka) August 15, 2025
Can Scott Parker keep them up? 🤔 pic.twitter.com/KNC1m5LjZL
Es fehlt den Clarets im Kader auch an Qualität, um in der Premier League zu bestehen. Mit Maxime Esteve und Marcus Edwards hatte man bereits zwei Unterschiedsspieler im Kader. Allerdings hat man auf dem Transfermarkt nicht ausreichend nachgelegt. Lesley Ugochukwu kam von Chelsea und bringt definitiv das nötige Niveau mit, und auch Kyle Walker wird trotz seines hohen Alters eine gute Rolle im Abstiegskampf spielen können. Mit Armando Broja geht man ein hohes Risiko ein. Der Albaner sucht seit Jahren seine Form und könnte sich, trotz seines Potenzials, als Fehleinkauf erweisen. Es fehlt dem Team von Scott Parker an allen Enden an Qualität. Ein schwieriges Jahr steht bevor.
Abstiegswahrscheinlichkeit: 95%
Sunderland
Die Black Cats sind sicherlich der spannendste Aufsteiger dieses Jahr. Nach vielen grauen Jahren, die zwischenzeitlich in der dritten Liga ihren Tiefpunkt fanden, ist man nun zurück im englischen Obergeschoss. Seit Jahren setzt man dabei auf junge Spieler, die sich gemeinsam mit dem Verein weiterentwickeln. Eine Strategie, die sich ausgezahlt hat. Man hat zahlreiche spannende Spieler im Kader wie Chris Rigg, Daniel Ballard, Trai Hume oder Eliezer Mayenda.
Dieses Potenzial hat man mit weiteren jungen Spielern erweitert. Habib Diarra (21) und Noah Sadiki (20) überzeugten bereits am ersten Spieltag beim 3:0-Auftaktsieg. Chemsdine Talbi (20) und Simon Adingra (23) bringen außerdem Schwung in die Offensive. Man hat dabei die Erfahrung nicht vernachlässigt. Granit Xhaka (32) kam von Bayer Leverkusen und wurde prompt zum Kapitän ernannt. Reinildo (31) wurde von Atlético Madrid verpflichtet und Arthur Masuaku (31) bringt ebenfalls Premier-League-Erfahrung mit.
WE ARE SUNDERLAND 😤#SUNWHU pic.twitter.com/Dr8AMJNSJa
— Sunderland AFC (@SunderlandAFC) August 16, 2025
Mit Régis Le Bris steht außerdem ein sehr kompetenter Trainer an der Seitenlinie, der bereits in der Ligue 1 beim FC Lorient seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte. Man hat außerdem mittlerweile Eigentümer, die den Verein sowohl finanziell als auch in anderen Hinsichten stark unterstützen, sodass in Sunderland zurzeit eine sehr positive Stimmung herrscht. Die Euphorie, endlich nach zahlreichen Jahren in der Bedeutungslosigkeit wieder im Main-Event des englischen Fußballs angekommen zu sein, könnte vor allem bei Heimspielen ein entscheidender Faktor sein.
Trotz des Potenzials der Mannschaft und des Vereins wird das keine einfache Saison. Der Kader ist sehr jung und bis auf wenige Ausnahmen befindet sich kein Spieler auf seinem Zenit. Die meisten sind noch davor oder schon drüber. Die Premier League ist unbarmherzig und gewährt jungen Spielern nicht immer die Zeit, sich in Ruhe zu entwickeln. Vor allem in engen, nervenzehrenden Spielen könnte die junge Mannschaft unter Druck geraten. Die Konkurrenz im Abstiegskampf ist ebenfalls stark.
Abstiegswahrscheinlichkeit: 45%
Leeds United
Das Team von Daniel Farke geht als Zweitligameister in diese Saison. Sie haben einen sehr ausbalancierten Kader, den sie gezielt verstärkt haben. Die bereits gute Defensive um Ampadu, Rodon und Strujk wurde mit Jaka Bijol weiter verstärkt. Der Slowene bringt die nötige Physis mit, die man als Aufsteiger in der Innenverteidigung braucht. Mit Anton Stach von der TSG Hoffenheim und Sean Longstaff verpflichtete man zwei sehr physisch starke zentrale Mittelfeldspieler, die das Mittelfeld um Ao Tanaka komplettieren.
Leeds’ New Signing Anton Stach’s Instagram is a brilliant viewing😂😂😂 pic.twitter.com/qH7dyoFN4x
— The 44 ⚽️ (@The_Forty_Four) August 20, 2025
Es fehlen allerdings noch Unterschiedsspieler in der Offensive. Daniel James und Wilfried Gnonto sind gute Alternativen. Zudem verpflichtete man Noah Okafor, der aber wie auch Dominic Calvert-Lewin und Lukas Nmecha, die man ebenfalls für den Angriff verpflichtete, eine lange Verletzungshistorie hat.
Daniel Farke wird sich nach zwei Premier-League-Abstiegen mit Norwich City ebenfalls nochmal beweisen müssen. Der Deutsche überzeugt aber seit seiner Ankunft bei Leeds.
Der starke Kern der Mannschaft, rund um die Innenverteidigung und das zentrale Mittelfeld, lässt den Klassenerhalt realistisch erscheinen. Wenn in den letzten Wochen des Transferfensters noch weitere Alternativen für die Offensive verpflichtet werden, darf Leeds sich Hoffnungen auf ein zweites Jahr in der Premier League machen.
Abstiegswahrscheinlichkeit: 30%