In den letzten Jahren sind immer häufiger Verhaltensmuster zu erkennen, die man so lange Zeit nicht für möglich gehalten hat. Früher hatte ein Vertrag noch eine für alle vertretenen Parteien bindende Wirkung und letztendlich konnte der Verein über einen Kauf oder Verkauf eines Spielers frei entscheiden. Doch der Fußball ist immer mehr zum puren Geschäft geworden, richtige und vor allem echte Emotionen von Spielern bezüglich ihres Vereines sind wahrlich selten geworden. Das Geld ist nun die primäre Motivation eines Profifußballers, nur noch wenige betreiben diesen so beliebten Sport aus reiner Freude am Fußball.
Dabei ist vielen Sportlern auch die an sich bindende Wirkung eines Vertrages mittlerweile völlig gleichgültig. Verträge bedeuten trotz ihrer Laufzeit so gut wie gar nichts mehr und umstrittene Berater beeinflussen die heutige Spielergeneration immens. Besonders Spieler, die für einen von ihnen angestrebten Wechsel gar in Streik treten, machen den Sport immer mehr kaputt und werfen einen großen Schatten auf den Fußball. Zum wiederholten Mal könnte nun der FC Barcelona Profit von solchen Spielerstreiks schlagen. Alles nur Zufall oder skrupellose Transfertaktik?
Auf Dembélé folgte Coutinho
Selbst den Sympathisanten der Katalanen dürfte die Art und Weise aufstoßen, mit welcher die ganz großen Deals im dreistelligen Millionenbereich abgelaufen sind. Begonnen hat derweil alles mit dem Wechseltheater um Ousmane Dembélé. Der Franzose war im Sommer 2017 fester Bestandteil des Kaders von Borussia Dortmund. Der Bundesligist wollte sein Top-Talent nicht abgeben und auch der Offensivspieler selbst dementierte jegliche Abschiedsgedanken. Doch seine Meinung änderte sich offensichtlich ziemlich schnell, denn so trat der damals erst 20-Jährige in Streik und kam nicht mehr zum Training. Die Verantwortlichen des BVB waren zum Handeln gezwungen, stimmten einem Transfer nach Wochen der intensiven Verhandlungen am Ende zu. Nur wenige Tage später äußerte sich Dembélé zu seinem Vorgehen und rechtfertigte sich, von Reue war nichts zu hören. Ein erstes negatives Signal an die Vereine, denn die Macht schien sich so langsam in die Richtung der Spieler zu drehen, von Moral konnte fortan keine Rede mehr sein.
Doch Dembélé sollte keine Ausnahme bleiben, denn auch Philippe Coutinho versuchte seinen Wechsel wenig später zu erzwingen. Erneuter Nutznießer dieser Situation, der FC Barcelona. Nachdem ein Transfer vom FC Liverpool zu den Katalanen im Sommer 2017 noch nicht zustande kam, war der Deal im Januar 2018 dann in trockenen Tüchern. Erneut trat ein Spieler in Streik, täuschte offensichtlich Verletzungen und Krankheiten vor und bekam am Ende seinen Willen. Innenverteidiger Gerard Pique bestätigte sogar öffentlich, dass Coutinho für einen Wechsel zu seinem Klub streikt. Konsequenzen sollten die Transfers von Dembélé und Coutinho allerdings keine haben.
Auch Griezmann und Neymar streiken
Nun könnten sich mit Antoine Griezmann und Neymar erneut zwei Stars zum FC Barcelona streiken und so würde sich Geschichte wiederholen. Der französische Nationalspieler Griezmann soll sich bereits seit März mit Barca einig sein, die Verhandlungen wurden im Februar gestartet. Zu diesem Zeitpunkt war sowohl im Kampf um die spanische Meisterschaft als auch um die Champions League noch alles offen, weswegen Atletico Madrid über die Enthüllungen dessen alles andere als glücklich ist. Zudem weigerte sich Griezmann zuletzt am Training in Madrid teilzunehmen. Die emotionale Belastung soll laut seines Anwalts zu hoch für ihn sein. Dieses Verhalten will man bei Atletico zwar nicht tolerieren und lehnt die vom FC Barcelona angebotene Ratenzahlung bei der Ablösesumme ab, doch welche Chance auf einen Verbleib bleibt den Madrilenen überhaupt? Mittlerweile soll der Angreifer sogar bereit sein, seine Ausstiegsklausel selbst zu zahlen, wodurch er auch nicht mehr am Training teilnehmen müsse und der Transfer damit zu gut wie perfekt wäre. Auch dieses Mal holt der FC Barcelona wohl einen Spieler unter äußerst umstrittenen Umständen.
