In der abgelaufenen Spielzeit der dänischen Superliga machte ein 19-jähriger Knabe auf sich aufmerksam. Sein Name: Andreas Skov Olsen, welcher das Trikot des dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland trug und sogar einen langjährigen Rekord einstellte.
Der Junioren-Nationalspieler konnte mit 19 Toren in 26 Spielen der Hauptrunde beeindrucken, in der Meisterrunde waren es dann noch drei Tore in zehn Begegnungen. Diese beeindruckende Anzahl von Toren und Vorlagen, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Junge als Rechtsaußen spielt, brachte ihm auch den Rekord ein, den Peter Møller, der erfolgreichste Teenager in der Geschichte des dänischen Fußballs, zuvor gehalten hatte.
Insgesamt kam der Youngster in seinen 44 absolvierten Pflichtspielen der Saison auf 32 direkte Torbeteiligungen – eine Statistik, die sämtliche Talentscouts in Europa aufhorchen ließ.
Zudem bestärkten dessen exzellenten Auftritte und das Erreichen des Halbfinales bei der U21-Europameistrschaft 2019 sämtliche Topclubs darin, um das skandinavische Ausnahmetalent zu buhlen. Trotz lukrativer Angebote von insgesamt 20 Vereinen, darunter Giganten wie der FC Barcelona, oder der FC Bayern München, entschied sich der mittlerweile 20-jährige Außenstürmer nach langem Zögern für den FC Bologna.
„Mein Herz entschied sich für Bologna“
„Ich bin noch sehr jung, und es war das erste Mal, dass ich meine Heimat verlassen musste, daher brauchte ich viel Zeit zum Nachdenken. Bologna respektierte das, und das wusste ich sehr zu schätzen. Zudem bemühten sie sich am meisten um mich und verfolgen mich schon sehr lange. Daher entschied sich mein Herz für diesen Verein und dessen Projekt“, offenbarte Olsen bei seiner Präsentation.
Mit Bologna-Coach Sinisa Mihajlovic verstand sich das Talent bei der ersten Begegnung prächtig und ließ sich vom ehemaligen Standard-Spezialisten zu einer Wette hinreißen. „Ich traf ihn, als ich das erste Mal das Trainingszentrum besuchte. Ich schloss mit ihm eine Wette ab, dass ich einen besseren linken Fuß als er habe“, scherzte der Neuzugang der „Rossoblu“ mit den neugierigen Journalisten.
Aus der Not eine Tugend
Dass Olsen einen eisernen Willen besitzt und sich durch nichts und niemanden zurückwerfen lässt, bewies er bereits in seiner Jugend. Andreas gab seine ersten Schüsse ab, als er vier Jahre alt war, in einem kleinen Klub in seiner Heimatstadt Hillerød, vor den Toren Kopenhagens. Er besaß damals schon eine herausragende Schusstechnik und Frühreife, die im dänischen Provinzfussball eine Seltenheit darstellten. Seine Eigenschaften blieben nicht unentdeckt, was ihn mit 11 Jahren zu einem Spieler des Erstligisten FC Nordsjaelland machte.
Doch bevor Skov Olsens Traum wirklich begann, wies ein Jugendtrainer des Vereins darauf hin, dass der Junge Qualität habe, aber zu langsam sei. Das hatte ihm noch niemand gesagt. Dann begann Andreas hart an sich zu arbeiten und nahm die Leichtathletik neben den Fussball in den Fokus. Die Warnung des Trainers war schnell vergessen: Schnelligkeit wurde zum Markenzeichen des Jungspunds.
Doch das Schicksal schlug im Alter von 13 Jahren zurück. Aufgrund starker Schmerzen in seiner Hüfte, war der Teenager gezwungen, aufzuhören. Der komplette Heilungsprozess beanspruchte ganze zwei Jahre, ehe Olsen wieder kicken durfte. Viele hätten aufgegeben, aber für Andreas gab es nur Fußball und so kämpfte er sich mit ehernem Willen zurück.
Doch was zeichnet Olsen fußballerisch aus, was für ein Typ Spieler ist er? Woran sollte er noch feilen? Der Sache gehen wir jetzt mal auf den Grund.
Spielerprofil:
Olsens bevorzugte Position ist die des Rechtsaußens in einem offensiven Dreier-Mittelfeld, welcher gerne den Weg ins Zentrum sucht, um dann in Robben-Manier mit seinem exzellenten Linken abschliessen zu können. Jedoch ist er flexibler als sein holländisches Vorbild einsetzbar.
