Real Betis Sevilla zählte in der vergangenen Saison zu einer der größten Überraschungsmannschaften, denn der Klub aus Sevilla erreichte den 6. Platz und positionierte sich damit vor dem Stadtrivalen FC Sevilla. Dies liegt mitunter an dem Trainerwechsel vor der Saison, als man Quique Setién von UD Las Palmas für sich gewinnen konnte. Dieser installierte ein funktionierendes Positionsspiel, was nicht nur effektiv war, sondern auch noch schön anzusehen.
Der Vorteil bei Betis war dabei aber, dass er in Sevilla mehr Spieler hatte, die sich mit dieser Taktik identifizieren konnten und insgesamt einfach eine bessere individuelle Klasse hatten. Am Ende der Saison stand man dann mit zwei Punkten vor dem Erzrivalen und feierte eine erfolgreiche Saison hinter dem Meister FC Barcelona, den Madrid-Klubs, Valencia und Villarreal.
Eine der Entdeckungen der Saison war der junge Spanier Fabián Ruiz. Der zentrale Mittelfeldspieler passte perfekt in das System Setién’s, wodurch er sich zum Stammspieler entwickelte. Seine Position war vor der 3er-Abwehrkette als tiefstehender Spielmacher, mit dem ganzen Mittelfeld und Sturm vor der Nase.
Stärken:
Sein Spielstil kann als tiefstehender Spielmacher beschrieben werden. Er schafft es oft den Ball unter Druck zu gewinnen sowie zu halten, und mit seiner Technik schaffen es manchmal sogar vier Verteidiger gleichzeitig nicht, ihm den Ball abzunehmen! Er spielt viele Kurzpässe mit der Abwehrreihe, um die Offensive zu Laufwegen anzustiften. Das war besonders auffällig beim Spiel von Betis gegen Real Madrid, als man zwar 5:3 verlor, Ruiz jedoch der Mann auf dem Feld war, der die meisten Pässe spielte. Weiterhin beachtet er stark die vorgegebene Taktik, doch er schafft es immer wieder durch geschickte Antizipation, die Pässe der Gegner abzufangen und so wieder in Ballbesitz zu geraten.
Neben der Technik gefällt uns aber an Ruiz auch, dass er ein Gefühl für das Spielgeschehen hat und durch seine Läufe ohne den Ball in der Abwehr der Gegner Lücken für seine Mitspieler aufreißen kann. Zudem spricht auch für seine Spielintelligenz, dass er genau weiß, wie stark und zu welchem Timing er den Ball in den freien Raum spielen muss, damit der Mitspieler diesen ohne Probleme bekommt. Es wirkt geradezu so, als denkt er einen Schritt voraus und weiß genau, wie seine Mannschaftskollegen sich verhalten werden und kann davon profitieren, denn seine Pässe wirken dadurch noch intelligenter und unberechenbarer. Ein passendes Beispiel hierfür wäre am 17. Spieltag der La Liga, an dem Betis auf Athletic Bilbao traf. Das Spiel ging zwar 2:0 verloren, doch in der 49. Minute gab es eine herausragende Situation. Von Joaquin aus der Zentrale kommt der Ball auf Ruiz, der sieht, dass Durmisi ihn überläuft. Indem er dann aber kurz verzögert, sorgt er dafür, dass Durmisi sich in einer besseren Position befindet und er nun den perfekt getimten Ball spielen muss.
Ruhe als einer der wichtigsten Faktoren
In den vergangenen Jahren ist das physische Level der Spieler enorm gestiegen. Die Ausdauer der Spieler und die Tacklings werden immer besser und dementsprechend benötigt es Spieler, die dann auch unter Druck konsequent noch erfolgreiche Pässe spielen können. Sie haben einen kürzeren Zeitraum, um Entscheidungen zu treffen, und genau diese Skills bringt Ruiz mit, zwar nicht auf Weltklasseniveau, aber mit seiner Ruhe auf einem guten Weg dahin. Genau aus diesem Grund passte Ruiz so optimal in das System Setién’s, doch nun steht ein neues Abenteuer für ihn an.
Unter Ancelotti der nächste Schritt?