Doch neben Griezmann soll mit Neymar noch ein Spieler den Weg nach Barcelona finden. So strebt der Brasilianer mit aller Macht einer Rückkehr zu seinem alten Arbeitgeber entgegen und hat sich Medienberichten zufolge schon vor Wochen mit den Verantwortlichen auf die Rahmenbedingungen seines neuen Vertrages geeinigt, obwohl sein aktueller Arbeitgeber ihn nicht verkaufen will. Die Verantwortlichen von Paris Saint-Germain betonten ein ums andere Mal, dass Neymar definitiv nicht zum Verkauf steht und man fest mit ihm plant. Dies sieht der Offensivstar wahrlich anders, will dem Verein unbedingt den Rücken kehren und schwänzte nun auch den Trainingsauftakt bei den Franzosen. Sein Vater nahm ihn nach der aufkommenden Kritik direkt in Schutz, der neue sportliche Leiter von PSG Leonardo sprach wenig später jedoch von Konsequenzen. Die Ausrede waren derweil Termine, die in keinster Art und Weise mit seinem Klub vereinbart worden waren. Gleichzeitig stellte Leonardo klar, dass Neymar den Verein bei einem passenden Angebot dann doch verlassen kann und es auch losen Kontakt zum FC Barcelona gab. Doch auch hier droht ein Streik von der Spielerseite aus, bis der Transfer finalisiert ist, und erneut profitieren die Katalanen davon.
Die Katalanen schaufeln sich ihr eigenes Grab!
Vielen Beobachtern und Fans des heutigen Fußballs ist nach den neusten Entwicklungen beim FC Barcelona bereits aufgefallen, dass hierbei längst nicht mehr von puren Zufällen gesprochen werden kann, denn dafür wiederholen sich diese Streiks dann doch in einer gewissen Regelmäßigkeit. Klar ist aber auch, dass nicht ausschließlich der FC Barcelona von Spielerstreiks profitiert, denn auch bei anderen Klubs kam es schon zu eben solchen. Jedoch finden die Streiks bei Transferzielen des spanischen Meisters nicht nur regelmäßig statt, die gehandelten Ablösesummen befinden sich zudem in enormen Höhen. Die Klubs der Spieler werden durch das Streiken immens unter Druck gesetzt, müssen deswegen handeln und sind fast schon zu Verkäufen gezwungen. Diese finden dann am Ende nicht selten unter der eingangs vorgestellten Ablöseforderung statt.
Die Katalanen werden aber früher oder später wahrscheinlich feststellen müssen, dass sie sich mit ihren Praktiken bei ihren Top-Transfers keinen Gefallen tun. Die zum Verkauf ihrer Stars gezwungenen Teams werden die Art und Weise des FC Barcelona mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allzu schnell vergessen und künftige Verhandlungen daher schwieriger gestalten. Mit einem großen Entgegenkommen darf man also nicht mehr unbedingt rechnen, denn dafür zerstört man nicht nur das eigene Ansehen, sondern im schlimmsten Fall halt ebenso seine Beziehungen zu anderem Verantwortlichen. Die Praktiken des FC Barcelona, mit denen der Weltklub auch nachhaltigen den Fußball noch weiter zerstört, dürften langfristig gesehen dann also doch mit deutlichen Konsequenzen enden. Ein Ende dieses Vorgehens ist aber wahrscheinlich so lange nicht in Sicht, bis klare Regelungen eingeführt werden, die Vereine in solchen Situationen wie bei eben solchen Streiks unterstützen. Gewinner gibt es bei solchen Abläufen jedoch keine, großer Verlierer ist dabei der Fußball an sich. Die schwindende Moral und der verloren gegangene Anstand vieler Beteiligter in diesem Geschäft sorgen dabei für eine nachhaltige Zerstörung des Rufs im Profifußball.