„Mein Vorbild ist Arjen Robben, jedoch kann ich auch auf der linken Seite und den zentralen Part spielen.“ Seine 187 cm machen ihn für sein junges Alter zu einem kraftvollen und athletisch beeindruckenden Spieler, wenngleich seine physische Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen scheint.
Stärken:
Olsen besitzt nicht nur einen tödlichen, sondern auch einen technisch versierten linken Fuß. Ein toller erster Kontakt und furztrockene Abschlüsse aus dem Stand in den Winkel stellten bei ihm in Dänemarks Eliteliga keine Seltenheit dar. Doch auch sein „schwacher“ Rechter kann sich sehen lassen und wird nicht nur zum Stehen von ihm gebraucht.
Denn oftmals zieht er auch mal zur Grundlinie, um den Ball mit dem rechten Fuß in die Box zu flanken, oder schließt kurzerhand auch zielgenau mit diesem ab. Sieben seiner 19 Tore in der Superliga erzielte Olsen mit seinem Rechten, was ihn zu einem absolut unberechenbaren und beidfüßigen Flügelstürmer macht.
Doch auch ohne den Ball, reißt der junge Däne immer wieder Löcher in die gegnerischen Abwehrreihen und schafft damit uneigennützig Räume für seine Mitspieler. Denn seine Laufwege führt er im Stile eines routinierten Strafraumfuchses aus, was eine sehr ungewöhnliche Eigenschaft für Spieler seines Alters ist. Zudem bringen ihn sein Instinkt, und daraus resultierend dessen Positionsspiel, statistisch so oft in aussichtsreiche Abschlusssituationen, wie ein Mittelstürmer, was seine exzellente Torquote erklärt.
Schwächen:
Doch wie die meisten Talente gibt es noch zahlreiche Kanten, die an diesem Rohdiamanten geschliffen werden müssen. Denn gegen die eigene Spielhälfte seines Teams, scheint der Youngster eine Allergie zu haben. Weder beteiligt sich dieser am Aufbauspiel seiner Mannschaft, noch arbeitet er effektiv genug gegen den Ball. Meist positioniert dieser sich zu weit weg von seinen Teamkollegen und offenbart damit gefährliche Räume für den Gegner.
Zudem denkt Bolognas Nummer 17 auch bei Ballbesitz des Gegners stets offensiv und bringt sich daher gerne für einen potentiellen Konter in zu offensive Positionen, was natürlich gegenüber seinen Teamkameraden eine ziemlich fahrlässige Attitüde darstellt und Trainer Sinisa Mihajlovic immer wieder Sorgenfalten auf die Stirn zaubert.
Zudem muss Olsen noch an seinem ausbaufähigen Passspiel arbeiten, denn weder in Dänemark (75 Prozent Passquote) noch in der Serie A (78 Prozent) konnte er mit diesem überzeugen. Oft zieht er die persönliche, der kollektiven Lösung vor, auch wenn Letztere viel einfacher wäre. Alle diese Defizite scheinen jedoch mit dem jungen Alter und der Unerfahrenheit des Dänen zusammenzuhängen.
Im Schatten Orsolinis
In der laufenden Saison konnte sich Olsen noch nicht als Stammspieler etablieren (19 Einsätze, ein Tor), auch deswegen, da sein Pendant Riccardo Orsolini, Bolognas Topscorer mit sieben Toren und vier Assists, einfach schon wesentlich weiter in seiner Entwicklung ist.
Jedoch reift er im Schatten des ehemaligen Juve-Profis stetig weiter. In seinen Kurzauftritten in der Liga und dessen Debüt-Tor beim 2:1 Erfolg über Neapel, deutete Olsen schon an, dass mit ihm langfristig im italienischen Oberhaus zu rechnen ist.
Bologna hat gewiss eines der größten und interessantesten Talente aus dem gesamten skandinavischen Raum verpflichtet. Angesichts der erschwinglichen Ablösesumme, die bei rund 6 Millionen Euro lag, können wir den Scouts von Bologna nur gratulieren, dass sie Andreas Skov Olsen nach Italien geholt haben.
Sechs Millionen Euro für einen Spieler, der das Potenzial zur Weltklasse besitzt, sind in der heutigen Zeit und gerade für die mittelklassigen „Rossoblú“ ein absoluter Transfer-Coup!