In der Serie A tritt Ruiz nun bei den Azzurri das Erbe von Jorginho an, der für eine Ablösesumme von 57 Mio. Euro zum FC Chelsea London gewechselt ist. Von dieser Summe wurden 30 Mio. direkt nach Sevilla überwiesen, um Ruiz nach Italien zu lotsen. Dort wird er dann unter der Trainerikone Carlo Ancelotti trainieren und sich hoffentlich weiter perfektionieren. Denn im Gegensatz zum Vorgänger Jorginho muss Ruiz noch etwas nachlegen. Wir wissen natürlich, dass beide nicht direkt miteinander zu vergleichen sind, da Ersterer eher defensiv ausgerichtet ist, man könnte ihn sogar als Sechser bezeichnen, während Ruiz mehr die Rolle des Achters einnimmt und mehr Offensivdrang hat.
Jorginho vs. Ruiz
Ruiz ist ebenso gut in der Defensive, keine Frage. Genauso wie in der Offensive kann er auch in der Defensive das Spiel lesen und Pässe abfangen. Er hat ein kompetentes Tackling mit einer enormen Arbeitsrate, die es ihm ermöglicht, sich mit nach hinten fallen zu lassen und defensiv auszuhelfen, falls es notwendig ist. Insgesamt ist Ruiz defensiv aber nicht so stabil wie Jorginho, aber mit ein wenig Training unter Carlo Ancelotti kann er seine Defensivqualitäten verbessern und somit zu einem noch mehr ausbalancierten zentralen Mittelfeldspieler werden. Hingegen zu Jorginho kann Ruiz aber für mehr Torgefahr auf der linken Mittelfeldzentrale sorgen, denn mit seinem linken Fuß konnte er schon den ein oder anderen gefährlichen Distanzschuss bei Betis Sevilla abliefern. Diese Gefahr aus der Ferne wird sich bei ihm nach und nach immer mehr steigern, das ist sicher, und irgendwann muss man bei ihm nicht nur aufpassen, dass er einen Schlüsselpass spielen könnte, sondern auch noch, dass er stattdessen schießen könnte.
Schwächen:
Bei ihm Defizite zu finden, war nicht gerade leicht. Seinen Abschluss könnte er auf jeden Fall noch verbessern, denn letzte Saison brachte er zwar viele seiner Schüsse aufs Tor, doch treffen konnte er nur dreimal. Dies führt zu einer Quote von lediglich 10%, welche nicht besonders gut ist. Zudem wäre es wünschenswert, wenn ein solch großer Spieler wie er noch ein wenig kopfballstärker werden würde. Dies würde sein Spiel nochmals aufwerten und ihn zu einem noch kompletteren Spieler machen.
Prognose:
Fabian Ruiz ist eines der vielversprechendsten Mittelfeldtalente in Spanien gewesen. Nach dem Abgang von Dani Ceballos zu Real Madrid erhielt Ruiz die Chance bei Betis und nutzte sie. Nun hat er nach dem Abgang von Jorginho die Chance, sich bei einem größeren Klub durchzusetzen. Man sollte aber nicht vergessen, dass er im Mittelfeld der Neapolitaner namhafte Konkurrenz hat. Unter anderem Zielinski könnte sich einen starken Zweikampf mit ihm liefern, wenn man davon ausgeht, dass Hamsik und Allan gesetzt sind. Jedoch besitzt Ruiz nicht nur auf dem Feld einen enormen Durchsetzungswillen, sondern auch abseits und er stellte des Öfteren unter Beweis, dass er ein richtiger Kämpfer ist. Mit seiner feinen Technik könnte er jedenfalls herausragen und den Umstieg von La Liga zur Serie A gut meistern. Wir sind gespannt, was für eine Rolle er in Ancelottis Spiel haben wird und wie er diese entgegennimmt. Insgesamt ist es auf jeden Fall eine sehr erfolgreiche Verpflichtung eines Talents, dass nicht viele Leute auf dem Schirm hatten. Doch wir sind uns sicher, dass er sich um einiges steigern und sich langfristig gesehen auch für die Nationalmannschaft empfehlen wird.